Kannappa Nayanar: Unterschied zwischen den Versionen
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Am 6. Tag ging Tinnanar wie üblich fort, um Speisen für den Herrn zu besorgen. Auf dem Rückweg, sah er mehrere böse Vorzeichen, die ihm den Eindruck gaben, dem Herrn sei etwas geschehen; er war sich seiner selbst überhaupt nicht bewusst, er dachte nicht daran, dass ihm etwas zustößen könne. Tinnanar lief zum Tempel und war zu [[Tod]]e betrübt, als er sah, dass aus dem rechten [[Auge]] des Herrn Blut floss. Alles, was er für das Ritual besorgt hatte, fiel ihm aus den [[Hand|Händen]]. Er weinte bitterlich und konnte sich nicht vorstellen, wie jemand dies dem Herrn antun konnte. Mit Kräutern behandelte er das Auge. Doch die Blutung wollte nicht versiegen. Da kam ihm ein einfacher Gedanke: „Fleisch für Fleisch“. Auf der Stelle nahm er seinen Bogen und stach sich selbst das rechte Auge aus und setzte es auf das rechte Auge des Herrn. Sofort hörte das Bluten auf. Da war er sehr glücklich. Als er vor [[Freude]] tanzte, bemerkte er jedoch, dass nun das linke Auge des Herrn zu bluten begann. Aber er wusste ja bereits, wie das zu kurieren sei. Da gab es nur ein Problem: Wie konnte er das Auge des Herrn finden, wenn er sein eigenes verbleibendes Auge herausgenommen hatte? Tinnanar plazierte seinen [[Fuß]] genau dahin, wo des Herrn linkes Auge auf dem Lingam war und begann dann, sich sein linkes Auge mit dem Bogen herauszunehmen. | Am 6. Tag ging Tinnanar wie üblich fort, um Speisen für den Herrn zu besorgen. Auf dem Rückweg, sah er mehrere böse Vorzeichen, die ihm den Eindruck gaben, dem Herrn sei etwas geschehen; er war sich seiner selbst überhaupt nicht bewusst, er dachte nicht daran, dass ihm etwas zustößen könne. Tinnanar lief zum Tempel und war zu [[Tod]]e betrübt, als er sah, dass aus dem rechten [[Auge]] des Herrn Blut floss. Alles, was er für das Ritual besorgt hatte, fiel ihm aus den [[Hand|Händen]]. Er weinte bitterlich und konnte sich nicht vorstellen, wie jemand dies dem Herrn antun konnte. Mit Kräutern behandelte er das Auge. Doch die Blutung wollte nicht versiegen. Da kam ihm ein einfacher Gedanke: „Fleisch für Fleisch“. Auf der Stelle nahm er seinen Bogen und stach sich selbst das rechte Auge aus und setzte es auf das rechte Auge des Herrn. Sofort hörte das Bluten auf. Da war er sehr glücklich. Als er vor [[Freude]] tanzte, bemerkte er jedoch, dass nun das linke Auge des Herrn zu bluten begann. Aber er wusste ja bereits, wie das zu kurieren sei. Da gab es nur ein Problem: Wie konnte er das Auge des Herrn finden, wenn er sein eigenes verbleibendes Auge herausgenommen hatte? Tinnanar plazierte seinen [[Fuß]] genau dahin, wo des Herrn linkes Auge auf dem Lingam war und begann dann, sich sein linkes Auge mit dem Bogen herauszunehmen. | ||
In diesem Augenblick hielt Shiva sogleich seine Hand fest und sagte: „Mein geliebtes Kind Kannappa! Höre auf, dein Auge herauszunehmen.“ Der Herr wiederholte das Wort „Kannappar“ dreimal. Kannappar war dreifach [[Segen|gesegnet]]. | In diesem Augenblick hielt Shiva sogleich seine Hand fest und sagte: „Mein geliebtes Kind Kannappa! Höre auf, dein Auge herauszunehmen.“ Der Herr wiederholte das Wort „Kannappar“ dreimal. Kannappar war dreifach [[Segen|gesegnet]]. Tinnanar wurde zu Kannappar, weil er sein eigenes Auge dem Herrn geopfert hatte (Kannappa = "der seine Augen hingab" Huchzermeyer, Yoga-Lexikon). Shiva, der Herr, nahm ihn mit beiden Händen und hielt ihn an Seine rechte Seite. Kannappar erhielt sein Augen[[licht]] zurück und lebte als Gott weiter. Sivagochariar verstand nun die wahre [[Natur]] der Hingabe. | ||
Diese Geschichte hat einen tiefen [[Sinn]]. Nayanar hatte alle anderen Übel beseitigt, doch der [[Egoismus]] (Anava Malam) musste noch ausgerottet werden. Das Wildschwein steht für den Egoismus. Höchste Bhakti dämmerte auf, als es erlegt wurde. Auf seiner Jagd wurde der Suchende von Gut und Böse begleitet (die beiden Jäger Nanan und Kadan). Nanan, der Gute, schilderte ihm die [[Herrlichkeit]] Gottes: Nanan steht für die guten [[Samskara]]s. Kadan, das Böse, musste er hinter sich lassen. Der [[Aspirant]] mit guten Samskaras steuert auf Seine [[Gegenwart]] zu. Doch um [[Gottesverwirklichung]] zu erreichen musste auch dies aufgegeben werden. Um Gott zu dienen, ging Nayanar allein. Seine Eltern (die versteckten guten und schlechten [[Neigung]]en und weltlichen [[Verlangen]]) versuchten vergeblich, in von Gott abzubringen. Gott bat den Priester, sich hinter Ihm zu verstecken, während Tinnanar vorn war: das bedeutet, dass wahre Hingabe dem reinem Ritual weit überlegen ist. Tinnanars Bereitschaft, sich die Augen auszustechen für Gott ist die totale Hingabe, [[Atmanivedanam]], der höchste Grad an Hingabe, der unverzüglich Gott in all Seiner Herrlichkeit enthüllt. | Diese Geschichte hat einen tiefen [[Sinn]]. Nayanar hatte alle anderen Übel beseitigt, doch der [[Egoismus]] (Anava Malam) musste noch ausgerottet werden. Das Wildschwein steht für den Egoismus. Höchste Bhakti dämmerte auf, als es erlegt wurde. Auf seiner Jagd wurde der Suchende von Gut und Böse begleitet (die beiden Jäger Nanan und Kadan). Nanan, der Gute, schilderte ihm die [[Herrlichkeit]] Gottes: Nanan steht für die guten [[Samskara]]s. Kadan, das Böse, musste er hinter sich lassen. Der [[Aspirant]] mit guten Samskaras steuert auf Seine [[Gegenwart]] zu. Doch um [[Gottesverwirklichung]] zu erreichen musste auch dies aufgegeben werden. Um Gott zu dienen, ging Nayanar allein. Seine Eltern (die versteckten guten und schlechten [[Neigung]]en und weltlichen [[Verlangen]]) versuchten vergeblich, in von Gott abzubringen. Gott bat den Priester, sich hinter Ihm zu verstecken, während Tinnanar vorn war: das bedeutet, dass wahre Hingabe dem reinem Ritual weit überlegen ist. Tinnanars Bereitschaft, sich die Augen auszustechen für Gott ist die totale Hingabe, [[Atmanivedanam]], der höchste Grad an Hingabe, der unverzüglich Gott in all Seiner Herrlichkeit enthüllt. |
Version vom 27. März 2013, 09:34 Uhr
Ein Nayanar ist ein tamilischer Dichter und Shiva-Anhänger
Swami Sivananda erzählt die Geschichte von Kannappa Nayanar
Nagan war der König der Jäger in Uduppur in Pottapi Nadu. Seine Frau hieß Tattai. Sie waren große Verehrer des Gottes Subramanya. Durch Seine Gnade bekamen sie nach langer Zeit ein Kind. Es war ein sehr schweres Kind, und so nannten sie es Tinnanar.
Dieser Tinnanar war in seiner vorherigen Geburt Arjuna, so wurde es durch die Tiru Kalahasthi Purana überliefert. Arjuna verehrte Shiva, um die Göttliche Waffe (Pasupatha Astra) zu erlangen. Aber als Shiva ihm als Jäger erschien, erkannte er Ihn nicht. Daher musste er als Jäger geboren werden und den Herrn verehren, bevor er die endgültige Befreiung erlangen konnte.
Tinnanar wurde in der Tradition der Bogenschützen erzogen. Er wurde ein guter Bogenschütze. Als er noch jung war, zog sich sein Vater zurück und krönte ihn zum König. Obwohl er ein Jäger war und gemäß seines Dharmas die Jagd ausüben musste, war Tinnanar voller Liebe: Er wollte weder Jungtiere jagen noch Muttertiere oder verletzte Tiere. Denn auf der spirituellen Ebene hatte er bereits diese Tiere in sich selbst getötet: nämlich Lust, Zorn, Gier und Eitelkeit.
Eines Tages ging Tinnanar zur Jagd. Ein Schwein entkam aus dem Netz und lief davon. Tinnanar, begleitet von Nanan und Kadan, verfolgte es. Das Schwein wurde müde und blieb in der Nähe eines Baumes stehen. Dort wurde es von Tinnanar getötet. Nun waren auch er und seine beiden Begleiter müde und durstig. Sie gingen in Richtung Ponmukali. Tinnanar wollte noch einen Berg in der Nähe erklimmen. Nanan bot an, ihn zu begleiten und wurde nicht müde zu erwähnen, dass oben auf dem Berg Gott Kudumithevar sei. Kadan dagegen war damit beschäftigt, das Schwein zuzubereiten.
Während er den Berg hochstieg, geschah eine große Veränderung mit Tinnanar aufgrund vergangener Samskaras. Er hatte das Gefühl, dass eine große Bürde von seinen Schultern genommen wurde. Er verlor das Körperbewusstsein. Als er Gott dann sah, fühlte er, wie eine reine Liebe sein Herz durchdrang. Er umarmte den Lingam und küsste Ihn. Er vergoss Tränen der Freude. Er fühlte, dass Gott hier oben einsam wäre und dass er bei Ihm bleiben sollte. Er dachte, dass Gott hungrig sein müsste. Obwohl er zögerte, den Herrn allein zu lassen, rannte er den Berg hinab, um etwas Essbares für den Herrn zu holen. Er nahm die besten Teile vom Schwein, prüfte sie und reservierte sie für Ihn. Von Nanan hörte er, dass der Herr täglich mit Blumen und Wasser verehrt werden soll, bevor man Ihm Speisen darbringt. So sammelte er Blumen, trug sie auf dem Kopf und füllte seinen Mund mit Wasser vom Fluss. Dann nahm er das Fleisch vom Schwein, Pfleil und Bogen und stieg wieder den Berg hinauf, diesmal allein.
Beim Tempel angekommen, leerte er das Wasser aus seinem Mund (über den Lingam). Dies war sein Abhishekam (rituelles Bad).
Dann dekorierte er den Lingam mit den Blumen, die er auf dem Kopf hochgetragen hatte. Dies war sein Archanam. Erst danach stellte er das Fleisch vor den Herrn. Damit kein wildes Tier das Fleisch rauben konnte, stand er vor dem Tempel Wache. Am nächsten Morgen zog er wieder los, um frisches Fleisch für seinen Gott zu jagen.
Inzwischen waren Nanan und Kadan ernsthaft besorgt wegen Tinnanars Veränderung, und sie dachten, er sei verrückt geworden. Sie gingen heim, um die Sache Tinnanars Eltern vorzutragen. Die Eltern kamen, um ihn heimzuholen, doch vergeblich. Sie mussten unverrichteter Dinge zurückkehren.
Als Tinnanar am Morgen den Tempel verließ, um Speise für den Herrn zu besorgen, kam Sivagochariar, der Tempelpriester, um die übliche religiöse Zeremonie zu vollziehen. Er war entsetzt über die Entweihung, die ein Unbekannter im Tempel angerichtet hatte. Da er in den Shiva Agamas sehr versiert war, konnte er die nötigen Reinigungszeremonien durchführen, (Ihn) nochmals baden und dann mit dem richtigen Ritual beginnen. Er brachte Wasser in einem heiligen Gefäß, mit einer Binde vor seinem Mund, damit auch nicht ein Hauch von Atem dieses Wasser verschmutzen würde. In einem heiligen Korb brachte er Blumen. Er brachte Früchte und Süßigkeiten, die frisch zubereitet und von niemandem verunreinigt und gekostet waren. Dies alles stellte er vor den Herrn. Danach ging er nach Hause.
Inzwischen kam Tinnanar zurück mit frischem Fleisch. Er beseitigte des Priesters Dekoration und vollzog das Ritual auf seine Weise und wie üblich stand er danach Wache vor dem Eingang.
So ging das 5 Tage lang. Der Priester war völlig entsetzt über die Schändung des heiligen Ortes. Er betete zum Herrn, dies zu beenden. Doch Gott Shiva wollte Sivagochariar das Wesen von Tinnanars höchster Hingabe zeigen. Er befahl ihm im Traum, sich am nächsten Tag hinter dem Lingam zu verstecken und zu beobachten, was passieren würde.
Am 6. Tag ging Tinnanar wie üblich fort, um Speisen für den Herrn zu besorgen. Auf dem Rückweg, sah er mehrere böse Vorzeichen, die ihm den Eindruck gaben, dem Herrn sei etwas geschehen; er war sich seiner selbst überhaupt nicht bewusst, er dachte nicht daran, dass ihm etwas zustößen könne. Tinnanar lief zum Tempel und war zu Tode betrübt, als er sah, dass aus dem rechten Auge des Herrn Blut floss. Alles, was er für das Ritual besorgt hatte, fiel ihm aus den Händen. Er weinte bitterlich und konnte sich nicht vorstellen, wie jemand dies dem Herrn antun konnte. Mit Kräutern behandelte er das Auge. Doch die Blutung wollte nicht versiegen. Da kam ihm ein einfacher Gedanke: „Fleisch für Fleisch“. Auf der Stelle nahm er seinen Bogen und stach sich selbst das rechte Auge aus und setzte es auf das rechte Auge des Herrn. Sofort hörte das Bluten auf. Da war er sehr glücklich. Als er vor Freude tanzte, bemerkte er jedoch, dass nun das linke Auge des Herrn zu bluten begann. Aber er wusste ja bereits, wie das zu kurieren sei. Da gab es nur ein Problem: Wie konnte er das Auge des Herrn finden, wenn er sein eigenes verbleibendes Auge herausgenommen hatte? Tinnanar plazierte seinen Fuß genau dahin, wo des Herrn linkes Auge auf dem Lingam war und begann dann, sich sein linkes Auge mit dem Bogen herauszunehmen.
In diesem Augenblick hielt Shiva sogleich seine Hand fest und sagte: „Mein geliebtes Kind Kannappa! Höre auf, dein Auge herauszunehmen.“ Der Herr wiederholte das Wort „Kannappar“ dreimal. Kannappar war dreifach gesegnet. Tinnanar wurde zu Kannappar, weil er sein eigenes Auge dem Herrn geopfert hatte (Kannappa = "der seine Augen hingab" Huchzermeyer, Yoga-Lexikon). Shiva, der Herr, nahm ihn mit beiden Händen und hielt ihn an Seine rechte Seite. Kannappar erhielt sein Augenlicht zurück und lebte als Gott weiter. Sivagochariar verstand nun die wahre Natur der Hingabe.
Diese Geschichte hat einen tiefen Sinn. Nayanar hatte alle anderen Übel beseitigt, doch der Egoismus (Anava Malam) musste noch ausgerottet werden. Das Wildschwein steht für den Egoismus. Höchste Bhakti dämmerte auf, als es erlegt wurde. Auf seiner Jagd wurde der Suchende von Gut und Böse begleitet (die beiden Jäger Nanan und Kadan). Nanan, der Gute, schilderte ihm die Herrlichkeit Gottes: Nanan steht für die guten Samskaras. Kadan, das Böse, musste er hinter sich lassen. Der Aspirant mit guten Samskaras steuert auf Seine Gegenwart zu. Doch um Gottesverwirklichung zu erreichen musste auch dies aufgegeben werden. Um Gott zu dienen, ging Nayanar allein. Seine Eltern (die versteckten guten und schlechten Neigungen und weltlichen Verlangen) versuchten vergeblich, in von Gott abzubringen. Gott bat den Priester, sich hinter Ihm zu verstecken, während Tinnanar vorn war: das bedeutet, dass wahre Hingabe dem reinem Ritual weit überlegen ist. Tinnanars Bereitschaft, sich die Augen auszustechen für Gott ist die totale Hingabe, Atmanivedanam, der höchste Grad an Hingabe, der unverzüglich Gott in all Seiner Herrlichkeit enthüllt.
Die Geschichte von Kannappa Nayanar in einer anderen Erzählung
Tinnanar, bekannt als Kannappar, war der Sohn von Nagan, dem König der Vyadhas (Jäger), in Uduppur, im Süden Indiens. König Nagan war ein großer Bhakta Lord Subrahmanyas.
Von Kindheit an wurde Tinnanar zum Jäger und Bogenschützen ausgebildet, und in der Blüte seines Lebens musste er die Regierungsgeschäfte übernehmen, die sein alter Vater ihm weitergab. Eines Tages ging Tinnanar mit einigen seiner Anhänger auf die Jagd. Während sie im Wald umherwanderten, trafen sie auf ein Schwein, das aus einem Netz floh. Sofort jagten sie das Schwein die Hügel hinauf und hinab. Nach einer langen Zeit tötete Tinnanar das Schwein und da sie aufgrund der langen Jagd sehr müde waren, trafen sie sofortige Vorbereitungen, das Fleisch des Tieres zu einer Mahlzeit zuzubereiten. Sie brachten es an einen anderen Ort am Kalahasti Hügel, der in der Nähe lag. Während sie auf den Hügel zugingen, schlug einer von Tinnanars Anhängern vor, Kudumi Thevar zu besuchen, die über den Hügel herrschende Gottheit, und so gingen sie weiter, zum Darsana mit der Gottheit des Hügels.
Während er den Hügel hinaufstieg, fühlte sich Tinnanar, als würde eine große Last, die bis eben noch auf ihm war, immer mehr nachlassen und er entschied sich, zum nahen Tempel zu gehen, Darsana mit dem Herrn dort zu haben und danach erst zu essen. Als er den Tempel erreichte, sah er zu seiner großen Freude einen Shiva Lingam. Beim Anblick Ishvaras verwandelte er sich in die Verkörperung von Liebe und Hingabe und Glück. Wie eine Mutter, die ihr lange vermisstes Kind endlich wiedersieht, überkam Tinnanar in ein tiefes Gefühl von göttlicher Ekstase und Prem. Ha! Welch grenzenlose und unaussprechliche und unendliche Freude und Heiterkeit er beim Anblick Lord Shivas hatte! Er begann zu weinen, schluchzen und vergoss Tränen der Freude und Liebe für den Herrn. Er vergaß alles, das Essen, seine Anhänger und sogar seinen eigenen Körper.
Er empfand tiefes Mitgefühl für die Einsamkeit des Herrn auf dem Hügel, ohne Schutz gegen Tiere oder andere, die Ihm schaden könnten, und er entschied sich, die Nacht über den Tempel zu wachen, um ihn vor Tieren oder Übeltätern zu schützen. Als er sah, dass Shiva hungrig war, rannte er sofort hinaus, um Ihm aus dem Fleisch des Schweines, das er getötet hatte, eine Mahlzeit zuzubereiten. Er nahm das Fleisch vorsichtig, kostete es, suchte so die schmackhaftesten Stücke aus und briet diese. Den Rest warf er als unbrauchbar weg. Dann ging er zum Fluss, um Wasser für das Abhisheka zu holen, und nahm das Wasser in seinem Mund auf. Auf dem Weg pflückte er einige Blumen und hielt diese mit seinem Haar. Mit diesen Vorbereitungen ging er in den Tempel, entfernte die alten Blumen, die auf dem Lingam lagen, mit dem Schuh, führte Abhisheka mit dem Wasser in seinem Mund durch und dekorierte Ihn mit den Blumen, die er in seinen Locken trug. Dann bot er dem Herrn das Prasad aus Fleisch an. Nachdem er das alles erledigt hatte, hielt er mit Pfeil und Bogen in der Hand über Nacht wache vor dem Tempel. Früh am Morgen ging er zur Jagd, um Gott Prasad zu bringen.
Als Tinnanar sich zum Jagen aufmachte, kam der Tempelpriester, Shivakasariar, ein ernsthafter und aufrichtiger Anhänger Shankaras, zum Tempel und zu seiner großen Überraschung und Enttäuschung sah er Knochen und Fleisch überall um Shiva herum liegen und die Dekoration verdorben. Doch er konnte den Mann, der diese Tat begangen und sich in die Heiligkeit des Ortes eingemischt hatte, nicht identifizieren. Also murmelte er die notwendigen Mantras, reinigte den Ort, vollzog seine übliche Puja für den Herrn und rezitierte die Gebete. Nach der Puja verschloss er den Tempel und ging.
Tinnanar kam nun mit dem Prasad aus Fleisch zurück und wie vorher entfernte er die alten Dekorationen des Priesters, dekorierte auf seine ihm übliche Art und opferte Prasad. In der Nacht wachte er erneut eifrig über den Tempel. Früh am Morgen ging er los, um Prasad zu bringen. So blieb er für fünf weitere Tage und diente dem Herrn. Trotz des Flehens seiner Eltern, doch nach Hause zu kommen, bestand er darauf, bei Gott und nur bei Gott zu bleiben. Shivakasariar, verärgert über diesen sich täglich wiederholenden Vorfall, beschwerte sich bei Shiva und verlangte von Ihm, dies zu beenden. Shiva erschien dem Priester im Traum und erzählte ihm, was während seiner Abwesenheit im Tempel geschah und teilte ihm auch mit, dass alles, was Tinnanar tat, nur aus purer und reiner Liebe zu Shiva geschah. Außerdem sagte Shiva: “Ich begrüße und bin sogar besonders angetan von dem Mund voll Wasser, mit dem er mein Abhisheka durchführt. Dies hat für Mich mehr Wert, als die Tirthas am Ganges. Taten, die aus reiner und tiefer Liebe und Hingabe kommen, verdienen mehr Wert als die Rituale und Entbehrungen der vedischen Vorschriften”. Dann befahl Gangadhar dem Priester, am nächsten Tag zum Tempel zu kommen und sich hinter dem Mufti zu verstecken, um zu sehen, was Tinnanar tat.
Nachdem er das Prasad gebracht hatte, arrangierte Tinnanar wieder alles auf seine Weise für das Abhisheka und dekorierte Shiva. Da verfügte Shiva, dass der Priester, Shivakasariar, sah und fühlte, in welchem Maße Tinnanar Hingabe und Glauben für Ihn hatte. Während Tinnanar also die Puja durchführte und ihm das Prasad aus Fleisch opferte, sah er zu seinem großen Erstaunen, dass Shiva aus dem rechten Auge blutige Tränen vergoss. Er war verwirrt und wusste nicht, was er tun sollte. Er lief hierhin und dorthin, um einige Blätter zu bringen, die die Blutung stoppen sollten, aber er merkte bald, dass das nichts nützte. Er weinte bitterlich, verfluchte sich selbst dafür, dass er nicht in der Lage war, die Blutung aus dem Auge zu stillen. Schließlich fiel ihm etwas ein. Er riss sich mit seinem Pfeil sein rechtes Auge aus und steckte es auf das rechte Auge Shivas. Zu seinem großen Glück und Entzücken sah er, dass die Blutung aufhörte.
Während er in göttlicher Ekstase voller Freude darüber tanzte, dass er die Blutung gestillt hatte, sah er plötzlich, dass das linke Auge ebenfalls blutete. Obwohl ihn Schrecken und Sorge übermannten, besann er sich auf seinen vorherigen Plan und entschied, auch sein linkes Auge mit seinem Pfeil auszustechen, um es herauszureißen und es auf das linke Auge Lord Shivas zu legen. Doch ohne seine beiden Augen, wie sollte er das blutende linke Auge Gottes finden, um es mit seinem eigenen Auge zu heilen? Um also das linke Auge Lord Shivas zu finden, legte er zuerst den Schuh seines rechten Fußes darauf und begann dann, sein linkes Auge mit dem Pfeil in seiner Hand auszustechen. Doch Ishvara ist nicht so grausam, dass er seine Bhaktas so sehr leiden sehen will. Shiva erschien und sprach Tinnanar als ‘Kannappa’ an und hielt ihn davon ab, sich auch das linke Auge herauszureißen. Die kindliche Hingabe und Treue Kannappars gefielen ihm sehr, und so behielt er ihn an seiner rechten Seite.
Diese Geschichte Kannappars veranschaulicht den höchsten Grad der Hingabe und Treue, die der Bhakta Shiva zeigen konnte, obwohl er aus der Kaste der Jäger stammte und sich nie um Rituale und Entbehrungen gekümmert hatte, mit denen Shiva verehrt werden sollte. Es war bloße Liebe und intensive Hingabe an Gott, die ihm den größten Segen bescherte, nämlich Selbsterkenntnis. Es waren nur sechs Tage, an denen er die Puja-Zeremonie für Gott auf seine ganz eigene Weise durchführte, aber das Maß an Hingabe und Liebe für den Herrn war grenzenlos.
Möge der Segen Kannappars über euch alle kommen! Mögest du das höchste Ziel menschlichen Lebens erreichen, indem du dem Beispiel Kannappa Nayanars folgst, dem großen Bhakta Shivas, aus dem Süden Indiens!
Siehe auch
Literatur
- Götter und Göttinnen im Hinduismus von Swami Sivananda
- Yoga Vidya Kirtan Textheft
- Narada, Bhakti Sutras
- Sivananda - ein moderner Heiliger
- Sukadev Bretz, Die Weisheit der Bhagavad Gita für Menschen von heute, Band 1
Weblinks
- Aus Swami Sivananda, Göttliche Erkenntnis: Bhakti
- Bhakti Mantra Segensmeditation
- Bhakti Yoga im Kundalini-Yoga-Portal
- Aus Swami Sivananda, Sadhana: Bhakti Yoga
Seminare
Seminare über Bhakti Yoga siehe Yoga Vidya Seminare