Sanskrit Adjektiv: Unterschied zwischen den Versionen

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== Allgemeines ==
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Das '''Adjektiv''' ([[Visheshana]], syn. [[Bhedaka]]) zählt in der traditionellen indischen [[Sanskrit Grammatik|Grammatik]]  ([[Vyakarana]]) zur Wortart des '''Nomens''' ([[Naman]]), zu der auch die [[Sanskrit Substantiv|Substantive]] gehören. Dies erklärt sich daraus, dass Adjektive und Substantive im [[Sanskrit]] flektierte Wörter sind, die grundsätzlich denselben Flektionsmustern unterliegen. Mit anderen Worten: Adjektive und Substantive erhalten dieselben '''Kasusendungen''' ([[Vibhakti]]).


Das Adjektiv ([[Visheshana]] (syn. [[Bhedaka]]) zählt in der traditionellen indischen Grammatik ([[Vyakarana]]) zur Wortart des Nomens ([[Naman]]), zu der auch die Substantive gehören. Dies erklärt sich daraus, dass Adjektive und Substantive im [[Sanskrit]] flektierte Wörter sind, die denselben Flektionsmustern unterliegen. Mit anderen Worten: Adjektive und Substantive erhalten dieselben Kasusendungen ([[Vibhakti]]).
== Funktion des Adjektivs ==
Adjektive dienen dazu, ein Substantiv, auf das sie sich beziehen, näher zu beschreiben bzw. zu "bestimmen". Dies ist auch die Bedeutung von [[Visheshana]]: "einen Unterschied ([[Vishesha]]) ausdrückend". So dienen bspw. Farbadjektive dazu, zwei in ihrem übrigen Erscheinungsbild weitestgehend übereinstimmende Lebewesen oder Dinge zu unterscheiden, etwa eine blaue von einer roten Seerose:
 
=== Beispiele ===
*utpalaṃ '''nīlam''' "die Seerose ([[Utpala]]) ist '''blau''' ([[Nila]])"
*utpalaṃ '''raktam''' "die Seerose ist '''rot''' ([[Rakta]])"
 
Hierbei nimmt das Adjektiv '''Geschlecht''' (Genus, [[Linga]]), '''Fall''' (Kasus, [[Vibhakti]]) und '''Zahl''' (Numerus, [[Sankhya]]) des Substantivs an, auf das es sich bezieht:
 
*utpal'''aṃ''' nīl'''am''' "die Seerose ([[Utpala]], Nominativ Singular Neutrum) ist blau ([[Nila]], Nominativ Singular Neutrum)"
 
'''Erläuterung:''' [[Utpala]] ("Seerose") ist ein sächliches Substantiv (Neutrum, ''n.''). Das entsprechende Adjektiv ([[Nila]]), das für sich genommen ohne grammatisches Geschlecht ist, nimmt das Geschlecht sowie Kasus und Numerus des Substantivs an und erhält die entsprechende Kasusendung. Diese grammatische Übereinstimmung nennt man auch '''Kongruenz'''.
 
Die entsprechende Form des deutschen Verbs '''"sein"''' muss im Sanskrit nicht ausdrücklich erscheinen: das hier fehlende '''"ist"''' wird in der Übersetzung ergänzt. Einen solche Satz nennt man '''Nominalsatz''', da er kein Verb, sondern nur Nomina ([[Naman]]) enthält.
 
Hier noch einige weitere Beispiele zur Kongruenz bei veränderlicher '''Zahl''' (Numerus):
 
*'''Singular''' ([[Ekavachana]]): ek'''aṃ''' nīl'''am''' utpal'''am''' "'''eine''' ([[Eka]], Nom. Sg. n.) '''blaue''' ([[Nila]], Nom. Sg. n.) '''Seerose''' ([[Utpala]], Nom. Sg. n.)"
 
*'''[[Dual]]''' ([[Dvivachana]]): dv'''e''' nīl'''e''' utpal'''e''' "'''zwei''' ([[Dvi]], Nom. Dual n.) '''blaue''' ([[Nila]], Nom. Dual n.) '''Seerose''' ([[Utpala]], Nom. Dual n.)"
 
*'''Plural''' ([[Bahuvachana]]): bah'''ūni''' nīl'''āni''' utpal'''āni''' "'''viele''' ([[Bahu]], Nom. Pl. n.) '''blaue''' ([[Nila]], Nom. Pl. n.) '''Seerosen''' ([[Utpala]], Nom. Pl. n.)"
 
'''Erläuterung:''' Da das Adjektiv [[Bahu]] "viel(e)" zu einer anderen Art von [[Nominalstamm]] gehört als [[Utpala]] "Seerose", weichen die Endungen in diesem Fall voneinander ab ('''ūni-''' und '''-āni''').
 
== Nominalstämme ==
Die Adjektive gehören ebenso wie die Substantive des [[Sanskrit]] in ihrer Eigenschaft als Nomen ([[Naman]]) verschiedenen Stammklassen an. Man unterschiedet zunächst '''vokalisch''' (also auf [[Svara|Vokal]]) auslautende und '''konsonantisch''' (also auf [[Vyanjana|Konsonant]]) auslautende [[Nominalstamm|Nominalstämme]] ([[Pratipadika]]):
 
*'''vokalisch auslautend''': nīl'''a''' "blau": utpal'''aṃ''' nīl'''am''' "die '''Seerose''' ([[Utpala]], Nom. Sg. n.) ist '''blau''' ([[Nila]], Nom. Sg. n.)"
 
*'''konsonantisch auslautend''': maha'''t''' "groß": utpal'''aṃ''' maha'''t''' "die '''Seerose''' ([[Utpala]], Nom. Sg. n.) ist '''groß''' ([[Mahat]], Nom. Sg. n.)"
 
Diesen Stamm bezeichnet man als '''Nominalstamm''', der identisch mit der sogenannten [[Wörterbuchform]] ist, an die die jeweiligen Kasusendungen ([[Vibhakti]]) treten.
 
Es gibt wiederum weitere Untergruppen bzw. Klassen von vokalischen und konsonantischen Nominalstämmen. Die häufigsten vokalischen Nominalstämme sind die auf ein kurzes '''-a''' auslautenden Stämme, zu denen die Mehrheit der (männlichen und sächlichen) Substantive und Adjektive des Sanskrit gehören.  
 
Eine Reihe von Adjektiven gehört zu den auf kurzes '''-u''' auslautenden Stämmen, wie bspw. [[Bahu]] "viel", [[Laghu]] "leicht" und [[Guru]] "schwer".
 
[[Datei:MP900177808.JPG|thumb]]
=== Beispiele ===
*gur'''uḥ''' puruṣ'''aḥ''' "ein '''schwerer''' ([[Guru]], Nom. Sg. m.) '''Mann''' ([[Purusha]], Nom. Sg. m.)"
*lagh'''vī''' str'''ī''' "eine '''leichte''' ([[Laghu]], Nom. Sg. f.) '''Frau''' ([[Stri]], Nom. Sg. f.)"
*bah'''ūni''' nīl'''āni''' utpal'''āni''' "'''viele''' ([[Bahu]], Nom. Pl. n.) '''blaue''' ([[Nila]], Nom. Pl. n.) '''Seerosen''' ([[Utpala]], Nom. Pl. n.)"
 
== Ursprüngliche und abgeleitete Adjektive ==
Zu den '''ursprünglichen''' Adjektiven gehören Farbadjektive wie [[Nila]] "blau", [[Shukla]] "weiß", [[Kala]] "schwarz" und [[Hari]] "blassgelb, gelblich" sowie Adjektive wie [[Mahat]] "groß", [[Kshudra]] "klein", [[Hrasva]] "kurz" und [[Dirgha]] "lang".
 
Andere Adjektive sind von Verbalwurzeln ([[Dhatu]]) '''abgeleitete''' Formen, in der Regel die des [[PPP|Partizip Präteritum Passiv]] (auch als [[PPP]] bekannt), wie etwa [[Rakta]] "rot" (wörtl.: "gerötet, gefärbt"), [[Mukta]] "frei" (wörtl.: "befreit") und [[Dushta]] "schlecht" (wörtl.: "verdorben").
 
Im Prinzip kann jedes Vergangenheitspartizip (PPP) eines Sanskrit-Verbs als Adjektiv verwendet werden, also in der Funktion einer näheren Bestimmung ([[Visheshana]]) eines Substantivs ([[Naman]]).
 
=== Beispiele ===
*'''puruṣo muktaḥ''' "der '''Mann''' ([[Purusha]], Nom. Sg. m.) ist '''frei'''" ([[Mukta]], Nom. Sg. m., abgeleitet von der Verbalwurzel [[much|muc]] "loslassen, befreien")
*'''yogī yuktaḥ''' "der '''Yogi''' ([[Yogin]], Nom. Sg. m.) ist '''konzentriert'''" ([[Yukta]], Nom. Sg. m., abgeleitet von der Verbalwurzel [[yuj]] "verbinden, den Geist ausrichten")
 
== Wortstellung und syntaktischer Bezug ==
Die Wortstellung ist im [[Sanskrit]] als einer flektierenden Sprache verhältnismäßig frei, da aufgrund der großen Vielfalt von Nominal- und Verbalendungen ([[Vibhakti]]) ein Wort ([[Shabda]]) hinsichtlich Wortart und [[Anvaya|sytaktischer]] Zugehörigkeit in der Regel eindeutig zu bestimmen ist, sofern eine Mehrdeutigkeit vom Autor oder [[Kavi|Dichter]] nicht beabsichtigt ist.
 
In Bezug auf das Adjektiv ist zu sagen, dass dieses häufig in der Nähe des ihm zugehörigen Substantivs, das es näher bestimmt, steht (vor oder nach dem Substantiv). Dennoch kann ein Adjektiv, vor allen in [[Chhandas|metrischen]] Texten, auch in größerer Entfernung zu seinem Bezugswort stehen. Sein sytaktischer und semantischer Zusammenhang erschließt sich eineseits aus dem Satzzusammenhang, andererseits aus seiner Kasusendung, die über Fall, Zahl und Geschlecht Auskunft gibt, welche wiederum mit denen des Substantivs übereinstimmen.
 
Aus diesem Grunde steht bei einer Übersetzung eines Satzes ([[Vakya]]) aus dem Sanskrit unmittelbar nach der Bestimmung der Verbform ([[Akhyata]]) eine Analyse aller Nominal- und Verbalendungen ([[Vibhakti]]), um die syntaktischen Bezüge der einzelnen Substantive und Adjektive (falls vorhanden) zu klären.  


== Funktion des Adjektivs ==
=== Beispiele ===
*sundar'''ā''' kany'''ā''' nīla'''m''' utpala'''ṃ''' paśyati "Das '''schöne''' ([[Sundara]], Nominativ Sg. f.) '''Mädchen''' ([[Kanya]], Nom. Sg. f.) sieht (Verb) '''eine blaue''' ([[Nila]], Akkusativ Sg. n.) '''Seerose''' ([[Utpala]], Akk. Sg. n.)."


Adjektive dienen dazu, ein Substantiv, auf das sie sich beziehen, näher zu beschreiben. Dies ist auch die Bedeutung von [[Visheshana]]: "einen Unterschied ausdrückend". So dienen bspw. Farbadjektive dazu, zwei in ihrem übrigen Erscheinungsbild weitestgehend übereinstimmende Lebewesen oder Dinge zu unterscheiden, etwa eine blaue von einer roten Seerose:
'''Erläuterung:''' Dies wäre eine natürliche Wortstellung, in der die beiden Adjektive (sundar'''ā''' bzw. nīla'''m''') neben ihren zugehörigen Substantiven (kany'''ā''' bzw. utpala'''m''') stehen. Aufgrund der Übereinstimmung in Fall, Zahl und Geschlecht sind die Adjektive (unabhängig von der Wortstellung) eindeutig den durch sie näher bestimmten Substantiven zuordenbar (die Stellung des Verbs am Satzende ist für das Sanskrit typisch).


*utpalaṃ '''nīlam''' "die Seerose ([[Utpala]]) ist blau ([[Nila]])"
Dieselbe Satzaussage läge vor, wenn ebendiese Substantive und Adjektive (bspw. in einem Vers) in einer veränderten Reihenfolge bzw. Wortstellung angeordnet würden, etwa:


*utpalaṃ '''raktam''' "die Seerose ist rot ([[Rakta]])"
*nīla'''''' kany'''o'''tpala'''ṃ'''* sundar'''ā''' paśyati "Das '''schöne''' ([[Sundara]]) '''Mädchen''' ([[Kanya]]) sieht eine '''blaue''' ([[Nila]]) '''Seerose''' ([[Utpala]])." Eine wortwörtliche (wenngleich nicht sehr poetische) deutsche Wiedergabe, die der Wortstellung des Sanskrit folgt, wäre: '''"Eine blaue - das Mädchen - Seerose - das schöne - sieht."'''


Hierbei nimmt das Adjektiv Geschlecht (Genus, [[Linga]]), Fall (Kasus, [[Vibhakti]]) und Zahl (Numerus, [[Sankhya]]) des Substantivs an, auf das es sich bezieht:
'''*Anmerkung:''' Aufgrund der Wohllautregeln des [[Sandhi]] verschmelzen hier auslautendes '''ā''' und anlautendes '''u''' zu '''o'''.


*utpal'''aṃ''' nīl'''am''' "die Seerose ([[Utpala]], Nominativ Singular Neutrum) ist blau ([[Nila]], Nominativ Singular Neutrum)"
== Online Sanskrit Kurs ==


'''Erläuterung:''' [[Utpala]] ("Seerose") ist ein sächliches Substantiv (Neutrum, ''n.''). Das entsprechende Adjektiv ([[Nila]]), das für sich genommen ohne grammatisches Geschlecht ist, nimmt das Geschlecht sowie Kasus und Numerus des Substantivs an und erhält die entsprechende Kasusendung.
Eine gründliche Einführung in das Thema [[Sanskrit Grammatik]] und '''Sanskrit Adjektiv''' bietet Dir der [[Sanskrit Kurs Lektion 1|Online Sanskrit Kurs]].


==Weblink==
[[Datei:Pranayama.jpg|thumb|Pranayama]]
*[https://schriften.yoga-vidya.de/hatha-yoga-pradipika/1-kapitel-vers-1/ Hatha Yoga Pradipika 1.1]


==Siehe auch==   
==Siehe auch==   
*[[Sanskrit Alphabet‏‎]]  
*[[Sanskrit Alphabet‏‎]]  
*[[Sanskrit Grammatik‏‎]]
*[[Sanskrit Grammatik‏‎]]
*[[Sanskrit Verbalwurzel‏‎]]
*[[Sanskrit Verb‏‎]]
*[[Sanskrit Verb‏‎]]
*[[Sanskrit Adverb]]
*[[Sanskrit Pronomen]]
*[[Sanskrit Sprache‏‎]]
*[[Sanskrit Sprache‏‎]]
*[[HYP Jahresgruppe]] 
*[[Sanskrit Kurs Lektion 15]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 16]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 17]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 18]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 26]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 27]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 28]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 29]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 30]] 
*[[Sanskrit Kurs Lektion 31]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 32]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 33]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 34]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 35]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 36]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 37]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 38]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 39]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 40]] 
*[[Sanskrit Kurs Lektion 41]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 42]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 78]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 93]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 95]]
*[[Verbaladjektiv]]
*[[Partizip Präteritum Passiv]]
*[[Partizip Präteritum Aktiv]]
*[[Denominativum]]
*[[Gerundivum]]
*[[Absolutivum]]
*[[Absoluter Lokativ]]
*[[Nomen Agentis]]
*[[Nomen Actionis]]
*[[Bahuvrihi]]
*[[Tatpurusha]]
*[[Karmadharaya]]
*[[Wörterbuchform]]
==Literatur zum Thema Sanskrit und Sanskrit Grammatik==
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p848_Das-Yoga-Lexikon/ ''Das Yoga-Lexikon''] von Wilfried Huchzermeyer, ISBN 978-3-931172-28-2, Edition Sawitri.
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p115_Spirituelles-Woerterbuch---Sanskrit-Deutsch/ ''Spirituelles Wörterbuch Sanskrit-Deutsch'']von Martin Mittwede, ISBN 978-3-932957-02-4, Sathya Sai Vereinigung e.V.
==Sanskrit Grammatik Weblinks==
*[https://blog.yoga-vidya.de/wp-content/uploads/2012/03/Sanskrit-Glossar-Yoga-Vidya.pdf Sanskrit Glossar]
*[https://wiki.yoga-vidya.de/Bhagavad_Gita_Sanskrit_Text Bhagavad Gita Sanskrit Text]
*[https://www.yoga-vidya.de/ausbildung-weiterbildung/yogalehrer-weiterbildung/spirituelle-persoenliche-entwicklung/sanskrit-singen-rezitieren-verstehen/ Sanskrit singen und rezitieren]
==Seminare==
===[https://www.yoga-vidya.de/seminare/leiter/dr-phil-oliver-hahn/ Jahresgruppe Sanskrit - Lektüre Hatha Yoga Pradipika (Teil 2)]===
'''<strong>[https://www.yoga-vidya.de/seminare/seminar/jahresgruppe-sanskrit-lektuere-der-hatha-yoga-pradipika-online-l250115-1/ 15.01.2025 - 03.12.2025 - Lektüre Hatha Yoga Pradipika - online Kursreihe]</strong>'''
:Die HATHA YOGA PRADIPIKA ist wohl der bekannteste und beliebteste Text zur Praxis und Philosophie des Hatha Yoga. In vier Kapiteln …
:Dr phil Oliver Hahn
===[https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/yogalehrer-weiterbildung/ Yogalehrer Weiterbildung]===
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===[https://www.yoga-vidya.de/seminare/leiter/dr-phil-oliver-hahn/ Tantra und Meditation]===
'''<strong>[https://www.yoga-vidya.de/seminare/seminar/bewusstseinstechniken-aus-dem-vijnana-bhairava-tantra-w240929-3/ 29.09.2024 - 02.10.2024 - Bewusstseinstechniken aus dem Vijnana Bhairava Tantra]</strong>'''
:Tantra benutzt alle Sinne, um durch Achtsamkeits- und Meditationstechniken den Schleier der materiellen Welt zu lüften und hinter allen Erscheinungen reines Bewusstsein - unser wahres Selbst - zu entdecken. Der Workshop …
:Dr phil Oliver Hahn


[[Kategorie:Glossar]]
[[Kategorie:Sanskrit]]
[[Kategorie:Altindische Grammatik]]
[[Kategorie:Altindische Grammatik]]
[[Kategorie:Sanskrit Grammatik]]

Aktuelle Version vom 9. September 2024, 13:45 Uhr

Ganesha

Das Adjektiv (Visheshana, syn. Bhedaka) zählt in der traditionellen indischen Grammatik (Vyakarana) zur Wortart des Nomens (Naman), zu der auch die Substantive gehören. Dies erklärt sich daraus, dass Adjektive und Substantive im Sanskrit flektierte Wörter sind, die grundsätzlich denselben Flektionsmustern unterliegen. Mit anderen Worten: Adjektive und Substantive erhalten dieselben Kasusendungen (Vibhakti).

Funktion des Adjektivs

Adjektive dienen dazu, ein Substantiv, auf das sie sich beziehen, näher zu beschreiben bzw. zu "bestimmen". Dies ist auch die Bedeutung von Visheshana: "einen Unterschied (Vishesha) ausdrückend". So dienen bspw. Farbadjektive dazu, zwei in ihrem übrigen Erscheinungsbild weitestgehend übereinstimmende Lebewesen oder Dinge zu unterscheiden, etwa eine blaue von einer roten Seerose:

Beispiele

  • utpalaṃ nīlam "die Seerose (Utpala) ist blau (Nila)"
  • utpalaṃ raktam "die Seerose ist rot (Rakta)"

Hierbei nimmt das Adjektiv Geschlecht (Genus, Linga), Fall (Kasus, Vibhakti) und Zahl (Numerus, Sankhya) des Substantivs an, auf das es sich bezieht:

  • utpalaṃ nīlam "die Seerose (Utpala, Nominativ Singular Neutrum) ist blau (Nila, Nominativ Singular Neutrum)"

Erläuterung: Utpala ("Seerose") ist ein sächliches Substantiv (Neutrum, n.). Das entsprechende Adjektiv (Nila), das für sich genommen ohne grammatisches Geschlecht ist, nimmt das Geschlecht sowie Kasus und Numerus des Substantivs an und erhält die entsprechende Kasusendung. Diese grammatische Übereinstimmung nennt man auch Kongruenz.

Die entsprechende Form des deutschen Verbs "sein" muss im Sanskrit nicht ausdrücklich erscheinen: das hier fehlende "ist" wird in der Übersetzung ergänzt. Einen solche Satz nennt man Nominalsatz, da er kein Verb, sondern nur Nomina (Naman) enthält.

Hier noch einige weitere Beispiele zur Kongruenz bei veränderlicher Zahl (Numerus):

  • Singular (Ekavachana): ekaṃ nīlam utpalam "eine (Eka, Nom. Sg. n.) blaue (Nila, Nom. Sg. n.) Seerose (Utpala, Nom. Sg. n.)"
  • Plural (Bahuvachana): bahūni nīlāni utpalāni "viele (Bahu, Nom. Pl. n.) blaue (Nila, Nom. Pl. n.) Seerosen (Utpala, Nom. Pl. n.)"

Erläuterung: Da das Adjektiv Bahu "viel(e)" zu einer anderen Art von Nominalstamm gehört als Utpala "Seerose", weichen die Endungen in diesem Fall voneinander ab (ūni- und -āni).

Nominalstämme

Die Adjektive gehören ebenso wie die Substantive des Sanskrit in ihrer Eigenschaft als Nomen (Naman) verschiedenen Stammklassen an. Man unterschiedet zunächst vokalisch (also auf Vokal) auslautende und konsonantisch (also auf Konsonant) auslautende Nominalstämme (Pratipadika):

  • vokalisch auslautend: nīla "blau": utpalaṃ nīlam "die Seerose (Utpala, Nom. Sg. n.) ist blau (Nila, Nom. Sg. n.)"
  • konsonantisch auslautend: mahat "groß": utpalaṃ mahat "die Seerose (Utpala, Nom. Sg. n.) ist groß (Mahat, Nom. Sg. n.)"

Diesen Stamm bezeichnet man als Nominalstamm, der identisch mit der sogenannten Wörterbuchform ist, an die die jeweiligen Kasusendungen (Vibhakti) treten.

Es gibt wiederum weitere Untergruppen bzw. Klassen von vokalischen und konsonantischen Nominalstämmen. Die häufigsten vokalischen Nominalstämme sind die auf ein kurzes -a auslautenden Stämme, zu denen die Mehrheit der (männlichen und sächlichen) Substantive und Adjektive des Sanskrit gehören.

Eine Reihe von Adjektiven gehört zu den auf kurzes -u auslautenden Stämmen, wie bspw. Bahu "viel", Laghu "leicht" und Guru "schwer".

MP900177808.JPG

Beispiele

  • guruḥ puruṣaḥ "ein schwerer (Guru, Nom. Sg. m.) Mann (Purusha, Nom. Sg. m.)"
  • lagh strī "eine leichte (Laghu, Nom. Sg. f.) Frau (Stri, Nom. Sg. f.)"
  • bahūni nīlāni utpalāni "viele (Bahu, Nom. Pl. n.) blaue (Nila, Nom. Pl. n.) Seerosen (Utpala, Nom. Pl. n.)"

Ursprüngliche und abgeleitete Adjektive

Zu den ursprünglichen Adjektiven gehören Farbadjektive wie Nila "blau", Shukla "weiß", Kala "schwarz" und Hari "blassgelb, gelblich" sowie Adjektive wie Mahat "groß", Kshudra "klein", Hrasva "kurz" und Dirgha "lang".

Andere Adjektive sind von Verbalwurzeln (Dhatu) abgeleitete Formen, in der Regel die des Partizip Präteritum Passiv (auch als PPP bekannt), wie etwa Rakta "rot" (wörtl.: "gerötet, gefärbt"), Mukta "frei" (wörtl.: "befreit") und Dushta "schlecht" (wörtl.: "verdorben").

Im Prinzip kann jedes Vergangenheitspartizip (PPP) eines Sanskrit-Verbs als Adjektiv verwendet werden, also in der Funktion einer näheren Bestimmung (Visheshana) eines Substantivs (Naman).

Beispiele

  • puruṣo muktaḥ "der Mann (Purusha, Nom. Sg. m.) ist frei" (Mukta, Nom. Sg. m., abgeleitet von der Verbalwurzel muc "loslassen, befreien")
  • yogī yuktaḥ "der Yogi (Yogin, Nom. Sg. m.) ist konzentriert" (Yukta, Nom. Sg. m., abgeleitet von der Verbalwurzel yuj "verbinden, den Geist ausrichten")

Wortstellung und syntaktischer Bezug

Die Wortstellung ist im Sanskrit als einer flektierenden Sprache verhältnismäßig frei, da aufgrund der großen Vielfalt von Nominal- und Verbalendungen (Vibhakti) ein Wort (Shabda) hinsichtlich Wortart und sytaktischer Zugehörigkeit in der Regel eindeutig zu bestimmen ist, sofern eine Mehrdeutigkeit vom Autor oder Dichter nicht beabsichtigt ist.

In Bezug auf das Adjektiv ist zu sagen, dass dieses häufig in der Nähe des ihm zugehörigen Substantivs, das es näher bestimmt, steht (vor oder nach dem Substantiv). Dennoch kann ein Adjektiv, vor allen in metrischen Texten, auch in größerer Entfernung zu seinem Bezugswort stehen. Sein sytaktischer und semantischer Zusammenhang erschließt sich eineseits aus dem Satzzusammenhang, andererseits aus seiner Kasusendung, die über Fall, Zahl und Geschlecht Auskunft gibt, welche wiederum mit denen des Substantivs übereinstimmen.

Aus diesem Grunde steht bei einer Übersetzung eines Satzes (Vakya) aus dem Sanskrit unmittelbar nach der Bestimmung der Verbform (Akhyata) eine Analyse aller Nominal- und Verbalendungen (Vibhakti), um die syntaktischen Bezüge der einzelnen Substantive und Adjektive (falls vorhanden) zu klären.

Beispiele

  • sundarā kanyā nīlam utpala paśyati "Das schöne (Sundara, Nominativ Sg. f.) Mädchen (Kanya, Nom. Sg. f.) sieht (Verb) eine blaue (Nila, Akkusativ Sg. n.) Seerose (Utpala, Akk. Sg. n.)."

Erläuterung: Dies wäre eine natürliche Wortstellung, in der die beiden Adjektive (sundarā bzw. nīlam) neben ihren zugehörigen Substantiven (kanyā bzw. utpalam) stehen. Aufgrund der Übereinstimmung in Fall, Zahl und Geschlecht sind die Adjektive (unabhängig von der Wortstellung) eindeutig den durch sie näher bestimmten Substantiven zuordenbar (die Stellung des Verbs am Satzende ist für das Sanskrit typisch).

Dieselbe Satzaussage läge vor, wenn ebendiese Substantive und Adjektive (bspw. in einem Vers) in einer veränderten Reihenfolge bzw. Wortstellung angeordnet würden, etwa:

  • nīla kanyotpala* sundarā paśyati "Das schöne (Sundara) Mädchen (Kanya) sieht eine blaue (Nila) Seerose (Utpala)." Eine wortwörtliche (wenngleich nicht sehr poetische) deutsche Wiedergabe, die der Wortstellung des Sanskrit folgt, wäre: "Eine blaue - das Mädchen - Seerose - das schöne - sieht."

*Anmerkung: Aufgrund der Wohllautregeln des Sandhi verschmelzen hier auslautendes ā und anlautendes u zu o.

Online Sanskrit Kurs

Eine gründliche Einführung in das Thema Sanskrit Grammatik und Sanskrit Adjektiv bietet Dir der Online Sanskrit Kurs.

Weblink

Pranayama

Siehe auch

Literatur zum Thema Sanskrit und Sanskrit Grammatik

Sanskrit Grammatik Weblinks

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