Spiel

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Ein Spiel ist im allgemein gebräuchlichen Sinn eine mit physischer oder mentaler Aktivität verbundene - meist unentgeltliche - Tätigkeit, die gelegentlich auch zu erzieherischen Zwecken eingesetzt wird, meist jedoch dem Erlangen von Lust - Freude - Spaß dient und auch eine gesellschaftliche Bedeutung hat (Mitspieler).

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Für die Ausführung der Spiele gibt es bestimmte, einzuhaltende Regeln, oft einen Gegenpart und ein zu erreichendes Ziel. Im Hinduismus ist das ganze Universum eine Bühne für das göttliche Spiel, Lila, mit den Aspekten Erschaffung, Erhaltung und Zerstörung, Ausdruck des kreativen Schaffens des Absoluten (Brahman), das sich zum Zweck neuer Erfahrungen verkörpert. Zu den Rollen, die wir alle im Leben spielen und den Illusionen, denen wir uns hingeben, nachfolgend ein Artikel von Arnold Neumann:

Spielen und Spielraum

Artikel von Arnold Neumann, aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 16, Herbst 2006

Spielen, OOOhhh JAAAAhhh, eins meiner Lieblingslieblingsthemen… eng verwandt mit dem inneren Kind-Thema. Es gibt Menschen, die haben Angst vor mir, weil ich sooo gerne spiele und mit allem spiele und am liebsten immer spiele. Ja, mein inneres Kind lebt, ist sehr verspielt und weiß, was es will, nämlich Spielen ☺☺☺(Und dieses innere Kind ist in den unteren 3 Chakren zu Hause.) Sätze wie: „Das Leben ist doch kein Spiel“, „Damit darf man doch nicht spielen“, „Das ist doch verboten“,„Das macht man doch nicht“, „So was geht doch nicht“, „Sei doch mal ernst“, „Für dich ist das Leben wohl ein Spiel“… bekomme ich öfters zu hören. Bäääh, denke ich dann oft, niemand versteht mich, niemand mag mit mir so richtig spielen. Ja, ich spiele dann oft den Beleidigten, armen Unverstandenen… von Spielverderbern Umzingelten.

Nun gut… mein Yogalehrerausbilder Sukadev gab mir damals den Sanskritnamen „Damodara“ und eine Übersetzung davon ist „der Spielerische“. Und ja, genau so gehe ich durchs Leben, spielerisch.

Das ganze Leben ist ein großes Spiel, in dem wir nichts anderes tun, als vom ersten bis zum letzten Atemzug zu spielen. In den alten Yoga/Tantra-Schriften wird von „Maya“ (= Illusion) gesprochen. Das ganze Leben ist eine große Illusion, geschaffen von Gott, um zu spielen.Und dieses Spielen bringt all die Erfahrungen, welche dieser Gott jenseits der dualen Welt nicht machen kann. Denn dieser Gott hat ja niemanden zum Spielen, er ist ja eins mit allem und damit ist da ja sonst niemand. Und so gaukelt Gott sich selbst die duale Welt vor… um zu spielen. Und er erschafft die Illusion und uns, und hofft, dass niemand es merkt ☺.

Wir alle, Gottes Kinder, sind also alle nichts weiter als Gottes Spieler und können uns nun in jedem Moment bewußt und freiwillig für das Spiel entscheiden, welches wir gerade spielen wollen. Oder aber wir spielen gerade unbewusst, merken also gar nicht, dass wir spielen und vielleicht auch nicht, was wir spielen. In den alten Schriften wird hier von „Verhaftung“ gesprochen und es ist ein erklärtes Ziel im Yoga/Tantra, sich von dieser Verhaftung zu lösen.

Nun gab und gibt es viele spirituelle Sucher, welche daraus ableiten,dass das Spielen etwas ist, wovon man sich befreien muss. Sie ziehen sich zum Beispiel zurück von der Welt und meditieren, entsagen allem und denken, damit hören sie auf zu spielen (ihr Spiel heißt dann lediglich: „einsamer, allem entsagender, meditierender Mensch“,kein schlechtes Spiel, aber halt auch nur ein Spiel, eine Rolle).

Hier liegt meiner Meinung nach also ein großer Irrtum vor. Erstens ist es gar nicht möglich, zu Lebzeiten nicht zu spielen und zweitens ist es ja auch nicht das Spielen, von welchem man sich lösen sollte. Nein, es ist ja lediglich die Unbewusstheit des Spielens und die Verhaftung an die Spiele, welche es gilt, zu durchschauen.

Olympisches Denkmal, Schweiz, 2004

Also die Kunst ist es meiner Meinung nach, sich ganz und gar auf alle Spiele ernsthaft einzulassen, sie mit Leib und Seele zu spielen und sich gleichzeitig darüber bewusst zu sein, dass alles ein Spiel ist und dass ich die Freiheit und Macht habe, jedes Spiel an jeder beliebigen Stelle abzubrechen.

Spielen, hier können wir sehr viel von den Kindern lernen. Spielen um des Spielens willen. Der tiefere Sinn des Spielens liegt also ganz alleine im Spielen. Und Spielen hat etwas mit Unsinn, Spaß, Leichtigkeit,Kreativität und Spielraum zu tun. Und auch mit Ernst. Denn es gibt ja nix Blöderes, als wenn ein Mitspieler das Spiel nicht ernst nimmt und nur halb dabei ist. Spielen hat auch etwas zu tun mit sich einlassen und hingeben, Spielverderber sind doof.

Spielen hat auch was mit Abwechslung zu tun, immer das gleiche Spiel zu spielen ist ja sooo langweilig. Schau immer wieder auf die Kinder, spiele mit ihnen und lerne von ihnen, wie man spielt. Wir als Erwachsene wissen, was Kinder brauchen, nämlich die mütterliche und die väterliche Seite. Sie brauchen Nahrung, ein Dach überm Kopf, Fürsorge, bedingungslose Liebe, Zuneigung, Zeit, Aufmerksamkeit,Grenzen, Halt, Führung, Werte, Disziplin, Ansporn und vieles, vieles mehr. Aber was ist außerhalb all dieser Dinge, außerhalb von der weiblichen und männlichen Energie?

W A S W O L L E N K I N D E R ? ? ? Ja, nicht, was brauchen sie aus unserer erwachsenen Sicht, sondern was wollen sie. Geh einmal hin und frag die Kinder, was sie wollen... Und, was sagen sie?

S P I E L E N ! ! ! S P A S S ! ! ! (Dasselbe würden wohl auch junge Tiere antworten, wenn sie sprechen könnten.) Spielerisch Erfahrungen machen, immer wieder neue Spiele spielen, spielerisch seine Grenzen erweitern, den eigenen Spielraum vergrößern, o ja, das sollte/kann/darf Spaß machen. Im Spielen liegen für uns Erwachsene Heilungschancen ohne Ende. Und als Erwachsene haben wir eigentlich mehr Spielplätze als die Kinder.

So ist zum Beispiel die Sexualität der schönste, größte und einer der heilsamsten Spielplätze für mich. Hier gibt es endlos viele Spiele, kleine und große Spiele, saubere und dreckige Spiele, lange und kurze Spiele, zarte und kraftvolle Spiele, lustige und traurige Spiele, dominante und devote Spiele, kreative und primitive Spiele, Rollenspiele ohne Ende, Phantasiespiele, und und und… oh Gott, ich komm ja schon wieder ins Schwärmen.

Aber auch außerhalb der Sexualität gibt es natürlich Spiele und Spielplätze ohne Ende, wie zum Beispiel Tanzen, Malen, Musizieren, Sport, Theater spielen (Improtheater!) und und und... Und jeder von uns ist gefragt, zu spüren, wo es bei ihm eng wird, wo der eigene Spielraum kleiner wird oder gegen Null geht. Und zu spüren, was ich denn gewohnheitsmäßig für Spiele/Rollen in meinem Leben spiele und warum gerade diese. Die eigene Angst vor neuen Spielen zu spüren…

Herausfinden, was meine gewohnten Rollen sind, welche ich im Leben spiele… und diese Rollen mal zu verlassen, und zwar nicht weil sie schlecht sind, sondern weil es langweilig ist, immer nur dieselben 3-5 Rollen im Leben zu spielen. Es gibt schier unendlich viele Rollen, welche gespielt werden wollen. Und macht man sich immer mehr von den Bewertungen der verschiedenen Rollen frei, so kann man sehr viel Spaß am Leben bekommen. Seinen eigenen Spielraum erweitern bedeutet seine eigenen Grenzen zu erweitern und ist ein Weg zur Freiheit und Selbstverwirklichung.

Kann ich zum Beispiel mit Freude, mit Hass, mit Glück, mit Angst, mit Frieden, mit Schmerz, mit Geilheit, mit Ohnmacht, mit Kraft, mit Intelligenz, mit Hilflosigkeit, mit Demut, mit Hingabe, mit Dominanz, mit Krieg, mit Scham, mit Schuld, mit Prahlerei, mit Eifersucht, mit Dummheit, mit Geduld, mit Naivität, mit Gewalt, mit Geld, mit Macht, mit Schutz, mit Passivität, mit Gefühlen, mit Gedanken, mit Handlungen, mit Spielverderberei, mit Langeweile, mit dem Beruf, mit dem Partner, mit dem Leben, mit dem Tod, mit der Liebe, mit dem Spielen… spielen?

Wo wird's eng? Wo wird's unmöglich? Und warum? Was macht mir Angst, selbst wenn ich nur daran denke und nur in meiner Fantasie damit spiele? Warum habe ich nicht die Freiheit, meine Spiele und Rollen selbst zu bestimmen und falle zwanghaft immer wieder in die selben Spiele/Rollen???

Ja, bestimmte Spiele brauchen wohl einen bestimmten Spielplatz und nicht immer ist es überall möglich und sinnvoll, mit allem real zu spielen. Und es ist ja auch nicht nötig, mit allem real zu spielen… die Fantasie aber ist frei und der Einzige, welcher ihr heute Zügel anlegt und Spiele verhindert, das bin immer nur ich selbst. Und ja, alle Spiele und deren Teilnehmer sollten in der Realität absolut 100% freiwillig sein. Spielen sollte sich real immer im Bereich der Unversehrtheit und der Wahrung der Gesundheit aller Beteiligten abspielen.

Wichtig ist es mir, aufzuzeigen, wie wertvoll und natürlich es ist zu spielen. Und wie aufschlussreich es ist, bei sich selbst anzuschauen, wie das eigene Verhältnis zum Spielen ist. Den eigenen Spielraum wahrnehmen und ihn, egal wie klein oder groß er ist, ins eigene Herz zu schließen.

Sich immer wieder seine laufenden Spiele und aktuellen Rollen anschauen, die Motivation dazu aufdecken und immer wieder neu entscheiden, will ich dieses Spiel/ diese Rolle spielen, und warum? Was bringt mir diese Rolle? Und wenn sie mir das nicht bringt, was ich brauche, warum spiele ich sie dann noch? Habe ich die Freiheit, eine andere Rolle anzunehmen, welche mir das bringt, was ich brauche oder machen will?

Der erste Schritt ist also wie immer auch hier, bewusst machen, annehmen und sein Herz dafür öffnen. Und der zweite Schritt? Na, S P I E L E N, was sonst… … ähm, viel Spaß. ☺

Rollen, die wir im Leben spielen (und diese Liste kannst du beliebig verlängern), und natürlich auch mehrere gleichzeitig: - der gleichgültige, coole Mensch - der wütende, verärgerte Mensch - der harmoniesüchtige, angepasste, es allen recht machende Mensch - der gegen jeden und alles kämpfende Mensch - der hektische, immer beschäftigte Mensch - der aktive Macher - der passive Nixtuer - der kreative Künstler - der in anderen Welten lebende Träumer - der sexsüchtige Mensch - der liebessüchtige Mensch - der gehemmte, schüchterne Mensch - der laute, alles plattmachende Mensch - der leise, stille, unsichtbare Mensch - der alleswissende Besserwisser - der intelligente, verkopfte Mensch - der liebevolle, fürsorgliche Aufopferer - der ängstliche, angstgesteuerte Angsthase - der Einschüchterer - der selbstbewusste, stolze Alleskönner - der kleine Mitläufer - der große Anführer - der mächtige Chef - der alles schaffende Karrieremensch - der sportlerische Lifestyler - das bedürftige, kleine, hilflose Kind - der lustige, witzige, spassmachende Clown - der ständig kränkelnde Mensch - der wilde, unbändige Mensch - der ruhige, besonnene Mensch - der spontane Bauchmensch - der arme Trauerkloss - der Casanova - der Langweiler - der kriegerische Kämpfer - der Pazifist - der Frechdachs - der nix fühlende unerreichbare Mensch - der Glückspilz - der spirituelle, erhabene, gleichmutige Yogi - der erleuchtete Guru … Arnold Neumann

Siehe auch

Literatur

Weblinks