Geheimhaltung
Geheimhaltung Geheimhaltung bedeutet, dass man etwas im Geheimen hält. In den alten Zeiten wurde spirituelles Wissen oft geheim gehalten. Die alten Mysterienkulte in Griechenland und Ägypten waren der Geheimhaltung unterlegen. Und auch in Indien waren manche Dinge geheim. Sogar die Upanischaden werden als Geheimlehren bezeichnet, obwohl die Upanischaden selbst bekannt waren. Sie waren trotzdem geheim, denn man braucht einen Lehrer, um sie verstehen zu können.
Auch Hatha Yoga ist früher geheim gehalten worden und war der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Heute sind auch die Pranayamas, Mudras und Bandhas nicht mehr geheim. Und auch Yoga Vidya bemüht sich Wissen an die Öffentlichkeit zu bringen. Das hat Vor- und Nachteile. Geheimhaltung heißt auch dass der Schüler sich als würdig erweisen muss.
Heutzutage haben viele Aspiranten eher eine Forderungshaltung. Sie erwarten, dass der Meister alles so unterrichtet, wie sie es wollen. In früheren Zeiten musste man das Vertrauen des Meisters verdienen. Aber bis heute gilt, die Tiefen des Selbst zu erfahren bedarf der Demut und einer intensiven Praxis. In diesem Sinne – auch wenn das Wissen des Yogas heute sehr weit verbreitet ist – gibt es eine Geheimhaltung. Die Geheimhaltung ist keine äußere mehr, sondern eine innere. Du brauchst eine gewisse Geheimhaltung um die Tiefe der Lehren zu verstehen.
Geheimhaltung Video
Hier findest du ein Vortragsvideo mit dem Thema Geheimhaltung:
Einige Infos zum Thema Geheimhaltung in dieser kurzen Abhandlung. Sukadev denkt laut nach über das Wort bzw. den Ausdruck Geheimhaltung vom Yogastandpunkt aus. So kommt er zu einigen interessanten, auch diskussionswürdigen Gedanken.
Geheimhaltung im Hatha Yoga laut Hatha Yoga Pradipika
- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -
Kommentar zum 11. Vers der Hatha Yoga Pradipika
- Soll man Hatha Yoga frei weitergeben?
- Oder soll man Hatha Yoga eher geheim halten?
- Und welche Aspekte des Yoga sollte man vielleicht nicht so öffentlich verkündigen?
Das ist das Thema des 11. Verses der Hatha Yoga Pradipika.
Svatmarama schreibt:
- hatha vidya param gopya yogina siddhim ichchhata
- bhaved viryavati gupta nirvirya tu prakashita
Der Yogi, der das Verlangen nach Vollkommenheit hat, sollte Hatha Yoga streng verborgen halten. Denn es ist nur wirksam, wenn es verborgen gehalten wird. Es wird inhaltslos, sobald es ungerechtfertigt preisgegeben, zur Schau gestellt wird.
Warum schreibt Svatmarama, dass Hatha Yoga verborgen gehalten werden soll? Vielleicht bist du YogalehrerIn oder werdende(r) YogalehrerIn. Da magst du jetzt erstmal überlegen: Oh, was sagt denn der Svatmarama hier? Gut, zum einen könntest du es historisch sehen: Svatmarama hat die Hatha Yoga Pradipika zu einer Zeit geschrieben, als große Teile Indiens unter moslemischer Fremdherrschaft waren und es einen gewissen Grad an religiöser Verfolgung gab. So gab es natürlich auch gewisse Schwierigkeiten, wenn man neue religiöse Traditionen, was vielleicht Hatha Yoga zu diesem Zeitpunkt war, in größerem Maß weitergegeben hätte. Aber ich glaube, der Vers ist noch anders zu verstehen. Denn die Hatha Yoga Pradipika ist ja kein historisches Werk, sondern das sind zeitlose Wahrheiten. Und hier gibt es mehrere Aspekte.
Nicht alle Teile des Hatha Yoga sind für jeden geeignet
Zum ersten gibt es Hatha Yoga-Teile, die für alle gut geeignet sind. Das ist ja auch das, was du in einer Yoga Vidya Yogalehrerausbildung lernst:
- Sonnengruß,
- die Asanas,
- die einfachen Pranayamas,
- die Tiefenentspannungstechniken.
Die sind für alle geeignet und die kann man auch öffentlich lehren und weitergeben.
Kriyas - könnten eigenartig wirken
Dann gibt es einige Techniken, die etwas eigenartiger sind, wie zum Beispiel die Kriyas, also die Reinigungsübungen. Wenn du anderen erzählen würdest, dass du regelmäßig Salzwasser trinkst und dich erbrichst oder ein Tuch schluckst und es wieder rausziehst, klingt das für viele Menschen eigenartig. Also ist es klüger, von diesen Techniken zunächst einmal nicht zu sprechen.
Wichtig: Das richtige Sadhana bei fortgeschritten Techniken
Ein nächster Aspekt ist: Es gibt manche Hatha Yoga Übungen, die sind sehr machtvoll. Aber dazu brauchst es auch den richtigen Sadhana-Mix, also eine gute Zusammenstellung von spirituellen Praktiken. Es braucht die richtige Ernährung und eine gute Kombination. Wenn man einzelne Techniken einfach weitergibt und Menschen üben nur diese, dann könnten diese zu Problemen führen. Also solltest du wissen, was du an wen weitergibst.
Wenn du zum Beispiel bei Yoga Vidya eine Yogalehrerausbildung mitmachst, dann lernst du selbst fortgeschrittene Pranayamas. Aber du lernst nicht, wie du fortgeschrittene Pranayamas unterrichten kannst. Du solltest eben nicht die Pranayamas mit Bija Mantras unterrichten, also nicht die Samanu-Konzentration in der Wechselatmung. Und du solltest auch nicht Jalandhara Bandha und auch nicht Bhastrika unterrichten. Das solltest du nur dann tun, wenn du gelernt hast, wie du diese Techniken einführen kannst und an welche Menschen du sie einführst, und wenn du relativ sicher weißt, dass die Menschen in den Tagen, an denen sie diese Praktiken üben, einen sattvigen Lebensstil haben.
Es gibt ja nicht umsonst bei Yoga Vidya auch die Yogalehrer-Weiterbildung „Unterrichten von fortgeschrittenem Pranayama und Kundalini Yoga“. Wenn du also auch die fortgeschrittenen Techniken weitergeben willst, dann solltest du diese Weiterbildung mitmachen und du wirst merken, der Adressatenkreis wird nicht so groß sein. Aber diejenigen, die es üben, die haben sehr viel davon. Du selbst aber kannst es üben, denn du bekommst ja die Informationen, wann du welche Übung üben kannst und welche Voraussetzungen da sind.
Also gute Gründe für eine gewisse Geheimhaltung könnten religiöse Verfolgung sein. Es könnte sein, dass bestimmte Praktiken für manche eigenartig klingen. Und manche Praktiken sind nicht für alle geeignet.
Prahlerei vermeiden
Und es gibt noch einen vierten Grund, weshalb es gut sein kann, bestimmte Praktiken für dich zu behalten, nämlich um zu verhindern, dass du prahlst. Es gibt zum Beispiel Menschen, die geben damit an, wie viele Praktiken sie machen ‒ das füttert dann das Ego, und das sollte es ja nicht tun.
Du kannst von deinen Praktiken sprechen, um andere zu inspirieren. Wenn du zum Beispiel hörst, dass jemand Kopfweh hat, und dann sagst: „Ja, ich hatte früher auch Kopfweh. Seitdem ich jeden Tag Sonnengruß und Tiefenentspannung mache, krieg ich kein Kopfweh mehr.“ Oder wenn jemand sich beklagt, dass er Rückenschmerzen hat, kannst du sagen: „Ich gebe öfters Rückenyoga-Kurse, und wenn jemand diese Rückenyoga-Kurse mitmacht, dann verschwinden auch die Rückenprobleme.“ So könntest du sprechen, um anderen zu helfen.
Aber erwähne nicht deine Praxis um zu zeigen, wie toll du bist. Ich habe es schon mitbekommen, dass jemand immer wieder, wenn jemand anderes erzählt, wie er praktiziert, sagt: Ich hab ja sehr viel mehr. Und wenn jemand gesagt hat, oh, ich krieg’s gerade hin, dass ich jetzt jeden Tag zehn Minuten Pranayama übe, sagt er: Das ist ja gar nichts! Ich übe jeden Tag eine halbe Stunde! Und wenn danach jemand sagt, ich kann inzwischen die Luft beim Kapalabhati eine Minute anhalten, dann sagt er: Ah, ich krieg’s schon anderthalb Minuten hin! Und wenn jemand sagt, ich kriege gerade den Kopfstand hin, sagt er: Ja, inzwischen geht bei mir auch der Skorpion!
Das ist irgendwo Prahlerei, oder könnte es sein. Sprich nicht über deine Praktiken, um andere zu beeindrucken! Du kannst etwas erzählen, auch von dir und deiner Praxis, wenn du denkst, es könnte andere inspirieren zu praktizieren. Oder unter spirituellen Aspiranten kann man sich ja auch austauschen. Aber vermeide Prahlerei!
Hatha Yoga ist wichtig in der entstehenden Weltkultur
So hast du also vier Gründe, weshalb es hilfreich sein kann Hatha Yoga geheim zu halten. Aber es gibt tausendacht Gründe, weshalb es gut ist, Hatha Yoga zu lehren. Wir leben nun mal in einem materialistischen Zeitalter. Und es ist wichtig, dass mehr Menschen Yoga üben, damit Menschen auf der ganzen Welt sich miteinander verbinden und damit Menschen weniger Verspannungen haben und über Hatha Yoga ihr Herz öffnen.
Ich glaube, Hatha Yoga hat eine wichtige Funktion in der entstehenden Weltkultur und kann Menschen helfen, friedvoller mit sich und ihren Mitmenschen umzugehen. Und Hatha Yoga kann eben auch zu einem kollektiven spirituellen Erwecken führen.
So ist seit Swami Sivananda ‒ und auch seit Krishnamacharya ‒ eine ganze Tradition entstanden, mit dem Wunsch Hatha Yoga in die ganze Welt zu bringen ‒ als eine Kraft des Friedens, der Gesundheit und der religionsübergreifenden und religionsverbindenden Spiritualität.
Video - Geheimhaltung Yoga gemäß Hathapradipika
In der Hatha Yoga Schrift Hatha Yoga Pradipika wird von der Notwendigkeit der Geheimhaltung von Hatha Yoga gesprochen. Warum ist das so? Was sollte man geheim halten? Und warum war es früher wichtiger als heute, Yogapraktiken nicht so öffentlich zu machen?
Siehe auch
- Schildkrötenmythos
- Quirlen des Milchozeans
- Wie Hatha Yoga in die Welt kam
- Zehn Hatha Yoga Yamas
- Zehn Hatha Yoga Niyamas
- Asana der Hatha Yoga Pradipika
Weitere Begriffe im Kontext mit Geheimhaltung
Einige Begriffe, die indirekt in Beziehung stehen mit Geheimhaltung, aber vielleicht doch von Relevanz sein können, sind z.B. Geheimhaltend, Gegrillt, Gegenteil, Gehören, Gelblich, Gelehrte.
- Schamanismus
- Sehnsucht
- Sanskrit Wörterbuch
- Männer Seminare
- Stimm- und Sprechtraining Kursleiterausbildung
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- Eric Vis Dieperink
Geheimhaltung - weitere Infos
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Zusammenfassung
Das Substantiv Geheimhaltung ist ein Wort beziehungsweise Ausdruck im Zusammenhang von Menschsein an sich und kann interpretiert werden vom Standpunkt von Yoga, Meditation, Ayurveda, Spiritualität, humanistische Psychologie.