Gefälligkeit
Gefälligkeit ist zum einen eine ansprechende, gefällige Art, Freundlichkeit, Höflichkeit und Einfühlungsvermögen. Gefälligkeit ist auch eine uneigennützige Hilfeleistung, meist ein kleiner Gefallen, den man jemand anderem tut.
Gefälligkeit - eine Tugend. Was ist Gefälligkeit ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Gefälligkeit gut? Was sind ihre Grenzen? Wie kann man sie kultivieren? Was ist das Gegenteil von Gefälligkeit ?
Gefälligkeit als hilfreiche Tugend
Auszug aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Gefälligkeit hat verschiedene Aspekte. Zum einen heißt Gefälligkeit, dem anderen einen Gefallen zu tun, dem anderen etwas zu tun, dass es ihm gut geht, jemandem etwas zu geben, was er braucht. Kleine Gefälligkeiten zu geben, heißt, sich miteinander zu verbinden. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, auch kleine Gefälligkeiten erhalten die Freundschaft. Gefälligkeit ist aber auch eine innere Eigenschaft, nämlich der Wunsch, anderen Gutes zu tun, anderen einen Gefallen zu tun.
Gefälligkeit ist auch die Fähigkeit, sich so zu verhalten, dass man anderen gefällt. Also, wir sind dort auf drei verschiedenen Aspekten. Das eine heißt, kleine Gefälligkeiten tun. Das ist etwas, was etwas Gutes ist. Natürlich, man sollte auch Aparigraha beachten. Aparigraha heißt Unbestechlichkeit. Man sollte anderen keine Gefälligkeiten erweisen, die unethisch sind. Also z.B., nicht dem Menschen im Bauausschuss irgendwelche Spenden geben, wenn du irgendwo willst, dass du bauen kannst.
Das sind Dinge, die man nicht macht. Also, was Bestechlichkeit ist, ist nicht gut. Aber ansonsten hilft es, kleine Gefälligkeiten zu geben. Zum Beispiel, deinem Nachbarn ein kleines Geschenk zu geben, und auch dem Frisör, oder wenn jemand etwas braucht, von deinen Kollegen. Kleine Gefälligkeiten sind wie ein kleiner zwischenmenschlicher Kitt. Es ist auch ein Ausdruck von Liebe und von Mitgefühl.
Wenn du einen anderen Menschen magst, wenn du ihm Liebe schenken willst, dann äußerst sich das auch in kleinen Gefälligkeiten. Liebe will sich ausdrücken, Freundlichkeit will sich ausdrücken. Eine innere Freundlichkeit, die sich nicht ausdrückt, wird irgendwann Gefahr laufen, zu verdorren. Daher tue kleine Gefälligkeiten. Du kannst schauen, was die Menschen in deiner Umgebung brauchen und du kannst ihnen die eine, oder andere Gefälligkeit erweisen.
Gefälligkeit ist eben auch ein Wunsch von innen heraus, der Wunsch, anderen zu gefallen und sich so zu verhalten, dass man anderen gefallen kann. Gefälligkeit ist so ein bisschen mit Einfühlungsvermögen verbunden. Du kannst schauen, was könntest du dem anderen Gutes tun und wie könnt ihr so eure Herzen besser verbinden.
Dem einen ist es wichtig, dass man ihm bei der Arbeit ein bisschen behilflich ist, der andere will nicht, dass man sich einmischt. Der eine freut sich über ein kleines Kompliment, der andere findet Komplimente oberflächlich. Der eine freut sich, wenn du ihm den Mantel hältst, der andere findet das altmodisch usw. Also, wenn du wirklich anderen Gefälligkeiten erweisen willst, auch um irgendwo, dass ihr euch gegenseitig Gefallen tut, dann erfordert das Einfühlungsvermögen. Und das heißt auch, dass du von deinem Ego etwas wegkommst.
Statt zu tun, was du denkst, oder was der andere braucht, musst du überlegen, was braucht er wirklich. Auf diese Weise abstrahierst du von deiner eigenen Ichbezogenheit her, gerade Menschen in ihrer Andersartigkeit zu begreifen, in ihrer Andersartigkeit, in ihren Besonderheiten auch wertzuschätzen, das hilft, von seinem eigenen Ego herauszukommen.
Yoga sagt, die Welt ist letztlich Ausdruck Gottes und es gibt ein Unendliches und Ewiges, dieses drückt sich aus in dieser Welt. Und jeder Mensch sieht dann die Welt, unterschiedlich, denn die Welt ist letztlich Maya, sie ist gemacht aus den eigenen Überzeugungen und den eigenen Wahrnehmungen. Wenn du lernst, aus deiner eigenen Wahrnehmung herauszugehen und die Welt durch die Augen eines anderen zu sehen, dann hast du dort schon viel erreicht.
Letztlich, indem du merkst, man kann die Welt durch verschiedene Augen sehen, wirst du immer mehr einen objektiveren Blick bekommen. Du kannst etwas lächeln, auch über dich selbst, du kannst mit etwas Humor und Heiterkeit, auch deine eigenen Ansichten anschauen, du kannst etwas raustreten aus dir selbst, weil du nämlich siehst, es gibt unterschiedliche Weisen, die Welt zu sehen und es gibt Verschiedenes, was Menschen wichtig ist.
Daher ist Gefälligkeit gar nicht so oberflächlich, wie es manchmal erscheint. Gefälligkeit, im Sinne von, anderen zu gefallen. Gefälligkeiten geben heißt, du musst wissen, was brauchen die anderen, was wollen die anderen, was ist ihnen hilfreich. Gefälligkeit, im Sinne von Wunsch, irgendwo so zu sein, dass man dem anderen gefällt, auch das bedingt etwas Einfühlungsvermögen. Und umgekehrt, sich so zu verhalten, dass einem die anderen auch gefallen und damit eine allumfassende Liebe zu entwickeln, auch das ist ein tiefer Aspekt auch von der Persönlichkeitsentwicklung und Spiritualität.
Gefälligkeit und andere Tugenden
In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und geistigen Eigenschaften beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Gefälligkeit in Beziehung zu anderen Tugenden und geistigen Eigenschaften sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Gefälligkeit
Ähnliche Eigenschaften wie Gefälligkeit, also Synonyme zu Gefälligkeit sind z.B. Liebenswürdigkeit, Freundlichkeit, Höflichkeit.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Gefälligkeit übertrieben kann ausarten z.B. in Sklavenmentalität, Jasagerei. Daher braucht Gefälligkeit als Gegenpol die Kultivierung von Gerechtigkeit, Disziplin, Verlässlichkeit.
Gegenteil von Gefälligkeit
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Gefälligkeit, Antonym zu Gefälligkeit :
- Positive Gegenteile von Gefälligkeit, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Gerechtigkeit, Disziplin, Verlässlichkeit
- Negative Gegenteile von Gefälligkeit, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Arroganz, Überheblichkeit, Hochmut
Gefälligkeit im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Gefälligkeit gehört zur Tugendgruppe 5 Höflichkeit, Respekt, Ehrerbietung. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Höflichkeit und Respekt
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Gefälligkeit zum Persönlichkeitsfaktor A1 Verträglichkeit hoch: kooperativ, liebevoll, freundlich, mitfühlend
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Gefälligkeit zur Grundverhaltenstendenz S - Stetigkeit, Mitgefühl, Teamfähigkeit
- Im Ayurveda zählt man Gefälligkeit zum Kapha Temperament bzw. Dosha.
Vortragsmitschnitt zu Gefälligkeit - Audio zum Anhören
Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Gefälligkeit, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Gefälligkeit
Eigenschaften im Alphabet nach Gefälligkeit
Literatur
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
- Swami Sivananda: Inspirierende Geschichten
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
Weblinks
- Meditation - Viele Infos und praktische Anleitungen
- Yoga Übungen
- Yogaschulen und Yoga Zentren
- Yoga Psychologie
Seminare
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