Friedlichkeit

Aus Yogawiki

Friedlichkeit ist eine wichtige Eigenschaft von Menschen, Gruppen von Menschen und Staaten. Friedlichkeit ist die Bereitschaft, Konflikte ohne Gewalt zu lösen. Friedlichkeit beruht auf Achtung und dem Bewusstsein der Verbundenheit und des Aufeinander-Angewiesen-Seins. Tiefste Friedlichkeit kommt, wenn man versteht, dass wir alle Geschwister auf dieser Erde sind.

Friedlichkeit - eine Tugend. Was ist Friedlichkeit ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Friedlichkeit gut? Was sind ihre Grenzen? Wie kann man sie kultivieren? Was ist das Gegenteil von Friedlichkeit ?

Friedlichkeit als hilfreiche Tugend

Auszug aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Friedlichkeit, auch Friedfertigkeit genannt. Friedlichkeit, Friedfertigkeit, eine wichtige Eigenschaft. Was heißt Friedlichkeit, was heißt Friedfertigkeit? Ich bin ja Yogalehrer, Meditationslehrer, spiritueller Lehrer und dort hat Friedlichkeit einen tieferen Hintergrund. Zunächst einmal kommt Friedlichkeit aus der Tiefe des Herzens heraus. Wenn du weißt, tief im Inneren sind wir alle miteinander verbunden, tief im Inneren sind wir alle eins. Und auch wenn wir uns auf einer oberflächlichen Ebene mal auseinandersetzen müssen, in der Tiefe des Wesens kommt Verbundenheit und Freude.Und selbst wenn es mal Kränkungen gibt, aus der Tiefe des Wesens kommt Friedlichkeit.

Also, das ist der erste Aspekt, Verbundenheit. Der nächste Aspekt von Friedlichkeit ist auch, davon auszugehen, dass andere tief im Inneren es gut meinen. Es gibt keinen Menschen, der sich als böse bezeichnen würde. Keiner ist übertrieben, aber es gibt kaum einen Menschen, der sich als böse bezeichnen würde. Keiner würde sagen: „Die Mission meines Lebens ist, Schlimmes zu bewirken.“ Selbst die schlimmsten Menschen, tief im Inneren meinen sie eigentlich, dass sie Gutes bewirken wollen.

Menschen machen, aus Kränkungen, aus Leiden, aus Fehlinterpretationen, viele schlimme Dinge, aber eigentlich haben Menschen wertzuschätzende Anliegen. Und das anzuerkennen, ist ein Schritt in Friedlichkeit. Ein weiterer Aspekt von Friedlichkeit ist der Wunsch, mehr Frieden in der Welt zu haben, davon auszugehen, unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Anliegen, mögen wir Weisen finden, gut miteinander zusammen zu leben, zusammen zu wachsen, uns zusammen zu entwickeln.

Friedlichkeit ist letztlich auch ein innerer Wunsch, es ist eine Sehnsucht, es ist eine Sehnsucht, friedvoll mit anderen Menschen zu leben. Nicht immer ist das möglich, nicht immer ist es möglich, konfliktfrei zu leben. Trotzdem können wir dieses als Ideal haben und es immer wieder auch umsetzen. Friedlichkeit heißt manchmal auch, für den guten Frieden auf Rechthaberei zu verzichten. Friedlichkeit kann auch heißen, auf Gekränktheiten nicht zu reagieren.

Friedlichkeit kann auch heißen, Kränkungen, Schmähungen bis zu einem gewissen Grad zu ertragen, zu erdulden. Friedlichkeit heißt auch, für das große Ganze, für unsere gemeinsamen Ziele, wollen wir uns nicht um Kleinigkeiten streiten. Friedlichkeit kann also kommen, zum einen, indem man gemeinsame Anliegen hat. Ich gebe mal ein Beispiel: Angenommen, du willst dich engagieren für einen Veggieday. Ich bin ja überzeugter Veganer und mir liegen Tierrechte sehr am Herzen und mir geht es auch darum, dass Tiere nicht gequält werden.

Angenommen, man will jetzt einen Veggieday errichten, dann muss man mit vielen Menschen zusammenarbeiten und dann muss man dort auch mit Engagement arbeiten, mit Begeisterung, mit Enthusiasmus, mit Entschlossenheit, aber auch mit Friedlichkeit. Wenn man einen Veggieday in einer Stadt errichten will, es gibt ja einige Städte, die das umgesetzt haben, da wird man zusammenarbeiten müssen mit Nicht-Veganern, mit Gelegenheits-Vegetariern, mit Menschen, die das zwar theoretisch gut finden, aber nicht umsetzen können und die einfach nur denken, es wäre eine gute Sache.

Friedlichkeit heißt, sich bewusst zu machen, wir haben ein Anliegen und unser gemeinsames Anliegen wäre, diesen Veggieday umzusetzen. Und wir werden uns nicht über Kleinigkeiten streiten, wir werden uns jetzt nicht streiten mit anderen, die nicht ganz so konsequent sind. Wir haben ein gemeinsames Ziel, vor dem Hintergrund dieses gemeinsamen Zieles gilt es, gemeinsam darauf zu achten.

Es ist leider viel zu häufig, dass idealistische Menschen sich um Kleinigkeiten streiten. Ich erlebe es immer wieder auch in Veganer-Forums, dass Menschen sich streiten, „der ist nicht ethisch genug, der macht es mehr für die Gesundheit, der stellt sein Ego in den Vordergrund usw.“ Friedlichkeit würde heißen: „Was sind unsere gemeinsamen Anliegen? Und vor dem Hintergrund des gemeinsamen Anliegens, wie können wir dort gemeinsam voranschreiten?“

Das gibt es auch in Yogakreisen, zu viele Streitigkeiten. Friedlichkeit würde heißen: „Was ist unser gemeinsames Anliegen, wie können wir damit umgehen?“ Friedlichkeit ist eine wichtige Sache, und da kannst du auch überlegen: „Im Umgang mit anderen Menschen, was sind unsere gemeinsamen Anliegen?“ Und dann kann man überlegen: „Wie können wir unsere Kräfte für dieses gemeinsame Anliegen bündeln? Und über anderes, was nicht unser gemeinsames Anliegen ist, hinwegsehen.“

Ein weiterer Aspekt, unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Anliegen. Friedlichkeit heißt auch, unterschiedliche Anliegen gelten zu lassen und dann zu schauen: „Vor dem Hintergrund, dass wir unterschiedliche Anliegen haben, wie können wir friedlich miteinander umgehen?“ Manchmal gibt es natürlich auch Grenzen der Friedlichkeit und zwar immer dann, wenn jemand anders andere verletzt. Dort muss man auch schauen, wie geht man damit um.

Und da kann es auch mal sein, dass man entschlossen sein muss, manchmal muss man sich bemühen, manchmal muss man auch kämpfen. Und wenn man grundsätzlich friedlich ist, dann ist es umso wirkungsvoller, wenn man dann auch mal bereit ist, in den Konflikt hineinzugehen. Aber grundsätzlich, eine Friedlichkeit, eine Friedfertigkeit, ist eine wichtige Eigenschaft.

Ich will gleich nochmal zusammenfassen: Eine Grundlage von Friedlichkeit ist Verbundenheit und Einheit vom Herzen. Zweite Grundlage ist die tiefe Überzeugung, dass jeder Mensch es tief im Inneren gut meint. Nächste Grundlage, im Umgang mit anderen Menschen vergegenwärtige dir eure gemeinsamen Anliegen, gemeinsamen Ziele, dann könnt ihr friedlicher miteinander umgehen. Manchmal gibt es auch Situationen, wo es gut ist, sich bewusst zu machen, wir haben unterschiedliche Anliegen, aber unsere unterschiedlichen Anliegen haben alle auch ihre Berechtigung. Wie können wir mit Friedlichkeit diese unterschiedlichen Anliegen angehen?

Friedlichkeit und andere Tugenden

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und geistigen Eigenschaften beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Friedlichkeit in Beziehung zu anderen Tugenden und geistigen Eigenschaften sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Friedlichkeit

Ähnliche Eigenschaften wie Friedlichkeit, also Synonyme zu Friedlichkeit sind z.B. Versöhnung, Friedfertigkeit, Freundlichkeit.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Friedlichkeit übertrieben kann ausarten z.B. in Ängstlichkeit, Gehemmtheit, Unentschlossenheit. Daher braucht Friedlichkeit als Gegenpol die Kultivierung von Durchsetzungsvermögen, Mut, Tapferkeit, Konsequenz.

Gegenteil von Friedlichkeit

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Friedlichkeit, Antonym zu Friedlichkeit:

Friedlichkeit im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Entwicklung von Friedlichkeit

Friedlichkeit kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Friedlichkeit in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Friedlichkeit zu kultivieren. Du kannst nicht mehrere Tugenden auf einmal entwickeln. Aber es ist möglich, jede Woche eine Tugend, eine Eigenschaft, wachsen zu lassen.
  • Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Friedlichkeit kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein friedlicherer Mensch zu sein."
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Friedlichkeit ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt.
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Friedlichkeit ". Mehr Möglichkeiten zu Affirmationen findest du weiter unten
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine solche Affirmation:
  • Ich bin friedlich.

Affirmationen zum Thema Friedlichkeit

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Affirmationen für mehr Friedlichkeit Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr darüber.

Klassische Autosuggestion für Friedlichkeit

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin friedlich.

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin friedlich. Om Om Om.
  • Ich bin ein Friedliebender, eine Friedliebende.

Entwicklungsbezogene Affirmation für Friedlichkeit

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin friedlich " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Friedlichkeit.
  • Ich werde friedlich.
  • Jeden Tag werde ich friedlicher.
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Friedlichkeit.

Dankesaffirmation für Friedlichkeit

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag friedlicher werde.

Wunderaffirmationen Friedlichkeit

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren, die Sukadev Volker Bretz als Wunderaffirmationen bezeichnet:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr friedlich. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Friedlichkeit entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr friedlich zu sein.
  • Ich bin jemand, der friedlich ist.

Gebet für Friedlichkeit

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Friedlichkeit :

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Friedlichkeit
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein friedlicher Mensch werde
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Friedlichkeit mehr und mehr zum Ausdruck bringe

Was müsste ich tun, um Friedlichkeit zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Friedlichkeit zu entwickeln?
  • Wie könnte ich friedlich werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Friedlichkeit.
  • Angenommen, ich will friedlich sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre friedlich, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Friedlichkeit kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Wie würde ich reagieren, oder mit anderen kommunizieren, als friedlicher Mensch?

Vortragsmitschnitt zu Friedlichkeit - Audio zum Anhören

Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Friedlichkeit, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.

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Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Friedlichkeit

Eigenschaften im Alphabet nach Friedlichkeit

Literatur

Weblinks

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