Sexualität: Unterschied zwischen den Versionen

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Bereits bei der Befruchtung der Eizelle unserer [[Mutter]] beginnt unsere sexuelle Entwicklung. Wir entstehen aus der Geschlechtsgemeinschaft  unserer [[Eltern]]. Diese sind für uns zum einen unsere biologische Fortpflanzungsstruktur und die  
Bereits bei der Befruchtung der Eizelle unserer [[Mutter]] beginnt unsere sexuelle Entwicklung. Wir entstehen aus der Geschlechtsgemeinschaft  unserer [[Eltern]]. Diese sind für uns zum einen unsere biologische Fortpflanzungsstruktur und die  
[[Familie]] stellt gleichzeitig unsere erste Umgebung dar, die auch unseren späteren Umgang mit unserem [[Körper]] prägt. Siegmund Freud ist der größte Analytiker, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts die bis heute gültigen Theorien über sexuelle Entwicklung aufstellte. Diese ist eine komplexe Entwicklungsgeschichte bei jedem [[Individuum]]. So durchläuft der Mensch von Kindheit an verschiedene Entwicklungsphasen, die seine Sexualität und seinen [[Charakter]] maßgeblich beeinflussen. Im Säuglingsalter beginnt die Orale Phase. Hier wird der Mund als primäre Befriedigungsquelle gesehen. In der zweiten Phase, der analen Phase, die vom zweiten bis zum dritten Lebensjahr geht, generiert das [[Kind]] durch Ausscheidung und das Lernen des die zurück halten der Exkremente, Lust. Ab dem dritten Lebensjahr beginnt die ödipale Phase, in der sich das junge Kind anfängt mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil zu identifizieren und den gegengeschlechtlichen Elternteil zu begehren. Ab dem Grundschulalter schlummert die sexuelle [[Energie]] in der sogenannten Latenzperiode und wird kaum zum Ausdruck gebracht. In dieser Zeit wird die Energie besonders auf das Lernen verwendet. Ab dem ca. 12. Lebensjahr beginnt die genitale Phase in der auch die Sexualhormone stärker ausgeschüttet werden und sich der Sexualtrieb entwickelt.  
[[Familie]] stellt gleichzeitig unsere erste Umgebung dar, die auch unseren späteren Umgang mit unserem [[Körper]] prägt. Siegmund Freud ist der größte Analytiker, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts die bis heute gültigen Theorien über sexuelle Entwicklung aufstellte. Diese ist eine komplexe Entwicklungsgeschichte bei jedem [[Individuum]]. So durchläuft der Mensch von Kindheit an verschiedene Entwicklungsphasen, die seine Sexualität und seinen [[Charakter]] maßgeblich beeinflussen. Im Säuglingsalter beginnt die Orale Phase. Hier wird der Mund als primäre Befriedigungsquelle gesehen. In der zweiten Phase, der analen Phase, die vom zweiten bis zum dritten Lebensjahr geht, generiert das [[Kind]] durch Ausscheidung und das Lernen des die zurück halten der Exkremente, Lust. Ab dem dritten Lebensjahr beginnt die ödipale Phase, in der sich das junge Kind anfängt mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil zu identifizieren und den gegengeschlechtlichen Elternteil zu begehren. Ab dem Grundschulalter schlummert die sexuelle [[Energie]] in der sogenannten Latenzperiode und wird kaum zum Ausdruck gebracht. In dieser Zeit wird die Energie besonders auf das Lernen verwendet. Ab dem ca. 12. Lebensjahr beginnt die genitale Phase in der auch die Sexualhormone stärker ausgeschüttet werden und sich der Sexualtrieb entwickelt.  


== Sexualtrieb: ==
== Sexualtrieb: ==

Version vom 21. Oktober 2016, 10:43 Uhr

Zum Thema Sexualität in Verbindung mit Spiritualität finden sich weltweit bei verschiedenen Yogameistern unterschiedliche Ansätze. So gibt es verschiedene Konzepte, wie man Sexualität auslebt oder die sexuelle Energie, Apana Vayu, mit Techniken sublimieren kann, um die eigene spirituelle Praxis zu intensivieren.

Definition und Überblick

Im biologischen Sinne beschreibt Sexualität zunächst nur unsere Geschlechtlichkeit. Die meisten Menschen werden mit einem klaren biologischen Geschlecht geboren, welches sich an den primären, wie Penis, Vagina und sekundären Geschlechtsmerkmalen, wie Körperbehaarung und Brüsten bestimmen lässt. Weiterhin ist es heute jedoch bekannt, dass die eigentliche Sexualität und persönliche Vorlieben nicht nur von diesen Merkmalen geprägt werden, sondern ebenso durch Genetik und Erziehung. Körperlichkeit und Sexualität sind für uns Menschen von Kindesbeinen an wichtig für die eigene Identitätsentwicklung. So umfasst sie körperliche, biologische, psycho-soziale und emotionale Aspekte und kann als wichtige Lebensäußerung angesehen werden. Es gibt verschiedene Formen der Sexualität, wie Heterosexualität, Bisexualität, Polysexualität, Pansexualität, Homosexualität und Asexualtität. Sie spielt in jedem Lebensalter in irgendeiner Form eine Rolle, zumal es sich bei Sexualität auch um eine persönliche Ausdrucksmöglichkeit handelt. So zeigt sich über die eigene Sexualität vieles darüber wie wir unser Menschsein leben, Beispielweise durch Zärtlichkeit, Sinnlichkeit, Lust, Liebe und Geborgenheit. Sie ist somit ein wichtiges Sprachrohr und kann uns stärken, nähren. Leider kann Sexualität sogar Sprache von Gewalt sein, was unter sexuelles Fehlverhalten fällt. Sie zeigt sich allen Lebensphasen als starke Lebensenergie und kann durch Übungen im Yoga und Tantra entsprechend sublimiert und genutzt werden.

Sexuelle Entwicklung:

Bereits bei der Befruchtung der Eizelle unserer Mutter beginnt unsere sexuelle Entwicklung. Wir entstehen aus der Geschlechtsgemeinschaft unserer Eltern. Diese sind für uns zum einen unsere biologische Fortpflanzungsstruktur und die Familie stellt gleichzeitig unsere erste Umgebung dar, die auch unseren späteren Umgang mit unserem Körper prägt. Siegmund Freud ist der größte Analytiker, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts die bis heute gültigen Theorien über sexuelle Entwicklung aufstellte. Diese ist eine komplexe Entwicklungsgeschichte bei jedem Individuum. So durchläuft der Mensch von Kindheit an verschiedene Entwicklungsphasen, die seine Sexualität und seinen Charakter maßgeblich beeinflussen. Im Säuglingsalter beginnt die Orale Phase. Hier wird der Mund als primäre Befriedigungsquelle gesehen. In der zweiten Phase, der analen Phase, die vom zweiten bis zum dritten Lebensjahr geht, generiert das Kind durch Ausscheidung und das Lernen des die zurück halten der Exkremente, Lust. Ab dem dritten Lebensjahr beginnt die ödipale Phase, in der sich das junge Kind anfängt mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil zu identifizieren und den gegengeschlechtlichen Elternteil zu begehren. Ab dem Grundschulalter schlummert die sexuelle Energie in der sogenannten Latenzperiode und wird kaum zum Ausdruck gebracht. In dieser Zeit wird die Energie besonders auf das Lernen verwendet. Ab dem ca. 12. Lebensjahr beginnt die genitale Phase in der auch die Sexualhormone stärker ausgeschüttet werden und sich der Sexualtrieb entwickelt.

Sexualtrieb:

Die meisten Menschen denken bei ihrem Sexualtrieb an ihren Unterkörper. Das Geschlecht an sich ist in den meisten Kulturen verhüllt und wir sind es gewohnt zwischen dem Unterkörper und Oberkörper zu unterscheiden. Dadurch nimmt das Erleben der Sexualität im Alltag eine etwas untergeordnete Rolle ein. Es gibt sehr unterschiedliche Ansichten darüber welchen Stellenwert der sexuelle Trieb hat, jedoch dient er uns, wie allen Säugetieren, auf jeden Fall zur Arterhaltung. Die allgemeine Auffassung dass Sex unter Eheleuten eine gute Sache ist, wurde unter anderem stark durch das Christentum geprägt und die Familie ist gesellschaftlich betrachtet immer der geeignete Rahmen für Fortpflanzung und damit für Arterhaltung. Außerhalb der Ehe oder monogamen Partnerschaft ist Sex bis heute etwas sehr Umstrittenes. So wird Sexualität in unsere Gesellschaft zum einen noch immer tabuisiert und zum anderen ist sie in unserem Alltag, besonders medial überpräsent. Letztendlich bildet der persönliche Sexualtrieb des Menschen oft das Streben nach Einssein ab. Alle Menschen streben nach Selbstausdruck, positives Feedback, Bestätigung, emotionaler und sexueller Erfüllung. Dahinter steht fast immer die tiefe Sehnsucht nach Verbindung mit dem göttlichen Bewusstsein und der Quelle der Kreativität in uns selbst.


Sexualität und spirituelle Evolution - Auszug aus der Yoga aktuell 2013

Zum Thema Sexualität und Spiritualität veröffentlichte die Zeitschrift „Yoga Aktuell“ ein Interview mit Ashtanga-Yogalehrer Govinda Kai und befragte ihn über Tantra – den heiligen Tanz zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen.

Seiner Auffassung nach geht es im Yoga hauptsächlich darum, das eigene Selbst zu entdecken und zu befragen, um sich tiefer verstehen und entwickeln zu können sowie möglichst viele Lebensbereiche bewusst wahrzunehmen. Sex bietet sich für diese Übung sehr an, weil Sexualität sehr unterschiedlich und kontrovers ist. Govinda Kai ermutigt dazu, sich wach und bewusst in neue gefährliche Regionen vorzuwagen, um das eigene Mysterium immer weiter ergründen zu können. Dafür benötigt man zwar eine gewisse Intelligenz und Empathie für sich selbst und andere. Wenn man sich jedoch mit Bewusstheit ungekannten Situationen öffnet, die man vorher vielleicht sogar ungewollt vermieden hatte, kann daraus ein Yoga-Pfad werden. Wichtig dabei ist, mit seinem Bewusstsein oder seinem Herzen identifiziert zu sein und nicht mit seinen Gedanken. Letzteres lässt uns glauben, sexuelle Erfüllung im Außen finden zu können, was einem zu einem Bettler macht, der sexuelle Gefühle durch äußere Umstände erhalten möchte und uns abhängig macht von äußeren Formen und Gegebenheiten. Nur durch die Identifikation mit dem Bewusstsein kann man sich selbst als Ursprung für Freude und tiefe Befriedigung erkennen. Angst und Scham lösen sich auf. Durch großzügiges Geben, vervielfacht sich das Reservoir dessen, was man zu geben hat. Lachen und Liebe dominieren und das eigene Empfinden wird feiner und intensiver. Durch die Erfahrungen, die wir dann in der Sexualität machen können, werden auch andere Bereiche des Lebens sehr intensiv erfahren, so kann zum Beispiel das Trinken eines Glases Orangensaft nahezu extatische Gefühle auslösen o.ä. Dabei kann man sich spontan für einige Zeit im Bewusstsein verlieren – ein schönes Spiel und eine gute Übung für noch mehr Fokus.

Das männliche Shiva-Prinzip von völliger Wachsamkeit und Leere zieht automatisch das weibliche Shakti-Prinzip von Licht und Farbe an und umgekehrt, sofern der Zustand Bewusstheit ist. Solche Menschen werden sich weniger zu potentiellen Partnern hingezogen fühlen, die über das Außen identifiziert sind. Bisher haben sich die meisten Menschen zwar an der körperlich-materiellen Identifikation orientiert. Es findet aber gerade ein gesellschaftlicher Wandel statt, der die Menschen bewusster werden lässt. Höchste Zeit also, mit der Selbstreflexion zu beginnen und sich selbst neu zu entdecken und erfinden.

Siehe auch

Quelle

  • Matthias Beck (2013): „Sexualität und spirituelle Evolution“. Yoga Aktuell Nr. 80, Ausgabe 3/2013, S. 86-89.

Weblinks

Seminare

Zusammenfassung

Es gibt im Yoga unterschiedliche Modelle, wie Spiritualität und Sexualität in Beziehung stehen. Letztlich gilt: Wir alle müssen die Bewusstheit entwickeln eine eigene für uns vertretbare Lebensweise finden. Dies gilt bei der Sexualität, wie bei allen Aspekten des Yoga. Man sollte sich auch davor hüten, Sexualität in Bezug auf Spiritualität überbewerten. Weder kommt man allein durch Enthaltsamkeit zur Selbstverwirklichung, noch führen tantrische Sexualpraktiken sofort zur Erleuchtung. Wir sind vielmehr dazu eingeladen uns immer wieder selber zu fragen, wie wir alles Teile unseres Lebens spiritualisieren bzw. so leben, dass sie unserer spirituellen Entwicklung förderlich sind. Durch regelmäßige Übung von Asana, Pranayama und Meditation erreichen wir den Zugang zur inneren Intuition, die uns führen wird.