Guru Hargobind

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Guru Hargobind, der Sohn von Guru Arjun, wurde 1595 n. Chr. in Vadali im Bezirk Amritsar geboren. Als er elf Jahre alt war, wurde er als Guru eingesetzt. Er vereinte in sich die Qualitäten des Kämpfers und des Heiligen. Er wurde sowohl militärischer als auch spiritueller Führer. Er war der erste Guru, der ein militärisches System organisierte, seine Anhänger bewaffnete und komplett für den Kampf auf dem Schlachtfeld vorbereitete. Er nahm alle mutigen Männer in seine Dienste auf und bildete sie an den Waffen aus. Sie reiften in sehr kurzer Zeit zu einer starken Gruppe von Kämpfern heran. Vor allem jene Hindus, die gedacht hatten, sie müssten zwangsweise dem Islam beitreten, kamen und suchten Trost und Schutz bei Guru Hargobind.

Der neue spirituelle Führer der Sikhs war sowohl von seinem Körperbau als auch von seinem Temperament her sehr geeignet, um die Wünsche seines Vaters auszuführen und eine Armee aufrechtzuhalten. Er trug weder Schnur noch Turban, sondern Waffen und Rüstung und strahlte hell wie die Sonne. Jeder seiner Kämpfer bekam ein Pferd und eine Waffe.

Guru Hargobind verfasste einen Brief an alle Masands, die gewöhnlich Spenden und allerlei andere Dinge von den Sikhs einsammelten. Hierin machte er deutlich, dass er es sehr begrüßen würde, wenn man ihm statt des Geldes Spenden in Form von Waffen und Pferden bringen würde. Die Masands oder Spendensammler brachten dennoch nach alter Sitte ein Manji (Bettgestell) etwa, ein Seli (Wollfaden, der von Fakiren getragen wird), einen Hut, ein religiöses Buch oder eine Gebetskette. Der Guru gab ihnen all das zurück und sagte: "Ich werde den Glaubenssatz ändern: anstelle der Gebetskette das Schwert. Es ist meine Mission, den Glauben an den Allmächtigen zu schützen. Aber ohne die Hilfe von Waffen wird das nicht möglich sein. Also werde ich Waffen tragen, zwei Schwerter, eines auf jeder Seite. Seli und Topi (Hinweissymbole für Fakire) werde ich für immer aufgeben. Eines meiner Schwerter steht für Fakiri; es ist das Emblem für Spiritualität. Das andere steht für Amiri, das Emblem für Königtum und weltliche Autorität."

Chandu Shah wurde alarmierend von der anwachsenden Macht des Sohnes seines Todfeindes in Kenntnis gesetzt. Er machte einen letzten Versuch, mit Hargobind in Einklang zu kommen und versuchte ihn zu bewegen, seine noch unverheiratete Tochter zu ehelichen. Er drohte Hargobind, wenn er dies ablehnen würde, würde er so mit ihm verfahren wie es Guru Arjun hat erfahren müssen. Hargobind wies Chandu Shahs Angebot zurück und setzte einen Brief auf, in dem er wiederum fürchterliche Rache für die Folter, welche sein Vater hatte erleiden müssen, androhte. Er schrieb: "Ihr werdet im Staub zertreten werden und Männer der untersten Kaste werden Euch mit Schuh-Schlagen entehren."

Hargobind ließ das Akal-Bunga vor dem Sikh-Tempel in Amritsar errichten. Er erklärte seinen Anhängern, er wollte als Heiliger erachtet werden, wenn er sich im Har Mandir, und als König, wenn er sich im Akal-Bunga aufhalten würde. Er kleidete sich in kostbare und prächtige Gewänder und erließ den Befehl an alle Sikhs, ihn bei ihren üblichen Pilgerbesuchen mit Waffen zu beschenken.

Hargobind sicherte sich das Vertrauen des Herrschers Jahangir. Er hatte achthundert Pferde und sehr gut ausgerüstete Anhänger. Er folgte der Armee des königlichen Herrschers auf seiner Reise nach Kashmir. Der Herrscher entsendete Hargobind, um Raja Tarachand von Nalagarh, der als unbesiegbar galt, zu unterwerfen. Der Guru brachte diesem eine Niederlage bei und schleppte ihn vor das Angesicht des königlichen Herrschers. Jetzt wurden dem Guru neue Ehrungen zuteil. Er wurde zum Befehlshaber über sieben Kanonen und 1000 Reitsoldaten gemacht. Zugleich bekam er auch die Gewalt der Rechtsprechung bei Gerichtsverfahren. Seine Popularität als spiritueller Führer und weltlicher Richter ließen seine Kraft und seinen Ruhm noch weiter ansteigen. Er wurde von den Menschen "Saccha Badsha" und "Sodhi Sultan" genannt. Er war ihr wahrer König. Hargobind rettete einmal während einer Jagd das Leben des Herrschers. Der Mogul hatte gehört, dass Hargobind ein Experte auf dem Gebiet der Jagd sein sollte. Also nahm er Hargobind mit, als er wieder einmal zur Jagd ging. Da geschah es, dass ein verwundeter Tiger den Herrscher angreifen wollte. Im letzten Moment jedoch konnte der Guru ihn mit einem Schwertstreich töten.

Hargobind war sehr großzügig und wohltätig. Er unterhielt eine öffentliche Küche in sehr großem Ausmaß. Tausende von armen Hindus und Mohammedanern wurden von ihm beköstigt.

Hargobind schaffte vielerorts öffentliche Einrichtungen und ließ eine große Anzahl von Gärten anlegen. 1677 gründete er Hargovindpur. Er reiste durch das ganze Land und predigte das, was Guru Nanak als Aufgabe und Lebenszweck festgelegt hatte.

Mihraban, der Sohn von Prithichand, einem Onkel von Hargobind väterlicherseits, wurde sehr eifersüchtig, als er den Wohlstand des Gurus sah und tat sich mit Chandu Shah zusammen. Beide gingen zum Herrscher Jahandir und beanstandeten, dass der Guru den Brauch seiner Vorfahren aufgegeben und eine ganz normale Armee aufgestellt hätte. Und er hätte begonnen, Gerichtsfälle abzufertigen, als sei er des Königs Gerichtshof. Chanduh Shah erinnerte den Herrscher daran, dass er einmal dem verstorbenen Guru Arjun eine Geldstrafe von zwei Lakhs auferlegt hatte, die noch nicht bezahlt war und schlug vor, sie jetzt von dessen Sohn einzufordern. Er legte weiter nahe, dass der Guru, solange der Betrag nicht gezahlt worden war, im Fort von Gwalilor als Staatshäftling festgehalten werden sollte. Der königliche Herrscher stimmte den Vorschlägen von Chandu Shah zu und Guru Hargobind wurde in den Kerker geworfen.

Hargobind wurde zwölf Jahre in dem Gefängnis festgehalten. Er fand dort eine Vielzahl unglückseliger Fürsten und Feudalherren, die alle weggesperrt waren. Ihr einziges Verbrechen war, dass sie Territorien besaßen, die auch das herrschende königliche Regime begehrte. Hargobind war für viele seiner Mithäftlinge von höchstem Nutzen. Er verstand es, für viele eine Möglichkeit der Freilassung auszuklügeln.

Chandu Shah dachte, er könnte Hargobind im Gefängnis leicht ermorden lassen. Er versuchte, Haridas, den Gouverneur des Forts, zu bestechen, damit der ihn ermordete. Dafür schickte er ein vergiftetes Gewand, damit der Guru sich damit kleidete. Haridas aber war ein großer Verehrer des Gurus und ließ sich nicht darauf ein. Der berühmte Fakir Mian Mir eröffnete dem königlichen Herrscher all die bösen Machenschaften von Chandu Shah und erreichte so schließlich die Freilassung von Hargobind.

Der Guru ging nach Delhi, um dem Herrscher für seine Freilassung zu danken. Diesem fiel die schöne Gebetskette aus gelben Holzperlen auf, welche der Guru um seinen Hals trug, und bat ihn, sie ihm als Andenken zu überlassen. Der Guru sagte, dass sein Vater eine noch viel schönere Perlen-Gebetskette getragen hatte, und er wünschte, er könnte ihm jene geben. Da fragte der Herrscher nach dem Verbleib der Kette. Der Guru antwortete, dass sie im Besitz von Chandu Shah sei und dass er sie vom Hals Guru Arjuns gestohlen hätte. Der Herrscher forderte Chandu Shah auf, ihm die Kette zu bringen. Der ging zu seinem Haus, kam aber ohne die Gebetskette zurück. Er gab vor, sie verloren zu haben. Guru Hargobind hatte Jahangir vorher alles über das Leid, das sein Vater hatte erfahren müssen, erzählt. Der königliche Herrscher änderte darauf seine Meinung über Chandu Shah und wurde sehr hart ihm gegenüber. Als Chandu Shah nämlich ohne die Halskette zurückkam, forderte der königliche Herrscher Hargobind auf, diesen fortzuschaffen und Rache zu nehmen für das schreckliche Ende, welches sein Vater hatte erleiden müssen. Hargobind aber lehnte es ab, ihn fortzubringen und sagte: "Ein wahrer Guru ist großzügig und erbarmungsvoll. Er fühlt für immer Mitleid. Ein wahrer Guru wünscht allen nur Gutes."

Man durchsuchte das Haus von Chandu Shah. Die Perlen-Gebetskette wurde gefunden.

Die Anhänger von Guru Hargobind jedoch brachten Chandu Shah nach Amritsar und ließen ihn büßen für seine Greueltaten Guru Arjun gegenüber. Sie bewarfen ihn mit Dreck und Schmutz. Sie ließen Männer der unteren Kaste ihn mit ihren Schuhen schlagen. Täglich wurde er umher geschafft, um sein Essen zu erbetteln. Ein Getreideröster schließlich schlug ihm mit einer Eisenpfanne den Schädel ein. Straßenkehrer warfen seinen Leichnam in den Fluss Ravi.

Es waren Mihraban, der Sohn von Prithia, und Karam Chand, der Sohn von Chandu Shah, die Shah Jahan gegen den Guru aufstachelten. Der Guru verbrachte gerade seine freie Zeit in der Nähe des Dorfes Gumtala mit der Falkenjagd. Zur selben Zeit tat Shah Jahan in der Umgebung von Kuhala dasselbe. Ein weißer Falke, der dem Herrscher gehörte, schloss sich den Falken des Gurus an. Die Männer des königlichen Herrschers verlangten den weißen Falken zurück. Der Guru aber wies es zurück, sich von ihm zu trennen.

Jetzt wurde Shah Jahan von großer Wut erfasst. Er sandte eine große Armee aus, um den Guru ergreifen zu lassen und seine Anhänger auseinanderzutreiben. In der Nähe von Amritsar wurde eine schwere Schlacht geschlagen. Die Armee des Herrschers wurde aber besiegt. Der Guru gewann drei gewaltsame Auseinandersetzungen mit den königlichen Truppen.

Der Guru hatte drei Ehefrauen: Damodari, die ihm den Sohn Gurditta gebar; Nanaki, mit der er drei Söhne hatte - An Rai, Teg Bahadur und Atal Rai; und Marwahi, mit der er den Sohn Surajmal bekam.

Guru Hargobind ließ sich in der Nähe der Berge in Khartarpur nieder, wo er auch 1645 verstarb. Voerher hatte er seinen Enkel Har Rai zu seinem Nachfolger und nächsten Guru bestimmt. Guru Hargobind war siebenunddreißig Jahre lang Guru gewesen. Er starb im Alter von achtundvierzig Jahren.

Guru Hargobind war ein großartiger Mensch. Er war ein großer Held und ein bedeutender spiritueller Führer.

Die Sikhs liebten und respektierten ihren Guru Hargobind sehr. Sein Tod wurde als nationales Unheil betrachtet. Viele seiner Anhänger ließen sich freiwillig auf seinem Scheiterhaufen verbrennen. Zwei von ihnen, ein Rajput und ein Jat, gaben zu den Füßen des Gurus ihren Geist auf.

Guru Hargobind wurde von Hindus und Moslems gleichermaßen respektiert. Er hatte zwischen Hargovindpur und Amritsar und zwischen Masjids und Dehras in passenden Abschnitten Rastplätze für moslemische Reisende eingerichtet. Dort wurden alle auf Kosten des Gurus verköstigt.

Artikel aus dem Buch „Lives of Saints“ von Swami Sivananda, Divine Life Society, 2009.