Fakir
Fakir (Arabisch: فَقير faqīr "arm" ist ein muslimischer Sufi Asket im Mittleren Osten und in Südasien. Fakire waren wandernde Derwische, die den Islam lehrten und von Almosen lebten. Der Begriff wurde zu einem gemeinsamen Ausdruck in Urdu, Bengali und Hindi für einen Bettler. Fakire waren muslimische Asketen und Sufis, die einen Eid von Armut und Hingabe geschworen und allen Beziehungen und Besitztümern entsagt hatten.
Fakire werden nach ihrer Bindung an "Dhikr" beschrieben (ein Brauch, bei dem die Namen Gottes wiederholt werden, oft im Anschluss an Gebete) und anhand ihres Asketentums. Der Sufismus rekrutierte seine Anhänger bei den Muslimen als Reaktion auf die Weltlichkeit der frühen Umayyad Kalifate (661–750). Sufis gab es auf verschiedensten Kontinenten und in verschiedensten Kulturen für über ein Jahrhundert. Zunächst waren e Araber, dann breiteten sich in Persien, in der Türkei, in Indien und in ein Dutzend weiterer Länder aus.
Der Begriff beschreibt weiterhin hinduistische und buddhistische Asketen (z.B. Sadhus, Gurus, Swamis und Yogis). Diese weiter gefasste sprachliche Nutzung entwickelte sich maßgeblich in der Zeit der Mogule in Indien. Calanus, ein hinduistischer Naga Sadhu des 4. Jahrhunderts v. Chr., wird von den Geschichtsschreibern oft "Fakir" genannt. Es gibt auch einen eigenen Clan von Fakiren in Nordindien, hervorgegangen aus Gemeinschaften von Fakiren, die sich bei den Sufi Schreinen niederließen.
Ein Fakir ist also ein Anhänger des islamischen Sufismus oder ein heimatlos umherwandernder Asket, der durch seine Lebensweise und durch lange Übung zu ungewöhlichen Fähigkeiten der Körperbeherrschung fähig ist, wie z.B. über Feuer oder Scherben zu gehen, auf einem Nagelbett zu liegen, die Haut mit Nadeln zu durchstechen ohne zu bluten, u.ä.
Sukadev über Fakir
Niederschrift eines Vortragsvideos von Sukadev über Fakir
Fakir ist ein arabischer Ausdruck, der ins Hindi übernommen wurde, und Fakir heißt „religiöser Bettler“, heißt auch insbesondere „ein muslimischer Bettler“. Fakir heißt im Deutschen etwas ganz anderes als es eigentlich in Indien bedeutet.
Wenn man im Deutschen an das Wort Fakir denkt, dann denkt man an irgendwelche Menschen, die sich auf Nagelbetten setzen, Nagelbretter, die sich Nägel durch den Körper stechen, die vielleicht Glasscherben essen, Feuer spucken usw. Das ist jetzt nur etwas, was die Reisenden in Indien gesehen haben und sie haben gedacht, das sind Fakire. Aber Fakir ist im Arabischen eigentlich ein heiliger Ausdruck.
Im Islam gibt es ja keine formellen Mönchsorden, deshalb kann man das nicht wirklich als Mönch bezeichnen. Mönch ist typischerweise verbunden mit einer Einweihung. Aber Fakir ist das, was man als Wandermönch bezeichnen könnte oder als Sadhu bei den Moslems. Ein Fakir ist jemand, der kein Geld hat, kein Bankkonto und der nicht davon lebt, dass er arbeitet und dafür entlohnt wird. Ein Fakir ist jemand, der seinen Lebensunterhalt fristet, indem er bettelt und ansonsten spirituelle Praktiken übt. Und es wird angenommen, dass jemand, der viele spirituelle Praktiken übt, dann eben auch betet für die Menschen, insbesondere diejenigen, die ihm etwas zu essen geben.
Natürlich, der Fakir sammelt spirituelle Kraft, er wiederholt verschiedene Koransuren und er betet für das Wohl der Welt, für alle. Und wenn jemand ihm besonders hilft, dann ist es ganz normal, dass dieser Mensch sich auf den Fakir einstimmt und so von dem Fakir Energie und Kraft und damit auch Segen bekommt.
Es gibt unter den Fakiren natürlich heiligere und weniger heilige. Es gibt auch Menschen, die vielleicht durch unglückliche Lebensumstände nicht arbeiten können oder vielleicht auch solche, die es nicht wollen und die sich dann als religiöse Menschen verkleiden. Die werden dann auch als Fakire bezeichnet. Aber gerade in Indien gibt es eine Menge von Grabmälern von großen Fakiren, die große Heilige geworden sind, weise geworden sind, und bei diesen Grabmälern ist immer eine ganz besondere spirituelle Kraft. Man könnte Fakire auch als heilige Bettler bezeichnen. Man könnte sie auch Bettelmönche im Islam nennen, insbesondere in Indien.
Woher kommt der Glaube, dass ein Fakir jemand ist, der auf fliegenden Teppichen durch die Gegend fliegt oder sich auf Nagelbretter legt? Das hängt ein bisschen damit zusammen, dass die Westler, als sie nach Indien kamen, dort besonders diejenigen gesehen haben, die sehr spektakulär waren, und das hat sie natürlich angezogen. Angenommen, du siehst fünfzig Menschen und einer davon legt sich auf ein Nagelbett, dann bist du natürlich mehr angezogen von dem, der sich auf ein Nagelbett legt. Und dann bekommt dieser Mensch natürlich auch mehr Geld als Bettelgabe und so werden diese Menschen etwas bekannter. Und es gibt tatsächlich unter den Fakiren solche Wundertäter und solche mit Siddhis, übernatürlichen Kräften, und es gibt auch solche, die irgendwelche Tricks machen, um erfolgreicher betteln zu können.
So gibt es tatsächlich auch die Fakire, vielleicht heute weniger als früher, die irgendwelche tatsächlichen oder scheinbaren Wundertaten tun. Dennoch, Fakir bezeichnet ursprünglich einen religiösen Bettler, jemanden, der sein Leben Allah gewidmet hat, der sein Leben der Suche nach Gott gewidmet hat und der deshalb keinen Lebensunterhalt fristet, keine eigene Familie hat, sondern alles Gott widmet, sich von Gott abhängig macht. Und Menschen geben diesen Fakiren gerne etwas, weil sie so auch Segen, spirituelle Unterweisung und Kraft bekommen und oft auch Heilung. Fakir – der arabische Ausdruck, und auch Hindi-Ausdruck, für einen Bettelmönch im Islam.
Geschichte
Zeitlich gesehen wurden die Begriffe "Tasawwuf", "Sufismus", "Faqr" und "Faqer" (Substantiv von Faqr) zuerst benutzt (mit voller Definition) von Husayn ibn Ali, der der Enkel von Mohammed war. Er schrieb ein Buch, Mirat ul Arfeen, über dieses Thema, von dem man sagt, dass es das erste Buch über den Sufismus und Tasawwuf ist. Nichtsdestotrotz konnte das Buch unter der Ummayad Herrschaft weder veröffentlicht, noch Tasawwuf, Sufismus oder Fakir öffentlich diskutiert werden. Für lange Zeit nach Husayn ibn Ali wurden die Informationen und Lehren von Faqr, Tasawwuf und Sufismus nur von Herz zu Herz übertragen.
Im 10. Jahrhundert arbeitete der hoch renommierte Muslim Abdul-Qadir Gilani, der Gründer der Qadiriyya Silsila, der die meisten Anhänger im muslimischen Sufismus zugerechnet werden, mit den Begriffen Sufismus, Tasawwuf und Faqr.
Im 13. Jahrhundert war Ibn Arabi der erste eifrige muslimische Gelehrte, der nicht nur eine öffentliche Diskussion begann, sondern auch hunderte Bücher über Sufismus, Tasawwuf und Faqr schrieb.
Im Laufe der Zeit verblasste die Doktrin des Sufismus, so wie die von Tasawwuf und Faqr. Während der Mogul Herrschaft auf dem indischen Subkontinent zog falsche Terminologie in Sufismus und Islam ein, und die Bedeutung von Faqir verkam zu einer Bezeichnung für Straßenbettler und hinduistische Mönche. Der Begriff wurde dann auch in anderen indischen Königreichen benutzt, wo es durch die persisch sprechenden Gerichte der muslimischen Herrscher Einzug in den lokalen Sprachgebrauch hielt. In Indien werden Fakire "Syed", "Shah" oder "Sai" genannt, weil sie zu den Nachfahren des Sufi-Ordnung gehören.
Während des 17. Jahrhunderts revolutionierte ein weiterer nobler und lebhafter muslimischer Gelehrter und Heiliger, Sultan Bahoo, den Sufismus und stellte die Definition von Faqr und Faqir mit neuen Bestandteilen wieder her.
Im Englischen meint Faqir oder Fakir ursprünglich einen bettelnden Derwisch. Im mystischen Gebrauch bezieht sich das Wort Fakir auf das menschliche Gottesbedürfnis, das allein autarkt ist. Obwohl von muslimischer Abstammung wird der Begriff in Indien auch auf Hindus angewendet. Er ersetzt weitgehend die Begriffe "Gosvamin", "Sadhu", "Bhikku" und andere Bezeichnungen. Fakire werden im Allgemeinen als heilige Männer angesehen, die von wundersamen Kräften erfüllt sind. Bei den Muslimen sind die führenden Sufi-Stämme der Fakire die Chishtiyah, Qadiriyah, Naqshbandiyah, und Suhrawardiyah. Das Cambridge English Dictionary definiert Faqir als "ein Mitglied einer islamischen religiösen Gruppe oder einen Heiligen".
Eigenschaften
Die Eigenschaften eines Fakirs sind von vielen muslimischen Heiligen und Gelehrten definiert worden. Einige herausragende Definitionen von ausgewählten Persönlichkeiten werden hier zitiert.
Einer der meist respektierten und geliebten frühen muslimischen Heiligen, Abdul-Qadir Gilani, erarbeitete den Sufismus, Tasawwuf und Faqr in einer überzeugenden Weise. Er erklärt die Eigenschaften eines Fakirs wie folgt: "Faqir ist nicht, wer nichts tun kann und nichts in sich selbst ist. Aber Fakir hat alle Befehlsgewalt (geschenkt von Allah) und seine Befehle können nicht widerrufen werden.
Danach erklärt Ibn Arabi den Sufismus, was Faqr beinhaltet, ausführlicher. Er schrieb mehr als 500 Bücher zu Themen wie Sufismus, Tasawwuf und Faqr. Er war der erste muslimische Gelehrte, der offen die Idee von Wahdat al-wujud kommunizierte, die jahrhundertelang das Stadtgespräch blieb.
Ein anderer würdevoller muslimischer Heiliger, Sultan Bahoo, beschreibt den Fakir als einen, der "von Allah (Gott) mit vollständiger Autorität ausgezeichnet worden ist." Im gleichen Buch sagt Sultan Bahoo: "Fakir erlangt Ewigkeit durch vollständige Auflösung in Allah. Wenn er sein Selbst von allem außer Allah löst, steigt seine Seele in die Göttlichkeit empor." In einem anderen Buch sagt er: "Fakir hat drei Stufen (Schritte). In der ersten Stufe nimmt er aus der Ewigkeit (ohne Anfang) in diese sterbliche Welt, in der zweiten Stufe von dieser endlichen Welt ins Jenseits und im letzten Schritt vom Jenseits zur Manifestation Allahs."
In der Lehre der vier Wege von G. I. Gurdjieff wird das Wort "Fakir" genutzt, um den speziellen physischen Weg der Entwicklung zu beschreiben, im Gegensatz zu den Worten "Yogi" (von Gurdjieff benutzt für den Weg der seelischen Entwicklung) und "Mönch" (von ihm benutzt für den Weg der emotionalen Entwicklung).
In Bangladesh und Indien
Der Fakir und Goshai kamen mit einem starken religiösen Einfluss, und es gab sogar Bauls, die ihre Köpfe schoren wie in ihrer Vergangenheit und weiter auf Basis des grundlegenden Glaubens Vaishnava-Sahajiya Buddhismus ihre Riten und Überzeugungen praktizierten. So fielen alle Anhänger verschiedener Religionen und religiöser Praktiken unter den Sammelbegriff "Baul", was seinen ethymologischen Ursprung im Sanskrit Begriff "Vatula" ("Wildfang"), oder "Vyakula" ("ruhelos") hat und benutzt wird für jemanden, der besessen oder verrückt ist. Sie waren bekannt für ihre "verrückten" Auftritte in trance-artiger Anbetung, sich über Gut und Böse erhebend. Obwohl Baul sowohl mit Hinduismus wie auch mit dem Islam sympathisierte, entwickelte er sich zu einer Religion, die sich auf das Individuum fokussierte und sich um die spirituelle Suche nach Gott von innen heraus drehte. Er glaubt, dass die Seele, die in allen menschlichen Körpern lebt, Gott ist.
Siehe auch
Literatur
Seminare
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