Mythen der Asanas

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Mythen der Asanas: Um die Asanas, ihre Entstehung, Verbreitung, Ausführung und Wirkung ranken sich unzählige Mythen. Hier einige Gedanken aus dem Buch "Die Mythen der Asanas":

Matsya gilt in der Mythologie als erster Yogalehrer, da er den Menschen die Asanas lehrte.

Es ist als eine Widerspiegelung kosmischer Kräfte zu betrachten - die zeitlos und universell als Teil der schöpferischen Natur auftreten. Fortbestand und Auflösung - im Yoga verkörpern sie sich als Asanas und Mudras.

Man muss sicher nicht nach Indien reisen, um die aufgewickelte Kraft der Kobra oder die von Bhujangasana, der Heuschrecke in seinem Körper zu verspüren, oder auch die verwurzelnde Kraft eines Baumes, in Vrikshasana.

Nur wenige Menschen des Westens kennen jedoch die Geschichten, die sich hinter den Namen der Asanas verbergen. Sie wissen nichts über die alles-durchdringende Eigenschaft der Mythen, über Shiva oder Ganesha, welche in Indien jedem – vom Kind bis zum Guru - geläufig sind. Der Großteil traditioneller indischer Lieder, Tänze und bildender Künste beschäftigt sich mit den Darstellungen von Legenden. Sie sind ganz besondere Lehrer. Manchmal geheimnisvoll und rätselhaft, auch widersprüchlich, friedvoll oder zornig sind sie oft erlösend in ihrer Kernaussage.

Das Gefühl hinter den Asanas

Was mag wohl hinter dem Gefühl, sich voller Hingabe sein Herz aufzureißen stehen, wie es der Affengott Hanuman tat? Was bedeuten die großen Legenden Bharadvaja und Astavokra, nach denen die Asanas benannt wurden? Was ist das Herausragende an Natarajasana, Shivas Tanzhaltung?

Beim Kennenlernen der Asana-Geschichten eröffnet sich ein Raum mythischen Bewusstseins. Ein Ort, an dem es nicht mehr um die äußere Form der Asana geht, um diese oder jene bemerkenswerte Mudra-Haltung, sondern um die innere Asana, die wie eine Landkarte zum Hintergrund, zum Sinn des Mythos führt.

Mein Vater gab mir meinen Namen Shiva, als er noch ein Kunststudent war. Niemals hatte er bis dahin eine Yoga Klasse besucht. Jedoch begeisterten ihn zutiefst die Legenden von Shiva, dem kosmischen Tänzer mit dem seidenmatten Haar, der auf vernichtende Art alle Unwissenheit in Grund und Boden tanzt, getrieben von der freudvoll erhabenen Anmut und Kraft des Ananda Tandava, des Tanzes der Seligkeit - ein großartiges Sinnbild für die spät Sechziger Jahre.

Als Siebenjähriger, im vom Höhepunkt der Vietnamproteste geprägten Berkeley des Jahres 1974, wagte ich einen Blick hinaus in die Welt und konnte mich kaum der Schwere der kosmischen Zerstörungskraft entziehen. Wie die meisten in meiner Kindheit glaubte ich tatsächlich, nach dem Gott der Zerstörung benannt zu sein, einer üblicherweise in Enzyklopädien und Wörterbüchern verbreiteten Definition folgend. Damals stand mir weder ein Buch noch ein Lehrer zur Verfügung, um die verborgenen Bedeutungen meines Namens zu enthüllen. Mittlerweile jedoch weiß ich, dass tausende von Namensgebungen für Shiva existieren, vom friedvoll erhabenen Mahayogin, aus dem sich die Yoga Asanas herausbildeten, über Kamadeva, den Liebhaber Shaktis, bis hin zu zum großartigen brüllenden Rudra.

Ich bin völlig der Liebe zu den weiblichen Gottheiten verfallen und konnte mich während der Stürme meines Lebens immer fest in den Legenden der Göttin Durga verankern, welche, begleitet von einer Armee von vierundsechzigtausend Yoginis, Stätten des blanken Chaos einnahm. Sie bewirkte die Wiedererweckung der Welt, allein durch ihre leidenschaftliche, kämpferische Liebe. Ich betrachte mich selbst als friedvolle, schlichte und naturverbundene Person, und finde dennoch so etwas wildes und intensiv befriedigendes in den yogischen Legenden, die unsere erstarrten, konservativen und seichten Vorstellungen über unsere göttliche Natur zerschmettern und uns zutiefst berühren, im Licht und Dunkel unseres Daseins, und unseres Lebensweges.