Abstinenz

Aus Yogawiki

Abstinenz bedeutet Enthaltsamkeit. Abstinenz kommt vom Lateinischen abstinere, das "von etwas Abstand nehmen" bedeutet. Um sein Leben gesund zu gestalten, muss man auch Abstinenz üben: Alkoholabstinenz, Fleischabstinenz, Tabakabstinenz.

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Abstinenz kann auch konkret sexuelle Enthaltsamkeit bedeuten, wie sie z.B. katholische Priester und die meiste Mönche der verschiedenen Religionen geloben. Abstinenz ist eine typisch menschliche Fähigkeit: Aus übergeordneten Gründen auf etwas zu verzichten, was die persönliche Lust einem anbietet. Auch auf spirituellem Gebiet spielt Abstinenz immer wieder eine wichtige Rolle. Unterschiedliche Formen von Spiritualität empfehlen dabei eine stärkere oder eine weniger starke Abstinenz.

Die Fähigkeit zur Abstinenz ist für manche einfacher, für manche etwas schwerer. Wer unter einer Sucht leidet, für den ist es eine große Aufgabe wieder abstinent zu werden. Von einem Suchtkranken zum Abstinenzler zu werden, das ist ein großes Abenteuer, wofür die meisten professionelle Hilfe benötigen.

Es gibt auch Fälle, wo alleinige Praxis von Yoga und Meditation Süchte von selbst zum Erliegen gebracht haben. Oft reicht das aber nicht aus. Wenn man bisher eher opulent und unbewusst gelebt hat, und jetzt etwas asketischer leben will, ist das manchmal gar nicht so schwer.

Abstinenz - eine Tugend. Was ist Abstinenz ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Abstinenz gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Abstinenz ? Umfangreicher Artikel mit Vortragsvideo und Tipps.

Abstinenz als hilfreiche Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Abstinenz heißt zunächst mal, sich etwas enthalten. Abstinenz wird meistens in zwei Kontexten gebraucht, Abstinenz vom Alkohol und Abstinenz von Sexualität. Ich bin Yogalehrer, ich empfehle in jedem Fall, auf alkoholische Getränke zu verzichten, die Art von Abstinenz ist in jedem Fall gut.

So viele Probleme in Beziehungen tauchen auf, weil ein Partner zu viel Alkohol trinkt. Bis heute ist Alkoholsucht ein Hauptgrund für Gewalttätigkeit gegenüber Kindern und gegenüber Partnern. Und meine Empfehlung ist immer, jeder Mensch sollte auf Alkohol verzichten.

Etwa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung hat eine genetische Prädisposition zu Alkoholismus. Das heißt, wenn sie regelmäßig ein Glas Alkohol trinken, dann werden sie irgendwann abhängig. In einer Gesellschaft, in der es normal ist, jeden Tag Alkohol zu trinken, dort kann diese genetische Prädisposition zum Alkoholismus führen.

Man nimmt an, dass es etwa fünf Millionen Alkoholiker in der Bundesrepublik Deutschland gibt und jeder dieser Alkoholiker schädigt typischerweise zwei bis fünf Menschen, vielleicht sogar mehr. Vermutlich gibt es fünfundzwanzig bis dreißig Millionen Alkoholgeschädigte in Deutschland, die Partner von Alkoholikern, die Kinder von Alkoholikern, die Eltern von Alkoholikern, oft die Kollegen von Alkoholikern und oft eben auch die Menschen, die von Alkoholikern verprügelt wurden oder in Unfälle mit hineingezogen wurden. Also, eine ganze Menge.

So sollte man schon aus Mitgefühl abstinent sein, ein Aspekt, der viel zu selten ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt. Und jeder Mensch, der grundsätzlich abstinent ist und keinen Alkohol trinkt, rettet vermutlich eins bis fünf Menschen ihr Leben, wenn man es etwas pathetisch ausdrückt.

Es gibt noch einen weiteren Aspekt, Abstinenz kann auch heißen, abstinent zu sein von Sexualität. Und das ist ein schwieriges Thema. Typischerweise ist man auch in einer Beziehung, um gemeinsam Sex zu haben. Es gibt aber auch Perioden, wo z.B. ein Partner eine Weile weg ist, z.B. weil er ein paar Wochen Urlaub hat, weil er beruflich unterwegs ist, weil er eine Ausbildung macht oder weil die beiden Partner sich vielleicht aus anderen Gründen eine Weile nicht sehen.

Da ist es wichtig, dass man dem anderen treu bleibt und dass man es auch mal bewusst akzeptiert, eine Weile abstinent zu sein, mindestens abstinent von Sex mit einem anderen Partner. Genauso gibt es auch Phasen, wo gerade in einer längeren Liebesbeziehung, ein Partner für eine Weile weniger Sex haben will und hier muss der andere Partner natürlich auch das irgendwo mittragen können.

Gar nicht mal selten, wenn Frauen in die Wechseljahre kommen, gibt es eine Phase, die Wochen, Monate oder auch eins bis drei Jahre dauern kann, wo die Frau weniger Sex haben will. Manchmal, wenn Menschen auf den spirituellen Weg kommen, gibt es eine Phase von mehreren Monaten oder eins bis zwei, drei Jahren, wo sie weniger oder wo sie auch mehr Sex haben wollen.

Sexualität ist auch eine Funktion des Pranas, wenn sich das Prana ändert, kann sich auch der Wunsch nach Sexualität ändern. Da ist es eben wichtig, dass man sich dessen bewusst ist und da ist es auch wichtig, dass beide Partner offen darüber reden und insbesondere eben auch nicht denken, dass das, was jetzt momentan ist, dauerhaft ist.

Es gibt tatsächlich Fluktuationen im sexuellen Begehren, in den sexuellen Wünschen und in einer guten Beziehung ist es durchaus zuzumuten, dass es mal eine Weile Sexabstinenz gibt. Es wird manchmal sogar empfohlen bei Sexualstörungen, dass die Partner sich bewusst vornehmen, ein, zwei oder drei Monate auf Sex zu verzichten und nur Zärtlichkeiten auszutauschen. So entsteht menschliche Nähe und so kommt das Begehren irgendwann wieder von selbst.

Das waren jetzt nur ein paar Gedanken zu sexueller Abstinenz und Alkoholabstinenz, die dich vielleicht etwas überlegen lassen. Ich würde mich in jedem Fall freuen, wenn du vielleicht aufhören würdest mit Alkohol, damit kannst du Menschen sehr stark helfen, selbst wenn du nicht zu den Alkohol-Prädestinierten, also Alkoholsüchtigen gehörst, und wenn du bereit bist, auch in einer Beziehung eine Weile sexuell abstinent zu sein, wenn es für deinen Partner eben so ist oder auch wenn du selbst merkst, dass du vorübergehend das Bedürfnis nicht mehr hast.

Wenn du einen Partner hast, der diese sexuelle Abstinenz mitträgt, dann kann das die Partnerschaft vertiefen. Wichtig ist dann aber auch, wenn das sexuelle Begehren zurückkehrt, dass dann die Phase der Abstinenz auch vorbei ist und ihr euch wieder freut über die neugewonnene Sexualität, das wieder neu gewonnene Vergnügen.

Abstinenz in Beziehung zu anderen Eigenschaften

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Abstinenz in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Abstinenz

Ähnliche Eigenschaften wie Abstinenz, also Synonyme zu Abstinenz sind z.B. Enthaltsamkeit, Genügsamkeit, Askese, Entsagung .

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Abstinenz übertrieben kann ausarten z.B. in Kasteiung, Selbstquälerei, Körperverletzung. Daher braucht Abstinenz als Gegenpol die Kultivierung von Genuss, Lebensfreude, Hochstimmung.

Gegenteil von Abstinenz

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Abstinenz, Antonyme zu Abstinenz :

Abstinenz im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Vortragsmitschnitt zu Abstinenz - Audio zum Anhören

Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Abstinenz, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden. <mp3player> </mp3player>

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Abstinenz

Eigenschaften im Alphabet nach Abstinenz

Literatur

Weblinks

Seminare

Liebe entwickeln

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