Murchha

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Herz öffnende Versenkung

Murchha, Murccha und Murchchha (Sanskrit: मूर्छा mūrchā u. मूर्च्छा mūrcchā f.) das Gerinnen, Festwerden; Ohnmacht, Betäubung; geistige Betäubung; Melodie.

Murchha ist ein Zustand der Versenkung im Hatha Yoga, der noch nicht der höchste Zustand (Unmani) ist; eine der Haupt-Pranayamas (Mahakumbhakas), bei der die Luft sehr lange angehalten wird, und der Übende in einen ohnmachtähnlichen Zustand, also in einen überbewussten Zustand eintritt. Eine andere Variation von Murchha besteht aus dem sehr langen Ausatmen, also der Verlängerung von Rechaka, der Ausatmung. Murccha gehört zu den Pitta reduzierenden, den Geist und die Psyche beruhigenden Pranayamas. Murccha ist auch eine der Atemübungen, die man als Herzenspranayamas bezeichnen kann.

ACHTUNG: Die intensive fortgeschrittene Praxis von Murccha bis hin zur Ohnmacht ist eine fortgeschrittene Pranayama Übung. Um sie zu erlernen, lasse dich in der Praxis von einem erfahrenem Pranayama Lehrer anleiten. Die weiter unten genannten Praxisübungen in leichter Form kannst aber du bedenkenlos üben, solange es sich für dich angenehm anfühlt.

Murchha मूर्च्छा mūrcchā Aussprache

Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Murchha, मूर्च्छा, mūrcchā ausgesprochen wird:

Sukadev über Murchha

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Murchha

Murchha gehört zu den Ashta Maha Kumbhakas, zu den acht großen Weisen, die Luft anzuhalten, oder anders ausgedrückt, zu den acht fortgeschrittenen Pranayamas, die Swatmarama in der Hatha Yoga Pradipika beschreibt. Was heißt Murchha? Murchha als Sanskrit-Wort heißt zum einen Trance, heißt Ekstase, es heißt auch, bewusstlos werden. Letztlich, auf dem spirituellen Weg spielen andere Bewusstseinsebenen, geänderte Bewusstseinsebenen eine gewisse Rolle. Es ist zwar nicht unbedingt nötig, um Atman Jnana zu erreichen, dass du höhere Bewusstseinsebenen erreichst.

Gerade im Jnana Yoga geht das durch den Weg der Erkenntnis. Aber gerade im Hatha Yoga, Kundalini Yoga, Raja Yoga geht es darum, mittels spezieller Techniken, andere Bewusstseinsebenen zu erreichen. Wenn du andere Bewusstseinsebenen erreichst, dann kommst du heraus aus der Identifikation mit Körper, Psyche, mit Gedanken, Emotionen, Persönlichkeit usw. Und wie kommst du dort heraus? Es gibt verschiedene Techniken.

Im Raja Yoga macht man das durch intensive Meditation, aber Patanjali beschreibt auch gerade im dritten Kapitel des Yogasutra noch weitere Techniken. Im Hatha Yoga macht man das durch Asanas, Pranayama, Mudras, Bandhas und auch wieder spezielle Meditationstechniken. Zu den Pranayamas gehört Murchha.

Murchha will einem helfen, das Alltagsbewusstsein zu verlieren, dafür Ekstase zu erfahren. Wie geht jetzt Murchha? Das würde jetzt hier zu weit führen. Im Wesentlichen heißt Murchha, eine Verlängerung der Ausatmung, man macht die Ausatmung so langsam, bis der Bewusstseinszustand sich ändert. Wie das genau geht, das kann man jetzt nicht in einem Vortrag erklären.

Es gibt zwar sanfte Variationen von Murchha, diese findest du auch auf unseren Yoga Vidya Seiten, da gibt es einfach Videos dazu. Und es rentiert sich, die auch zu üben. Diese einfachen Variationen helfen, den Geist ruhiger zu machen, helfen auch, etwas zu beruhigen, helfen auch, Zugang zu finden zum Herzen. Du findest alle Informationen auf unseren Internetseiten. Schaue nach unter www.yoga-vidya.de. Gib dort „Murchha“ ein, und so bekommst du einige Übungsanleitungen.

Ausführung von Murcha

Sitze in einer kreuzbeinigen Sitzhaltung. Atme ein. Halte den Atem mit Jalandhara Bandha an, in dem du das Kinn gegen die Brust drückst. Halte den Atem solange an, bis du ein Gefühl der Ohnmacht aufkommen fühlst, und atme dann langsam aus. Das ist Murcha Kumbhaka. Sie unterbricht den Kontakt des Geistes mit den Sinnen und bringt Glück.

Anfänger: Rechts nur mit Bauchatmung einatmen mit Mula Bandha. Atem anhalten (also (Antara Kumbhaka) mit Mula Bandha und Uddhiyana Bandha. Links ausatmen ohne Bandhas. Dann Luft anhalten (also Bahaya Kumbhaka) mit Uddhiyana Bandha. Von vorne beginnen (wieder rechts einatmen).

Fortgeschrittene: Rechts vollständig einatmen mit Mula Bandha. Atem anhalten (also (Antara Kumbhaka) mit Maha Bandha. Dabei Hände auf die Oberschenkel abstützen. Links ausatmen ohne Bandhas. Dann Luft anhalten (also Bahaya Kumbhaka) mit Uddhiyana Bandha. Von vorne beginnen (wieder rechts einatmen). Konzentration auf Ajna Chakra zwischen den Augenbrauen.

Wirkungen: Beruhigt den Geist, erhöht die Vitalkapazität (Lungenvolumen). Erhöht das Prana im ganzen Körper, reinigt Sushumna Nadi, erweckt die Kundalini Shakti und zieht sie hoch zum Ajna Chakra (in der vollständigen Variation nur für Fortgeschrittene geeignet). Harmonisierung/Reduzierung von Vata (einfache Variation: ohne Jalandhara Bandha).

Hinweise: Vorsicht: Fortgeschrittenes Ujjayi nur nach mindestens 3 Runden Kapalabhati und mindestens 15-20 Minuten Wechselatmung (Anuloma Viloma, bzw. Nadi Shodana) machen.

Murccha in der Hatha Yoga Pradipika

Mit Murccha kommt der Geist zur Ruhe

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

Kommentar zur Hatha Yoga Pradipika, 2. Kapitel, Vers 69

Svatmarama schreibt: Nun Murccha. Am Ende von Puraka führe Jalandhara Bandha durch und atme langsam aus. Das ist Murccha Kumbhkaka. Es bringt den Geist in einen Zustand der Ruhe und schenkt Wonne.

Murccha und seine Wirkungen

Murccha zur Transformation von Ärger

Wie geht Murccha? Du atmest erst sehr tief ein, dann senkst du den Kopf und beim Ausatmen hältst du den Kopf unten, und du atmest sehr langsam aus. Murccha gehört zu den Pitta reduzierenden Übungen, ein Variation von Murccha kannst du zum Beispiel auch üben, um Ärger zu reduzieren - ich nenne es gerne die Ärgertransformationsatmung. Wenn du dich über irgendetwas geärgert hast, dann atme zügig ein und danach sehr langsam aus. Das kannst du auch in der Öffentlichkeit machen, du musst ja nicht den Kopf nach unten geben. Wenn du 5 – 10 mal sehr langsam ausgeatmet hast, dann merkst du: der Ärger ist verflogen und du hast mehr Energie.

Murccha bei Heuschnupfen

Murccha kannst du auch als Heuschnupfen-Überwindungsatem üben: Wenn du Heuschnupfen hast, dann kannst du den Heuschnupfenreiz überwinden, indem du zügig einatmest und so langsam ausatmest wie es nur geht, also sehr langsam und sehr vollständig. Vielleicht hast du gerade den Niesreiz und du wirst vorher durch das Niesen unterbrochen – dann probiere es noch einmal. Wenn du 5 – 10 mal extrem langsam ausatmest - das kannst du ruhig etwas forcieren, sind danach der Nies- und Heuschnupfenreiz und die tränenden Augen verschwunden. Probiere es aus, und wenn es funktioniert, dann schreibe es in die Kommentare und wenn nicht, dann schreib es auch in die Kommentare.

Murccha für Ruhe des Geistes

Svatmarama gibt hier eine spezielle Form, nämlich atha Murccha. Murccha hat verschiedene Bedeutungen und wird oft als „Ohnmacht, Gerinnen“ übersetzt. Murccha heißt aber auch Freude und Verzückung – also hier jetzt die „Übung, die zu Verzückung führt“. Er sagt: Purakante (am Ende der Einatmung) setzt du ganz fest Jalandhara Bandha - also Kopf senken, und dann atmest du shanai - sehr langsam und allmählich - aus (Recayet). Dieses (iyam) Kumbhaka Akhya - hat den Namen - Murccha. Und warum heißt es Murccha, oder auch murchhana? Weil es zu Manas Murccha führt, also zur Ruhe - zum Gerinnen - des Geistes und zu Sukha Prada - zu großer Erfahrung von Glück. Prada heißt hier „Gabe von“ oder „Verleihung von“ und Sukha heißt „Freude“.

Murccha für Erfahrung von Freude

Murccha ist also eine Übung, um Freude zu erfahren – eine Übung, die du machen könntest, wenn du dich trostlos fühlst. Man könnte sagen: Gegen Depressivität hilft jede Atemübung, weil sie mehr Energie erzeugt, aber insbesondere Bhramari und Murccha sind sehr hilfreich, um mehr Freude im Geist zu haben.

Video - Murccha in der Hatha Yoga Pradipika – HYP II 69

Hier ein Vortrag zum Thema Murccha in der Hatha Pradipika von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga. Dies ist ein Kommentar zum 69. Vers der Hatha Yoga Pradipika von Yogi Svatmarana, einem der Grundlagentexte des Hatha Yoga.


Warnung

Ohne ein vorheriges und fundiertes Erlernen der Praktiken und Übungen von einer zertifizierten Fachkraft (z.B. Yogalehrer/in),
kann das Ausführen dieser Praktiken dazu führen, das die erwünschte Wirkung nicht eintritt, oder sogar gesundheitliche Schäden verursachen!
Diese Ausführungen sind nicht zum Erlernen der Übungen gedacht, sondern dienen als Erinnerungsstütze
für Menschen, die diese Übungen bereits erlernt haben und sollen ferner schlicht das theorethisches Wissen
über Ausführung, Varianten und Wirkungen, etc. vermitteln.


Siehe auch

Literatur

Weblinks

Pranayama

Seminare

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