Pfingsten

Aus Yogawiki

Pfingsten (von griech. Vorlage:Polytonisch, pentekostē [hēmera], „der fünfzigste Tag“) ist ein christliches Fest jüdischen Ursprunges am fünfzigsten Tag nach Ostern bzw. Pessach.

Die Ausgießung des Heiligen Geistes - El Greco um 1610

Die Gläubigen feiern die Entsendung des Heiligen Geistes (lat. "Spiritus Sanctus", auch Atem; indogermanisch besonders deutlich: Atman). Im Hebräischen heißt „n’shamá“ Seele und „n’shimá“ Atem.

"Vielleicht sind wir nicht so wie die Jünger Jesu, aber “kleine Pfingsterlebnisse” können wir immer wieder haben: Erfahrung von Gnade, von Segen, von Kraft, ein Berufungserlebnis, die Klarheit, was unsere Aufgabe ist."

Im Neuen Testament wird in der Apostelgeschichte erzählt, dass der Heilige Geist auf die Apostel und Jünger herabkam, als sie zum Pfingstfest (Schawuot) in Jerusalem versammelt waren Vorlage:Bibel.

Dieses Datum wird in der christlichen Tradition auch als Gründung der Kirche verstanden. Als christliches Fest wird Pfingsten erstmals im Jahr 130 erwähnt.

Pfingsten: Geschichte

Himmelfahrt des Herrn - Reidersche Tafel

Ursprünglich wurden Christi Himmelfahrt und Pfingsten gemeinsam 50 Tage nach Ostern gefeiert, die damit die Osterzeit abschlossen. Erst ab dem späten 4. Jahrhundert wurde Himmelfahrt als eigenständiger Feiertag begangen. Die Trennung, die sich zwischen Jesus und seinen Jüngern an Himmelfahrt vollzog, bedeutet jedoch keine endgültige Trennung, denn schon 10 Tage danach, an Pfingsten, fährt der Heilige Geist auf die Jünger herab, durch den Jesus seinen Jüngern wieder nahe ist. Die neun Tage zwischen den beiden Festen sind die Zeit der Pfingstnovene – eine Zeit der Unsicherheit. Seit an Christi Himmelfahrt die Osterkerze (das Symbol für die Anwesenheit des Auferstandenen auf Erden) gelöscht wurde, warten die Jünger ängstlich und dem Kommenden bangend auf den ihnen verkündeten Geist. Während dieser neun Tage wird besonders um die Gaben des Heiligen Geistes gebetet.

Jüdischer Ursprung

Das Pfingstereignis am jüdischen Fest Schawuot feierte die Offenbarung der Tora und gehört zu den Hauptfesten des Judentums. Schawuot bedeutet Wochen - die mit dem fünfzigsten Tag vollendeten sieben Wochen nach dem Pessachfest hin. Bereits aus der Tradition stammt der griechische Name pentekostē, aus dem das deutsche „Pfingsten“ hervorging. Schawuot ist gleichzeitig ein Erntedankfest (Abschluss der mit Pessach beginnenden Weizenernte).

Pfingsten im Neuen Testamen

Symbol des Heiligen Geistes - Fresko in der Wiener Karlskirche von Johann Michael Rottmayr

Im 2. Kapitel der Apostelgeschichte werden die Erfahrungen der Jünger Jesu beim jüdischen Schawuot-Fest geschildert:

  • Als der Pfingsttag gekommen war, geschah ein Brausen vom Himmel und sie wurden von dem heiligen Geist erfüllt "wie von einem gewaltigen Wind (..) wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie (..) fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab."
  • Durch den Propheten Joel hatte Gott vorausgesagt, dass er in den letzten Tagen von seinem Geist auf alles Fleisch ausgießen werde, und wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden "und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen … Und es soll geschehen: wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden."
  • "Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen. Da er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist und empfangen hat den verheißenen heiligen Geist vom Vater, hat er diesen ausgegossen, wie ihr hier seht und hört … So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat."
  • "Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes. Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung, und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird."
Pietro Perugino - Taufe Christi

Pfingsten als religiöses Fest

Maria und der Heilige Geist - Jan van Eyck

Das Pfingstfest, an dem das von Jesus angekündigte Kommen des Heiligen Geistes gefeiert wird, ist zugleich der feierliche Abschluss der Osterzeit. Nach dem christlichen Glauben folgt auf die Buße die Taufe auf den Namen Jesu Christi. Das Empfangen des Heiligen Geistes kann durch Handauflegung, oder auch während der Predigt geschehen. Der Leib jedes Christen ist nach dem Neuen Testament ein „Tempel des Heiligen Geistes“.

Im Evangelium nach Lukas heißt es, dass der Gottesgeist als „Kraft aus der Höhe“ herabkommen wird.

Das Johannesevangelium beschreibt, dass der Auferstandene am Abend des Ostertages in die Mitte seiner Jünger kam, sie anhauchte und mit den Worten „Empfanget den Heiligen Geist!“ ihnen den Geist Gottes übertrug.

Als „Pfingstwunder“ bezeichnet man die in der Apostelgeschichte beschriebene wunderbare Fähigkeit der Jünger, in anderen Sprachen zu sprechen und andere Sprachen zu verstehen. Damit wurde aus christlicher Sicht die „Babylonische Sprachverwirrung“ aufgehoben, mit der Gott die Menschen für die Hybris des Turmbaus zu Babel bestraft hatte. Theologisch steht dies für die Mission der Kirche, alle Menschen unabhängig von ihrer Nationalität und Ethnizität anzusprechen.

Zur Liturgie der römisch-katholischen Kirche gehört das Gebet um das Kommen des Heiligen Geistes in der Pfingstnovene, den neun Tagen zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Das Hochfest selbst beginnt mit der Vesper am Vorabend und endet mit der zweiten Vesper des Pfingstsonntags. Zu den liturgischen Besonderheiten gehört die Pfingstsequenz "Veni Sancte Spiritus" („Komm, Heiliger Geist“), einer von insgesamt fünf noch verbliebenen offiziellen HymnEEN im Kirchenjahr. Der Pfingstmontag wurde in einigen Ländern als zweiter Feiertag und Oktavtag der früheren Pfingstoktav beibehalten, zählt aber liturgisch eigentlich nicht mehr zur Osterzeit, sondern bereits zum Jahreskreis. Nur noch in der außerordentlichen Form des römischen Ritus wird die Pfingstoktav weiter gefeiert.

Pfingsten als gesellschaftlicher Festtag

Pfingsten - Jean II Restout 1732

In vielen Regionen existieren Pfingstbräuche, so zum Beispiel das Pfingstbaumpflanzen in der Lüneburger Heide, in Oelde der Pfingstenkranz, in Mecklenburg das Schmücken des Pfingstochsen, in Frankfurt am Main der Wäldchestag, in Halle (Saale) der Knoblauchsmittwoch, die Geißbockversteigerung in Deidesheim oder die Heimensteiner Kirmes in Heilbad Heiligenstadt. Viele Jugendgruppen führen Pfingstzeltlager durch.

Pfingsten - Pierre Reymond ca. 1550

In Österreich und Teilen von Deutschland ist in der Nacht von Pfingstsonntag auf Pfingstmontag die Unruhnacht (Bosheitsnacht). Ursprünglich sollten in dieser Nacht böse Geister ausgetrieben werden, jetzt werden in der „Unruhnacht“ den Mitbürgern verschiedene Streiche gespielt, zum Beispiel wird die Gartenbank des Hauseigentümers versteckt, oder seine Haustür wird mit Blumenstöcken verstellt. Diese Aktivitäten werden auch als Pfingststehlen bezeichnet. Alles, was nicht durch ein Dach geschützt ist, darf mitgenommen und versteckt werden.

Ein weiterer Brauch zu Pfingsten, der in Deutschland praktiziert wird, ist das sogenannte „Birkenstecken“. In der Pfingstnacht machen sich Junggesellen auf, um ihrer Liebsten eine Birke an die Hauswand zu stellen. Dies symbolisiert seine Zuneigung zu ihr. Zudem ist es in einigen Landstrichen üblich, eine Kalkspur von der gesteckten Birke bis zum Haus des Junggesellen zu streuen, um die Herkunft der Birke aufzuklären.

Pfingsten – Die Aussendung des Heiligen Geistes: Yogische Deutung

Pfingstdarstellung - Giotto di Bondone ca. 1305

An Pfingsten kann man sich besonders der Göttlichen Offenbarung und Inspiration bewusst sein. Durch den Heiligen Geist waren die Jünger plötzlich in der Lage, andere Sprachen zu sprechen, Kranke zu heilen und auch andere Wunder zu wirken. Auch das Lesen selbst der Heiligen Schriften, ob nun der Bibel, Thora, Veden, Bhagavad Gita, des Pali Kanons der Buddhisten, des Korans oder einer anderen Schrift, kann uns inspirieren und spirituelle Erfahrungen schenken.

Sukadev Volker Bretz, der spirituelle Leiter des Yoga Vidya Ashrams in Bad Meinberg, betont dabei, „dass das Pfingsterlebnis der Jünger Jesu nicht nur den Aposteln vorbehalten war. Vielmehr kann jeder Aspirant tiefe spirituelle Erfahrungen machen. Und jede spirituelle Erfahrung ist ein Zusammenspiel aus zwei Faktoren, nämlich eigene Anstrengung und göttliche Gnade.“ Eigene Anstrengung (Purushartha) meint dabei die regelmäßige spirituelle Praxis. Durch die Göttliche Gnade (Kripa) erfährst Du Momente göttlicher Präsenz, die – wie die Erfüllung der Jünger mit dem Heiligen Geist – unerwartet eintreten.

Auch Swami Yogaswarupananda aus dem Sivananda Ashram in Rishikesh sagt: „Vor Pfingsten waren die Jünger eher schüchtern, hatten wenig Selbstbewusstsein. (…) Er [Jesus] musste seine Jünger immer wieder ermahnen, ob ihrer Kleingläubigkeit schimpfen; die Jünger schliefen beim Gebet ein, sie verleugneten Jesus, und sogar als Jesus auferstanden war, waren sie weiterhin ungläubig. So sind es viele Aspiranten auf dem Yoga Weg. Wir lesen in den Heiligen Schriften und in den Werken großer Meister, dass wir eins mit dem Unendlichen sind, Kinder Gottes. Wir werden aufgefordert, über die kleinlichen Identifikationen hinauszuwachsen, Gott und die Mitmenschen zu lieben. Wir probieren es immer wieder, und gehen dann wieder in alte Gewohnheiten zurück.

An Pfingsten jedoch kam der Heilige Geist in die Jünger. Ab da war ihre Schüchternheit weggeweht. Sie konnten in Zungen sprechen, Kranke heilen, Wunder wirken und waren bereit, für ihren Glauben ihr Leben zu riskieren. So kann es geschehen, dass nach langem und intensivem Streben (und manchmal sogar ohne…) eine starke Inspiration uns ganz durchdringt.“

Pfingsten feiern

Johann Sebastian Bach schrieb für die Ausgestaltung der Gottesdienste des Kirchenjahres rund 300 Kantaten, von denen etwa 200 erhalten sind. Im Rahmen des Festgottesdienstes am Pfingstsonntag erklingt auch heute noch die Kantate "O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe".

Für den Gottesdienst am Pfingstmontag entstand die Kantate "Also hat Gott die Welt geliebt".

Pfingstdatum

Russische Ikone aus dem 18. Jh.

Auf welchen Tag Pfingsten fällt, hängt ganz vom Osterdatum ab. Gemäß antiker Praxis wird bei der Zählung der fünfzig Tage der Ostersonntag als erster Tag berücksichtigt. Damit fällt der Pfingstsonntag stets auf die Zeit zwischen dem 10. Mai und dem 13. Juni.

Siehe auch

Literatur

  • Steffi Baltes, Denn so hat Gott die Welt geliebt. Impulse zu Passion, Ostern und Himmelfahrt (2010)
  • Benedikt XVI., Komm, Heiliger Geist! Pfingstpredigten (2005)
  • Friedrich Benesch, Pfingsten heute. Gemeinschaft im Zeichen des Individualismus (2001)
  • Friedrich Benesch, Christliche Feste, Weihnachten, Passion, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten (1993)
  • Deepak Chopra, Der dritte Jesus. Auf der Suche nach dem kosmischen Christus (2010)
  • Konrad Dietzfelbinger, Die Geburt des wahren Selbst im Menschen. Die Botschaft Jesu für unsere Zeit im Lukasevangelium (2003)
  • Eugen Drewermann, Dass alle eins seien. Predigten zwischen Himmelfahrt und Dreifaltigkeitsfest (1993)
  • Anselm Grün, Michael Reepen u. a., Erwacht zu neuem Leben: Ein österliches Lesebuch aus dem Kloster (2007)
  • Anselm Grün, Die Osterfreude auskosten: 50 Impulse (2002)
  • Anselm Grün, Maria-Magdalena Robben, Die Quelle, die strömt, auch wenn es Nacht ist (1998)
  • Kenneth Hagin, Das Zweifache Wirken des Heiligen Geistes: der Geist auf uns und der Geist in uns (2012)
  • Jens Herzer, Die Ursprünge der kirchlichen Feste: Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Weihnachten und ihre biblischen Grundlagen (2006)
  • Hermann Kirchhoff, Christi Himmelfahrt bis Sankt Martin im christlichen Brauchtum (1986)
  • Bernhard Krautter, Franz-Josef Ortkemper (Hrsg.), Christi Himmelfahrt bis Geburt des Hl. Johannes des Täufers (2012)
  • Raimon Panikkar, Christophanie. Erfahrung des Heiligen als Erscheinung Christi (2006)
  • Paul-Werner Scheele, Friede und Freude im Heiligen Geist: Meditationen über den, der ganz Gabe und Liebe ist (2009)
  • Andrea Schwarz, Windhauch, Feueratem: Eigentlich ist Pfingsten ganz anders (2014)
  • Rudolf Steiner, Pfingsten, das Fest der freien Individualität: Das Pfingstfest des seelischen Zusammenstrebens und des Arbeitens an der Vergeistigung der Welt (1998)
  • Martin Weber, Der Heilige Geist: Wer er ist, was er tut und wie wir ihn erfahren können (2013)
  • Eckard Wolz-Gottwald, Meister Eckhart. Oder Der Weg zur Gottesgeburt im Menschen (2010)
  • Jörg Zink, Auferstehung. Und am Ende ein Gehen ins Licht (2011)

Weblinks

Seminare

Multimedia

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