Dualität: Unterschied zwischen den Versionen

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Dies ist die Welt, wie wir sie wahrnehmen: Es gibt immer zwei Seiten bei allem z.B. [[Licht|hell]] und dunkel oder männlich und weiblich. Das eine kann nicht ohne das andere existieren.
'''Dualität''' bezeichnet die Zweiheit der materiellen '''Welt''' mit ihren ganzen Polaritäten von hell und dunkel, männlich ud weiblich, schön und hässlich usw. Auf einer höheren [[Ebene]] ist im [[Leben]] allerdings alles eins. So wie ein Faden jede Blume einer Girlande durchdringt, so durchdringt das eine [[Selbst]] alle [[Lebewesen]]. Die [[Welt]] ist weder gut noch böse. Der [[Geist]] lässt Gut und Böse durch Bewertung entstehen. Zunächst sind die Dinge einfach nur völlig wertneutral als Teil der Welt zu sehen, als Teil des göttlichen Spieles. Wenn man das Selbst in allem erkennt, dann kann man auch in allem das [[Gute]] sehen und erkennen, dass alles seinen Platz und seinen Sinn hat.
 
Alles im [[Leben]] ist eins. So wie ein Faden jede Blume einer Girlande durchdringt, so durchdringt das eine [[Selbst]] alle [[Lebewesen]]. Die [[Welt]] ist weder gut noch böse. Der [[Geist]] lässt Gut und Böse entstehen. Für einen guten Menschen ist die ganze Welt gut, für einen bösen Menschen ist sie böse. Das Böse ist nicht in der Welt; es ist im Geist. Wenn man das Selbst überall erkennt, kann man in allem das Gute sehen.


==Ablehnung des dualistischen Weltbildes==
==Ablehnung des dualistischen Weltbildes==

Version vom 5. November 2014, 13:50 Uhr

Dualität bezeichnet die Zweiheit der materiellen Welt mit ihren ganzen Polaritäten von hell und dunkel, männlich ud weiblich, schön und hässlich usw. Auf einer höheren Ebene ist im Leben allerdings alles eins. So wie ein Faden jede Blume einer Girlande durchdringt, so durchdringt das eine Selbst alle Lebewesen. Die Welt ist weder gut noch böse. Der Geist lässt Gut und Böse durch Bewertung entstehen. Zunächst sind die Dinge einfach nur völlig wertneutral als Teil der Welt zu sehen, als Teil des göttlichen Spieles. Wenn man das Selbst in allem erkennt, dann kann man auch in allem das Gute sehen und erkennen, dass alles seinen Platz und seinen Sinn hat.

Ablehnung des dualistischen Weltbildes

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev <mp3player>http://sukadev.podspot.de/files/45_ablehnung-des-dualistischen-weltbildes.mp3</mp3player>

Heute geht es um eine wichtige Phase meines spirituellen Weges und auch meines Lehrens, nämlich die Ablehnung jeglicher Form von dualistischer Weltanschauung. Diese Phase hat recht lange gedauert. Auf eine gewisse Weise kann ich sagen, von Kindheit an habe ich nie gedacht, dass es irgendjemanden gibt, der grundschlecht ist. Ich kann sogar sagen, ich war unfähig, einem Menschen längere Zeit böse zu sein, und das Gefühl des Hasses ist mir gänzlich unbekannt gewesen. Und ich habe auch nie einen Menschen gehabt, gegen den ich dauerhaft böse sein konnte. Irgendwo ist mir das von Kindheit an mitgegeben worden. Aber ich bin natürlich auch mit dualistischen Weltanschauungen konfrontiert worden, auch in verschiedener Hinsicht.

Im Yoga gibt es ja so eine Mischung. Einerseits gibt es die monistische Weltanschauung, aber dann wird manchmal doch von Devas und Asuras, von Engeln und Dämonen, gesprochen, so dass ich mich dadurch damit auseinandersetzen musste. Ich möchte aber hier gleich sagen, ich selbst lehne jede Form von dualistischer Weltanschauung ab. Wie ist eine dualistische Weltanschauung? Es gibt verschiedene Formen von dualistischer Weltanschauung. Die eine sagt, es gibt Gott, dieser bewirkt das Gute, und es gibt den Teufel, dieser bewirkt das Böse. Es gibt das dauerhaft Gute und das dauerhaft Böse und die beiden kämpfen gegeneinander. Die Weltgeschichte ist eine Geschichte des Kampfes von Gut gegen Böse. Das Böse muss dabei ausgemerzt werden. Und erst dann, wenn alles Böse ausgemerzt ist, dann gibt es ewigen Frieden. Diese Weltanschauung ist historisch entstanden aus dem Zoroastrismus, später der Manichäismus. Für jene, die sich damit etwas mehr auseinandersetzen wollen: Es ist noch gar nicht mal so alt, irgendwann im 6. Jahrhundert v.Chr. entstanden, und ich meine, diese Weltanschauung ist die Ursache vieler Kriege, vieler Auseinandersetzungen und insbesondere für vehemente Auseinandersetzungen, bis zur Ausmerzung des Gegners geführte Auseinandersetzungen und Kriege.

Ich habe festgestellt – und nicht nur ich, sondern es ist auch eine historische Tatsache und viele Historiker würden das inzwischen auch so sehen – es gibt niemanden, der sich als Diener des Bösen ansieht. Es gibt keinen Menschen, der sagt: „Ich diene bewusst dem Bösen.“ Oder: „Ich will dem Bösen dienen.“ Und selbst wenn es Satansverehrer gibt, dann werden sie sagen: „Und Satan ist nicht das Böse. Satan ist das Gute.“ Es gibt Fehlgeleitete, es gibt Menschen, die Schlimmes tun, aber es gibt niemanden, der bewusst Schlechtes tut, um das Schlechte zu bewirken. Das Böse als historische Kraft ist eine Illusion. Alle wollen das Gute entweder für sich oder für andere, meist für beides. Konflikte entstehen zwischen Menschen und Gruppen von Menschen, die alle das Gute wollen. Und diese Konflikte wären unlösbar, wenn der andere als böse angesehen wird. Konflikte werden auch unlösbar, wenn der andere als minderwertig angesehen wird. Dieses dualistische Weltbild muss überwunden werden.

In der heutigen Zeit oder auch in einer bestimmten Phase der spirituellen Entwicklung ist man zum Schluss gekommen, es das Böse in der Welt nicht gibt. Es gibt insbesondere nicht die Bösen, die besiegt werden müssen. Ich glaube, dem würden heutzutage die meisten zustimmen, vermutlich und hoffentlich alle, die diesen Text jetzt lesen. Es gibt immer noch Fanatiker, welche die andern für die Teufel halten. Man darf ja nicht vergessen, Luther hat den Papst als den Antichristen bezeichnet. Die Katholiken haben Luther als Werkzeug des Teufels angesehen. Das war dann die Grundlage, weshalb die Protestanten und Katholiken mit dieser Zerstörungswut versucht haben, sich gegenseitig auszurotten und auszumerzen, z.B. im Dreißigjährigen Krieg, in der Bartholomäusnacht und bei anderen Gelegenheiten. Das ist die Grundlage für diese Schlachterorgien, die die Christen in Palästina geführt haben während der Kreuzzüge. Das ist der Hintergrund, weshalb auch diese Ausrottungskriege von christlicher Seite gegen Heiden geführt wurden.

Auch von den Indianervölkern wurde beispielsweise immer gesagt, dass sie den Teufel verehren, weshalb sie gewaltsam bekehrt werden müssen. Heutzutage ist glücklicherweise, zumindest für die Mehrheit der Religionen und insbesondere für die Christen, die heute offiziell die Kirchen vertreten, diese Form von Verteufelung des Gegners aus der Mode gekommen. Und oft ist dann das Böse in die Psyche verlagert worden. Man sagt also nicht mehr, es gibt die Dämonen außerhalb von uns, die bekämpft werden müssen, sondern die Dämonen sind in uns. Wir haben Engel und Dämonen. Engel wären Liebe, Freundlichkeit, Geduld, Aufopferung, Hingabe usw. Das gilt alles als gut. Dann gibt es das Schlechte: Ärger, Angst, Eifersucht, Gier, Neid und diese sind schlecht. Gut ist, wenn wir außerdem den Wunsch haben, Gutes zu tun. Schlecht ist dann Aggression, schlecht sind Süchte usw.

Und dann kommt aus diesem Dualismus, dass das Gute gefördert werden und das Schlechte besiegt werden muss. Auch diese Form der dualistischen Weltanschauung, man könnte auch sagen, der dualistischen Anschauung der Psyche, ist problematisch. Man kann sagen, die Ausrottung des Schlechten und die Förderung des Guten funktioniert für manche, und manche mögen damit sogar zur höchsten Verwirklichung kommen, für die Mehrheit funktioniert es nicht und insbesondere nicht dauerhaft. Es ist ein ständiger Kampf, der noch dazu verbunden ist mit den Gefühlen Sünde und Schuld. Und wenn man den Kampf in sich zu gewinnen scheint, tritt es in Form der anderen entgegen. Auch dieser Kampf gegen bestimmte Teile in sich führt zum Hass in der Welt. Menschen hassen in anderen, was sie in sich nicht zulassen können. Und oft genug entsteht durch den Kampf eine Schattenseite, die auf andere Weise in das Leben tritt.

Für die ganz große Mehrheit der Menschen ist die Bekämpfung des Schlechten nicht der Weg, das Gute zu erreichen, und es ist auch nicht der Weg zu Gelassenheit. Im Gegenteil, Kampf gegen etwas führt nur zu mehr Kampf. So ist in mir die Erkenntnis immer stärker geworden, ein dualistisches Weltbild muss in jeglicher Hinsicht überwunden werden. Wie ich oben schon gesagt hatte, das dualistische Weltbild ist historisch gar nicht so alt. Die älteren Religionen legten auf die Bekämpfung des Bösen wenig wert. Das findet man sowohl in den indischen wie auch in den chinesischen Schriften, auch im Judentum war in den älteren Teilen von Satan und Dämonen gar nicht so sehr die Rede, und selbst wenn da mal Satan und Dämonen aufgeführt wurden, war das nicht so absolut und auch nicht das dauerhaft Böse. Erst der Zoroastrismus und der Manichäismus des 6. Jahrhunderts v.Chr. machten daraus den Kampf des ewig Guten mit dem ewig Bösen.

Diese breiteten sich dann aus im Christentum und Islam. Und besonders in der christlichen Spiritualität war der Kampf gegen das Teuflische, das Satanische ein Hauptthema. Wie gesagt, dieser Kampf ist dauerhaft nicht von der Mehrheit zu gewinnen. Und aus diesem Dualismus hat vermutlich das Christentum den Religionskrieg im großen Stil erfunden, obgleich das Christentum vom Religionsstifter her, von Jesus Christus her, zu den friedlichsten Religionen gehört. Aber es war der Kampf für die Rettung der Seelen von allen. Die müssen gewaltsam bekämpft werden und bekehrt werden, damit sie eben nicht dem Teufel zum Opfer fallen und dann nicht in die ewige Verdammnis gesteckt werden. So haben sich die Christen, auch wenn sie schlimmste Sachen gemacht haben, als Diener Gottes angesehen.

Diese Vorstellung, dass Menschen oder eine Gruppe von Menschen des Teufels sind und deshalb bekämpft werden müssen, sind zum Teil auch in den nachchristlichen, von Christen abgeleiteten Kulturen geblieben. Man kann sagen, die Nazis haben das übernommen: „Die Juden sind an allem Schuld, und es gibt minderwertiges Leben.“ Später die Kapitalisten gegen die bösen Kommunisten. Die Kommunisten gegen die Kapitalisten. Und auch in jüngerer Zeit gab es amerikanische Präsidenten, die von dem Reich des Bösen gesprochen haben und der Achse des Bösen. All das führt zu wenig Gutem, all das führt zu Problemen.

Meine Behauptung ist, es gibt nur das Gute, aber das Gute kann sich auf ungeschickte Weise so manifestieren, dass Leid entsteht. Kein Mensch will wirklich das Böse. Keine Gruppe von Menschen will das Böse. Es gibt keine negative Kraft, die versucht, Menschen zu beeinflussen. Es gibt keine Dämonen, die sich irgendwo inkarnieren, um Schlimmes zu bewirken. Du kannst selbst überlegen: Glaubst du vielleicht doch an das Böse? Denkst du, es gibt so was wie eine böse Kraft, gegen die du ankämpfen musst? Denkst du, es gibt negative Kräfte, die dich beeinflussen? Denkst du, es gibt böse Menschen? Denkst du, es gibt Gruppen von Menschen, die böse sind? Bewusst oder unbewusst, vielleicht ist das in dir. Dann kannst du mal überlegen: Stimmt das wirklich? Du kannst mal analysieren, wenn du die Gruppe, die du vielleicht als böse erlebst, genau betrachtest: Meint sie es wirklich böse oder, von ihrem Standpunkt aus, meint sie das gut?

Ich leugne nicht, dass es Verbrechen gibt. Es gibt große Verbrechen und die Nazis sind ein großes Beispiel dafür. Es gibt Menschen, die andere quälen. Es gibt auch heute, auch in unseren Breiten, Kindesmisshandlung, es gibt Vergewaltigung, es gibt Mord, es gibt Totschlag, es gibt Folter usw. All das gibt es. Aber meine Behauptung ist, obgleich die Menschen Schlimmes tun, sie meinen es nicht böse. Auch wenn jemand aus Rache Schlimmes tut, man kann sagen, er meint es böse, aber er will eigentlich Gerechtigkeit herstellen. Von seinem Standpunkt aus tut er oder sie das Gute. In diesem Sinne möchte ich dich ermutigen, dir bewusst zu machen, falls es irgendjemanden gibt, von dem du annimmst, er ist böse, versuche mal, dich in ihn hineinzuversetzen, und versuche zu überlegen, ob er vielleicht von seinem Standpunkt aus vielleicht doch das Gute will. Versuche es zu verstehen.

Verstehen heißt nicht, alles verzeihen. Verstehen heißt auch nicht, dich nicht für das Gute zu engagieren. Wie gesagt, es mag Menschen geben, die Schlimmes tun, auch wenn sie von ihrem Standpunkt aus meinen, sie hätten das tun müssen. Und sie müssen vielleicht weggesperrt werden, man muss versuchen, ihnen zu helfen, darüber hinauszuwachsen. Man muss manchmal Menschen davon abhalten, Schlimmes zu tun. Aber wir müssen keinen Menschen hassen, wir müssen niemanden bekämpfen. Und wir müssen uns auch selbst nicht bekämpfen.

Siehe auch

Literatur

  • Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
  • Swami Sivananda, Götter und Göttinnen im Hinduismus (2008)
  • Swami Sivananda, Bhakti und Sankirtan, Hrsg.: The Divine Life Society, 2007
  • Swami Sivananda, Inspirierende Geschichten (2005)
  • Swami Sivananda, Japa Yoga (2003)
  • Swami Sivananda, Göttliche Erkenntnis (2001)
  • Swami Sivananda, Autobiographie von Swami Sivananda (1999)
  • Swami Sivananda, Shrimad Bhagavad Gita. Erläuternder Text und Kommentar von Swami Sivananda (1998)
  • Swami Sivananda, Gedanken zur Kontemplation (1996)
  • Swami Sivananda, Hatha-Yoga. Der sichere Weg zu guter Gesundheit, langem Leben und Erweckung der höheren Kräfte (1964)
  • Swami Sivananda, Sadhana – Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit

Weblinks

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