Unwirklich: Unterschied zwischen den Versionen
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== Viveka Chudamani - Löse dich vom Unwirklichen == | == Viveka Chudamani - Löse dich vom Unwirklichen == | ||
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'''- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 205 von Sukadev Bretz -''' | '''- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 205 von Sukadev Bretz -''' | ||
Wenn das Unwirkliche (asat) aufhört zu existieren, kann das innere Selbst (atman) als das Höchste Selbst (sadatman) verwirklicht werden. Deshalb muss das Unwirkliche wie das Ego vom wahren Selbst vollkommen ferngehalten werden. | ''Wenn das Unwirkliche (asat) aufhört zu existieren, kann das innere Selbst (atman) als das Höchste Selbst (sadatman) verwirklicht werden. Deshalb muss das Unwirkliche wie das Ego vom wahren Selbst vollkommen ferngehalten werden.'' | ||
Es gibt das Unwirkliche. Was ist das Unwirkliche? Das Unwirkliche sind kleinere | Es gibt das Unwirkliche. Was ist das Unwirkliche? Das Unwirkliche sind kleinere [[Vorstellung]]en und diese gilt es Schritt für Schritt wegzunehmen. | ||
Wenn du zur großen Verwirklichung kommen willst, musst du die kleinen Irrtümer wegnehmen. Was sind das für kleine Irrtümer. Alles, was zu | Wenn du zur großen [[Verwirklichung]] kommen willst, musst du die kleinen Irrtümer wegnehmen. Was sind das für kleine Irrtümer. Alles, was zu „[[aham]] - [[ich bin]]“ und alles, was zur Vorstellung von „[[mama]] – mein“ gehört. | ||
Wenn du dich dabei ertappst, von deinem Auto zu sprechen, dann lächle, denn es ist nicht dein Auto. Es ist ein Auto, das jetzt | Wenn du dich dabei ertappst, von deinem Auto zu sprechen, dann lächle, denn es ist nicht dein Auto. Es ist ein Auto, das jetzt vorübergehend in dieser scheinbaren [[Welt]] da ist und dir anvertraut wurde für eine vorübergehende [[Zeit]]. Die Vorstellung, dass es dein Auto ist, ist [[unsinnig]]. Es kann in einem [[Moment]] geklaut werden. Es kann in einem Moment einen Totalschaden haben. Der Motor kann sich plötzlich entzünden. Es gehört nicht dir. | ||
Oder wenn du sagst, dass das dein Hemd ist. Ist das dein Hemd? Du hast es nicht geschaffen, du hast es gekauft. Womit hast du es gekauft? Kann dieses aus Baumwolle bestehende, gefärbte, von Menschen bearbeitete Hemd, verladene Hemd, transportierte Hemd, vom Schiff geladene Hemd, in ein Geschäft gekommene und von einem Verkäufer an dich verkaufte Hemd wirklich deins sein? Wie kannst du sagen, dass das wirklich | Oder wenn du sagst, dass das dein [[Hemd]] ist. Ist das dein Hemd? Du hast es nicht geschaffen, du hast es gekauft. Womit hast du es gekauft? Kann dieses aus [[Baumwolle]] bestehende, gefärbte, von [[Menschen]] bearbeitete Hemd, verladene Hemd, transportierte Hemd, vom Schiff geladene Hemd, in ein Geschäft gekommene und von einem Verkäufer an dich verkaufte Hemd wirklich deins sein? Wie kannst du sagen, dass das wirklich dein Hemd ist? So viele Menschen waren daran beteiligt, es herzustellen. Es ist nicht dein Hemd. Du hast einen Teil der [[Prakriti]] vorrübergehend hier. Es hat sich gezeigt, dass es [[hilfreich]] ist, wenn Menschen die [[Illusion]] haben, dass ihnen etwas gehört, denn dann kümmern sie sich darum und so weiter. Aber es gehört dir nicht [[wirklich]]. Und das [[Wissen]] kann dir helfen. [[Shankara]] sagt öfters, wenn dieses kleine Aham sagt, dass das mir gehört, es wichtig ist, es sofort aufzulösen. Das brauchst du, um nachher die große [[Verwirklichung]] zu haben. | ||
Meine Frau, mein Mann – wieso sprichst du von meinem Mann oder meiner Frau? Sie sind Individuen oder | Wenn du dich dabei ertappst, wie du von deinem Hemd sprichst, dann [[lächle]] darüber und sei dir [[bewusst]], dass es ein Hemd ist, das dir vorrübergehend anvertraut worden ist und jederzeit weggenommen werden kann. | ||
So wie Hiob im Alten Testament gesagt hat: | |||
„[[Gott]] hat es gegeben. Gott hat es genommen. Gepriesen sei Gott.“ Bibel (Hiob 1, 20-21) | |||
Das Gleichnis mit dem Hemd ist noch ein recht einfaches Beispiel. Die meisten [[Yogaschüler]] [[identifizieren]] sich hoffentlich nicht so sehr mit ihrem Hemd. Aber auch die [[Identifikation]] mit meinem [[Haus]], meinem Auto, meinem Garten, meinem [[Geld]] kann vorkommen. Sobald du merkst, dass du so etwas sagst, lächle darüber und sei dir bewusst, dass das nicht dein [[Haus]], dein Auto, dein Garten, dein Geld ist. Das Haus besteht aus einem Teil der Prakriti und ich mag jetzt Geld gegeben haben, aber ich habe nicht die Steine geschaffen, nicht die Moleküle geschaffen und allein erst recht nicht und habe nicht die Macht darüber. Jederzeit könnte ein [[Meteorit]] einschlagen. Jederzeit könnte das Haus abbrennen, jederzeit könnte ein [[Erdbeben]] sein. Jederzeit könnte es eine Wirtschaftskrise geben und dir das Haus weggepfändet werden. Es kann jederzeit geschehen. Du könntest auch von deiner [[Brille]] sprechen. Du könntest sie [[verlieren]] oder jemand könnte auf sie treten. | |||
Meine Frau, mein Mann – wieso sprichst du von meinem Mann oder meiner Frau? Sie sind [[Individuum|Individuen]] oder [[Manifestation]]en des [[Kosmische]]n, die sich schon so häufig inkarniert haben. Was du in diesem [[Leben]] als deine Frau oder deinen Mann bezeichnest, war im früheren Leben vielleicht der Mann oder die Frau von jemand anderem. Wer weiß es? Und warum dein Mann oder deine Frau? Beschränken er oder sie sich, dir zu gehören? Der betreffende [[Mensch]] hat noch so viel mehr Aspekte. | |||
Mein [[Kind]] – wieso sprichst du von meinem Kind? Das Kind ist schon durch so viele Mutterleibe und Väter hindurchgegangen. Viele Tausende von [[Inkarnation]]en. Du hast etwas zur [[Geburt]] beigetragen, du hast eine bestimmte [[Aufgabe]]. Aber das macht es nicht zu deinem Kind. Es ist ein Kind. In diesem Leben hast du eine besondere [[Verantwortung]] zu diesem Kind. Jetzt überprüfe heute und morgen, wie häufig du von „mein“ sprichst, und dann lasse es los. Sei dir [[bewusst]], dass dir nichts gehört. Das ist ein tägliches Training, dir immer wieder bewusst zu machen, dass dir nichts gehört, dass es dir nur vorrübergehend anvertraut ist und dir jederzeit wieder genommen werden kann. Es ist Teil des ganzen [[Universum]]s und das Universum ist ein Teil des [[Traum]]es [[Gottes]]. | |||
==Siehe auch== | ==Siehe auch== |
Version vom 23. August 2020, 08:07 Uhr
Unwirklich ist das, was nicht wirklich ist. Unwirklich heißt irreal, surreal, nicht wirklich, traumhaft und unanschaulich. Unwirklich kann auch unrealistisch bedeuten. Jemand kann unwirkliche, also unrealistische Forderungen haben.
Die Welt ist unwirklich
Dass die Welt unwirklich ist, ist eine der Grundbehauptungen und Aussagen von Vedanta. Mindestens kann man übereinstimmen, dass die Welt nicht so ist, wie wir sie wahrnehmen. Es gibt in der Welt keine Farben. Es gibt in der Welt keine Klänge, Gerüche, [[Geschmack|Geschmäcker]. Das wird alles durch unsere Sinne, unser Gehirn und unseren Geist geschaffen.
Wir nehmen die Welt auf eine bestimmte Weise wahr. Wir nehmen einen Ausschnitt aus der Welt wahr. Zusätzlich formen wir unser Bild der Welt durch unsere eigenen vergangenen Erfahrungen. Jeder Mensch lebt in seiner eigenen Welt und unwirklich ist das, was von unterschiedlichen Menschen unterschiedlich wahrgenommen wird.
Im Vedanta ist es wichtig, dass man erkennt, dass die eigene Vorstellung von der Welt unwirklich ist. Die eigene Vorstellung von sich selbst ist unwirklich. Die Vorstellung von anderen ist unwirklich.
Man sollte lernen, die eigenen Vorstellungen nicht überzubewerten und zu erkennen, dass man in einer Welt des Traumes lebt. In dieser Welt des Traumes muss man trotzdem handeln und kommunizieren. Aber wenn man die Grundunwirklichkeit der Welt begriffen hat, kann man gelassener, freudvoller, liebevoller und mitfühlender miteinander umgehen.
Video - Unwirklich
Hier findest du ein Vortragsvideo über Unwirklich:
Informationen und Anregungen zum Wort bzw. Ausdruck Unwirklich in diesem Kurzvideo. Sukadev, Leiter vom Yoga Vidya e.V. interpretiert hier das Wort bzw. den Ausdruck Unwirklich von Gesichtspunkten des klassischen Yoga aus.
Viveka Chudamani - Löse dich vom Unwirklichen
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 205 von Sukadev Bretz -
Wenn das Unwirkliche (asat) aufhört zu existieren, kann das innere Selbst (atman) als das Höchste Selbst (sadatman) verwirklicht werden. Deshalb muss das Unwirkliche wie das Ego vom wahren Selbst vollkommen ferngehalten werden.
Es gibt das Unwirkliche. Was ist das Unwirkliche? Das Unwirkliche sind kleinere Vorstellungen und diese gilt es Schritt für Schritt wegzunehmen.
Wenn du zur großen Verwirklichung kommen willst, musst du die kleinen Irrtümer wegnehmen. Was sind das für kleine Irrtümer. Alles, was zu „aham - ich bin“ und alles, was zur Vorstellung von „mama – mein“ gehört.
Wenn du dich dabei ertappst, von deinem Auto zu sprechen, dann lächle, denn es ist nicht dein Auto. Es ist ein Auto, das jetzt vorübergehend in dieser scheinbaren Welt da ist und dir anvertraut wurde für eine vorübergehende Zeit. Die Vorstellung, dass es dein Auto ist, ist unsinnig. Es kann in einem Moment geklaut werden. Es kann in einem Moment einen Totalschaden haben. Der Motor kann sich plötzlich entzünden. Es gehört nicht dir.
Oder wenn du sagst, dass das dein Hemd ist. Ist das dein Hemd? Du hast es nicht geschaffen, du hast es gekauft. Womit hast du es gekauft? Kann dieses aus Baumwolle bestehende, gefärbte, von Menschen bearbeitete Hemd, verladene Hemd, transportierte Hemd, vom Schiff geladene Hemd, in ein Geschäft gekommene und von einem Verkäufer an dich verkaufte Hemd wirklich deins sein? Wie kannst du sagen, dass das wirklich dein Hemd ist? So viele Menschen waren daran beteiligt, es herzustellen. Es ist nicht dein Hemd. Du hast einen Teil der Prakriti vorrübergehend hier. Es hat sich gezeigt, dass es hilfreich ist, wenn Menschen die Illusion haben, dass ihnen etwas gehört, denn dann kümmern sie sich darum und so weiter. Aber es gehört dir nicht wirklich. Und das Wissen kann dir helfen. Shankara sagt öfters, wenn dieses kleine Aham sagt, dass das mir gehört, es wichtig ist, es sofort aufzulösen. Das brauchst du, um nachher die große Verwirklichung zu haben.
Wenn du dich dabei ertappst, wie du von deinem Hemd sprichst, dann lächle darüber und sei dir bewusst, dass es ein Hemd ist, das dir vorrübergehend anvertraut worden ist und jederzeit weggenommen werden kann. So wie Hiob im Alten Testament gesagt hat:
„Gott hat es gegeben. Gott hat es genommen. Gepriesen sei Gott.“ Bibel (Hiob 1, 20-21)
Das Gleichnis mit dem Hemd ist noch ein recht einfaches Beispiel. Die meisten Yogaschüler identifizieren sich hoffentlich nicht so sehr mit ihrem Hemd. Aber auch die Identifikation mit meinem Haus, meinem Auto, meinem Garten, meinem Geld kann vorkommen. Sobald du merkst, dass du so etwas sagst, lächle darüber und sei dir bewusst, dass das nicht dein Haus, dein Auto, dein Garten, dein Geld ist. Das Haus besteht aus einem Teil der Prakriti und ich mag jetzt Geld gegeben haben, aber ich habe nicht die Steine geschaffen, nicht die Moleküle geschaffen und allein erst recht nicht und habe nicht die Macht darüber. Jederzeit könnte ein Meteorit einschlagen. Jederzeit könnte das Haus abbrennen, jederzeit könnte ein Erdbeben sein. Jederzeit könnte es eine Wirtschaftskrise geben und dir das Haus weggepfändet werden. Es kann jederzeit geschehen. Du könntest auch von deiner Brille sprechen. Du könntest sie verlieren oder jemand könnte auf sie treten.
Meine Frau, mein Mann – wieso sprichst du von meinem Mann oder meiner Frau? Sie sind Individuen oder Manifestationen des Kosmischen, die sich schon so häufig inkarniert haben. Was du in diesem Leben als deine Frau oder deinen Mann bezeichnest, war im früheren Leben vielleicht der Mann oder die Frau von jemand anderem. Wer weiß es? Und warum dein Mann oder deine Frau? Beschränken er oder sie sich, dir zu gehören? Der betreffende Mensch hat noch so viel mehr Aspekte.
Mein Kind – wieso sprichst du von meinem Kind? Das Kind ist schon durch so viele Mutterleibe und Väter hindurchgegangen. Viele Tausende von Inkarnationen. Du hast etwas zur Geburt beigetragen, du hast eine bestimmte Aufgabe. Aber das macht es nicht zu deinem Kind. Es ist ein Kind. In diesem Leben hast du eine besondere Verantwortung zu diesem Kind. Jetzt überprüfe heute und morgen, wie häufig du von „mein“ sprichst, und dann lasse es los. Sei dir bewusst, dass dir nichts gehört. Das ist ein tägliches Training, dir immer wieder bewusst zu machen, dass dir nichts gehört, dass es dir nur vorrübergehend anvertraut ist und dir jederzeit wieder genommen werden kann. Es ist Teil des ganzen Universums und das Universum ist ein Teil des Traumes Gottes.
Siehe auch
Weitere Begriffe im Kontext mit Unwirklich
Einige Begriffe, die vielleicht nur indirekt in Beziehung stehen mit Unwirklich, aber für dich von Interesse sein könnten, sind unter anderem Unwiderstehlich, Unwichtigkeit, Unvorhersehbar, Unzugänglich, Urgrund, Variation.
Unwirklich Ergänzungen
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Literatur
- Sri Shankaracharya: Das Kronjuwel der Unterscheidung
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- James Swartz: Die Wirklichkeit verstehen
Seminare
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Zusammenfassung
Das Adjektiv Unwirklich kann genauer betrachten aus dem Blickwinkel von Menschsein an sich und kann interpretiert werden vom Standpunkt von Yoga, Meditation, Ayurveda, Spiritualität, humanistische Psychologie.