Wissenschaftliche Studien Yoga für Kinder und Jugendliche: Unterschied zwischen den Versionen
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Einen weiteren Artikel, der sich auf eine ADHS-Studie von Pauline Jensen (et al.) aus dem Jahr 2004 und auf die Studie von Nicole Goldstein (et al.) bezieht und dabei besonders die Bedeutung der Vorbeugen unter den [[Asana]]s und des durch sie entstehenden langen Ausatmens hervorhebt, findest du unter [http://www.yogajournal.com/lifestyle/2569 Focus on ADHD] | Einen weiteren Artikel, der sich auf eine ADHS-Studie von Pauline Jensen (et al.) aus dem Jahr 2004 und auf die Studie von Nicole Goldstein (et al.) bezieht und dabei besonders die Bedeutung der Vorbeugen unter den [[Asana]]s und des durch sie entstehenden langen Ausatmens hervorhebt, findest du unter [http://www.yogajournal.com/lifestyle/2569 Focus on ADHD] | ||
Über die [[Erfolg]]e von Kinderyoga bei hyperaktiven und verhaltensauffälligen Kindern in der Schule berichtet auch der Autor Matthias Kley, der für verschiedene Schulbuchverlage schreibt, auf dem Portal für Referendare "FORREFS" in seinem Artikel [http://www.forrefs.de/grundschule/zusatzqualifikation/yoga-fuer-kinder-und-jugendliche-auch-im-schulalltag.html | Über die [[Erfolg]]e von Kinderyoga bei hyperaktiven und verhaltensauffälligen Kindern in der Schule berichtet auch der Autor Matthias Kley, der für verschiedene Schulbuchverlage schreibt, auf dem Portal für Referendare "FORREFS" in seinem Artikel [http://www.forrefs.de/grundschule/zusatzqualifikation/yoga-fuer-kinder-und-jugendliche-auch-im-schulalltag.html Yoga für Kinder und Jugendliche – auch im Schulalltag] | ||
==Autismus== | ==Autismus== |
Version vom 20. Juli 2014, 12:55 Uhr
Nach zahlreichen Studien über die positiven Wirkungen von Yoga auf die Gesundheit von Erwachsenen stellten Forscher sich schon in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend die Frage, ob ähnliche Wirkungen von Yoga, Atemübungen und Meditation auch für Kinder und Jugendliche erzielt werden können. Dies haben mittlerweile zahlreiche Studien belegt: Yoga hilft Jugendlichen, Stress abzubauen und mit Aggression umzugehen, es macht Kinder und Jugendliche selbstbewusster und ruhiger, hilft bei Schulangst, Depressionen, Essstörungen, Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivität, Traumata, stärkt Wahrnehmung, Konzentration, Kognition und verbessert das soziale Miteinander. Auf der physischen Ebene steigert Yoga die motorische Leistungsfähigkeit und wirkt gegen Übergewicht, das nach der KiGGS-Studie (Langzeit-Studie des Robert-Koch-Instituts zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland) heute unter Kindern weit verbreitet ist. Kinder lernen sich zu entspannen und setzen diese Techniken unaufgefordert auch im Alltag ein. Selbst bei autistischen Kindern wurde Yoga mit Erfolg eingesetzt.
Und das Wichtigste: Kinder lieben Yoga, sie haben Spaß bei den Übungen und führen die erlernten Übungen stolz Eltern und Freunden vor.
Zu beachten ist allerdings, dass mit Kindern nicht einfach ein Erwachsenen-Yoga geübt werden soll - nicht alle Asanas sind für Kinder geeignet, da sich der Körper noch im Wachstum befindet; so dürfen beispielsweise die Handgelenke nicht zu stark belastet werden. Auch Atemübungen sind abzuwandeln und Meditation eignet sich für Kinder erst ab 10 Jahren.
Es ist daher sinnvoll, für Kinder ein spezielles Yogaprogramm zusammenzustellen, das ihre Konzentration nicht überfordert und spielerische Elemente und kleine Rituale einbezieht.
Nachfolgend werden einige interessante Studien und Berichte vorgestellt.
Gesundheit
Yoga als geeignetes Mittel zur Gesundheitserziehung bei Kindern und Jugendlichen (Diplomarbeit)
Mit ihrer im August 2007 im Fachbereich Erziehungswissenschaft an der Uni Bielefeld vorgelegten Diplomarbeit wollte Sabine Martin überprüfen, ob - in Anbetracht der bedenklichen Ergebnisse der bundesweiten KiGGS-Studie zur Kinder- und Jugendgesundheit - Yoga ein geeignetes Mittel zur Gesundheitserziehung sein kann. Bei der KiGGS-Studie hatte sich gezeigt, dass Kinder und Jugendliche einerseits auf physischer Ebene zunehmend übergewichtig und sogar adipös sind und dass sich ihre motorische Leistungsfähigkeit verschlechtert und vermehrt Allergien auftreten. Ferner zeigte die KiGGS-Studie, dass auf der psychischen Ebene bei Kindern und Jugendlichen Essstörungen, Störungen im Sozialverhalten und insbesondere Ängste und Depressionen immer stärker zunehmen. Der schulische Leistungsdruck auf Kinder wächst; Kinder verbringen immer mehr Zeit ohne ausreichende Bewegung und sind stark mediatisiert (Computer, Fernsehen).
Eine Erziehung zur Gesundheit sollte, nach der Definition der WHO, ganzheitlich Körper, Geist und Seele berücksichtigen. Nach den in der Diplomarbeit berücksichtigten Studien und Modellversuchen zeigte sich, dass Kinderyoga bei den Kindern und Jugendlichen zu einer Verbesserung von Körperhaltung und körperlichem Wohlbefinden führte, dass bei Übergewicht der BMI abnahm und sich sowohl auf der physischen wie auch auf der psychischen Ebene Entspannung einstellte, was wiederum die körperlichen Ressourcen stärkte. Ferner steigerten sich Wahrnehmung, Kognitions- und Konzentrationsleistungen, die Persönlichkeitsentwicklung wurde unterstützt, das Selbstvertrauen gestärkt und emotional waren die Kinder ebenfalls ausgeglichener. Dadurch besserte sich auch das Sozialverhalten. Un das Wichtigste dabei: Die Kinder hatten Freude an den Übungen.
Mit der Arbeit konnte nachgewiesen werden, dass das yogische Gesundheitsverständnis, seine Ziele, Auswirkungen und Prinzipien mit den Anforderungen von Gesundheitserziehung vereinbar sind und Kinderyoga sich somit als Instrument zur Gesundheitserziehung sehr gut eignet, weil die genannten Gesundheitsverschlechterungen bei Kindern und Jugendlichen damit ausgeglichen werden können. Nach den Anforderungen der WHO ist es empfehlenswert, Kinderyoga in Schulen und Kindertagesstätten anzubieten.
Sabine Martin beschreibt in ihrer Arbeit auch konkrete Yogaprogramme für Kinder nach verschiedenen Ansätzen der Autoren Stück, Augenstein, Goldstein, Ilg & Knappe, Satyananda und Yoga Vidya (BYVG).
Mehr darüber in der vollständigen Diplomarbeit unter Gesundheitserziehung durch Yoga
Steigerung der motorischen Leistungsfähigkeit durch Yoga (Dissertation mit wissenschaftlicher Studie)
Im Rahmen ihrer Dissertation an der Universität Duisburg Essen entwickelte Suzanne Augenstein ein spezielles körperorientiertes, auf Hatha Yoga fußendes Kinderyoga-Programm für Schulkinder im Alter von 5 - 10 Jahren. 28 Kinder wurden in zwei Gruppen zu je 14 Kindern aufgeteilt; die erste Gruppe erhielt ein Training mit dem erwähnten Kinderyoga-Programm, die Kontrollgruppe ein Training mit Psychomotorik-Übungen. Überprüft werden sollte, ob sich die Yogaübungen auf die Konzentrationsleistung der Grundschulkinder auswirkten. Es zeigte sich, dass bei beiden Gruppen die Konzentrationsfähigkeit in etwa gleicher Weise anstieg und auch nach 6 Monaten noch bestand.
In einem zweiten Versuch sollten die Auswirkungen der Übungen auf die motorische Leistungsfähigkeit der Kinder überprüft werden. Die Tests mit 64 Kindern, aufgeteilt in 2 Übungs- und 2 Kontrollgruppen, ergaben, dass die Kinderyogagruppe ihre motorische Leistungsfähigkeit signifikant stärker steigern konnte; auch die Zufriedenheit der Teilnehmer mit dem Programm war größer; es gefiel auch übergewichtigen und verhaltensauffälligen Kindern.
Vollständige Dissertation mit wissenschaftlicher Studie unter Auswirkungen eines Kurzzeitprogramms mit Yogaübungen auf die Konzentrationsleistung bei Grundschulkindern
Psyche
Yoga bei Schulangst (Wissenschaftliche Studie)
Die wissenschaftliche Studie wurde von Prof. Marcus Stück am Institut für Angewandte Psychologie der Uni Leipzig in Zusammenarbeit mit einer Leipziger Grundschule durchgeführt. Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob Yoga Kindern mit Schulangst helfen kann und wie Yoga sich im Allgemeinen auf Kinder auswirkt. Im ersten Teil der Studie lernten zunächst 9 12-jährige Kinder (4 Mädchen, 5 Jungen; die Kontrollgruppe, die keinen Yogaunterricht erhielt, bestand ebenfalls aus 9 Kindern), die an Schulangst litten, verschiedene Asanas, Atemtechniken und Entspannungstechniken für den Gebrauch zu Hause oder in der Schule. Es fanden zweimal wöchentlich Yogastunden statt, insgesamt 18. Die Schulangst der Kinder war durch den Angst-Fragebogen von W.WICZERKOWSKI ermittelt worden. Die Tests fanden vor und nach dem Yogaunterricht statt und nach einem Intervall von 10 Wochen wurden weitere Untersuchungen vorgenommen, um die Nachhaltigkeit zu prüfen.
Bei den psycho-physiologischen Tests wurde die Hautreaktion gemessen, die die Veränderung am vegetativen Nervensystem während der Yogastunden zeigt. Vor und nach jeder Stunde wurden die Kinder zu ihrem psychischen Zustand (Stimmung, Entspannungszustand, Antrieb, Zufriedenheit, Aggression, Unterlegenheitsgefühle, Konzentrationsfähigkeit, Selbstsicherheit, Akzeptanz von Gleichaltrigen) befragt; parallel wurden auch Lehrer und Eltern nach erkennbaren Änderungen im Verhalten der Kinder und nach der Rolle von Yoga im Leben der Kinder befragt. Auch ein statischer Funktionstest (Balance, Belastbarkeit) wurde durchgeführt.
Ergebnisse
Die Tests bei der ersten Studie ergaben, dass Yoga einen messbaren Einfluss auf die Angstzustände der Kinder hatte, da zwischen der Yoga- und der Kontrollgruppe große Unterschiede bestanden. Der spätere zweite Test nach 10 Wochen ergab keine weitere Verbesserung, so dass die erste Verbesserung durch Yoga zustande kam.
Bei der Konzentration zeigte sich, dass die Yogagruppe sich im Vergleich zur Kontrollgruppe besser auf einen Gegenstand konzentrieren konnte. Die Auswertungen zeigen, dass nach Ende der Yogastunden auch die Selbstsicherheit zu- und Unterlegenheitsgefühle abgenommen hatten. Der Grund hierfür könnte sein, dass die Kinder die Erfahrung gemacht hatten, dass sie schwierige Asanas ausführen konnten.
Die Kinder fühlten sich von Gleichaltrigen auch stärker angenommen.
Im Bereich der Aggression lernten die Kinder der Yogagruppe, sich zu entspannen und ihre Gefühle und Handlungen zu kontrollieren; hier bestand ein großer Unterchied zur Kontrollgruppe.
Die Kinder lernten ferner weit nehr als die Kontrollgruppe, durch das Training von Asanas das Gleichgewicht zu halten. Dies zeigt auch mit welcher Ernsthaftigkeit die Kinder Yoga praktizierten.
Tatsächlich gaben sowohl die Kinder selbst wie auch Eltern und Lehrer an, Yoga sei höchst motivierend und mache Freude.
Nach Abschluss der Tests zeigte sich, dass 7 von 9 Kindern die Asanas und 6 von 9 Kindern die Atemtechniken im schulischen Alltag und zu Hause zum Stressabbau und zur Entspannung einsetzten. 10 Wochen nach dem Test war das bei den Asanas immer noch bei 6 von 9 Kindern und bei den Atemtechniken noch bei 4 von 9 Kindern der Fall. Das belegt, dass Kinder Yoga gern in ihren Alltag aufnehmen.
Mehr zu der wissenschaftlichen Studie unter Bildungsgesundheit: Entwicklung und Evaluation psychologischer Interventionen zur Belastungsreduktion und Fähigkeitsentwicklung, Veröffentlichung "The Effects of Yoga on School Anxiety"
Kinderyoga an der Grundschule- Hat Yoga Auswirkungen auf die Persönlichkeit? (Pilotstudie, Diplomarbeit)
Mit der Studie, die im Rahmen einer Diplomarbeit im Auftrag von PraeVita Ostwestfalen-Lippe und der TechnikerKrankenkasse mit Unterstützung von Yoga Vidya Bad Meinberg an der Offenen Ganztagsschule der Eichendorffschule Bielefeld von Okt. 2007 - Juni 2008 durchgeführt wurde, sollte überprüft werden, ob ein begrenztes Yogaangebot von 8 - 12 Terminen Einfluss auf die Persönlichkeit von Zweit- und Drittklässlern nehmen kann, und wenn ja, welcher Art diese Veränderungen sind und wie sie von Eltern, Kindern und Lehrern wahrgenommen werden. Das pädagogische Konzept wurde von Wolfgang Richter und Stephanie Peczynsky eigens für diese Yogastunden entwickelt; "charakterfördernde Sinnbilder" (Pflanzen-, Tiernamen der Asanas) wurden durch die stete Wiederholung von Botschaften für die Kinder (z.B. Offenheit, Stärke, zielgerichteter Willenseinsatz) während der Ausführung der Asanas verstärkt. Zudem wurden die Kinder häufig gelobt.
Das Fazit der Studie sieht aus wie folgt: Zwei Drittel der Kinder hatten Freude am Yoga; den Lehrern fiel in 50% der Fälle eine deutliche positive Veränderung auf, in 33% der Fälle eine leichte und nur 17% nahmen keine Veränderung wahr. Bei den Eltern waren die ersten beiden Prozentsätze umgekehrt, d.h. 33% berichteten über eine deutliche Veränderung, 50 % über eine leichte und ebenfalls 17% über keine. Beobachtet wurde die Steigerung folgender Eigenschaften: Lernwille, Toleranz, Offenheit, Konzentration, Selbstbewusstsein, Ausgeglichenheit, Zuversicht, emotionale Selbststeuerung.
Vollständiger Bericht über die Studie und Auszüge aus den Interviews unter Kinderyoga an der Grundschule: Pilotstudie zur Evaluation von Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung
IBiS: Integrative Belastungsbewältigung in der Schule (Bericht)
Prof. Marcus Stück vom Institut für Angewandte Psychologie der Uni Leipzig berichtet in seinem Artikel aus dem Jahr 2003 über die steigenden Anforderungen und Belastungen - auch durch die PISA-Studie 2002 - für Schüler und Lehrer, die auf beiden Seiten zu Stress und folglich psychischen und psychosomatischen Erkrankungen führen (Aggressionen und Prüfungsängste bei den Schülern, Burn-Out und vorzeitige Pensionierungen bei den Lehrern; Depressionen, Magengeschwüre, Allergien, Herzinfarkt usw.). Da die Bewältigung von Stress Voraussetzung für "qualitativ hochwertige Bildung" ist, wurde am oben erwähnten Institut 1994 ein Konzept zur Integrativen Belastungsbewältigung in der Schule (IBiS) entwickelt und mit 576 Versuchspersonen evaluiert (1994 - 2001; Befragung, Messung von Hautwiderstand, Puls, Immunglobulin A). Das Konzept wurde seither bei mehr als 1000 Schülern und Lehrern erfolgreich angewandt; es umfasst Methoden zur Belastungsbewältigung für Schüler und Lehrer und Seminarkonzepte mit pädagogisch-psychologischen Inhalten für Lehrer.
Bei der Belastungsbewältigung durch Selbstregulation des inneren Ungleichgewichts wurden insbesondere indischer Yoga in Form eines strukturierten Trainingsprogramms, Meditation, Autogenes Training und Tanz/Biodanza (nach dem chilenischen Psychologen Rolando Toro) eingesetzt. Diese Formen wirken auf das vegetative Nervensystem und sorgten bei den Beteiligten für eine stabile Persönlichkeit, die in Stresssituationen sicher handeln konnte. Es zeigten sich "weniger Impulsivität, weniger Aggression, geringere Ängstlichkeit, verbesserte Konzentrationsfähigkeit" (S. 115).
Vollständiger Bericht zum IBiS-Konzept unter Integrative Belastungsbewältigung in der Schule. Das IBiS-konzept. Prävention. Zeitschrift für Gesundheitsförderung 26(4), 115-118.
Vortrag von Prof. Marcus Stück beim Kinderyogakongress in Bad Meinberg
Mutiger Vorreiter in Kreuzberg: Yoga als Pflichtfach an der Schule (Presseartikel)
Im Oktober 2006 berichtete die taz, dass die Niederlausitz-Grundschule in Kreuzberg als erste Schule in Deutschland Yoga zum Pflichtfach gemacht hat. Die Yogalehrerin Petra Proßowski begann damit schon 1990 bei Vorschülern und das Programm bewährte sich. Mittlerweile haben alle Kinder der 1. und 2. Klassen Yoga-Unterricht, die dritten Klassen besuchen eine Yoga-AG.
Die Kreuzberger Schule, die auch über ein großes Sportangebot verfügt, besuchen auch viele türkische und arabische Kinder, deren Eltern zur Freude des Schulleiters mit dem Yoga-Unterricht für ihre Kinder einverstanden sind. Die Kinderyoga-Übungen, bei denen auch Spiele und Rituale eingebunden werden, stärken nach der Erfahrung von Lehrern, Eltern und Kindern (auch durch das Zusammenspiel der beiden Gehirnhälften) Koordination, Konzentration, Aufmerksamkeit und Körpergefühl.
Besonders wichtig ist jedoch, dass auch soziale Fähigkeiten gestärkt werden: Die Kinder können besser mit Stress und Aggression umgehen, bauen Ängste ab, werden selbstbewusster und entwickeln Toleranz und Mitgefühl. Sie lernen, wie sie sich - auch zu Hause - rasch entspannen können. Kinder mit ADHS können mit den Übungen zur Ruhe kommen.
Und das Beste: Die Kinder haben an Yoga so viel Spaß, dass sie ihr Können stolz den Eltern vorführen und gleich zu Hause weiterüben.
taz-Presseartikel unter Wie Yoga Kinder zu Engeln macht
Arbeitsspektrum und Einsatzmöglichkeiten von Entspannungstraining mit Yogaelementen für Kinder (Wissenschaftliche Studie)
Marcus Stück und N. Gloeckner von der Uni Leipzig berichten in Early Child Development and Care, Vol. 175, May 2005, S. 371-377 über eine Studie mit 48 Schülern der 5. Klasse, an denen, in Anbetracht der gestiegenen Stressbelastungen auch für Kinder, ein neues Programm zur Stressbewältigung gestestet werden sollte, zumal es zu dieser Zeit kaum eigens für Kinder konzipierte Entspannungsprogramme gab. Bei der Studie konnte durch den Vorher-Nachher-Vergleich mit Kontrollgruppe zu drei verschiedenen Messzeiten nachgewiesen werden, dass das Entspannungstraining bei den Kindern langfristig für emotionale Ausgeglichenheit sorgte und Ängste deutlich minderte. Auch Gefühle der Hilflosigkeit und der Aggression wurden signifikant reduziert.
Es zeigte sich außerdem, dass die Kinder die erlernten Atem- und anderen Techniken auch außerhalb des schulischen Kontextes anwandten, um zu entspannen, das Wohlbefinden zu steigern und negative Gefühle zu kontrollieren. Das Ergebnis belegte eindeutig, dass Yoga sich für Kinder als unabhängiges Instrument der Selbstkontrolle eignet.
Das von M.Stück konzipierte Entspannungstraining (je 60 Minuten) begann mit Entspannung ("Reise durch den Körper") oder mit Atemtechniken wie Ujjayi oder Nadi Shodana; es folgten Asanas (23 unterschiedliche Übungen) aus dem Sivananda Yoga in Kombination mit Atemübungen. Der letzte Teil hatte einen eher spielerischen Charakter mit kleinen Massagen mit Partner oder mit Ball, Kerzenmeditation (Tratak), sensorischen Erfahrungen, Vertrauensspielen, Phantasiereisen und anderen, die Vorstellungskraft anregenden Techniken. Die Übungen wurden durch Sätze unterstützt, die die Selbstregulierung verstärken und, wie die Kerzenmeditation, zu innerer Ruhe führen. Dieses Sich-nach-innen-wenden ist, wie Stück schreibt, ein wichtiger Gegenpol zu Computerspielen, Fernsehen etc., die die Aufmerksamkeit eher nach außen ziehen.
Detaillierter Bericht über die Studie unter "Yoga for children in the mirror of the science: working spectrum and practice fields of the Training of Relaxation with Elements of Yoga for Children", in: in Early Child Development and Care, Vol. 175, May 2005, S. 371-377
Yoga für traumatisierte und hyperaktive Kinder (Presseartikel aus der Zeitschrift Klinikum, Ausgabe 9, 05/2007)
Der in den obigen Studien schon mehrfach erwähnte Prof. Dr. Marcus Stück von der Uni Leipzig war nicht nur im schulischen Bereich tätig, um Kinder durch Yoga, Atemübungen und Entspannung bei der Stressbewältigung zu unterstützen und ihre Konzentration zu fördern. Er berichtet in einem Presseartikel, der im Mai 2007 in der Zeitschrift Klinikum veröffentlicht wurde, dass er Anfang der 90er Jahre "in Projekten mit Straßenkindern in Südafrika und mit traumatisierten Kindern nach der Tsunami-Katastrophe in Sri Lanka" auch diesen Kindern mit besonders ausgewählten Übungen helfen konnte.
Da psychisch gestörte oder verängstigte Kinder oft zu flach atmen, beginnt Stück mit 10-minütigen Atemübungen; darauf folgen die auch in seinem Kinderyoga-Programm bereits erwähnten 23 geeigneten Kinderyoga-Asanas. Der Abschluss wird dann eher spielerisch gestaltet, damit die Konzentration der Kinder nicht überfordert wird. Ein derart gestaltetes Kinderyogaprogramm zeigte nicht nur bei den traumatisierten Kindern Wirkung, sondern half auch bei Hyperaktivität.
Vollständiger Presseartikel unter Kinder-Yoga: Entspannung für den Nachwuchs
Yoga bei Jugendlichen mit Essstörungen (Wissenschaftliche Studie)
Mit einer Studie des Seattle Children's Hospital konnten Tiffany Rain Carei und ihre Kollegen 2009 erstmalig nachweisen, dass Yoga auch bei Essstörungen wie Bulimie und Magersucht hilft. Die Studie wurde im Journal of Adolescent Health veröffentlicht.
26 vorwiegend weibliche Jugendliche erhielten 8 Wochen lang zweimal in der Woche Unterricht in Vini Yoga, während die Personen der Kontrollgruppe nur Therapiestunden ohne zusätzlichen Yogaunterricht bekamen. Die Kontrollgruppe machte zwar schnellere Fortschritte, war jedoch einen Monat nach Ende der Therapie wieder auf dem Stand vor der Therapie, während die Personen der Yogagruppe zunächst langsamere Fortschritte machten, sich ihre Einstellung zur Ernährung jedoch nachhaltig veränderte und gesünder wurde. Das Gewicht der Yogis wurde von den Übungen nicht negativ beeinflusst.
Die Forscher folgerten, dass die zwanghafte Sorge um das Gewicht bei den Teilnehmern der Yogastunden abgebaut werden konnte, was die Teilnehmer bestätigten.
Wissenschaftliche Studie zitiert nach Yogapad: Yoga bei Essstörungen
Yoga beugt psychischen Erkrankungen von Teenagern vor
Die positiven Wirkungen von regelmäßiger Yogapraxis auf die physische Gesundheit wurden bereits in zahlreichen wissenschaftlichen Studien belegt. Etwas schwieriger ist es dagegen, den Nutzen von Yoga für Geist und Psyche nachzuweisen. Doch genau dies hat sich Jessica Noggle, Ph.D., von der Harvard Medical School vorgenommen, die eine Studie über die positiven Auswirkungen von Yoga auf die psychische Gesundheit von Teeanagern der beiden letzten Klassen vor dem High-School-Abschluss vorgelegt hat.
An der Studie nahmen 51 High School Studenten teil, die nach dem Zufallsprinzip entweder einer Sportgruppe oder einer Gruppe, die Kripalu Yoga praktizierte, zugeteilt wurden. Die Yogastunden umfassten Asanas, Pranayama, Entspannungsübungen und Meditation. Jeweils vor und nach dem 10-Wochen-Programm mussten die Schüler mehrere Fragebögen ausfüllen, auf denen sie Angaben zu ihrem Angst- und Stresslevel, zu ihrer Fähigkeit, mit Ärger umzugehen, zu ihrer Achtsamkeit und Ausdauer angesichts von Herausforderungen machen mussten.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Schüler, die Yoga praktizierten, besser mit Hochs und Tiefs im Leben umgehen konnten als die Sportgruppe. Da sich psychische Störungen in den Teenager-Jahren ausbilden, ist es besonders wichtig, dass Jugendliche in diesem Zeitraum gesunde Strategien zum Umgang mit Stress und Traumata lernen. Yoga kann bei der Vorbeugung eine wichtige Rolle übernehmen und verhindern, dass Jugendliche in gefährliche Verhaltensmuster abrutschen, wie man sie in letzter Zeit nur zu oft an Schulen gesehen hat.
Wissenschaftliche Studie zitiert nach Yogajournal.com Yoga Benefits Teen Mental Health
Yoga senkt Stresspegel und stärkt Aufmerksamkeit bei sozial benachteiligten Kindern (Wissenschaftliche Studie)
Maryanna Klatt, Professorin an der Ohio State University, hat herausgefunden, dass Yoga bei verschiedenenen Stressfaktoren wirkt, z.B. auch bei Stress, der durch ein Leben in Armut ausgelöst wird. Sie organisierte Yogastunden im Klassenzimmer für sozial benachteiligte Kinder und fand durch ihre noch nicht veröffentlichte Forschungsarbeit heraus, dass 160 Drittklässler aus Wohnbezirken mit niedrigem Einkommen nach eigenen Angaben aufmerksamer waren, wenn sie mit ihrem Lehrer Yoga praktizierten. Die Schüler bekamen eine Yogastunde vor dem Matheunterricht, weil sie sich dann besser konzentrieren konnten. Klatt sagte, es mache keinen Sinn, den Kindern zu sagen, sie sollten sich hinsetzen und still sein. Vielmehr solle man sie auffordern, sich zu bewegen.
Klatt untersuchte auch den Speichel von Krankenschwestern in der Chirurgie, die ständig mit Leid und Tod konfrontiert sind und bei denen dadurch dauernder Stress entsteht. Durch regelmäßige Yogastunden reduzierte sich bei den Krankenschwestern die α-Amylase im Speichel (ein Indikator der Flucht-oder-Kampf-Reaktion auf Stress) um 40%.
Nun will Klatt auch Müllmänner in Columbus noch vor der Morgenschicht in Yoga unterrichten, um den Stresspegel in deren Leben zu senken.
Wissenschaftliche Studie zitiert nach National Geographic, 07.02.2014, Susan Brink, New Study Shows Yoga Has Healing Powers
ADHS, hyperkinetische Störungen
Yoga bei Kindern mit ADHS
Wirksamkeit körperorientierter Therapieverfahren bei hyperaktiven Störungen (Wissenschaftliche Studie)
Forscher des Uniklinikums Heidelberg und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, darunter auch Nicole Goldstein, haben in einer kontrollierten randomisierten Pilotstudie (veröffentlicht in der Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 1/2006) die Wirksamkeit eines kindgerechten Yogatrainings bei Kindern mit hyperkinetischen Störungen (wie ADHS, mit Beeinträchtigungen in den Bereichen Aufmerksamkeit und Impulsivität und Anzeichen großer körperlicher Unruhe) mit der Wirksamkeit eines herkömmlichen Bewegungstrainings (Kontrollgruppe) verglichen.
Es zeigte sich im sogenannten Dortmunder Aufmerksamkeitstest (DAT), dass die Yogagruppe der Kontrollgruppe weit überlegen war; ebenfalls gingen bei der Yogagruppe die hyperkinetischen Symptome (die unwillkürlichen Extrabewegungen) nach Beurteilung der Eltern weit mehr zurück als bei der Kontrollgruppe. Kinder, die zusätzlich Medikamente bekamen, profitierten noch mehr vom Training. Die Forscher schlossen aus den Ergebnissen, dass Yoga, entweder ausschließlich oder als begleitende Therapie, zur Behandlung von hyperkinetischen Störungen geeignet ist. Sie schlagen weitere umfangreiche Studien zum Bereich Yoga für Kinder und Jugendliche vor.
Vollständige wissenschaftliche Studie unter Psycontent:Zur Wirksamkeit körperorientierter Therapieverfahren bei der Behandlung hyperaktiver Störungen: Ergebnisse einer kontrollierten Pilotstudie
Hatha-Yoga-Übungen als Maßnahme bei hyperaktiven Grundschulkindern (Wissenschaftliche Studie, Crossover-Studie)
Für die Studie, mit der die Wirkung eines strukturierten Kinderyoga-Programms auf die Hauptsymptome kinetischer Störungen wie Aufmerksamkeitsdefizit, Hyperaktivität und Impulsivität überprüft werden sollte, entwickelte Nicole Goldstein besondere, auf Hatha Yoga basierende Übungen für Kinder, die von den Kindern selbst, aber auch von Lehrern im schulischen Bereich eingesetzt werden können.
An der Studie nahmen 19 Schüler und Schülerinnen im Alter von 7 - 10 Jahren teil, denen die Diagnose hyperkinetische Störung gestellt worden war. Die Kinder wurden in vier Kleingruppen aufgeteilt, die zweimal acht Wochen lang, mit einer sechswöchigen Traininspause, trainiert wurden.
Vollständige wissenschaftliche Studie unter Nicole Goldstein: Körperorientierte Übungen des klassischen Hatha-Yogas als Interventionsmaßnahme bei Grundschulkindern mit expansiven Störungen
Weitere Artikel zu ADHS
Einen weiteren Artikel, der sich auf eine ADHS-Studie von Pauline Jensen (et al.) aus dem Jahr 2004 und auf die Studie von Nicole Goldstein (et al.) bezieht und dabei besonders die Bedeutung der Vorbeugen unter den Asanas und des durch sie entstehenden langen Ausatmens hervorhebt, findest du unter Focus on ADHD
Über die Erfolge von Kinderyoga bei hyperaktiven und verhaltensauffälligen Kindern in der Schule berichtet auch der Autor Matthias Kley, der für verschiedene Schulbuchverlage schreibt, auf dem Portal für Referendare "FORREFS" in seinem Artikel Yoga für Kinder und Jugendliche – auch im Schulalltag
Autismus
Yoga hilft autistischen Kindern (Wissenschaftliche Studie)
Nach einer im Oktober 2012 im American Journal of Occupational Therapy veröffentlichten Studie könnte Yoga autistischen Kindern mit Verhaltensproblemen helfen.
Mit der Studie sollte ein Schulprogramm für Kinder mit autistischen Störungen getestet werden und sie konnte belegen, dass die Kinder, die Yoga praktiziert hatten, ihren Lehrern zufolge bessere Verhaltensweisen im Vergleich zu den Kindern zeigten, die nicht am Programm teilgenommen hatten. Die Kinder praktizierten 16 Wochen lang täglich Yoga in einer Schule im New Yorker Stadtbezirk Bronx.
Die Forscher glauben, dass Yoga für autistische Kinder ein Ventil für den Umgang mit Angst und Stress ist. Sie wissen, dass Angst das negative Verhalten der Kinder schürt und Yoga gibt ihnen eine Strategie, damit fertigzuwerden. Wird Yoga jeden Morgen geübt, dann sind die Kinder ruhig, konzentriert und bereit zu lernen.
Wissenschaftliche Studie zitiert nach Yogajournal.com Study Supports Yoga for Kids with Autism
Yoga für autistische Kinder (Bericht)
Die wohltuenden Wirkungen von Yoga auf die physischen und psychischen Probleme heranwachsender Kinder sind bekannt, doch erst jetzt beginnt man, die möglicherweise weit reichende Wirkung von Yoga auf autistische Kinder zu erforschen.
Autistische Kinder haben mit einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen, wie etwa einem hohen Angst- und Depressionslevel, Schwierigkeiten mit Nachahmung und der Unfähigkeit, Augenkontakt herzustellen oder sich im physischen Körper wohlzufühlen. Daher erweist sich Yoga mit der starken Betonung des Körpergefühls und Nachspürens als die perfekte Praxis.
In den USA starteten einige regionale High Schools (Silver Creek High School, Longmont; Temple Grandin, Boulder) 2012 den Versuch, autistischen Teenagern Yogastunden anzubieten und konnten große Erfolge verbuchen. Im April 2012 veranstaltete die Schule in Temple Grandin ihr erstes YogaFest und begann im zweiten Halbjahr mit regelmäßigen wöchentlichen Yogastunden.
Die einfachen Anweisungen in Yogastunden können den Kindern helfen, Augenkontakt und Nachahmung zu üben und zu lernen (der Lehrer hebt eine Hand oder ein Bein und die Kinder lernen, dies ebenfalls zu tun); außerdem trägt die Atmosphäre in Yogastunden zu verbesserten sozialen Kontakten bei.
Der wichtigste Aspekt von Yoga ist jedoch, dass Yoga durch die Konzentration auf Körper und Atem Angst reduziert; die Kinder und Jugendlichen gaben selbst an, sie hätten sich durch Yoga mehr unter Kontrolle und seien ruhiger.
Quelle: Yogajournal.com Yoga for Autism
Siehe auch
- Wissenschaftliche Studien Yoga
- Wissenschaftliche Studien Meditation
- Wissenschaftliche Studien Ayurveda
- Wissenschaftliche Studien Tiefenentspannung
- Wissenschaftliche Studien Kirtan- und Mantrasingen
- Wissenschaftliche Studien Pranayama (yogische Atemübungen)
- Wissenschaftliche Studien Literaturliste
- Yoga für Kinder
- Lachyoga für Kinder
- Studien
Weblinks
- Ausbildung zum/zur Kinderyogalehrer/in
- Weiterbildung zum/zur Kinderyogalehrer/in
- Yoga Vidya Kinderyoga-Community
- Kinder und Familie
- Kinderyoga-Kongress
- Yoga-Produkte für Kinder
Seminare
Yoga für Kinder
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Yoga für Jugendliche
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Yogalehrerweiterbildung: Yoga mit Kindern
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