Familie: Unterschied zwischen den Versionen

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:Sie sei bei dir Familienhaupt, sie übergeben wir dir jetzt; lange wohne sie bei (deinen) Eltern bis zum Grauwerden (?) des Hauptes.« 3.
:Sie sei bei dir Familienhaupt, sie übergeben wir dir jetzt; lange wohne sie bei (deinen) Eltern bis zum Grauwerden (?) des Hauptes.« 3.


Hierauf erwiedert der junge Gatte:
Hierauf erwidert der junge Gatte:


:»Mit des Asita, Kaçyapa, Gaya Spruche binde ich dein Glück (für mich) zu wie die Schwestern (jamayah) die Truhe (antahkoça).«
:»Mit des Asita, Kaçyapa, Gaya Spruche binde ich dein Glück (für mich) zu wie die Schwestern (jamayah) die Truhe (antahkoça).«


Unter Schwestern können nur die der Neuvermählten ge¬meint sein: wie die Schwestern hier die die Aussteuer enthaltende Truhe zubinden, so knüpfe ich deinen Bhaga an mich. Eine in Aussicht stehende, reiche Aussteuer half manchem Mädchen zu einem Mann, die sonst Jungfer geblieben wäre: »Wie viele Jungfrauen werden von dem Freier, der Gatte werden will, wegen ihres herrlichen Gutes geliebt; ist aber ein Weib hold und schön, so findet sie von selbst (d. h. ohne grosses Gut) den Genossen unter den Leuten« Rv. 10, 27, 12.*
Unter Schwestern können nur die der Neuvermählten gemeint sein: wie die Schwestern hier die die Aussteuer enthaltende Truhe zubinden, so knüpfe ich deinen Bhaga an mich. Eine in Aussicht stehende, reiche Aussteuer half manchem Mädchen zu einem Mann, die sonst Jungfer geblieben wäre: »Wie viele Jungfrauen werden von dem Freier, der Gatte werden will, wegen ihres herrlichen Gutes geliebt; ist aber ein Weib hold und schön, so findet sie von selbst (d. h. ohne grosses Gut) den Genossen unter den Leuten« Rv. 10, 27, 12.
Aus V. S. 30, 9, wo der unverheirathete ältere Bruder (parivitta: u dhe kanishthe anadhah Mahidh.) dem Leide, der jüngere Bruder der vor dem ältern heirathet (parivâvidana: anadhe jyesh(he isdhavan Mahidh.) dem Verderben, und der Gemahl einer jüngern Schwester deren ältere noch nicht verheiratet ist (edidhishuh¬patih: jyeshthayam putryamanadhdyamudha edidhishuh tatpatih Mahidh.) dem Missgeschick geweiht wird, ersehen wir, dass es Brauch war, dass Kinder einer Familie dem Alter nach sich ver¬heiratheten. Hierher scheint der mir nicht völlig verständliche Spruch Av. 6, 112 zu gehören; vgl. Vers 3: »Mit welchen Stricken der parivitta gefesselt, Glied für Glied befestigt und gebunden.« Auch nach den Dharmaçästra ist die Parivedanß d. h. die Heirath eines jüngern Bruders vor dem ältern, sowie, dass eine jüngere Schwester die ältere aussteche, verboten. Jolly Stellung der Frauen pag. 14.
 
Auf göttliche Einrichtung geht das Institut der Ehe zurück : »Die Götter legten sich im Anfang (zuerst) zu ihren Gattinnen und berührten Leiber mit Leibern« Av. 14, 2, 32. Die Ver¬bindung von Soma (Mond) und Süryä (Sonne) galt als göttliches Vorbild für die menschliche Ehe. Wie diese beiden sich gegen¬seitig unterstützen und ablösen in ihrem Berufe, und wie nur durch dieses einträchtige Wirken beider das Gedeihen der leb¬losen wie belebten Natur und geordnete Verhältnisse sowohl unter den Menschen als zu den Göttern ermöglicht werden, so sollen auch beide Geschlechter, Mann und Weib, gleich jenem Götterpaar in der Ehe einträchtig zusammenwirken und die einem
Aus V. S. 30, 9, wo der unverheirathete ältere Bruder (parivitta: udhe kanishthe anadhah Mahidh.) dem [[Leid]]e, der jüngere Bruder der vor dem ältern heirathet (parivividana: anudhe jyeshthe udhavan Mahidh.) dem Verderben, und der Gemahl einer jüngern Schwester, deren ältere noch nicht verheiratet ist (edidhishuhpatih: jyeshthayam putryamanudhayamudha edidhishuh tatpatih Mahidh.) dem Missgeschick geweiht wird, ersehen wir, dass es Brauch war, dass Kinder einer Familie dem [[Alter]] nach sich verheiratheten. Hierher scheint der mir nicht völlig verständliche Spruch Av. 6, 112 zu gehören; vgl. Vers 3: »Mit welchen Stricken der parivitta gefesselt, Glied für Glied befestigt und gebunden.« Auch nach den [[Dharmashastra|Dharmaçastra]] ist die Parivedana, d. h. die Heirath eines jüngern Bruders vor dem ältern, sowie, dass eine jüngere Schwester die ältere aussteche, verboten. Jolly Stellung der Frauen pag. 14.
' So im Anschluss an Ludwig; einen Hinweis auf die Selbstwahl, die bei dem freien Verkehr der Geschlechter natürlich ist, kann ich nicht darin linden wie Kaegi Der Rigveda S. 15.
 
Auf göttliche Einrichtung geht das Institut der Ehe zurück : »Die Götter legten sich im Anfang (zuerst) zu ihren Gattinnen und berührten Leiber mit Leibern« Av. 14, 2, 32. Die Verbindung von [[Soma]] (Mond) und [[Surya]] (Sonne) galt als göttliches Vorbild für die menschliche Ehe. Wie diese beiden sich gegenseitig unterstützen und ablösen in ihrem Berufe, und wie nur durch dieses einträchtige Wirken beider das Gedeihen der leblosen wie belebten [[Natur]] und geordnete Verhältnisse sowohl unter den Menschen als zu den Göttern ermöglicht werden, so sollen auch beide Geschlechter, Mann und Weib, gleich jenem Götterpaar in der Ehe einträchtig zusammenwirken und die einem jeden nach seinem Theil zukommenden Pflichten erfüllen Rv. 10, 85, 18. 19 ; vgl. Ind. Stud. 5, 272.
 
Dass dies in der Mehrzahl der Fälle wirklich so war, steht ausser jedem [[Zweifel]]; kein zarteres, innigeres Verhältnis kennen die vedischen Sänger als das zwischen der willigen, lieblichen Gattin und dem Gatten. Welch schönes Bild des Familienlebens entrollt sich in den oben gegebenen Versen Rv. 10, 85, 42 ff.; vgl. auch Rv. 10, 34, 11 und Av. 3, 30:


jeden nach seinem Theil zukommenden Pflichten erfüllen Rv. 10, 85, 18. 19 ; vgl. Ind. Stud. 5, 272. Dass dies in der Mehrzahl der Fälle wirklich so war, steht ausser jedem Zweifel; kein zarteres, innigeres Verhältniss kennen die vedischen Sänger als das zwischen der willigen, lieblichen Gattin und dem Gatten. Welch schönes Bild des Familienlebens entrollt sich in den oben ge¬gebenen Versen Rv. 10, 85, 42 ff.; vgl. auch Rv. 10, 34, 11 und Av. 3, 30:
»Ein Herz, einen Sinn, von Zwietracht Freisein schaffe ich euch : eins liebe das andere wie eine Kuh ihr neugeborenes Kalb. 1.
»Ein Herz, einen Sinn, von Zwietracht Freisein schaffe ich euch : eins liebe das andere wie eine Kuh ihr neugeborenes Kalb. 1.
Gehorsam sei der Sohn dem Vater, mit der Mutter sei er gleichgesinnt; es rede die Gattin zum Gatten honigsüsse, freund¬liche Worte. 2.
Gehorsam sei der Sohn dem Vater, mit der Mutter sei er gleichgesinnt; es rede die Gattin zum Gatten honigsüsse, freund¬liche Worte. 2.
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Gleichwohl müssen wir dem vedischen Volke auf eine Reihe von Zeugnissen hin Polygamie zuerkennen : »Dies that er (Indra), anderes möge er jetzt thun, was die Verehrer bei den Somakelterungen rühmend erwähnen; wie ein einzelner als ge¬meinsamer Gatte (mehrere) Frauen nimmt, so soll Indra alle Burgen (der Dämonen) sich aneignen«, fleht Vasishtha Rv. 7, 26, 3. »Zwischen der Gabeldeichsel bewegt sich das Zugthier wie ein Mann auf seinem Lager, der zwei Weiber hat (dvijani)« Rv. 10. 101, 11. »In Milch baden sich die beiden Gattinnen Kuyava's« Rv. 1, 104, 3. »Es drücken mich rings die Rippen wie eifer¬süchtige Weiber (von beiden Seiten den Mann quälen), es nagen an mir die Sorgen wie Mäuse an ihren Schwänzen« Rv. 1, 105, 8 = 10, 33, 2. »Mit welchen Hülfen ihr, o Açvin, dem Vimada die Gattinnen heimfttihrtet« Rv. 1, 112, 19. »Wie die Gattinnen dem Gatten, die verlangenden dem verlangenden kosend nahen. so dir, o kraftvoller, der Andacht Lieder« Rv. 1, 62, 11. »Denn wie ein König unter den Weibern herrschest du (Indra)« Rv. 7. 18, 2. Bei der Huldigungsfeier eines neuen Herrschers heisst
Gleichwohl müssen wir dem vedischen Volke auf eine Reihe von Zeugnissen hin Polygamie zuerkennen : »Dies that er (Indra), anderes möge er jetzt thun, was die Verehrer bei den Somakelterungen rühmend erwähnen; wie ein einzelner als ge¬meinsamer Gatte (mehrere) Frauen nimmt, so soll Indra alle Burgen (der Dämonen) sich aneignen«, fleht Vasishtha Rv. 7, 26, 3. »Zwischen der Gabeldeichsel bewegt sich das Zugthier wie ein Mann auf seinem Lager, der zwei Weiber hat (dvijani)« Rv. 10. 101, 11. »In Milch baden sich die beiden Gattinnen Kuyava's« Rv. 1, 104, 3. »Es drücken mich rings die Rippen wie eifer¬süchtige Weiber (von beiden Seiten den Mann quälen), es nagen an mir die Sorgen wie Mäuse an ihren Schwänzen« Rv. 1, 105, 8 = 10, 33, 2. »Mit welchen Hülfen ihr, o Açvin, dem Vimada die Gattinnen heimfttihrtet« Rv. 1, 112, 19. »Wie die Gattinnen dem Gatten, die verlangenden dem verlangenden kosend nahen. so dir, o kraftvoller, der Andacht Lieder« Rv. 1, 62, 11. »Denn wie ein König unter den Weibern herrschest du (Indra)« Rv. 7. 18, 2. Bei der Huldigungsfeier eines neuen Herrschers heisst
secundär aus sapatni erschlossen anzusehen , wird kaum gehen, da dieses als Femin. weit seltener nachweisbar ist, auch die erst secundär entwickelte Polygamie einer so allgemeinen Bedeutung, wie sie das Wort sapatna bat, kaum zu Grunde liegen kanni. Was den ersten Einwand betrifft, so wird ein Blick ins Wtb. seine Grundlosigkeit zeigen; wenn uns nun ferner Polygamie bei den den Indern verwandten germanischen Stämmen und auch bei den Griechen begegnet und zwar im Erlöschen begriffene Polygamie, so werden wir, falls sich solche beim vedischen Volke findet, dieselbe nicht als secundär betrachten dürfen. Vielmehr erklärt sich aus der Annahme, dass dieselbe einst häufiger war, sehr wohl die Entstehung von sapatna.
secundär aus sapatni erschlossen anzusehen , wird kaum gehen, da dieses als Femin. weit seltener nachweisbar ist, auch die erst secundär entwickelte Polygamie einer so allgemeinen Bedeutung, wie sie das Wort sapatna bat, kaum zu Grunde liegen kanni. Was den ersten Einwand betrifft, so wird ein Blick ins Wtb. seine Grundlosigkeit zeigen; wenn uns nun ferner Polygamie bei den den Indern verwandten germanischen Stämmen und auch bei den Griechen begegnet und zwar im Erlöschen begriffene Polygamie, so werden wir, falls sich solche beim vedischen Volke findet, dieselbe nicht als secundär betrachten dürfen. Vielmehr erklärt sich aus der Annahme, dass dieselbe einst häufiger war, sehr wohl die Entstehung von sapatna.


==Siehe auch==
==Siehe auch==

Version vom 19. Oktober 2013, 15:07 Uhr

Aus dem Buch "Altindisches Leben: Die Cultur der vedischen Arier", nach den Samhita dargestellt von Heinrich Zimmer, Berlin 1879

Kapitel 12: Familie und Sittlichkeit

Wohlgeordnet war das Familienleben schon bei dem großen indogermanischen Urvolke, wie daraus hervorgeht, dass nicht nur für die näheren Beziehungen wie Vater, Mutter, Sohn, Tochter, sondern auch für viel entferntere und weniger durch die Natur geheiligte die Bezeichnungen bei mehreren Gliedern desselben völlig gleich sind. Dieselben Zustände finden wir beim vedischen Volke wieder: Vater (pitar), Mutter (matar), Sohn (sunu), Tochter (duhitar), Bruder (bhratar), Schwester (svasar), Schwiegervater (çvaçura), Schwiegermutter (çvaçru), Schwiegersohn (jamatar), Schwiegertochter (snusha), Bruder der Frau, Schwager (syala), des Mannes jüngerer Bruder, Schwager der Frau (devar), des Mannes Schwester, Schwägerin der Frau (nanandar).

Die festgeschlossene Familie bildete schon damals die sichere Grundlage des Staates und der Gemeinde. An ihrer Spitze steht der Hausvater als Hausherr (grhapati, viçpati). Von dem Manne ging auch der Anstoss zur Gründung einer Familie aus. Die Mädchen blieben, so lange sie unvermählt (agru) waren, im Hause des Vaters — sie heissen daher pitrshad — und mussten warten, bis ein Freier kam. Manchmal zog sich dies hinaus, ja manche blieb als alte Jungfer für immer im Elternhause (amajur), vergeblich nach einem Freier umschauend: »Der Ghosha gar, die im Hause des Vaters sass, der alternden gabt ihr, Açvin, einen Mann« Rv. 1, 117, 7; vgl. Rv. 10, 39. 40. »Wie eine daheim alternde, die bei den Eltern ist, flehe ich dich um Liebesglück an vom gemeinsamen Sitze aus« Rv. 2, 17, 7. Nicht alle jungen Arierinnen waren so geduldig wie die Ghosha und warteten auf der Açvin Hülfe. Da gab es manches üppige, wollüstige Mädchen (prapharvi), mit dem Viçvavasu, der Beschützer der Virginität seine Noth hatte; solche werden ihm Rv. 10, 85, 22 besonders empfohlen.

Die Reize, des Körpers suchten die Mädchen durch Salben und Herausputzen zu erhöhen, und hier war, entsprechend modernen Verhältnissen, die sorgsame Mutter der Tochter mit Rath und That behülflich: »Herrlich von Aussehen wie eine von der Mutter herausgeputzte Jungfrau (matrmrshta) entfaltest du (avih krnushe) dich (tanvam), Ushas, dem Anblick« Rv. 1, 123, 11. Besonders geschah dies zu Festversammlungen: »Wie Jungfrauen bei den Festen schmücken sie sich« Rv. 7, 2, 5; hier war eben passende Gelegenheit, um Liebesverhältnisse anzuknüpfen.

Ein Spruch über ein heirathsfähiges und heirathslustiges Mädchen beginnt mit den Worten : »Zu unserm Wohlgefallen, o Agni, komme ein Werber (sambhala) zu dieser Jungfrau zugleich zu unserm Glück; begehrt sei sie bei den Freiern, die an Festen anmuthige (liebliche valgu); schnell werde ihr Glück zu Theil durch einen Gatten« Av. 2, 36, 1. Auch die Hochzeitsfeierlichkeiten, bei denen Freundinnen der Braut und Freunde des Bräutigams sich trafen (Av. 14, 2, 59 ff.), mögen manches Paar einander genähert haben: »Da kommt Aryaman herbei mit vorne aufgelösten Haaren (vishitastuka, Roth im Wtb.), dieser Jungfrau einen Gatten verschaffend und ein Weib dem Ehelosen. Vergebens mühte sich diese ab (um einen Gatten zu erlangen), o Aryaman, indem sie die Hochzeiten anderer besuchte; nun denn, o Aryaman, jetzt sollen zu ihrer Hoohzeit andere kommen (a-yantu Ind. Stud. 5, 238). — Dhatar stützte die Erde, den Himmel und die Sonne, Dhatar verleihe dieser Jungfrau einen ihrem Verlangen entsprechenden Gatten« Av. 6, 60.

Waren jedoch alle Bemühungen vergebens seitens der Jungfrau, wollte Liebessehnsucht (smara) nach ihr keines Jünglings Herz entflammen (çuc), war gar eine andere so glücklich über das Herz des von ihr heiss Geliebten zu verfügen, dann griff sie zum Liebeszauber. So findet sich z. B. Rv. 10, 145 = Av. 3, 18 ein Zauberspruch zur Fesselung eines Mannes und zur Vertreibung einer glücklicheren Nebenbuhlerin:

»Diese Pflanze grabe ich aus, das kräftige Kraut, durch welches man die Nebenbuhlerin verdrängt, durch welches man einen Gatten erlangt. 1.
Du mit den ausgebreiteten Blättern, heilbringende , kraftreiche, von den Göttern gespendete, blase weit weg meine Nebenbuhlerin, verschaffe mir einen eigenen Gatten. 2.
Herrlicher bin ich, o herrliches Gewächs, herrlicher als die Herrlichen, aber meine Nebenbuhlerin, die soll niedriger sein als die Niedrigen. 3.
Nicht nehme ich ihren Namen in den Mund, nicht weile sie gern bei diesem Stamme, in weite Ferne treiben wir die Nebenbuhlerin. 4.
Ich bin überwältigend, du bist siegreich, wir beide siegreich wollen die Nebenbuhlerin bewältigen. 5.
Dir legte ich die siegreiche zur Seite, dich belegte ich mit der siegreichen; mir laufe dein Streben nach wie die Kuh dem Kalb, wie Wasser dem Wege entlang eile es.« 6.

Eine ganze Reihe solcher Segen zur Entflammung (çuc) von Liebe in dem Herzen eines Mannes hat uns der Atharvaveda aufbewahrt; vgl. 6, 89. 102. 130. 131; 7, 36. 37. 38.

War die Wahl eines Jünglings (yuvan, marya) auf eine Jungfrau (yosha, yuvati, kanya) gefallen, so zog es ihn unwiderstehlich zu ihr bin; wie Surya hinter der Ushas, der lichtgekleideten Maid, der Himmelstochter, einhergeht, so folgte er, der Jüngling, den Spuren der Jungfrau nach Rv. 1, 115, 2. Nicht immer jedoch war auch des Mädchens Herz von der Liebe schrecklich schmerzendem Pfeil (ishuh kamasya ya bhima Av. 3, 25, 1) getroffen; gross wurden des Jünglings Sorgen und Qualen:

»Die Unruhe stachele dich auf, nicht bleibe ruhig auf deinem Lager; schrecklich ist der Liebe Pfeil, mit ihm bohre ich dich ins Herz. 1.
Den sehnsuchtbefiederten Pfeil, des Schaft Liebe, dessen Hals inniges Verlangen, ihn soll die Liebe wohl zielen und dir ins Herz schiessen. 2.
Kamas wohl gezielter Pfeil, welcher die Milz verdorren macht, dess Gefieder vorwärts strebt, der glühend ist: mit ihm bohre ich dich ins Herz. 3.
Von dörrender Gluth gepeinigt, mit lechzendem Munde eile zu mir heran! ohne Groll, sanftmüthig, mein eigen, liebesredend, mir ergeben. 4.
Her treib' ich dich mit der Geissel, weg von Mutter und Vater, damit du mir zu Willen seiest, meinem Geiste dich anschmiegest. 5.
Vertreibt, o Mitra-Varuna, alle (eignen) Gedanken aus ihrem Herzen, macht sie willenlos ganz und überliefert sie meiner Macht. 6. Av. 3, 25; vgl. Av. 2, 30; 6, 8. 9. 82.

Wurde der Bund der Herzen endlich geschlossen, dann kam die schöne Zeit der jungen Liebe. Am verborgenen Orte traf man sich zum Stelldichein, Geliebte (jarini) und Geliebter (jara). Zu den mannigfachsten Gleichnissen gibt dies Verhältnis den alten Rishi Veranlassung: Wie eine Verliebte zum Stelldichein mit dem Geliebten geht der Spieler zu den Würfeln (Rv. 10, 34, 5); die Milchtränke jauchzen dem Soma zu, mit dem sie sich vereinen sollen, wie die Jungfrau dem nahenden Geliebten (Rv. 9, 32, 5); die zehn Finger begrüssen die Somapflanzen, welche sie mit den Presssteinen ausschlagen, wie das Mädchen den Buhlen (Rv. 9, 56, 3).

Am Abend oder gar in der Nacht fanden die Zusammenkünfte statt: »Wie eine im Verborgenen wandelnde menschliche Jungfrau« Rv. 1, 167, 3. Öfters stattete der Geliebte seinen Besuch in der Wohnung der Geliebten ab: »Erwecke Reichthum, o Vayu, wie der Buhle die schlummernde Geliebte« Rv. 1, 134, 3. Die nöthigen Vorbereitungen zum Empfang des Buhlen werden, wenn Aufrechts Ausführung Ind. Stud. 4, 337 ff. richtig ist, in Rv. 7, 55, 5-8 geschildert; ein Mädchen sucht in Erwartung des kommenden Geliebten das ganze Haus vom Grossvater (viçpati) herunter bis zum treuen Wächter des Hauses, dem Hunde, einzuschläfern durch einen Zauberspruch:

Es schlummre Vater, Mutter ein,
Grossvater schlummere; schnarche Hund!
Auch ihr Verwandte schlummert all,
Gesinde, schlummre rings umher.
Wer sitzet und wer reget sich,
die Leute, die uns könnten sehn,
Wir schliessen ihre Wimpern zu,
so fest wie dieses Hauses Thür.
Der tausendfach gehörnte Stier,
der aus dem Meere taucht empor,
Mit seiner Hülfe bringen wir
und singen alles Volk in Schlaf.
Die Frauen, die auf Banken ruhn,
auf Pfählen und auf Betten ruhn,
Die Weiber, welche duften schön:
sie alle bannen wir in Schlafe.

Auch an Spenden für die Dame seines Herzens liess es der Jüngling nicht fehlen: »Gleichwie ein junger Buhle hat Rjraçva hundert und einen Widder geschlachtet« heisst es Rv. 1, 117, 18, d. i. er spendete so reichlich, wie jene zu thun pflegen.

»Was sich liebt, das neckt sich«, sagt ein deutsches Spruchwort, und so wird es auch an dergleichen Neckereien und Liebeszwisten nicht gefehlt haben: Eifersucht (irshya) beschlich den Sinn des Mädchens oder des Jünglings; zur Stillung dieser im Herzen brennenden Gluth dient Av. 6, 18 ; 7, 45. Streitigkeiten ernsterer Art drohten gar die Liebenden ganz zu trennen; um das fast zerrissene (vichinna Av. 6, 139, 5) Band der Liebe wieder zu verknüpfen, wurde ebenfalls zu den geheimnissvollen Naturkräften, die in den Pflanzen liegen, Zuflucht genommen Av. 6, 139. 42. 43. 94.

Sollte das Verhältnis eine dauernde Gestalt gewinnen, so musste zur Ehe (patitva) geschritten werden. Dazu war jedoch die Einwilligung des Vaters nothwendig. Die Werbung bei demselben oder bei dessen Ableben dem seine Stelle einnehmenden Bruder des jungen Mädchens geschah nicht durch den die Ehe wünschenden Jüngling selber, sondern durch Brautwerber (vara; vgl. Rv. 10, 85, 15); dieselben wurden für gewöhnlich unter den Busenfreunden des Heirathscandidaten ausgewählt, so dass aryaman (Freund, Geführte) geradezu die Bedeutung Brautwerber bekam (s. Roth im Wtb.). Festlich geschmückt — »Fett spritzend wie werbende Jünglinge « werden Rv. 10, 78, 4 die Marut genannt ; mit »von reichen Eltern abstammenden Werbern, die sich nach der Sitte ihren Körper mit Goldschmuck geschmückt haben« sind sie Rv. 5, 60, 4 verglichen -- gingen sie unter Glückwünschen (Rv. 10, 85, 23), ihren Auftrag auszuführen.

Wurde der Werbung nicht willfahrt, so fügte sich der Abgewiesene, wie es bei ihrer Kraft sich bewussten Männern natürlich ist, nicht immer friedlich; darauf weisen deutlich mehrere Stellen, in denen Vimadas, eines Schützlings der Açvin und Indras, Erwähnung geschieht: »Ihr beide (Açvin) führtet auf dem pfeilgeschwinden Wagen dem jugendlichen Vimada die Gattin heim« (Rv. 1 , 116, 1) ; » durch eure Hülfe habt ihr dem Vimada als Gattin zugeführt Purumitras Weib« (? Geliebte? yosham Rv. 1, 117, 20); »ihr habt auf dem Wagen dem Vimada das schmucke Weib (? Geliebte ?) des Purumitra zugeführt« (Rv. 10, 39, 7) »mit welchen Hülfen ihr die Gattinnen dem Vimada heimführtet, mit diesen helft uns« (R. 1 , 112, 19). Hiernach fand zwischen Vimada und Purumitra ein Kampf statt um ein schönes Weib; ob sie schon des letzteren Gattin oder bloß Geliebte war, lässt sich nicht bestimmen, nach Sayana ist sie Purumitras Tochter. Darf man aus dem Plural patnih in Rv. 1, 112, 19 folgern, dass Vimada mehrere solche Streitigkeiten hatte? Vergleiche noch Rv. 10, 65, 12: »Die Kamadyu führtet ihr (Açvin) dem Vimada zu«; ist Kamadyu der Name von Purumitras Weib oder Tochter?

Mit reichen Geschenken an den zukünftigen Schwiegervater musste die Braut erkauft werden : »Ich hörte, dass ihr noch reichlicher schenket, als ein Eidam (vijamatar) und der Frau Bruder« Rv. 1, 109, 2. War der Bewerber genehm, so konnte die Hochzeit von Statten gehen (vahatum kar). Diese Feierlichkeit vollzog sich in dem elterlichen Hause der Braut (Rv. 10, 17, 1). Von den Werbern, Eltern, Verwandten begleitet, fand sich der Bräutigam in festlichem Anzug dort ein; Verwandte und Gespielinnen der Braut, gleichfalls festlich geschmückt — »wie Jungfrauen, die sich gesalbt haben, um zur Hochzeit zu gehen«, so strahlen die Ströme der Opferbutter Rv. 4, 58, 9; vgl. Av. 14, 2, 59 ff. und Av. 6, 60 oben Seite 306 — erwarteten ihn. Zur Feier des Festes und zur Bewirthung der Gäste wurden Kühe geschlachtet Rv. 10, 85, 13; vgl. Weber Ind. Stud. 5, 182, Haas ibid. 304.

Der feierliche Act und die unauflösliche Verbindung fand vor angezündetem Agni statt; hier wurde dem Bräutigam die Braut übergeben durch den Vater oder den seine Stelle einnehmenden nächsten Anverwandten. Ein ausdrückliches Zeugnis für letzteres bieten die vedischen Lieder nicht; die Sache ist jedoch ganz natürlich und stimmt mit der Angabe der Grhyasutra.

Es legt der Bräutigam einen Stein hin und fordert die Braut zum Betreten desselben auf: »Den weichen (nämlich für den darauf tretenden), dauerhaften Stein setze ich fest hin auf den Schoss der göttlichen Erde dir zur Nachkommenschaft; auf ihn tritt preiswürdig und anmuthstrahlend; langes Leben verleihe dir Savitar. Wie Agni die rechte Hand der Erde ergriff, so ergreife ich deine Hand; weiche nicht, sei bei mir mit Nachkommenschaft und Reichthum« Av. 14, 1, 47. 48. »Ich ergreife deine Hand zum Heile, dass du mit mir deinem Gatten ein langes Leben führen mögest; Bhaga, Aryaman, Puramdhi gaben dich mir zur Herrin des Hausstandes« Rv. 10, 85, 36. Unter diesen und ähnlichen Sprüchen fasst der Bräutigam die Braut bei der Hand und führt sie feierlich um das Feuer: »Um dich führte man die Braut zuerst herum samt dem Hochzeitzug; gib du sie, o Agni, den Gatten zur Frau mit Nachkommenschaft zurück( Rv. 10, 85, 38; hasta grabha pati heisst daher Rv. 10, 18, 8 der Gatte. Welche Rolle dem Brautführer (janya) zufiel, ist nicht zu bestimmen aus unseren Texten; seiner geschieht Rv. 4, 38, 6 Erwähnung, wo Dadhikra »bekränzt wie der glänzende Brautführer« genannt wird.

Durch das Ergreifen der Hand und die Umführung ums Feuer wurde die Braut gesetzlich (dharmana) Gattin (patni), der Bräutigam ihr Ehemann (grhapati) Av. 14, 1 , 51. War so die Ehe unverbrüchlich geschlossen — »wer will zwei sich liebende Gatten trennen und zumal wenn im Hause der Braut das Hochzeitsfeuer geflammt hat (fragt Pururavas die ihm durchgegangene Urvaçi Rv. 10, 95, 12 —, und hatten die Hochzeitsfeierlichkeiten (Av. 14, 2, 59 ff; siehe Seite 288) ihren Abschluss erreicht, dann fand die Überführung nach dem neuen Heim, des Gatten Hause Statt. Vom Gatten geleitet, bestieg die junge Frau, gesalbt und festlich geschmückt (Rv. 10, 85, 7-8) den blumenverzierten (sukimçuka), von zwei weissen Stieren (Rv. 10, 85, 10) gezogenen Wagen und liess sich auf weichem Polster nieder (Rv. 10, 85, 7; Av. 14, 1, 60, siehe oben S. 155). Noch ging der Zug nicht ab; vielleicht schon vor dem Besteigen des Wagens wurde die Braut mit dem Spruch: »Aus Varunas Fessel, mit der dich Savitar der holde band, löse ich dich; mit dem Gatten versetze ich dich unversehrt in der Ordnung Schoß, an den Ort der Frömmigkeit. Von hier löse ich sie, nicht von dort; dort binde ich sie fest, damit sie, Indra, reich an Söhnen und an Glück sei« (Rv. 10, 85, 24.25) von den Pflichten, die sie im Vaterhause hatte, losgesprochen und an den Gatten und ihr neues Heim gebunden. Dass mit diesen Worten eine symbolische Handlung verknüpft war, daran ist kaum zu zweifeln.

Der mit so vielem Pompe ins Work gesetzte Brautzug verfehlte nicht seine Wirkung auszuüben auf eine neugierige Menge. Sie wird durch die Anrede eines beim Zug befindlichen entlassen mit den Worten: »Glückbringend ist dieses Weib hier; lauft zusammen, schaut sie euch an! wünscht ihr Heil und dann zerstreut euch nach Haus« Rv. 10, 85, 33. Unter den heissen Segenswünschen der Bleibenden — »Pushan nehme dich an der Hand und geleite dich von hier, die Açvin mit ihrem Wagen sollen dich heimführen, ziehe hin ins Haus des Gatten, dass du Hausherrin heisst; als Gebieterin schalte daselbst« Rv. 10, 85, 26 — setzt sich der Zug nach dem Hause des jungen Mannes in Bewegung.

Dort angekommen, tönt der Neuvermählten, sei es durch den Schwieger oder den Brautwerber, der Segenswunsch entgegen: »Liebes möge dir hier durch (Erlangung von) Nachkommenschaft zu Theil werden; in diesem Hause achte auf den Hausstand, schliess feste dich (tanvam) an den Gatten da: noch als Greise möget ihr hier schalten« Rv. 10, 85, 27. Unter Ermahnungen, Segenswünschen von verschiedenen Seiten gelangen die Neuvermählten ins Haus:

Wohlan, hier bleibet, trennt euch nicht,
geniesst die ganze Lebenszeit,
Mit Sohn und Enkel fröhlich scherzt,
erfreuet euch in eurem Haus.
Prajapati verleihe Kind und Kindeskind,
ins Greisenalter wahre Aryaman den Bund.
Von Unheil frei betritt des Gatten Heim und deins,
halt fern Verlust, gereich zum Heile Mensch und Thier.
Sei ohne bösen Blick und ohne Gattenhass,
von Sinn und Antlitz mild sei selbst dem Thiere hold.
Die Götter fürchtend werde Heldenmutter du;
halt fern Verlust, gereich zum Heile Mensch und Thier.
An Söhnen, Indra, mach sie reich,
ihr Leben mach er hochbeglückt.
Zehn Söhne leg in sie hinein,
den Gatten so zum elften mach.
So schalt und walte denn im Haus,
ob Schwieger und ob Schwiegerin.
Die Schwäger und die Schwägerin,
sie sind dir gleichfalls unterthan«. Rv. 10, 85, 42 ff.

Nach Par. 1, 6, 3; Çatikh. 1 , 13, 4; Açval. 1, 7. 5 (s. Ind. Stud. 5, 332. 348. 363) wird der Spruch : »Der bin ich, die bist du (amo' hamasmi, sa tvam), Saman ich, Rc du, Himmel ich, Erde du ; wir beide hier wollen uns jetzt vereinigen und Nachkommenschaft uns erzeugen« Av. 14 , 2, 71 vom Bräutigam gesprochen vor dem Betreten des Steines durch die Braut. Das altrömische ubi tu Gajus, ibi ego Gaja wurde bekanntlich bei der Ankunft in der neuen Heimath, vor der Überschreitung der Schwelle derselben gesprochen.

Die durch die Grhyasutra vorgeschriebene Nachfeier, dass das junge Ehepaar mehrere Nächte lang noch auf dem Boden liegen und Keuschheit bewahren musste, die Tage über unter Vollziehung verschiedener Opfer und Ceremonien fastete, während die Hochzeitsgäste schmausten, ist aus den Samhita nicht zu erweisen. Nach Narayana zu Açval. Grhyas. 1, 7, 2 ist dieselbe überhaupt nicht allgemein; bei den Vaideha findet das Beilager sogleich statt gegen die ausdrückliche Vorschrift der Ghrhyasutra.

Am Morgen nach der Brautnacht wird das blutbefleckte (nilalohita) Hemd der Braut, das wegen des Glaubens an die Unheiligkeit und Unreinigkeit des weiblichen Körpers den Mann verunreinigt und in Unheil bringt, mit Spenden entsühnt (Rv. 10, 85, 28-30. 34. 35).

Dass die junge Frau bei ihrer Verheirathung eine Aussteuer mit erhielt, wird nirgends direct angegeben, lässt sich aber aus Av. 1 , 14 schliessen; der Hymnus wird beim Abschluss der Hochzeitsfeierlichkeit gesprochen:

»Liebesglück und Herrlichkeit nehme ich von ihr an mich wie einen Kranz von einem Baum; wie ein Berg mit breitem Fuss wohne sie lange bei (meinen) Eltern.« 1.

Es antworten nun der Vater und die Verwandten der Braut:

»Diese Jungfrau da, o Herrscher, soll dir als Weib übergeben werden, sie werde festgebunden ans Haus (deiner) Mutter, (deines) Bruders und Vaters. 2.
Sie sei bei dir Familienhaupt, sie übergeben wir dir jetzt; lange wohne sie bei (deinen) Eltern bis zum Grauwerden (?) des Hauptes.« 3.

Hierauf erwidert der junge Gatte:

»Mit des Asita, Kaçyapa, Gaya Spruche binde ich dein Glück (für mich) zu wie die Schwestern (jamayah) die Truhe (antahkoça).«

Unter Schwestern können nur die der Neuvermählten gemeint sein: wie die Schwestern hier die die Aussteuer enthaltende Truhe zubinden, so knüpfe ich deinen Bhaga an mich. Eine in Aussicht stehende, reiche Aussteuer half manchem Mädchen zu einem Mann, die sonst Jungfer geblieben wäre: »Wie viele Jungfrauen werden von dem Freier, der Gatte werden will, wegen ihres herrlichen Gutes geliebt; ist aber ein Weib hold und schön, so findet sie von selbst (d. h. ohne grosses Gut) den Genossen unter den Leuten« Rv. 10, 27, 12.

Aus V. S. 30, 9, wo der unverheirathete ältere Bruder (parivitta: udhe kanishthe anadhah Mahidh.) dem Leide, der jüngere Bruder der vor dem ältern heirathet (parivividana: anudhe jyeshthe udhavan Mahidh.) dem Verderben, und der Gemahl einer jüngern Schwester, deren ältere noch nicht verheiratet ist (edidhishuhpatih: jyeshthayam putryamanudhayamudha edidhishuh tatpatih Mahidh.) dem Missgeschick geweiht wird, ersehen wir, dass es Brauch war, dass Kinder einer Familie dem Alter nach sich verheiratheten. Hierher scheint der mir nicht völlig verständliche Spruch Av. 6, 112 zu gehören; vgl. Vers 3: »Mit welchen Stricken der parivitta gefesselt, Glied für Glied befestigt und gebunden.« Auch nach den Dharmaçastra ist die Parivedana, d. h. die Heirath eines jüngern Bruders vor dem ältern, sowie, dass eine jüngere Schwester die ältere aussteche, verboten. Jolly Stellung der Frauen pag. 14.

Auf göttliche Einrichtung geht das Institut der Ehe zurück : »Die Götter legten sich im Anfang (zuerst) zu ihren Gattinnen und berührten Leiber mit Leibern« Av. 14, 2, 32. Die Verbindung von Soma (Mond) und Surya (Sonne) galt als göttliches Vorbild für die menschliche Ehe. Wie diese beiden sich gegenseitig unterstützen und ablösen in ihrem Berufe, und wie nur durch dieses einträchtige Wirken beider das Gedeihen der leblosen wie belebten Natur und geordnete Verhältnisse sowohl unter den Menschen als zu den Göttern ermöglicht werden, so sollen auch beide Geschlechter, Mann und Weib, gleich jenem Götterpaar in der Ehe einträchtig zusammenwirken und die einem jeden nach seinem Theil zukommenden Pflichten erfüllen Rv. 10, 85, 18. 19 ; vgl. Ind. Stud. 5, 272.

Dass dies in der Mehrzahl der Fälle wirklich so war, steht ausser jedem Zweifel; kein zarteres, innigeres Verhältnis kennen die vedischen Sänger als das zwischen der willigen, lieblichen Gattin und dem Gatten. Welch schönes Bild des Familienlebens entrollt sich in den oben gegebenen Versen Rv. 10, 85, 42 ff.; vgl. auch Rv. 10, 34, 11 und Av. 3, 30:

»Ein Herz, einen Sinn, von Zwietracht Freisein schaffe ich euch : eins liebe das andere wie eine Kuh ihr neugeborenes Kalb. 1. Gehorsam sei der Sohn dem Vater, mit der Mutter sei er gleichgesinnt; es rede die Gattin zum Gatten honigsüsse, freund¬liche Worte. 2. Nicht soll der Bruder den Bruder hassen, nicht die Schwester die Schwester; einträchtig euch in einander fügend redet glück¬lich mit einander. 3. Wodurch die Götter nicht auseinander gehen, noch sich gegenseitig anfeinden, dies Gebet bringen wir in eurem Hause dar zur Eintracht mit den Menschen.« 4. Zu nicht geringem Theil ist der Grund für dies Verhältniss in der Stellung zu suchen, die das Weib dem Manne gegenüber und somit in der Gesellschaft einnahm. Zwar stand der Mann unbeschränkt an der Spitze des kleinen Staates; Sklaven und Kinder mussten nicht allein gehorchen ihm, er hatte noch grössere Gewalt über sie. So wird Rjrâçva von seinem Vater geblendet (tamah pranitah, cf. andham cakara Rv. 1, 116, 16), doch heisst jener açiva unheilvoll (Rv. 1 , 117, 17); einen Genuss mussten die Söhne daran finden (jush), dem Vater zu gehorchen (Kv. 1, 68, 5). Auch das Weib stand in seiner Gewalt, musste ihm willig (oçant) und gehorsam (anuvrata) sein; gleichwohl nahm es in der vedischen Zeit eine höhere Stellung dem Manne gegen¬über ein als im ausgebildeten brahmanischen Staatswesen, wie dies dem Verfasser von Çatap. Br. 1 , 1, 4, 13 noch sehr wohl bekannt ist. Die höhere Stellung spricht sich schon darin aus, dass das Weib thätigen Antheil nahm an der höchsten Ehre, es durfte in des Mannes Gemeinschaft die Opfer darbringen helfen: »Wie die Gattin das Frühgebet zu fördern, zeigen sich


Ushas und Nacht vielfach« Rv. 1, 122, 2; »schon seit alter Zeit kommt die Gattin zur gemeinsamen Opferdarbringung und zur Festversammlung, sie die Pflegerin des Rechts« Rv. 10, 86, 10. Schön geschildert ist das Glück des einträchtigen Gatten¬paares Rv. 8, 31, 5-9: »Das Gattenpaar, welches einträchtigen Sinnes den Soma preast, ihn abspült und mit unversieglichem Milchtrank mischt, o Götter, Das gelangt zur Nahrung; vereint kommen beide zur Opfer¬streu, nicht ermatten sie an Kräften. Nicht lehnen sie ab der Götter Huld, nicht verschmähen sie dieselbe : hohen Ruhm erlangen sie. Von Söhnen und von Töchtern umgeben gelangen sie zu vollem Alter, beide goldgeschmückt. Mit Opferguss und Güterspende dienen sie dem unsterblichen (Agni), erweisen den Göttern Verehrung.«* »Die Gattin eben ist das Heim, sie ist die Lieblingsstätte (yoni), dorthin sollen dich die angeschirrten Falben fahren, und wenn wir wieder einmal Soma pressen, dann soll Agni als Bote dich benachrichtigen (eigentlich »zu dir laufen«); du hast den Soma getrunken, gehe nun fort nach Hause, Indra, denn schön ist die Gattin, Wonne in deinem Hause« ; mit diesen Worten verabschiedet ein Sanger sich von Indra am Schluss des Opfers Rv. 3, 53, 4. 6. Wie der Mann grhapati, so ist die Frau grhapatni. »Zieh hin ins Haus (des Gatten), dass du Hausherrin (grhapalni) seist; als Gebieterin (vaçini) schalte daselbst«, wird der Neuvermählten beim Beginn des Hochzeitszuges zugerufen; »wie die Sindhu zur Ströme Oberherrschaft sich emporschwang, so sei du Herrin in des Gatten Heim eingetreten« Av. 14, 1, 43. »In diesem Hause achte auf den Hausstand«, wird sie bei ihrer Ankunft er¬mahnt. Nicht minder deutlich spricht der Bräutigam zu ihr im feierlichen Momente der Eheschliessung: » Ich ergreife deine Hand zum Heile, damit du mit mir deinem Gatten ein langes Leben erreichen mögest; Bhaga Aryaman, Savitar, Puramdhi •


gaben dich mir zur Herrin des Hausstandes« Rv. 10 , 85 , 36. Ihr standen daher im Hause alle Rechte des Mannes zu ; nicht nur über Gesinde und Sklaven hatte sie Macht, sondern gleich dem Hausherrn waren ihr untergeben die alten Schwieger¬ältern und die unvermählt im Hause noch weilenden Brüder und Schwestern des Mannes Rv. 10, 85, 46. Zweck der Ehe * war Fortpflanzung und Vermehrung des eigenen Geschlechtes ; dies ist nur durch männliche Nachkommen¬schaft möglich. Auf den Söhnen ruhte die Hoffnung des Hauses ; reiche männliche Nachkommenschaft gab Macht und Ansehn, war eine Zierde: »Ushas, bring uns den Schmuck, dass wir Söhne und Nachkommenschaft besitzen«, fleht ein Singer Rv. 1, 92. 13. Nur ein Sohn ist der Väter Ruhm mehrend (piirçravano) Rv. 1, 91, 20. Mit der Bitte um Heerdenbesitz, Ländererwerb ist daher immer die um reiche Nachkommenschaft, Heldenfülle (suvïrya) aufs Innigste verknüpft. Mangel an Söhnen (avlrata) wird mit Armuth (amati), Besitzlosigkeit auf gleiche Stufe ge¬stellt; vor diesen Uebeln soll Agni helfen Rv. 3, 16. 5. Einen das Geschlecht fortpflanzenden (tanaya), leibeige nen (vijavan) Sohn wünscht Viçvämitra (Rv. 3, 1, 23); nicht soll man glauben, er kônne durch Adoption ersetzt werden, denn »was von einem andern gezeugt ist, ist keine (rechte) Nachkommenschaft« Rv. 7, 4, 7 ; »nicht ist ein Fremder, ein einem andern Mutterleib entsprossener zu adoptieren (grabhaya), nicht denken soll man daran (denn er kann uns nie das werden was ein eigner Sohn ist), weil er wieder zu seinem Geschlechte geht ; zu uns soll ein kräftiger, neuer Heldenspross kommen«, fleht Vasishtha Rv. 7, 4, B. Vergl. Yäska Nirukta 3, 2. Söhne und Glück möge die junge Frau ins Hans bringen, ist die Bitte Rv. 10, 85, 25. 45; Reich¬thum und Söhne hofft der Neuvermählte von Agni zugleich mit dem Weibe empfangen zu haben (Rv. 10, 85, 41) ; spielend mit Söhnen und Enkeln sollen Gatte und Gattin im eigenen Hause sich freuen (Rv. 10, 85, 42) ; heldenerzeugend (vfrasei) möge die Gattin sein: »Zehn Knaben, o Indra, leg in sie hinein, den Gatten mach zum elften ihr«, betet man beim Eintritt des jungen Ehepaars ins Haus. Wünsche wie: »0 Dhätar, lege in

  • Die Gattin ist die •GebArerinc (jtiyà).


die Leisten dieses Weibes einen männlichen Spross (pumamsam putram) von schöner Gestalt, der im zehnten Monat geboren werde« Av. 5, 25, 11 kehren in den Liedern des Atharvaveda vielfach wieder: »Wodurch du gleichsam eine verwerfende Kuh geworden bist, das vernichten wir von dir weg; dies legen wir fern von dir anderswo nieder. 1. In deinen Schoss soll ein männlicher (puman) Keim ein¬gehen wie in einen Köcher der Pfeil ; ein Held (vira) werde aus ihm (atra) geboren, ein Sohn in 10 Monaten. 2. Einen männlichen Spross gebier, ihm soll noch ein männ¬licher nachgeboren werden ; werde Mutter von Söhnen, von ge¬borenen und solchen, die du noch gebären mögest. 3. Welcher Same glückbringend ist und den'die Stiere spenden, durch solchen erlange einen Sohn, werde du eine fruchtbare Mutterkuh. 4. Ich verschaffe dir Zeugungsfähigkeit, in deinen Schoss gehe ein Spross ein; erlange du einen Sohn, o Weib , der dir zum Heile sei und zum Heile werde du ihm. 5. Von den Pflanzen, deren Vater der Himmel, die Erde die Mutter, das Meer die Wurzel: diese göttlichen Heilkräuter sollen dir zur Erlangung eines Sohnes verhelfen.« 6. Av. 3, 23. Nirgends finden wir in den vedschen Liedern den Wunsch nach einer Tochter; ihre Geburt wurde offenbar ungern gesehen: »Auf die Çami ist der Açvattha gestiegen; da ist die Zeugung eines männlichen Kindes zu Stande gekommen ; Bo wird man eines Sohnes habhaft, so übergeben wir es den Frauen. 1. Im Manne ist der Samen, ins Weib wird er gegossen: so wird man eines Sohnes habhaft; dies verkündigte Prajàpati. 2. Prajäpati, Anumati, Sinivâlï brachten die Sache in Ordnung: Die Geburt eines Mädchens schenke sie anderswo, hier schenke sie einen Knaben« Av. 6, 11. Nach Angabe der Yajustexte wurden Mädchen nach ihrer Geburt öfters geradezu ausgesetzt Käth. 27, 9: t-lsmatstriyam jatam parasyanti, na purnämsam; vgl. Yäska Nir. 3, 4. T.S, 6, 5, 10, 3 liest abweichend utpumarasatii haranti Nein männliches Kind


heben sie auf«.* Es wird hiér offenbar auf dieselbe Sitte an¬gespielt, die einst bei allen Germanen herrschte, wonach der Vater nach der Geburt eines Kindes über dessen Leben dadurch entschied, dass er es von der Stelle, wo die Mutter »nieder¬gekommen« war, aufhob.** — War nun auch die Sitte, Töchter auszusetzen, nicht sehr verbreitet — Rig- und Atharvaveda spielen nirgends auf eine solche an —, so viel kann man be¬haupten, dass jeder vedische Hausvater von der Richtigkeit des Wortes überzeugt war, dass »Töchter zu haben, ein Jammer sei«: sakha ha jaya krpanam ha duhita (dhtta des Metrums halber wie Av. 2, 14, 2 und im Pali zu lesen), jyotirha puirah parame vyoman Ait. Br. 7, 15. Nicht uninteressant für die Beurtheilung dieses Verhältnisses ist auch der Umstand, dass die junge Ehefrau beim Eintritt in des Gatten Haus, wo ihr die Pflichten, aber auch ihre Rechte vorgehalten werden, zugerufen bekommt: »Sei Herrin fiber den Schwieger, sei Herrin über die Schwiegerin, sei Herrin über meine Schwester (nanandari), sei Herrin über meine Brüder (devrshu)« Rv. 10, 85, 46. Ferner ruft Çacî Paulomi Rv. 10, 159, 3 triumphierend aus : »Herrscher (Feindetödter) sind meine Söhne, Fürstin ist meine Tochter«. »Welche Sünde meine Mutter. welche mein Vater, meine Brüder und welche meine Schwester. welche wir begangen haben«, lautet die Aufzählung einer Pöni¬tenzialformel Av. 10, 3, 8.*** Spärlich sind die Angaben, die uns einen Blick thun lassen in das Leben des Kindes von seiner Geburt bis es zum Jüngling oder zur Jungfrau herangereift war. Acht Tage nach der Geburt fand eine feierliche Abwaschung des Neugeborenen statt (Pancav. Br. 19, 7, 2 zu S. V. 2, 525

  • Say. sagt: Sthialivatloke 'pi striyah duhitararii vivdhena carakule parityajanti, pumûrirsafim tu vaayavyaduddharanti sanryakposhyanti*.
    • Vergl. Grimm Deutsche Rechtsalterth. 455 ff. Weinhold Deutsche Frauen 75 ff. ; Altn. Leben 260 ff.
      • In dem von M. Müller Hist. of the Anc. Sanskr. Litt. pag. 409 bei¬gebrachten Verse wird satyrisch auseinandergesetzt. warum die Geburt einer Tochter als ein 'Jammer< betrachtet wurde:

Sambhave svajanaduhkhakarikâ Sampradaanasamaye 'rthahdri d Yauvane 'pi bahudoshakârika Deirika hrdayadarikL pitch.


Rv. 9, 96, 17) ; hierauf bezieht Weber Ind. Stud. 5, 252 die Stelle Av. 8, 6, 1: »Welche beide einen Gatten anziehende Körper¬theile (pativedanau, gemeint sind zweifelsohne stanau) die Mutter dir nach der Geburt abwusch, darnach soll der (Kobold) Dur¬nâman nicht verlangen, Alirinça und Vateapa«.* Ob Regensprüche wie Av. 6, 110 bei dieser Gelegenheit oder schon bei der Ge¬burt gesprochen wurden, lässt sich nicht bestimmen: »Der uralte , verlangende ist bei den Opferfesten zu ver¬ehren, von Alters her ist er Hotar: aufs Neue setz dich (zum Opfer) nieder: vergnüge dich selbst, o Agni, und opfere uns Glück herbei. 1. Unter dem Sternbild Jyeshthaghni ** ist dies Kind hier ge¬boren, unter Yama's Doppelgestirn Viert: beschütze es vor dem Mülabarhana (Sternbild hier? vor dem Entwurzeln?); er soll es über alle Fährlichkeiten hinweg führen zu langem Leben, zu einem Leben von hundert Herbsten. 2. An grausigem Tage (vyayhre ahni) wurde das Heldenkind geboren, das den Sternen entsprossene, mannhafte: nicht schlage es den Vater, wenn es herangewachsen ist, nicht vernachlässige es die Mutter, die Gebärerin.« 3. Ein weiterer feierlicher Moment in dem Leben des jungen Erdenbürgers war das Bekommen der ersten Zähne : *** hierauf bezieht sich Av. 6, 140: »Sie, die gross geworden tigergleich Vater und Mutter zu fressen wünschen, diese beiden Zähne, Brbaspati, mache hold, o Jâtavedas. 1. Reiss . esst, Gerste esst, Bohnen und Sesam esst (dann) : das ist der euch beiden bestimmte Theil, nicht verletzt Vater und Mutter. 2. Angerufen sind die beiden vereinten Zähne, dass-sie sanft und glüokbringend sind ; anderswohin wende sich eure Schreck¬lichkeit, Zähne: nicht verletzt Vater und Mutter.« 3.

  • Auch die alten Germanen kannten diese der christlichen Taufe analoge Feierlichkeit. Weinhold Altn. Leb. 262.
    • So im Wtb.; in der Ausgabe liest Roth Jyaishthaghn1.
      • Ueber tannte bei den germ. Nordländern siehe Weinhold Altn. Leben S. 284.

Zimmer, AltIndI/drei Leben. 21

322 «Aras. XII. War das Kind ein Jahr alt (ekahayana), so fing es an zu sprechen T.S. 6, t, 6, 7. Abgeschlossen wurden das Knaben- und frühe Jünglingsalter (adolescentia) nach den Grhyasüitra durch die Godilnavidhi, eine »Ceremonie, die im 16. oder 18. Jahre eines Jünglings beim Ein¬tritt der vollen Mannbarkeit und kurz vor seiner Verheirathnng mit seinem Barte vorgenommen wurde«. Av. 6, 68 enthält hierbei gesprochene Worte : »Savitar da kam herbei mit dem Barbiermesser, mit heisrem Wasser tritt heran, o Vhyu ; die Aditya, Rudra, Vasu sollen ihm (den Bart) baden : einträchtig scheert König Soma's Bart, ein¬sichtsvoll ! 1. Aditi soll den Bart scheeren, die Wasser sollen ihn baden mit ihrer Kraft (varcas), Prajäpati soll Fürsorge treffen für langes Leben und Schauen (der Sonne). 2. Mit welchem Messer Savitar kundigen Sinnes König Soma's Haupt- und Barthaar* schor, damit, o Priester, scheeret das¬selbe diesem: reich an Rindern, Rossen und Nachkommenschaft sei er.« 3. Nach Kauç. 53. 54 gehört auch der Spruch Av. 2, 13 zu dieser Ceremonie: »Lebenspendend, (hohes) Alter erwählend bist du, o Agni, von Opferbutter trieft Antlitz und Rücken dir, o Agni ; nachdem du die süsse, liebliche von der Kuh herstammende Opferbutter genossen hast, sollst du diesen schützen wie ein Vater die Söhne. 1. Bekleidet uns diesen mit Glanz und Kraft (varcasa), schafft ihm langes Leben und Tod erst durchs Greisenalter; Brhaspati reichte dieses Gewand König Soma zum Umlegen. 2. Dies Gewand hast du dir angelegt zum Wohlergehen, du bist hierdurch Beschützer der Färsen geworden: lebe nun hundert Herbste reichlich und hülle dich in des Reichthums Gedeihen. 3. Komm herbei, tritt auf diesen Stein, Fels sei dein Körper: alle Götter sollen dir (langes) Leben verleihen, hundert Herbste. 4 #

  • Varurwsya ist hier sinnlos; am nächsten liegt ksçaçssafrv Neutr. zu lesen wie Av. 8, 2, 17 steht, wofür auch idam des dritten Pada eintritt.

K Vers 4, der auch in anderem Metrum abgefasst ist als die Abrigen, scheint nicht hierher zu gehören.

F.natE URI) SrrmcRxarr. 323

Dich, dem wir das frühergetragene Kleid wegnehmen, dich sollen alle Götter beschützen, und Brüder gut gedeihend sollen noch viele dir dem herangewachsenen, gut gearteten, nachgeboren werden.« 5. Der Spruch enthält nichts, was auf die Godanavidhi bestimmt hinwiese; dass aber die Ceremonie, bei der der betreffende mit einem neuen Gewande bekleidet wurde, in die Zeit nach dem Knabenalter fällt, geht aus Vers 3 hervor, der auf Theilnahme an den Familienangelegenheiten — oder gar Gründung eines eigenen Hausstandes? — hinweist. Der Godänavidhi entsprach im germ. Alterthum die Wehrhaftmachung ; vgl. Scherer im An¬zeiger für Deutsches Altertb. 9, 88. Für unmoralisch und verwerflich galt die Ehe zwischen Ge¬schwistern, wie dies deutlich in dem Zwiegespräch zwischen Yama und Yami Rv. 10, 10 hervortritt: »Ich werde niemals mich mit dir vermählen, für sündhaft gilts, der Schwester sich zu gatten«, und ihr Drängen wehrt Yama ab mit dem Hinweis, dass ein solch Vergehen Varuna nicht unbekannt bleiben könne. * Auch in späterer Zeit zeigen die Inder eine grosse Scheu vor Blutnähe bei der Heirath; bis zum 5. und 7. Grad väterlicher oder mütterlicher Seite müssen Braut und Bräutigam getrennt sein nach den Vorschriften der Dharmaçastra; s. Jolly Stellung der Frauen, Seite 13. Doch sind diese Verbote erst allmählich entstanden und zur Geltung gelangt, Weber Ind. Stud. 10, 75 ff. Geschwisterehe kommt in Buddhistischen Legenden mehrfach vor. Ind. Stud. 5, 427; Ind. Str. 1, 204, Anm. Ehe wir uns der Betrachtung der Lage der Greise, Wittwen und Waisen zuwenden, ist die Frage noch zu beantworten : Gab es Polygamie bei dem vedischen Volke? Von vorn herein ist Polygamie das natürliche bei allen Naturvölkern, und nach den Forschungen der Gegenwart haben wir allen Grund zu behaupten, dass die Monogamie die reinere, im Verlauf der Geschichte all¬mählich ausgebildete Form der Ehe ist:** es fragt sich nur, ob ' Im Mythus ist die Geschwisterehe auch für die Germanen nachweisbar. .s Weber Ind. Stud. 5, 2l ist anderer Ansicht; er trennt nitmlich sapatNa Nebenbuhler, Feind von sapatni Nebenbuhlerin, indem er ersteres aus Wurzel sap 7nsa8ae = sac, sequi herleitet, letzteres nach der gewöhnlichen Ansicht als Bahuvrlhi von sa + pati betrachtet. Er bemerkt : »Das Wort sapatna erst das vedische Volk dieselbe in der Zeit, in der es uns entgegen¬tritt, noch kannte. Wilson Rgv. 3 pag. X ff. bejaht es : »It (sell. Hymn. 1, 126) affords evidence of the prevalence of poly--gamy at this early date, as Dirghatamas marries the ten daugh¬ters of the Räja«. Die irrige Auffassung ist veranlasst durch vadhûmant in Vers 3; siehe oben Seite 107 fl. Ueberdies müsste Svanaya eine hübsche Auswahl von Töchtern gehabt haben, wenn er zehn auf einmal verschenken konnte ; dies wiire um so auffallender, als wir sahen, dass Töchter gerade nicht sehr beliebt waren.

Gleichwohl müssen wir dem vedischen Volke auf eine Reihe von Zeugnissen hin Polygamie zuerkennen : »Dies that er (Indra), anderes möge er jetzt thun, was die Verehrer bei den Somakelterungen rühmend erwähnen; wie ein einzelner als ge¬meinsamer Gatte (mehrere) Frauen nimmt, so soll Indra alle Burgen (der Dämonen) sich aneignen«, fleht Vasishtha Rv. 7, 26, 3. »Zwischen der Gabeldeichsel bewegt sich das Zugthier wie ein Mann auf seinem Lager, der zwei Weiber hat (dvijani)« Rv. 10. 101, 11. »In Milch baden sich die beiden Gattinnen Kuyava's« Rv. 1, 104, 3. »Es drücken mich rings die Rippen wie eifer¬süchtige Weiber (von beiden Seiten den Mann quälen), es nagen an mir die Sorgen wie Mäuse an ihren Schwänzen« Rv. 1, 105, 8 = 10, 33, 2. »Mit welchen Hülfen ihr, o Açvin, dem Vimada die Gattinnen heimfttihrtet« Rv. 1, 112, 19. »Wie die Gattinnen dem Gatten, die verlangenden dem verlangenden kosend nahen. so dir, o kraftvoller, der Andacht Lieder« Rv. 1, 62, 11. »Denn wie ein König unter den Weibern herrschest du (Indra)« Rv. 7. 18, 2. Bei der Huldigungsfeier eines neuen Herrschers heisst secundär aus sapatni erschlossen anzusehen , wird kaum gehen, da dieses als Femin. weit seltener nachweisbar ist, auch die erst secundär entwickelte Polygamie einer so allgemeinen Bedeutung, wie sie das Wort sapatna bat, kaum zu Grunde liegen kanni. Was den ersten Einwand betrifft, so wird ein Blick ins Wtb. seine Grundlosigkeit zeigen; wenn uns nun ferner Polygamie bei den den Indern verwandten germanischen Stämmen und auch bei den Griechen begegnet und zwar im Erlöschen begriffene Polygamie, so werden wir, falls sich solche beim vedischen Volke findet, dieselbe nicht als secundär betrachten dürfen. Vielmehr erklärt sich aus der Annahme, dass dieselbe einst häufiger war, sehr wohl die Entstehung von sapatna.

Siehe auch

Literatur

Seminare

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Gedanken Anderer zum Thema Familie

Familie spielt bei der religiösen Sozialisation wohl die entscheidende Rolle. Prägende Schulen besonders in sehr armen Gebieten wirken auch auf sie zurück. Das gilt wohl überall, Beispiel Indien, etwa hier "A Beautiful New Video about the School" [1]; oder auch Sinfónica de la Juventud Venezolana Simón Bolívar. (folgt)

Mutter Theresa:

Heutzutage ist die am weitesten verbreitete Krankheit nicht Lepra oder Tuberkolose, sondern das Gefühl, nicht dazuzugehören." (zitiert nach: Tara Brach: Mit dem Herzen des Buddha. München: Knaur MensSana 2006, S. 28.)

Familie als Berufung. Auch Wahlverwandtschaften, enge Freudschaften u.a. stärken...

Als ich ein Kind war, wuchsen wir auf die traditionelle Weise auf, in einer erweiterten Familie (..) das ganze Dorf war wie Deine Familie (..) und das haben wir verloren. Und das ist es, weshalb wir soviel Depression haben und Isolation, die sich ausbreitet. (...) Zu Weihnachten machen wir uns so verrückt damit, so viele Geschenke zu kaufen, dass wir das wahre Geben und Teilen vergessen. (...) (Wir sind ein Ashram und wir praktizieren Yoga, Meditation und einen harmonischen Lebensstil (..) Zufriedenheit (..) entsteht durch unseren Lebensstil.)(siehe Leela Mata, in Yoga-Vidya-Journal link via Berufung).

Traditionen können auch unerträglich sein - wie aus Armut Kinder o. a. betteln zu lassen.

Mehr dazu

Selbstgehäkeltes und der gute alte Eintopf von Omi liegen voll im Trend, das stimmt. Dass so viele diese neue Kopfbedeckung tragen, liegt nicht daran, weil diese grobschlächtigen Mützen in Quietschfarben sie so adrett erscheinen lassen würden. Die Motivation gründet eher auf die Gewissheit: Da hat sich ein lieber Mensch für mich Zeit genommen und im Schweiße seines Angesichts etwas gehäkelt – darum geht es.

Siehe auch