Sanskrit Kurs Lektion 52: Unterschied zwischen den Versionen
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*Das [[Sanskrit Adjektiv|Adjektiv]] '''vṛddhaḥ''' ist eine nähere Bestimmung ([[Visheshana]]) zu '''saḥ''' und steht daher ebenfalls im Nominativ Singular Maskulinum. | *Das [[Sanskrit Adjektiv|Adjektiv]] '''vṛddhaḥ''' ist eine nähere Bestimmung ([[Visheshana]]) zu '''saḥ''' und steht daher ebenfalls im Nominativ Singular Maskulinum. | ||
*Die [[Nipata| | *Die [[Nipata|Verbindungspartikel]] '''api''' "auch, obgleich" wird im Sanskrit in der Regel dem Wort, auf das sie sich bezieht (hier '''vṛddhaḥ''' "die Knoten"), nachgestellt: '''vṛddho 'pi'''. | ||
*Die Verbform '''taruṇāyate''' ("er wird oder bleibt jung") ist die 3. Person Singular [[Indikativ]] (Präsens [[Medium]] bzw. [[Atmanepada]]) eines Denominativums, das von dem Adjektiv '''taruṇa''' "jung, frisch" abgeleitet ist. | *Die Verbform '''taruṇāyate''' ("er wird oder bleibt jung") ist die 3. Person Singular [[Indikativ]] (Präsens [[Medium]] bzw. [[Atmanepada]]) eines Denominativums, das von dem Adjektiv '''taruṇa''' "jung, frisch" abgeleitet ist. |
Version vom 9. August 2016, 17:59 Uhr
Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.
Das Denominativum
Ein Denominativum (Plural: Denominativa, Sanskrit: Pratyayadhatu) ist ein von (de-) einem Nomen abgeleitetes Verb. Ein Denominativum verwandelt gewissermaßen ein Substantiv oder Adjektiv in ein Verb, das ein Tun, Sein, Werden oder Wünschen ausdrückt, das mit der Bedeutung des Nomens in Zusammenhang steht. Auch eine Ähnlichkeit im Aussehen oder Verhalten kann durch ein Denominativum zum Ausdruck gebracht werden.
Bildung
Im Sanskrit kann von jedem Nomen, also einem Substantiv oder Adjektiv, ein Denominativstamm gebildet werden, von dem die jeweiligen konjugierten Verbformen abgeleitet werden.
Beim häufigsten Bildungsttyp wird der Denominativstamm durch den Antritt der Silbe bzw. des Infix (Vikarana) -ya- an den (mitunter modifizierten) Nominalstamm gebildet. Hieran treten dann die Personalendungen (Vibhakti) des Parasmaipada bzw. Atmanepada, d.h. die Endungen des Aktivs, Passivs oder Mediums.
So wird vom Nomen bzw. Substantiv Tapas "Askese, Buße" durch Antritt des Infix (Vikarana) -ya- der Denominativstamm tapasya- "Askese üben" gebildet, an den dann die jeweiligen Personalendungen treten:
- tapas (Substantiv) "Askese, Buße" > tapasya- (Denominativstamm) + -ti (Personalendung 3. Person Singular Parasmaipada) > tapasyati "er (sie, es) übt Askese, tut Buße".
Vom Nomen bzw. Adjektiv Taruna "jung, frisch" wird durch Antritt des Infix (Vikarana) -ya- der Denominativstamm taruṇā- "jung sein, jung bleiben" gebildet, an den wiederum die jeweiligen Personalendungen treten:
- taruṇa (Adjektiv) "jung, frisch" > taruṇā- (Denominativstamm mit Längung des Stammauslautes) + -te (Personalendung 3. Person Singular Atmanepada) > taruṇāyate "er (sie, es) wird oder bleibt jung".
Übersicht: Einige typische Denominativa
In der folgenden Übersicht erscheinen einige typische Denominativa unter folgenden Aspekten: Nomen (Substantiv bzw. Adjektiv) und seine Hauptbedeutung(en), der davon abgeleitete Denominativstamm, die gebeugte (konjugierte) Form der 3. Person Singular im Indikativ Aktiv der Gegenwart (Präsens, Vartamana):
Nomen | Bedeutung | Denominativstamm | 3. Person Singular | Übersetzung |
---|---|---|---|---|
taruṇa | jung, frisch | taruṇā- | taruṇāyate | er (...) wird oder bleibt jung, verjüngt sich |
kaluṣa | schmutzig, Schmutz | kaluṣaya- | kaluṣayati | er beschmutzt |
aśva | Pferd | aśvāya- | aśvāyati | er sucht Pferde, wünscht sich Pferde |
gopa | Kuhirt | gopāya- | gopāyati | er beschützt, spielt den Hirten |
vyādha | Jäger | vyādhāya- | vyādhāyate | er spielt den Jäger, ist wie ein Jäger |
parigha | Querbalken, Türriegel | parighāya- | parighāyate | er ist wie ein Querbalken |
vāgurā | Fangstrick, Netz | vāgurāya- | vāgurāyate | er ist wie ein Fangstrick |
rājapatha | Hauptstraße ("Königsweg") | rājapathāya- | rājapathāyate | er stellt eine Hauptstraße dar |
rājan | König | rājāya- | rājāyate | er führt sich auf wie ein König |
putra | Sohn | putrīya- | putrīyati | er wünscht sich einen Sohn |
nārī | Frau | nārīya- | nārīyate | er wird zur Frau |
vasu | Besitz, Reichtum | vasūya- | vasūyati | er wünscht sich Reichtum |
śatru | Feind | śatrūya- | śatrūyati | er spielt den Feind, tritt feindlich auf |
tapas | Askese, Buße | tapasya- | tapasyati | er übt Askese, tut Buße |
bhiṣaj | Arzt | bhiṣajya- | bhiṣajyati | er heilt, er ist Arzt |
Übung 1
- Devanagari: गोपाभावे तत्पुत्रो गोकुलं गोपायति |
- wissenschaftliche Transliteration: gopābhāve tatputro gokulaṃ gopāyati |
- vereinfachte Transkription: gopabhave tatputro gokulam gopayati |
- Wort-für-Wort-Übersetzung: Bei Abwesenheit des Kuhhirten (Gopa-Abhava, Lok. Sg. m.) dessen Sohn (Tad-Putra, Nom. Sg. m.) die Kuhherde (Gokula, Akk. Sg. n.) hütet (Verb, gopāy), d.h. "Bei Abwesenheit des Kuhhirten hütet dessen Sohn die Kuhherde."
Erläuterungen
- Der Lokativ (Saptami) gopābhāve ist ein Kompositum (Samasa) des Typs Tatpurusha, das die zeitlichen Umstände der Handlung näher bezeichnet. Es setzt sich aus gopa "Kuhhirt" und abhāva "Abwesenheit" zusammen.
- Der Nominativ (Prathama) tat-putraḥ ist ebenfalls ein Kompositum des Typs Tatpurusha, das aus Tad "das, dessen" und Putra "Sohn" gebildet ist. Es ist das logische Subjekt (Agens, Kartri) der Verbalhandlung gopāyati.
- Der Akkusativ (Dvitiya) go-kulam ist ein aus Go "Kuh" und Kula "Herde, Familie" gebildeter Tatpurusha, der logisches Objekt (Karman) der Verbalhandlung gopāyati ist.
- Die Verbform gopāyati ("er hütet, beschützt") ist die 3. Person Singular Indikativ (Präsens Aktiv bzw. Parasmaipada) eines Denominativums, das von dem Substantiv gopa "Kuhhirt" abgeleitet ist.
- Sandhi: Gleichartige Vokale (Svara) verschmelzen in Komposita zu einem Langvokal: a + a wird zu ā in gopābhāve. Die Form tat-putro steht für tat-putraḥ, da auslautendes -aḥ vor stimmhaften Konsonanten (hier: g) zu -o wird. Die Endung m von go-kulam geht vor folgendem Konsonanten (Vyanjana) in Anusvara (ṃ) über, welcher vereinfachend wie m ausgesprochen werden kann.
Übung 2
- Devanagari: यः प्रतिदिनमुड्डीयानबन्धाभ्यासं करोति स वृद्धो ऽपि तरुणायते |
- wissenschaftliche Transliteration: yaḥ pratidinam uḍḍīyānabandhābhyāsaṃ karoti sa vṛddho 'pi taruṇāyate |
- vereinfachte Transkription: yah pratidinam uddiyanabandhabhyasam karoti sa vriddho 'pi tarunayate |
- Wort-für-Wort-Übersetzung: Wer (Yad, Nom. Sg. m.) täglich (Pratidinam, adv.) die Uddiyana-Bandha-Praxis (Uddiyana Bandha-Abhyasa, Akk. Sg. m.) macht (Verb, kṛ) der (Tad, Nom. Sg. m.) alt (Vriddha, Nom. Sg. m.) auch, obgleich (Api, Partikel) wird jung (Verb, taruṇāy), d.h. "Wer täglich Uddiyana Bandha praktiziert, der wird jung, obgleich er alt ist."
Erläuterungen
- Syntax: Dieser Satz (Vakya) besteht aus zwei Teilsätzen: einem mit yaḥ beginnenden Relativsatz und einem mit sa(ḥ) beginnenden Hauptsatz. Diese beiden Korrelativpronomen beziehen sich auf ein und dasselbe logische Subjekt (Kartri), den Übenden.
- Die Nominative yaḥ und saḥ bezeichnen jeweils das Subjekt bzw. den Agens (Kartri) der Verbalhandlungen karoti und taruṇāyate. Es handelt sich um Formen des Relativpronomens yad (Yad) und des Demonstrativpronomens tad (Tad), die sich in diesem Satz als Korrelativpronomen aufeinander beziehen.
- Das Adverb prati-dinam (prati Prati + dina Dina) "täglich" ist als Umstandsbestimmung der Zeit eine nähere Bestimmung zum Verb karoti.
- Der Akkusativ uḍḍīyāna-bandhābhyāsam ist ein aus dem Kompositum Uddiyana Bandha und Abhyasa "Übung, Praxis" gebildeter Tatpurusha, der logisches Objekt (Karman) der Verbalhandlung gopāyati ist.
- Das Adjektiv vṛddhaḥ ist eine nähere Bestimmung (Visheshana) zu saḥ und steht daher ebenfalls im Nominativ Singular Maskulinum.
- Die Verbindungspartikel api "auch, obgleich" wird im Sanskrit in der Regel dem Wort, auf das sie sich bezieht (hier vṛddhaḥ "die Knoten"), nachgestellt: vṛddho 'pi.
- Die Verbform taruṇāyate ("er wird oder bleibt jung") ist die 3. Person Singular Indikativ (Präsens Medium bzw. Atmanepada) eines Denominativums, das von dem Adjektiv taruṇa "jung, frisch" abgeleitet ist.
- Sandhi: Gleichartige Vokale (Svara) verschmelzen in Komposita zu einem Langvokal: a + a wird zu ā in °bandhābhyāsam. Die Endung m von uḍḍīyāna-bandhābhyāsam geht vor folgendem Konsonanten (Vyanjana) in Anusvara (ṃ) über, welcher vereinfachend wie m ausgesprochen werden kann. Die Form vṛddho'pi steht für vṛddhaḥ api, da auslautendes -aḥ vor kurzem a zu -o wird. Das kurze anlautende a von api wiederum fällt nach -o aus und wird graphisch durch Apostroph ( ' ) bzw. Avagraha (ऽ) dargestellt.
Seminare
Sanskrit und Devanagari
11.11.2016 - 13.11.2016 - Sanskrit
25.11.2016 - 27.11.2016 - Sanskrit
Erlernen der Devanagari-Schrift zum korrekten Aussprechen der Mantras.
Siehe auch
- Sanskrit Kurs Lektion 1
- Sanskrit Kurs Lektion 2
- Sanskrit Kurs Lektion 3
- Sanskrit Kurs Lektion 4
- Sanskrit Kurs Lektion 5
- Sanskrit Kurs Lektion 6
- Sanskrit Kurs Lektion 7
- Sanskrit Kurs Lektion 8
- Sanskrit Kurs Lektion 9
- Sanskrit Kurs Lektion 10
- Sanskrit Kurs Lektion 11
- Sanskrit Kurs Lektion 12
- Sanskrit Kurs Lektion 13
- Sanskrit Kurs Lektion 14
- Sanskrit Kurs Lektion 15
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