Theosophie Anthroposophie und Yogageschichte

Aus Yogawiki
Symbol der Theosophischen Gesellschaft

Theosophie, Anthroposophie im Zusammenhang mit der Yogageschichte Hier ein Vortrag zum Thema Theosophie und Anthroposophie im Kontext der Yogageschichte von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga.

Yoga und Theosophie

Helena Petrovna Blavatsky (stehend mitte), Henry Steel Olcott (sitzend mitte) und Damodar Mavalankar (sitzend, 3. von links) auf einem Kongreß der Theosophischen Gesellschaft in Bombay (Mumbai) 1881

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

Geschichte des Yoga Teil 6

  • Was ist überhaupt die Theosophie?
  • Was hat Theosophie mit Yoga zu tun?
  • Und welche Wirkung hatte die Theosophie auf die Entwicklung des Yoga im Westen?

Yoga ist in mehreren Wellen in den Westen gegangen. Yoga hat seid Jahrtausenden die Entwicklung der westlichen Kultur mit beeinflusst, immer wieder in kleineren und größeren Wellen. Das neunzehnte Jahrhundert war geprägt davon, dass Yoga auch ganz bewusst geübt wurde und das Menschen gesagt haben, sie üben Yoga. Und hier spielt ein Name eine besondere Rolle: Helena Petrovna Blavatsky, oft auch genannt Madame Blavatsky. Sie stammte aus Russland und sie war sehr interessiert an anderen Kulturen. Auf unserer Internetseite findest Du eine recht ausführliche Biographie von Madame Blavatsky, ich will es jetzt nicht zu sehr ausbauen.

Jedenfalls Madame Blavatsky ist gereist durch Russland, später nach Ägypten und durch viele andere Länder. Irgendwann kam sie dann auch nach Indien. In Indien begab Sie sich in die Lehre von einigen Yogameistern. Es heißt, dass sie auch nach Tibet gekommen ist, und dass sie dort in Kontakt kam mit den sogenannten aufgestiegenen Meistern, die sie in höhere Bewusstseinsebenen eingeführt haben. Madame Blavatsky hatte auch eine gewisse Feinfühligkeit, eine gewisse Hellsichtigkeit und sie schrieb, dass sich die indische Weisheit in ihr offenbart hat. Sie verbrachte also einige Zeit in Indien. Später wanderte sie nach Amerika aus und in Amerika begründete sie dann mit anderen die Theosophische Gesellschaft.

Die Theosophische Gesellschaft machte sich zum Ziel letztlich Menschen zu helfen, auf dem spirituellen Weg voran zu schreiten. Die Theosophische Gesellschaft sagte, dass es eine tiefere Weisheit gibt in allen Religionen und Kulturen, die sehr ähnlich ist. Sie sagt, in Indien gibt es Weisheit, ebenso in China, in Persien, in Ägypten, in Europa und auch in alten, amerikanischen Kulturen.

Die Theosophie hatte auch eine Theorie von verschiedenen Kulturen auf dieser Erde und von aufgestiegenen Meistern, die von einer höheren Ebene irgendwo lenken und die Menschen immer wieder inspirieren.

Aber, dies soll jetzt nicht hauptsächlich ein Theosophie Vortrag sein, sondern was hat Theosophie mit der Entwicklung von Yoga zu tun?

Was hat Theosophie mit der Entwicklung von Yoga zu tun?

Madam Blavatsky und später noch mehr ihre Nachfolger, waren längere Zeit in Indien, haben dort Meditationspraktiken gelernt, haben auch Pranayama gelernt, haben dort Techniken des positiven Denkens gelernt, sie haben sich mit der Bhagavad Gita und dem Yoga Sutra beschäftigt und sie haben tatsächlich praktiziert. Also die Theosophen waren solche, die sich neben der Beschäftigung mit Buddhismus und buddhistischer Meditation, neben der Beschäftigung mit westlicher Esoterik, ägyptischer Weisheit und der Kabbalah, jüdischer Weisheit, und mystischem Christentum, Rosenkreuzertum usw., Freimaurerei, sich eben auch im besonderen Maße beschäftigt haben mit Yoga.

Und da Theosophie gerade seit den 1860ger Jahren und den 1870ger Jahren in Amerika und später auch in Europa durchaus in gebildeten Kreisen immer populärer wurde, entstand auch eine Woge von Menschen, die verschiedene Yoga-Praktiken praktizierten. Die Theosophen haben sogar den einen oder anderen indischen Yogi eingeladen, mal Vorträge zu geben und Yogaübungen anzuleiten. Und bis heute gibt es in Indien die Theosophische Gesellschaft in Adyar von einer gewissen Größe.

Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gab es dann auch eine Krise der Theosophie, Leadbeater und Besants, die dachten, dass jetzt der Retter des neuen Zeitalters entstehen würde. Sie fanden dort Krishnamurti als den neuen Messias, er wurde adoptiert, erzogen, ausgebildet aber als er dann die Leitung der theosophischen Gesellschaft übernehmen sollte, hat er gesagt, er ist kein Avatar, er ist kein Messias und will mit dem Ganzen nichts zu tun haben. Das hat dann dazu geführt, dass die Theosophische Gesellschaft erheblich an Anhängern verloren hat.

Trotzdem sollte man den Verdienst der Theosophischen Gesellschaft zum einen für Völkerverständigung, für Respekt für andere Kulturen, wie auch für authentische spirituelle Praxis, nicht unterschätzen. Im Gegenteil, der Theosophischen Gesellschaft, seid Madam Blavatsky, gebührt hoher Respekt und heutzutage ist die Theosophische Gesellschaft in Indien und in anderen Ländern sicherlich eine ehrwürdige, spirituelle Gemeinschaft, die sich darum kümmert, auch in sozialen Werken und im Bereich der Bildung in Indien, und auch weiter darauf hinarbeitet, dass Nationalismus überwunden werden kann und stattdessen ein Ort des Respekts für Menschen aller Kulturen ist. Dass auch mehr das Gemeinschaftliche zwischen allen Religionen betont wird und nicht das Trennende.

Anthroposophie in Deutschland

Rudolf Steiner - Begründer der Anthroposophie - eine spirituelle Weltanschauung

In Deutschland, vielleicht noch eine Besonderheit, dort gab es die Anthroposophie. Rudolf Steiner war der Leiter der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland. Allerdings, bei dem Hype um Krishnamurti, der der neue Messias sein sollte, hatte er nicht mitgemacht. Er fand, das wäre nicht richtig und er setzte sich dann ab von der sogenannten Theosophie und nannte dann die Lehre, die er weitergab, Anthroposophie. Und so spielte dann, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, die Theosophie in Deutschland eine weniger große Rolle, stattdessen die Anthroposophie. Aber die Anthroposophie ist im Grunde genommen die Theosophie in Verbindung mit großen Eingebungen und Inspirationen durch Rudolf Steiner.

Wenn man zum Beispiel sein Buch nimmt über Reinkarnationen, es gibt im wesentlichen Yogakonzepte wieder, wie erlangt man Erkenntnisse über höhere Welten und die wesentlichen Yogapraktiken, die er empfiehlt. Er verwendete viele der Yogaausdrücke, die er aus der Theosophie kannte. Wir müssen nur wissen, dass er vieles um interpretierte und wenn wir heute das Sanskrit-Wörterbuch von den Theosophen nehmen, das unterscheidet sich in der Bedeutung von dem was es im Yoga bedeutet, es unterscheidet sich von dem was es in der Anthroposophie bedeutet. Man muss sich dessen nur bewusst sein und dann wird man feststellen, es gibt kleine Unterschiede in der Terminologie aber vom Grundsätzlichen ist es durchaus ähnlich.

Etwas, das man leider sagen muss, Theosophie und Anthroposophie haben mindestens in ihren Anfangszeiten etwas abschätzig über Hatha Yoga geurteilt. Sie fanden die Bhagavad Gita und Yoga Sutra als sehr weise und nannten, Vedanta, Raja Yoga, Jnana Yoga, Bhakti Yoga und Karma Yoga als sehr gut aber sie fanden, dass Hatha Yoga etwas Niederes sei. Sie meinten, es käme von einer früheren Kultur, von einer vorherigen Zivilisation und würde den Menschen irgendwo auf einer niederen Ebene halten. Wir müssen dazu aber wissen, dass weder Madam Blavatsky noch Rudolf Steiner selbst authentische Hatha Yogis erlebt haben. Sie haben sich so ein bisschen von Berichten von anderen beeinflussen lassen.

Allerdings gab es auch modernere Anthroposophen in den sechziger und siebziger Jahren, wie zum Beispiel Otto Albrecht Isbert. Er war sowohl führender Anthroposoph als auch ein führender Kopf in der Yogabewegung in Deutschland und hat auch Yogalehrer ausgebildet. So das auch Heutzutage die Anthroposphen und auch weltweit die Theosophen erkannt haben, Hatha Yoga als eine Form der Körperarbeit, ist eine wundervolle spirituelle Praxis, um den Geist zu erheben.

Wir können also sagen, mit der Theosophie ist letztendlich die tatsächliche Praxis von Yogaübungen in den Westen gekommen. Und es begann auch die Zeit, in der Westler nach Indien gegangen sind, um Yoga zu lernen und sich von indischen Yogameistern ausbilden zu lassen. Zunächst noch mehr auf dem Gebiet von Jnana Yoga und Raja Yoga und auch durchaus mit Mantras, aber es geschah auch, dass schon in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Menschen (Westler), Hatha Yoga gelernt haben in Indien und im kleineren Kreis im Westen weitergegeben haben.

Soweit die Kurzzusammenfassung Theosophie und etwas auch Anthroposophie und Yoga und letztlich der Verdienst der Theosophie, damit Yoga schon im neunzehnten und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts im Westen populär werden konnte.

Beim nächsten Mal möchte ich sprechen über die Neugeist-Bewegung und die Reformbewegung und was diese mit der weiteren Entwicklung des Yoga, insbesondere im Westen, aber auch in Indien, zu tun haben.

Video - Yoga und Theosophie, Anthroposophie und Yogageschichte

Siehe auch

Seminare

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