Monastische Tradition
Monastische Tradition, also eine Tradition des Mönchstums und Nonnentums, gibt es in vielen Religionen. Insbesondere in Hinduismus, Buddhismus, katholischem und orthodoxem Christentum sowie im Jainismus ist die monastische Tradition sehr wichtig. In allen Religionen gilt, dass Berufsleben/Familienleben für die meisten Menschen der bessere Weg ist. Allerdings gibt es auch Menschen, die keine Liebesbeziehung bzw. sexuelle Liebe zu einem konkreten Menschen haben wollen und auf persönlichen Wohlstand verzichten wollen - und dabei intensive Gottesliebe bzw. spirituelle Sehnsucht haben. Für diese kann das Mönchsleben bzw. Nonnenleben geeignet sein. Mehr zum Thema monastische Tradition in der Yoga Vedanta Tradition unter den Stichwörtern Sannyasa, Swami, Ashrama.
Monastische Tradition
- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -
- Was ist ein Swami?
- In welcher Tradition steht Yoga Vidya?
- Ist es möglich Mönch oder Nonne zu werden, bei Yoga Vidya?
Was ist ein Swami?
Swami wörtlich bedeutet „Meister“ oder „Herr“. Swamini heißt „Meisterin“. Diese Bezeichnung kennzeichnet Jemandem der Etwas gemeistert hat. In unserer Tradition ist Swami ein Mönch oder eine Nonne. Allerdings kann man in Indien auch als Nichtmönch oder Nichtnonne als Swamiji angerufen werden. Beispielsweise wird der Leiter von Yoga Vidya, Sukadev Bretz in Indien als Swamiji angesprochen, obwohl er kein Mönchsgelübde abgelegt hat und verheiratet ist.
Die Mönchstradition im Yoga ist schon sehr alt. Im alten Indien gab es mehrere religiöse Traditionen, etwa in der Zeit um 500 vor Christus. Zum einem gab es dort die Brahmanische Tradition, in der die vier Lebensstadien, die Ashramas gelten und wichtig sind. Zum anderen gibt es die populäre Spiritualität verbunden mit Bhakti Yoga und einfache spirituelle Praktiken. Es gibt die sogenannte Shramana, die Tradition der Asketen, Einsiedler, Mönche und Nonnen. Jain Tradition und Buddhismus gehören dazu. Shramana war zu Anfang eine Tradition die nur die eigene Entscheidung bedurfte, später kamen Einweihungen dazu. Im Buddhismus verbreiteten sich Klöster in denen eine ganze Gruppe von Nonnen oder Mönche zusammen gelebt haben. Buddha hat dieses Konzept sehr populär gemacht.
Damals waren zehntausende Menschen Teilnehmer dieser Tradition. Es war eine Herausforderung diese große Menschenmenge zu ernähren. Die buddhistische und die Jain Tradition waren vorerst Teil der großen Traditionen, bis sie sich eigenständig gemacht haben.
Um 800 nach Christus gab es einen großen Meister namens Shankaracharya. Archaya heißt „Meister“ oder „spiritueller Lehrer“. Shankaracharya ist schon in jungen Jahren, mit 16, Swami geworden. Sein Guru war Govinda (Govindacharya), dessen Guru war Gopala (Gopalacharya). Zur Guru Linie, der Shankaracharya Linie gehört auch Vyasa und Sukadeva. Beide waren verheiratet und hatten Kinder, Sukadeva ist der Sohn Vyasas.
Irgendwann ist diese Tradition in eine Mönchstradition übergegangen. Shankara formulierte einen bestimmten Orden, nämlich den Dashanami Orden - Dashanami = Zehn Namen. Shankara hatte vier Hauptschüler die in vier sogenannten Maths - Klöster - lebten. Diese gibt es bis heute. Das Shringiri Math gab es schon seit Shankaracharya Zeiten. Die drei anderen Klöster wurden von Muslimischen Mächten geschlossen und in neuerer Zeit wieder belebt. Obgleich die Hauptklöster geschlossen wurden haben alle Dashanamis überlebt, denn in den Klöstern lebten nicht hauptsächlich Gemeinschaften sondern zum Teil auch Wandermönche. Die Mönche wurden vier Schülern zugeordnet und diese hatten wiederum Unterorden, insgesamt gab es zehn. Unser Orden ist der Saraswati Orden, das kommt daher dass der volle Name Swami Sivanadas, Swami Sivananda Saraswati lautet so wie auch Swami Vishnu Devananda Saraswati und Swami Nirgunananda Saraswati. Im Yoga gibt es auch die Orden Swama, Sagara, Tirtha.
In Shankaracharyas Swami Orden ist es üblich, dass der Name auf Ananda endet. Es war nicht von Anfang an so, aber mindestens jetzt in dem Saraswati-Zweig ist diese Namensendung üblich. Ananda bedeutet Freude, das erinnert an dem Ziel, die höchste Freude zu erfahren. Diese erfährt man durch Sannyasa, also durch entsagen. Ein Swami dieser Tradition hat bewusst entsagt. Es gibt die sogenannten großen Entsagungen, Zum Beispiel: Man entsagt dem Wunsch nach Nachkommen, nach Partner und nach Ruhm und Ehre. Diese sind die drei Wünsche denen ein Swami entsagt hat. Oft haben Swamis keine eigenen Besitztümer, sie sollen mindestens keine haben die sie zu etwas binden.
Im Christlichen Mönchs- und Nonnentum gibt es drei Gelübde:
- das Gelübde der Armut,
- der Keuschheit
- und das Gelübde des Gehorsams.
Das Gelübde des Gehorsams gibt es in der Tradition Shankaracharyas nicht. Man kann als Mönch entscheiden in einer Gemeinschaft oder alleine zu leben.
Als Vorstufe von Sannyasa gibt es Brahmacharya. Ein Sannyasagelübde ist das Entsagen aller Vergnügungen auf der physischen Welt, auf der Astralwelt und auf der Kausalwelt. Alle Vergnügungen auf allen Ebenen wird entsagt. Brahmacharya ist in diesem Kontext das Noviziat. Für eine gewisse Zeit widmet sich der Brahmachary ganz der Spiritualität um danach entscheiden zu können ob er weiter zu Sannyasa gehen will. Bei Yoga Vidya gibt es die Möglichkeit einer Brahmacharya Weihe, üblicherweise für drei Jahre verpflichtend. Mindestens sollte man ein Jahr vorher ohne Beziehung gewesen sein, mindestens ein Jahr schon Sevaka sein, dann kann man diesen Pfad probieren. Wenn man zu Hause lebt ist das nicht Brahmacharya im Sinne des Ordens von Shankaracharya.
Brahmacharya ist das Zusammenspiel von Enthaltsamkeit, Vorbereitung als Noviziat, Leben beim Lehrer und leben im Ashram. Hast du diesen Entschluss gefasst, dann führst du Gespräche bei einen der Swamis bei Yoga Vidya und es wird eine Brahmacharya Weihe vorbereitet oder eine Homa - ein Feuerritual. Dabei versprichst du für mindestens drei Jahre in den Yoga Vidya Ashrams und Zentren zu bleiben, bereit jede Aufgabe zu übernehmen die anfällt oder dir gegeben wird oder die notwendig ist. Man verpflichtet sich, sexuelle Enthaltsamkeit zu üben, ein einfaches Leben zu leben und zu dienen so wie intensiv zu praktizieren. Es bedeutet auch dass man seinen Urlaub nicht in weltlicher Umgebung verbringen wird, sondern in einer Ashramumgebung und praktizieren wird. Wenn man das drei Jahre gemacht hat, kann man sich für ein anderes Leben entscheiden und auch bei Yoga Vidya einen Partner bekommen, Kinder usw. Zum Schluss der Brahmacharyazeit gibt es ein Abschlussritual der aufzeigt dass ein neues Lebensstadium beginnt.
Die zweite Möglichkeit ist weiterhin als Brahmacharya zu leben. Nach sechs Jahren wird er zum Swami. Es gibt Gespräche und es folgt das Versprechen für den Rest des Lebens enthaltsam zu leben, nicht nach Eigenbesitz zu streben, keine Nachkommen zu erstreben und auch nicht nach Anerkennung, Name, usw. zu streben.
Brahmacharyas leben in einem Ashram, tragen gelbe Kleidung und bringen damit zum Ausdruck dass sie um Licht und Erleuchtung bitten. Sie bekommen zusätzlich zu ihrem bisherigen Mantra die Brahmacharya Weihe, und sie bekommen einen neuen spirituellen Namen der zum Beispiel heißen kann „Brahmacharya Vanidevi Chaitanya“ oder „Brahmacharini Vanidevi Chaitanya“, Chaitanya bedeutet jemand der zum Höchsten Bewusstsein kommen möchte.
Für die Sannyasweihe gibt es wieder eine Feuerzeremonie. In der Feuerzeremonie macht man seinen eigenes Totenritual, denn Sannyasa heißt, man will für die Welt sterben. Ein Teil des Totenrituals wird zelebriert in dem gezeigt wird: Ich will auf der physischen Ebene, emotionalen Ebene und geistiger Ebene, sterben. Ich will alle Verhaftungen loslassen.
Dann gibt es das Gelübde nach Verzicht auf Partnerschaft, sexuell enthaltsam zu leben, keinen Besitz zu erstreben und man entsagt der phsysischen Welt, Astralwelt, Kausalwelt. Man entsagt allen Verhaftungen. Danach bekommt man die Sannyasamantras, dazu gehören die vier Mahavakyas:
- Tat Tvam Asi - Das bist du,
- Aham Brahmasmi – ich bin Brahman,
- Ayam Atma Brahman – dieses Selbst ist Brahman,
- Prajnanam Brhama – Bewusstsein ist Brahman.
Man nimmt sich vor, in diesem Geist zu leben:
- ich bin nicht der Körper,
- ich bin nicht die Psyche,
- ich bin das unsterbliche Selbst, der Atman
und aus diesem Bewusstsein heraus zu leben. Als Zeichen für diese Entsagung, wie das Feuer das Zeichen dafür ist dass alles verbrannt ist, wird der Swami oder die Swamini anschließend orangene Kleidung tragen. Das zeigt auch anderen Menschen dass der Swami das Leben der Entsagung leben will. Es erinnert auch die betreffende Person dass sie ein solches Leben der Entsagung leben will. Der Swami sollte anschließend nicht mehr so viel Zeit bei der vorherigen Familie verbringen. Auch wenn es in Ordnung ist, die Familie zu kontaktieren, sollte er nicht mehr längere Zeit dort leben. Es heißt, die Person lebt auch sonst nicht in einer weltlichen Umgebung. Im westlichen Kontext geht Sannyasa in einem Ashram. Bisher gibt es nur zwei Swamis bei Yoga Vidya, doch wenigstens sind sie in einer spirituellen Umgebung und inspirieren andere mit ihrem Wunsch zu dienen und der Kraft ihres Entschlusses und Gott zu verwirklichen. In Indien lebt die Mehrheit der Swamis als Wandermönche / Wandernonnen oder in kleineren Gemeinschaften oder sie praktizieren in einer kleinen Hütte für sich. Manche unterrichten und nehmen Schüler an.
Wenn du diesen Weg gehen möchtest, wirst du ein Jahr bei Yoga Vidya als Sevaka leben, um anderen zu zeigen dass du ein spirituelles Leben führen kannst und ohne Beziehung leben kannst. Wenn du sechs Jahre Brahmacharya warst, ist die Sannyasweihe möglich.
Video - Monastische Tradition im Yoga Vedanta
Hier ein Vortrag zum Thema Monastische Tradition im Yoga Vedanta von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga. Hier geht es um Sannyasa und Swamitum als mögliche spirituelle Lebensform, die auch bei [Yoga Vidya möglich ist.