Geheimnis der Katha Upanishad - Vortrag 6

Aus Yogawiki

Geheimnis der Katha Upanishad - Vortrag 6

Vortrag 6

Die größte Schwierigkeit im Yoga beginnt dann, wenn man versucht, sich über Vijnana-Atman oder die eigene Intelligenz hinaus zu erheben. Die Stufe im Yoga, wo sich der individuelle Mensch bemüht, mit dem Universalen in Einklang zu kommen, ist am schwierigsten. Bei den Bemühungen auf dem Pfad des Spirits gibt es die verschiedensten Schwierigkeiten, dabei kann man diese Schwierigkeiten in zwei Gruppen einteilen: die natürlichen und die übernatürlichen Schwierigkeiten.

Die natürlichen Schwierigkeiten sind in gewisser Weise durch den menschlichen Geist erfassbar. Es handelt sich dabei um jene Probleme, denen man bis zur Ebene der Konzentration und Meditation begegnet, bis der Intellekt seine Grenzen erreicht hat. Wenn die Grenzen des Intellekts erreicht werden, erreichen wir auch die Grenzen unserer Macht. Unsere Fähigkeiten stoßen an ihre Grenzen. Alles, was uns in die Wiege gelegt wurde, haben wir verbraucht. Selbst die Reservemächte sind beschäftigt, und ein weiteres Bemühen ist undenkbar. Das menschliche Individuum hat seine letzten Festungsmauern rationaler Macht erreicht, was in der Upanishad als Vijnana-Atman oder einfach als Vijnana bekannt ist. Doch wie kann das Vijnana sich zu Mahat-Atman erheben? An dieser Stelle ist das normale menschliche Bemühen wenig hilfreich, weil der Eintritt des Individuellen in das Universale mit dem Aufhören aller Möglichkeiten jenseits aller Vorstellungskraft des menschlichen Bemühens liegt. Unsere Vorstellungen über das Bemühen befinden sich immer in den Grenzen der Organe, der Glieder, des Körpers oder der Sinne des Wissens und der Handlungen. Wann immer wir an irgendein Bemühen denken, denken wir immer unter den Bedingungen von Körper und Individuum. Doch welches Bemühen benötigen wir, wenn wir mit dem Universalen, das wir in den höheren Reichen der Meditation suchen, verschmelzen wollen? Hier wird weder der Geist mit all seinen Funktionen, noch der Intellekt, noch irgendetwas benötigt, woran wir in unserem normalen Leben denken. Etwas Ungewöhnliches, Undenkbares, Übernatürliches beginnt zu wirken. In einer oder zwei Passagen der Chhandogya und der Brihadaranyaka Upanishad wird berichtet: auf dem Weg, wo die Seele, wie es heißt, durch Archiradi-Marga oder auf dem nördlichen Weg zu Brahmaloka wandert, wird die Stufe erreicht, wo ein menschliches Bemühen aufhört. Die Upanishad weist symbolisch darauf hin, was mit der Seele geschieht, wenn ihr ein persönliches Bemühen nicht mehr möglich ist. Ein Bemühen ist nur solange möglich, wie ein persönliches Bewusstsein vorhanden ist. Wenn dieses oder jenes existiert, wir oder andere existieren, findet ein Veränderungsdruck im relativen oder empirischen Sinne statt. Doch es wird, wie es in der Upanishad heißt, ein Zustand beim Aufstieg der Seele erreicht, wo sie ihre individuelle Isolation aufgibt. In diesem Zustand existiert nicht mehr länger der suchende Drang, um in eine höhere Wirklichkeit aufzusteigen. In philosophischer Weise erklärt uns die Upanishad, dass ein übermenschliches Sein kommt und die Seele von diesem Punkt aus weiter zu ihrem höheren Ziel führt. Eine Amanava Purusha, das heißt es ist kein menschliches Sein. Niemand war bisher in der Lage herauszufinden, wer dieser Übermensch ist. Einige glauben, es sei der Guru, der als Übermensch in Erscheinung tritt. Die Beziehung zwischen dem Guru und seinem Schüler zerbricht nicht mit dem Körper. Selbst, wenn der Guru seinen Körper verlässt, oder der Schüler stirbt, besteht die Beziehung fort, denn die Guru-Schüler-Beziehung ist nicht auf nur von physischer oder sozialer Natur. Es ist ein spirituelles Band, das solange besteht, bis das Individuum mit dem Absoluten verschmilzt. Darum wird von einigen geglaubt, dass dieser Übermensch Amanava Purusha der Guru selbst sei, der daherkommt und die Seele auf den Pfad zum Absoluten geleitet. Andere glauben, dass Gott selbst an dieser Stelle in Erscheinung tritt.

Wenn das Vijnana-Atman von sich aus mit dem Mahat-Atman kommuniziert, hat es kein weltliches Bewusstsein mehr. Es nimmt nicht mehr die Welt wahr, sondern sieht irgendetwas anderes. Dieses ist vielleicht das Wunder, das die Yoga Vasishtha als Padartha-bhavana-tyaga bezeichnet, eines jener Stufen des Wissens oder der Erfahrung im spirituellen Leben. In der Sprache der Yoga-Vasishtha bedeutet Padartha-bhavana das Erkennen der Substanzen der Dinge. Wenn wir den Begriff Padartha-bhavana verwenden, können wir ihn als das Erkennen der Substanz oder des absoluten Stoffes der Dinge bezeichnen, was in dieser Stufe beginnt. Wenn wir ihn als Padartha-abhavana oder Padartha-bhavana-tyaga verwenden, ist damit die Verschleierung des ‚in Objekten zu Denken und Sehen‘ gemeint. Dieses Vorgang findet statt, wenn die Vijnana-purusha, das individuelle Zentrum, von sich aus mit Mahat kommuniziert. Was geschieht hier wirklich? Was trägt uns zu Mahat? Es ist nicht das eigene Bemühen. Doch was ist es dann? Wörter können es nicht ausdrücken, der Geist schweigt still, die Sprache bricht ab und eine neue Form der Stille obsiegt, wenn man dieses Mysterium verstehen will. Auf die Seele wird eine Anziehung ausgeübt. Was ist das für eine Anziehung? Man kann dieses als die Anziehungskraft aus dem Zentrum des Universums ansehen. Wenn man einen Stein in die Luft wirft, fällt dieser durch die Anziehungskraft auf die Erde zurück. Wenn man die Erdanziehungskraft überwindet, fällt man nicht auf die Erde zurück, wird aber von irgendwelchen anderen Planeten oder Sternen, die der Reisende passiert, angezogen. Die Anziehung der irdischen Persönlichkeit, der Drang des Individuums, das Ablenken durch die Objekte hält uns davon ab, in unserer Spiritualität voranzuschreiten und höher hinauf zu gehen. Welche Anstrengungen wir auch in der Meditation machen, wir kommen mit unserem Geist immer zurück auf die Erde. Er denkt an Familie, Verwandte, Büro und andere irdische Erfahrungen. Das Individuum versucht immer wieder seinem inneren Drang nachzukommen oder zu folgen. Wenn wir diesen persönlichen Drang überwinden, obwohl es außerordentlich schwierig ist, werden wir, wie durch ein Wunder, durch die Gnade Gottes in den Anziehungsbereich des Universalen gelangen. Dann ist man nicht mehr seiner selbst. Dann ist man nicht mehr länger Meditierender, Sadhaka oder Sucher. Man scheint nichts zu sein, denn man versucht alles zu werden. Das Mahat-Atman nimmt uns in sein Fach auf. Man wird zum Bürger verschiedener Bereiche der Wirklichkeit gleichzeitig. Man wird von einer Regierung einer anderen Art von Existenz beschützt und bewertet. Der Inhalt des Universums das Mahat-Tattva wird dann unsere Aktivitäten und die Anforderungen des Individuums, das in dieses Reich eingetreten ist, lenken. Alles wird nach eigenem gut Dünken geschehen, und es gibt keine Aktivitäten darüber hinaus. Alle Dinge geschehen spontan. Sie werden von keinem individuellen Menschen ausgeführt. Man kann in diesem Reich weder das Wort ‚tun‘ noch ‚arbeiten‘ benutzen, denn der eigentlich aktive Mensch hat aufgehört zu existieren. Wenn der Agent des Handelns allmählich schmilzt, so wie Kampfer sich durch Selbstverbrennung zerstört, dann hört auch die Meditation auf, mit der alle Mühe begann, und die Individualität beginnt zu verdunsten. Sie wird im Feuer des Universalen verzehrt, und hier wird das Bemühen zum Bestandteil des universalen Prozesses. Die Handlung ist im Gesetz des Seins aufgelöst und alles wird zur Handlung des Ewigen. Das Ewige beginnt unerbittlich mit seiner Arbeit, und der Suchende, der Meditierende, hat hier weder etwas zu bestimmen noch zu tun. Wir können zu unserer eigenen Überraschung hinzufügen, dass die Mächte, die uns durch ihre Anziehungskraft des Universalen zwingen, weit größer sind als die Mächte, die wir überhaupt in dieser Welt erahnen können. Alle Kräfte dieser Welt zusammen genommen haben dem nichts entgegenzusetzen. Es ist die Macht, die das Universum auf sich lenkt. Wie zieht Gott die Welt auf sich selbst? Aristoteles, der griechische Philosoph, sagt an einer Stelle, dass die Welt genauso durch Gott bewegt wird, wie das Herz des Liebenden zur Geliebten hin bewegt wird. Es ist eine Handlung, die keine ist. Es ist eine Bewegung, die man als solche nicht bezeichnen kann. Es ist ein Ereignis, das sich von allen anderen vorübergehenden Ereignissen unterscheidet. Die Arbeitsweise der Ewigkeit ist undenkbar, unvorstellbar, denn all unsere Arbeit ist nur vorübergehend; doch es gibt eine Art von Handlung, die die Ewigkeit wach hält. Die Kraft der Ewigkeit ist keine Körperkraft, nicht die Kraft von Elementen, nicht die Kraft, die sich in Richtung auf die Objekte zubewegt, sondern es ist eine Kraft, die zu Selbstbewusstsein wird. Es ist Shakti, was mit Shakta identisch ist. Das ist die Natur von Mahat, und wenn der Vijnana-Atman dieses Reich betritt, beginnt er ein vollkommen neues Licht wahrzunehmen, einen völlig neuen sonnendurchfluteten Tag der Ewigkeit. Die Chhandogya Upanishad spricht von einem ewig herrschenden Tag, - Sakrid vibhato hi brahmalokah. Damit ist nicht unser Sonnenlicht gemeint. Diese Sonne ist damit nicht gemeint, auch nicht die Sterne oder das uns bekannte Feuer, heißt es in der Kathopanishad. Es scheint ewig so, als wäre ständiger Tag. Es scheint, als würde selbst das ehrenwerte Licht unserer Sonne erleuchtet. Das ist die Heimstatt von Mahat-Tattva, welches von Vijnana-Atman betreten wird. Das Universale verzehrt das Besondere. Man beginnt Mitglied des ganzen Universums zu sein. Jede Ecke der Schöpfung empfängt uns gastfreundlich. Alles beginnt uns, mit der Zufriedenheit, auf höchsten Befehl hin, anzulächeln. Wo immer man hingeht, wird man gastfreundlich, mit Freundlichkeit, Sympathie und einer liebenden Güte aufgenommen. Jeder fühlt uns als sein Eigentum, Steine schmelzen und Bäume verneigen sich. Dieses geschah auch im Fall von Suka Maharishi. Solche Erfahrungen machen Yogameister, die gesegnet sind und das Glück haben, in Mahat-Tattva eintreten zu dürfen. Sie werden nicht als Gottmenschen bezeichnet. Sie sind mehr. Man kann nicht erklären, was sie wirklich sind.

Doch ist das alles? Die Upanishad geht noch weiter. Wir werden bereits schwindlig, wenn wir an Mahat denken. Gibt es darüber hinaus noch etwas? Ja; es gibt noch etwas. Nun gut! Für den Geist ist dies unfassbar. Er sollte besser nicht darüber nachdenken. Die Upanishad geht noch weiter über das Mahat hinaus.

Tad yachhed santa atmani.

Es gibt noch mehr als Universalität. Was könnte dies sein? Falls der Geist darauf kontempliert, wird das Herz den Weg freigeben und das Denkorgan hört auf zu arbeiten. Jede Zelle des Körpers wird dahinschmelzen; und genau diese unbeschreibliche und geheimnisvolle Situation lässt die Heiligen in Ekstase tanzen. Sicherlich hat man schon von der tanzenden Mira oder Tukaram gehört. Und weshalb geschah es? Sie waren doch nicht verrückt. Es war die überschäumende Erfahrung einer übernatürlichen Freude, die sie tanzen ließ. Sie konnten es sich nicht erklären. Sie konnten es nicht in Worte fassen. Sie konnten diese Freude nicht zurückhalten. Sie konnten es nur in Ekstase eines übernormalem Verhaltens ausdrücken. Das Individuum wurde von dem Absoluten überschwemmt.

Der Shanta-Atman ist der Friede, der vorherrscht, wenn selbst die Universalität des Mahat zu einer unzureichenden Erfahrung wird. Sie ist dann unzureichend, wenn die Vorstellung eines Universums in subtilster Form im Mahat erhalten bleibt. In der Sprache des Yogas von Patanjali können wir es mit der letzten Schwelle von Savikalpa oder Sabija Samadhi vergleichen, wo eine Spur der universalen Erfahrung bestehen bleibt, doch ist es keine Wahrnehmung des Universums. Was geschieht mit der Seele jenseits der fünften Stufe des Wissens, niemand kann es sagen. Dieses ist für uns nur verbal, was praktisch keinen Sinn ergibt. Doch irgendetwas existiert jenseits von Mahat. Es gibt auch jenseits des Universums noch etwas. Um was könnte es sich handeln? Die Katha Upanishad sagt uns:

Asti iti bruvato-myatra katham tad upalabhayate

Man kann es nur beschreiben, wenn man es selbst ist! Es handelt sich nicht um das Universale, es ist nicht Virat, nicht Hiranyagarbha und nicht Ishvara. Wie will man es erreichen können? – außer man akzeptiert, dass es eben ist. St. Augustinus sagte, man könne es nur als ‚ES ist‘ bezeichnen, als nichts anderes, nicht mehr und nicht weniger. Jahrhunderte bevor St. Augustinus geboren wurde, hieß es in der Katha Upanishad bereits: Asti, Astitva. Nicht einmal Asmita, Selbstbewusstsein, kann die Natur der Wahrheit erklären.

In der Brihadaranyaka Upanishad wird erklärt, dass der Schöpferwille gefühlt wird: ‚Ich bin‘, ‚Aham asmi‘. Doch reines Sein ist etwas, was jenseits von ‚Aham asmi‘ ist. Es ist Kevala-astitva, - Absolute Existenz. In der buddhistischen Philosophie wird dafür der Begriff ‚Tathara‘ verwendet, – das Absolute oder die letzte Wirklichkeit. Sie nennen sie auch Bhutatathata, - ‚Soheit des Seienden‘. Auf diese Weise wird versucht, das Unausdrückbare sprachlich auszudrücken. Bhutatathata oder Astitva, Kevalata oder ‚das Seiende‘, wie es ausgedrückt wird, ist Shanata-Atman, was als innere Seele des universalen Mahat erfahren wird.

Yoga als eine Möglichkeit zur Verwirklichung, wenn man sie überhaupt als Möglichkeit bezeichnen kann, ist ebenso schwer zu verstehen, wie das Ziel selbst. Gaudapada nennt es in seiner Karika Asparsa-Yoga. Es ist kein Yoga im Sinne von Vereinigung oder Berührung von einer Sache mit einer Anderen. Im Allgemeinen definiert man Yoga als Vereinigung. Bei dieser Vollkommenheitserfahrung wird nicht eine Sache zur Anderen, denn tatsächlich kann nicht das Eine zu etwas Anderem werden. Alles bewahrt seine eigene Substanz. Es ist nicht Sparsa-Yoga oder das Yoga der Berührung oder Vereinigung, sondern Asparsa-Yoga oder das Yoga der Nichtberührung. Ein Baby schreit nicht, weil es sich fürchtet, wenn es an einen Ort platziert wird, wo es nichts sehen kann, - sondern weil es in der Tat nichts sieht, die Seele erzittert und ist deshalb betroffen, weil sie in DAS eintritt und nichts Äußerliches mehr wahrnehmen kann. Was fühlt man, wenn man vollkommen allein ist? Etwas Unbeschreibliches und Merkwürdiges findet statt, wenn die Seele nichts Äußerliches mehr wahrnimmt, denn sie wird in DAS absorbiert, was sie sieht.

Dieses wird auch in einer der Sutras von Patanjali beschrieben, wo er sagt, dass das meditierende Bewusstsein langsam die Farbe des Meditationsobjektes annimmt, und wo das Objekt gleichsam die Farbe des Subjektes annimmt. Die Objekte in der Welt beginnen in ihrer Sprache mit dem Meditierenden zu sprechen, indem sie ihn erkennen: ‚Mein lieber Freund, du bist gekommen!‘ Der verdeckende Vorhang hat sich gehoben. Die Welt ist nicht mehr länger für uns fremd. Die Welt beginnt sich mit uns, wie in alter Freundschaft, zu unterhalten. In Wirklichkeit gehörten wir immer zueinander, doch wir hatten es vergessen.

Was kann Yoga in dieser Vereinigung der Seele, die man wörtlich als Vereinigung zweier Dinge bezeichnen kann, wobei das Subjekt mit dem Objekt und umgekehrt verschmilzt, bewirken? An dieser Stelle kann uns nur die Upanishad führen. Der Yoga der Upanishad ist eine meisterliche Technik der Seelenverwandlung. An verschiedenen Stellen werden Hinweise darüber gegeben, welche Hilfen Yoga geben kann. Der Yoga der Upanishad ist kein normaler Yoga, den man an allen allgemeinen Yogainstituten der Welt studieren kann. Es ist ein Yogasystem, das nur mit der Seele und nicht mit dem Geist oder Intellekt praktiziert werden kann. Die Seele kontempliert als Ziel auf sich selbst. Was macht die Seele bei diesem Yoga? Wie erkennt die Seele ihr Ziel? Die Wahrnehmung des Selbst aller Dinge ist der Yoga der Upanishad.

Die Welt verliert uns nicht und wir verlieren nicht mehr die Welt. Man ist kein Fremder in dieser Welt und die Welt ist uns nicht länger fremd. Man wird durch nichts in der Welt ausgegrenzt und grenzt auch nichts in der Welt aus. Die Objekte, die äußere Welt, die Dinge, die wahrgenommen werden, alle zusammen nehmen einen neuen Charakter an, der zuvor nicht gesehen werden konnte. Wir können uns nicht erträumen, dass die Objekte jemals eine Qualität oder einen Charakter haben, der uns ähnlich ist. Auf der Ebene der Kontemplation des Universalen, wo sich der Vijnana-Atman zu Mahat und zu Shanta-Atman erhebt, heben die Objekte ihren Vorhang, der sie bis dahin verdeckte, und man konnte ihre wahre Natur nicht erkennen. In dieser Meditation sieht man die Objektartigkeit der Dinge nicht. Ein Baum ist dann kein Baum, ein Stein kein Stein, ein Berg kein Berg, die Welt ist nicht die Welt. Bei diesem Yoga der Meditation, gemäß der Upanishad, wird man dadurch erregt, weil die Objekte beginnen, sich wie Lebensgefährten anzufühlen. Das Universum ist nicht länger eine Umgebung, dessen Inhalt man ist, sondern wird zu einem Teil der eigenen Natur, ein Teil unseres Körpers, das heißt, wenn man beginnt zu denken, alles beginnt zu denken; wenn man atmet, beginnt alles zu atmen.

In der Chhandogya Upanishad gibt es eine Anekdote über den Heiligen Raikva, der für gewöhnlich unter einem Karren saß, sich kratzte, nicht arbeitete und so weiter. Niemand kannte diesen großen Meister des Yoga. In dem selben Land lebte ein König, auch ein Meister des Yoga. Sein Name war Janasruti. Zwei Vögel flogen am Himmel und Janasruti hatte gerade unter ihnen am Boden etwas zu erledigen, als einer der beiden Vögel zum anderen sagte: „Fliege nicht über ihn hinweg. Kennst du nicht Janasruti, der Heilige, der uns verbrennen wird, wenn wir über ihn hinwegfliegen?“ Der andere Vogel erwiderte: „Wer ist schon dieser Janasruti? Über wen sprichst du als wäre er der Heilige Raikva?“ Janasruti hörte diese Unterhaltung zwischen den beiden Vögeln. „Schau dir das an! Sie sprechen über mich in dieser Art und Weise!“ „Wer ist dieser Janasruti als wäre er Raikva?“ Die Vögel fuhren fort: „All die Tugenden und guten Taten, die jemand vollbringt, werden Raikva zugeschrieben. Wenn jemand irgendetwas gutes tut, profitiert Raikva davon.“ Was bedeutet das? Angenommen alle Menschen verdienen Geld und es würde nur meinem Konto gutgeschrieben. Was hätten die anderen davon? Doch genau dieses geschah. – Welche wundervollen Dinge, guten Dinge, schönen Dinge, wertvollen Dinge in der Welt existieren. All diese Dinge gehören den Menschen des Wissens. Die ganze Welt läuft auf die Persönlichkeiten zu, die den Yoga des ‚Das, was ist‘ praktizieren. Es heißt in der Chhandogya Upanishad:

Yatheha kshudhita balah mataram paryupasate.
Evam savani bhutani agnihotram upasate.

So wie hungrige Kinder um ihre Mama herum sitzen, um Brot bitten, um ein bisschen Nahrung von der Mutter betteln, sie lieben, auf ihren Schoß hüpfen, so kriecht die Welt jenen Heiligen zu Füßen, sehnt sich nach ihnen, kommt zu ihnen, sitzt auf ihrem Schoß, fällt zu ihren Füßen, wenn sie diese gewaltige Wirklichkeit verwirklicht haben. Dieses geschieht, wenn man diesen Yoga der Vereinigung des Vijnana mit Mahat und das Verschmelzen des Mahat in Shanta-Atman praktiziert.

Die Upanishad vermittelt uns genug wundervolle Botschaften der Ewigkeit an die ganze Menschheit, um uns für alle Zeit mit unbändiger Freude zu erfüllen. Doch die Upanishad mahnt uns auch zur Vorsicht, wenn wir den Pfad betreten. Es ist ein Weg, wie auf Messers Schneide; - Kshurasya Dhara. Wer will schon versuchen, auf der Schneide eines Messers zu wandeln? Doch dies ist der Pfad des wahren Yoga. Die Prüfungen, denen man sich stellen muss, die verschiedenen Disziplinen, denen man sich unterziehen muss, sind in der Tat sehr schwer zu erklären, bevor dieser Yoga zum Erfolg führt. Der ganze Körper, der Geist und die Sinne müssen gleichzeitig gezüchtigt werden. Wie dieses geschieht, wird zum Ende des dritten Kapitels der Bhagavadgita erwähnt, wo uns berichtet wird, dass es nur der Kraft, der Macht und der Gnade des Atman zu verdanken ist, dass der Geist und die Sinne kontrolliert werden; - Buddheh param buddhva.

Unmittelbar vor diesen Versen erhalten wir in der Gita den Hinweis, dass die Sinne kontrolliert werden müssen. Doch wie können die Sinne kontrolliert werden? Wer soll die Sinne kontrollieren? Wir sind mit den Sinnen so eng verbunden, dass wir keine Macht über sie haben. Wir funktionieren unter den Bedingungen der Sinne, entsprechend ihrer Bedürfnisse und ihrer Interpretationen über die Natur der Dinge. Wie können wir ohne die Einbindung einer höheren Macht irgendeinen Druck auf die Sinne ausüben? Ethik ist eine Interpretation des Unteren zu den Bedingungen des Höheren. Dieses ist das Prinzip aller Ethik. Der ganze Erfolg hängt davon ab, in wie weit wir uns auf die Quellen des Höheren einlassen, wenn wir mit niederen Prinzipien handeln. Wenn wir keine Hilfe der höheren Kräfte für das Voranschreiten auf dem Yogapfad in Anspruch nehmen, allein gelassen in den Bemühungen der normalen Lebensaktivitäten, wäre dieses unsere einzige Möglichkeit, um erfolgreich zu werden. Wo Gott vergessen wurde, ist der Erfolg in weiter Ferne. Alles wird durch das Absolute, dem universalen Ishvara, Gott selbst getan. Alle Handlungen sind Seine Handlungen. Er hört durch die Ohren, sieht durch die Augen, spricht durch die Zunge allen Seins. Unsere Sicht, unser Hören, unser Geschmack, unsere Handlungen, unsere Gedanken, unsere Intelligenz, unsere wirkliche Existenz ist Seine Existenz und sind Seine Handlungen.

Wenn dieser Yoga von uns Besitz ergreift, dann sorgt für uns die Welt. Wir leben nicht länger in Armut, wir brauchen uns nicht mehr zu fürchten, wir brauchen uns nicht mehr unsicher zu fühlen. Wir werden gut durch die Kosmospolizei beschützt. Die Yogavasistha hat eine entsprechende Botschaft. Selbst die Wachtposten des Viertels fangen an uns zu beschützen. Warum sollten wir uns über unser tägliches Essen sorgen machen? Wir brauchen uns über diese kleinen Dinge keine Sorgen zu machen. Wir werden vom Ambrosia der Ewigkeit erfüllt sein. Alles wird in ausreichender Menge zur richtigen Zeit und zur vollsten Zufriedenheit zur Verfügung stehen. Dieses ist eine natürliche Folge aus der Praxis dieses majestätischen Yogas.

© Divine Life Society

Siehe auch

Literatur

Seminare

Jnana Yoga, Philosophie

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