Anu Gita

Aus Yogawiki
Sri Krishna

Die Anu Gita ist ein Teil des Ashvamedha Parva aus der Mahabharata. Arjuna, der Schüler, bittet Krishna, den Lehrer, darum, ihm die ursprüngliche Gita, also die Bhagavad Gita, erneut zu erzählen. Da Krishna ihm die Bhagavad Gita zur Zeit des Krieges übermittelt hatte, habe er diese wieder vergessen. Shri Krishna erwiderte, dass eine Wiederholung der Gita unmöglich sei und erzählte anstelle dessen eine Geschichte, die verschiedene spirituelle Lehren als eine Fortsetzung der ursprünglichen Bhagavad Gita enthält. Dies ist die Anu Gita, auch geschrieben Anugita, die kleine, die kurze Gita.

Die Anu Gita beschreibt insbesondere die Reinkarnationslehre, die Mittel, um Befreiung zu erreichen. Die Anu Gita beschreibt die Gunas und die Ashramas, Dharma (Pflicht, Verantwortung, Aufgabe) sowie die Wirkung von Tapas, spiritueller Disziplin.

Die wichtigsten Verse der Anu Gita

Swami Sivananda erachtete die folgenden Verse als die wichtigsten der Anu Gita und schloss sie deshalb ein in seinem Werk Sarvagita Sara.

I-30 Nirgendwo kann dauerhaftes Glück gefunden werden. Nirgendwo sieht man einen auf immer andauernden Zustand. Anstelle dessen erlebt man stets nur den Fall sogar von einer hohen Position, die mit vielen Entbehrungen und großer Anstrengung erreicht wurde.

I-32 Wieder und wieder gibt es den Tod. Wieder und wieder gibt es die Geburt. So viele verschiedene Nahrung wurde gegessen, und von so vielen verschiedenen Mutterbrüsten wurde getrunken.

I-33 Zahlreiche Mütter und eine Menge Väter wurden erblickt. Auch wunderbare Erfahrungen und schreckliche Schmerzen wurden erlebt.

I-34 Trennung von den Lieben und auch das erzwungene Zusammenleben mit den Hassenswerten wurden erfahren. Aller Reichtum, obwohl mit so viel Mühe und Leiden erworben, ging wieder verloren.

I-35 Unerträgliche Beleidigungen wurden erduldet, von Verwandten als auch von anderen. Äußerst starken Schmerzen des Körpers und der Seele wurde man ebenfalls unterworfen.

I-36 Extreme Formen von Entehrung wurden ertragen. Schauerliche Morde und Gefangennahmen mussten erlebt werden. Viele Male wurden Stürze in die Hölle und Leiden in der Heimstatt Yamas (Gott des Todes) erfahren.

I-37 Viele Male haben Alter und Gebrechen Mühen verursacht. Durch stetiges Aneinander-Reiben der Gegensatzpaare in dieser Welt wurde so viel Sorge erlebt.

I-38 Nachdem ich auf diese Weise von Unterjochung, Beleidigung und Leiden aller Arten verletzt und zerrissen worden bin und in schweren Kummer versank, habe ich Ekel gegenüber allem entwickelt und den drei Welten entsagt.

II-7 Wer dem Lebensende entgegengeht, beginnt auf verdrehte Weise zu handeln. Sein Intellekt umwölkt sich, sobald der Tod naht.

II-8 Wer vom Materiellen besessen ist und seine körperliche Verfassung, seine Kraft und seine Umstände nicht richtig beurteilt, isst zum falschen Zeitpunkt das, was schädlich für sein eigenes Selbst ist.

II-9 Ein solcher Mensch wird allen möglichen Arten von Leiden unterworfen – entweder nimmt er zuviel zu sich oder er isst überhaupt nichts.

II-10 Er verzehrt verseuchte Nahrung und Fleisch, und eine solche Nahrung, die nicht miteinander verträglich ist. Er nimmt zu schwere Mahlzeiten zu sich und überisst sich sogar dann, wenn Verdauungsstörungen bestehen.

II-11 Er ist zu sorglos und verspielt, und ergeht sich zuviel im Geschlechtsverkehr. Da er durch die Karmas (hier: blinde Leidenschaften und Gewohnheiten aus der Vergangenheit) kontrolliert wird, handelt er nur aufgrund seiner Impulse.

II-12 Er isst zu viele scharf gewürzte Speisen und schläft am Tage. Handlungen wie diese stacheln die sündhaften Neigungen zur Unzeit an, auch wenn die Stunde des Todes noch nicht gekommen ist.

III-1 Handlungen, gute wie schlechte, vergehen nicht. Indem sie wieder und wieder begangen werden, reifen ihre Früchte gleicherweise in verschiedenen Körpern.

III-33 Derjenige überquert den Ozean des Samsara – der so schwer zu überqueren ist -, der erkennt, dass sämtliche Freuden nur Schmerzen in einer anderen Form sind.

IV-1 Derjenige, der sich an einen einsamen Ort zurückzieht, dort schweigt, an nichts denkt und nach und nach allem entsagt, wird frei von aller Handlung und Initiative.

IV-2 Derjenige ist befreit, der der Freund aller ist, der alles geduldig erträgt, der still und selbstbeherrscht ist, der frei von Furcht und Zorn und ohne Leidenschaften ist.

IV-3 Derjenige ist in der Tat rundherum befreit, der rein im Herzen und selbstbeherrscht ist, alle Wesen als sein eigenes Selbst betrachtet und ohne Ego und ohne Stolz ist.

IV-4 Der ist befreit, der derselbe im Leben wie im Tode ist, in Vergnügen und Schmerzen, in Gewinn und Verlust, in Liebe und Hass.

IV-5 Derjenige ist gewiss ein Befreiter, der andere um nichts bittet, der niemanden kränkt, der jenseits der Gegensatzpaare in dieser Welt ist und der frei von Wünschen ist.

IV-6 Derjenige ist befreit, der weder Feinde noch Freunde und keine Kinder hat, der Dharma, Artha und Kama aufgegeben hat und ohne Erwartungen ist.

IV-7 Derjenige erlangt die Befreiung, der weder tugendhaft noch lasterhaft ist, der keine Vorräte anhäuft, der das Fleisch gekreuzigt hat, der heiteren Gemütes und ohne die Gegensatzpaare in dieser Welt ist.

IV-8 Derjenige, der handlungslos und wunschlos geworden ist, sollte bedenken, dass die ganze Welt vergänglich, ruhelos und schwer zu kontrollieren ist, stets bedrängt von Geburt, Alter und Tod.

IV-10 Man erlangt Befreiung, wenn man das Selbst wahrnimmt, das geruchslos, geschmackslos, berührungslos, tonlos, unergreifbar, farblos, unerkennbar ist.

IV-14 Wer von allen Samskaras (hier: schädliche Neigungen aus der Vergangenheit) frei geworden ist, erlangt das ewige Brahman, das Höchste, das Friedvolle, das Unbewegte, das Immerwährende, das Unverderbliche.

IV-17 Nachdem man von den Sinnen Abstand genommen hat, sollte der Geist auf den Atman gerichtet sein. Zu Beginn sollte ernsthaft Askese praktiziert werden und danach sollte der Yoga der Befreiung praktiziert werden.

IV-24 Sobald jemand klar das Selbst als die Absolute Identität wahrzunehmen imstande ist, gibt es für ihn keinen Gott mehr, denn er selbst ist zum Gott der drei Welten geworden.

IV-26 Derjenige, der im Selbst zentriert ist, überlässt sogar sein Gottsein den Göttern. Er gibt den vergänglichen Körper auf und erlangt das unzerstörbare Brahman.

IV-27 Wenn die Welten zerstört werden, fürchtet er sich vor nichts; wenn über die Wesen Leiden kommen, wird er von den Schmerzen nicht berührt.

IV-29 Ihn verletzt die Waffe nicht, für ihn gibt es keinen Tod. Nirgendwo in der Welt könnte eine größere Freude gefunden werden.

IV-32 Wer, nachdem er sich im Selbst verankert hat, das Selbst im Selbst zu sehen vermag, begehrt nicht die Position Indras.

XX-16 Die Erkenntnis ist das Höchste. Sannyasa ist das größte Tapas. Wer mit Bestimmtheit die Wahrheit der Weisheit, das unberührte Selbst in allen Wesen kennt, ist die Quelle und die Zuflucht für alle.

XX-34 Brahman ist Wahrheit, Tapas ist Wahrheit, der Schöpfer ist Wahrheit. Alle Wesen werden aus der Wahrheit geboren. Die ganze Welt mitsamt ihrem Inhalt ist Wahrheit.

XX-35 Daher sind die Brahmins in der Wahrheit verwurzelt. Sie sind auf immer dem Yoga hingegeben. Sie befinden sich jenseits von Zorn und Leid. Sie sind selbstbeherrscht und die Brücken der Rechtschaffenheit.

XXVIII-18 Der Tag endet mit dem Sonnenuntergang. Die Nacht dauert an bis zum Sonnenaufgang. Glück zeugt Unglück. Kummer zeugt Glück.

XXVIII-19 Alles Anhäufen geht so lange bis alles ausgeschöpft ist. Aufstieg findet statt vor dem Fall. Vereinigung findet statt vor der Trennung. Leben findet statt vor dem Tod.

XXVIII-20 Handlung findet statt vor der Zerstörung. Der Tod ist dem gewiss, der geboren wurde. Sämtliche bewegten und unbewegten Wesen sind in dieser Welt vergänglich.

XXVIII-21 Was als Opfer dargebracht, aus Wohltätigkeit gegeben, als Buße praktiziert, was gelernt und studiert, sämtliche Vratas und Bräuche und Sitten – all dieses wird zerstört werden. Die Weisheit jedoch nimmt kein Ende.

XXVIII-22 Daher ist derjenige, der durch Weisheit gereinigt wurde, dessen Geist ruhig und beständig ist, der selbstbeherrscht und ohne den Sinn des „mein“ und ohne Egoismus ist, der ist von allen Sünden befreit.

XXVIII-20 Der Bhikshu (Bettelmönch) sollte weder fröhlich sein, wenn er etwas bekommen hat, noch niedergeschlagen, wenn er nichts erhalten hat. Er sollte nicht so viel Bhikhsa (Bettelspeise) zu sich nehmen, da von ihm lediglich erwartet wird, dass er seine Pranas intakt hält.

XXXI-1 Diejenigen, die die Wahrheit sprechen, sagen, dass Sanyasa Buße sei. Die Brahmins, die mit Brahman verschmolzen sind, sagen, dass die Erkenntnis Brahman ist und das Höchste sei.

XXXI-3 Durch Weisheit und Buße nehmen die Helden dieses Höchste wahr – sie, die ruhig im Gemüt sind, die Reinen, die frei von Rajas und fleckenlos sind.

XXXI-4 Diejenigen, die stets im Sannyasa verankert und Kenner des Brahman sind, - diese wandern mit dem Mittel der Buße den gesegneten Pfad und erreichen das höchste Bewusstsein.

XXXV-29 Zwei Buchstaben führen zum Tod. Drei Buchstaben führen zum ewigen Brahman. „Mama“ – „mein“ – führt zum Tod. „Na-mama“ – „nicht mein“ – führt zur Ewigkeit.

XXXV-30 Manche stumpfsinnigen Leute preisen das Karma (hier: die Welt mit ihren Leidenschaften). Die weisen großen Seelen preisen niemals das Karma.

XXXV-31 Aufgrund des Karmas wird ein Wesen mit einem Körper und sechzehn Bestandteilen (die insgesamt sechzehn Bestandteile von Körper, Gemüt und Geist) geboren. Durch Besitz von Erkenntnis nimmt es am unsterblichen Purusha, dem Erkennbaren, teil.

XXXV-32 Daher freunden sich diejenigen, die die Sichtweise der Wahrheit all dessen besitzen, niemals mit dem Karma an. Dieses Selbst ist erfüllt von Erkenntnis – nicht von Karma.

XXXV-33 Derjenige stirbt niemals, der dieses, das Unsterbliche, Ewige, Unbegreifliche und Unvergängliche, dieses teure Selbst, das Ungebundene, kennt.

Siehe auch

Seminare

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