Gopi Krishna

Aus Yogawiki

Gopi Krishna (1903 - 1984)

„In der mystischen Trance findet der Betreffende seine visionären Erfahrungen umgeben von einem himmlischen Glanz, und manchmal hört er Stimmen oder Geräusche, die aus dem leeren Raum um ihn herum kommen. Nach fast zwölf Jahren der Unsicherheit und Spannung fand ich mich eingebettet in einen neuen Wahrnehmungszustand wieder. Dieser Zustand war die Folge einer kontinuierlichen biologischen Transformation, die über diesen langen Zeitraum hinweg stattfand.“

„Die Tatsache, dass wir 450 Milliarden US-Dollar für Rüstung und Armeen ausgeben, also für Maschinen, die Zerstörung bringen, ist ein klarer Beweis dafür, dass der menschliche Geist vom rechten Weg abgekommen ist. Millionen von Menschen verhungern, Millionen erblinden, weil sie nicht die nötigen Vitamine bekommen, Millionen müssen mit einer Mahlzeit am Tag auskommen, und Millionen fehlt es an medizinischer Versorgung und Schulbildung sowie an einer Unterkunft. Sind Sie der Meinung, dass eine Spezies mit gesundem Menschenverstand oder eine Nation mit gesundem Menschenverstand oder eine Gesellschaft mit gesundem Menschenverstand Milliarden für Massenvernichtungswaffen oder für die Weltraumfahrt ausgeben soll, während die Menschheit eigentlich jeden Pfennig dieser Gelder zum Überleben braucht?"

Dieser plötzliche Ausbruch von Gopi Krishna während eines Interviews mit Claes Nobel erinnert uns daran, dass die Menschheit dabei ist, vom Gesetz der Evolution abzukommen, dem Weg, den uns sowohl Jesus Christus, Mohammed, Buddha wie auch die Bhagavad Gita und jede andere heilige Schrift dieser Welt vorgegeben haben. Er war der Meinung, dass die Wissenschaft dogmatisch geworden ist und ein starkes Interesse für den eigenen Nutzen entwickelt hat. Die Liebe zur Wissenschaft und wissenschaftlichen Entdeckungen, ein selbstloser Dienst also, ist selten geworden in unseren Tagen. Die Wissenschaft befasst sich mit den Gesetzen der Materie, die Religion mit den Gesetzen des Geistes, doch sind wir einseitig geworden und konzentrieren uns zu sehr auf das Materielle und viel zu wenig auf das Spirituelle. Infolgedessen entwickelt sich unser Intellekt zu einseitig.

Gopi Krishna war ein Büroangestellter und ein spirituell Suchender. Er wurde 1903 in eine Brahmanenfamilie geboren, die in einem kleinen Dorf etwa zwanzig Meilen von der Stadt Srinagar entfernt lebte. Die ersten elf Jahre seines Lebens verbrachte er im wunderschönen Kashmir-Tal. Im Jahre 1914 zog seine Familie dann nach Lahore, das zu der Zeit zu Britisch Indien gehörte. In den folgenden neun Jahren verbrachte der Junge seine Schulzeit an einer Privatschule. Eine Krankheit führte schließlich dazu, dass er die tropisch heißen Ebenen des Punjab verlassen musste und wieder in das kühlere Klima seiner Heimatstadt zurückkehrte.

Im Alter von 13 Jahren machte er eine unglaubliche Erfahrung. In seinem Körper setzte ein Umwandlungsprozess ein, der im Laufe seines Lebens auch noch weiter anhielt. Diese Umwandlung führte ihn zu einem erweiterten Bewusstseinszustand. Normalerweise ist die Persönlichkeit eines Menschen wie eine kleine Flamme des Bewusstseins oder der Bewusstheit. Vom Standpunkt dieser kleinen Flamme aus gesehen, erscheint die Welt wie eine unendliche Weite von Sternen, Planeten, Ozeanen, Bergen, Wüsten und Ebenen. Wenn jedoch eine solche Bewusstseinsumwandlung eintritt, wird das gesamte Bild umgekehrt, dachte er. Er sagte, es sei das Bewusstsein, das zu einem Ozean wird und das Hinausschreiten über jegliche Schöpfung wird schließlich zur grundlegenden Wirklichkeit des Universums. Alles, was wir jetzt mit unserer Sinneswahrnehmung sehen, sagte er, ist wie ein Bild, das darauf projiziert wird. Gemäß Gopi Krishna scheint das Bewusstsein die grundlegende Wirklichkeit zu sein, und die materiellen Manifestationen des Universums, die wir sehen, sind lediglich Projektionen eben dieses Bewusstseins, wie Schatten, Phantome, wie eine Fata Morgana, die darauf flimmert.

Diese Umwandlung ist keine willkürliche Angelegenheit, sagt Gopi Krishna. Von Natur aus haben wir eine Art Mechanismus im menschlichen System eingepflanzt. Dieser Mechanismus regelt das zerebrospinale System in unserem Körper. Sobald er aktiviert ist, wirkt das zerebrospinale System in eine gewisse vorbestimmte Richtung. Eine neue Art von Energie fließt im Körper, und im Gehirn entwickelt sich Bewusstsein. Gopi Krishna befand sich stets in einer Welt des Lichts. Sowohl in seinem Inneren als auch im Äußeren war Licht. Alles, was er sah, erschien in einem leuchtenden Glanz. Wann immer er seine Aufmerksamkeit nach innen richtete und die Augen schloss, fühlte er sich von Licht umgeben. In seinen Träumen fühlte er sich ebenfalls so, als ginge oder bewege er sich in einem ätherischen Raum, der von leuchtendem Glanz erfüllt war. Er fand sich in der gleichen Welt wieder, die Mystiker aller Zeiten erlebt hatten. Während dieses Bewusstseinszustands hatte er Visionen und Anweisungen, Vorherwissen und Erkenntnisse zu künftigen Ereignissen, die ihn erkennen ließen, dies ist der Weg, der für die Menschheit vorgegeben ist. Die Menschheit jedoch ist vom rechten Weg abgekommen, was zur Folge hat, dass ihre Evolution und ihre Existenz in Gefahr sind. Natürlich spricht der Geist mancher Menschen eher auf diesen kosmischen Intelligenzspeicher an als andere, wie beispielsweise Genies. Bekanntlich können Genies ganze Kapitel, ganze Bücher, ganze Ideen und ganze Gedichte geistig erfassen, so als ob sie mit diesem Material gefüttert würden.

Auch ein Genie muss eine gewisse Anstrengung unternehmen, doch nach Gopi Krishna ist das Gehirn eines Genies so konstituiert, dass es einen leichteren Zugang zu diesem Speicher ewigen Wissens hat als andere. In gleichem Sinne haben wir Medien, Propheten, Hellseher, Wunderkinder, große Künstler und große Musiker. Sie alle bekommen neue Ideen, neue Eingebungen, neue Musik und neue Formen der Kunst von dieser intelligenten Quelle, die hinter dem menschlichen Geist steckt. Das Bewusstsein bzw. der Geist sind kein Produkt unseres Gehirns. Die Ursache der derzeitigen Katastrophe liegt seiner Meinung nach in diesem Missverständnis. Bewusstsein oder Geist sind an sich Energien. Sie stellen ein eigenständig existierendes Universum und einen unabhängigen Ozean dar, von denen ein Tropfen in unseren Geist gefiltert wird. Unser Geist, unsere Nervenzellen, unser Nervensystem sind nur ein Computer. Sie sind einfach nur Teile eines Computers, der durch diese Energie angetrieben wird. Sobald uns diese Tatsache bewusst wird, können wir versuchen, dies durch Experimente zu beweisen. Gopi Krishna glaubte, dass wir so etwas wie Versuchszentren haben, mit denen wir den evolutionären Mechanismus erforschen können, der jedem Menschen innewohnt. In alten indischen Schriften wird dieser Mechanismus Kundalini genannt.

In der indischen Tradition bedeutet Kundalini also ein Speicher an psychischer Kraft im menschlichen Körper, der durch gewisse mentale oder spirituelle Übungen wie z.B. Yoga angeregt bzw. aktiviert wird. Man sagt, Kundalini sei die Grundlage für Erleuchtung, Genius, übernatürliche Kraft sowie für jegliche außergewöhnlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten, die im menschlichen Geist schlummern. Sie ist so alt wie das vorgeschichtliche Ägypten und war schon vor über 3000 Jahren vor Christi Geburt bekannt. Sie fand Eingang in chinesischen Büchern, ägyptischen Hieroglyphen, indischen Tantras (Schriften) und Shakti Shastras (heilige Schriften). In Indien gibt es hunderte von Büchern über Kundalini, die aus vorgeschichtlichen Zeiten stammen. Es ist ein evolutionärer Mechanismus. Einige Wissenschaftler glauben, dass die Evolution aufgrund von zufälligen Mutationen stattgefunden hat, was von anderen wiederum angefochten wird. Es gibt jedoch tatsächlich einen biologischen Mechanismus in jedem Menschen, und dieser Mechanismus ist als Kundalini bekannt. Sie kann durch das Praktizieren von Yoga oder durch andere religiöse Übungen beschleunigt werden. Außerdem kann man, wenn die Kundalini beschleunigt wird, in einem Leben den gleichen erweiterten Bewusstseinszustand erreichen, der sonst nur nach vielen Inkarnationen erreicht wird. Er wurde in Gopi Krishna erweckt, da sein Nervensystem und sein Gehirn reif waren für diese Erweckung. Er erhielt sie praktisch über Vererbung innerhalb seines eigenen Systems. Es ist von größter Bedeutung, dass die Entscheidungsträger und Weltpolitiker mit diesem Thema vertraut gemacht werden. Platon nannte diese Art Mensch Philosoph in seiner Republik. Auch in den Upanishaden wird diese Art Mensch, ein Mensch, der erleuchtet und über die normalen Versuchungen erhaben ist, behandelt. Nur solch ein Mensch sollte mit der Verantwortung einer Führerschaft betraut werden.

In einer Zeit, in der wir die Kontrolle über die mächtigste und schrecklichste Kraft im Universum, die Kraft des Atoms, erlangt haben, ist es umso wichtiger, sich für Frieden, Harmonie und Glück in dieser Welt einzusetzen. Solange es keine besonnenen, geduldigen, selbstlosen Menschen an der Spitze jedes Überlegungs- und Tätigkeitsbereiches gibt, um die Leidenschaften und Ambitionen anderer zu steuern und zu mäßigen, ist kein menschliches Überleben in den nächsten 100 Jahren möglich. In den vergangenen Jahrtausenden, in den Zeiten der Griechen, Römer, Ägypter, Inder, Chinesen und in anderen Kulturen haben die größten Denker an die Kraft geglaubt, die das Universum lenkt. Sie haben tiefgründige philosophische Systeme entwickelt, vor allem die Inder. Doch plötzlich tauchen im 18. und 19. Jahrhundert Wissenschaftler auf, die behaupteten, dieses ganze Wissen sei nur Mythos und Aberglaube. Diese Entwicklung muss, so Gopi Krishna, wieder rückgängig gemacht werden. Wir müssen die religiösen Schriften dieser Welt gründlich erforschen.

Gopi Krishna fand, dass ein echter Prophet normalerweise nicht hinter Schülern her läuft und nicht großtuerisch auftritt. Er ist spontan und bescheiden, mitfühlend und hat gewisse Fähigkeiten und Visionen. Als erstes Anzeichen einer erleuchteten Persönlichkeit ist da ein spontaner Fluss von Weisheit, den man in Indien "Vaikhari" kennt. Dieses Wissen bezieht sich generell auf die spirituelle Seite des Menschen, und es muss ursprünglich und korrekt sein. Was die großen Mystiker angeht, so bestand gewöhnlich alles, was auch immer ausgesandt wurde, in Versform oder in besonders schöner Prosaform. Der erleuchtete Geist hat seine eigene Sprache, seine eigene Ausdrucksform, und er übertreibt niemals. Menschen, die Originalkommentare, die Upanishaden, die Yoga Sutras und die Bhagavad Gita geschrieben haben, sollten als bedeutende Propheten gepriesen werden.

Indien hat bedeutende Menschen hervorgebracht, die Wunder vollbracht haben, und das sogar bereits in jungen Jahren – Guru Nanak, Jnaneshwar und Sankaracharya, um nur ein paar Namen zu nennen. Als Sankaracharya im Alter von 31 Jahren starb, hinterließ er eine ungeheure Menge an philosophischen und religiösen Überlegungen. Jnaneshwar, der mit 22 Jahren starb, schrieb schon im Alter von 16 Jahren einen Kommentar zur Bhagavad Gita, der als Meisterwerk gilt und in der Literatur zu diesem Thema wahrscheinlich unerreicht geblieben ist. Guru Nanak, der Begründer der Religionsgemeinschaft der Sikhs, galt schon mit 8 Jahren als spirituelles Wunderkind. Gopi Krishna selbst war das lebende Beispiel eines transformierten Bewusstseins. Buddha, Sankaracharya, Mohammed, Sokrates, Zarathustra, Guru Nanak, Ramakrishna und Ramana Maharshi zählen ebenfalls zu dieser Gruppe. Wir liegen tatsächlich falsch in der Annahme, Religion sei die Angelegenheit eines Einzelnen und hätte keinen Platz in Verwaltung, Politik, Wissenschaft, in unseren Projekten und Plänen für die Menschheit. Unglücklicherweise wurde bislang noch keine Studie oder Forschung in Bezug auf die Religion durchgeführt. Sobald die religiösen Führer Handlungsfreiheit bekommen hatten, fanden sie langsam großen Gefallen an weltlicher Macht, sogar an kirchlicher Macht. Sie genossen immer mehr die Erleichterungen, die dies mit sich brachte, anstatt in die Fußstapfen der Glaubensgründer zu treten. Das Gleiche ist übrigens in der Wissenschaft passiert. Die Wissenschaftler haben einen gewissen Dogmatismus und mittlerweile ein persönliches Interesse an der Wissenschaft entwickelt. Die wahre Liebe zur Wissenschaft, zu wissenschaftlichen Entdeckungen und selbstlosem Dienst ist heute nur noch selten anzutreffen. Die Religion braucht, seit sie dogmatisch geworden ist, einen Reinigungsprozess.

Gopi Krishna plädierte für eine ausgiebige Anwendung von Kundalini Yoga, um dieses Übel zu besiegen. Er suchte nach einer Synthese von Wissenschaft und Religion. Die Wissenschaft, sagte er, befasst sich mit den Gesetzen der Materie, und die Religion mit den Gesetzen des Geistes. Wir sind zu sehr in den materiellen Bereich eingetaucht und haben uns zu weit vom Geistigen entfernt. Infolgedessen haben wir nun eine sehr einseitige Entwicklung unseres Intellekts. Kundalini ist eine verborgene Doktrin, die in allen esoterischen Systemen der Vergangenheit vorkommt. Wissenschaftler sollten dazu Experimente auf eine gewisse Art und Weise machen. Sollten sie erfolgreich sein und es als richtig erachten, dann muss dies in größtmöglichem Umfang publik gemacht werden. Keiner der großen, erleuchteten Weisen hatte eine Zusammenkunft mit Gott oder ein Gespräch mit ihm. Er hat nur eine höhere Bewusstseinsdimension erreicht. Der Mensch ist bestimmt für genau diese höhere Bewusstseinsdimension. Im menschlichen Körper existiert ein spezieller psychosomatischer Mechanismus, den uns die Natur beschert hat und der eine Beschleunigung und ein immer höher und höheres Aufsteigen in diese Dimension ermöglicht. Propheten, erleuchtete Weisen, Genies, inspirierte Dichter und Menschen mit übernatürlichen oder psychischen Begabungen waren alle das Produkt dieses psychosomatischen Mechanismus, der das menschliche Gehirn schrittweise umwandelt. Gopi Krishna glaubte, dass all dies aufgrund dieses Kraftzentrums geschehen konnte. Sobald wir in der Lage sind, es aufzubauen, wird es Harmonie und Einklang in allen Religionen geben, denn dann wird die Quelle göttlicher Offenbarung bekannt sein.

Gopi Krishna war der Überzeugung, dass die Quelle der Offenbarung, der Inspiration, des Genies und der psychischen Kräfte in uns liegt. Diese Quelle kann durch bestimmte Ü-bungen aktiviert werden. Normalerweise liegt sie schlummernd und untätig in uns. Wir gebrauchen sie nicht, doch mit gewissen Experimenten kann diese Quelle – diese Urquelle absolut spirituellen Wissens und Kraft – aktiviert werden, so wie es in allen großen Prophe-ten, Weisen und Genies in der Vergangenheit geschehen ist. Die Forschung, die er in diesem Sinne propagierte, sollte das Geheimnis des Genies in die Hände der Wissenschaft legen, das Geheimnis der Quelle, aus der die Wissenschaft entspringen sollte. Eine solche Forschung, glaubte er, würde die Wissenschaft mit der Quelle aller Kreativität, allen Großmutes und aller psychischen Kräfte im Menschen in Verbindung bringen. Wenn diese Entwicklung in gesun-den Bahnen stattfindet, sollte sie zu einem Fortschritt führen. Andernfalls kann es zu Stagna-tion, Verfall, Zerstörung kommen oder die Entwicklung kann eine krankhafte oder bösartige Wendung nehmen. Dies ist in Wirklichkeit der Grund, warum es in westlichen Ländern einen Anstieg von Fällen von Geistesstörungen bzw. Geisteskrankheiten gibt.

Es gibt eine frappierende Ähnlichkeit zwischen dem Lebensstil der Römer gegen Ende ihrer Herrschaft und dem der westlichen Gesellschaft unserer Tage. Bei beiden ist eine Über-betonung körperlicher Freuden sowie Zwietracht zu verzeichnen. Das Auseinanderbrechen von Familien geschieht in alarmierendem Ausmaß und ebenso verfallen moralische und ethi-sche Werte. Es herrscht ein großes Ungleichgewicht. Selbst wenn wir täglich mehrere Stun-den trainieren, um unser körperliches Befinden zu steigern, so gewinnen wir nichts aus dieser ganzen Anstrengung, wenn wir dabei die Kultur unseres Geistes vernachlässigen. Denn der Pilot, der Fahrer, die Kraft, die hinter all unseren Gedanken und Taten steht, würde falsch handeln. Der Körper wird also falsch eingesetzt, wenn der Fahrer nicht gesund und heil ist. Doch wie funktioniert der Geist? Was wir vorfinden, ist ein irrsinniges Gedrängel nach mate-rialistischen Dingen und allem möglichen Luxus. Das Leben ist mechanisch geworden, und alles gibt es im Überfluss, die Menschen sind den ganzen Tag über beschäftigt. Dagegen fin-det man einfache Arbeiter und Bauern, die bei ihrer Arbeit oder auf dem Feld lächeln oder lachen. In den großen Städten dieser Welt fehlt dieses Phänomen gänzlich. Die Menschen dort arbeiten und eilen hier und dorthin. Führen wir diesen Vergleich etwas weiter aus: Wenn man einem kleinen Kind ein Seil umbindet und es um den Kopf herum schwingt oder wenn man dieses Kind in einen Kinderstuhl setzt, der den ganzen Tag herum wirbelt, dann hat dieses Kind keine Zeit, sich irgendetwas in Ruhe anzuschauen. Solch ein Kind kann nie zu einem normalen Erwachsenen heranwachsen. Der Mensch muss also eine gewisse Richtung entwi-ckeln und eine Dimension erreichen, in der er die Qualitäten eines Wissenschaftlers und der eines Weisen in sich vereint. Erst dann kann er ein Leben in Glück, Frieden und Ehre auf Er-den führen. Der Mensch lebt nicht nur für seinen Körper sondern auch für seine Seele. Die Seele braucht Selbstreflexion, Erholung, Meditation, Ruhe, Großmut und Merkmale, die einst weit verbreitet waren unter den spirituellen Lehrern dieser Erde. Dies soll bedeuten Rückzug an einen abgeschiedenen Ort, Beten, Gottesverehrung, kreative Beschäftigung, Musik, an ei-nem wunderschönen Ort sitzen inmitten von Dingen, die von ästhetischem Wert sind. Da-durch kann der Geist wachsen und sich über seine engen Grenzen hinweg setzen.

Gopi Krishna sagte, dass die Art und Weise, wie sich die Gesellschaften und Volks-wirtschaften in Europa und Amerika entwickelt haben, nicht der richtige Weg sei. Eine der Folgen dieser Lebensart waren die beiden Weltkriege. Wenn es wahren Frieden und wahres Glück in dieser Art von Leben geben könnte, in dem es nur um materiellem Besitz geht, wa-rum sollten dann Millionen von Menschen Zuflucht in Drogen nehmen, in Meditation, in ei-nem einfachen Leben, in der Schaffung von kleinen Gemeinden, wo sie fern sind von all dem hektischen Treiben. Nur ein kleiner Teil der Menschheit ist glücklich. Das bedeutet, dass wir nicht vorhaben, irgendetwas zu tun, das den Blick auf unsere Entwicklung, auf die Ressour-cen dieser Erde, auf unsere Bedürfnisse und auf den Rhythmus der Natur richtet. Ganze Völ-ker tun dies aus Rivalität und Konkurrenzgründen. Nirgendwo auf der Erde gibt es so etwas wie eine geplante Wirtschaft, sagte Gopi Krishna, denn während der vergangenen hundert Jahre haben wir soviel Energie und soviel Ressourcen dieses Planeten verbraucht, die bei ei-nem sparsamen Verbrauch vielleicht für tausend Jahre gereicht hätten. Wenn wir uns sowohl in den Entwicklungsländern als auch in den entwickelten Ländern auf den gleichen extrava-ganten Stil einlassen sollten, und dies betrifft vier Milliarden Menschen, dann wäre in den nächsten 50 Jahren nichts mehr übrig. Wir müssen deshalb ein genügsames Leben führen, genauso wie die Natur genügsam und sparsam ist. Ein einfaches Leben, sagte er, ist gut für unsere Gesundheit, sowohl im Inneren als auch im Äußeren.