Bhastrika

Aus Yogawiki

Bhastrika (Sanskrit: भस्त्रिका bhastrikā f. "Blasebalg") ist eine Atemübung zur Erweckung der Kundalini und gehört zu den acht Mahakumbhakas. Die Luft wird langsam durch die Nasenlöcher eingezogen und wieder ausgestoßen. Bhastrika wirkt sehr stark energetisierend und erweckt die Kundalini, bricht/öffnet die Granthis.

Pranayama - Vishnu Mudra

Das Sanskritwort Bhastrika

Bhastrika (Sanskrit: भस्त्रिका bhastrikā f.) Säckchen, Beutel; "kleiner Blasebalg" (eine yogische Atemübung).

Sukadev über Bhastrika

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Bhastrika

Bhastrika heißt wörtlich Blasebalg. Bhastrika ist auch ein Ballon. Bhastrika ist aber insbesondere der Name für eine der wichtigsten Hatha Yoga Pranayamas. Bhastrika ist das feste Ein- und Ausatmen. Du magst Kapalabhati kennen, wo du fest ausatmest und sanft einatmest. Aber Bhastrika ist das feste Einatmen, das feste Ausatmen. Das heißt, du atmest genauso schnell ein, wie du ausatmest, du atmest fest ein und fest aus. Es gibt einige Vorsichtsmaßnahmen, bevor du Bhastrika üben kannst. Du solltest Asanas regelmäßig üben, du solltest sattvige Ernährung üben, also Ernährung ohne Fleisch, Fisch, ohne Alkohol, Tabak, bewusstseinsverändernden Drogen, du solltest täglich meditieren und jeden Tag drei Runden Kapalabhati und zwanzig Minuten Wechselatmung üben. Du siehst, es verlangt einiges. Du brauchst praktisch eineinhalb Stunden für deine spirituellen Praktiken und du musst auch sonst dein Leben yogagemäß führen, dann kannst du die machtvolle Übung von Bhastrika ausprobieren. Bhastrika ist eine intensive Übung zur Aktivierung von Prana, letztlich zur Erweckung der Kundalini, zur Harmonisierung der drei Doshas, zur Steigerung von Agni, dem inneren Feuer, zum Lösen aller Unreinheiten, zur Bewusstseinserweiterung, zur Erfahrung des höchsten Selbst. Bhastrika wird in der Hatha Yoga Pradipika in hohen Tönen gelobt, daher rentiert es sich, alles zu tun, was es braucht, damit du auch Bhastrika üben kannst. Und Bhastrika wird dir viel Prana geben, helfen, deine Meditation zu vertiefen, dazu beitragen, Gott zu erfahren. Bhastrika heißt also Blasebalg. Bhastrika ist eine der Maha Kumbhakas, eine der Ashta Maha Kumbhakas, der acht Maha Kumbhakas, bestehend aus festem Ein- und Ausatmen und dann anhalten mit allen drei Bandhas. So ist Bhastrika der Name einer sehr wichtigen Atemübung.

Ausführung

In Sanskrit bedeutet Bhastrika “Blasebalg”. Das besondere Merkmal von diesem Pranayama ist die schnelle Aufeinanderfolge forcierter Atmungen. So wie ein Schmied seinen Blasebalg in schnellem Rhythmus bewegt, soll auch der Atem sich schnell bewegen bei dieser Übung. Setze dich in Padmasana, Lotussitz, oder in eine andere, sehr stabile kreuzbeinige Sitzhaltung. Richte dich auf, halte Oberkörper, Hals und Kopf aufrecht. Stütze dich mit den Handflächen auf die Knie, oder auf die Oberschenkel.

Atme fünf- bis zehnmal schnell und forciert ein und aus. Die Lungen werden dabei in schneller Aufeinanderfolge geweitet und wieder zusammengezogen, wodurch ein kräftiger Zischlaut erzeugt wird. Nachdem du das fünf- bis zehnmal gemacht hast, atme nach der letzten Ausatmung ein, so tief wie möglich. Halte den Atem so lange an, wie es bequem geht. Wenn du den Atem nicht mehr bequem anhalten kannst, atme aus so tief wie möglich. Damit ist eine Runde Bhastrika abgeschlossen.

Lege am Ende jeder Runde eine kurze Ruhepause ein, indem du ein paar Mal entspannt ein- und ausatmest. Dadurch kannst du dich erholen und dich fit machen für die nächste Runde. Mache täglich drei Runden am Morgen. Wenn du willst, kannst du auch am Abend drei Runden machen. Menschen, die nicht genug Zeit haben, um täglich drei Runden Bhastrika zu üben, können sich auch mit einer Runde begnügen. Selbst nur eine Runde Bhastrika täglich ausgeführt, wird dich stark und gesund machen. Bhastrika ist eine sehr machtvolle Praxis. Es ist eine Kombination von Kapalabhati und Ujjayi. Manche üben solange, bis sie müde werden. Du wirst bei dieser Übung reichlich ins Schwitzen kommen. Wenn du während der Übung auch nur das leiseste Schwindelgefühl empfindest, unterbreche die Übung und nehme ein paar normale Atemzüge. Setze die Übung fort, sobald das Schwindelgefühl verschwunden ist. Im Winter kann Bhastrika sowohl am Morgen als auch am Abend ausgeführt werden. Im Sommer sollte es nur in den kühlen Morgenstunden gemacht werden.

Bhastrika beseitigt Halsentzündung, stärkt das Verdauungsfeuer, reinigt den Körper vom Schleim, hilft bei Erkrankungen der Nase und der Brust, heilt Asthma und Verstopfung.

Es wirkt sehr effektiv gegen alle Erkrankungen, die durch einen Überschuss von Gasen, Galle und Schleim verursacht werden. Es wärmt den Körper stark auf. Wenn du dich in einer kalten Region aufhältst und nicht über ausreichend warme Kleidung verfügst, praktiziere dieses Pranayama und es wird dem Körper die nötige Wärme geben.

Bhastrika reinigt sehr gründlich die Nadis, die Energiekanäle im Astralkörper. Sie ermöglicht dem Prana die drei Granthis oder „Knoten“ (energetische Blockaden) zu durchbrechen, die den Weg der Energie in der Sushumna versperren, und erweckt bereits nach kurzer Zeit die Kundalini.

Die Anzahl der gemachten Runden und die Anzahl der Ausatmungen pro Runde soll der Fitness und der Lungenkapazität des Übenden angepasst werden. Du darfst nicht ins Extreme verfallen, dass ist gerade bei dieser Übung sehr wichtig. Manche Schüler machen sechs Runden, wieder andere zwölf. Wiederhole mental „OM“ mit Hingabe und im Bewusstsein der Bedeutung des Mantra während der ganzen Übung. Es gibt einige Varianten von Bhastrika, bei welchen die Nasenlöcher abwechselnd verschlossen werden, und dabei durch nur ein Nasenloch geatmet wird.

Den Vollzeit-Yogis, die ernsthaft Bhastrika üben wollen, empfehle ich dringend ihren Darm zu reinigen, entweder mit Basti Kriya oder mit Einlauf. Sie sollen ihre Ernährung auf Kichery mit viel Ghee(gereinigter Butter) oder pflanzlichem Öl Beschränken.

Mittelstufe

Langsam und fest mit dem Bauch ausatmen (Rechaka), bequem einatmen (Pūraka). Ein- und Ausatmung gleich lang und gleich betont. Ca. 12-16 Mal. Dann die Luft (ohne Zwischenatmungen) so lange wie angenehm anhalten (Kumbhaka). Danach ausatmen und nachspüren.

Fortgeschrittene

Wie oben, aber heftig mit Bauch und Brust vollständig und schnell ein- und ausatmen (Ca. 15-40 Mal). Eventuell dabei Armbewegung zur Unterstützung der Atmung einsetzen. Nach der letzten festen Ausatmung Bahaya Kumbhaka und Uddiyana Bandha üben, danach linkes Nasenloch schließen, rechts vollständig einatmen und Atem erneut anhalten (Antara Kumbhaka), Maha Bandha, Shambhavi Mudra, Khechari Mudra und eventuell Shakti Chalini anwenden. Dann links ausatmen und nachspüren. Bei dieser Übung darf deutlich an die Atemgrenze herangegangen, aber sie darf nicht überschritten werden (Ahimsa).

Bhastrika mit Armvariation

Auszug aus dem Buch "Das Große Yoga Vidya Pranayama Buch" von Sukadev Bretz, Copyright Yoga Vidya Verlag.

Für eine noch kraftvollere Bhastrika zum Aufladen und Aktivieren.

  • Beim festen Einatmen jeweils die Arme nach oben, auch die Hände und Finger gestreckt nach unten.
  • Beim festen Ausatmen jeweils Fäuste machen und die Arme beugen, Ellenbogen nach unten.
  • Das macht man recht schnell hintereinander, in Verbindung mit dem festen, kräftigen Bhastrika-Ein- und Ausatmen.
  • Einatmen, Arme und Finger nach oben strecken.
  • Ausatmen, Fäuste machen und Ellenbogen senken, Arme beugen.

Übungsanleitung

Bhastrika mit Armvariation nach oben:

Mache die Übung zum Lernen nur ganz sanft und andeutungsweise, wenn du dein Atmungssystem nicht vorher durch Kapalabhati und Wechselatmung auf Bhastrika vorbereitet hast.

Atme tief vollständig aus. Atme tief vollständig ein, strecke die Arme nach oben aus, Hände, Finger gestreckt. Atme aus, senke die Arme und Ellbogen, mache Fäuste dabei. 20-30 x schnell hintereinander. Nach dem letzten Ausatmen mit leeren Lungen kurz Agni Sara oder Uddiyana Bandha. Links schließen, rechts tief einatmen. Luft anhalten mit allen Bandhas, besonders stark Mula Bandha. Wenn du nicht mehr halten kannst, links ausatmen.

Im folgenden Vortrags-Video kannst du Bhastrika mit Armvariation üben. Strate das Video ca. bei 01:08:35.

Bhastrika in der Hatha Yoga Pradipika

Der Lotus ist hilfreich bei Bhastrika

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Kommentar zur Hatha Yoga Pradipika, 2. Kapitel, Verse 59 – 67

  • Was ist Bhastrika?
  • Wie wird Bahstrika geübt?
  • Wie häufig soll es geübt werden?
  • Welche Wirkungen hat Bhastrika?

Über diese Fragen schreibt Svatmarama in der Hatha Yoga Pradipika acht Verse lang (59-67). Dies zeigt, für wie wichtig Svatmarama Bhastrika hält. Es ist die einzige der Ashta Kumbhakas, welche in mehr als drei Versen beschrieben wird, also fast dreimal so lang wie über die anderen Pranayamas.

Zunächst möchte ich vorausschicken: Bhastrika in der fortgeschrittenen Form, wie es Svatmarama beschreibt, ist keine Übung für jeden. Du solltest wissen, was du tust. Die Kommentare zur Hatha Yoga Pradipika sollen keine Übungsanleitung für dich sein, sondern - wenn du die Übungen schon kennengelernt hast - zum Beispiel in der Yoga Vidya Yogalehrerausbildung oder in einem fortgeschrittenen Kundalini Yoga Seminar – du erfährst hier mehr Details und mehr Konzentrationshilfen und stärkst vielleicht deine Motivation für deine Praxis. Was schreibt nun Svatmarama?

Padmasana - der Lotus ist hilfreich

Vers 59:

Er sagt: Nun folgt Bhastrika. Bringe die Füße auf die gegenüberliegenden Schenkel. Das wird Padmasana genannt und beseitigt alle Beschwerden.

Also: Für Bhastrika ist zunächst einmal Padmasana - der Lotus - hilfreich. Bhastrika soll dir helfen, alle Probleme zu beseitigen – dafür rentiert es sich, auch den Lotus zu lernen. Natürlich kannst du Bhastrika auch in anderen Sitzhaltungen machen, aber manchmal gibt es fortgeschrittene Bhastrika-Variationen, die mit Mudras verbunden sind zum Beispiel Shakti Chalini Mudra oder auch Maha Vedha, bei denen es durchaus hilfreich ist, wenn du im Lotus bist. Manchmal kann es beim Bhastrika auch passieren, dass der Körper anfängt zu hüpfen – auch da ist der Lotus ein besonders guter Sitz. Es lohnt sich also, zu probieren, ob du den Lotussitz lernen kannst.

Rücken gerade halten und fest durch die Nase ausatmen

Vers 60:

Nachdem er diese Stellung eingenommen hat, sollte er den Mund schließen und durch die Nasenlöcher ausatmen, bis er den Druck auf dem Herzen, der Kehle und dem Gehirn fühlt.

In einer anderen Übersetzung heißt es:

Nachdem er ordentlich den Lotus gefaltet hat und den Nacken und den Bauch aufgerichtet hat, soll der Weise – den Mund geschlossen – kraftvoll den Lebenshauch durch die Nase ausatmen.

Also: Man soll in der rechten Weise (Samyak) Padmasana (den Lotussitz) Baddhva (einnehmen, eingenommen haben) –also: Nimm den Lotussitz ein, wenn es möglich ist. Halte gerade (Sama) den Hals (Griva) und auch den Bauch (Udarah) und sei ein Su-dhih (ein verständiger Yogi). Verschließe (Samyama) den Mund (Mukha) und dann atme kräftig (Yatnena) durch die Nase (Ghranena) den Atem (Prana) aus (Recayet).

Es gibt hier also zwei mögliche Übersetzungen. Zum einen: Halte den Rücken gerade und atme fest aus. Oder: Atme so fest aus, dass du es im Herzen, in der Kehle und im Kopf spürst.

Aufgerichtet vollständig einatmen

Vers 61:

Dann sollte er den Atem mit einem zischenden Laut einziehen, bis er gegen das Herz schlägt, und dabei die ganze Zeit seinen Körper und seinen Kopf aufgerichtet halten.

Eine andere Übersetzung:

Auf diese Weise wird ein sehr lauter Ton im Herzen und in der Kehle verspürt. Der Yogi sollte dann schnell den Lebenshauch einatmen, nach unten zum Lotus im Herzen.

Also kann man sagen: Beim Ausatmen entsteht ein lauter Ton, und auch beim Einatmen – da gibt es zwei verschiedene Übersetzungen. Aber: Die Verszählung ist hier nicht eindeutig, es scheint auch so zu sein dass es in den Ur-Manuskripten gar keine Verszählung gab, und dann ist immer die Frage, welche Zeile man zu welchem Doppelvers zählt.

Also: Rücken gerade, fest einatmen und fest ausatmen bis man das Ganze kräftig spürt. Wie das genau zu machen ist, das ist dir hoffentlich klar. Du hast es hoffentlich schon gelernt, dies hier ist ja jetzt keine Übungsanleitung. Kräftig machen, lauter Ton und den Rücken gerade machen!

Es gibt ja verschieden Varianten beim Bhastrika:

  • Man geht beim Einatmen leicht in die Rückwärtsbeuge und beim Ausatmen leicht in die Vorwärtsbeuge.
  • Man hebt beim Einatmen die Arme und beim Ausatmen senkt man sie.
  • Man hebt beim Einatmen die Ellbogen und senkt sie beim Ausatmen.
  • Beim Einatmen gibt man die Arme nach vorne und beim Ausatmen die beugt man die Ellbogen und gibt die Arme nach hinten.
  • Beim Einatmen die Schultern heben und beim Ausatmen senken.

Svatmarama schreibt hier eigentlich, dass man den Körper gerade halten soll. Eigentlich spricht er nur von einer gerade Wirbelsäule – halte die Wirbelsäule gerade und übe nur das, was den Klang erzeugt.

Atme, wie der Schmied den Blasebalg bearbeitet

Vers 62:

Wieder sollte er den Atem einziehen und ausatmen wie zuvor angewiesen. Mache weiter, immer wieder, so schnell wie der Schmied seinen Blasebalg bearbeitet.

Also: Immer wieder Ausatmen und Einatmen. Für Anfänger sind das meistens 15 – 20 Ausatmungen, Fortgeschrittene können bis auf 30 – 50 Ausatmungen erhöhen. Es gibt schnellere und langsamere Variantionen von Bhastrika.

Wichtig ist: Prana in Bewegung zu halten

Vers 63:

Er soll dann das Prana durch Rechaka und Puraka in seinem Körper in Bewegung halten. Wenn er müde wird, sollte er durch das rechte Nasenloch einatmen.

Also: Wichtig ist, dass man nicht nur die Atemluft in Bewegung hält, sondern auch das Prana. Du atmest ein und du atmest aus. Wie ein Blasebalg füllt und leert sich der Körper.

Aber es ist nicht nur Luft, es ist Prana, was sich dabei bewegt. Wenn du so mit voller Achtsamkeit Bhastrika machst, spürst du wie dein ganzer Körper mit Prana pulsiert. Du machst das so lange, wie du kannst, und wenn du nicht mehr fest ein- und ausatmen kannst und merkst, dass es schwierig wird, dann atmest du durch das rechte Nasenloch ein. Also: Suryena – durch das rechte Nasenloch (durch „die Sonne“) einatmen (purayet – atme er ein).

Bei vollen Lungen mit Vishnu Mudra Nase zuhalten

Vers 64:

Auf diese Weise wird der Bauch mit Luft gefüllt. Dann soll der Yogi die Nase fest zuhalten ohne Mittel- und Zeigefinger.

In einer anderen Aussage heißt es

„… mit Mittel- und Zeigefinger“.

Hier scheint es zwei Traditionen zu geben. In der Übersetzung von Swami Vishnu heißt es, man sollte seine Nase mit Daumen, Ring- und kleinem Finger schließen – in der anderen Übersetzung heißt es „ohne“. Diese zwei verschiedenen Varianten gibt es tatsächlich. Du kannst also nach dem festen Ein- und Ausatmen rechts vollständig einatmen, Bauch und Brust füllen und alle drei Bandhas üben - dabei kannst du entweder den Daumen am rechten Nasenloch und den kleinen und den Ringfinger am linken Nasenloch (bzw. Nasenflügel) haben – dann so lange halten wie du kannst und dann links ausatmen. Oder du atmest fest ein und aus, atmest rechts ein, hältst die Luft an und senkst die Hände.

Bhastrika gleicht Dysbalancen aller Doshas aus

Vers 65:

Nachdem der Yogi die Atemübung wie beschrieben durchgeführt hat, sollte er durch das linke Nasenloch den Lebenshauch ausatmen. Diese Atemübung gleicht Dysbalancen aus, die durch ein Übermaß von Vata, Pitta und Kapha entstanden sind und steigert das Verdauungsfeuer.

Also: Man sollte Kumbhaka (das Luftanhalten) Vidhi-vat (wie es Vorschrift ist) üben – also mit allen drei Bandhas: Mula-, Uddiyana- und Jalandhara Bandha – und danach Recayet (atme er aus) durch idaya (durch das linke Nasenloch, den „Mondkanal“). Was bewirkt das? Das beseitigt (Hara) alle Probleme, die durch ein Übermaß von Vata, Pitta oder Shleshma - ein anderer Ausdruck für Kapha - entstehen. Wenn du also irgendwelche Probleme hast, die zuviel Vata, Pitta oder Kapha sind, dann übe jeden Tag Bhastrika. Und was bewirkt es noch? Vivardhanam - es führt zur Zunahme von sharira Agni - dem Verdauungsfeuer - im Körper.

Bhastrika ist also sehr wichtig für die Überwindung eines Übermaßes egal welchen Doshas und die Erhöhung von Agni.

Es ist die nützlichste von allen Kumbhakas

Bhastrika kann Kundalini erwecken

Vers 66:

Das bringt die Kundalini schnell hoch, es reinigt die Nadis beträchtlich, es ist angenehm und es ist die nützlichste von allen Kumbhakas. Es beseitigt den Schleim, der am Mund der Sushumna ist.

Schauen wir noch einmal die Sanskrit-Wörter an:

kundali bodhaka: durch diese Praxis wird die „Geringelte“ - die Kundalini - erweckt, und zwar wird sie schnell (kshipra) erweckt. Bhastrika will also die Kundalini erwecken. Was macht es noch? Sie ist reinigend (pavana). Was reinigt sie? Sie reinigt alles: Physischen Körper, Astralkörper und Kausalkörper. Im Kommentar wird manchmal auch gesagt, dass insbesondere alle Nadis gereinigt sind. Es ist sukha-da (erzeugt ein Glücksgefühl), und es ist hita (wohltuend, gesund), und zwar für alle drei Doshas. Hita ist auch ein Ayurveda-Ausdruck – es ist etwas, was für alle drei Doshas gut ist und sie harmonisiert. Außerdem beseitigt (nashana) es alle argala (Hindernisse), und insbesondere beseitigt es den Schleim, der sich befindet (samstha) am Mukha (Mund, Eingang) vom brahmanadi - also von der Sushumna oder dem feinstofflichen Energiekanal in der Wirbelsäule.

Das ist schon eine ganze Menge. Bhastrika ist sehr gesund, weil es ein Übermaß von Vata, Pitta oder Kapha überwindet, außerdem Agni - das Verdauungsfeuer - erhöht und weil es die verschiedenen Schlacken - Unreinheiten - beseitigt, ist es angenehm, führt zu einem schönen Gefühl, erweckt die Kundalini und öffnet die Sushumna.

Die Granthis können durchbrochen werden

Vers 67:

Dieses Bhastrika sollte besonders praktiziert werden, weil es das Prana befähigt, alle drei Granthis, die in der Sushumna verankert sind, zu durchbrechen.

Also: Es gibt die Granthis, die traya-Granthi („Dreiheit“ der Granthis). Diese befinden sich in einer Linie im Körper. In der Sushumna gibt es die drei Granthis. Man sollte Bhastrika besonders zusammen mit der Atemverhaltung praktizieren, weil es die drei Granthis überwindet.

Die drei Granthis sind Brahma Granthi, Vishnu Granthi und Shiva Granthi.

  • Brahma-Granthi ist der Knoten (oder die Blockade) in der Sushumna oberhalb vom Muladhara Chakra und steht für die Schwierigkeit, über eine Erfahrung in der physischen Welt hinauszuwachsen.
  • Vishnu Granthi ist der Granthi um das Herz und um das Vishudda Chakra und dieser ganze Bereich, und er steht für die Schwierigkeit, über eine ego-behaftete Betrachtungsweise hinauszugehen und auch für die Schwierigkeit, über Zeit und Raum hinauszugehen.
  • Schließlich steht das Rudra-Granthi oberhalb des Ajna Chakras für die Schwierigkeit, über eine Gotteserfahrung mit Dualität zur Erfahrung der Einheit zu kommen.

Diese drei Granthis gilt es zu überwinden.

Natürlich wirst du sie nur durch Bhastrika nicht vollständig überwinden – das ist ja auch ein Bewusstseinsprozess – aber Bhastrika ermöglicht dir das überhaupt. Wenn erst einmal das Prana in der Sushumna ist, dann stellt sich nicht mehr die Frage, ob du nur der Körper bist – du erfährst dich selbst als Feinstoffwesen. Und wenn die Sushumna wirklich geöffnet ist, dann stellt sich nicht mehr die Frage, ob du Ego / Individuum bist – du weißt, dass du voller Liebe und Freude bist, verbunden mit allem, und schließlich weißt du auch: Ich bin Eins mit dem Unendlichen, das ewige Bewusstsein. So lobt Svatmarama Bhastrika über alle Maßen, und auch ich kann dir nur empfehlen: Sei regelmäßig in Pranayama, in Asanas und in Meditation.

Hinweise

Hier jetzt doch noch einmal ein paar Hinweise: Wenn du Pranayama nicht kennst, versuche jetzt nicht, nach diesen Beschreibungen Bhastrika zu machen. Vielmehr: Nimm teil an der Yoga Vidya Yogalehrerausbildung – sowohl in der 4-wöchigen als auch in der 2-jährigen Ausbildung lernst du, Bhastrika richtig zu machen. Oder mache an einem Kundalini-Yoga-Mittelstufen-Wochenende (besser noch an einer Mittelstufen-Woche) mit und danach noch an einer Kundalini-Yoga-Intensiv-Praxis. So lernst du die Übungen richtig. Normalerweise musst du erst drei Runden Kapalabhati, 20 Minuten Wechselatmung mit Bandhas und richtiger Konzentration üben, bevor du dann drei oder fünf Runden Bhastrika üben kannst. Und du solltest auch täglich mindestens eine halbe Stunde Asanas üben und mindestens 20 Minuten meditieren. Deine Ernährung sollte sattwig sein, ohne Fleisch, Fisch, Alkohol, Tabak und bewusstseinsverändernde Drogen, und auch ansonsten solltest du ein sattwiges Leben haben. So werden diese Übungen besonders stark wirken.

Also: Lerne die Atemübungen richtig, lerne sie schrittweise zu üben und praktiziere sie mit Intensität – praktiziere dann auch in besonderem Maße Bhastrika. Du wirst merken, welch großartige Wirkung du erfahren kannst.

Video - Bhastrika in der Hatha Yoga Pradipika – HYP II 59-67

Bhastrika wird von Svatmarama in der Hatha Yoga Pradipika als wichtigstes Pranayama bezeichnet. Bhastrika ist Teil der Ashtakumbhaka, der acht Atemübungen, gilt als Mahakumbhaka, als großartige Atemübung.

Hier ein Vortrag zum Thema Bhastrika in der Hatha Yoga Pradipika – HYP II 59-67 von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga, Kommentar zu den Versen 59-67 des zweiten Kapitels der Hathapradipika.

Hinweise

Vorsicht:

  • Fortgeschrittenere Variationen nicht machen bei Neigung zu Innenohrentzündungen oder Lungenproblemen oder Bluthochdruck.
  • Fortgeschrittenes Bhastrika nur nach mindestens 3 Runden Kapalabhati und mindestens 15-20 Minuten Wechselatmung (Anuloma Viloma, bzw. Nadi Shodana) machen.

Bhastrika भस्त्रिका bhastrikā Aussprache

Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Bhastrika, भस्त्रिका, bhastrikā ausgesprochen wird:

Warnung

Ohne ein vorheriges und fundiertes Erlernen der Praktiken und Übungen von einer zertifizierten Fachkraft (z.B. Yogalehrer/in),
kann das Ausführen dieser Praktiken dazu führen, das die erwünschte Wirkung nicht eintritt, oder sogar gesundheitliche Schäden verursachen!
Diese Ausführungen sind nicht zum Erlernen der Übungen gedacht, sondern dienen als Erinnerungsstütze
für Menschen, die diese Übungen bereits erlernt haben und sollen ferner schlicht das theorethisches Wissen
über Ausführung, Varianten und Wirkungen, etc. vermitteln.


Siehe auch


Literatur

Weblinks

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