Jnana Yoga: Unterschied zwischen den Versionen

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[http://www.yoga-vidya.de/Yoga--Artikel/dreikorper_hullen.html Jnana Yoga und Vedanta]
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*[http://yoga-christ.de/index.php/Jnana-Yoga Yoga-christ.de]
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[[Kategorie:Yoga]]
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Version vom 14. August 2012, 17:08 Uhr

Jnana Yoga (Sanskrit: ज्ञानयोग jñānayoga m.) ist der Weg der Erkenntnis, oder auch der "Yoga des Wissens". Jnana Yoga stellt die Frage: „Wer bin ich?" Die Grundlage für Jnana Yoga ist Vedanta. Jnana Yoga ist allerdings nicht einfach intellektuelles Philosophieren. Es ist ein Prozess, der sich in 4 Stufen vollzieht.

Die vier Schritte im Jnana Yoga

Shravana: Hören

Der erste Schritt ist Shravana, das Hören der Weisheit, vorzugsweise aus dem Mund eines Selbstverwirklichten.

Manana: Nachdenken

Der zweite Schritt ist Manana, eigenes Nachdenken bzw. Kontemplation über das Gehörte. Die meisten Jnana Yoga Schriften sind als Zwiegespräch zwischen Meister und zweifelndem Schüler geschrieben.

Nididhyasana: Meditieren

Der dritte Schritt ist Nididhyasana, die Meditation, die über das Intellektuelle hinausgeht und den Zugang zum intuitiven Begreifen öffnet. Eine Umsetzung in die Praxis des täglichen Lebens ist auf dieser Stufe parallel zur Meditation notwendig.

Anubhava: Verwirklichen

Im vierten und letzten Schritt erfolgt Anubhava, die volle Verwirklichung. Hier werden alle Antworten voll beantwortet und der Jnana Yogi erkennt die Wahrheit, oder besser, sein eigens Selbst.

Swami Sivananda über Jnana Yoga

Der indische Yoga Meister Swami Sivananda schrieb über Jnana Yoga:

Jnana Yoga - der Pfad spiritueller Einsicht

Jnana Yoga ist der Pfad des Wissens. Moksha wird durch Wissen über Brahman erreicht. Befreiung wird durch Erkenntnis der Einheit der individuellen Seele mit der höchsten Seele oder Brahman erlangt. Der Grund für Verhaftung und Leiden ist Avidya oder Unwissenheit. Der kleine Jiva glaubt törichterweise, aufgrund seiner Unwissenheit, dass er von Brahman getrennt ist. Avidya agiert als ein Schleier oder eine Sichtblende und hält den Jiva davon ab, seine wahre göttliche Natur zu erkennen. Das Wissen von Brahman oder Brahma Jnana hebt diesen Schleier und lässt den Jiva in seinem eigenen Sat-Chit-Ananda Svarupa (Essentielle Natur als absolute Existenz-Bewusstsein-Wonne) ruhen.

Spirituelle Einsicht und intellektuelles Wissen

Der Jnana Yogi erkennt, dass Brahman das Leben seines Lebens ist, die Seele seiner Seele. Er fühlt und weiß, dass Gott sein eigenes Selbst ist. Er erkennt, dass er Eins mit dem Ewigen ist, durch spirituelle Einsicht oder Intuition, Aparoksha Anubhuti oder göttliche Wahrnehmung, jedoch nicht durch bloßes Studium der Bücher oder Dogmen oder Theorien. Religion ist für ihn nun Erkenntnis. Sie ist keine Theorie mehr. Er versinkt tief in den Windungesn seines Herzens, durch stetige und tiefe Meditation—Nididhyasana—und erhält die wunderbare Perle des Atman, ein wundervoller Schatz, viel wertvoller als aller Reichtum der Erde.

Jnana ist nicht bloß intellektuelles Wissen. Es ist nicht nur hören oder anerkennen. Es ist nicht bloße intellektuelle Zustimmung. Es ist direkte Erkenntnis der Einheit oder Einigkeit mit dem Höchsten Sein. Es ist Para Vidya. Intellektuelle Überzeugung allein führt dich nicht zu Brahma-Jnana (Wissen über das Absolute).

Hilfsmittel und Studien im Jnana Yoga

Der Student des Jnana Yoga rüstet sich zuerst mit vier Hilfsmitteln aus, nämlich Unterscheidungskraft (Viveka), Leidenschaftslosigkeit (Vairagya), die sechs edlen Tugenden (Shatsampat)—nämlich Ruhe des Geistes (Sama), Sinneskontrolle (Dama), Überdruss oder Abkehr (Uparati), Duldungskraft (Titiksha), festes Vertrauen (Shraddha) und vollkommene Konzentration (Samadhana)—und die starke Sehnsucht nach Befreiung (Mumukshutva). Dann hört er die Schriften, während er zu den Lotusfüßen eines Gurus sitzt, der nicht nur ein Gelehrter der heiligen Schriften ist (Shrotriya), sondern einer der selbst mit Brahman vertraut ist (Brahma Nishtha). Danach praktiziert der Student Reflektion, die alle Zweifel komplett zerstreut. Dann praktiziert er tiefe Meditation über Brahman und erreicht Brahma Sakshatkara. Er wird ein Jivanmukta oder ein befreiter Weiser. Er ist erlöst, obwohl er noch in diesem Körper ist.

Es gibt sieben Stadien von Jnana oder Wissen: nämlich Sehnsucht nach Wahrheit (Subhechha), rechtes Befragen (Vicharana), Ausdünnen des Geistes (Tanumanasa), Erlangen der Reinheit (Sattvapatti), durch nichts berührt sein (Asamshakti), Brahman in allem sehen (Padarthabhavana) und immerwährender Samadhi (Turiya).

Das Gleichnis der beiden Vögel

Auf einem Baum leben zwei Vögel. Einer sitzt oben in der Krone und der andere in den unteren Ästen. Der Vogel, der oben sitzt, ist wunderbar gelassen, ruhig und stets majestätisch. Er ist immer glückselig. Der andere Vogel, der weiter unten sitzt, isst abwechselnd die süßen und die bitteren Früchte. Manchmal tanzt er vor Vergnügen. Manchmal geht es ihm schlecht. Er ist erst glücklich und weint dann nach einer Weile. Manchmal probiert er eine extreme bittere Frucht und ekelt sich. Er schaut nach oben und sieht den anderen wunderbaren Vogel mit goldenem Gefieder, der stets glückselig ist. Er wünscht sich, auch so zu werden, wie der Vogel mit dem goldenen Gefieder, aber bald vergisst er alles wieder. Wieder beginnt er die süßen und bitteren Früchte zu essen. Er isst eine weitere, ganz besonders bittere Frucht und fühlt sich schrecklich. Wieder versucht er wie der obere Vogel zu werden. Nach und nach hört er auf von den Früchten zu essen, und wird gelassen und glückselig wie der obere Vogel. Der obere Vogel ist Gott oder Brahman. Der niedrige Vogel ist Jiva oder die individuelle Seele, die die Früchte ihres Karmas erntet, nämlich Freude und Schmerz. Er erhält Hiebe und Schläge in der Schlacht des Lebens. Er steigt auf und fällt wieder herunter, wenn die Sinne ihn herabziehen. Nach und nach entwickelt er Vairagya (Leidenschaftslosigkeit) und Unterscheidungskraft, lenkt seinen Geist in Richtung Gott, praktiziert Meditation, erreicht Selbsterkenntnis und genießt die ewige Wonne von Brahman.

Copyright dieses Artikels von Swami Sivananda bei der Divine Life Society


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