Bhava

Aus Yogawiki

Bhava (Sanskrit: भाव bhāva m. ) das Werden, Entstehen, Übergehen; Dasein, Existenz, Vorhandensein; das Bestehen; das Benehmen, Betragen; Zustand, Lage, Verhältnis; Gemütszustand, Gemütsregeung, Affekt, Gefühl, Emotion; Gesinnung, Meinung, Denkart; Seinszustand, Seinsebene, Seinskraft; Voraussetzung, Vermutung; der Sinn einer Rede; das Gefühl der Liebe, Zuneigung; der Sitz der Gefühle, Herz, Gemüt; das Seiende, Ding; Wesen, Geschöpf. (1) Eine vedische Gottheit, die inbzug auf Sharva, den Zerstörer, erwähnt wird. (2) Ein Name von Rudra oder Shiva oder von einer Erscheinungsform dieses Gottes.

Radha und Krishna, Beispiel für Madhurya Bhava

Bhava ist die Einstellung, die der Aspirant zu Gott haben oder entwickeln kann. Dies ist ein Begriff aus dem Bhakti Yoga. Es werden mehrere Arten von Bhava unterschieden:

  • Dasya Bhava - Die Einstellung eines Dieners gegenüber seinem Herrn oder eines Kindes zu seinen Eltern.
  • Vatsalya Bhava - Die Einstellung von Eltern gegenüber ihrem Kind.
  • Madhurya Bhava - Die Einstellung der liebenden Ehefrau gegenüber ihrem Ehemann.
  • Sakhya Bhava - Die Einstellung von Freunden untereinander.
  • Shanta Bhava - Eine friedliche Atmosphäre, in der man die Nähe von Gott spürt, ohne eine Beziehung zu ihm aufgebaut zu haben.

Bhavas im Bhakti Yoga

Das Bhakti Yoga oder Yoga der Hingabe ist sehr viel leichter als Jnana Yoga oder philosophische Meditationen. Der Anhänger des Bhakti Yoga baut eine nahe und innige Verbindung zu Gott auf. Entsprechend seinem Temperament, seinem Geschmack und seinen Fähigkeiten entwickelt er nach und nach eine der sechs Bhavas.

Es werden sechs Arten der Einstellung bzw. des Gefühls des Verehrers Gott gegenüber unterschieden:

  1. Shanta Bhava
  2. Dasya Bhava
  3. Sakhya Bhava
  4. Vatsalya Bhava
  5. Kanta Bhava
  6. Madhurya Bhava

Die Bhavas unterscheiden sich in der Art und Intensität des Gefühls und werden nach dem Grad ihrer Intensität geordnet.

  • Im Dasya Bhava verhält sich der Anhänger wie ein Diener. Sein Herr ist der Meister.Hanuman ist der ideale Diener Gottes.
  • Beim Sakhya Bhava gibt es eine Art von Ebenbürtigkeit. Arjuna und Kuchela sind Vertreter dieses Bhava.
  • Beim Vatsalya Bhava sieht der Anhänger Gott als sein Kind an. Yasoda hatte diese Bhava Shri Krishna gegenüber und Kausalya gegenüber Shri Rama.
  • Die Liebe der Ehefrau zu ihrem Ehemann findet sich im Kanta Bhava wie bei Sita und Rukmini.
  • Der Höhepunkt wird im Madhurya Bhava erreicht. Liebender und Geliebter werden durch die Intensität der Liebe eins. Radha und Mira stehen für diese Form der Liebe.

Dieses letzte Bhava wird als höchstes Bhava im Bhakti angesehen: Es ist ein Verschmelzen mit oder Versinken in Gott. Der Anhänger betet Gott an, ständig gedenkt er Seiner. Er singt Seinen Namen (Kirtana). Er spricht von Seiner Herrlichkeit. Er wiederholt Seinen Namen. Er singt Sein Mantra. Er betet und verneigt sich. Er hört vom Göttlichen Spiel (Lila). Er gibt sich vollkommen, bereitwillig und bedingungslos hin, erlangt Seine Gnade, hält Einkehr und versinkt letztlich ganz in Ihm.

Die innigste Beziehung zwischen dem Verehrer und Gott besteht im Madhurya Bhava. Es gibt keine n im Kanta und Madhurya Bhava. Nicht ein Hauch von Sinnlichkeit findet sich in ihnen. Leidenschaftliche Menschen können diese beiden Bhavas nicht verstehen, da ihr Geist von Leidenschaft und niederem sexuellen Begehren durchdrungen ist. Auch sufistische Heilige haben diese Bhava von Liebendem und Geliebtem, Madhurya Bhava. Die von Jaya Deva verfasste Gita Govinda ist voll von Madhurya Rasa (Ekstase). Die Sprache der Liebe, die der Mystiker hier benutzt, kann von weltlichen Menschen nicht erfasst werden. Nur Gopis, Radha, Mira, Tukaram, Narada, Hafiz und ähnliche große Verehrer Gottes können diese Sprache verstehen.

Sukadev über Bhava

Die Liebe von Mutter und Tochter, von Elisabeth Louise Vigée-Lebrun, 1789

Bhava heißt Gefühl, Bhava heißt auch Zustand. Im Yoga ist dabei der Ausdruck "Bhava" als Gefühl besonders wichtig. Bhava – da steckt ja auch Bhakti dahinter, dieses "Bha" und es ist auch ein ähnlicher Klang wie Bhati – Strahlen, Leuchten. Mit Gefühlen strahlst und leuchtest du. Bhava allein kann auch schon "mit Gefühl" heißen. Es wird gesagt, wenn du Japa übst, wenn du also ein Mantra wiederholst, dann wiederhole es mit Bhava, mit Gefühl. Wenn du Kirtan übst, also Mantras singst, dann mache dieses mit Bhava, mit Gefühl, vom Herzen her. So ist Bhava an sich schon etwas Positives. Bhava allein heißt auch "leuchtendes Gefühl", heißt auch "Liebe", heißt auch "Licht".

Aber Bhava sind auch die verschiedenen anderen Gefühle. Bhava spielt auch im Bhakti Yoga eine Rolle. Zum einen allgemein als Gefühl. Wenn du etwas im Yoga machst, mache es mit Gefühl, mache es mit Herzen. Wenn du jemand anderem einen Gefallen tust, mache es mit Bhava, mache es mit Gefühl, mache es mit Liebe. Wenn du jemand etwas Gutes tun willst, mache es mit Bhava. Auch wenn du mit einem Menschen sprichst, wenn du mit ihm kommunizierst, kommuniziere mit Bhava, bringe dein Herz hinein, fühle und spüre den anderen Menschen. Wenn du auf andere zugehst, mache es mit Bhava. Wenn du spazieren gehst, bringe dort dein Bhava, dein Gefühl mit hinein. Schaue einen Baum an mit Bhava. Wenn du so den ganzen Tag dein Gefühl mit positiver Liebe, mit Hingabe, mit Bhakti füllst, dann wird der Tag schön. Und je häufiger du dieses positive spirituelle Bhava in dir erzeugst, umso seltener kommen andere Gefühle an die Oberfläche. Im Bhakti Yoga gibt es aber auch einen Ausdruck, der heißt Pancha-Bhavas, die fünf Haupt-Gefühle.

Fünf Arten von Liebe, die du zu Gott haben kannst. Verschiedene Menschen haben unterschiedliche Beziehungen zu Gott. Die fünf Bhavas, die fünf Gefühle, sind zunächst mal Shanta Bhava. Shanti heißt Frieden. Shanta Bhava ist eine friedvolle Liebe zu Gott, ist das Wahrnehmen von Gott überall, eine ruhige, gleichmäßige Liebe, Shanta Bhava. Dann gibst es Dasya Bhava. Dasya Bhava heißt, das Gefühl eines Dieners, ist die Liebe zu Gott als Diener: "Gott ist mein Meister. Gott, dein Wille geschehe, bitte zeige mir, was du willst. Lasse mich dir mit Bhava, mit Liebe, mit Hingabe dienen." Das ist Dasya Bhava. Als drittes gibt es Sakhya Bhava. Sakhya Bhava ist das Gefühl, die Liebe eines Freundes. Du kannst Gott als deinen Freund ansehen, als deine Freundin. Du kannst Gott dein Herz offenbaren, du kannst zu Gott sprechen, du kannst sogar mit Gott schimpfen, du kannst Gott um Rat bitten.

Sakhya heißt, du bist näher zu Gott. Dann gibt es Vatsalya Bhava. Vatsalya Bhava ist die Liebe zwischen Eltern und Kind. Vatsalya Bhava heißt, du siehst Gott als deinen Vater an, als deine Mutter an oder als dein Kind an. Die Liebe zwischen Eltern und Kind ist eine unbedingte Liebe, die Eltern lieben das Kind, das Kind liebt die Eltern, mindestens ist das idealtypisch so. In jedem Fall, bei Gott ist es so. Du kannst dich in Gott geborgen fühlen, Gott kümmert sich wie ein Vater um dich, Gott kümmert sich wie eine Mutter um dich. Und Gott öffnet dein Herz, ähnlich wie ein kleines Kind, Vatsalya Bhava. Fünfte der Bhavas ist Madhurya Bhava, das ist die süße, die liebliche Liebe, ist die Liebe zu Gott wie zu einem Geliebten, ist eine leidenschaftliche Liebe zu Gott. Du willst Gott spüren, du willst seine Gegenwart spüren, du willst dich in Gott geborgen fühlen, so als ob die Liebe Gottes dich umarmt und ganz mit dir verbunden ist. So sind das die fünf Bhavas. Was auch heißt, wenn du mit irgendjemandem zu tun hast, dann habe mit ihm zu tun mit Bhava. Tue das, was du tust, mit Bhava. Verehre Gott mit Bhava und dabei kannst du unterschiedliche Gefühle haben. Aber Bhava, das Gefühl der Liebe, ist das, was das Leben schön und freudevoll macht und was dir hilft, mit Gott zu verschmelzen.

Siehe auch

Literatur

  • Das Yoga-Lexikon von Wilfried Huchzermeyer, ISBN 978-3-931172-28-2, Edition Sawitri.
  • Spirituelles Wörterbuch Sanskrit-Deutschvon Martin Mittwede, ISBN 978-3-932957-02-4, Sathya Sai Vereinigung e.V.
  • Dowson, John: A Classical Dictionary of Hindu Mythology and Religion – Geography, History and Religion; D.K.Printworld Ltd., New Delhi, India, 2005

Weblinks

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