Rücken: Unterschied zwischen den Versionen

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:*Stressbedingte [[Kopfschmerzen]] und [[Migräne]]
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==Wissenschaftliche Studien zu Yoga 2000 - 2011==
* '''Regelmäßiges Üben von Yoga lindert chronische Rückenschmerzen''', American National Institute of Health 2005
* Yoga reduziert '''Stress''' und dessen Begleiterscheinungen, dies ergab eine Studie am Klinikum Essen-Mitte des Berliner Mediziners Andreas Michalsen. „Bei Yogaübenden, die Iyengar-Yoga praktizierten, registrierten die Mediziner „signifikante Effekte für die Dimension '''Angst''', '''Ärger''' und '''Depressivität'''“. Schmerzen in Schulter, Halswirbelsäule sowie im Rücken seien deutlich zurückgegangen.“ FOCUS Online
* Regelmäßiges Üben lindert chronische '''Rückenschmerzen'''; zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der University of Washington in Seattle. Die chronisch Patienten, die seit mindestens einem Jahr über andauernde Schmerzen klagten, praktizierten einmal in der Woche Vini-Yoga, einen eher sanften Stil. Nach etwa einem halben Jahr konnten fast 80 Prozent der Kranken auf Schmerzmittel verzichten, berichtert Focus online.  Veröffentlichung dieser Studie in den Annals of Internal Medicine 2005, 143, S.849-956 (www.annas.org). Die AutorInnen der Studie sind Sherman, Cherkin, Erro, Miglioretti und Deyo.
* Übereinstimmend dazu kam die Humboldt-Universität in Berlin in "Effektivität von Hatha-Yoga bei '''Kreuzschmerzen''' und Hypertonie" zu dem Schluss: "Es ergab sich eine signifikante Verringerung der Schmerzintensität und Schmerzdauer bereits nach vierwöchiger Yogapraxis". Moving-moments.eu


===Ayurveda===
===Ayurveda===

Version vom 29. Juni 2013, 16:09 Uhr

Rücken.jpg

Der Rücken (vom Altindischen krúñcati, was soviel wie "gekrümmt" bedeutet) ist in der Anatomie von Wirbeltieren und Menschen die Rückseite des Rumpfes.

Der Rücken macht heute vielen Menschen zu schaffen, einmal durch den Bewegungsmangel aufgrund der meist sitzenden Arbeitstätigkeit, zum anderen, weil er ursprünglich nicht für den aufrechten Gang gedacht war, sondern für die Fortbewegung auf vier Beinen. Daher sitzen am Bauch feste Bänder, die das Herausrutschen von Bandscheiben verhindern, nicht jedoch am Rücken. Sanfte Therapien wie Yoga und Ayurveda können bei Rückenleiden wirksam Abhilfe schaffen, und das auch noch ohne Nebenwirkungen.

Nachfolgend soll zumächst einmal der Aufbau des Rückens erläutert werden, dann die Ursachen für Rückenbeschwerden und schließlich die verschiedenen Therapieansätze.

Skelett des Rückens

Die Hauptstützfunktion hat die zentral verlaufende Wirbelsäule, die beim Menschen aus sieben Halswirbeln, zwölf Brustwirbeln, fünf Lendenwirbeln, fünf miteinander verwachsenen Kreuzbeinwirbeln und dem Steißbein, ebenfalls aus vier bis fünf miteinander verwachsenen Wirbeln, besteht. Die Dornfortsätze der Wirbel sind im Rücken meist gut zu sehen. Abgesehen von den ersten Halswirbeln, dem Kreuzbein und dem Steißbein sind alle Wirbel voneinander durch eine Bandscheibe getrennt.

Damit die Wirbelsäule wie eine Feder als "Stoßdämpfer" fungieren kann, ist sie doppelt s-förmig gekrümmt, d.h. es gibt im Hals- und Lendenbereich zwei konvexe Krümmungen nach vorn, die als Lordose bezeichnet werden (Hals- und Lendenlordose), und zwei konkave Krümmungen im Bereich der Brust und des Sacrums (Brust- und Sakralkyphose). Diese Krümmungen sind natürlich und stellen kein Krankheitsbild dar wie die Hyperlordose ("Hohlkreuz") und die Hyperkyphose ("Rundrücken").

Rücken-Muskeln.jpg

Zum Rücken gehören auch die Schulterblätter des Schultergürtels und die Hinterseite der Rippen, deren Zahl der der Brustwirbel entspricht.

Rückenmuskulatur

Bei der Rückenmuskulatur unterscheidet man die autochtone (ortsständige = die sich dort befindet, wo sie beim erwachsenen Menschen sitzt) und die allochtone (eingewanderte) Rückenmuskulatur.

Die autochtone Muskulatur, die beiderseits der WS vom Becken bis zum Kopf verläuft, besteht aus dem Rückenstrecker (M. erector spinae), dessen medialer Trakt die Aufrichtung der Wirbelsäule (Halte- und Stützfunktion) übernimmt und der außerdem Drehbewegungen im Hals ermöglicht. Der mediale Trakt verbindet Querfortsätze von Wirbelkörpern mit Querfortsätzen und mit Dornfortsätzen und außerdem Dornfortsätze mit Dornfortsätzen. Der laterale Trakt wird bei Bewegungen der WS aktiv, bei seitlichem Neigen und der Aufrichtung aus der Neigung, beim Aufrichten aus der Vorbeuge, bei Drehungen der WS und des Kopfes und Bewegungen des Kopfes nach hinten.

Zur eingewanderten Rückenmuskulatur gehören die Muskeln des Schultergürtels, d.h. der Trapezmuskel (M. trapezius), der wie eine Kapuze auf dem oberen Rücken liegt, der große und kleine rautenförmige Muskel (M. rhomboideus major und minor), der Schulterblattheber (M. levator scapulae) und der breite Rückenmuskel (M. latissismus dorsi). Die eingewanderte Rückenmuskulatur überdeckt den Rückenstrecker fast vollständig.

Der Trapezmuskel setzt am Schlüsselbein, an der Schulterhöhe und der Schultergräte an und ist einer der Hauptmuskeln für die Bewegung des Schulterblatts.

Der breite Rückenmuskel nimmt etwa zwei Drittel der oberflächlichen Rückenmuskulatur ein; er verläuft von den Dornfortsätzen und dem Beckenkamm bis zur Innenseite der beiden Oberarme, wobei er sich stark drehen muss. Durch diese Drehung wird die Rotationkraft des Muskels verstärkt, der vor allem für das Heranziehen der Arme an den Körper (Adduktion), das Nachhintenführen der Arme (Retroversion) und die Innenrotation verantwortlich ist. Bei Fixierung der Arme am Körper sorgt er für die Weitung des Brustkorbs.

Ursachen von Rückenbeschwerden

Wenn der Rücken bei jeder Bewegung schmerzt, sollte man etwas unternehmen - Rückenschmerzen müssen kein Schicksal sein

Bei Rückenschmerzen wird, je nach Dauer, zwischen akuten (etwa 6 Wochen), subakuten (6-12 Wochen) und chronischen Schmerzen (6 Monate und mehr) unterschieden.

Akute, starke Schmerzen können auf Erkrankungen wie Bandscheibenvorfall, degenerative Erkrankungen der WS, Ischiasschäden, Wirbel- oder Rippenbrüche, spinale Stenosen (Verengung des Spinalkanals), Gleitwirbel etc. zurückzuführen sein, aber auch auf andere Erkrankungen wie Borreliose, Lungenembolie, Herzinfarkt, Nierenbeckenentzündungen, Frauenleiden, entzündliche Krankheiten des Skeletts und der inneren Organe, Tumore usw. hindeuten.

Tatsächlich sind jedoch Rückenschmerzen oft "hausgemacht" durch eine falsche Lebensweise mit vorwiegend sitzender Tätigkeit, einseitige Belastung und unergonomische Fehlhaltungen bei der Arbeit, falsche Techniken beim Heben schwerer Lasten, der WS nicht angepasste Betten und Matratzen, falsche Ernährungsgewohnheiten, die zu Übergewicht und einer Überlastung des Skeletts führen, vor allem aber durch mangelnde Bewegung und folglich unterentwickelte Muskulatur und Stress.

Meist liegt den Schmerzen eine Kombination dieser Faktoren zugrunde, wobei der Stress eine besonders große Rolle spielt. Die Rückenmuskulatur verkrampft sich bei Arbeitsstress (Zeitdruck, Leistungsdenken, keine Pausen) und insbesondere bei emotionalem Stress (Trauer, Trennungsschmerz, Streit, Mobbing) mindestens ebenso sehr wie beim Heben schwerer Lasten.

Auf diesen psychosomatischen Zusammenhang deuten zahlreiche Redensarten hin (sein Kreuz tragen, jeder hat sein Päckchen zu tragen, früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will etc.).

Daher sind Bewegung, Muskelaufbau und Entspannung bei vielen Rückenbeschwerden das A und O, zumal bei dem Wunsch, Schmerz zu vermeiden, zusätzliche Fehlhaltungen und Verspannungen entstehen.

Mittlerweile beginnen auch Arbeitgeber einzusehen, dass Dauerstress den Unternehmen durch den krankheitsbedingten Ausfall der betroffenen Mitarbeiter große Kosten verursacht, und bieten Entspannungs- und Yogakurse, häufig sogar in den Firmenräumen, für Mitarbeiter kostenlos an. Das hat überdies den angenehmen Nebeneffekt eines "Teambuilding Events".

Therapeutische Ansätze

Hatha Yoga, Entspannung, Meditation

Für die Behandlung der Krankheiten, die durch Haltungsschäden, falsche Ernährung und Stress bedingt sind, ist Yoga ideal.

Die zu schwache Rückenmuskulatur, die meist bei Patienten mit Bandscheibenvorfall gegeben ist, kann nach Abklingen der akuten Phase gezielt aufgebaut werden.

Der Patient entwickelt bei regelmäßiger Ausführung von Yogaübungen Körpergefühl, d.h. er lernt seinen Körper und dessen Reaktionen zu beobachten und kann sich so Fehlhaltungen bewusst machen.

Dieses Bewusstsein wird im Allgemeinen auch zu einem veränderten Essverhalten führen; der Patient wird seine Ernährung im Idealfall auf vegetarische, vielleicht sogar vegane, Nahrung umstellen und dadurch automatisch an Gewicht verlieren, was sich wiederum positiv auf die Belastung des Skeletts auswirken wird.

Muskulatur, Bänder und Sehnen werden gedehnt, wodurch Verspannungen gelöst werden können; außerdem bleibt der Yogaübende hiedurch beweglich bis ins hohe Alter.

Schließlich sorgen Techniken wie die progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Tiefenentspannung, Yoga Nidra, Meditation und autogenes Training dafür, dass Stresshormone abgebaut werden und sich auch auf diese Weise Spannungen lösen können. Während der Entspannungsphasen werden Glückshormone ausgeschüttet und das Immunsystem wird gestärkt. Bei längeren Entspannungstechniken wie Yoga Nidra und bei der Meditation können auch tiefer im Unterbewusstsein verborgene Konflikte an die Oberfläche kommen und aufgelöst werden.

Durch die Stärkung des Immunsystems können auch Rückenschmerzen, die durch entzündliche oder andere Erkrankungen ausgelöst werden, positiv beeinflusst werden.

Die generelle Stärkung der Muskulatur, nicht nur des Rückens, und das neue Körpergefühl tragen auch zum Selbstbewusstsein des Patienten bei, der dann, wenn er seine Belastbarkeitsgrenzen erkannt hat, vielleicht auch einmal den Mut aufbringt, im Privatleben oder Beruf einmal "Nein" zu sagen.

Pranayama

Zum Hatha Yoga gehören auch die verschiedenen Arten von Pranayama, die yogischen Atemtechniken.

Die Grundatmung ist die Bauchatmung, die man ständig praktizieren sollte. Es ist die natürliche Atmung, die auch Stress abbaut - jeder Säugling atmet automatisch in den Bauch und auch im Schlaf praktizieren wie die Bauchatmung - doch im oft hektischen Berufsalltag haben sich viele Menschen eine flache Brustatmung angewöhnt.

Bei der yogischen Vollatmung beginnt man ebenfalls in den Bauch zu atmen, atmet jedoch weiter über die Brust bis zu den Schlüsselbeinen, so dass auch die Lungenspitzen mit Luft gefüllt werden, und atmet in der umgekehrten Reihenfolge vollständig wieder aus. Diese Übung versorgt den Körper mit frischem Sauerstoff und Prana und wirkt auch gegen Gefühle der Beklemmung oder Enge in der Brust. Der Brustkorb wird weit gedehnt.

Kapalabhati ist eine energetische Atemübung, die den Körper mit Prana auflädt und so der Erschöpfung und Depression entgegen wirkt und daher ebenfalls Spannungen abbaut. Die Konzentration wird gestärkt, Kopfschmerzen sind oft wie weggeblasen.

Schließlich sorgt die Wechselatmung (Anuloma Viloma, Nadi Shodana) für die Reinigung der Nadis (Energiebahnen) und kann so energetische Blockaden beseitigen. Die Wechselatmung gleicht die Gehirnhälften aus und beruhigt den Geist. So dient sie auch der Vorbereitung für die Meditation, bei der wiederum, ebenso wie bei der oben erwähnten Tiefenentspannung, Stresshormone abgebaut und Glückshormone ausgeschüttet werden. Als angenehmer Nebeneffekt ist sie auch sehr wirkungsvoll bei Allergien (Heuschnupfen und Asthma).

Dies sind nur einige der bekanntesten Pranayama-Techniken; es gibt zahlreiche andere, die ebenso wirkungsvoll sind; wichtig ist nur, dass der Übende mit diesen Techniken nicht allein, sondern unter Anleitung eines Lehrers beginnt, da Fehler unangenehme Folgen haben können.

Yogatherapie und psychologische Yogatherapie

Yogatherapie-Einzelbehandlung

Bei der Yogatherapie kann dem Patienten mit Rückenbeschwerden ein ganzheitliches, auf seine spezielle Erkrankung zugeschnittenes Programm zusammengestellt werden. Yogatherapie eignet sich zur Rehabilitation ebenso wie für die Behandlung konstitutioneller Schwächen und ist, auf den Rücken und den Bewegungsapparat bezogen, besonders für die folgenden Bereiche geeignet:

Einzelgespräch mit dem Therapeuten

Die psychologische Yogatherapie setzt das Verständnis des menschliches Gemütes vom Standpunkt der Einheit "Yoga" voraus: Grundlage ist die Vorstellung, dass im Tiefsten der Mensch in der Einheit ruht - dass alles aus der Einheit kommt und zurück zur Einheit geht. Dieses Verständnis ist zugleich liebevoll und entspannend und fordert uns auf, zum Ursprung zurück zu kehren.

Die psychologische Yogatherapie stellt Methoden zur Verfügung, um sich und andere besser zu verstehen und mit sich selbst und anderen besser zurecht zu kommen. Sie soll ermöglichen, die Kräfte des Geistes zu nutzen, um seine Aufgaben im Leben erfüllen zu können. Die Anwendungsbereiche sind u.a.:

Wissenschaftliche Studien zu Yoga 2000 - 2011

  • Regelmäßiges Üben von Yoga lindert chronische Rückenschmerzen, American National Institute of Health 2005
  • Yoga reduziert Stress und dessen Begleiterscheinungen, dies ergab eine Studie am Klinikum Essen-Mitte des Berliner Mediziners Andreas Michalsen. „Bei Yogaübenden, die Iyengar-Yoga praktizierten, registrierten die Mediziner „signifikante Effekte für die Dimension Angst, Ärger und Depressivität“. Schmerzen in Schulter, Halswirbelsäule sowie im Rücken seien deutlich zurückgegangen.“ FOCUS Online
  • Regelmäßiges Üben lindert chronische Rückenschmerzen; zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der University of Washington in Seattle. Die chronisch Patienten, die seit mindestens einem Jahr über andauernde Schmerzen klagten, praktizierten einmal in der Woche Vini-Yoga, einen eher sanften Stil. Nach etwa einem halben Jahr konnten fast 80 Prozent der Kranken auf Schmerzmittel verzichten, berichtert Focus online. Veröffentlichung dieser Studie in den Annals of Internal Medicine 2005, 143, S.849-956 (www.annas.org). Die AutorInnen der Studie sind Sherman, Cherkin, Erro, Miglioretti und Deyo.
  • Übereinstimmend dazu kam die Humboldt-Universität in Berlin in "Effektivität von Hatha-Yoga bei Kreuzschmerzen und Hypertonie" zu dem Schluss: "Es ergab sich eine signifikante Verringerung der Schmerzintensität und Schmerzdauer bereits nach vierwöchiger Yogapraxis". Moving-moments.eu

Ayurveda

Ayurveda ist, wörtlich übersetzt, das Wissen vom Leben und ist ebenfalls ein ganzheitlich orientiertes Gesundheitssystem. Es dient der Prävention von Krankheiten und der persönlichen Hygiene und versteht sich als Lebensphilosophie. Gesundheit wird definiert als Gleichgewicht aller Bausteine des Organismus, wobei man im Ayurveda davon ausgeht, dass Mensch und Natur aus den gleichen Bausteinen bestehen, und ein Zuviel oder Zuwenig dieser Bausteine zu einem Ungleichgewicht und dieses Ungleichgewicht auf Dauer zu Krankheit führt.

Im Ayurveda werden viele Gewürze und Heilkräuter verwendet

Ähnlich wie bei der altgriechischen Theorie der Säfte werden drei Konstitutionstypen, die Doshas, unterschieden - Vata (Luft), Pitta (Galle) und Kapha (Schleim) - und bei jedem Menschen ist von Geburt an ein bestimmtes, individuelles Verhältnis der Verteilung dieser drei Doshas gegeben, das seiner Prakriti oder Urnatur entspricht. Im Lauf seines Lebens kann sich die aktuelle Verteilung der Doshas verschieben; diesen momentanen Zustand nennt man Vikriti. Krankheit kann entstehen, wenn sich die Vikriti zu weit von der Prakriti entfernt hat.

Der Mensch ist gesund, wenn seine Doshas, die Bildung der Gewebe (Dhatus) und sein Verdauungsfeuer (Agni) korrekt funktionieren und Krankheit verursachende Schlacken (Ama) und Giftstoffe ausgeschieden werden können. Der Mensch fühlt sich rundherum wohl, Sinne Geist und Seele klar sind.

Bei einem Patienten mit Rückenschmerzen wäre daher zunächst einmal zu bestimmen, wie Prakriti und Vikriti des Patienten aussehen, und zwar durch Beurteilung des Aussehens des Patienten, durch die Schilderung der genauen Art der Beschwerden, durch Befragung und Puls- und Zungendiagnose und ggf. weitere Diagnoseschritte.

Wichtig ist hier auch die Kenntnis des genauen Tagesablaufs des Patienten, da hier oft eine völlig falsche, nicht typgerechte Ernährung und Lebensweise vorliegen. Oft kann hier die individuelle Beratung und der Hinweis auf den ayurvedischen Tagesablauf - Ayurveda Dinacharya - und eine typgerechte Ernährung schon Abhilfe schaffen.

Die Ursache der Rückenbeschwerden kann durch unterschiedlichste Verfahren behandelt werden.

Liegt eine Energieblockade vor, so kann der Patient mit einer Massage der Energiebahnen (Nadis, ähnlich den Meridianen in der TCM), eine sogenannte Nadimassage, behandelt werden.

Rückenschmerzen können auch auf Verstopfung zurückzuführen sein, die zu Vergiftungserscheinungen führen und die durch Gabe entsprechender Kräuter in Pulverform schnell beseitigt werden kann. Dieses Gefühl der Erleichterung, einmal "alles loszulassen", wirkt sich auch auf die Psyche aus.

Besonders hilfreich sind jedoch die großen ayurvedischen Therapieformen, allen voran Abhyanga.

Besonders wohltuend für den Rücken: Ayurvedische Ölmassagen

Abhyanga

Sehr wohltuend für Menschen mit Rückenbeschwerden sind ayurvedische Ölmassagen (Abhyanga), insbesondere auch bei Menschen mit Vata-Störungen und extremen Vata-Zuständen, die ohnehin häufig an trockener Haut und Problemen mit dem Skelett leiden. Durch die Massagen lösen sich Verspannungen, die Gewebe weren genährt und auch der bei Vata-Typen oft unruhige Geist kann entspannen. Vor Verabreichung dieser Ölmassagen ist jedoch sicher zu stellen, dass der Patient keine Verdauungsstörungen (insbesondere keine Verstopfung) hat, da bei der Massage Gifte gelöst werden, die in den Verdauungstrakt wandern und dort zügig ausgeschieden werden sollen.

Diese Ölmassagen können sogar bei Osteoporosezuständen eine starke Besserung herbeiführen. So berichtet der schweizerische Ayurveda-Spezialist Hans Heinrich Rhyner in seinem unbedingt lesenswerten Buch "Das neue Ayurveda Praxis-Handbuch" von einer 80-jährigen Patientin, die an starker Osteoporose litt und nach der ersten Ölmassage zum ersten Mal seit Jahren ohne Krücken in die Stadt ging, um einzukaufen. Er weist ausdrücklich darauf hin, dass diese signifikante Besserung kein Einzelfall ist.

Es ist auch Rhyner, der betont, wie wichtig im Zusammenhang mit Osteoporose bei Frauen Schwangerschaftspausen sind. Nach der ayurvedischen Gewebelehre gibt es sieben Gewebe, die aufeinander aufbauen. Bei den ersten fünf Geweben handelt es sich um Plasma, Blut, Muskel, Fettgewebe und Knochen. Während der Schwangerschaft wird ein Teil der Nahrung der Mutter zum Aufbau des Gewebes des Kindes verbraucht. Die Mutter braucht also nach der Schwangerschaft eine Regenerationspause. Bekommt der Körper diese Erholung nicht, dann werden mit der Nahrung nur die unteren Gewebe (Plasma, Blut, Muskel) aufgebaut und der Knochen kann nicht mehr genährt werden. Dadurch kann es zu Osteoporose und großer Erschöpfung und Auszehrung kommen.

Im Anschluss an die Massage beginnt der Körper zu entgiften; daher sollte der Patient mindestens eine halbe Stunde ruhen und erst dann duschen.

Khadivasti

Dhanvantari, Schutzgottheit des Ayurveda

Khadivasti ist eine Therapie, die für Menschen mit Rückenleiden besonders interessant ist. Mit ihr lassen sich sehr wirkungsvoll Rückenschmerzen durch degenerierte Wirbel, Schultergürtelverspannungen, Ischias-, Gelenk- und Nervenbeschwerden und Diskushernie behandeln.

Wichtig ist, dass der Patient vor der Anwendung seinen Darm leert, da er längere Zeit auf dem Bauch liegen muss. Um dies sicherzustellen, sollte der Patient schon am Vortag der Anwendung ein leichtes Abführmittel erhalten.

Für die Anwendung wird dann eine Rolle aus Kichererbsen- und Dinkelmehl geknetet und dem Patienten auf den betroffenen Teil des Rückens gelegt; die Enden der Teigrolle werden zueinander gebracht und miteinander verknetet und in das Innere des so entstandenen "Beckens" wird warmes Öl gegossen, das von Zeit zu Zeit abgesaugt und neu aufgefüllt wird, damit es warm bleiben kann. Das Öl hat zugleich nährende Wirkung, sollte daher bei Vata-Konstitutionen oder -störungen doppelt so lange einwirken wie bei Kapha.

Khadivasti eignet sich auch zur Behandlung anderer Krankheiten wie Depression, Schlaflosigkeit, Hypertonie etc., ist dann aber entsprechend auf der Stirn bzw. über dem Herzen auszuführen.

Ushma Sweda und Nadi Sweda

Ebenfalls für Vata- und Kapha-Störungen geeignet sind ayurvedische Schwitzanwendungen wie Ushma Sweda und Nadi Sweda, wobei bei Nadi Sweda nur Teile des Körpers und nicht der ganze Körper behandelt werden. Die Patienten bekommen vor der Behandlung je nach Konstitutionstyp eine Öl- (Abhyanga) oder Pulvermassage (Udvartana) und werden bei den Schwitzanwendungen nur gemäßigter Hitze von nicht mehr als 40°C ausgesetzt, wobei Kopf, Augen, Herz und Hoden vor Überhitzung geschützt werden sollen. Die Behandlung kann mit Dampf (Vata) oder trockener Hitze (Kapha) bei Zugabe von Kräutermischungen oder ätherischen Ölen erfolgen und ist zu beenden, sobald der Patient zu schwitzen beginnt.

Die Behandlung ist indiziert für Vata- und Kapha-Erkrankungen und zur Beseitigung von Schlacken (Ama)und Schmerzen, Verspannungen und Steifheit, Arthrose, halbseitige Körperlähmungen, Steinen (Niere, Blase), Verstopfung der Körperkanäle (Shrotas) ; nach H.H. Rhyner eignet sich die Teilbehandlung Nadi Sweda besonders für Kniearthrosen.

Die Schwitzanwendungen sollten jedoch nicht angewandt werden bei Arthritis und anderen entzündlichen Krankheiten, da durch die Behandlung Pitta ansteigen und die Beschwerden sich folglich verschlimmern können. Auch bei Hauterkrankungen, Schwangerschaft, Diabetes, Krampfadern, Augenkrankheiten, Hepatitis u.a. Erkrankungen sind die Anwendungen nicht angezeigt.

Kayaseka

Dieser Therapie ist eine kombinierte Schwitz- und Ölanwendung - ein Guss mit warmem, ayurvedischem Kräuteröl - und eignet sich ebenfalls sehr gut zur Behandlung von Vata-Zuständen und in einigen Fällen auch von Kapha-Erkrankungen, allerdings nicht für Erkrankungen mit erhöhtem Pitta (Entzündungen usw.). Der Ölstrahl und die Temperatur sollen dabei immer konstant bleiben; das Öl wird mit einem Tuch aufgesaugt, das der Therapeut mit der Faust auspresst; das Öl läuft über seinen Daumen auf den Patienten.

Behandelt werden können auch Knochenbrüche in der Regenerationsphase und rheumatische Erkrankungen; die Therapie wird gern bei älteren Menschen (Trockenheit der Haut, spröde, knackende Knochen) angewandt.

Navarakizhi

Massage-Boli für Navarakizhi

Unter Navarakizhi versteht man die Behandlung des Körpers mit Boli, d.h. in diesem Fall heißem Reis mit ayurvedischen Kräutern, der in ein Tuch eingebunden und oben abgebunden wird, so dass ein Bolus (siehe Bild) entsteht. Diese Boli existieren in den verschiedensten Varianten und Namen, doch Navarakizhi ist besonders nährend und daher für Vata-Zustände (Regeneration bei Knochenbrüchen, rheumatische Erkrankungen) und eingeschränkt auch für Pitta zu empfehlen. Navarakizhi reinigt die Shrotas und erhöht die Beweglichkeit der Gelenke. Auch Verdauung und Durchblutung werden verbessert.

Die Boli müssen immer heiss bleiben; zum Abschluss der Behandlung werden sie geöffnet und der Reis auf den Körper des Patienten gestrichen; danach wird die Paste abgenommen und der Patient noch einmal eingeölt; anschließend ruht er.

Lepa

Lepa sind Auflageplaster aus mit Öl oder Wasser angerührten Pasten oder Pulvern mit ayurvedischen Heilkräutern, die zum Einwirken mit Gaze abgedeckt werden. Sie werden für Schmerzen und Schwellungen (meist) entzündlichen Ursprungs eingesetzt, reinigen und heilen Geschwüre und fördern so die Regeneration.

Picu

Bei Picu, einer einfachen, aber sehr wirkungsvollen Behandlungsform, handelt es sich um in Kräuteröl getauchte Gazewickel, die meist eine Stunde lang zum Einwirken auf der Haut belassen werden. Die Behandlung kann etwa eine Woche lang, bei Bedarf auch länger, täglich wiederholt werden.

Indiziert sind Wickel nach H.H. Rhyner bei entzündlichen Veränderungen, Arthritis, Verstauchung und Ödemen.

Panchakarma

Panchakarma ist die berühmte und relativ aufwändige indische Therapiekur, die aus 5 Teilen besteht. Interessant ist, dass Panchakarma nicht bei den Krankheitssymptomen ansetzt, sondern die Ursachen therapiert, die zur Krankheit geführt haben.

Wie oben bereits erwähnt, geht man im Ayurveda davon aus, dass durch Fehler im Tagesablauf und in der Ernährung Ama (Schlacken) entstehen können, die sich mit den Doshas und den Geweben (Dhatus) verbinden und so Krankheit verursachen können.

Da die Haupttherapien relativ heftig auf den Körper wirken, würde hierbei ohne entsprechende Vorbereitung des Patienten Körpergewebe zerstört, daher sind vorbereitende Maßnahmen unerlässlich; erst im Anschluss erfolgt die Verabreichung der eigentlichen Haupttherapie(n).

Vor Beginn ist die Anamnese aufzunehmen und eine klare Diagnose zu stellen.

Vorbereitende Maßnahmen

Zu den vorbereitenden Maßnahmen (Purvakarma) gehören dann Maßnahmen zur Stärkung des Verdauungsfeuers und Maßnahmen gegen Blähungen, damit die durch die Behandlung gelösten Giftstoffe ausgeschieden werden können. Werden diese Maßnahmen nicht eingehalten, dann können sich die gelösten Giftstoffe im Verdauungstrakt sammeln und unerwünschte Wirkungen entfalten.

Um dies zu vermeiden, sollten dem Patienten bei Bedarf je nach Konstitutionstyp die entsprechenden Kräuter verabreicht werden (Triphala, Trikatu).

Weitere, vorbereitende Maßnahmen sind innere (Einnahme von Öl oder Ghee) und äußere Ölungen (wie Abhyanga); Ölbehandlungen stärken das Gewebe, insbesondere bei dem ohnehin zu trockener Haut neigenden Vata-Typ, schmieren Gelenke und lösen Gifte und Schlacken. Bei Pitta- und Kaphatypen werden diese Ölungen als Vorbereitung der Haupttherapien Vamana und Virecana (siehe weiter unten) durchgeführt.

Schließlich folgen als weitere Maßnahmen, meist im Anschluss an die Ölungen, Schwitzbehandlungen wie die weiter oben erwähnten, als Dampf- oder Hitzebehandlung, warmer Guss, mit trockenen, erhitzen Substanzen (Sand, Getreide) oder mit heißen Wickeln. Hier wird Vata-Typen eher feuchte Hitze zugeführt, Kapha-Typen (die den größten Nutzen von der Anwednung haben) trockene Hitze; für die meisten Pitta-Erkrankungen sind Schwitzanwendungen wenig geeignet.

Auch die übrigen, oben erwähnten Therapien wie Lepa, Picu etc. können zu den vorbereitenden Maßnahmen hinzugenommen werden.

Haupttherapien

Sind die Körpergifte gelöst, müssen sie ausgeschieden werden, da sich die Beschwerden ansonsten in einen anderen Körperteil verlagern können.

Dies geschieht je nach Konstitutionstyp auf unterschiedliche Weise. Zu den klassischen fünf Haupttherapien der Panchakarma-Kur gehören (Panchakarma = "fünf Handlungen"):

  • 1. Vamana - absichtlich herbeigeführtes Erbrechen. Hier werden bei Kapha-Erkrankungen Schlacken (Ama) und Kapha (Schleim) aus dem Magen und der Lunge ausgeschieden.
  • 2. Virecana - Abführen. Diese Therapie eignet sich für Pitta-Erkrankungen und -Konstitutionen; überschüssiges Pitta wird aus dem Dünndarm eliminiert.
  • 3. Vasti - Darmeinläufe sind die klassische Behandlung für Vata-Störungen und zu hohes Vata; Schlacken und Vata werden aus dem Dickdarm entfernt.
  • 4. Nasya - Hier werden dem Patienten mit überschüssigem Kapha - nach Erwärmung des Gesichts, Gesichtsmassage und leichtem Klopfen an Stirn- und Nebenhöhlen zum Lösen von Schleim - Tropfen in die Nase verabreicht, so dass der Patient Schleim und Schlacken absondern kann, die er ausspuckt.
  • 5. Rakta Moksha - Aderlass zur Entfernung von Schlacken und überschüssigem Pitta aus dem Blut.

Für Patienten mit Rückenbeschwerden ist besonders Vasti interessant, weil das Vata-Dosha seinen Hauptsitz im Dickdarm hat.

Es existieren sowohl ölige Einläufe, die reinigend und nährend sind, wie auch Einläufe mit Kräuterdekokten, die Fäkalien entfernen.

Bei der klassischen Variante, Karma Vasti, werden in einem Zeitraum von 30 Tagen 30 Einläufe gemacht, nämlich 18 ölige und 12 Kräterabkochungen. An den letzten Tagen werden dem Patienten ausschließlich ölige Einläufe verabreicht, damit der empfindliche Schutzfilm der Schleimhäute wieder aufgebaut werden kann.

Ölige Einläufe eignen sich besonders gut für Personen mit trockenem Gewebe, Rückenschmerzen, Rheuma, Lumbago.(Fortsetzung)

Nachbehandlungen

Rasayana-Therapie

Diese Erschöpfungs- und Auszehrungszustände können sehr gut mit ayurvedischen Rasayanas behandelt werden. Rasayanas sind nicht nur die perfekten Anti-Aging-Mittel, sie beseitigen auch Müdigkeit, körperliche und psychische Schwäche und stärken Muskeln und Knochen. Nach den alten Schriften verbessern sie auch die Ausstrahlung und sogar die Stimme und regen die Bildung von Magensäften an.

Rasayanas können daher sehr gut zur Regeneration und Immunisierung des Körpers eingesetzt werden.

Rasayanas kommen zur Stärkung bestimmter Organe und bestimmter Dhatus (Gewebe) zur Anwendung (z.B. Seerosenarten zur Stärkung von Knochen), zur Behandlung des gestörten Doshas, aber auch gezielt gegen Krankheiten (z.B. das bekannte Chyavanprash als generelles Stärkungsmittel) und natürlich zur Prävention.

Alexandertechnik

Die Alexandertechnik, erfunden vom 1869 geborenen Schauspieler F.M. Alexander, hat sich bei chronischen Rückenschmerzen ebenfalls bewährt (ärzteblatt-studieren.de, 22.08.2008; Quelle Wikipedia).

Alexander hatte bei seinen Auftritten Probleme mit der Stimme; da seine Ärzte keine organischen Ursachen für seine Beschwerden finden konnten, heilte er sich selbst durch akribische Selbstbeobachtung vor dem Spiegel. Er stellte fest, dass er beim Sprechen eine schiefe Kopfhaltung einnahm und unnötigerweise Muskelgruppen anspannte, die zum Sprechen gar nicht benötigt wurden. Daher besteht seine Methode darin, den Energieaufwand bei allen Bewegungen möglichst gering zu halten und alle nicht benötigten Muskelgruppen vollständig zu entspannen, wobei Alexander auch die Koordination mit der Atmung und alle mentalen Vorgänge und Reaktionen berücksichtigte.

Ziel seiner Methode ist es, falsche Haltungsgewohnheiten durch Selbstbeobachtung oder durch einen Lehrer zu erkennen und zu ändern; erlernte, auch psychisch bedingte Verhaltensmuster durch die Aufrichtung des Körpers und Lockerheit der gerade nicht benötigten Muskulatur zu ersetzen (also z.B. beim Sitzen oder Gehen nicht die Schultern hochzuziehen, Hände und Füße zu verkrampfen, usw.). Dabei sollten die Bewegungen des Lernenden sehr langsam sein, damit er auch kleinste Veränderungen wahrnehmen kann.

Wie die oben erwähnte Studie aufzeigt, konnten haltungsbedingte Verspannungen und Schmerzen durch die geänderten Gewohnheiten nachhaltig verbessert werden.

Quellen

  • Faller/Schünke, Der Körper des Menschen, Thieme-Verlag, 15.Auflage 2008
  • Hans-Heinrich Rhyner, Das neue Ayurveda Praxis Handbuch, Königsfurt Urania, 6. Auflage 2011

Siehe auch

Literatur

Seminare und Ausbildungen