Sanskrit Kurs Lektion 35: Unterschied zwischen den Versionen
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*Das [[Sanskrit Pronomen|Demonstrativpronomen]] '''eṣā''' "diese, sie" bezieht sich syntaktisch auf '''netiḥ''' und steht daher ebenfals im Nominativ Singular Femininum. | *Das [[Sanskrit Pronomen|Demonstrativpronomen]] '''eṣā''' "diese, sie" bezieht sich syntaktisch auf '''netiḥ''' und steht daher ebenfals im Nominativ Singular Femininum. | ||
*Der Nominativ ([[Prathama]]) '''netiḥ''' ist das logische Objekt ([[Karman]]) der Verbalhandlung '''nigadyate''', die hier in passiver Konstruktion ([[Karmani Prayoga]]) verwendet wird. | *Der Nominativ ([[Prathama]]) '''netiḥ''' ist das logische Objekt ([[Karman]]) der Verbalhandlung '''nigadyate''', die hier in [[Passiv im Sanskrit|passiver]] Konstruktion ([[Karmani Prayoga]]) verwendet wird. | ||
*Der Instrumental ([[Tritiya]]) Plural '''siddhaiḥ''' ist das logische Subjekt (Agens, [[Kartri]]) der Verbalhandlung '''nigadyate'''. | *Der Instrumental ([[Tritiya]]) Plural '''siddhaiḥ''' ist das logische Subjekt (Agens, [[Kartri]]) der Verbalhandlung '''nigadyate'''. | ||
*Die Verbform '''nigadyate''' ("sie wird genannt") ist die 3. Person Singular [[Passiv]] der Gegenwart der Verbalwurzel [[gad]], die in Verbindung mit dem Verbalpräfix ([[Upasarga]]) '''ni''' "verkünden, benennen", im [[Passiv]] "genannt werden, heißen" bedeutet. | *Die Verbform '''nigadyate''' ("sie wird genannt") ist die 3. Person Singular [[Passiv im Sanskrit|Passiv]] der Gegenwart der Verbalwurzel [[gad]], die in Verbindung mit dem Verbalpräfix ([[Upasarga]]) '''ni''' "verkünden, benennen", im [[Passiv im Sanskrit|Passiv]] "genannt werden, heißen" bedeutet. | ||
*'''[[Sandhi]]''': Ein auslautendes '''t''' wird an ein folgendes '''n''' bzw. '''c''' angeglichen (assimiliert): mukhā'''t n'''irgamaye'''t c'''a wird zu mukhā'''n n'''irgamaye'''c c'''a. Das auslautende '''a''' in '''ca''' verschmilzt mit dem anlautenden '''e''' in '''eṣā''' zu '''ai''': '''caiṣā'''. Die Form '''siddhair''' steht für '''siddhaiḥ''', da [[Visarga]] ('''ḥ''') vor Vokalen zu '''-r''' wird, wenn er nicht zwischen zwei a-Lauten (kurz oder lang) steht. Auch das '''s''' von '''nis''' wird in Zusammensetzung mit dem Verb '''gamayet''' zu '''r''', da ein stimmhafter Konsonant (hier '''g''') folgt: '''nir-gamayet'''. | *'''[[Sandhi]]''': Ein auslautendes '''t''' wird an ein folgendes '''n''' bzw. '''c''' angeglichen (assimiliert): mukhā'''t n'''irgamaye'''t c'''a wird zu mukhā'''n n'''irgamaye'''c c'''a. Das auslautende '''a''' in '''ca''' verschmilzt mit dem anlautenden '''e''' in '''eṣā''' zu '''ai''': '''caiṣā'''. Die Form '''siddhair''' steht für '''siddhaiḥ''', da [[Visarga]] ('''ḥ''') vor Vokalen zu '''-r''' wird, wenn er nicht zwischen zwei a-Lauten (kurz oder lang) steht. Auch das '''s''' von '''nis''' wird in Zusammensetzung mit dem Verb '''gamayet''' zu '''r''', da ein stimmhafter Konsonant (hier '''g''') folgt: '''nir-gamayet'''. |
Version vom 23. März 2016, 16:45 Uhr
Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.
Der Kausativ (2)
In Lektion 34 haben wir die Bildung und Verwendung des Kausativs betrachtet. Der folgende Vers enthält zwei Kausativformen.
Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika
Hier folgt ein Shloka aus dem zweiten Kapitel (Upadesha) der Hatha Yoga Pradipika, das der Praxis des Pranayama und den sechs Reinigungstechniken (Shatkriya) gewidmet ist. Der 29. Vers beschreibt eine Form der Nasenreinigung (Neti), bei der ein Faden durch die Nase gezogen wird.
- सूत्रं वितस्ति सुस्निग्धं नासानाले प्रवेशयेत् |
- मुखान्निर्गमयेच्चैषा नेतिः सिद्धैर्निगद्यते || २.२९ ||
- wissenschaftliche Transliteration:
- sūtraṃ vitasti susnigdhaṃ nāsānāle praveśayet |
- mukhān nirgamayec caiṣā netiḥ siddhair nigadyate || 2.29 ||
- vereinfachte Transkription:
- sutram vitasti susnigdham nasanale praveshayet |
- mukhan nirgamayech chaisha netih siddhair nigadyate || 2.29 ||
- Wort-für-Wort-Übersetzung:
- sūtraṃ : einen Faden (Sutra, Akk. Sg. n.)
- vitasti : eine Spanne lang (ca. 23 cm, Vitasti, Akk. Sg. n.)
- su-snigdhaṃ : sehr (Su) weich, ganz glatt (Snigdha, Akk. Sg. n.)
- nāsā-nāle : in den Gang ("die Röhre", Nala, Lok. Sg. n.) der Nase (Nasa)
- praveśayet : man soll einführen (pra + viś, Verb)
- mukhāt : aus dem Mund (Mukha, Abl. Sg. n.)
- nirgamayet : man soll herausführen (nis + gam, Verb)
- ca : und (Cha, Partikel)
- eṣā : dies ("diese", Etad, Nom. Sg. f.)
- netiḥ : Neti (Nom. Sg. f.)
- siddhaiḥ : von den Vollkommenen (Siddha, Instr. Pl. m.)
- nigadyate : wird genannt (ni + gad, Verb)
- Übersetzung:
- Man soll einen ganz weichen Faden, eine Spanne lang, in den Nasengang einführen,
- und aus dem Mund wieder herausführen. Dies wird von den Vollkommenen Neti genannt.
Erläuterungen
- Das Substantiv vitasti "Spanne" wird hier als Adjektiv bzw. nähere Bestimmung (Visheshana) zu sūtram gebraucht. Es steht daher ebenfalls im Akkusativ Singular Neutrum.
- Das Adjektiv su-snigdha ist ein Kompositum vom Typ Tatpurusha. Es dient gleichfalls als nähere Bestimmung zu sūtram und steht daher auch im Akkusativ Singular Neutrum. Das Partizip Präteritum Passiv snigdha ist von der Wurzel snih abgeleitet.
- Das Kompositum (Samasa) nāsā-nāle steht im Lokativ (Saptami) und bezeichnet den Ort (Adhikarana) der Handlung näher. Es bedeutet wörtlich "Nasen-Röhre" und gehört zum Typ Tatpurusha.
- Die Verbform praveśayet ("man soll einführen") ist die 3. Person Singular Optativ des Kausativs der Gegenwart der Verbalwurzel (Dhatu) viś, die in Verbindung mit dem Verbalpräfix (Upasarga) pra "eingehen, eintreten" bedeutet.
- Die Verbform nirgamayet ("man soll herausführen") ist die 3. Person Singular Optativ des Kausativs der Gegenwart der Verbalwurzel gam, die in Verbindung mit dem Verbalpräfix (Upasarga) nis "hinausgehen, hinaustreten" bedeutet.
- Das Demonstrativpronomen eṣā "diese, sie" bezieht sich syntaktisch auf netiḥ und steht daher ebenfals im Nominativ Singular Femininum.
- Der Nominativ (Prathama) netiḥ ist das logische Objekt (Karman) der Verbalhandlung nigadyate, die hier in passiver Konstruktion (Karmani Prayoga) verwendet wird.
- Der Instrumental (Tritiya) Plural siddhaiḥ ist das logische Subjekt (Agens, Kartri) der Verbalhandlung nigadyate.
- Die Verbform nigadyate ("sie wird genannt") ist die 3. Person Singular Passiv der Gegenwart der Verbalwurzel gad, die in Verbindung mit dem Verbalpräfix (Upasarga) ni "verkünden, benennen", im Passiv "genannt werden, heißen" bedeutet.
- Sandhi: Ein auslautendes t wird an ein folgendes n bzw. c angeglichen (assimiliert): mukhāt nirgamayet ca wird zu mukhān nirgamayec ca. Das auslautende a in ca verschmilzt mit dem anlautenden e in eṣā zu ai: caiṣā. Die Form siddhair steht für siddhaiḥ, da Visarga (ḥ) vor Vokalen zu -r wird, wenn er nicht zwischen zwei a-Lauten (kurz oder lang) steht. Auch das s von nis wird in Zusammensetzung mit dem Verb gamayet zu r, da ein stimmhafter Konsonant (hier g) folgt: nir-gamayet.
Metrische Analyse des 3. und 4. Pada
Betrachten wir das dritte (Tritiya) und vierte (Chaturtha) Versviertel (Pada) dieses Shloka noch einmal hinsichtlich der Längen (Dirgha) und Kürzen (Hrasva) der einzelnen Silben (Akshara). Lange Silben enden auf langen Vokal (auf den noch ein Konsonant folgen kann), oder auf einen kurzen Vokal (Svara), der von zwei Konsonanten (Vyanjana) gefolgt wird (inklusive Anusvara und Visarga). Dies nennt man Positionslänge*. Kurze Silben enden auf kurzen Vokal:
Silbe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |
Devanagari | मु | खा | न्नि | र्ग | म | ये | च्चै | षा | ने | तिः | सि | द्धै | र्नि | ग | द्य | ते |
Transliteration | mu | khā | nni | rga | ma | ye | ccai | ṣā | ne | tiḥ | si | ddhai | rni | ga | dya | te |
Silbenlänge | kurz | lang | lang* | kurz | kurz | lang | lang | lang | lang | lang | lang* | lang | kurz | lang* | kurz | lang |
Symbol | υ | – | – | υ | υ | – | – | – | – | – | – | – | υ | – | υ | – |
Hinweise zur Aussprache: Alle acht Silben jedes Pada werden in einem Zuge, also ohne Pause, ausgesprochen. Zwischen den Versvierteln wird eine kurze Pause (Yati) eingehalten. Die Positionslänge der 3. Silbe (Pada 3) bzw. der 3. und 6. Silbe (Pada 4) ergibt sich durch die Aufteilung in khān-ni, sid-dhai bzw. gad-ya.
Weblink
Seminare
Sanskrit und Devanagari
11.11.2016 - 13.11.2016 - Sanskrit
25.11.2016 - 27.11.2016 - Sanskrit
Erlernen der Devanagari-Schrift zum korrekten Aussprechen der Mantras.
Siehe auch
- Sanskrit Kurs Lektion 1
- Sanskrit Kurs Lektion 2
- Sanskrit Kurs Lektion 3
- Sanskrit Kurs Lektion 4
- Sanskrit Kurs Lektion 5
- Sanskrit Kurs Lektion 6
- Sanskrit Kurs Lektion 7
- Sanskrit Kurs Lektion 8
- Sanskrit Kurs Lektion 9
- Sanskrit Kurs Lektion 10
- Sanskrit Kurs Lektion 11
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