Schulung: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Schulung''' ist regelmäßige Übung und Erlernen neuer Kenntnisse oder Erwerb neuer Eigenschaften und Fähigkeiten. Swami Sivananda zeigt in den nachfolgenden Texten, wie wichtig Schulung auf dem geistigen [[Weg]] ist.  
'''Schulung''' ist regelmäßige Übung und Erlernen neuer Kenntnisse oder Erwerb neuer Eigenschaften und Fähigkeiten. Swami Sivananda zeigt in den nachfolgenden Texten, wie wichtig Schulung auf dem geistigen [[Weg]] ist.  

Version vom 17. Mai 2013, 12:15 Uhr

Swami Sivananda

Schulung ist regelmäßige Übung und Erlernen neuer Kenntnisse oder Erwerb neuer Eigenschaften und Fähigkeiten. Swami Sivananda zeigt in den nachfolgenden Texten, wie wichtig Schulung auf dem geistigen Weg ist.

Swami Sivananda über die geistige Schulung

Der indische Yoga Meister Swami Sivananda schrieb folgenden Artikel zum Thema Schulung und darüber, welche Eigenschaften man in welcher Reihenfolge entwickeln kann:

Beginne mit der Schulung des Gedächtnisses. Wähle eine Übung, die dir am meisten liegt, und führe sie jeden Tag aus. Dabei musst du täglich Aufzeichnungen machen. Das ist sehr wichtig. Man darf über die Dinge nicht einfach hinweggehen. Wenn du schnellen Erfolg haben und ein wirklicher Mensch werden willst, dann musst du das Gelernte in die Praxis umsetzen und dir Notizen machen. Du kannst deinen Fortschritt beobachten und deine Fehler verbessern. Schaffe dir besondere Notizbücher an und sende eine Abschrift der Bemerkungen über die Übungen eines Monats zum Ashram. Sie können dort korrigiert und es können dir wertvolle Hinweise für den rechten Pfad gegeben werden. Wenn du sehr ernst und aufrichtig bist, können die Gedächtnisübungen in drei Monaten beendet sein. Das Mittelmaß sind sechs Monate. Manche werden ein Jahr brauchen.

Nachdem dir die Gedächtnis-Schulung gut gelungen ist, kannst du die Schulung des Willens beginnen. Du hast durch die Übung des Gedächtnisses schon etwas Erfolg und Kraft bekommen, dies ist ein guter Antrieb für die Schulung des Willens. Du hast die Schulung begonnen, dies wird deinen Eifer und deine Begeisterung aufrechterhalten. Prüfe ruhig und gewissenhaft die Auswirkungen in ihrem ganzen Ausmaß und versuche sie nachzuempfinden. Das Gefühl wird langsam geweckt. Sei nicht entmutigt, Du wirst gegen deine alten Feinde, die alten Samskaras (Eindrücke) kämpfen müssen. Warte kaltblütig ab. Versuche Geduld, Aufmerksamkeit, Ausdauer, Gleichgewicht im Denken und Gegenwärtigsein zu entwickeln. Diese Eigenschaften sind sehr notwendig zur Verstärkung deines Willens.

Auch Wachsamkeit muss ausgeprägt werden. Dann fühlst du deine innere Stärke. Die Dinge, die dir einige Zeit zuvor schwerfielen, werden jetzt mit Leichtigkeit ausgeführt. Du wirst fühlen, daß dein Bewusstsein jetzt nicht mehr unruhig ist. Dinge, die dich früher erregten, tun dies nicht mehr. Du kannst ohne Ermüdung größte Arbeit leisten. Dein Gang wird anmutig, deine Rede beeindruckend sein. Du bist ein ganz anderer Mensch geworden. Auf deinem Gesicht und in deinem Lächeln liegt ein eigenartiger Zauber. Nun bist du imstande, andere zu führen und deine Freunde werden eine magnetische Aura (starke Ausstrahlung) um dich spüren.

Die Übung der Konzentration soll Hand in Hand mit der Schulung des Gedächtnisses und des Willens gehen. Konzentration ist ein Hilfsmittel bei allen Übungen. Es gibt keine Schulung ohne Konzentration. Konzentriere dich täglich eine halbe oder ganze Stunde am Morgen. Diese Konzentration muss eine geistige Unterlage haben. Denn du übst sie nicht nur um Gedächtnis und Willen zu entwickeln, sondern vor allem fUr die Selbstverwirklichung. Dies ist das Hauptziel. Vergiss niemals und nie diese Aufgabe. Dies ist der grundlegende Unterschied zwischen meinem System und den verschiedenen anderen. Brahmacharya (Keuschheit) und Selbstverwirklichung sind die Grundtöne meines Systems. Ich spiele auf diesen beiden auf verschiedenste Art. Ihr sollt euer Gedächtnis und euren Willen für Erfolg im Leben und auch für das Erlangen der Seligkeit Brahmans entwickeln. Konzentriert euch auf das Bild des Herrn Krishna oder Rama oder auf den Gott Shiva oder den Herrn Jesus, auf Buddha oder Mohammed,je nachdem wie es eurer Neigung entspricht. Die Übung der Konzentration wird auch eurer Schulung des Gedächtnisses und Willens forderlich sein.

Der vierte Punkt ist die Entwicklung von Tugenden. Lies die Ausführungen über »Charakterbildung« und» Unterbewusstsein«, dann wirst du die Methode zur Entwicklung verschiedener Tugenden verstehen. Entfalte die Eigenschaft, in der du hoffnungslos versagst. Nebeneinander müssen Mut, Barmherzigkeit, All-Liebe, Würde, Enthaltsamkeit, Zufriedenheit, Offenheit und Ehrlichkeit entwickelt werden. Suche jeden Monat eine Tugend heraus und meditiere regelmäßig über diese. Dann wirst du sie in deinem Charakter manifestieren. Wenn du eine wesentliche Tugend entwickelst, werden die anderen nachfolgen.

Hast du Demut und Mut, werden alle anderen Tugenden von selbst kommen. Du solltest dich jeden Tag etwa eine halbe Stunde mit der Entfaltung der Tugenden beschäftigen. Bist du festgewurzelt in Keuschheit oder Wahrhaftigkeit, dann werden alle anderen Tugenden von selbst hinzukommen. Versuche eine dieser vier Tugenden - Demut, Mut, Keuschheit und Wahrhaftigkeit - zu entwickeln.

Der fünfte Punkt ist das Überwinden schlechter Eigenschaften. Die Entwicklung der Tugenden wird von selbst die negativen Eigenschaften forträumen. Aber es ist besser, auch noch einen positiven Versuch zu machen, indem man diese schlechten Eigenschaften ausräumt. Dann wird der Prozess beschleunigt.

Es ist ein doppelter Angriff auf den Feind, der den Erfolg leichter und gewiss macht. Wenn ihr Lust, Ärger oder Selbstsucht forträumen könntet, werden auch die anderen schlechten Eigenschaften verschwinden. Alle schlechten Eigenschaften sind Folgen des Egoismus. Ist dieser zerstört, ist also der Befehlshaber niedergeschlagen, dann werden alle Soldaten und ihr Gefolge aus Furcht fliehen, weil sie ihren Führer verloren haben. Alle Laster entspringen dem Ärger. Ist dieser zerstört, werden die anderen Laster vergehen. Darum konzentriere deine Aufmerksamkeit auf das Niederringen von Selbstsucht oder Ärger. Dann ist die ganze Arbeit getan, sogar vollkommen ausgeführt.

Der sechste Punkt ist die Zucht der Sinnesorgane (Indriyas), was sehr wesentlich ist. Sind diese sehr unruhig, kann keine Konzentration erreicht werden. Man muss jedes Sinnesorgan genau beobachten und ihm durch geeignete Methoden Einhalt gebietcn. Diese Methoden sind: Fasten, Keuschheit, Entsagung bestimmter Dinge, Zurückhaltung und Beherrschung der Sinne (vgl. den Abschnitt über die »Zucht der Sinnesorgane«). Die Sinne ziehen nach außen und lassen die Gedanken fortschweifen. Die Sinne zurückhalten, bedeutet in Wirklichkeit Zucht der Gedanken. Denn die Sinnesorgane können nicht unabhängig ohne Unmittelbare Hilfe der Gedanken wirksam sein.

Der siebente Punkt ist körperliche Zucht. Ich möchte euch erinnern, dass keine Schulung möglich ist, wenn der Körper nicht gesund ist. Er muss durch tägliche Übungen kräftig und aktiv bleiben, muss schön und ausgeglichen sein.

Der achte Punkt ist das Führen eines Tagebuches: Für einen schnellen Fortschritt und ein wirkliches Wachstum ist das tägliche Niederschreiben notwendig, das ehrlich und mit reinem Gewissen erfolgen soll. Auf dem oben erwähnten Weg kannst du zu einem mächtigen Herrscher dieser Welt werden. Du kannst dich an Gesundheit, Reichtum, geistigem Segen erfreuen und lange leben.

Ich habe abgestufte Übungen gezeigt, die den jeweiligen Fähigkeiten des Schülers entsprechen. Nun muss er sich entfalten und wachsen und die Übungen sorgfältig ausfUhren. Ein hungriger Mensch muss selbst Nahrung aufnehmen, ein Dürstender selbst trinken. Sei erfolgreich auf jedem Gebiet. Die Übungen werden nun zu einem Teil deiner Natur. Du kannst sie bis zur Vollendung entwickeln.

Östliche und westliche Art der Schulung – Artikel von Swami Sivananda

Swami Sivananda schrieb in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts über die Unterschiede zwischen westlicher und östlicher Schulung:

Es besteht ein Abgrund zwischen der östlichen Schulung der Hindu-Weisen und Rishis und jener der westlichen Okkultisten (der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Anmerkung des Übersetzers).

Der grundlegende Unterschied besteht darin, dass die Menschen des Westens Willen und Gedächtnis schulen, um nur materiellen Fortschritt, weltliches Wohlergehen und so fort zu erlangen. Sie leugnen vollkommen das jenseitige Leben. Dies ist ihr ernsthafter Fehler.

Die Yogis Indiens entwickeln Willen und Gedächtnis für geistige Zwecke. Ihr Ziel ist stets die Selbstverwirklichung. Sie stellen psychische Kräfte zur Schau, damit die Schüler deutlich erkennen, dass es ein höheres übersinnliches Leben im Atman gibt, das allein wirkliche Seligkeit und Unsterblichkeit ist. In nicht missverständlicher Art prägen sie ihren Schülern ein : »Nicht durch Handlungen und Reichtümer, auch nicht durch Nachkommenschaft, sondern durch Entsagung allein kann Unsterblichkeit erlangt werden. « Die wahre Seligkeit liegt in Bhuma, dem Unendlichen, nicht Bedingten. In den vergänglichen Gegenständen liegt keine wahre Freude. Wirklicher dauernder Frieden ist allein im Absoluten. Dies muss gesucht und erkannt werden. Täglich wird dieser Ton in die Ohren der Schüler geblasen.

Der westliche Okkultist sollte deshalb nicht die geistige Schulung vernachlässigen und nicht vergessen, dass sie die Grundlage aller anderen Bildung ist. Man kann bis zu einem gewissen Grad Wohlergehen in materiellen Dingen erlangen. Trotzdem muss man die geistige Seite in sich entwickeln. Wird diese vollkommen außer Acht gelassen, dann gibt es keine wahre Bildung. Man sollte auch zusammen mit der Willensschulung ein wenig Tapas (Enthaltsamkeit) beachten. Alle Bildung wurzelt in der Schulung des Selbst. Nur so können Erfolg und Freude erlangt werden. Man sollte aber nicht, wie es manche Hindu-Lehrer tun, nur Entsagung üben und dabei die materielle Seite des Lebens vollkommen vergessen. Diese Einstellung hat der Krishna in der Gita verworfen. Alle Extreme sind schlecht. Eine gesunde Verbindung ist das Wünschenswerte.

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