Der Yoga Jesu
Der Yoga Jesu: hier erfährst du, was Menschen meinen, wenn sie vom Yoga Jesu sprechen. Können die Lehren Jesu als Yoga bezeichnet werden? Und wenn ja, welchen Yoga hat Jesus gelehrt? Die Meinungen dazu sind unterschiedlich. Viele Christen beschweren sich, dass die Yogis in dieser Sache sehr „vereinnahmend“ sind, wenn sie die Lehren Jesu als Yoga bezeichnen und nicht als die Lehren Jesu oder als den christlichen Glauben. Warum sollten die Lehren Jesu als Yoga bezeichnet werden? Auf der anderen Seite können jedoch auch Verbindungen hergestellt werden, denn Yoga ist ein Sanskrit Wort, welches mit „Einheit“ und „Harmonie“ übersetzt werden kann. Darüber hinaus bedeutet Yoga auch „Vereinigung“ und „spirituelle Praxis“. Wird vom „Yoga Jesu“ gesprochen, so bezieht sich dieses auch die spirituelle Praxis, die Jesus gelehrt hat.
Yoga und die spirituellen Lehren Jesu
Wie kann der Yoga Jesu im Sinne seiner spirituellen Praktiken gelehrt werden? Werden die Lehren Jesu mit dem ganzheitlichen Yoga verglichen, so kann zwischen dem was Jesus lehrte und dem Jnana Yoga Parallelen festgestellt werden. Die Philosophie Lehren von Jesus ist der Philosophie des Vedanta sehr ähnlich ist. Jesus sagte zum Beispiel „Ich und mein Vater sind eins“. Das entspricht im Yoga der Aussage „Aham Brahmasmi“, was mit „ich bin Brahman“ übersetzt werden kann. Jesus sagte auch, „ist der Schüler vollkommen, ist er wie sein Meister“, um dem vorzubeugen, dass seine Jünger sagen „du bist der Sohn Gottes und wir sind nur arme Sünder“. Jesus sagte auch zu seinen Jüngern: „seid vollkommen wie eurer Vater im Himmel vollkommen ist“ oder nach einer anderen Leseart: „ihr seid vollkommen, wie euer Vater vollkommen ist“, oder: „wie Gott im Inneren ist so seid auch ihr im Inneren.“ Diese Lehren sind entsprechen denen des Jnana Yoga. Zusätzlich gibt es bei Jesus vieles, was dem Bhakti Yoga ähnlich ist, wie: „liebe Gott über alle Maßen“ und „liebe Gott mehr als alles andere.“
Diese Gottesliebe kann bei Jesus immer wieder gefunden werden und er drückt sie auch selber aus. Als Jesus zum Beispiel in Todesgefahr ist, sagt er: „Vater, lass diesen Kelch an mir vorüber ziehen“ aber nicht „mein Wille“, sondern „dein Wille geschehe.“ Der Aspekt des reinen Bhakti ist bei Jesus so stark, dass er immer wieder sagt, es ist die Liebe, die wichtig ist und sie ist wichtiger als Regeln. Es ist nicht dass der Mensch für die Regeln da ist, auch nicht für die spirituellen Regeln oder die religiösen Vorschriften, sondern dass die religiösen Vorschriften und die Regeln für den Menschen da sind. Die Essenz der Religion ist Liebe zu Gott und Liebe zu den Menschen. Als Jesus gefragt wurde, was die Essenz der Tora, der Religion sei, antwortete er „liebe Gott über alle Maßen“ und „liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Somit ist auch der Yoga der Nächstenliebe ein Bestandteil der Lehren Jesu. Vielleicht kann sogar gesagt werden, dass die „tätige Nächstenliebe“ etwas ist, auf welches Jesus ganz besonders viel Wert legt.
Nächstenliebe, Uneigennützigkeit und Karma Yoga
Unter allen religiösen Lehrern und Begründern von Religionen war Jesus derjenige, der auf tätige Nächstenliebe und Uneigennützigkeit mehr Wert gelegt hat als alle anderen. Krishna spricht auch über Karma Yoga. Dabei handelt es sich jedoch mehr um eine Art „Pflichtethik“. Und auch Buddha spricht über Liebe, jedoch eher passiv, als das etwas aktiv getan wird. Es gibt viele Beispiele dafür, dass Buddha sein Leben für andere gegeben hätte, seine Lehren laufen jedoch mehr darauf hinaus, Ruhe im Geist zu erzeugen. Mahavira, der Begründer des Jainismus, hat sehr viel Wert auf Ahimsa (Nichtverletzen) gelegt, was er mit dem Konzept des Karma begründet hat. Manch sagen, dass Mahavira und der Jainismus die Lehren des Karma, der Reinkarnation und von Ahimsa ganz besonders intensiv gelehrt haben, so dass diese später auch im Hinduismus sehr stark wurden. Ursprünglich waren Jainismus und Buddhismus nur verschiedene Strömungen innerhalb des Hinduismus.
Jesus ging es sehr um uneigennütziges Dienen und um Nächstenliebe. Er hat immer wieder gesagt „was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“. Weiterhin sagte er „dass diejenigen, die uneigennütziges tun denen überlegen sind, die sich nur an religiöse Vorschriften halten.“ Somit ist der Yoga des Jesus auch als Karma Yoga. Und es ist auch Karma Yoga im Sinne von verhaftungslosem Wirken. Jesus gibt keine Versprechen wie „hilf anderen und du wirst belohnt werden“ oder „andere werden nett zu dir sein“. Jesus sagt sogar „selig sind diejenigen, die verfolgt werden“ und „selig sind diejenigen, denen von anderen übles angetan wird“. Anders formuliert ist die Aufforderung von Jesus: „tut Gutes aber erwartet nicht, das deshalb andere euch Gutes tun werden“.
Der Yoga Jesu und Raja Yoga
Der Yoga von Jesus beinhaltet darüber hinaus auch Elemente des Raja Yoga, ein Yoga der Selbstbeherrschung, genauer gesagt, der Beherrschung des Geistes. Jesus sagt zum Beispiel in der Bergpredigt dass allein der Gedanke des Begehrens (der Frau deines Nächsten) und einem anderem etwas übles zu wollen (also nicht erst die Tat, sondern bereits der Gedanke daran) ist nicht gut. In diesen Beispielen geht es somit um die Gedanken, beziehungsweise die Beherrschung der Gedanken. Diese von Jesus propagierten, hohen Ideale entsprechen in ihrer Richtung dem Raja Yoga.
Jesus und spirituelle Praktiken
Über den Umfang in welchem Jesus spirituelle Praktiken gelehrt, unterscheiden sich die Meinungen. Bekannt ist, dass Jesus bei Johannes dem Täufer in die Lehre gegangen ist, der eine kleine spirituelle Gemeinschaft gegründet hat. Johannes der Täufer hatte Anhänger und sie haben spirituelle Praktiken ausgeübt. Andere behaupten auch, dass Jesus mit den Essenern verbunden war, welche Vegetarier waren und eigene Meditationstechniken hatten. Jesus selber hat 40 Tage in der Wüste verbracht und dort meditiert, was bedeutet, dass Jesus sich mit Meditation ausgekannt haben muss. Es gibt auch Traditionen die sagen, dass Jesus in Indien war und dort Zeit in buddhistischen Klöstern verbracht und dort Meditation gelernt hat. Es wird auch behauptet, Jesus wäre bei Yogis in Lehre gegangen und hätte Yogaübungen gelernt. Es gibt auch die apokryphen Schriften und die Essener Schriften, welchen einen Lehrer erwähnen der Vegetarismus, Atemübungen, Fasten und Reinigungstechniken sowie Körperübungen gelehrt hat. Ob das Jesus gewesen ist, wissen wir jedoch nicht. Jesus war der Sohn eines Zimmermanns und selber ein Zimmermann, der irgendwann im Alter von Ende Zwanzig sein Zuhause verlassen hat. Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob Jesus intensive spirituelle Praktiken gelehrt hat, oder nicht. Wir können aber vermuten, dass Jesus ein Kundalini Yogi war, der Energie-Praktiken unterrichtet hat. Egal ob Jesus über die Grundpraktiken des spirituellen Judentums, wie Gebet, Rituale und Gottesdienst (einschließlich dem Studium der Schriften), andere konkreten Praktiken gelehrt hat, so war das Yoga von Jesus ein ganzheitliches Yoga. Dieses beinhaltete Jnana Yoga, Raja Yoga, Bhakti Yoga und Karma Yoga.
Auf diese Weise lassen sich die Lehren von Jesu aus Sicht des Yoga in kurzen Worten zusammenfassen und interpretieren. Weitere Informationen zu diesem Thema und Jesus aus Sicht des Yoga gibt es auf der Yoga Vidya Internetseite. Dort gibt es auch eine Reihe von Podcasts über die Bergpredigt, welche eine besonders schöne Darlegung von tiefgehenden spirituellen Yogaprinzipien. Yogis können von der Bergpredigt profitieren und Christen von etwas Yoga. Jeder kann seinen eigenen Weg gehen, aber manchmal kann dieser auch durch die Lehrern anderer bereichert werden.
Video: Der Yoga Jesu
Videovortrag mit dem Thema "Der Yoga Jesu":
Ein Kurzvortrag vom Yogalehrer Sukadev Bretz zum Sachverhalt Jesus Christus, aus dem Interessengebiet Yoga.
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