Vyana

Aus Yogawiki

Vyana (Sanskrit: व्यान vyāna m.) ist eines der fünf Vayus (Hauptpranas) im Ayurveda. Vyana bedeutet "die sich verbreitende Luft".

Prana - die Lebensenergien

Vyana hat seinen Sitz im Herzen und breitet sich in alle Richtungen im ganzen Körper aus. Vyana steuert die Zirkulation der Energie und damit den Kreislauf des Blutes und die Bewegungen der Gelenke und Muskeln. Ist Vyana gestört, haben wir Schwierigkeiten mit Koordination und Bewegung.

Vyana im Ayurveda

Vyana steuert das Herz-Kreislauf-System und jede Art von Bewegung. Vyana ist an Bewegung (Gati), an Apaksepana (Abwärtsbewegung) und Utksepana (Aufwärtsbewegung) beteiligt. Die anderen 3 Arten der 5 Bewegungen eines Lebewesens sind:

  • Prasarana: Ausweitung
  • Akunkana: Verengung/ Zusammenziehen
  • Gamana: Bewegung im Allgemeinen wie etwa Vorwärts- und Rückwärtsbewegung

Da das Herz auch das Zentrum des Selbst bzw. des göttlichen Bewusstseins ist, ist Vyana auch an Ebbe (Unmesa) und Flut (Nimesa) der göttlichen Energie beteiligt. Man könnte auch sagen: Das Herz ist in ständiger Bewegung bzw. Schwingung – es zieht sich abwechselnd zusammen und dehnt sich wieder aus, es schließt und öffnet sich (Unmesa-Nimesa).

Vyana ist die Energie des Bewegungsdrangs, der Neugier und des Wunsches, etwas zu bewirken.

Vyana bedeutet wörtlich “nach außen gerichtete Luft”. Vyana regelt den Fluss der Energie vom Zentrum (Herz) zu den äußeren Bereichen des Körpers. Es steuert die Zirkulation auf allen Ebenen. So bewegt Vyana die aufgenommenen Nährstoffe aus Nahrung und Getränken, aber auch den Sauerstoff hin zu den verschiedenen Teilen des Körpers. Vyana hält außerdem die Gefühle und Gedanken des Geistes beweglich. Es steuert die geistige Vitalität und schenkt uns eine freie Bewegung des Geistes sowie geistige Eigenständigkeit. Wenn eine Störung des Vyana vorherrscht, verursacht Vyana Isolation, Hass und Entfremdung. Dann sind wir unfähig, uns anderen anzuschließen oder auch mit dem, was wir tun, verbunden zu sein.

Vyana verleiht Bewegung und stellt uns Kraft und Stärke zur Verfügung, wodurch es auch alle anderen Pranas in ihrer Arbeit unterstützt.

Vyana und Samana bilden einen Gegensatz: Vyana ist Ausdehnung, und Samana ist Verengung.

Vyana bewegt das Prana, die Lebensenergie, durch die Energiekanäle (Nadis), hält diese offen, rein und in ihrer Funktion gleichmäßig.

Vyana erschafft sowohl diese Kanäle als auch die Venen und Arterien, die Muskeln, Sehnen, Gelenke und Knochen. Vyana erschafft außerdem die Gliedmaßen.

Wenn wir Yoga praktizieren, erwachen die subtilen Aspekte der 5 Vayus. Vyana betreffend können wir spüren, wie sich unsere Energie erhöht und ausdehnt.

Vyana in der Yoga-Praxis

Navasana - Bauchmuskelübung

Vyana wird durch den Sonnengruß, Surya Namaskar, und andere Asanas gestärkt, harmonisiert und sublimiert.

Wenn man die Yoga-Asanas für eine Weile hält (statische Ausübung der Asanas), entspannen sich die Muskeln, die in der jeweiligen Stellung nicht gebraucht werden, und auch der Geist ist konzentriert.

Der Mensch besitzt ein starkes Vyana, weswegen es für ihn charakteristisch ist, ständig in Bewegung zu sein. Wenn der Mensch jedoch für eine Weile eine Körperstellung hält, strömt Vyana weiterhin in die Muskeln, doch besitzt es in diesem Moment keine Aufgabe und wird damit aktiviert und angereichert. Es entsteht immer mehr frei gewordenes Vyana, welches zunächst das Herz-Kreislauf-System und das Muskelskelettsystem regeneriert und harmonisiert. Damit werden etwa Blutdruck, Arteriosklerose und andere Herzkrankheiten positiv beeinflusst.

Auch kann das frei gewordene Vyana durch die Konzentration auf höhere Chakren in spirituelle Energie (Ojas) umgewandelt und in die höheren Chakren geleitet werden.

Achtung: Es ist nur sinnvoll, die Asanas solange zu halten, wie sich der Körper dabei entspannen kann. Wenn der Körper anfängt sich zu verspannen, wird das frei gewordene Vyana nicht mehr in Ojas umgewandelt, sondern es können Energieblockaden auftreten.

Einfache Übung für Vyana – bewegungsloses Sitzen

Du kannst Dich entweder auf einen Stuhl oder auf den Boden setzen und in dieser Stellung bewegungslos verweilen. Die Wirbelsäule sollte dabei aufrecht sein. Entspanne bewusst alle Muskeln, die nicht für die Haltung der Stellung benötigt werden. Atme ein paar Mal tief ein und aus. Danach lasse den Atem von selbst fließen. Blicke mit geschlossenen Lidern leicht nach oben und entspanne dabei die Augen. Konzentriere dich auf den Punkt zwischen den Augenbrauen. Du kannst dabei auch das Mantra Om oder ein anderes Mantra wiederholen (Einatmen: Om – Ausatmen: Om). Verweile mindestens zwei bis drei Minuten ruhig und entspannt in dieser Stellung. Dann atme wieder ein paar Mal tief ein und aus und öffne langsam die Augen.

Die 5 Pranas - the five Pranas (englisch mit deutscher Überstezung)

Kundalini

Swami Saradananda, Schülerin von Swami Vishnu-devananda, spricht über die fünf Lebensenergien und ihre Bedeutung aus der Sicht von Ayurveda, Hatha und Kundalini Yoga. Swami Saradananda ist Autor des Buches "Atem - Kraftquelle deines Lebens". Sie lebt in London und unterrichtet weltweit.


Die zehn Hauche


Siehe auch

Literatur

  • Swami Saradananda, Atem - Kraftquelle deines Lebens (2009)
  • Das neue große Ayurveda Praxis Handbuch von Rhyner
  • Das große Ayurveda-Heilbuch von Dr. Vasant Lad
  • Vedische Kochkunst
  • Selbstheilung mit Ayurveda: Das Standardwerk der indischen Heilkunde von Dr. Vasant Lad
  • Dr. Rhyner, Europäischer Ayurveda-Pionier und Autor umfangreicher und fundierter Ayurveda-Literatur
  • Crittin, Jean-Pierre, Ayurvedische Psychologie. Wege zum Selbst und das Energieprinzip im Ayurveda (2010)
  • Crittin, Jean-Pierre, Ayurvedische Psychologie in der Praxis. Wachstum und Entwicklung. Das Erwachen der Urkraft Shakti (2013)
  • Frawley, David, Soma - Verjüngung und Unsterblichkeit. Yoga und Ayurveda für Körper und Geist (2012)
  • Frawley, David, Mit dem Herzen denken. Die Psychologie des Ayurveda (2011)
  • Frawley, David, Yoga und Ayurveda. Die uralte Kunst und Wissenschaft der spirituellen und psychosomatischen Integration (2010)
  • Frawley, David, Neti – Die Heilgeheimnisse des Yoga und Ayurveda (2005)
  • Frawley, David, Vom Geist des Ayurveda (2003)
  • Frawley, David, Das große Ayurveda-Heilungsbuch. Prinzipien und Praxis (2001)
  • Frawley, David, Das große Handbuch des Yoga und Ayurveda. Das Buch des vedischen Wissens – Der Weg der Selbstverwirklichung und der Yoga der Selbstheilung (2001)
  • Frawley, David, Vom Geist des Ayurveda - Therapien für den Geist. Yogische ganzheitliche Meidzin und ayurvediscge Psychologie (1999)
  • Kessler, Christian, Wirksamkeit von Ayurveda bei chronischen Erkrankungen. Systematische Reviews und Poweranalysen von klinischen Studien zu ayurvedischen Therapien bei Diabetes mellitus, Asthma bronchiale und Fettstoffwechselstörungen (2006)
  • Kirtikar, K. R., Basu, B. D., Indian Medicinal Plants, Vol II (1988)
  • Lad, Vasant und Frawley, David, Die Ayurveda Pflanzen-Heilkunde (2011)
  • Nadkarni, K. M., Indian Materia Medica, Vol. I (1982)
  • Patnaik, Naveen, The Garden of Life (1993)
  • Przuntek, Prof. Dr. Horst, Ayurveda - neue Behandlungsmöglichkeiten in der westlichen Welt? (Eine Vorlesungsreihe der Ruhr-Universität Bochum, 20.02.2005)
  • Ranade, Subhash, Ayurveda - Wesen und Methodik (2004)
  • Skibbe, P. und J., Ayurveda – die Kunst des Kochens (2009)
  • Stapelfeldt, Elmar und Gupta , Shive Narain, Praxis Ayurveda-Medizin: kaya-cikitsa. Therapiekonzepte für Innere Erkrankungen (2013)
  • The Useful Plants of India, Publications and Informations Directorate (1986)
  • Warrier, P. K., Nambiar, V. P., Ramankutty, C., Indian Medicinal Plants (1996)

Weblinks

Seminare