Studien über vergleichbare Philosophien - Arthur Schopenhauer: Unterschied zwischen den Versionen

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Schopenhauers Wille ist vielmehr das [[Mula Prakriti]] der [[Vedanta]], was so viel wie unbewusste Aktivität bedeutet, als die Wirklichkeit, dessen wesentliche Natur das Bewusstsein ist. Das individuelle Bewusstsein, das sich im [[Intellekt]] ausdrückt, ist auf die [[Prakriti]] begründet, dessen Ausdruck durch den Intellekt geschieht. Der Intellekt ist das Medium, durch das sich die Intelligenz offenbart. Doch in der Vedanta ist die Prakriti nicht die Wirklichkeit, und das Bewusstsein ist nicht Ausdruck der Prakriti. Das Bewusstsein ist das Wesen der Wirklichkeit, das sich jenseits der Prakriti befindet. Doch es ist richtig, dass die Intelligenz im Menschen durch seinen unbewussten [[Meister]], der Prakriti mit ihrer primären Lebenseinstellung von [[Sattva]], [[Rajas]] und [[Tamas]], kontrolliert wird. Vielleicht würde die Freud'sche [[Psychoanalyse]] mit Schopenhauer freundlich umgehen, denn er wäre eine Hilfestellung für das Untermauern ihrer Theorie der psychologischen Bestimmung, dass das Bewusstsein immer durch die Natur des Unbewussten bestimmt wird, und dass der Freie Wille eine [[Illusion]] ist, der durch die falsche [[Vorstellung]] von einem Bewusstsein, das unabhängig vom Unbewussten ist, hervorgebracht wird. Der Instinkt, das Verlangen und der Drang selbst sind die Wurzel des aktiven Verstandes. Man wird dabei an Bradley erinnert, der gesagt hat, dass Metaphysik das Aufspüren der schlechten Gedanken ist, die uns an den Instinkt glauben lassen, und das Aufsuchen dieser Gedanken wiederum, ist nicht minder ein Instinkt. Doch der Wissensdrang ist keine irrationale blinde Macht. Der Instinkt, der es uns unmöglich macht, von dem ehrenwerten Unternehmen der [[Metaphysik]] abzulassen, ist ein überrationales Streben, das sich aus der [[Ewigkeit]] in uns Bahn bricht. Schopenhauers blinder Wille hat keine Antwort auf diese tiefe Wahrheit in uns, noch kann das Freud'sche Unbewusste über die Summe der nicht offenbarten schöpferischen Eindrücke und Impulse hinausgehen, die wir seit Generationen durch unsere in der Vergangenheit [[bewusst]]en [[Handlung]]en hinterlassen haben. Das [[Bewusstsein]] ist weder ein Abfallprodukt des unbewussten Willens noch ist es eine Absonderung des materiellen Gehirns.
Schopenhauers Wille ist vielmehr das [[Mula Prakriti]] der [[Vedanta]], was so viel wie unbewusste Aktivität bedeutet, als die Wirklichkeit, dessen wesentliche Natur das Bewusstsein ist. Das individuelle Bewusstsein, das sich im [[Intellekt]] ausdrückt, ist auf die [[Prakriti]] begründet, dessen Ausdruck durch den Intellekt geschieht. Der Intellekt ist das Medium, durch das sich die Intelligenz offenbart. Doch in der Vedanta ist die Prakriti nicht die Wirklichkeit, und das Bewusstsein ist nicht Ausdruck der Prakriti. Das Bewusstsein ist das Wesen der Wirklichkeit, das sich jenseits der Prakriti befindet. Doch es ist richtig, dass die Intelligenz im Menschen durch seinen unbewussten [[Meister]], der Prakriti mit ihrer primären Lebenseinstellung von [[Sattva]], [[Rajas]] und [[Tamas]], kontrolliert wird. Vielleicht würde die Freud'sche [[Psychoanalyse]] mit Schopenhauer freundlich umgehen, denn er wäre eine Hilfestellung für das Untermauern ihrer Theorie der psychologischen Bestimmung, dass das Bewusstsein immer durch die Natur des Unbewussten bestimmt wird, und dass der Freie Wille eine [[Illusion]] ist, der durch die falsche [[Vorstellung]] von einem Bewusstsein, das unabhängig vom Unbewussten ist, hervorgebracht wird. Der Instinkt, das Verlangen und der Drang selbst sind die Wurzel des aktiven Verstandes. Man wird dabei an Bradley erinnert, der gesagt hat, dass Metaphysik das Aufspüren der schlechten Gedanken ist, die uns an den Instinkt glauben lassen, und das Aufsuchen dieser Gedanken wiederum, ist nicht minder ein Instinkt. Doch der Wissensdrang ist keine irrationale blinde Macht. Der Instinkt, der es uns unmöglich macht, von dem ehrenwerten Unternehmen der [[Metaphysik]] abzulassen, ist ein überrationales Streben, das sich aus der [[Ewigkeit]] in uns Bahn bricht. Schopenhauers blinder Wille hat keine Antwort auf diese tiefe Wahrheit in uns, noch kann das Freud'sche Unbewusste über die Summe der nicht offenbarten schöpferischen Eindrücke und Impulse hinausgehen, die wir seit Generationen durch unsere in der Vergangenheit [[bewusst]]en [[Handlung]]en hinterlassen haben. Das [[Bewusstsein]] ist weder ein Abfallprodukt des unbewussten Willens noch ist es eine Absonderung des materiellen Gehirns.
Schopenhauers Theorie, dass das Bewusstsein nur ein [[Spiegel]] des unbewussten Willens ist, wie man sehr leicht erkennen könnte, ist eine unhaltbare Annahme. Die Argumente gegen den [[Materialismus]] wiegen sich gegen diese Sichtweise von Schopenhauer auf. Wie kann [[Bewusstsein]] durch ein unbewusstes Prinzip offenbart werden, wenn es im Unbewussten nicht bereits vorhanden ist?  Wenn das Bewusstsein latent im Unbewussten vorhanden ist, dann muss selbst im Unbewussten Bewusstsein vorhanden sein, obwohl sich dieses Bewusstsein noch nicht offenbart hat. Wenn sich das Bewusstsein vom Unbewussten unterscheidet, so ist selbst dies keine Offenbarung des Unbewussten, und in dieser Lage kann selbst die [[Existenz]] des Unbewussten nicht bekannt sein, auch wenn eine Beziehung zwischen beiden gewünscht wird. Man kann genauso gut sagen, das Unbewusste existiert überhaupt nicht. Selbst wenn andererseits das Bewusstsein und das Unbewusste von derselben Wesensart sind, so wird das Unbewusste durch das Bewusstsein erleuchtet und sein Wesen wird zu Bewusstsein. Selbst unter dieser Bedingung, hört das Unbewusste auf zu existieren. Wenn das Unbewusste für sich allein steht, dann gibt es kein Bewusstsein, da es in diesem Falle nichts Unbewusstes gibt, und es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass etwas Unbewusstes existiert. Für Schopenhauer gibt es keinen Grund, sich vor der [[Wirklichkeit]] zu drücken. Die Wirklichkeit kann weder unterdrückt noch zerstört oder überwunden werden; sie ist Absolutes Sein, das jeder in sich selbst verwirklichen kann. Wie kann solch eine Wirklich-keit ein blinder Wille oder ein Körper des Verlangens sein, der Unglück hervorruft? Anstatt zu hinterfragen, um sich zum Phänomen der Wirklichkeit zu erheben, will er uns von der Wirklichkeit befreien. Zudem sollte das Wirkliche notwendigerweise gut sein. Es bedarf keiner Argumente, um dies zu beweisen, denn das [[Wirklich]]e unterscheidet sich nicht vom eigenen [[Selbst]]. Müssen wir von unserem eigenen Selbst davonlaufen? Haben diese Lehren irgendeinen Sinn?
Schopenhauers Wille, das Prinzip des Übels, muss als ein kosmisches Konzept des individuellen Willens betrachtet werden, was durch das Übel des Verlangens charakterisiert ist. Ein kosmisches Sein kann für sich selbst nicht übel sein, denn kein [[ethisch]]er oder [[moralisch]]er Wert, kein [[Wunsch]], kein [[Vergnügen]] oder [[Schmerz]] kann einem Über-Individual zugeordnet werden. Das Übel findet sich nur im [[Individuell]]en und nicht in der Wirklichkeit. Man kann die Theorie einer ursprünglichen kosmischen Existenz akzeptieren, da die [[Prakriti]] der [https://mein.yoga-vidya.de/profiles/blogs/vedanta-meditation-jnana-yoga Vedanta] und eine bewusste Idee darin als [[Ishvara]] oder [[Hiranyagarbha]] erscheinen. Doch wir können diese bewusste Idee nicht zu einer Erscheinung des Unbewussten machen, denn Bewusstsein kann sich nicht aus dem Unbewussten entwickeln. Wir müssen eine Wirklichkeit postulieren, dessen wesentliche Natur das Bewusstsein ist, und das sich selbst im kosmischen Unbewusstsein als die bewusste Idee offenbart. Außerdem muss das Übel dem individuellen psychologischen Willen zugeordnet werden, der sich wie ein verzogenes Kind des kosmischen Willens gebärdet, und er sollte nicht wie der kosmische Wille selbst betrachtet werden, der als metaphysisches Prinzip das [[Gute]] und das Übel transzendiert. Schopenhauers Rat, dass man sich selbst vom üblen Willen befreien sollte, läuft auf nichts weiter hinaus, als das die individuelle Existenz durchdrungen wird; es kann nicht bedeuten, dass die Wirklichkeit zu vermeiden sei, was unmöglich ist. Er hat den Fehler gemacht, den individuellen Willen in den [[Kosmos]] zu projizieren und ihn dabei als eine metaphysische Wirklichkeit anzusehen. Selbst wenn der Wille aller ein Übel wäre, so bedeutet dies nicht, dass der kosmische Wille ein Übel ist, denn selbst alle individuellen üblen Willen zusammengenommen können nicht den kosmischen Willen ausmachen. Die Argumentation gegenüber [[Kant]]s Annahme, dass die Kategorien des [[Verstehen]]s, die in den Sinnen aller Menschen objektiv vorhanden sind, die Natur der wahrgenommenen Objekte bestimmen, ist auch auf Schopenhauers [[Glaube]] anwendbar, dass der üble Wille eine metaphysische Existenz hat. Wille ist nicht gleich Wirklichkeit; er ist die dynamische ausführende Macht des Bewusstseins, kosmisch wie individuell. Im Kosmos ist er frei; im Individuum ist er [[gebunden]] und bestimmt das Geschehen.


© Divine Life Society
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Version vom 5. Juli 2022, 16:26 Uhr

Studien über vergleichbare Philosophien - Arthur Schopenhauer

Arthur Schopenhauer

Wenn man Hegel als den intellektuellen Philosophen betrachtet, so muss man Schopenhauer als den Philosophen des Willens bezeichnen. Er nimmt seinen Anfang bei Kants Kritik der reinen Vernunft und beharrt darauf, dass das Ding-in-sich-selbst, das für Kant bloß eine unbekannte Idee war, aus eigenem Willen heraus bewusst gemacht werden kann. Der Wille ist das Ding-in-sich-selbst. Schopenhauers Wille ist nicht der individuelle psychologische Wille, sondern ein universales metaphysisches Prinzip, raum- und zeitlos und ohne Ursache, genauso wie Hegels Verstand nicht nur eine individuelle Funktion ist. Schopenhauer sagt, dass der Wille sich selbst im Individuum als Impuls, Instinkt und Verlangen offenbart. Der Wille ist es, der als Bewusstsein und Körper erscheint. Auf diese Weise wird das wahre Selbst des Menschen mit dem Willen identifiziert.

So wird alles in der Welt zum Ausdruck des Willens. Die Welt ist Wille und Idee, und sie hat keine unabhängig existierende Materie. Der Wille steht über der Idee und ist die einzige Wirklichkeit. Der Wille ist blind, unbewusst, und die Idee, die bewusst ist, ist nur dessen Erscheinung im Intellekt. Wir sehen überall nichts weiter als Willen und Körper, die Ausdruck des Willens sind. Angefangen von der unbewussten Materie bis hin zum selbstbewussten Menschen regiert allein der absolute Wille. Er ist einerseits bewusst und andererseits unbewusst. Er ist der Streit, die Aktivität und die Sehnsucht, die man überall beobachten kann. Der Wunsch ist die Ursache aller Dinge. Im Sinne der Yoga Vasishtha würde Schopenhauer sagen, dass das Auge da ist, weil es Wünsche zu sehen gibt, dass das Ohr da ist, weil es Wünsche zu hören gibt. Der Körper und die körperliche Funktionen sind der Ausdruck des Willens. Die Verdauungsorgane sind die Objekte des Hungers, die Füße sind der Wunsch für die Fortbewegung, das Gehirn ist der Wunsch nach Wissen. Es gibt niemanden und keine Welt ohne den Willen. Das Verlangen, das Wünschen oder die Funktionen bestimmen die Natur des Seins in einer Organisation, die zum Willenskörper wird. Der Lebenswille ist die Wurzel aller Dinge. Er ist die Ursache für das Bemühen, das Leid, der Schmerz. Der Wille ist das größte Übel, das für die Misere allen Seins verantwortlich ist.

Schopenhauers Konzept des Willens ist faszinierend. Der Wille ist die Wirklichkeit und er ist blindes Verlangen. Das Bewusstsein oder die Intelligenz ist seine phänomenale Auswirkung, die sich in höheren Organismen offenbart, um den Weg für das Wirken des Willens in der Welt zu ebenen. Für Schopenhauer ist die Intelligenz nicht die wesentliche Natur des Selbst. Sie ist nur ein Produkt des Gehirns, das durch den Willen für die eigenen Zwecke geschaffen wurde. Das Bewusstsein ist eine Erscheinung, der Wille ist Wirklichkeit, der die unsterbliche Macht darstellt, der niemals mit dem Tod des Menschen endet, und der niemals durch Veränderungen versiegt. Er kann sich selbst in einem sterblichen Muster als Individuum offenbaren, aber kann niemals aufhören zu sein. Der Wille ist unsterbliches Sein.

Schopenhauers Wille ist vielmehr das Mula Prakriti der Vedanta, was so viel wie unbewusste Aktivität bedeutet, als die Wirklichkeit, dessen wesentliche Natur das Bewusstsein ist. Das individuelle Bewusstsein, das sich im Intellekt ausdrückt, ist auf die Prakriti begründet, dessen Ausdruck durch den Intellekt geschieht. Der Intellekt ist das Medium, durch das sich die Intelligenz offenbart. Doch in der Vedanta ist die Prakriti nicht die Wirklichkeit, und das Bewusstsein ist nicht Ausdruck der Prakriti. Das Bewusstsein ist das Wesen der Wirklichkeit, das sich jenseits der Prakriti befindet. Doch es ist richtig, dass die Intelligenz im Menschen durch seinen unbewussten Meister, der Prakriti mit ihrer primären Lebenseinstellung von Sattva, Rajas und Tamas, kontrolliert wird. Vielleicht würde die Freud'sche Psychoanalyse mit Schopenhauer freundlich umgehen, denn er wäre eine Hilfestellung für das Untermauern ihrer Theorie der psychologischen Bestimmung, dass das Bewusstsein immer durch die Natur des Unbewussten bestimmt wird, und dass der Freie Wille eine Illusion ist, der durch die falsche Vorstellung von einem Bewusstsein, das unabhängig vom Unbewussten ist, hervorgebracht wird. Der Instinkt, das Verlangen und der Drang selbst sind die Wurzel des aktiven Verstandes. Man wird dabei an Bradley erinnert, der gesagt hat, dass Metaphysik das Aufspüren der schlechten Gedanken ist, die uns an den Instinkt glauben lassen, und das Aufsuchen dieser Gedanken wiederum, ist nicht minder ein Instinkt. Doch der Wissensdrang ist keine irrationale blinde Macht. Der Instinkt, der es uns unmöglich macht, von dem ehrenwerten Unternehmen der Metaphysik abzulassen, ist ein überrationales Streben, das sich aus der Ewigkeit in uns Bahn bricht. Schopenhauers blinder Wille hat keine Antwort auf diese tiefe Wahrheit in uns, noch kann das Freud'sche Unbewusste über die Summe der nicht offenbarten schöpferischen Eindrücke und Impulse hinausgehen, die wir seit Generationen durch unsere in der Vergangenheit bewussten Handlungen hinterlassen haben. Das Bewusstsein ist weder ein Abfallprodukt des unbewussten Willens noch ist es eine Absonderung des materiellen Gehirns.

Schopenhauers Theorie, dass das Bewusstsein nur ein Spiegel des unbewussten Willens ist, wie man sehr leicht erkennen könnte, ist eine unhaltbare Annahme. Die Argumente gegen den Materialismus wiegen sich gegen diese Sichtweise von Schopenhauer auf. Wie kann Bewusstsein durch ein unbewusstes Prinzip offenbart werden, wenn es im Unbewussten nicht bereits vorhanden ist? Wenn das Bewusstsein latent im Unbewussten vorhanden ist, dann muss selbst im Unbewussten Bewusstsein vorhanden sein, obwohl sich dieses Bewusstsein noch nicht offenbart hat. Wenn sich das Bewusstsein vom Unbewussten unterscheidet, so ist selbst dies keine Offenbarung des Unbewussten, und in dieser Lage kann selbst die Existenz des Unbewussten nicht bekannt sein, auch wenn eine Beziehung zwischen beiden gewünscht wird. Man kann genauso gut sagen, das Unbewusste existiert überhaupt nicht. Selbst wenn andererseits das Bewusstsein und das Unbewusste von derselben Wesensart sind, so wird das Unbewusste durch das Bewusstsein erleuchtet und sein Wesen wird zu Bewusstsein. Selbst unter dieser Bedingung, hört das Unbewusste auf zu existieren. Wenn das Unbewusste für sich allein steht, dann gibt es kein Bewusstsein, da es in diesem Falle nichts Unbewusstes gibt, und es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass etwas Unbewusstes existiert. Für Schopenhauer gibt es keinen Grund, sich vor der Wirklichkeit zu drücken. Die Wirklichkeit kann weder unterdrückt noch zerstört oder überwunden werden; sie ist Absolutes Sein, das jeder in sich selbst verwirklichen kann. Wie kann solch eine Wirklich-keit ein blinder Wille oder ein Körper des Verlangens sein, der Unglück hervorruft? Anstatt zu hinterfragen, um sich zum Phänomen der Wirklichkeit zu erheben, will er uns von der Wirklichkeit befreien. Zudem sollte das Wirkliche notwendigerweise gut sein. Es bedarf keiner Argumente, um dies zu beweisen, denn das Wirkliche unterscheidet sich nicht vom eigenen Selbst. Müssen wir von unserem eigenen Selbst davonlaufen? Haben diese Lehren irgendeinen Sinn?

Schopenhauers Wille, das Prinzip des Übels, muss als ein kosmisches Konzept des individuellen Willens betrachtet werden, was durch das Übel des Verlangens charakterisiert ist. Ein kosmisches Sein kann für sich selbst nicht übel sein, denn kein ethischer oder moralischer Wert, kein Wunsch, kein Vergnügen oder Schmerz kann einem Über-Individual zugeordnet werden. Das Übel findet sich nur im Individuellen und nicht in der Wirklichkeit. Man kann die Theorie einer ursprünglichen kosmischen Existenz akzeptieren, da die Prakriti der Vedanta und eine bewusste Idee darin als Ishvara oder Hiranyagarbha erscheinen. Doch wir können diese bewusste Idee nicht zu einer Erscheinung des Unbewussten machen, denn Bewusstsein kann sich nicht aus dem Unbewussten entwickeln. Wir müssen eine Wirklichkeit postulieren, dessen wesentliche Natur das Bewusstsein ist, und das sich selbst im kosmischen Unbewusstsein als die bewusste Idee offenbart. Außerdem muss das Übel dem individuellen psychologischen Willen zugeordnet werden, der sich wie ein verzogenes Kind des kosmischen Willens gebärdet, und er sollte nicht wie der kosmische Wille selbst betrachtet werden, der als metaphysisches Prinzip das Gute und das Übel transzendiert. Schopenhauers Rat, dass man sich selbst vom üblen Willen befreien sollte, läuft auf nichts weiter hinaus, als das die individuelle Existenz durchdrungen wird; es kann nicht bedeuten, dass die Wirklichkeit zu vermeiden sei, was unmöglich ist. Er hat den Fehler gemacht, den individuellen Willen in den Kosmos zu projizieren und ihn dabei als eine metaphysische Wirklichkeit anzusehen. Selbst wenn der Wille aller ein Übel wäre, so bedeutet dies nicht, dass der kosmische Wille ein Übel ist, denn selbst alle individuellen üblen Willen zusammengenommen können nicht den kosmischen Willen ausmachen. Die Argumentation gegenüber Kants Annahme, dass die Kategorien des Verstehens, die in den Sinnen aller Menschen objektiv vorhanden sind, die Natur der wahrgenommenen Objekte bestimmen, ist auch auf Schopenhauers Glaube anwendbar, dass der üble Wille eine metaphysische Existenz hat. Wille ist nicht gleich Wirklichkeit; er ist die dynamische ausführende Macht des Bewusstseins, kosmisch wie individuell. Im Kosmos ist er frei; im Individuum ist er gebunden und bestimmt das Geschehen.

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Siehe auch

Literatur

Seminare

Jnana Yoga, Philosophie

Hier erscheint demnächst wieder eine Seminarempfehlung: url=interessengebiet/jnana-yoga-philosophie/?type=2365 max=4