Gebet

Aus Yogawiki

Das Gebet (abgeleitet von dem deutschen Substantiv Bitte) bezeichnet eine zentrale Glaubenspraxis vieler Religionen. Gebete können gesungen, gesprochen oder still formuliert sein. Je nach Religion und Konfession unterscheiden sich Körperhaltungen und Gesten: stehen, knien, niederwerfen, den Kopf senken, die Hände erheben oder falten...Mudras, Namaste..., auch Asanas, Tai-Chi... Ebenso mag die Haltung individuell frei gewählt sein.

Hinduismus

In der Frühzeit des Hinduismus, der vedischen Zeit (1200 v.Chr.), wurden Hymnen an die Götter gerichtet, die oft mit Bitten verbunden waren und einen durchaus utilitaristischen Charakter hatten. Auch die Rezitation von Mantras (wörtl.: Mittel zum Denken) war von frühester Zeit an ein wichtiges Mittel religiöser Versenkung.

Heute ist wie bei Gläubigen aller Religionen das tägliche Gebet auch bei Hindus üblich. Gebetet wird in fast allen hinduistischen Richtungen, vor allem im Bhakti Yoga ist die persönliche Hingabe an Gott und somit die Kommunikation mit ihm wichtig.
Eine populäre Form der Verehrung ist die Anbetung Gottes in einem Bild oder einem Emblem. Andererseits lehnen auch sehr viele Hindus die Verehrung in Bildern völlig ab – wie beispielsweise die Anhänger des Arya Samaj oder die Lingayats, eine im zwölften Jahrhundert gegründete shivaitische Bewegung.

Hinduistische Gebetspraxis

Beim Gebet im Ganges

Allgemeine Vorschriften für Gebete und feste Gebetszeiten, die für alle Hindus gelten, fehlen. Sehr unterschiedlich gelebte Familientraditionen sind:

  • die weit verbreitete tägliche Lichtkreiszeremonie, das Arati; zu Hause oder in den kleinen und großen Tempeln. Meist am Beginn sowie am Ende des Tages schwenkt man eine Butterlampe vor dem Bildnis oder dem Emblem des Göttlichen und läutet dazu eine kleine Glocke. Das Gebet - gesprochen, geflüstert, in Gedanken rezitiert oder gesungen - gehört wesentlich zu der Zeremonie.
  • Viele Hindus beten beim Verlassen des Hauses oder zu Beginn einer Unternehmung. Sie sprechen oft nur ein kurzes Gebet, indem sie etwa sagen: „Ganesha, ich verehre dich!“ oder „Om Kali!“. Insbesondere an bestimmten Wochentagen verehrt man die einzelnen Formen des Göttlichen, an Donnerstagen etwa beten manche Hausfrauen zu Lakshmi, der Göttin des Glücks und des Wohlbefindens. Am Montag steht bei vielen Shiva besonders im Mittelpunkt.
  • Zu Feiertagen kann man einen Priester ins Haus rufen, der Gebete oder Gottesdienste (Pujas) für alle durchführt. Genauso kann man auch überlieferte, spezifische Gebete für diesen Tag während einer Andacht selber beten, allein oder gemeinsam mit anderen.
  • Anstelle eines Tischgebetes ist es oft üblich, die Speise, meistens nur eine kleine Portion davon, auf den Altar zu stellen, mit Gebeten anzubieten und dann die so gesegnete Mahlzeit zu essen.
  • Sehr verbreitet ist das andachtsvoll gesungene Gebet, Bhajan, das man allein singt oder in Gemeinschaft, oft mit einem Instrument begleitet.
  • Eine andere beliebte Gebetsform stellt das wiederholte Anrufen des Namen Gottes dar, häufig mit Hilfe einer Gebetskette mit einhundertacht Kugeln, sooft wird der Name meistens zitiert. Dieses Japa dient der Versenkung und kann der Übergang zur Meditation sein.


Eine vorgeschriebene Körperhaltung für das Gebet gibt es nicht; es muss in jedem Fall eine Haltung des Respekts sein. Darum zieht man vorher immer die Schuhe aus, wäscht sich möglichst zumindest die Hände und wählt einen Sitz, der tiefer liegt als der Altar. Meistens sitzt man mit verschränkten Beinen im Schneidersitz auf dem Boden oder steht vor dem Bildnis. Vor dem Hausaltar oder im Tempel ist auch die kniende Verbeugung üblich, bei der die Stirn den Boden berührt.

Zur Gebetshaltung gehören auch die vor der Brust gefalteten Hände (vgl. namaste); wobei man diese oft vor und nach Beginn des Gebetes als Respektsgeste jeweils kurz an die Stirn führt; oder man betet mit vor der Stirn gefalteten Händen, was besondere Inbrunst ausdrückt. Letztlich ist keine äußere Form zwingend, nur die innere Haltung.

Quellen und Beispiele von Hindugebeten

Quellen vieler Gebete sind die Veden, die Puranas und nicht zuletzt die Beispiele großer Bhaktas, der Verehrer Gottes. Selbst von jenen Personen, die das Göttliche als letztlich absolut formloses, nicht-personales Brahman definieren, sind inbrünstige Gebete überliefert, etwa vom großen Philosophen Shankara:

„Ich bete an den Herrn, das höchste Sein, dem einen ersten Samen des Universums, dem wunschlosen Formlosen, der durch die Silbe Om erkannt werden kann, durch den das Universum ins Dasein gelangte, der es erhält und in dem es wieder vergeht.“ (Vedasarasivastava)

Das bekannteste Gebet ist das Gayatri-Mantra, eine vedische Hymne, welche das Göttliche in Form der Sonnenkraft, Surya, um geistiges Licht anruft. Viele Hindus sprechen oder singen es täglich, wobei der Gebrauch sich nicht auf Brahmanen beschränkt, wie oft behauptet, sondern alle beten es.

Das Mrityunjaya-Mantra verehrt Shiva:

„Wir verehren den Dreiäugigen der duftet und alle Wesen nährt.
Wie eine reife Gurke von ihrer Bindung (am Stängel) gelöst wird, möge er uns vom Tod befreien in die Unsterblichkeit.

Ziel der Gebete und Anrufungen sind die verschiedenen, oft, aber nicht immer, anthropomorph gedachten Formen des letztlich formlosen Höchsten.

Entgegen einer weit verbreiteten Meinung ist der Hinduismus nicht polytheistisch. Alle Schulen lehren das formlose Eine, wenn auch in unterschiedlichen Philosophien. Die am meisten verbreiteten Philosophien sehen die verschiedenen Götter und Göttinnen als verschiedene Formen des höchsten Einen, das letztlich formlos ist.

Ein sehr populäres Gebet, das Millionen von Hindus täglich singen, besonders zur täglichen Lichtkreis-Zeremonie, dem Arati, ist das Jay Jagadish Hare. In diesem Text kommt deutlich zum Ausdruck, dass das Wissen um die Einheit auch in den Gebeten der einfachen Gläubigen enthalten ist. Ein Ausschnitt:

„Ehre sei Dir, O Herr der Welt! Ehre sei dem ewigen Herrn! …
Du bist meine Mutter, mein Vater bist du. Wo sonst finde ich Zuflucht, O Herr?
Außer Dir ist kein Zweiter, kein anderer neben Dir.
Auf wen kann ich hoffen, wenn nicht auf Dich! Ehre sei Dir, O Herr der Welt!
Nimm die Gier von mir und alles Übel, O Herr!
Vermehre die Hingabe und Liebe zu Dir und lass mich den Heiligen dienen!
Ehre sei Dir, O Herr der Welt!“

Allgemein

Im Zusammenhang mit Gebeten werden oftmals Symbole verwendet, wie zum Beispiel der Rosenkranz im katholischen, im Islam und Buddhismus oder das Kreuz in christlichen Gebeten.

Da sind liturgische Gebete mit feststehenden Wortfolgen, manchmal mit Rede und Antwort in Form einer Litanei, Gebete mit Vorlagen oder spontan formulierte Gebete. (Siehe auch: Allumfassendes Gebet).

Es ist eine mit Worten und begleitenden Handlungen verbundene Anrede eines transzendenten Wesens (Gott, Gottheit, Göttin) oder Fürsprechers (Engel, Prophet, Guru).

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Christentum

Betender Junge in der Notre-Dame de la Garde in Marseille

Das Gebet gehörte von Anfang an zu den wichtigsten Ausdrucksformen des christlichen Glaubens.

Bereits im Neuen Testament sind viele verschiedene Gebetsformen erwähnt: Psalmen, Bitte, Dank, Fürbitte, Anbetung. Einige der am häufigsten gebrauchten christlichen Gebete stammen aus dem Neuen Testament, z. B. das Vaterunser und das Magnificat. Besonders viele Lobeshymnen sind in der Offenbarung des Johannes enthalten.

Biblische Grundlagen

Entscheidend für das christliche Gebet, auch im Hinblick auf seine Erhörung, ist der Einklang des Beters mit dem Willen Gottes. Denn alles sei möglich nur für den, der glaube[1], also auf Gott vertraue. Dann gelte: „Bittet, so wird euch gegeben“[2]. Aber man strebe eben zuerst nach der Herrschaft Gottes, dann werde einem alles das, worum sich der Mensch sorge, zufallen[3]. Herrschaft Gottes bedeutet wohl, Jesus als Herrn[4] anzuerkennen, denn er und Gott seien eins[5]. So fordert Jesus zur Liebe zu Gott und dem Nächsten auf[6], den Menschen das zu tun, was man von ihnen erwarten würde[7]. Andererseits muss sich der Mensch, wenn er hierin versagt, wohl nicht zu sehr fürchten. Denn Versagen sei normal[8] und der „gute Hirte“ Jesus stehe für den (zweifelnden Liebes-) Versager gerade[9] und wolle ihn stets zurückgewinnen [10]. Also kann der Mensch wohl mit seinen Nöten immer wieder im Gebet mit Gott, vermittelt durch Jesus (Vorlage:B), ins Gespräch kommen und ihn um alles das bitten, was er täglich benötige. Er müsse sich nur Jesus als seinem Herrn und Anwalt vor Gott anvertrauen. In Vorlage:B sagt Jesus: „… wer immer mich aber vor den Menschen verleugnet, den will auch ich vor meinem Vater verleugnen, der in den Himmeln ist …“ Dies zeigt an, das zur Gebetserhörung tätiger Glaube erforderlich ist.

Gebetsformen

Das Christentum kennt viele Gebetsformen.

  • Im Gottesdienst: Bei fast allen Konfessionen gehört das Vaterunser zum Gottesdienstablauf, entweder vom Liturgen oder gemeinsam gesprochen. Daneben gibt es je nach Konfession liturgische Gebete, oft im Wechsel zwischen Einzelnen und der Gemeinde, freie oder vorformulierte Gebete des Gottesdienstleiters oder gemeinsames freies Gebet der Gemeinde.
  • In Gruppen oder als Gebet des Einzelnen: Es gibt feststehende Gebetsformen, z. B. das Trisagion der orthodoxen Kirche, den Angelus in der katholischen Kirche, oder das Stundengebet. Im März gibt es jedes Jahr einen ökumenischen Weltgebetstag, an dem im Gottesdienst überall dieselben Texte gebetet werden, die von Frauen eines bestimmten Landes zusammengestellt wurden. Die Evangelische Allianz hat im Januar jeweils eine Gebetswoche und regelmäßige überkonfessionelle Gebetsabende, die reihum in den Gemeinden der Allianz stattfinden.
  • In der Familie: In vielen christlichen Familien sind Tischgebete üblich, häufiger gibt es ein Nachtgebet mit den Kindern. Gemeinsame Familienandachten sind heute eher selten. In manchen Familien werden die Herrnhuter Losungen oder eines christlichen (Kinder-)Kalenders wie z. B. die „Helle Straße“ vorgelesen, andere Familien beten zusammen die Komplet des Stundengebets oder den Rosenkranz.
  • Kindergebete: meist in Reimform formulierte Gebete wie z. B.: „Ich bin klein, mein Herz mach (ist) rein, soll niemand darin wohnen als Jesus (Gott) allein.“ Doch beten Kinder oft auch selbst formulierte Gebete.
  • Tischgebete
  • Abendgebete dienen dazu den Tag mit Gott zu beschließen.
  • Bibeltextbeten: Hierbei werden Bibeltexte, vorwiegend die Psalmen aus dem AT oder Gebete aus den Briefen des NT, im Wortlaut oder in eigene Worte übertragen als Gebet an Gott rezitiert. Zu den bekanntesten Bibeltextgebeten gehören das Benedictus, das Magnifikat und das Nunc dimittis, die auch im Stundengebet täglich gesungen werden.
  • Gebetslieder wurden schon zu biblischer Zeit gesungen und sind in den Psalmen überliefert. Lobpreis sind an Gott gerichtete Lieder, die ihn und seine Eigenschaften und Taten preisen.
  • Thematische Gebete: Es gibt ebenfalls zahlreiche Gebetsgruppen, darunter auch solche, die für besondere Anliegen beten, etwa Friedensgebete.
  • Gebete per E-Mail: Vorgefertigte Gebete werden per E-Mail verschickt (z. B. Mailgebet) und können von den Lesern mit einem Internetanschluss überall gebetet werden; häufig dient es der Besinnung mitten im Alltag oder der kurzen Auszeit zwischendurch.
  • 24-Stunden-Gebet: Vorwiegend im Umfeld der charismatischen Bewegung im Rahmen des Wächterrufs, aber auch in der Herrnhuter Brüdergemeine. Verschiedene Beter schließen sich zu einem Verbund zusammen, so dass an jedem Tag zu jeder Stunde „in Schichten“ gebetet wird.
  • Einzelne: Hier reicht das Spektrum von einem Vaterunser vor dem Einschlafen über eine tägliche Stille Zeit, dem Beten des Stundengebets (ganz oder einzelne Horen, den Exerzitien des Ignatius von Loyola; oder völlig freiem Gebet.

Gebetsinhalte

Das Gebet beinhaltet nicht nur Anbetung, Dank und Bitte oder Fürbitte, der Bittcharakter bildet oft nur einen Aspekt des Gebetes. Gebetsinhalte sollten keine oberflächliche Bitten um bequeme Dinge sein, die man sich gerade wünscht. Auch kann man nicht gegen den anderen beten.

Der Betende nutzt das Gebet um nach seiner Ansicht in Kontakt mit seinem Gott (oder einem anderen spirituellen Wesen) zu treten. Für ihn ist es ein Zwiegespräch und er vertraut darauf, dass sein Gott weiß, was der Betende benötigt.

Gebetshaltung/Symbole

In der Kirche wird meistens stehend (Ausdruck des Respekts) oder kniend (Ausdruck der Unterwerfung) gebetet, während im persönlichen Gebet (im Kämmerlein, außerhalb der Kirche) keine bestimmte Körperhaltung verbindlich ist. Für das christliche Beten im Gottesdienst gibt das Zeremoniale mancherlei Anregungen im Blick auf die äußeren Formen, die in der jeweiligen Kirche üblich sind.

Typisch für das christliche Beten der Alten Kirche ist das freie, selbstbewusste Stehen vor Gott mit geöffneten Armen, erhobenen Händen und Augen. In späterer Zeit ist im Abendland das Falten der Hände üblich geworden. Diese Geste soll verdeutlichen, dass sich der Beter nur auf Gott konzentriert und nicht mit anderen Dingen beschäftigt ist. Die aneinander gelegten offenen Handflächen entsprechen der Haltung bei der Huldigung des Lehnsherren im mittelalterlichen Feudalsystem und wird etwa seit dem 11. Jahrhundert praktiziert. Das Gebet mit zusammengeballten Händen kam erst in der Reformation auf. Daneben gibt es noch seltenere, ältere Formen, wie das Kreuzen der Hände vor der Brust. Das Ausstrecken der Arme im Gebet stammt sogar aus dem vorchristlichen Mittelmeerraum und Orient, es geht auf die Körperhaltung der Bettler zurück. Das Beten mit erhobenen Händen wird in der katholischen Kirche von Bischöfen und Priestern geübt, wenn sie als Vorsteher der liturgischen Versammlung zu Gott sprechen, daneben regional von allen Mitfeiernden beim Beten des Vaterunsers. Es wird häufiger von Christen der charismatischen Bewegung oder der Pfingstbewegung praktiziert und geht auf eine jüdische (z. B. Klagelieder 3,41) Gebetshaltung zurück.

Katholische Christen beginnen das persönliche Gebet stets mit den der Taufformel entnommenen Worten „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Außerdem bezeichnen sie sich bei Beginn und Abschluss eines jeden Gebetes mit dem Zeichen des Kreuzes. Orthodoxe Christen bekreuzigen sich ebenfalls, wobei bei ihnen sogar die Haltung der Finger eine wesentliche Rolle spielt (siehe Kreuzzeichen). Im Protestantismus ist das Kreuzzeichen kaum noch verbreitet.

Mit dem Anzünden einer (Opfer-)Kerze kommt Licht in das Dunkel. Es ist ein Hoffnungszeichen und soll das Gebet für einen anderen Menschen oder für ein persönliches Anliegen verlängern, auch wenn der Betende beispielsweise die Kirche bereits wieder verlassen hat. Es existiert hierbei die Vorstellung, dass, solange die Kerze brennt, das Gebet zu Gott aufsteigt.

Gebetsgemeinschaften

Es gibt auch Gebetsgemeinschaften, z. B. den Rosenkranzsühnekreuzzug. Am 2. Februar 1947 gründete der Franziskanerpater Petrus Pavlicek in Wien eine „Ewige Rosenkranzgemeinschaft“, die bald in „Rosenkranz-Sühnekreuzzug“ umbenannt wurde …

Christliches Gebet um Heilung

Im Christlichen Bereich findet Gebet um Heilung in sehr unterschiedlichem Rahmen statt:

  • Privat für sich oder als Fürbitte für den Nächsten im Besonderen für Familienangehörige und enge Freunde
  • in der Seelsorge (z. B. Krankenhausseelsorger)
  • durch die Ältesten der eigenen Kirchengemeinde nach Sündenbekenntnis (Beichte) und Ölsalbung (Jakobus Kapitel 5) (besonders verbreitet in evangelikalen Gemeinden)
  • in Messen (Katholisch)
  • sog. Heilungsgottesdiensten (nicht immer, aber oft charismatisch, mit Predigern bei welchen die Gabe (das Charisma) der Heilung angenommen wird.)
  • in Angeboten überkonfessioneller Gruppen, die sich speziell dem Thema Gesundheit/Heilung widmen

Zur Wirkung von Fürbitten auf die Genesung, siehe Fürbitte.

Gebet in den Konfessionen

Bis heute hat das Gebet einen zentralen Platz in der Praxis aller christlichen Konfessionen.

Alle kennen das Vaterunser und die Psalmen ebenso wie persönlich formulierte Gebete und Kirchenlieder in Gebetsform. Die orthodoxen, katholischen und anglikanischen Kirchen haben eine reiche Tradition von vorformulierten Gebeten für den liturgischen und persönlichen Gebrauch (siehe liturgische Gebete), im Pietismus und im freikirchlichen Raum sind die Gebete in der Regel spontan formuliert.

Alle christlichen Konfessionen wenden sich im Gebet direkt an Gott und gehen davon aus, dass Gott Gebete hört. Christen wenden sich im Gebet an den Dreieinigen Gott, beten zu Gott dem Vater, zu Jesus Christus und manche auch direkt zum Heiligen Geist, wobei es in den meisten Konfessionen, von fest formulierten liturgischen Gebeten abgesehen, dem einzelnen überlassen ist, an wen er sich im Gebet wendet. In der katholischen und der orthodoxen Kirche können Gebete auch an Maria und an Heilige gerichtet werden, wobei diese Gebete eine Bitte um Fürsprache beim dreieinigen Gott sind.

Christen glauben, dass Gott Gebete erhört, wobei es über die Art und Häufigkeit der Gebets-Erhörung sehr unterschiedliche Sichtweisen gibt.

Ebenso glauben viele Christen, dass Gott im Gebet durch den Heiligen Geist zum Betenden reden kann. Dabei kann es sich um Prophetie, Erleuchtung und persönliche Eingebungen handeln, aber ebenso um alltägliches, wie dass Gott z. B. die Aufmerksamkeit auf einen Bibelvers lenkt, der in die Situation passt, oder ein allgemeines Gefühl des Getröstetseins gibt. Praktisch alle Konfessionen, bei denen Prophetie oder Erleuchtung als Geistesgabe anerkannt sind, haben allerdings gewisse Sicherheitsregeln, um allzu wilde Fantasie in Grenzen zu halten, z. B. Beurteilung durch erfahrene Christen oder Gemeindeleiter, Beurteilung durch die Gemeinschaft anhand der Bibel, Beurteilung durch die kirchliche Lehre, vor allem aber Beurteilung vom Willen Gottes her: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst (Mt 22,34–40). Was mit der Liebe (agape) nicht vereinbar ist, kann nicht Gottes Wille sein.

Islam

Siehe

Bahai

In der Religion der Bahai spielt das Gebet eine wichtige Rolle. Drei rituelle Pflichtgebete unterschiedlicher Länge und Form stehen dem Gläubigen täglich zur Wahl: das lange Pflichtgebet (einmal in 24 Stunden zu beten), das mittlere Pflichtgebet (früh, mittags und abends zu beten) und das kurze Pflichtgebet (zwischen 12 und 18 Uhr zu beten). Diese Gebete werden vom Gläubigen alleine und zurückgezogen gesprochen oder gesungen. Das einzige Pflichtgebet, das in Gemeinschaft rezitiert wird, ist das Totengebet. Darüber hinaus dienen die für unterschiedliche Anlässe und Situationen wörtlich überlieferten Gebete des Bab, Baha’u’llahs und Abdu’l Bahas als Vorlage.

Abdu’l Baha sagt über das Gebet: „Es ist die Sprache des Geistes, die zu Gott spricht. Wenn wir uns, befreit von allen äußerlichen Dingen, im Gebet zu Gott wenden, dann ist es, als hörten wir die Stimme Gottes in unserem Herzen. Ohne Worte zu reden, treten wir in Verbindung, sprechen wir mit Gott und vernehmen die Antwort … Wir alle, wenn wir zu einem wahrhaft geistigen Zustand gelangen, können die Stimme Gottes vernehmen.“

Ein Beispiel für ein Bahai-Gebet, geschrieben von Abdu’l Baha:

O Du gütiger Herr! Du hast die ganze Menschheit aus dem gleichen Stamm erschaffen. Du hast bestimmt, dass alle der gleichen Familie angehören. In Deiner heiligen Gegenwart sind alle Deine Diener, die ganze Menschheit findet Schutz in Deinem Heiligtum. Alle sind um Deinen Gabentisch versammelt; alle sind erleuchtet vom Lichte Deiner Vorsehung.
O Gott! Du bist gütig zu allen, Du sorgst für alle, Du beschützest alle, Du verleihst allen Leben. Du hast einen jeden mit Gaben und Fähigkeiten ausgestattet, und alle sind in das Meer Deines Erbarmens getaucht.
O Du gütiger Herr! Vereinige alle. Gib, dass die Religionen in Einklang kommen und vereinige die Völker, auf dass sie einander ansehen wie eine Familie und die ganze Erde wie eine Heimat. O dass sie doch in vollkommener Harmonie zusammenlebten!
O Gott! Erhebe das Banner der Einheit der Menschheit.
O Gott! Errichte den Größten Frieden.
Schmiede Du, o Gott, die Herzen zusammen.
O Du gütiger Vater, Gott! Erfreue unsere Herzen durch den Duft Deiner Liebe. Erhelle unsere Augen durch das Licht Deiner Führung.
Erquicke unsere Ohren mit dem Wohlklang Deines Wortes und beschütze uns alle in der Feste Deiner Vorsehung.
Du bist der Mächtige und der Kraftvolle, Du bist der Vergebende und Du bist der, welcher die Mängel der ganzen Menschheit übersieht.


Zitate

  • Opfer Gottes sind ein zerbrochener Geist, ein gebrochenes und reuiges Herz wirst du, Gott, nicht verachten.Psalm 51,19
  • Das Werk gibt dem Wort innere Stärke, doch das Gebet erwirbt für Taten und Worte innere Kraft.Bernhard von Clairvaux
  • Der Mensch ist von Gott nie weiter entfernt als ein Gebet.Mutter Teresa
  • Wenn ihr betet, macht es nicht so wie die Heuchler, die sich dazu gern in die Synagogen und an die Straßenecken stellen, damit sie von den Leuten gesehen werden. Ich versichere euch: Mit dieser Ehrung haben sie ihren Lohn schon kassiert. Wenn du betest, geh in dein Zimmer, schließ die Tür und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dann wird dein Vater, der ins Verborgene sieht, dich belohnen. Beim Beten sollt ihr nicht plappern wie die Menschen, die Gott nicht kennen. Sie denken, dass sie erhört werden, wenn sie viele Worte machen. Macht es nicht wie sie! Denn euer Vater weiß ja, was ihr braucht, noch bevor ihr ihn bittet.Jesus Christus in der Bergpredigt über das Beten, Matthäus 6,5–8; zitiert nach der Neuen evangelistischen Übertragung (NeÜ) der Bibel
  • Gott bitten heißt, sich mit der Hoffnung schmeicheln, durch Worte könne man die ganze Natur ändern.Voltaire
  • Gebet bedeutet nichts weiter, als Jesus in unsere Not einschließen. Es bedeutet, Jesus Zugang zu geben, damit er seine Kraft für unsere Not gebrauchen kann. Es bedeutet, Jesus Gelegenheit geben, seinen Namen inmitten unserer Not zu verherrlichen.Ole Hallesby

Siehe auch

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Literatur

  • Vorlage:Literatur
  • Carl Heinz Ratschow, Rainer Albertz, Lawrence A. Hoffman, Klaus Berger u. a.: Gebet I. Religionsgeschichtlich II. Altes Testament III. Judentum IV. Neues Testament V. Alte Kirche VI. Mittelalter VII. Das Gebet im deutschsprachigen evangelischen Gottesdienst VIII. Dogmatische Probleme gegenwärtiger Gebetstheologie IX. Praktisch-theologisch. In: Theologische Realenzyklopädie 12 (1984), S. 31–103 (umfassender Überblick mit christlichem Schwerpunkt)
  • M. Krucoff, S. Crater, D. Gallup, J. Blankenship, M. Cuffe, M. Guarneri, R. Krieger, V. Kshettry, K. Morris, M. Oz: Music, imagery, touch, and prayer as adjuncts to interventional cardiac care: the Monitoring and Actualisation of Noetic Trainings (MANTRA) II randomised study. The Lancet, Volume 366, Issue 9481, Pages 211–217
  • Krucoff MW, Crater SW, Green CL, Maas AC, Seskevich JE, Lane JD, Loeffler KA, Morris K, Bashore TM, Koenig HG.: Integrative noetic therapies as adjuncts to percutaneous intervention during unstable coronary syndromes: Monitoring and Actualization of Noetic Training (MANTRA) feasibility pilot. PMID 11685160
  • O’Connor PJ, Pronk NP, Tan A, Whitebird RR.: Characteristics of adults who use prayer as an alternative therapy. PMID 15895540
  • Monika Renz: Grenzerfahrung Gott: Spirituelle Erfahrungen in Leid und Krankheit. 3. Aufl. Herder, Freiburg i.Br. 2006, ISBN 3-451-05341-1
  • Arndt Büssing, Thomas Ostermann, Michaela Glöckler, Peter F. Matthiessen: Spiritualität, Krankheit und Heilung – Bedeutung und Ausdrucksformen der Spiritualität in der Medizin. Verlag für Akademische Schriften, Frankfurt 2006, ISBN 978-3-88864-421-4
  • Heinrich Christian Rust: Beten – 7 Gründe, warum ich es tue. Neufeld Verlag, Schwarzenfeld 2006, ISBN 3-937896-31-7
  • Ole Hallesby: Vom Beten. Wuppertal 1958, pass. (der christliche Klassiker zum Thema)
  • Kritischer Artikel von Michael Shermer im Scientific American
  • Adolf Holl: Om und Amen. Eine universale Kulturgeschichte des Betens. 2006
  • Stefan Heid: Gebetshaltung und Ostung in frühchristlicher Zeit. In: Rivista di Archeologia Cristiana 82 (2006) 347-404.
  • Albert Löschhorn: Gott ist gegenwärtig - Eine Anleitung zu geistlichen Übungen für evangelische Christen. Verlag Linea, Bad Wildbad, 2009, ISBN 978-3-939075-35-6
  • Albert Löschhorn: Gerhard Tersteegens Schule des Gebets. Verlag Linea, Bad Wildbad, 2009, ISBN 978-3-939075-34-9

Quellen

Weblinks