Dhyanabindu Upanishad: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Dhyanabindu Upanishad''' ist die Bezeichnung für eine der [[Upanishade]]n des [[Yoga]]. Hier wird über die [[Meditation]] gesprochen, insbesondere mittels der [[heilig]]en Silbe [[Om]].
'''Dhyanabindu Upanishad''' ([[Sanskrit]]: ध्यानबिन्दूपनिषद् dhyāna-bindūpaniṣad ''f.'' < dhyāna + bindu + upaniṣad) ist ein Teil der indischen [[Heilig]]en [https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/indische-schriften/ Schriften], die [http://www.yoga-vidya.de/Yoga--Artikel/art_veden.html Veda] genannt werden. Die Dhyanabindu Upanishad gehört zum [[Atharvaveda]] und wird außerdem den [[Yoga Upanishaden]] zugeordnet. Hier wird über die [https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/meditation/ Meditation] gesprochen, insbesondere mittels der [[heilig]]en Silbe [[Om]].
 
[[Datei:Rose.JPG|thumb|"Wie der Duft ist in der Blume, ... so sind ... alle Wesen am Atman fest, darum steht unverwirrt, festen Geistes in Brahman, wer Brahman kennt." Zitat: Dhyanabindu Up.]]
 
==Dhyanabindu Upanishad mit Erläuterungen nach Paul Deussen==
'''Artikel aus „Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 796 - 801.'''
 
===Einleitung===
Die Dhyanabindu Upanishad d. h. "die Geheimlehre ([[Upanishad]]) von dem Punkt ([[Bindu]] des [[Anusvara]] in [[Om]]), auf welchen sich die [[Meditation]] ([[Dhyana]]) bezieht", enthält eine Einleitung und vier Teile.
 
Die '''Einleitung''' (v. 1-3) verheißt in zwei aus dem Zusammenhang [[Yogatattva]] 1-2 herübergenommenen und einem dritten, eigenen Vers als [[Frucht]] des [https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/yoga-und-meditation-einfuehrung/ Yoga] Tilgung aller [[Sünde]].
 
'''I.''' (v. 4-6). Die völlige Lautlosigkeit der [[Meditation]] entspricht der unendlichen Subtilität ihres Gegenstandes, welche an dem aus Svet. 5,9 entlehnten Bild von der gespaltenen Haarspitze erläutert wird.
 
'''II.''' (v. 7-10). Durch eine Reihe eigentümlicher und treffender Bilder wird gezeigt, wie der [[Atman]] alle seine Erscheinungen durchdringt, allgegenwärtig im Ganzen wie in jedem einzelnen Teil. Der Schatten [[Chaya]] v. 10 gibt kein brauchbares Bild, und die Änderung in [[Sakha]] liegt nahe, wenn es auch nicht unbedenklich und nur durch das danebenstehende [[Sakala]] zu rechtfertigen ist, [[Nishkala]] das Teillose als Teil d. h. als Nichtganzes aufzufassen.
 
'''III.''' (v. 11-17). Nachdem v. 11-13 die Meditation von [[Visnu]], [[Brahma]] und [[Siva]] mit den drei Atemübungen [[Puraka]], [[Kumbhaka]], [[Recaka]] in Beziehung gesetzt worden, folgt v. 14-17 ein schwieriger Abschnitt, welchen ich mich nicht entschließen kann, mit Narayana und Anquetil wiederum auf die Trias zu beziehen, da zu einer solchen Zerhackung der Verse der Text keinen Anhalt gibt. Vielmehr glaube ich, daß hier, im Gegensatze zu Visnu, Brahma, Siva, der Atman selbst geschildert wird, wie er immanent die [[Welt]] durchdringt und doch transzendent (jenseits von [[Sonne]] und [[Mond]]) verharrt. Als Einzelseele ([[Lotos]]blume) wird er nach dem [[Tod]]e ausgerissen und seinem Samen nach auf dem [[Pitriyana]] und [[Devayana]] zu Mond und Sonne getragen.
 
'''IV.''' (v. 18-23). In reichen, aber zum Teil entlehnten Bildern wird zum Schluß die Meditation von [[Om]] geschildert; v. 19 stammt aus Mund. 2,2,4, v. 20 aus Svet. 1,14, v. 21 aus Amritabindu 13. Eigentümlich ist v. 22 der Vergleich des [[Herz]]ens mit dem [[Brunnen]], aus welchem
(wie noch heute in [[Indien]]) das [[Wasser]] mittels eines Strickes auf einer schiefen Ebene, gewöhnlich durch ein Paar Ochsen, heraufgezogen
wird, bis es oben, ausgegossen, zur Ruhe kommt. So auch das Manas an dem Ort zwischen [[Augenbraue]]n und [[Nase]] als der Wohnstatt des höchsten Atman, vgl. Jabala 2 (unten S. 708).
 
===Die Dhyanabindu Upanishad===
'''Vers 1-3. Wert des Yoga.'''
 
1.<ref>Vers 1-2 gleich Yogatattva 1-2, wo sie passender stehen, und aus welchem Zusammenhang sie wohl sekundär herübergenommen sind, da sie in zwei [[Puna]]er Handschriften und im [[Telugu]]-Druck fehlen.</ref>Des [[Yoga]] Wesenheit kundtun
:Zum Heil der [[Yogin]]s will ich hier,
:Wer dieses anhört und hersagt,
:Der wird von allen [[Sünde]]n frei.
 
2. Ein großer Yogin heißt [[Visnu]],
:An Zauberkraft und [[Buße]] groß,
:Als Leuchte auf dem Wahrheits[[weg]]
:Glänzt er, der höchste [[Purusha]].
 
3. Wär' auch die [[Sünde]] gleich [[Berg]]en
:Erstreckend viele Meilen sich,
:Das Yogadenken dringt durch sie;
:Nichts anderes durchdringt sie je.
 
'''Vers 4-6. Die Lautlosigkeit der Meditation entspricht der Subtilität des Brahman.'''
 
[[Datei:Mutter Schweigen Stille Faras Heilige Anna.jpg|thumb|Anonym (Faras): Bild der Heiligen Anna (Detail), Mutter der Gottesmutter, Warschau, National Museum, Tempera auf Putz, 8. Jh.]]
 
4. Höher ist als die Grundsilbe
:Der Punkt, höher als er der Hall,
:Die Silbe mit dem Laut schwindet<ref>Sa Sabdas Ca Akshare Kshino, Telugudruck.</ref>,
:Lautlos die höchste Stätte ist.
 
5. Der Laut, der unangestimmt bleibt,
:Was noch höher als dieser Laut,
:Der Yogin, der dies als höchstes
:Denkt, dem lösen die [[Zweifel]] sich.
 
6. Ein Hunderttausendstel einer
:Haarspitze, dieses Teils ein Teil,
:Und von dem Teil noch die Hälfte, -
:So subtil ist das reine [[Sein]].
 
'''Vers 7-10. Brahman und seine Erscheinungen.'''
 
7. Wie der [[Duft]] ist in der [[Blume]],
:Wie die [[Butter]] ist in der [[Milch]],
:Wie das [[Öl]] ist im Ölsamen,
:Wie das [[Gold]] in den Erzen ist,
 
8. So sind, wie an der Schnur [[Perle]]n,
:Alle [[Wesen]] am [[Atman]] fest,
:Darum steht unverwirrt, festen
:[[Geist]]es in [[Brahman]], wer Brahman kennt.
 
9. Wie das Öl durch den Ölsamen,
:Wie der Duft durch die Blume dringt,
:So ist im [[Körper|Leibe]] des Menschen
:Inwendig er und außer ihm.
 
10. Den [[Baum]] begreife als Ganzes,
:Der Zweig<ref>Ich lese Sakha.</ref> nur ein Nichtganzes ist,
:Im Ganzen wie im Nichtganzen
:Allenthalben der Atman wohnt.
 
'''Vers 11-17. Visnu, Brahma, Siva und der sie alle befassende Atman. Über Puraka, Kumbhaka, Recaka vgl. oben S. 650. 652 f.'''
 
[[Datei:Pranayama.jpg|thumb|Pranayama]]
 
11. Vergleichbar einer Flachsblüte
:Hat an dem [[Nabel]] seinen Sitz
:Mit vier [[Arm]]en der [[Held]] [[Visnu]],
:An ihn denkt bei der Füllung ([[Puraka]]) man.
 
12. Beim Einbehalt ([[Kumbhaka]]) an ihn, dessen
:[[Lotossitz]] in dem [[Herz]]en ist,
:An Gott [[Brahma]], den Urvater,
:Rotweiß, vierfachen Angesichts.<ref>Aus Schilderungen wie [[Rigveda]] 10,81,3: "allseitig Auge und allseitig Antlitz" usw. wurde durch Materialisierung Gott Brahma mit vier Angesichtern. - In ähnlicher Weise haben sich auf biblischem Gebiet Begriffe, wie sie noch Römer 1,3-4 vorliegen, um allgemein faßlich zu werden, zu den Vorstellungen Matth. 1,18. Luk. 1,35 verdichtet.</ref>
 
13. Bei der Leerung ([[Recaka]]) gedenkt des, der
:Dreiäugig auf der [[Stirn]]e thront,
:Dem reinen [[Bergkristall]] ähnlich,
:Sünden tilgend, von Stückwerk frei
 
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14. Achtblättrig<ref>Vielleicht die acht Himmelsgegenden.</ref>, unterwärtsblütig,
:Hoch den Stengel, gesenkt den Kelch<ref>Wohl Nachbildung von Kath. 6,1 Urddhvamulo Avaksakha Esho Svatthah Sanatanah.</ref>,
:Der Bananenblüte ähnlich
:Ist er, der [[Götter Namen Liste von A-Z|Götter]] Inbegriff,
 
15. Verhundertfachend Blatt, Blüte,
:Die Samenkapseln streuend rings,
:Ihn denke jenseits der Feuer
:Des [[Mond]]es und der [[Sonne]]<ref>Jenseits der Zielpunkte von Pitriyana und Devayana.</ref> man.
 
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:Zu tragen sie, dorthin sicher
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17. Dreiorthaft<ref>Nabel, Herz, Stirn.</ref> ist er, dreiweghaft<ref>Vielleicht Pitriyana, Devayana und Tritiyam Sthanam; oder wie Svet.1,4.</ref>,
:Dreifach [[Brahman]] und heil'ger Laut,
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:Wer den weiß, hat die Wissenschaft.
 
'''Vers 18-23. Die Meditation des Lautes Om und des Nachhalls.'''
 
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18. Wie langgezogne Öltropfen,
:Wie nachsummender Glockenton,
:Verhallt lautlos des [[Om]] Gipfel, -
:Wer den weiß, hat die Wissenschaft.
 
19. Om ist [[Bogen]], der Pfeil [[Seele]],
:Das [[Brahman]] ist des Pfeiles [[Ziel]],
:Das soll man unentwegt treffen,
:Gleich dem Pfeil ihm verleibend sich.
 
20. Den [[Körper|Leib]] machend zum Reibholze,
:Den Om-Laut zu dem obern Holz,
:Durch Sinnens Reibung schaut [[Gott]] man,
:Wie die im Holz versteckte Glut.
 
21. Den [[Mund]] als Lotosrohr spitzend,
:Pflegt [[Wasser]] man zu schlürfen ja,
:So auch soll man den Wind einziehn,
:Wenn als [[Yogin]] man [[Yoga]] übt.
 
22. Die Halbmora zum Strick machend,
:Zieh aus des Herzenslotos Born
:Auf Aderbahn hinauf [[Manas]]
:Zwischen die Brauen, wo es schmilzt.
 
23. Denn die [[Stirn]] zwischen den Brauen,
:Da wo der [[Nase]] Wurzel ist,
:Ist des Unsterblichen Wohnstatt,
:Der große Ruhepunkt des Alls.
 
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===Fußnoten===
<references/>
 
==Siehe auch==
*[[Dhyana]]
*[[Bindu]]
*[[Anahata Klänge]]
*[[Sadhana]]
*[[Pranayama]]
*[[Wissenschaftliche Studien Pranayama (yogische Atemübungen)]]
*[[Yoga Upanishaden]]
*[[Veden]]
*[[Mahavakya]]
*[[Hinduismus]]
*[[Yoga]]
*[[Vedanta]]
*[[Vedanta Schulen]]
*[[Erkenntnis]]
*[[Meditation]]
*[[Yogachudamani Upanishad|Yogachudamani Upanishad Vers 80]]


==Literatur==
==Literatur==
*[https://www.yoga-vidya.de/yoga-buch/krishnananda/upanishaden/ Kostenloses Online-Buch Upanishaden von Swami Krishananda]
*[https://www.yoga-vidya.de/yoga-buch/andere-autoren/upanishaden/ Klassische Upanishaden - Die Weisheit des Yoga von Paul Deussen, 1980]
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p597_Das-Kronjuwel-der-Unterscheidung-von-Shri-Shankaracharya/ Das Kronjuwel der Unterscheidung von Shri Shankaracharya, Kommentar von Emanuel Meyer, 2002 ]
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p484_Vedanta-----Der-Ozean-der-Weisheit/&XTCsid=a793ba3e94d6e68c68e3244b0615a13f Swami Vivekananda, Vedanta - Der Ozean der Weisheit]
*Wilfried Huchzermeyer: ''Die heiligen Schriften Indiens - Geschichte der Sanskrit-Literatur.'' (edition-sawitri.de)  ISBN 3-931172-22-8
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p848_Das-Yoga-Lexikon/ ''Das Yoga-Lexikon'' von Huchzermeyer, Wilfried]  
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p848_Das-Yoga-Lexikon/ ''Das Yoga-Lexikon'' von Huchzermeyer, Wilfried]  
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p927_Vedanta-fuer-Anfaenger/ Vedanta für Anfänger von Swami Sivananda]
*Heinrich Zimmer: Philosophie und Religion Indiens, Suhrkamp, 2001


==Weblinks==
*[http://www.yoga-vidya.de/Yoga--Artikel/Art-Artikel/Art_Pranayama.html Pranayama], auf der Yoga Vidya Hauptseite
*[http://www.yoga-vidya.de/Yoga--Artikel/art_veden.html Veden aus „Göttliche Erkenntnis“  von Swami Sivananda]
*[http://www.yoga-vidya.de/Yoga--Artikel/Art-Artikel/art_upanishaden.html Upanishaden, Artikel aus "Göttliche Erkenntnis" von Swami Sivananda]
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p38_Klassische-Upanishaden/ Buch: Klassische Upanishaden - die 11 wichtigsten Upanishaden in der Übersetzung von Paul Deussen]
==Seminare==
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==Multimedia==
'''Klassische Schriften des Yoga: Veden, Upanishaden, Smritis, Puranas und Itihasas'''
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'''Jnana Yoga und Vedanta Einführung'''
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'''Vom Begrenzten zum Unendlichen - Geschichten aus den Upanishaden'''
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'''111 Geschichten aus den Upanishaden'''
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Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 16:42 Uhr

Dhyanabindu Upanishad (Sanskrit: ध्यानबिन्दूपनिषद् dhyāna-bindūpaniṣad f. < dhyāna + bindu + upaniṣad) ist ein Teil der indischen Heiligen Schriften, die Veda genannt werden. Die Dhyanabindu Upanishad gehört zum Atharvaveda und wird außerdem den Yoga Upanishaden zugeordnet. Hier wird über die Meditation gesprochen, insbesondere mittels der heiligen Silbe Om.

"Wie der Duft ist in der Blume, ... so sind ... alle Wesen am Atman fest, darum steht unverwirrt, festen Geistes in Brahman, wer Brahman kennt." Zitat: Dhyanabindu Up.

Dhyanabindu Upanishad mit Erläuterungen nach Paul Deussen

Artikel aus „Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 796 - 801.

Einleitung

Die Dhyanabindu Upanishad d. h. "die Geheimlehre (Upanishad) von dem Punkt (Bindu des Anusvara in Om), auf welchen sich die Meditation (Dhyana) bezieht", enthält eine Einleitung und vier Teile.

Die Einleitung (v. 1-3) verheißt in zwei aus dem Zusammenhang Yogatattva 1-2 herübergenommenen und einem dritten, eigenen Vers als Frucht des Yoga Tilgung aller Sünde.

I. (v. 4-6). Die völlige Lautlosigkeit der Meditation entspricht der unendlichen Subtilität ihres Gegenstandes, welche an dem aus Svet. 5,9 entlehnten Bild von der gespaltenen Haarspitze erläutert wird.

II. (v. 7-10). Durch eine Reihe eigentümlicher und treffender Bilder wird gezeigt, wie der Atman alle seine Erscheinungen durchdringt, allgegenwärtig im Ganzen wie in jedem einzelnen Teil. Der Schatten Chaya v. 10 gibt kein brauchbares Bild, und die Änderung in Sakha liegt nahe, wenn es auch nicht unbedenklich und nur durch das danebenstehende Sakala zu rechtfertigen ist, Nishkala das Teillose als Teil d. h. als Nichtganzes aufzufassen.

III. (v. 11-17). Nachdem v. 11-13 die Meditation von Visnu, Brahma und Siva mit den drei Atemübungen Puraka, Kumbhaka, Recaka in Beziehung gesetzt worden, folgt v. 14-17 ein schwieriger Abschnitt, welchen ich mich nicht entschließen kann, mit Narayana und Anquetil wiederum auf die Trias zu beziehen, da zu einer solchen Zerhackung der Verse der Text keinen Anhalt gibt. Vielmehr glaube ich, daß hier, im Gegensatze zu Visnu, Brahma, Siva, der Atman selbst geschildert wird, wie er immanent die Welt durchdringt und doch transzendent (jenseits von Sonne und Mond) verharrt. Als Einzelseele (Lotosblume) wird er nach dem Tode ausgerissen und seinem Samen nach auf dem Pitriyana und Devayana zu Mond und Sonne getragen.

IV. (v. 18-23). In reichen, aber zum Teil entlehnten Bildern wird zum Schluß die Meditation von Om geschildert; v. 19 stammt aus Mund. 2,2,4, v. 20 aus Svet. 1,14, v. 21 aus Amritabindu 13. Eigentümlich ist v. 22 der Vergleich des Herzens mit dem Brunnen, aus welchem (wie noch heute in Indien) das Wasser mittels eines Strickes auf einer schiefen Ebene, gewöhnlich durch ein Paar Ochsen, heraufgezogen wird, bis es oben, ausgegossen, zur Ruhe kommt. So auch das Manas an dem Ort zwischen Augenbrauen und Nase als der Wohnstatt des höchsten Atman, vgl. Jabala 2 (unten S. 708).

Die Dhyanabindu Upanishad

Vers 1-3. Wert des Yoga.

1.[1]Des Yoga Wesenheit kundtun

Zum Heil der Yogins will ich hier,
Wer dieses anhört und hersagt,
Der wird von allen Sünden frei.

2. Ein großer Yogin heißt Visnu,

An Zauberkraft und Buße groß,
Als Leuchte auf dem Wahrheitsweg
Glänzt er, der höchste Purusha.

3. Wär' auch die Sünde gleich Bergen

Erstreckend viele Meilen sich,
Das Yogadenken dringt durch sie;
Nichts anderes durchdringt sie je.

Vers 4-6. Die Lautlosigkeit der Meditation entspricht der Subtilität des Brahman.

Anonym (Faras): Bild der Heiligen Anna (Detail), Mutter der Gottesmutter, Warschau, National Museum, Tempera auf Putz, 8. Jh.

4. Höher ist als die Grundsilbe

Der Punkt, höher als er der Hall,
Die Silbe mit dem Laut schwindet[2],
Lautlos die höchste Stätte ist.

5. Der Laut, der unangestimmt bleibt,

Was noch höher als dieser Laut,
Der Yogin, der dies als höchstes
Denkt, dem lösen die Zweifel sich.

6. Ein Hunderttausendstel einer

Haarspitze, dieses Teils ein Teil,
Und von dem Teil noch die Hälfte, -
So subtil ist das reine Sein.

Vers 7-10. Brahman und seine Erscheinungen.

7. Wie der Duft ist in der Blume,

Wie die Butter ist in der Milch,
Wie das Öl ist im Ölsamen,
Wie das Gold in den Erzen ist,

8. So sind, wie an der Schnur Perlen,

Alle Wesen am Atman fest,
Darum steht unverwirrt, festen
Geistes in Brahman, wer Brahman kennt.

9. Wie das Öl durch den Ölsamen,

Wie der Duft durch die Blume dringt,
So ist im Leibe des Menschen
Inwendig er und außer ihm.

10. Den Baum begreife als Ganzes,

Der Zweig[3] nur ein Nichtganzes ist,
Im Ganzen wie im Nichtganzen
Allenthalben der Atman wohnt.

Vers 11-17. Visnu, Brahma, Siva und der sie alle befassende Atman. Über Puraka, Kumbhaka, Recaka vgl. oben S. 650. 652 f.

Pranayama

11. Vergleichbar einer Flachsblüte

Hat an dem Nabel seinen Sitz
Mit vier Armen der Held Visnu,
An ihn denkt bei der Füllung (Puraka) man.

12. Beim Einbehalt (Kumbhaka) an ihn, dessen

Lotossitz in dem Herzen ist,
An Gott Brahma, den Urvater,
Rotweiß, vierfachen Angesichts.[4]

13. Bei der Leerung (Recaka) gedenkt des, der

Dreiäugig auf der Stirne thront,
Dem reinen Bergkristall ähnlich,
Sünden tilgend, von Stückwerk frei

14. Achtblättrig[5], unterwärtsblütig,

Hoch den Stengel, gesenkt den Kelch[6],
Der Bananenblüte ähnlich
Ist er, der Götter Inbegriff,

15. Verhundertfachend Blatt, Blüte,

Die Samenkapseln streuend rings,
Ihn denke jenseits der Feuer
Des Mondes und der Sonne[7] man.

16. Die Lotosblume ausreißend,

Zum Mondfeuer[8], zur Sonne[9] hin
Zu tragen sie, dorthin sicher
Ihren Samen der Atman führt.

17. Dreiorthaft[10] ist er, dreiweghaft[11],

Dreifach Brahman und heil'ger Laut,
Moren dreiundeinhalb habend, -
Wer den weiß, hat die Wissenschaft.

Vers 18-23. Die Meditation des Lautes Om und des Nachhalls.

2009-Om Klangschale Glocke Symbole-gross.jpg

18. Wie langgezogne Öltropfen,

Wie nachsummender Glockenton,
Verhallt lautlos des Om Gipfel, -
Wer den weiß, hat die Wissenschaft.

19. Om ist Bogen, der Pfeil Seele,

Das Brahman ist des Pfeiles Ziel,
Das soll man unentwegt treffen,
Gleich dem Pfeil ihm verleibend sich.

20. Den Leib machend zum Reibholze,

Den Om-Laut zu dem obern Holz,
Durch Sinnens Reibung schaut Gott man,
Wie die im Holz versteckte Glut.

21. Den Mund als Lotosrohr spitzend,

Pflegt Wasser man zu schlürfen ja,
So auch soll man den Wind einziehn,
Wenn als Yogin man Yoga übt.

22. Die Halbmora zum Strick machend,

Zieh aus des Herzenslotos Born
Auf Aderbahn hinauf Manas
Zwischen die Brauen, wo es schmilzt.

23. Denn die Stirn zwischen den Brauen,

Da wo der Nase Wurzel ist,
Ist des Unsterblichen Wohnstatt,
Der große Ruhepunkt des Alls.

Fußnoten

  1. Vers 1-2 gleich Yogatattva 1-2, wo sie passender stehen, und aus welchem Zusammenhang sie wohl sekundär herübergenommen sind, da sie in zwei Punaer Handschriften und im Telugu-Druck fehlen.
  2. Sa Sabdas Ca Akshare Kshino, Telugudruck.
  3. Ich lese Sakha.
  4. Aus Schilderungen wie Rigveda 10,81,3: "allseitig Auge und allseitig Antlitz" usw. wurde durch Materialisierung Gott Brahma mit vier Angesichtern. - In ähnlicher Weise haben sich auf biblischem Gebiet Begriffe, wie sie noch Römer 1,3-4 vorliegen, um allgemein faßlich zu werden, zu den Vorstellungen Matth. 1,18. Luk. 1,35 verdichtet.
  5. Vielleicht die acht Himmelsgegenden.
  6. Wohl Nachbildung von Kath. 6,1 Urddhvamulo Avaksakha Esho Svatthah Sanatanah.
  7. Jenseits der Zielpunkte von Pitriyana und Devayana.
  8. Auf dem Pitriyana.
  9. Auf dem Devayana.
  10. Nabel, Herz, Stirn.
  11. Vielleicht Pitriyana, Devayana und Tritiyam Sthanam; oder wie Svet.1,4.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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