Krishnamurti
Jiddu Krishnamurti (1895-1986) indischer Philosoph, Autor und spiritueller Lehrer von internationaler Bedeutung, Gründer diverser Schulen.
Krishnamurti gilt als einer der populärsten Lehrer der indischen Weisheit im 20. Jahrhundert. In der indischen Spiritualität war er ein Außenseiter. Nachdem er in einer südindischen Brahmanenfamilie das Licht der Welt erblickte, wurde er früh durch Theosophen als eine Reinkarnation Jesu Christi erkannt. Um ihn herum wurde ein Orden gegründet, in dem er verehrt wurde. Im Jahr 1929 löste Krishnamurti seinen Orden jedoch wieder auf.
Leben von Jiddu Krishnamurti
Jiddu Krishnamurti wurde l895 in Mandanapalle, Südindien geboren. Als Sohn eines führenden Mitglieds der Theosophischen Gesellschaft in Indien wurde er mit 14 Jahren von Annie Besant und C.W. Leadbeater, 2 führenden Persönlichkeiten der Theosophischen Gesellschaft in England, ausgewählt, weil sie glaubten, eine ungewöhnlich reine Aura bei ihm wahrzunehmen. Sie betrachteten ihn als den kommenden «Weltlehrer». Krishnamurti erhielt daraufhin eine sorgfältige Erziehung in Indien und in England.
Schon mit 15 Jahren, am 22.12.1911, machte man ihn zum Oberhaupt des weltumspannenden Ordens «Order of the Star in the East». Die Gründung dieses Ordens und die Ernennung Krishnamurtis zum Oberhaupt dieses Ordens führte zur Spaltung der Theosophischen Gesellschaft. Der Generalsekretär der Deutschen Sektion, Rudolf Steiner, protestierte gegen die Ausbreitung des neuen Ordens unter Krishnamurtis Leitung und Steiner gründete im Dezember 1912 die Anthroposophische Gesellschaft. Nach anfänglicher Vortragstätigkeit für den „Order of the Star“ entfernte sich Krishnamurti ab 1922 zusehends von den Vorstellungen der Theosophischen Gesellschaft und entwickelte Schritt für Schritt sein eigenes Lehrgebäude. Ab August 1922 bis zum Herbst 1924 trat Krishnamurti in einen Prozess innerer Transformation ein. Er ging immer mehr auf Distanz zu den Praktiken der Theosophischen Gesellschaft mit ihren Initiationen und okkulten Praktiken sowie den Plänen zur Etablierung einer neuen Weltreligion. Ein weiterer Wendepunkt für Krishnamurti war der unvorhergesehene Tod seines geliebten Bruders Nitya, dem führende Vertreter der Theosophischen Gesellschaft eine große Zukunft vorausgesagt hatten. Schließlich kam es am 3. August 1929 zum großen Eklat. In einer Rede vor rund 3000 Sternenorden-Mitgliedern teilte Krishnamurti seinen denkwürdigen und wohlüberlegten Entscheid der Auflösung des „Order of the Star“ öffentlich mit. Er sagte in dieser Rede unter anderem:
„Ich behaupte, dass die Wahrheit ein pfadloses Land ist und dass es keine Pfade gibt, die zu ihr hinführen – keine Religionen, keine Sekten. Das ist mein Standpunkt, den ich absolut und bedingungslos vertrete. Die Wahrheit ist grenzenlos, sie kann nicht konditioniert, sie kann nicht auf vorgegebenen Wegen erreicht und daher auch nicht organisiert werden. Deshalb sollten keine Organisationen gegründet werden, die die Menschen auf einen bestimmten Pfad führen oder nötigen. Wenn ihr das einmal verstanden habt, werdet ihr einsehen, dass es vollkommen unmöglich ist, einen Glauben zu organisieren. Der Glaube ist eine absolut individuelle Angelegenheit und man kann und darf ihn nicht in Organisationen pressen. Falls man es tut, wird er zu etwas Totem, Starrem; er wird zu Gier, zu einer Sekte, einer Religion, die anderen aufgezwungen wird. […] Ich möchte keiner spirituellen Organisation, ganz gleich welcher Art, angehören, und ich bitte euch, das zu verstehen. Ich betone noch einmal, dass keine Organisation einen Menschen zur Spiritualität führen kann. Wenn eine Organisation zu diesem Zweck gegründet wird, so wird sie zu einer Krücke, die euch schwächt, zu einem Gefängnis. Solche Organisationen verkrüppeln das Individuum, hindern es daran zu wachsen und seine Einzigartigkeit zu leben, die ja darin liegt, dass es ganz alleine diese absolute, uneingeschränkte Wahrheit entdeckt. Das ist ein weiterer Grund dafür, dass ich mich – da ich der Präsident des Ordens bin – entschlossen habe, den Orden aufzulösen. Niemand hat mich zu dieser Entscheidung gedrängt oder überredet. Das ist keine großartige Tat, denn ich will keine Jünger oder Anhänger; ich meine das so, wie ich es sage. In dem Moment, in dem man beginnt, jemandem zu folgen, hört man auf, der Wahrheit zu folgen.“ (zitiert nach Jayakar 1988, S. 86f)
Von 1933 bis 1939 entfaltete Krishnamurti seine Vortragstätigkeit vor allem in Indien und sprach dort vor großen Menschenmengen. Die Zeit des 2. Weltkrieges verbrachte Krishnamurti vorwiegend in Ohaj, Kalifornien. Nach Ende es 2. Weltkrieges begann Krishnamurti eine erfolgreiche Reise- und Vortragstätigkeit. Er wurde weltweit bekannt als ein kraftvoller, kompromissloser, nicht kategorisierbarer Lehrer, dessen Reden und Schriften keine Verbindung zu bestimmten Religionen oder philosophischen Systemen hatten, und die weder östlich noch westlich waren. Besonders in den siebziger und achtziger Jahren besuchten oft mehrere tausend Menschen seine in aller Welt gehaltenen Vorträge. Der überwiegende Teil der heutigen Literatur von Krisnamurti besteht aus den niedergeschriebenen Gesprächen, die er mit seinen Besuchern führte. Einige seiner Vorträge sind ebenfalls in Buchform erschienen. Er erkannte dass die Wahrheit frei von jeglichem System oder jeglicher Religion erfahrbar ist. Dies führte ihm zu seinem zentralen Thema, "die Freiheit des Menschen". Darüber referierte er von nun an als eigenständige Persönlichkeit. Er widersetzte sich stets dem Guru-Status, den andere ihm aufdrängen wollten. Er bereiste weiterhin viele Teile der Welt und sprach überall sowohl vor großem Publikum als auch mit zahlreichen Einzelpersonen aus allen sozialen Schichten. Er wollte jedoch keine Autorität sein, er akzeptierte keine Anhänger und er sprach immer von Mensch zu Mensch. Jiddu Krishnamurti starb 1986 im Alter von 90 Jahren in Ohaj, Kalifornien.
Lehren von Jiddhu Krishnamurit
Krishnamurti betonte die Aufmerksamkeit auf das Leben an sich zu richten. So gab es für ihn keinen Anlass für abstrakte Spekulationen, das Jonglieren mit Gedanken oder das Pochen auf das Studium der Schriften. Insbesondere diejenigen die das Gegenteil vertraten wies er auf diese Überzeugung hin. So spielten für ihn im Gegensatz zu den meisten indischen spirituellen Lehrer die indischen Philosophiesysteme keine große Rolle. Krishnamurti stellte für viele einen Guru dar, jedoch akzeptierte er keine Schüler. Genausowenig ließ er spezifische Methoden und Techniken zur Bewusstseinserweiterung gelten. Das hat mit seiner Überzeugung zu tun, dass jeder mit seinen eigenen Fähigkeiten und Lebenerfahrungen die Wahrheit erfahren und leben kann. Methoden und Techniken waren aufgrund ihres konditionierenden Charakters für ihn eher ein Hindernis auf dem spirituellen Weg der Selbsterkenntnis. Seiner Ansicht nach muss man beispielsweise nicht die Aufmerksamkeit an sich trainieren um Aufmerksamkeit im Leben zu entwickeln. Vielmehr sei es wichtiger überhaupt aufmerksam und bewusst zu sein, sei es nur für eine Minute. Wissen stellt für Krishnamurti eine "Bewegung der Vergangenheit" dar, da wissen beuten würde, alles zu verstärken was gewesen ist. Somit sei Wissen ein Hindernis bei der wahren Erkenntnis, da es durch eine Konditionierung des Denkens entstanden ist. So riet er einst einem Wissendem sein Wissen abzulegen.
Krishnamurtis teilweise provozierenden Aussagen dienen bei der Entwicklung einer persönlichen und authentischen Spiritualität mit bewusster Selbsterfahrung. Das Nachahmen von Gelerntem rückt somit in den Hintergrund. Mit dieser Interpretation können Krishnamurtis Aussagen auch in Harmonie mit den Lehren des Yoga verstanden werden, auch wenn sie einen traditionellen Charakter haben, selbst wenn es auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen mag.
Grundgedanken
Krishnamurti stellt die Möglichkeit der Erreichung völliger geistiger Freiheit in den Mittelpunkt seiner Lehre. Der Hebel zur Erreichung dieses Ziels liegt nicht in einer wie auch immer gearteten Methode, sondern in der Beobachtung der Bewegung des eigenen Geistes. Auch die Objekte der Natur sollen mit einem unschuldigen unvoreingenommenen Geist aufgenommen werden, als sehe man sie zum ersten Mal. Die Ablehnung aller Konzepte zurr Erlangung eines Zieles verdichtet sich deutlich in dem zentralen Satz seiner Lehre: Truth is a pathless land“. Es gibt keinen Weg zur Wahrheit, den man lehren könnte. Eine Konsequenz dieses Ansatzes ist, dass Krishnamurti ständig sich selbst als spirituellen Lehrer in Frage stellt und seine Zuhörer auffordert, ihm nicht zu folgen, sondern die Verantwortung für die eigene Entwicklung selber zu übernehmen.
Krishnamurti steht der Möglichkeit einer Selbstveränderung oder Weiterentwicklung auf dem Wege der Aktivität des Denkens ablehnend gegenüber, ebenso lehnt er die Möglichkeit einer langsamen Weiterentwicklung ab, da über den Faktor Zeit sich das althergebrachte Denken mit seinen Mustern einschaltet und so eine wirkliche Erneuerung ausschließt. Die Veränderung erfordert ein unmittelbares Gewahrsein der Realität ohne Denken, ohne Zeit.
Meditation
Ein zentrales Thema in Krishnamurtis Vorträgen ist Meditation. Zahlreiche Vorträge zu London 1970, auf Deutsch „Revolution durch Meditation“, Humata Verlag 1990 Krishnamurti lehnt in seinen Vorträgen alle klassischen Methoden und Techniken ab. Er kritisiert, dass die Kontrolle der Gedanken durch Mantras, Atembetrachtung usw. nur bloße Beruhigungsmethoden mit kurzfristiger Wirksamkeit seien, aber nicht zu der bewünschten grundlegenden Persönlichkeitsveränderung führt, die erforderlich ist.
„Ich sage, was in der gesamten Struktur und Natur der Meditation enthalten ist. Es geht nicht darum, wie man meditiert, sondern darum, was Meditation ist. Ich hoffe, dass ich mich klar ausgedrückt habe. Und damit verbunden ist auch die Frage: Wer meditiert? Und in den meisten Meditationssystemen, ob nun bei den Japanern, den Hindus usw. oder den tibetischen, gibt es immer den Beherrscher und das Beherrschte. Es gibt also den Beobachter, der den Gedanken kontrolliert, um den Gedanken zu beruhigen und ihn in eine zielgerichtete Richtung zu lenken. Wer ist der Verantwortliche? Bitte, all dies ist in der Meditation impliziert, nicht nur, um die eigenen Gedanken zu kontrollieren, wie es allgemein unter Meditation verstanden wird, sei es Zen-Meditation oder die komplexesten Meditationsformen, die in Indien und anderswo stattfinden. Es gibt immer den Regisseur, die Entität, die das Denken kontrolliert. Sie haben also den Denker und das Denken psychologisch getrennt. Der Denker trennt sich also von der gesamten Denkaktivität. Und daher bedeutet Meditation bisher, dass der Beherrscher das Denken kontrolliert, um das Denken zum Schweigen zu bringen. Das ist die Essenz der Meditation, einen Zustand des Gehirns herbeizuführen – ich werde im Moment nicht auf den Geist zurückgreifen –, um das Gehirn zur Ruhe zu bringen.“
J. Krishnamurti Los Alamos (USA) National Laboratory 2nd Colloquium 21. März 1984
Krishnamurti beschreibt Meditation als einen Vorgang des unvoreingenommenen Betrachtens außerhalb jeder Denkaktivität mit einem unschuldigen Geist.
„Es gibt nur das Sehen ‚was ist‘ und diese Wahrnehmung geht über das hinaus, was ist.“ Die Entleerung des Geistes ist keine gedankliche Aktivität oder ein intellektueller Prozess. Das ständige Sehen dessen, was ist, ohne jegliche Verzerrung, entleert den Geist natürlich von allen Gedanken, und doch kann dieser Geist Gedanken nutzen, wenn es nötig ist. Denken ist mechanisch und Meditation nicht.“ Auszug aus „Die Anfänge des Lernens“. Copyright: Krishnamurti Foundation Trust Ltd. London. 1979
Weltveranwortung
Anlässlich einer Rede am 17. April 1935 in Rio de Janeiro, Brasilien, wurde Krishnamurti die Frage gestellt: "Wie können wir der Menschheit am besten helfen, Ihre Lehre zu verstehen und zu leben?" Krishnamurti antwortete: "Dies ist sehr einfach: Dadurch, dass man sie selbst lebt. Was ist es denn, das ich lehre? Ich gebe Ihnen kein neues System und keine neuen Glaubenssätze, aber ich sage, erkennt die Ursache, die zu diesem Mangel an Liebe, zu dieser Angst, zu fortwährenden Kriegen, Hass, Standesunterschieden und Isolation der Menschen geführt hat. Die Ursache ist der grundsätzliche Wunsch aller Menschen, sich durch Macht zu schützen. Wir alle möchten der Welt helfen, aber wir beginnen nie bei uns selbst. Wir möchten die Welt umgestalten, aber die grundlegende Veränderung muss in uns selbst zuerst stattfinden. Beginnen sie also, Verstand und Herzen von der Besitzgier zu befreien. Dies erfordert nicht bloß Verzicht, sondern Scharfsinn und Intelligenz."
(Zitat aus: Krishnamurti – 100 Jahre, von Evelyne Blau, Aquamarin-Verlag)
Krishnamurti कृष्णमूर्ति kṛṣṇamūrti Aussprache
Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Krishnamurti, कृष्णमूर्ति, kṛṣṇamūrti ausgesprochen wird:
Das Sanskritwort Krishnamurti
Krishnamurti, Sanskrit कृष्णमूर्ति kṛṣṇamūrti, bedeutet derjenige dessen Gestalt wie die Krishnas ist; die Verkörperung von Krishna.
Der Spirituelle Name Krishnamurti
Krishnamurti, Sanskrit कृष्णमूर्ति kṛṣṇamūrti m, ist ein Spiritueller Name und bedeutet Dessen Gestalt wie die Krishnas ist; die Verkörperung von Krishna. Krishnamurti kann Aspiranten gegeben werden mit Krishna Mantra.
Kurzvortrag von Sukadev über Krishnamurti als spiritueller Name
Krishnamurti ist ein spiritueller Name für Aspiranten mit Krishna Mantra. Murti heißt Verkörperung oder auch Gestalt. Krishnamurti ist derjenige, der sich als Verkörperung Krishnas sieht oder auch derjenige, dessen Gestalt wie die von Krishna ist. Krishnamurti könnte man auch deuten, derjenige, der in allen Wesen Verkörperung von Krishna sieht, derjenige, der überall Krishna ehren, verehren und lieben will. Krishnamurti ist natürlich auch der Name eines indischen Philosoph und spirituellen Lehrers, der von 1895-1986 gelebt hat. Aber Krishnamurti ist eher ein Name für Aspiranten mit Krishna Mantra und bedeutet Verkörperung von Krishna, derjenige, der überall Krishna sehen will, derjenige, der überall sehen will, dass Krishna existiert und der in der Liebe zu Krishna die höchste Verwirklichung erfahren will.
Ähnliche Spirituelle Namen
Siehe auch
- Mantraweihe
- Spiritueller Name
- Spirituelle Namen Liste
- Mantra Diksha
- Nama Diksha
- Seminare zum Thema Mantra und Musik
Literatur
- Krishnamurti. Ein Leben in Freiheit
- Krishnamurti. Einbruch in die Freiheit
- Das Yoga-Lexikon von Huchzermeyer, Wilfried