Sanskrit Kurs Lektion 36: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 6. September 2016, 16:54 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Konsonantische Nominalstämme (1)

Die Substantive des Sanskrit können in vokalische (auf Vokal endende) und konsonantische (auf Konsonant endende) Stämme bzw. Nominalstämme (Pratipadika) eingeteilt werden. In Lektion 6 und 12 haben wir die acht Fälle des Singulars bzw. Plurals der vokalisch auslautenden Stämme auf -a betrachtet. Nun folgt eine Übersicht der konsonantischen Stämme.


Übersicht 1: Konsonantische Nominalstämme

Der Stamm (Nominalstamm) bzw. die Wörterbuchform der konsonantischen Nominalstämme endet auf -as, -is, -us, -an, -in oder -at. Die Stammform entspricht der Wörterbuchform. Diese ist in nachfolgender Übersicht in drei Schreibweisen angegeben, nämlich in Devanagari, wissenschaftlicher Transliteration (IAST) und vereinfachter Transkription.

Stammauslaut Stammform Devanagari Transliteration Transkription Nominativ Singular Genus Bedeutung siehe
-as मनस् manas manas manaḥ* n. Geist, Denken Manas
-is हविस् havis havis haviḥ n. Opfergabe Havis
-us वपुस् vapus vapus vapuḥ n. Körper, Gestalt Vapus
-an आत्मन् ātman atman ātmā m. Selbst, Seele Atman
-in योगिन् yogin yogin yogī m. Yogi Yogin
-at जगत् jagat jagat jagat n. Welt Jagat
-at (Adjektiv) महत् mahat mahat mahān m.** groß Mahat

*Anmerkung: Das auslautende -s des Stammes wird im absoluten Auslaut zu Visarga -ḥ, welches in Verbindung mit nachfolgenden Lauten gemäß den Lautgesetzen des Sandhi weiteren Veränderungen unterliegen kann.

**Anmerkung: Adjektive haben kein eigenes grammatisches Geschlecht, sie nehmen das Geschlecht des Wortes an, auf das sie sich beziehen.


Übersicht 2: Singular der sächlichen Substantive auf -as

In der folgenden Übersicht wurde das sächliche Wort Manas ("Geist, Denken, Denkorgan") in allen acht Fällen des Singulars (Einzahl, Ekavachana) dekliniert. Diesem Bildungstyp folgen (mit geringen Abweichnung) alle männlichen, weiblichen und sächlichen Substantive auf -as, -is und -us.

Fall (Kasus) Sanskritname Frage Devanagari Transliteration Transkription deutsche Wiedergabe
1. Nominativ Prathama Wer? Was? मनः manaḥ* manah "der Geist"
2. Akkusativ Dvitiya Wen? Wohin? मनः manaḥ manah "den Geist"
3. Instrumental Tritiya Mit wem? Womit? मनसा manasā manasa "mit dem Geist"
4. Dativ Chaturthi Wem? मनसे manase manase "dem Geist, für den Geist"
5. Ablativ Panchami Von wem? Von wo? मनसः manasaḥ manasah "vom Geist (her)"
6. Genitiv Shashthi Wessen? Wovon? मनसः manasaḥ manasah "des Geistes"
7. Lokativ Saptami Wo? मनसि manasi manasi "im Geist"
8. Vokativ Sambodhana Rufform (oh ..., he ...!) मनः manaḥ manah "(he) Geist!"

*Anmerkung: Das auslautende -s des Stammes wird im absoluten Auslaut zu Visarga -ḥ. Bei den sächlichen Substantiven lauten der Nominativ, Akkusativ und Vokativ gleich. Auch der Ablativ und der Genitiv haben im Singular die gleiche Form.


Übung 1

  • Devanagari: चेत इति मनसः पर्यायः |
  • wissenschaftliche Transliteration: ceta iti manasaḥ paryāyaḥ |
  • vereinfachte Transkription: cheta iti manasah paryayah |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Chetas (Nom. Sg. n.) so (Iti, adv.) des Geistes (Manas, Gen. Sg. n.) Synonym (Paryaya, Nom. Sg. m.), d.h. "(Das Wort) Chetas ist ein Synonym für Manas."

Erläuterungen

  • Der Nominativ (Prathama) cetas ist eine Apposition zum Nominativ paryāyaḥ, dem logischen Subjekt (Agens, Kartri) dieses Satzes. Die Verbform "ist" wird hier im Sanskrit mitverstanden, da es sich um einen sogenannten Nominalsatz, d.h. einen Satz (Vakya) ohne finite Verbform, handelt.
  • Das Adverb iti bedeutet wörtlich "so". Es wird im Sanskrit auch im Sinne von An-und Ausführungszeichen ("") benutzt, die sich auf das vor iti befindliche Wort (hier: cetas) beziehen.
  • Der Genitiv (Shashthi) manasaḥ steht in syntaktischem Bezug zu paryāyaḥ. Der Genitiv des Sanskrit wird im Deutschen zuweilen mit einem Dativ bzw. Akkusativ wiedergegeben: "dem Geist" bzw. "für (das Wort) Manas".
  • Sandhi: Die Form ceta steht für cetaḥ, da auslautendes -aḥ vor Vokal (außer vor kurzem a, hier vor i) zu -a wird. Mit anderen Worten: Visarga, welches für ein ursprüngliches s des Stammauslauts steht (s. die Anmkerkung zu Übersicht 1), fällt aus.


Übung 2

  • Devanagari: समाधौ प्राणो मनसा सह लीयते |
  • wissenschaftliche Transliteration: samādhau prāṇo manasā saha līyate |
  • vereinfachte Transkription: samadhau prano manasa saha liyate |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Im Samadhi (Lok. Sg. m.) der Atem (Prana, Nom. Sg. m.) mit dem Geist (Manas, Instr. Sg. n.) zusammen (Saha, adv.) löst sich auf (, Verb), d.h. "Im Samadhi löst sich der Atem zusammen mit dem Geist auf."

Erläuterungen

  • Der Lokativ (Saptami) samādhau bezeichnet den Ort der Handlung (Adhikarana) bzw. hier die näheren Umstände oder den Zustand, in dem sich eine Handlung vollzieht.
  • Der Nominativ prāṇaḥ ist das logische Subjekt (Kartri) der Verbalhandlung līyate.
  • Der Instrumental (Tritiya) manasā bezeichnet das Instrument (Karana) der Handlung bzw. in diesem Falle etwas, was den Agens der Handlung begleitet.
  • Das Adverb saha "zusammen mit" verlangt den Instrumental. Es könnte auch weggelassen werden, da der Instrumental an sich schon in diesem Sinne verstanden wird.
  • Sandhi: Die Form prāṇo steht für prāṇaḥ, da auslautendes -aḥ vor stimmhaften Konsonanten (hier: m) zu -o wird.


Übung 3

  • Devanagari: योगी मनसि गुरुवचो ध्यायति |
  • wissenschaftliche Transliteration: yogī manasi guruvaco dhyāyati |
  • vereinfachte Transkription: yogi manasi guruvacho dhyayati
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Der Yogi (Yogin, Nom. Sg. m.) im Geist (Manas, Lok. Sg. n.) über das Lehrerwort (Guru-Vachas, Akk. Sg. n.) denkt nach (dhyai, Verb), d.h. "Der Yogi meditiert im Geist über die Worte des Meisters."

Erläuterungen

  • Der Nominativ prāṇaḥ ist das logische Subjekt (Kartri) der Verbalhandlung dhyāyati.
  • Der Lokativ manasi bezeichnet den Ort der Handlung (Adhikarana) bzw. den "Raum", in dem sich diese vollzieht.
  • Der Akkusativ (Dvitiya) guru-vacaḥ ist das logische Objekt (Karman) der Verbalhandlung dhyāyati. Wörtlich bedeutet guru-vacaḥ "Lehrerwort", es ist ein Kompositum (Samasa) vom Typ Tatpurusha, bei dem das Vorderglied in der Analyse mit dem Genitiv aufzulösen ist: "wessen Wort(e)? - das Wort (bzw. die Worte, Vachas) des Lehrers oder Meisters (Guru)".
  • Sandhi: Die Form guru-vaco steht für °vacaḥ, da auslautendes -aḥ vor stimmhaften Konsonanten (hier: dh) zu -o wird.


Seminare

Sanskrit und Devanagari

11.11.2016 - 13.11.2016 - Sanskrit

25.11.2016 - 27.11.2016 - Sanskrit

Erlernen der Devanagari-Schrift zum korrekten Aussprechen der Mantras.

Dr. phil. Oliver Hahn

Siehe auch