Yoga bei Krampfadern (Varikose) und anderen Venenbeschwerden
Was sind Krampfadern (Varikose oder auch Varikosis oder Varizen genannt)? Krampfadern sind dauerhaft erweiterte Gefäße, genauer gesagt Venen, die meist äußerlich an den Beinen sichtbar sind. Krampfadern in Hindi werden Vairikajai nasa genannt. In der Sprache Punjabi werden Krampfadern als Gudda de nari bezeichnet. Hilft Yoga bei diesen Venenbeschwerden? Ist Yoga überhaupt gut gegen Krampfadern? Dürfen Menschen bei Varikose vielleicht bestimmte Yogaübungen nicht machen?
Das Gefäßsystem des Menschen
Das Gefäßsystem des Menschen besteht aus Arterien, aus Venen aus dem Herz und den Kapillargefäßen. Alle Gefäße, die vom Herz weggehen, sind Arterien und die Gefäße, die zum Herz zurückgehen, sind die Venen. Das Blut wird vom Herzen weggepumpt. Die Arterien sind idealerweise ein flexibles Gewebe, wenn sie nicht durch Arteriosklerose beschädigt wurden. Die Arterien gehen etwas auf und wieder zu, sie sind elastisch. So wird das Blut durch das Pumpen des Herzes, durch die Arterien, hindurch gepumpt. Durch die Venen fließt das Blut aber weder durch Pumpen noch durch Ziehen. Das venöse Blut kehrt auf verschiedene Weisen zurück zum Herzen. Das Blut im Kopf fließt z.B. aufgrund der Schwerkraft durch die Venen nach unten. Und in den Umkehrstellungen, kann das Blut auch durch die Schwerkraft zurück zum Herzen kommen.
Wie gelangt das venöse Blut zurück zu den Venen? Dies geschieht hauptsächlich durch die drei sogenannte Venenpumpen, durch die Arterienpumpe, die Muskelpumpe und die Zwerchfellpumpe. Bei allem ist der Vorgang durch ein komplexes System Venenklappen wirksam. Diese Klappen bewirken, dass das Blut nur in die eine Richtung fließt und nicht in die andere. Das geschieht wie folgt:
Arterienpumpe: die Arterien liegen neben den Venen, pumpt das Herz Blut in die Arterien, entsteht in der Arterie ein Impuls. Durch den Impuls dehnt sich die Arterie aus und drückt auf die Vene. Indem die Arterie auf die Vene drückt, gibt es einen Druckunterschied, der dazu führt, dass das venöse Blut weitergegeben wird.
Muskelpumpe: werden die Muskeln anspannt und losgelassen, entstehen Druckunterschiede in den Venen. Dies führt dazu, dass das venöse Blut zum Herz zurückgepumpt wird.
Zwerchfellpumpe die größten Venen liegen im Bauchraum (z.B. sind die Venen, die von der Leber ausgehen, die größten Venen im Körper). Diese Venen im Bauchraum geben durch die Druckunterschiede, die durch die Bauchatmung entstehen, das Blut zurück zum Herzen. Diese Zwerchfellatmung wird auch als Zwerchfellpumpe bezeichnet und sie hilft, das venöse Blut zum Herz zurückzufördern.
Was sind Krampfadern?
Der Ausdruck Krampfadern ist eigentlich nicht korrekt. Die Venen verkrampfen nicht. Die Arterien sind zwar ein muskulöses Gewebe und die Venen bis zu einem gewissen Grad auch. Aber die Venen verkrampfen nicht, sondern die Venenklappen funktionieren nicht richtig. Weil die Venenklappen nicht richtig funktionieren, fließt das Blut nicht ausreichend schnell hindurch. Dadurch staut sich das Blut und es bilden sich Erweiterungen, die Venen werden größer und es entstehen zum Teil von außen sichtbare Adern. Durch die Stauung können irgendwann eine Thrombose entstehen. Das sind Verschlüsse an den Venenwänden und zwischen den Venenklappen. Das führt dazu, dass das Blut nicht mehr richtig durch die Venen fließen kann.
Krampfadern können verschiedene Symptome auslösen:
Schmerzen: Krampfadern können anfangen weh zu tun, weil das Blut von den Beinen nicht mehr richtig zurückfließt, gibt es Venenstau, d.h. die Beine werden dicker. Das führt dann dazu, dass die Lymphflüssigkeit nicht richtig nach oben geführt werden kann. Die Lymphflüssigkeit mündet ja auch in die Venen. Sie wird über die Lymphbahnen in die Venen geleitet und von den Venen zum Herzen gebracht. Wenn die Venen nicht richtig funktionieren, wird vermehrt Zellflüssigkeit dortbleiben, was zu Ödemen führt und das kann weh tun. Wenn eine Vene auf einen Nerv drückt, dann kann das auch anfangen weh zu tun. Also schmerzende Beine sind eine Konsequenz von Krampfadern.
Absterben der Venen: Das nächste Problem was passieren kann, ist, dass der Thrombus, der dort entsteht, vollständig wird, dass nicht nur die Venenklappen nicht mehr richtig funktionieren, sondern das kann dann dazu führen, dass die ganze Vene abstirbt. Wenn das zu häufig passiert, dann können die Füße schrittweise absterben. Manchmal sind Venenprobleme auch ein Indikator dafür, dass auch Arterienprobleme bestehen. Denn schließlich kann die Verstopfung der Venen dazu führen, dass ein Thrombus sich irgendwann löst. Der gelöste Thrombus geht zum Herzen und wird vom Herzen weiter in die Lungen gepumpt, was zu einer Lungenembolie führen kann. Diese Lungenembolie kann Luftmangel verursachen und sogar zum Tod führen. Die Krampfadern sind nicht so gefährlich wie Arteriosklerose. Wenn eine Vene verstopft ist, ist es nicht so schnell gefährlich, wie wenn eine Arterie verstopft wäre. Das venöse Blut wird sich irgendwelche Umwege suchen und es werden Umwege zu anderen Venen geschaffen. Aber trotzdem sind Krampfadern (Varikosen) auch potentiell eine tödliche Gefahr.
Ästhetisches Problem: Was vor allem bei oberflächlichen Krampfadern geschieht, ist, dass es unschön aussieht. Das kann manchmal für Menschen ein ästhetisches Problem sein, das sie dazu veranlasst, nicht mehr zum Schwimmen zu gehen oder sich im Sommer nicht in kurzen Hosen zu zeigen, was wiederum die sportlichen Aktivitäten weiter einschränkt.
Was sind Risikofaktoren für Krampfadern?
Schulmedizinisch gesehen ist der Hauptrisikofaktor für Krampfadern die Genetik. Wenn keiner deiner Eltern oder Großeltern Krampfadern hatte, ist es ausgesprochen unwahrscheinlich, dass du Krampfadern entwickelst. Das ist die positive Nachricht. Die negative ist, dass du nicht 100% sicher sein kannst, ob deine Großeltern nicht doch Krampfadern hatten oder nicht. Auch wenn ein gewisses genetisches Risiko existiert, braucht es mehr, damit die Krampfadern dann doch tatsächlich zum Ausbruch kommen. Deshalb weißt du notwendigerweise nicht, ob du eine Neigung zu Krampfadern hast. Wenn nämlich jemand körperlich sehr aktiv war und keine sitzende oder stehende Tätigkeit ausgeübt hat, sondern im Gegenteil eine gehende oder eine körperlich aktive Tätigkeit, dann ist die Wahrscheinlichkeit für Krampfadern erheblich gesenkt.
Eine weitere interessante Sache ist, dass Krampfadern in den Ländern, wo Menschen nicht auf Stühlen sitzen weitestgehend unbekannt sind. Jemand der auf einem Stuhl sitzt und insbesondere viele Stunden sich nicht bewegt, hat eine Belastung für den Kreislauf, für die der Mensch nicht geschaffen ist. In der Natur wachsen keine Stühle. Wenn Menschen ruhen, dann sitzen sie entweder kreuzbeinig, im [[Fersensitz}} oder sie hocken. Menschen ruhen sich nicht im Stehen aus, wie es Pferde und Kühe machen. Sie ruhen sich in der Natur auch nicht auf einem Stuhl aus, sondern entweder liegend, hockend, kniend oder kreuzbeinig.
Wenn du z.B. auf einem Stuhl sitzt, dann ist die Entfernung von den Zehen bis zum Herzen relativ hoch ca. ein Meter oder je nach Körpergröße etwas mehr oder weniger. Währenddessen, wenn du im Fersensitz bist oder in einer kreuzbeinigen Stellung, dann ist die Entfernung vielleicht 50 cm. Du brauchst also die doppelte Entfernung, um das Blut von unten nach oben zu bringen. Gerade bei Menschen, die vielleicht schwache Venenwände, schwache Arterienwände oder schwaches Bindegewebe haben, führt dies dazu, dass das Blut schwieriger vollständig nach oben kommt. Wenn du außerdem ruhig sitzt, ohne die Muskeln anzuspannen, kann es sein, dass es einen Venenstau gibt. Ein langfristiger Venenstau kann verursachen, dass:
- sich ein Thrombus entwickelt, was die Herzklappen beschädigt
- die Venen sich weiten und wenn die Venenwände sich weiten, dann funktioniert es mit den Venenklappen auch nicht mehr so gut.
Was kann man gegen Krampfadern tun?
Wir können dir hier mehrere Tipps zum Vorbeugen gegen Krampfadern geben. Vorbeugung ist vor allem besonders wichtig, wenn einer deiner Vorfahren oder einer deiner Geschwistern Krampfadern hat oder hatte.
Das erste Grundprinzip: nach Möglichkeit sitze nicht normal auf dem Stuhl, sondern, wenn du auf einem Stuhl sitzen musst, sitze kreuzbeinig auf dem Stuhl, sofern es die Knie, die Hüfte und der Rücken mitmachen. Wenn du normal sitzt, versuche regelmäßig die Füße, die Waden und die Oberschenkel anzuspannen.
Das zweite Grundprinzip: man sollte beim Sitzen z.B., wenn man am Computer arbeitet die Beine nicht zu ruhig halten, sondern:
- wenn du am Arbeitsplatz auf dem Stuhl sitzen musst, die Waden ein bisschen wackeln (dann wirkst du wie der Zappelphilipp) oder mindestens anspannen und loslassen. Man sieht nicht was du unter dem Schreibtisch mit deinen Beinen anstellst. Hilfreich ist es auch, Business Yoga zu praktizieren.
- es ist gut spazieren zu gehen, zu wandern etc.
Kreuzbeinige Sitzhaltung
Beim kreuzbeinigen Sitz sind die Wade und der Oberschenkel etwas gedrückt. Aber nicht so stark, dass die Venen abgedrückt werden. Das ist das, was manchmal, gerade bei Menschen mit kurzem Unterschenkel, beim Sitzen auf einem Stuhl passiert. Da wird der Oberschenkel gedrückt und das führt dazu, dass das venöse Blut nicht so gut zurückfließen kann. Besser wäre es, wenn du auf einem Stuhl sitzt, so zu sitzen, dass die Oberschenkelmuskeln nicht so gedrückt sind. Eventuell benötigst du ein Kissen oder einen Fußschemel, gerade wenn du zu den Menschen mit kurzem Unterschenkel gehörst. Wenn du kreuzbeinig sitzt, gibt es keinen bestimmten Punkt, wo die Venen gedrückt werden. Aber insgesamt werden die Muskeln leicht zusammengepresst und dadurch wirkt die Arterienpumpe besser. Alles gute Gründe kreuzbeinig oder im Kniesitz zu sitzen.
Tiefe Bauchatmung
Das nächste was wichtig ist, ist die tiefe Bauchatmung. Die tiefe Bauchatmung hilft, dass die:
- Zwerchfell-Pumpe gut funktioniert, dass das venöse Blut aus dem Bauchraum besser zum Herzen hinkommt
- die Lymphflüssigkeit leichter im Gang gehalten wird. Erstmals im Bauchraum und dann kann sie auch leichter von den Beinen nach oben kommen.
Also zwischendurch tief zu atmen und die Bauchatmung zur normalen Atmung zu machen, ist auch etwas Gutes gegen Krampfadern.
Kraft- und Ausdauertraining
Das nächste was wichtig wäre, ist das sogenannte Ausdauertraining oder Krafttraining und sportliche Betätigung. Im Yoga heißt das als Ausdauertraining, den Sonnengruß zu praktizieren. Kraftübungen wie Virabhadrasana, Navasana, Shalabhasana oder Bhujangasana sind verschiedene Yogastellungen die körperlich anstrengend sind, sind gut für die Venen.
Umkehrstellungen
Das nächste hilfreiche Element sind die Umkehrstellungen. Der Mensch mit Krampfadern bekommt oft die Empfehlung die Beine öfters hochzulegen, damit das venöse Blut leichter zum Herzen fließt. So wird das venöse Blut nicht dicker, die Venen müssen sich nicht immer weiter dehnen und eventuell Ablagerungen an den Venenklappen bilden. Im Yoga haben wir Umkehrstellungen immer automatisch dabei, wie
- den Kopfstand
- den Schulterstand
- die Heuschrecke
- die Beinübungen, bei der die Beine nach oben gestreckt sind
Gibt es Einschränkungen beim Yoga, wenn man Krampfadern hat?
Manchmal stellt sich die Frage, ob die kreuzbeinige Sitzhaltung die Krampfadern nicht sogar fördern? Die Antwort lautet Jain. Grundsätzlich ist es vom Vorteil bei Krampfadern kreuzbeinig, kniend oder hockend zu sitzen. Eine Einschränkung gibt es: Solltest du bestimmte Krampfadern haben, insbesondere welche, mit sichtbaren Venen an der Rückseite des Oberschenkels, dann solltest du nicht den Fuß an diese Stelle setzen, dass er dort die Venen abdrückt. In diesem Fall ist Muktasana, wo du die Füße voreinander legst, am besten. In dieser Sitzhaltung wird an keiner Stelle irgendetwas abgedrückt. Dafür werden aber die Unter- und Oberschenkel gleichmäßig gedrückt, was bewirkt, dass die Arterienpumpe besser wirken kann.. Wenn du irgendwie Bedenken hast, dann übe bei Krampfadern nicht den halben Lotussitz, sondern übe stattdessen Muktasana. Bei dem kreuzbeinigen Sitz könnte es evtl., wenn die Füße auf die Unterschenkel drücken Probleme geben, deshalb würde man bei Krampfadern nicht so sitzen, dass die Füße an die Unterschenkel gehen. Stattdessen würde man so sitzen, dass die Füße unter den Knien sind. Denn unter den Knien gibt es keine Krampfadern. Manchmal haben die Menschen Angst, dass durch die Umkehrstellungen, Ablagerungen an den Venenwänden gelöst werden könnten, die dann zum Herzen transportiert und von hier dann in der Lunge eine Lungenembolie auslösen würden. Diese Sorge ist unbegründet. Ich habe noch nie gehört, dass jemand in der Yogastunde eine Lungenembolie entwickelt hätte. Die Gefahr existiert meines Wissens nicht. Auch Ärzte empfehlen bei Krampfadern die Beine hochzugeben. Also offensichtlich scheint es durch Umkehrhaltung keine Probleme im venösen System zu geben.
In diesem Sinne können wir also sagen, die Empfehlungen des Yoga sind gut. Sie helfen, wenn ich auch zugeben muss, dass die Empfehlungen bei existierenden Krampfadern nicht ganz so schnell zu Verbesserung führen, wie bei Arteriosklerose. Yoga wirkt heilend bei Arteriosklerose und vorbeugend bei Krampfadern. Aber dass Menschen, die Krampfadern hatten, durch Yoga die Krampfadern wieder geheilt bekommen haben, ist noch nicht erwiesen. Aber die Empfehlungen des Yoga können helfen, dass existierende Krampfadern nicht schlimmer werden und das ist ja schon immerhin etwas. Trotzdem ein Wort zur Vorsicht. Denke nicht, dass wenn du Krampfadern hast und du Yoga machen würdest, dass das alle Probleme beseitigen würde. Wenn Menschen Yoga üben, heißt das nicht, dass die Krampfadern notwendigerweise alle geheilt werden, bzw. es heißt typischerweise nicht, dass sie geheilt werden und es heißt nicht notwendigerweise, dass die Erkrankung nicht voranschreitet. Weitere ärztliche Untersuchungen sind auch bei Yogaübenden wichtig, hilfreich und notwendig.
Noch ein paar weitere Dinge, die Yoga bewirkt, die vermutlich bei Krampfadern (Varikose) hilfreich sein können: Yoga hilft allgemein die Selbststeuerungsmechanismen zu verbessern. Es ist anzunehmen, dass:
- Menschen die Pranayama üben, zusätzlich auch die Selbststeuerungsfähigkeiten im venösen System verbessern
- die Tiefenentspannung dem Körper hilft bei beginnenden Problemen besser regenerieren zu können
- eine gesunde Psyche dem Körper hilft, auf der körperlichen Ebene weniger Probleme zu bekommen
Noch gibt es dazu keine empirische Evidenz. Dazu braucht es noch weitere Forschung. Zu vermuten ist aber, dass
- Yoga über reine Bewegung bzw. sportliche Tätigkeit hinaus hilfreich ist
- die kreuzbeinige Sitzhaltung und die Zwerchfellatmung hilfreich sind
Yoga allgemein bewirkt die Dehnung der Muskulatur:
- das Dehnen der Beinmuskeln auf der Rückseite der Beine in der Vorwärtsbeuge
- das Dehnen der vorderen Oberschenkel- und Unterschenkel-Vorderseite der Beine beim Bogen, bei der Taube oder beim Kamel. Diese Asanasbewirken, dass auch die Venen und Arterien gedehnt werden. Indem die Venen und die Arterien gedehnt werden, wird wiederum die Arterienpumpe unterstützt, was hilft, dass das venöse Blut besser zurück zum Herzen fließen kann.
Man kann also sagen, dass Yoga bei venösen Venenproblemen und Krampfadern (Varikose) hilft. Es gibt gute kausale Zusammenhänge, die stimmig sind. Empirische Studien gibt es dazu aber noch nicht.
Auf unseren Internet-Seiten findest du die Daten der Yoga- und Meditation-Einführungsseminare und der Yoga Ferienwochen für den Fall, dass du Yoga lernen willst. Bei Yoga Vidya haben wir auch Yogatherapie-Ausbildungen oder auch 7-tägige „Yoga bei Beschwerden“-Weiterbildungen, wo du mehr dazu lernst wie du Yoga an die Bedürfnisse von Menschen mit speziellen Beschwerden anpassen kannst.