Tägliche Lesung Sivananda Dezember 01

Aus Yogawiki

Auf dieser Seite sind Inspirationen von Swami Sivananda gesammelt, die aus sehr verschiedenen Quellen stammen. Diese wurden bereits im Dezember 2001 als "Gedanken zur täglichen Inspiration" veröffentlicht.

1.12.-11.12 Fehlen

10.12.01 SEID BESTÄNDIG IN DER WEISHEIT

Kein Grund zu Trauer

Viveka (Weisheit) verleiht innere Stärke und geistigen Frieden. Ein viveki (eine weise Person) wird nicht (von äußeren Umständen; d.Ü.) beunruhigt. Er ist immer auf der Hut. Er verstrickt sich niemals in irgendetwas. Er verfügt über Weitsichtigkeit. Er kennt den wahren Wert der Objekte dieses Universums. Er ist sich der Wertlosigkeit dieses oberflächlichen Bandes voll bewusst. Nichts, nichts, kann ihn in Versuchung führen. Maya (Illusion) kann ihn nicht erreichen.

Der Umgang mit mahatmas (Heiligen) und das Studium der vedantischen Literatur erfüllt den Menschen mit Weisheit. Viveka sollte bis zum höchstmöglichen Grad entwickelt werden; man sollte fest darin gegründet sein; viveka sollte keine kurzlebige oder gelegentliche Laune des Aspiranten sein. Er sollte nicht nachlassen, wenn er Probleme hat, wenn er etwaigen Schwierigkeiten entgegensieht. Tatsächlich muss viveka zu einem Teil seiner Natur werden. Er sollte jederzeit ohne jede Anstrengung von ihm Gebrauch machen können. Wenn jemand am Anfang sorglos ist, kann viveka kommen und gehen. Deshalb sollte der Aspirant für eine lange Zeit in der Gesellschaft von Heiligen leben, bis viveka wie eine große, beständige Flamme in ihm brennt.

Maya ist sehr machtvoll. Sie versucht ihr alles Mögliche, um den Aspiranten in die Irre zu führen. Sie wirft viele Versuchungen und Hindernisse auf den Weg des unerfahrenen Aspiranten. Deshalb ist die Gemeinschaft mit Heiligen und mahatmas wie ein uneinnehmbares Fort für den Anfänger. Jetzt können ihn keine Versuchungen mehr bedrängen. Er wird unzweifelhaft wahren und anhaltenden viveka entwickeln. Danach wird er dann dauerhaften und ungezwungenen viveka haben.

Erst dann ist er wirklich und vollkommen sicher. Der gefahrvolle Bereich (des spirituellen Weges; d.Ü.) ist vorüber. Nur ein echter viveki kann von sich behaupten, der reichste, glücklichste und mächtigste Mensch auf der Welt zu sein. Er ist ein seltenes, spirituelles Juwel. Er ist ein Leuchtturm und Fackelträger. Wenn viveka entwickelt ist, kommen alle anderen Eigenschaften ganz von selbst. Aus viveka entsteht vairagya (Leidenschaftslosigkeit).

Das Unterscheidungsvermögen ist die Fähigkeit, die zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen unterscheidet. Die ganze äußere Welt und das Universum sind innen, sind unwirklich. Erde, Wasser, Wind, Feuer, der Himmel, das Meer, unsere Körper und die Lebenskraft, die sie mit Leben erfüllt, unser Geist, unser Bewusstsein von uns selbst - all dies sind nur luftige Nichtigkeiten. Das einzig Wirkliche ist der atman (das Selbst) oder Brahman, das Absolute.

11.12.01 VAIRAGYA

Es gibt einen Weg zu dem unsterblichen Wohnsitz höchster Glückseligkeit. Es gibt einen Weg zu der vierten Dimension. Dieser Weg ist vairagya. Folgt diesem Weg. Vairagya ist Leidenschaftslosigkeit, Wunschlosigkeit bzw. Nicht-Anhaftung. Es ist Gleichgültigkeit gegenüber Sinnesobjekten im Jetzt und in der Zukunft. Es entsteht und wird aufrechterhalten durch rechtes Unterscheiden.

Vairagya ist das Gegenteil von Anhaftung, welche den Menschen an das Rad von Geburt und Tod bindet; es befreit den Menschen von der Knechtschaft. Vairagya läutert den sinnesbetonten Geist und kehrt ihn nach Innen. Es ist die wichtigste Eigenschaft für den spirituellen Aspiranten. Ohne es ist kein spirituelles Leben möglich.

Die zwei Strömungen des Geistes - Anziehung und Abstoßung - begründen tatsächlich die Welt der Geburten und Tode. Ein weltlicher Mensch ist ein Sklave dieser zwei mächtigen Strömungen und wird von ihnen wie ein Strohhalm herumgewirbelt. Er lächelt, wenn er Vergnügen erfährt; er weint, wenn er leidet. Er hängt an angenehmen Objekten und rennt vor denen weg, welche Leid verursachen.

Wo auch immer er Vergnügen empfindet, haftet der Geist an, das heißt, er haftet an dem Objekt, welches ihm Vergnügen bereitet. Das ist das, was man als Anhaftung bezeichnet und diese Anhaftung bringt nur Knechtschaft und Leid. Wenn das Objekt entfernt wird, oder wenn es vergeht, erleidet der Geist unaussprechlichen Schmerz. Anziehung ist die Ursache für das menschliche Leid.

Ein leidenschaftsloser Mensch hat ein anderes Training und hat daher auch andere Erfahrungen. Er ist ein Meister in der Kunst bzw. Wissenschaft im separieren von sich selbst von den unbeständigen, vergänglichen Objekten. Er empfindet absolut keinerlei Anziehung für sie, sondern verweilt ständig im Ewigen. Er steht unnachgiebig wie ein Fels inmitten eines ungestümen Sturmes, als ein Beobachter dieser wundervollen Schau. Ein leidenschaftsloser Mensch empfindet keine Anziehung gegenüber angenehmen Objekten und keine Abneigung gegenüber den leidvollen. Noch fürchtet er den Schmerz. Er weiß sehr wohl, dass der Schmerz ihm beträchtlich in seiner Entwicklung und Evolution, in seiner Reise hin zum Ziel, hilft. Er ist davon überzeugt, dass der Schmerz der beste Lehrer ist.

12.12. Fehlt

13.12.01 WAHRE LEIDENSCHAFTSLOSIGKEIT

Die Welt ist so unwirklich wie ein Schatten, eine Seifenblase oder Schaum. Warum rennt ihr dem Tand der Namen und des Ruhmes hinterher? Wie unsicher ist das sinnliche Leben in dieser illusorischen Welt! Wie vergänglich ist sinnliches Vergnügen! Denkt daran, wie viele tausend Menschen in dem jüngsten Erdbeben ihr Leben lassen mussten! Wie viele Häuser zerstört wurden! Doch dennoch wollen die Leute Häuser am Meer bauen und dort Unsterblichkeit erlangen. Wie närrisch sie sind! Sie sind Seelen, die der Selbsttäuschung erliegen! Mitleid erregend ist ihr Los! Ich bete für sie. Sie sind nur Würmer, die sich am Schmutz ergötzen. Möge Gott ihnen vairagya (Leidenschaftslosigkeit), viveka (Weisheit) und bhakti (Hingabe) verleihen.

Das vergängliche vairagya, das nach solchen Ereignissen wie dem Verlust eines geliebten Verwandten, oder dem Verlust von Reichtum, aufkommt, ist bekannt als karana vairagya. Dieses wird einem für den spirituellen Fortschritt nicht besonders behilflich sein. Der Geist wird einfach darauf warten, sich wieder an die Sinnesobjekte zu hängen, sobald sich die Gelegenheit dazu ergibt.

Vairagya, entstanden aus dem Unterscheidungsvermögen, ist ein Frühsymptom der spirituellen Entwicklung. Es wird dem Aspiranten zu dessen spiritueller Erhebung dienen. Wenn ihr vairagya entwickelt, wenn ihr eure indriyas (Sinne) zähmt und die Vergnügungen und Freuden dieser Welt meidet - wie Mist, wie Gift, da sie mit Leid, Sünde, Furcht, Verlangen, Elend, Krankheit, Alter und Tod vermischt sind - dann kann euch in dieser Welt nichts mehr in Versuchung führen. Ihr werdet ewigen Frieden und unendliche Glückseligkeit erfahren. Ihr werdet keine Anziehung mehr für Frauen und andere weltliche Objekte empfinden. Die Lust hat keine Macht mehr über euch.

Der Körper ist der Ursprung großen Elendes. Er ist voller Unreinheiten. Er bringt Respektlosigkeit, Missbilligung usw. hervor. Er ist ein Gegenstand, der Krankheiten, Verfall und Alter unterliegt. Er verscheidet ohne vorherige Ankündigung.

Gebt das moha (die Anhaftung) an den Körper auf. Denkt an den Atman (das Selbst), der ewig, rein und all-durchdringend ist. Die Sachen, die euch vorher gewöhnlich Vergnügen bereiteten, werden euch jetzt missfallen. Das ist ein Zeichen für vairagya. Die Schatten, die Wolken hervorrufen, die Freundschaft mit einem Narren, die Schönheit der Jugend, Reichtum - all dies währt nur für eine kurze Weile.

Vairagya (Leidenschaftslosigkeit, Gleichgültigkeit gegenüber weltlichen Objekten und Vergnügungen, Nicht-Anhaftung) ist von zweierlei Art. Karana vairagya, das aufgrund einer gewissen Not entsteht und viveka purvak vairagya, das sich aufgrund der Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen entwickelt. Der Geist des Menschen, der die erstere Form von vairagya hat, wartet nur auf eine Gelegenheit, zu den Dingen zurückzukehren, die aufgegeben wurden. Aber der andere Mensch, der die Dinge aufgrund von viveka aufgab, wird spirituell fortschreiten. Er wird keinen Rückfall erleben.

14.12.01 GEBT EUER KÖRPERBEWUSSTSEIN AUF

Der physische Körper erscheint nur in der Gegenwart. Eine Sache, die weder Vergangenheit noch Zukunft hat, muss auch in der Gegenwart als nicht-existent angesehen werden. Wenn ihr das tiefgreifend überdenkt, mit reinem Verstand, werdet ihr atyanta abhava (die vollständige Nicht-Existenz) der Welt entdecken.

Dieser Körper, der voller Unreinheiten, Urin, Eiter, Kot, etc., ist, ist vergänglich. Er ist wie Schaum, oder eine Seifenblase, oder eine Luftspiegelung. Er wird von seinen Feinden verachtet. Er verbleibt wie ein nutzloser Holzklotz auf dem Boden, wenn prana (das Leben) ihn verlässt. Er ist die Ursache von Schmerz und Leiden. Er ist euer Feind. Ihr solltet diesen Körper mit Geringschätzung behandeln, wie Dung. Warum solltet ihr an ihm hängen und ihn mit Düften, Pudern und Blumen verehren? Seid nicht albern und töricht, indem ihr ihn mit feiner Seide und Schmuck verziert. Das wäre nur höchste Ignoranz (der eigentlichen Natur des Körpers; d.Ü.).

"Nichts auf dieser Erde gehört mir; dieser Körper gehört nicht mir" - das ist Weisheit. "Er ist mein Sohn; sie ist meine Tochter; sie ist meine Frau; dieser Bungalow ist mir; dieser Garten ist mir; ich bin ein Brahmane; ich bin mager; ich bin fett" - das ist Dummheit höchsten Grades. Dieser physische Körper ist das Eigentum von Fischen, Schakalen und Geiern. Wie könnt ihr ihn euer Eigen nennen?

Das Auftragen von Seife auf den Körper, von Öl auf das Haar, von Puder auf das Gesicht, das häufige Schauen in den Spiegel, das Tragen von Ringen - all dies wird moha (Anhaftung) an den Körper intensivieren. Gebt deshalb diese Dinge mitleidlos auf.

Wird euch euer Sohn, oder Tochter, oder Freund, oder Verwandter helfen, wenn ihr im Sterben liegt? Habt ihr einen aufrichtigen, selbstlosen Freund in dieser Welt? Alle sind selbstsüchtig. Da gibt es keine reine Liebe. Aber dieser Gott, euer wahrer `Freund der Freunde´, `Vater der Väter´, der in eurem Herzen wohnt, wird euch niemals verlassen, selbst wenn ihr ihn verlasst. Verehrt in Stille diesen Gott der Götter, Heiligkeit der Heiligkeiten, Höchsten des Höchsten. Möge er uns mit seiner Liebe, Weisheit, Macht und Frieden segnen. Om!

Die Narayana Upanishad sagt: "Am Anfang wurden diese zwei Wege angelegt: der Weg des karma (Handlung) und der des sanyasa (Entsagung). Letzteres besteht in der Entsagung der dreifachen Wünsche - Sohn, Reichtum und Ruhm. Von diesen zwei Wegen ist der Weg der Entsagung vorzuziehen. Die Taittiriya Upanishad sagt auch: "Entsagung, tyaga, sollte zweifellos bevorzugt werden."

15.12.01 WO ES WAHRE LIEBE GIBT

Der Wunsch, Wissen über das Selbst zu erlangen, wird nur in einer Person entstehen, die frei von (weltlichen) Wünschen ist, einen reinen Geist hat und die dieses weltliche Leben wirklich anwidert. Solch eine Person ist qualifiziert zu hören, zu meditieren und Brahman, bzw. jnana oder Wissen über Brahman, zu erlangen. Wenn das Wissen über das Selbst aufsteigt, wird die Unwissenheit, die der Samen der Knechtschaft und der Ursprung von karma ist, vollständig ausgelöscht und der Aspirant erlangt Unsterblichkeit und ewige Glückseligkeit.

Seid von niemanden abhängig. Vertraut auf euer eigenes Selbst. Seid ausschließlich im atman zentriert. Die süße Ehefrau verlässt ihren Mann, wenn er arbeitslos wurde und heiratet einen anderen jungen Mann. Der reiche Ehemann lässt sich von seiner Frau scheiden, wenn sie aufgrund einer langwierigen Krankheit ihre Schönheit verliert und heiratet eine andere Frau. Selbst Lord Jesus und Buddha wurden von ihren Freunden, Anhängern und Jüngern in Stich gelassen. Dies ist eine merkwürdige Welt. Geheimnisvoll ist maya (Illusion)!

Wahre Zuneigung kann nur in Gott und in Heiligen gefunden werden. Weltliche Zuneigung ist nur eine Schau, ist heuchlerisch, illusorisch und wechselhaft. Seht nur, ob eure Verwandten, ja selbst eure Freunde, eure Brüder und Schwestern noch Zuneigung zu euch zeigen, wenn ihr arbeitslos seid, wenn ihr an einer chronischen, unheilbaren Krankheit leidet und ohne Geld in euren Händen seid.

Heilige und Propheten, die Gott verwirklicht haben, rufen so laut sie können, dass der Herr in den Herzen der Geschöpfe wohnt und doch macht nicht einer aufrichtig den ernsthaften Versuch im eigenen Herzen zu suchen. Ist das nicht beklagenswert? Gott ist über, unter, innen, außen und um allem herum. Dürstet nach seinem darshan (Anblick). Schaut nach Innen, praktiziert die Innenschau. Versucht aufrichtig, das unsterbliche Wesen zu erreichen. In ihm könnt ihr ewigen Frieden finden. Betretet sein Königreich jetzt, in eben dieser Sekunde. Steht fest auf dem Felsen der Wahrheit oder Brahman. Habt ein klares Verständnis von eurer Wirklichkeit, dem selbstleuchtenden, unsterblichen atman (Seele). Betrachtet dieses Universum als eure vervollständigte Gestalt. Erst wenn das Wissen über das Selbst in eurem Herzen entsteht, könnt ihr euch selbst von dem Wiedergeboren werden befreien und identisch mit dem höchsten Selbst werden. Stattet euch selbst mit den vier Mitteln* aus. Hört die srutis (Schriften), reflektiert, meditiert und verwirklicht. Möget ihr alle zu Weisen werden!

Die vier Mittel sind:

  • Vairagya - Leidenschaftslosigkeit allem gegenüber
  • Viveka - Unterscheidungsvermögen
  • Shatsampat - die sechs edlen Tugenden
  • Mumukshutwa - tiefes Verlangen nach Befreiung (d.Ü.)

16.12.01 FREIHEIT VON ANHAFTUNG

Anhaftung erzeugt Verblendung und verursacht Verwirrung. Furcht existiert aufgrund von Anhaftung und Wünschen. Verblendung und Täuschung sind ein Schandmal für die reine Liebe. Anhaftung an die Objekte der Welt entsteht durch die Unwissenheit über ihre wahre Natur. Nichts als der atman (das Selbst) existiert tatsächlich. Objekte sind illusorisch. Anhaftung weist darauf hin, dass man das Gefühl hat, dass der Besitz des Objektes Glücksgefühle mit sich bringt. Diese Vorstellung muss aus dem Geist entfernt werden.

Glück liegt nicht in den Objekten, sondern im eigenen Selbst. Anhaftung ist das unreine vasana (Gefühl) von Liebe oder Hass, das vom Geist für die verschiedenen Objekte dieser Welt unterhalten wird. Wenn ihr von Freude, Neid und Sorgen unberührt bleibt, habt ihr alle Anhaftung aufgegeben. Wenn ihr euch, ohne in Freude zu schwelgen, oder im Leid zu grämen, nicht abhängig von den Fesseln der Wünsche macht, dann kann man von euch sagen, dass ihr euch von der Anhaftung befreit habt.

Wenn ihr mit dem zufrieden sein könnt, was immer ihr auch bekommt, dann habt ihr euch der Anhaftung entledigt. Durch die Anhaftung entsteht der Wunsch nach materiellen Objekten. Die Entsagung der Anhaftung wird als moksha (Befreiung) bezeichnet. Durch ihre Zerstörung enden alle Wiedergeburten. Zerstört die Verbindung des Geistes mit den Objekten und erreicht den Zustand des jivanmukta (befreite Seele).

Freude liegt nicht in den Objekten, sondern in dem Zustand des Geistes. Der Geist geht auf der Suche nach Freude nach Außen. Dabei entsteht gleichzeitig Leid, da der Geist sich dabei von der Wahrheit entfernt. Wenn das Objekt erlangt wurde, hört der Geist auf tätig zu sein und ruht im atman, der Grundlage. Dann schmeckt er unbewusst die Glückseligkeit des atman.

Verfeinert euer inneres Verlangen durch rechtes Unterscheiden, Leidenschaftslosigkeit, innere Nachforschung und Meditation. Ihr werdet höchste Glückseligkeit erlangen. Entwickelt vairagya (Leidenschaftslosigkeit). Schärft euren Verstand. Gebt kutarka und viparita bhavana (verdrehtes und entstelltes Denken) auf. Identifiziert euch mit dem reinen atman. Ihr werdet schnell Wissen über das Selbst erlangen.

Wenn ihr sorglos und unachtsam seid, wenn ihr unregelmäßig in eurer Meditation seid, wenn eure Leidenschaftslosigkeit nachlässt, wenn ihr euch auch nur ein wenig den Sinnesvergnügen hingebt, dann wird der Geist fortfahren, nach unten zu gehen. Maya (Illusion) bricht selbst über einen weisen Menschen herein, wenn der auch nur für einen kurzen Zeitraum mit seinem sadhana (Praxis) und seiner Meditation aufhört.

Seid vorsichtig. Seid wachsam. Seid regelmäßig in eurer Meditation.

17.12. - 25.12. Nicht gefunden

26.12.01 WEIHNACHTSBOTSCHAFT

Weihnachten

Weihnachten ist das große Fest der Christenheit. Überall weht ein Geist der Freude. Männer und Frauen legen für eine Weile ihre Eifersucht und ihre Feindschaften zur Seite. Sie kommen sich - und Christus - ein wenig näher.

Christus kam und lebte unter den Menschen, um in ihnen das Christus-Bewusstsein zu erwecken. Christus sollte in jedem von euch geboren werden - erst dann werdet ihr verstehen, was spirituelles Leben bedeutet. Nur dann werdet ihr versuchen, ein vollkommenes, heiliges Leben zu führen. Nur dann werdet ihr den Geist von Christus erfassen, der in jedem von uns ist.

Das Sakrament der Taufe ermöglicht es euch, diesem vollkommenen Leben ein Stück näherzukommen. Das Sakrament der Firmung ermöglicht es euch, dem Ziel, an seinem Leben teilzuhaben, seine Kraft und seine Liebe zu nutzen, ein weiteres Stück näherzukommen.

Jetzt seid ihr ein Ritter in den Diensten von Christus. Wenn ihr an der Kommunion teilnehmt, nehmt ihr wirklich an seinem Leben teil. So wird der Geist von Christus schrittweise in euch wachgerufen und das höhere Leben im Christus-Bewusstsein wird in euch erweckt.

Jeder Tag sollte für uns Weihnachten sein. Also bringt den Geist von Christus in euer tägliches Leben. Erblickt Christus in allem, in allen Wesen.

Kultiviert Sympathie und Gnade für alle Wesen. Entfaltet eure Herzen und umarmt alle.

Begrüßt Christus, überall. Verrichtet jeden Tag für euch selbst eine Christmesse. Erinnert euch daran, dass Christus in dem Priester ist. Christus ist in dem Heiligen und in dem Sünder. Christus ist in dem Hund und in dem Arbeiter. Christus ist in allen.

Jeder Tag ist ein Neubeginn. Verbringt ihn sinnvoll. Den Tag richtig zu beginnen, bringt großen Erfolg. So wird der ganze Tag gut verlaufen. Beginnt den Tag um 4:00 Uhr. Betet, meditiert, macht japa. Betet so zum Herrn:

"Herr, führe mich aus dem Unwirklichen in das Wirkliche, aus der Dunkelheit in das Licht, vom Hass zur Liebe, von der Unreinheit zur Reinheit, von der Unvollkommenheit zur Vollkommenheit, von der Disharmonie zur Harmonie, von der Getrenntheit zur Einheit."

27.12.01 MEDITIERT ÜBER DEN HERRN

Meditiert über den Herrn, den inneren Herrscher, den Bewohner eures Herzens. Der Lotus eures Herzens wird erblühen; die Sonne der Weisheit wird scheinen. Die Dunkelheit des Herzens wird enden. Die fünf kleshas (psychische Quellen der Sorge) werden vernichtet. Die drei Feuer (inneres, äußeres und übernatürliches Leiden) werden gelöscht. Sünden und samskaras (geistige Eindrücke) werden verbrannt. Vasanas (Neigungen) und Begierden werden gebraten.

Meditiert über das Ewige, welches frei ist von Schmerz, von Krankheit, von Furcht und Täuschung, welches alles erfüllt, rein, fern und doch nah, der Geburtsort der fünf Elemente, das letzte Ziel der Yogis und Weisen, die Quelle des Geistes (mind), der Sinne und der Veden, der Ort, an dem die Stille erhaben regiert, wo die unsterbliche Glückseligkeit jenseits aller Gedanken existiert, der höchste, prächtigste Glanz, wo die Gedanken erloschen sind, wo es weder Geräusche noch Kampf gibt.

Reinheit, Demut und Gnade sind die Sprossen der Leiter, die zu dem Wohnort meines Geliebten führen. Ihr mögt die Leiter jetzt verbrennen - ich werde nie wieder herabkommen. Flüsse voller Honig fließen in diesem wundervollen Land und zu keiner Zeit verwelken die Blumen; ich schwimme täglich im Ozean der Ewigkeit. Ich trinke den unsterblichen Nektar. Hunger und Durst quälen mich nicht. Erschöpfung und Mühsal bekümmern mich nicht. Dort benötigt man keine Lampen oder elektrisches Licht - denn dort ist ewiger Sonnenschein. Dort gibt es keine Furcht vor Schlangen und Skorpionen - dieses todlose Reich macht jeden furchtlos.

Wenn ihr die Einheit realisiert habt, wenn ihr Brahman überall schaut, kann es dann `hier´ und `dort´ geben? Kann es dort `dies´ und `das´ geben? Kann es dort `ich´ und `du´ und `er´ geben? Kann es dort eins, zwei oder drei geben? Alleinig eine homogene, glückselige Essenz existiert. Es gibt nur einen Brahman - den Unendlichen. Alle Dualitäten, Verschiedenheiten und Unterschiede schmelzen dahin. Der Seher und das Gesehene werden eins. Der Meditierende und das, worüber er meditiert, verschmelzen. Der Denker und der Gedanke gehen ineinander über. Der Wissende und das, was man wissen kann, vereinigen sich. Es ist die transzendentale Erfahrung der Ganzheit, Vollkommenheit, Fülle, Freiheit und anhaltender Freude.

Meditiert über den Mut, die Demut, die Liebe, das Mitgefühl, den Frieden, die Glückseligkeit, die Gelassenheit. Praktiziert zuerst die Konzentration auf einen Gegenstand. Dann konzentriert euch auf die Vorstellung des Gegenstandes. Letztlich konzentriert euch auf die Existenz hinter der Vorstellung. Meditiert auf die Vollständigkeit und spirituelle Vollkommenheit. Zu meditieren heißt in sich selbst zu gehen und das Herz in Stille für den Heiligen Geist zu öffnen. Meditiert über den atman. Ihr werdet das Licht der Wahrheit sehen, ihr werdet die Einheit des Lebens verstehen.

28.12.01 DER SCHLÜSSEL ZUR VOLLKOMMENHEIT

Meditiert über den atman; ihr werdet euch an Frieden und Glückseligkeit erfreuen. Je mehr ihr in eurem Streben und eurer Meditation wachst, umso Gott-ähnlicher werdet ihr werden, weil in der Meditation das Licht des Herrn ist. Meditiert und ladet eure Batterie durch den Kontakt mit Gott. Taucht durch umfassende und stille Meditation tief in die Kammern eures Herzens und bringt die Perlen der Wahrheit an die Oberfläche. Meditiert und zieht euch in euer innerstes Zentrum zurück. Bleibt jetzt in dieser vollkommenen Gelassenheit und im Frieden, der jedes Verstehen übersteigt.

Furcht, Kummer, Sorgen, Versuchungen und Verzweiflung werden euch während der Meditation bestürmen. Wiederholt energisch und aufrichtig den Namen des Herrn - alles wird sich auflösen. Meditiert inmitten von Lärm, studiert inmitten von Lärm. Diszipliniert euch immer wieder. Für euch wird es keinen tosenden Geist geben. Ihr werdet einen starken, ungestörten Geist haben. Wenn die Reinheit zunimmt, wird der Körper licht und der Geist heiter. Man erlangt eine größere Ausgeglichenheit des Geistes und die Konzentration wird gesteigert. Ihr gelangt in tiefe Meditation. Wenn ihr nur einen Tag nicht meditiert, werdet ihr viel verlieren; ihr werdet nicht in der Lage sein, die ursprüngliche spirituelle Höhe am nächsten Tag wieder zu erreichen. Seid deshalb regelmäßig in eurer Meditation. Forscht nach: "Wer bin ich?". Findet den Seher, findet den Wissenden. Meditiert über den satcidananda atman, den inneren Herrscher und Bewohner.

Meditiert über Brahman als Stütze, Größe, Weisheit, Glückseligkeit und Existenz. Das Licht, das niemals versagt, ist das Licht der Meditation. Ihr erfahrt samadhi (die Schau der Wahrheit) durch das Licht der Meditation. Moksa (Befreiung) ist demjenigen sehr nah, der in der Meditation vollendet ist. Verbindet durch Meditation oder Yoga euren Geist (mind) mit dem Geist (mind) Gottes. Euer Leben wird heilig werden, euer Leben wird verwandelt.

Meditation ist der Weg; Wissen ist das Ziel. Meditation ist die Technik; Wissen ist der Gipfel. In der Meditation gibt es Anstrengung, Kampf und Mühe. Im Wissen gibt es keinen Kampf. Solange es Meditation gibt, ist der Meditierende nur ein Aspirant. Wenn die Meditation endet und das Ziel erreicht ist, wird der Meditierende zum Kenner der Wahrheit - alle Meditation und Anstrengung endet. Er ist ein jivanmukta (befreiter Weiser). Wenn ihr versucht, einen Baum anzuschauen, müsst ihr euch am Anfang der Wahrnehmung anstrengen. Später wird es zu einem kontinuierlichen Strom des Bewusstseins über den Baum. So verhält es sich mit dem Wissen über Brahman.

29.12.01 JIVANMUKTA

Ein jivanmukta ist ein befreiter Weiser. Er ist erlöst, obschon er noch lebt. Er lebt in der Welt, aber er ist nicht von der Welt. Er schwelgt immer in der ewigen Glückseligkeit des erhabenen Selbst. Er ist der Herr selbst, ein Gott auf Erden.

Der jivanmukta oder voll erblühte Weise ist voll reiner Liebe, Mitgefühl, Gnade, äußerster Güte und verborgener Kraft und Stärke. Liebe und Glanz scheinen durch seine strahlenden Augen.

Der jivanmukta hat trägt keinerlei selbstsüchtige Interessen in sich und ist unter allen Umständen völlig frei von Kummer, Schwierigkeiten, Unruhe, Drangsal und Sorgen. Selbst wenn Schmerzen und Kummer sich an seinen Körper haften, sich in seinem Gesicht zeigen, so leidet sein Geist niemals unter ihnen oder ihren Gegensätzen. Er ist kein Sklave seiner Launen; er ist immer fröhlich und friedvoll. Seine höheren Vortrefflichkeiten haben sich vollkommen entfaltet; alle göttlichen Eigenschaften sind in ihm völlig erwacht. Jede seiner Schwächen und Begrenzungen sind vollständig verbrannt. Er leuchtet in seiner eigenen ursprünglichen Herrlichkeit, in seiner eigenen essenziellen Natur des göttlichen Bewusstseins. Er verstrahlt überall Frieden und Freude. Die wahre Größe eines verwirklichten Yogi ist unbeschreiblich. Seine Augen sind inspirierend und eindrucksvoll. Seine Natur ist hochherzig, seine Berührung reinigend; seine Blicke sind voller Gnade, seine Gesten erleuchtend. Er ist allwissend; er verfügt über intuitives, transzendentales Wissen und klare Einsicht in das wahre Herz aller Dinge und Wesen. In seiner Gegenwart werdet ihr eine tiefe Empfindung des Friedens und der Harmonie, der großen Erhabenheit und Inspiration erfahren.

Der jivanmukta oder befreite Weise ist vollkommen frei von Selbstsucht, Furcht, Zweifel und Kummer. Das sind die vier wichtigen Zeichen, die anzeigen, dass jemand Vollkommenheit erlangt hat. Der befreite Weise ist völlig zufrieden, hat einen unerschütterlichen Frieden des Geistes, erlebt tiefe, anhaltende Freude und Glückseligkeit, besitzt übersinnliches spirituelles Wissen und hat die Fähigkeit, jede Art von Zweifel, die der Aspirant haben mag, zu klären. Zweifel lösen sich auf, wenn man sich in seiner Gesellschaft aufhält.

Der jivanmukta sorgt sich nicht einmal um die Bedürfnisse seines Körpers. Er ängstigt sich nicht vor dem Tod und hat kein Verlangen zu leben. Mutter Natur ist seine gehorsame und süße Amme, die ihn sorgsam pflegt. Körperliche Bedürfnisse kommen von selbst. Die Natur arrangiert für ihn alles im Voraus, da es in ihrer Verantwortung liegt. Ein ausgeglichener Geist, Gleichmut, Gleichgültigkeit gegenüber den Gegensatzpaaren, wie Vergnügen und Schmerz, Tadel und Lob, Hitze und Kälte, Erfolg und Versagen - dies sind die Zeichen eines jivanmukta.

30.12.01 WIE EIN WEISER DIE WELT SIEHT

Narada war ein großer Weiser

Ein Mensch, der bis zum Hals im Wasser steht, erfährt zweierlei: Sein Kopf ist der Sonne ausgesetzt. Er erfährt Hitze und Kälte. Solcherart ist die Erfahrung eines befreiten Weisen. Er hat ein doppeltes Bewusstsein. Er erfreut sich an der Glückseligkeit von Brahman, aber erfährt auch die Welt. Er ist wie ein Mensch, der zwei Sprachen kennt.

So wie der Topf, in dem Asafoetida (ein indisches Gewürz; d.Ü.) oder Zwiebeln aufbewahrt wurden, selbst dann noch Geruch bewahrt, nachdem er mehrfach gereinigt wurde, so verbleibt auch noch ein kleiner Überrest an Unwissenheit im Geist eines Weisen. Der jivanmukta (befreite Weise) hat Körpererfahrungen in der Form von Eindrücken im Unterbewusstsein. Das ist der Grund, warum er isst und trinkt. Obwohl der instinktive Geist mit den niederen Bedürfnissen zerstört ist, stirbt der reine Geist des befreiten Weisen nicht. Wie könnte er sich selbst ohne ein Werkzeug, das heißt, den Geist, mit weltlichen Handlungen befassen?

Das Universum der Phänomene verschwindet nicht aus der Sicht des befreiten Weisen. Er sieht die Welt als einen Traum innerhalb von ihm selbst. Ebenso wie die Fata Morgana selbst dann noch erscheint, nachdem die täuschende Natur des Wassers erkannt wurde, so erscheint die Welt dem jivanmukta auch dann noch, nachdem er Selbstverwirklichung erlangt hatte, obwohl er die trügerische Natur der Welt klar verstanden hat. Aber sowenig wie der Mensch, der die täuschende Natur der Fata Morgana erkannt hat, auf sie zurennt, um Wasser zu trinken, so wenig wird der Weise, der befreit ist, den Sinnesobjekten nachjagen wie weltlich gesinnte Leute, obwohl die Welt auch ihm erscheint. Das ist der Unterschied zwischen einem weltlichen Menschen und einem befreiten Weisen.

Der jivanmukta erblickt die eine Wirklichkeit oder Gott überall und in allen Dingen. Für ihn gibt es keinen Unterschied zwischen einem Verbrecher und einem Heiligen, Gold und Steinen, Ehre oder Unehre. Er fühlt, dass alles nur er selber ist, das Schlangen, Skorpione, Tiger, Bären und Löwen genauso ein Teil von ihm selbst sind wie seine eigenen Augen, Nase, Ohren, Hände und Füße. Er ist eins mit der Blume, der Sonne, dem Äther, dem Meer, den Bergen und dem Himmel. Er hat eine kosmische Schau und kosmische Gefühle.

31.12.01 DAS VERHALTEN EINES WEISEN

Ein befreiter Weiser ist weder ein launiger Mensch, noch ist er an die Regeln der Schriften oder der Gesellschaft gebunden. Und doch wird er nicht von der Rechtschaffenheit abweichen. Alles, was er tut, wird in strikter Übereinstimmung mit den Schriften und heiligen Büchern stehen. Er tut ganz spontan nur das, was gut ist. Ein Profitänzer macht niemals einen falschen Schritt. So verhält es sich mit einem jivanmukta (befreiter Weiser), wenn er handelt.

Der Weise arbeitet ohne Anstrengung, ohne Hilfsmittel, ohne Selbstsucht, Wünsche und Anhaftung. Wie bei einem Kind ist sein Verhalten weder gut, noch böse. Der Sinn für richtig und falsch ist natürlich in ihm vorhanden, unabhängig von den spirituellen Lehren. Er hat alle Selbstsucht zerstört und ist jenseits allen karmas. Karma kann ihn nicht erreichen. Er kann, um die Welt zu belehren, Tätigkeiten ausführen oder verbotene Handlungen unterlassen. Der jivanmukta sorgt sich nicht um öffentliche Kritik. Er behält einen kühlen Geist, selbst wenn er angegriffen wird. Er segnet die, die ihn verfolgen. Er erblickt überall nur sein eigenes Selbst.

Sein Merkmal oder Charakteristikum ist ein innerer, mentaler Zustand. Dieser kann von anderen nicht wahrgenommen oder festgestellt werden. Der Herr nutzt ihn für Seine göttliche Arbeit.

Ein Kenner des Brahman oder ein befreiter Weiser muss kein Genie sein. Er muss kein ausdrucksvoller Sprecher sein, Redner, Vortrag gebender oder Professor. Aber er ist ruhig, gelassen und friedlich. Seine Stille ist höchste Beredsamkeit. Er verfügt über göttliche Weisheit und intuitives Wissen. In seiner Gegenwart werden alle Zweifel geklärt.

Haushälter urteilen oft falsch über die Natur eines jivanmukta. Sie ziehen nur die äußeren Zustände eines jivanmukta in Erwägung. Selbst gebildete Menschen machen in dieser Hinsicht Fehler.

Manchmal mag er wie ein Allwissender erscheinen. Manchmal mag er wie ein Unwissender erscheinen. Er weiß, wann er wie ein Kenner des Selbst zu handeln hat. Dient ihm mit gebührendem Gefühl und Hingabe, mit spirituellem Durst; er wird euch höchstes Wissen zukommen lassen. Wenn ihr mit einem schlechten Motiv an ihn herantretet, wird er sich wie ein Verrückter benehmen und ihr werdet getäuscht werden und euer Verlust wird groß sein.

Siehe auch