Culika Upanishad: Unterschied zwischen den Versionen

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CÛLIKÂ-ÜPANISHAD I 637
'''Culika Upanishad''' ([[Sanskrit]]) ist ein Teil der indischen [[Heilig]]en [https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/indische-schriften/ Schriften], die [http://www.yoga-vidya.de/Yoga--Artikel/art_veden.html Veda] genannt werden. Sie gehört zum [[Atharvaveda]] und wird außerdem den [[Yoga Upanishaden]] zugeordnet. [[Culika]] bedeutet Gipfel. Entsprechend deutet Deussen die kurze Culika Upanishad als Spitze der [[Samkhya]]-Philosophie.
Cûlikd (von cûlâ, cûdâ »die Spitze«, in mannigfachem Sinn) ist nach dem Eingangsvers des Kommentars »der spitzige Aufsatz auf einer Säule«. - Die Säule (so dürfen wir dies vielleicht deuten) wäre etwa die Sâmkhyaphilosophie, und ihre Spitze der Theismus des Yoga, in wel-chen unser Autor dieselbe auslaufen läßt. Zunächst steht er auf dem Boden der Sâmkhyalehre, doch nicht sowohl derjenigen, die wir aus der Kârikâ und den Sûtras kennen; sondern einer älteren Form, wie sie z. B. Maitr. 5 (vgl. unsere Einleitung dort, oben S. 328) erscheint, die noch nicht den Purusha der Prakriti schroff gegenüberstellt, sondern densel¬ben aus dem Sattvam sich entwickeln läßt. Ähnlich erklärt unser Autor den Purusha als »im Sattvam weilend« (v. 2) und schildert ihn (wenn man unserer Auffassung von v. 3-4 beistimmt) als denjenigen, welcher mit der Prakriti die Welt zeugt, dann aber als Knäblein an ihrer Brust trinkt und nur in diesem Zustand beobachtet werden kann (asakyah so 'nyathâ drashtum). Unter den zahllosen Seelen-Knäblein, welche so die Sinnendinge trinken, ist eine Seele, welche sie als Gott (der îsvara des theistischen Yogasystems) frei genießt, welcher als die süße Beere essend von den Snâtakas und ihren Adhvaryus beim Opfer angeschaut wird (nach Rigv. 1,164,20. 22), in Wahrheit aber völlig tatenlos, udâsî-na ist (v. 8). Ihm gelten, außer dem Opfer der Adhvaryus, auch alle astras der Bahvricas und alle sieben Stomas der Chandogas (v. 9), besonders aber feiert ihn Samhitâ und Brâhmanam des Atharvaveda
 
1 In der Sammlung der 108 Upanishaden als Mantrika-Up. (32) vorlie¬gend.
[[Datei:MP900403324Himalaya Berg Wolke Natur Schnee.JPG|thumb]]
 
772 ATHARVAVEDA, YOGA-UPANISHADEN
==Culika Upanishad mit Erläuterungen nach Paul Deussen==
als Brahman in den Geheimlehren der Mantras »unter einer Reihe von Bezeichnungen« (pada-krama-samanvitam, v. 10). Diese Reihe wird dann v. 11-13 vorgeführt; das Brahman erscheint als:
'''Artikel aus „Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 771 - 776.'''
brahmacârin Atharvay. 11,5 (Gesch. d. Phil. I, 277-282);
 
crâtya, umherschwärmender Asket, Atharvay. 15;
===Einleitung===
skambha, Stütze, Atharvay. 10,7. 8 (Gesch. d. Phil. L 310-324);
Culika (von [[Cula]], [[Cuda]] "die Spitze", in mannigfachem Sinn) ist nach dem Eingangsvers des Kommentars "der spitzige Aufsatz auf einer Säule". - Die Säule (so dürfen wir dies vielleicht deuten) wäre etwa die [[Samkhya]]-Philosophie, und ihre Spitze der [[Theismus]] des [[Yoga]], in welchen unser Autor dieselbe auslaufen läßt. Zunächst steht er auf dem Boden der Samkhyalehre, doch nicht sowohl derjenigen, die wir aus der [[Karika]] und den [[Sutra]]s kennen; sondern einer älteren Form, wie sie z. B. Maitr. 5 (vgl. unsere Einleitung dort, oben S. 328) erscheint, die noch nicht den [[Purusha]] der [[Prakriti]] schroff gegenüberstellt, sondern denselben aus dem [[Sattva]]m sich entwickeln läßt. Ähnlich erklärt unser Autor den Purusha als "im Sattvam weilend" (v. 2) und schildert ihn (wenn man unserer Auffassung von v. 3-4 beistimmt) als denjenigen, welcher mit der Prakriti die [[Welt]] zeugt, dann aber als Knäblein an ihrer [[Brust]] trinkt und nur in diesem [[Zustand]] beobachtet werden kann ([[Asakyah]] [[So]] [[Nyatha]] [[Drashtu]]m). Unter den zahllosen Seelen-Knäblein, welche so die Sinnendinge trinken, ist eine [[Seele]], welche sie als [[Gott]] (der [[Isvara]] des theistischen [[Yogasystem]]s) frei genießt, welcher als die süße [[Beere]] essend von den [[Snataka]]s und ihren [[Adhvaryu]]s beim [[Opfer]] angeschaut wird (nach Rigv. 1,164,20. 22), in Wahrheit aber völlig tatenlos, [[Udasina]] ist (v. 8). Ihm gelten, außer dem Opfer der Adhvaryus, auch alle [[Sastra]]s der [[Bahvrica]]s und alle sieben [[Stoma]]s der [[Chandoga]]s (v. 9), besonders aber feiert ihn [[Samhita]] und [[Brahmana]]m des [[Atharvaveda]] als [[Brahman]] in den Geheimlehren der [[Mantra]]s "unter einer Reihe von Bezeichnungen" ([[Pada]] [[Krama]] [[Samanvita]]m, v. 10). Diese Reihe wird dann v. 11-13 vorgeführt; das Brahman erscheint als:
palita, der »altersgraue«, Atharvay. 9,9.10 (Rigv. 1,164; Gesch.
 
d. Phil. L 105-119);
[[Brahmacarin]] Atharvav. 11,5 (Gesch. d. Phil. I, 277-282);
638 anadvân, Ochse, Atharvay. 4,11 (Gesch. d. Phil. L 231-233);
[[Cratya]], umherschwärmender [[Asket]], Atharvav. 15;
rohita, der rote, aufgestiegene (Sonnengott), Atharvay. 13,1. 2. 3 (Gesch. d. Phil. I, 212-230);
[[Skambha]], Stütze, Atharvav. 10,7. 8 (Gesch. d. Phil. I, 310-324);
ucchishta, der Rest, Atharvay. 11,7 (Gesch. d. Phil. I, 305-310); kâla, die Zeit, Atharvay. 19,53. 54 (Gesch. d. Phil. I, 210-212); prâna, der Lebenshauch, Atharvay. 11,4 (Gesch. d. Phil. I, 301-305); bhagavân âtmâ, der hehre Atman, Atharvay. 10,8,44 (Gesch. d. Phil.
[[Palita]], der "altersgraue", Atharvav. 9,9.10 (Rigv. 1,164; Gesch. d. Phil. I, 105-119);
I, 324);
[[Anadvan]], Ochse, Atharvav. 4,11 (Gesch. d. Phil. I, 231-233);
purusha Atharvay. 19,6 (Rigv. 10,90; Gesch. d. Phil. I, 150-158); Sawa, Bhava, Rudra Atharvay. 11,2;
[[Rohita]], der rote, aufgestiegene (Sonnengott), Atharvav. 13,1. 2. 3 (Gesch. d. Phil. I, 212-230);
Îsvara und zugleich Purusha Atharvay. 19,6,4;
[[Ucchishta]], der Rest, Atharvav. 11,7 (Gesch. d. Phil. I, 305-310);  
Prajdpati Atharvay. 4,2 und öfter (vgl. jedoch Gesch. d. Phil. I, 189-190);
[[Kala]], die [[Zeit]], Atharvav. 19,53. 54 (Gesch. d. Phil. I, 210-212);  
Virâj Atharvay. 8,9. 10;
[https://www.yoga-vidya.de/prana/ Prana], der Lebenshauch, Atharvav. 11,4 (Gesch. d. Phil. I, 301-305);
Prisni (so statt Hirshni zu lesen) Atharvay. 2,1 (Gesch. d. Phil. L 253);
[[Bhagavan Atma]], der hehre [[Atman]], Atharvav. 10,8,44 (Gesch. d. Phil. I, 324);
Salilam, Urwasser, Atharvay. 8,9,1.
[[Purusha]] Atharvav. 19,6 (Rigv. 10,90; Gesch. d. Phil. I, 150-158);
Ihn wissen die Atharvans als das Haupt (vielleicht mit Beziehung auf Atharvav. 10,2,26-27. 10,8,9), während manche ihn als sechsund-zwanzigsten (den Îsvara des Yoga neben den 25 Prinzipien des Sâm-khyam) oder siebenundzwanzigsten (wohl mit Unterscheidung des Cittam von Buddhi, Ahamkâra, Manas, wie oben S. 623, Anm.) oder als den verehren, welcher die 24 im Avyaktam verborgenen Prinzipien zum Vyaktam macht (v. 14-15). Aber er ist auch einer, zwei, drei, fünf usw., wie v. 15 (mit deutlichem Hinweis auf Chând. 7,26,2) versichert, er ist Ursprung und Untergang der Wesen (v. 16-19). Wer ihn (exote¬risch) als Lebensprinzip verkündet, erlangt unerschöpfliche Nahrung
[[Sarva]], [[Bhava]], [[Rudra]] Atharvav. 11,2;
[[Isvara]] und zugleich Purusha Atharvav. 19,6,4;
CÛLIKÂ-UPANISHAD 773
[[Prajapati]] Atharvav. 4,2 und öfter (vgl. jedoch Gesch. d. Phil. I, 189-190);
für sich und die Väter, wer ihn (esoterisch) erkennt, sei er Brahmane oder nicht, der geht in ihm zur ewigen Ruhe ein (v. 20-21).
[[Viraj]] Atharvav. 8,9. 10;
Die Upanishad dürfte ihre Stelle haben in der Zeit, wo aus der noch nicht systematisch abgeschlossenen Sâmkhyalehre der theistische Yoga sich herausbildete, und würde, wenn diese Auffassung sich bewährt, als Zeugnis jenes Übergangs von besonderm Werte sein.
[[Prisni]] (so statt [[Parshni]] zu lesen) Atharvav. 2,1 (Gesch. d. Phil. I, 253);
1. Der Vogel, strahlend, achtfüßig',
[[Salilam]], Urwasser, Atharvav. 8,9,1.
Dreisträhnige, ewiger Juwel,
 
Glutflammend, wandernd zwiefältig",
Ihn wissen die [[Atharvan]]s als das Haupt (vielleicht mit Beziehung auf Atharvav. 10,2,26-27. 10,8,9), während manche ihn als sechsundzwanzigsten (den Isvara des [[Yoga]] neben den 25 Prinzipien des [[Samkhya]]m) oder siebenundzwanzigsten (wohl mit Unterscheidung des [[Citta]]m von [[Buddhi]], [[Ahamkara]], [[Manas]], wie oben S. 623, Anm.) oder als den verehren, welcher die 24 im [[Avyakta]]m verborgenen Prinzipien zum [[Vyakta]]m macht (v. 14-15). Aber er ist auch einer, zwei, drei, fünf usw., wie v. 15 (mit deutlichem Hinweis auf Chand. 7,26,2) versichert, er ist Ursprung und Untergang der [[Wesen]] (v. 16-19). Wer ihn (exoterisch) als Lebensprinzip verkündet, erlangt unerschöpfliche [[Nahrung]] für sich und die Väter, wer ihn ([[Esoterik|esoterisch]]) erkennt, sei er [[Brahmane]] oder nicht, der geht in ihm zur ewigen Ruhe ein (v. 20-21).
Jeder sieht ihn und sieht ihn nicht,'
 
2. Wenn zur Zeit der Wesenblendung
Die Culika Upanishad<ref>In der Sammlung der 108 Upanishaden als [[Mantrika]] Up. (32) vorliegend.</ref> dürfte ihre Stelle haben in der Zeit, wo aus der noch nicht systematisch abgeschlossenen Samkhyalehre der theistische Yoga sich herausbildete, und würde, wenn diese Auffassung sich bewährt, als Zeugnis jenes Übergangs von besonderm Werte sein.
Zerreißt um Gott die Finsternis,
 
Dann sieht in Gunahöhle man,
===Die Culika Upanishad===
Im Sattvam, ihn, der gunalos.
 
3. Denn nicht anders zu schaun ist er, Als wenn er als ein Knäblein saugt4 An der Werdemutter Mâya,
[[Datei:Welle.JPG|thumb|In ihm, in dem die Weltwesen einmündend, werden unsichtbar, vergehn sie und erstehn wieder gleich Schaumblasen zur Sichtbarkeit. Zitat: Cul. Up.]]
Der ew'gen, festen, achtfachen.'
 
4. Er saugt an ihrer Brust liegend';
1. Der [[Vogel]], strahlend, achtfüßig<ref>Die acht Himmelsgegenden bestrahlend.</ref>,
Und wieder wird, erregt, sie breit
:Dreisträhnig<ref>[[Trisutra]]m, vielleicht weil durch die drei [[Guna]]s gefesselt.</ref>, ewiger [[Juwel]],
Und gebiert für den Purusha,
:Glutflammend, wandernd zwiefältig<ref>Jeder sieht ihn als Sonnenvogel, und sieht ihn nicht, sofern er der Atman ist.</ref>,
Von dem vorher sie ward belegt.
:Jeder sieht ihn und sieht ihn nicht,<ref>Jeder sieht ihn als Sonnenvogel, und sieht ihn nicht, sofern er der Atman ist.</ref>
5. Mit des Rindes Stimme brüllt' die
 
Wesenbildende Zeugerin,
2. Wenn zur Zeit der Wesenblendung
1 Die acht Himmelsgegenden bestrahlend.
:Zerreißt um [[Gott]] die Finsternis,
2 trimîtram, vielleicht weil durch die drei Gunas gefesselt.
:Dann sieht in [[Guna]]-Höhle man,
3 Jeder sieht ihn als Sonnenvogel, und sieht ihn nicht, sofern er der Atman ist.
:Im [[Sattva]]m, ihn, der gunalos.
4 Lies dhayamânah.
 
5 Achtfach ist die Maya (Prakriti) vielleicht im Sinne der acht Formen des Siva, die in der Nandî des Sâkuntalam vorkommen.
3. Denn nicht anders zu schaun ist er,  
6 Wörtlich: »sie (die Prakriti) wird, von ihm besetzt, gesogen« (lies dhîyate).
:Als wenn er als ein Knäblein saugt<ref>Lies Dhayamanah.</ref>
7 Vgl. Rigv. 1,164,28 (Atharvav. 9,10,6).
:An der Werdemutter [[Maya]],
:Der ew'gen, festen, achtfachen.<ref>Achtfach ist die Maya ([[Prakriti]]) vielleicht im Sinne der acht [[Form]]en des [[Siva]], die in der [[Nandi]] des [[Sakuntala]]m vorkommen.</ref>
774 ATHARVAVEDA, YOGA-UPANISHADEN
 
Die schwarze, weiße und rote',
4. Er saugt an ihrer [[Brust]] liegend<ref>Wörtlich: "sie (die Prakriti) wird, von ihm besetzt, gesogen" (lies Dhiyate).</ref>;
Allwunschmelkend nur für den Herrn.
:Und wieder wird, erregt, sie breit
6. Die Knäblein freilich sind zahllos,
:Und gebiert für den [[Purusha]],
Die da trinken die Sinnenwelt,
:Von dem vorher sie ward belegt.
Doch einer nur als Gott trinkt sie,
 
Dem eigenen Willen folgend frei.
5. Mit des [[Rind]]es Stimme brüllt<ref>Vgl. Rigv. 1,164,28 (Atharvav. 9,10,6).</ref> die
7. Er durch sein Denken und Wirken
:Wesenbildende Zeugerin,
Genießt zuerst, der heil'ge Gott,
:Die schwarze, weiße und rote<ref>Nach Svet. 4,5; gemeint sind die drei Gunas.</ref>,
Die allen spendende Milchkuh,
:Allwunschmelkend nur für den [[Herr]]n.
Die verehrt von den Opfrern wird.
 
B. In ihr das große Selbst schauen
6. Die Knäblein freilich sind zahllos,
Als Vogel, der die Frucht genießt2,
:Die da trinken die Sinnenwelt,
Obwohl es ewig sitzt müßig,
:Doch einer nur als [[Gott]] trinkt sie,
Opfernd Hausherr und Priesterschaft
:Dem eigenen [[Wille]]n folgend frei.
 
7. Er durch sein [[Denken]] und Wirken
:Genießt zuerst, der heil'ge Gott,
:Die allen spendende Milch[[kuh]],
:Die verehrt von den Opfrern wird.
 
8. In ihr das große [[Selbst]] schauen
:Als Vogel, der die [[Frucht]] genießt<ref>Rigv. 1,164,20 (Gesch. d. Phil. I, 113).</ref>,
:Obwohl es ewig sitzt müßig,
:Opfernd Hausherr und Priesterschaft
 
9. Ihm, dem sagenden, nachsagen
9. Ihm, dem sagenden, nachsagen
Rig-Sänger, sagenskundige,
:[[Rig]]-Sänger, sagenskundige,
Ihm in Rathantaram, Brihat,
:Ihm in [[Rathantara]]m, [[Brihat]],
In allen sieben' gilt das Lied.
:In allen sieben<ref>Die sieben [[Stoma]]-Formen mögen gemeint sein; Rathantaram und Brihat sind freilich [[Saman]]s. (Die Namen der sieben Stomas s. Ind. Stud. IX, 276.)</ref> gilt das [[Lied]].
640 10. Als Brahman in Geheimlehren
 
Der Mantras, in der Worte Reih'
10. Als [[Brahman]] in Geheimlehren
Verkünden ihn die Atharvans,
:Der [[Mantra]]s, in der [[Wort]]e Reih'
Der Bhrigusöhne oberste,
:Verkünden ihn die Atharvans,
11. Als Brahmanschüler4, als Schwärmers,
:Der [[Bhrigu]]-Söhne oberste,
Als Stützers und als altersgrau;
 
1 Nach Svet. 4,5; gemeint sind die drei Gunas.
11. Als Brahmanschüler<ref>Brahmacarin, Atharvav. 17,5.</ref>, als Schwärmer<ref>[[Vratya]] Atharvav. 15.</ref>,
2 Rigv. 1,164,20 (Gesch. d. Phil. L 113).
:Als Stützer<ref>Skambha 10,7.8.</ref> und als altersgrau<ref>Palita to 9,9. 10.</ref>,
3 Die sieben Stomaformen mögen gemeint sein; Rathantaram und Brihat sind freilich Sâmans. (Die Namen der sieben Stomas s. Ind. Stud. IX, 276.)
:Als Ochsen<ref>Anadvan 4,11.</ref>, Rest<ref>Ucchishta 11,7.</ref> und [[Rohita]]<ref>Rohita 13,1.2.3.</ref>
4 Brahmacârin, Atharvay. 17,5.
:Verkündet ihn das Bhriguwerk.
5 Vrâtya Atharvay. 15.
 
6 Skambha 10,7.8.
12. Als Zeit<ref>Kala 19,53.54.</ref>, als Prana<ref>Prana 11,4.</ref>, als Atman<ref>10,8,44; Bhagavan faßt die dort stehenden Epitheta zusammen.</ref>,
7 Pau to 9,9. 10.
:Der erhabne, als [[Purusha]]<ref>Purusha 19,6.</ref>,
:Als [[Sarva]], [[Bhava]] und [[Rudra]]<ref>Sarva (so zu lesen), Bhava, Rudra 11,2.</ref>,
CÛLIKÂ-UPANISHAD 775
:Als Gott und Purusha<ref>Isvara und zugleich Purusha 19,6,4; die [[Puna]]er Ausgabe liest Syavasvah (Atharvav. 11,2,18) Sa-asuras Tatha; das zweimalige Purusha ist allerdings auffallend.</ref> zugleich,
Als Ochsen', Reste und Rohita3
 
Verkündet ihn das Bhriguwerk.
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12. Als Zeit4, als Prâna5, als Âtmans,
 
Der erhabne, als Purusha ,
13. Als Prisni<ref>Prisni 2,1; Parshni ist sinnlos, da wir dem Autor doch nicht wohl zumuten dürfen, daß er etwa an Kena Parshni etc. 10,2,1 gedacht habe.</ref> und als Urwasser<ref>Salilam 8,9,1</ref>,
Als arva, Bhava und Rudra8,
:Als Viraj<ref>Viraj 8,9 und 10.</ref> und Prajapati<ref>Prajapati 2,1 und oft, meist um ihn umzudeuten.</ref>
Als Gott und Purusha9 zugleich,
:in spruchverknüpften Vorschriften<ref>Bezieht sich vielleicht auf [[Brahmana]]s (Vidhi) des [[Atharvaveda]].</ref>
13. Als Pri4ni10 und als Urwasser",
:Atharvans wird gelobt der Herr.
Als Virâj12 und Prajâpati13
 
in spruchverknüpften Vorschriften'4
14. Als sechsundzwanzigsten manche<ref>Vgl. Gaudapada, Mandukya Karika 2,26 (oben, S. 586).</ref>,
Atharvans wird gelobt der Herr.
:Auch als siebenundzwanzigsten,
14. Als sechsundzwanzigsten manche15,
:Die Atharvans als Haupt wissen
Auch als siebenundzwanzigsten,
:Der Samkhyas gunalosen [[Geist]],
Die Atharvans als Haupt wissen
 
Der Sâmkhyas gunalosen Geist,
15. Der das [[Avyakta]]m als [[Vyakta]]m
15. Der das Avyaktam als Vyaktam
:Vierundzwanzigfach sichtbar macht,
Vierundzwanzigfach sichtbar macht,
:Als zweiheitlos und zweiheitlich,
Als zweiheitlos und zweiheitlich,
:Als dreifach, fünffach kennt man ihn.<ref>Beziehung auf Chand. 7,26,2.</ref>
Als dreifach, fünffach kennt man ihn.'s
1 Anadv fn 4,11.
2 Ucchishta 11,7.
3 Rohita 13,1.2.3.
4 Kdla 19,53.54.
5 Prâna 11,4.
6 10,8,44; bhagavân faßt die dort stehenden Epitheta zusammen.
7 Purusha 19,6.
8 garva (so zu lesen), Bhava, Rudra 11,2.
9 Îsvara und zugleichpurusha 19,6,4; die Punaer Ausgabe liest S`yâvasvah (Atharvav. 11,2,18) sa-asuras tathd; das zweimalige purusha ist aller¬dings auffallend.
10 Primi 2,1; pârshni ist sinnlos, da. wir dem Autor doch nicht wohl zumu¬ten dürfen, daß er etwa an Nena parshnî etc. 10,2,1 gedacht habe.
11 Salilam 8,9,1.
12 Virâj 8,9 und 10.
13 Prajâpati 2,1 und oft, meist um ihn umzudeuten.
14 Bezieht sich vielleicht auf Brâhmanas (vidhz) des Atharvaveda.
15 Vgl. Gaudapâda, Mandûkya-Kârika 2,26 (oben, S. 586).
16 Beziehung auf Chând. 7,26,2.
   
   
776 ATHARVAVEDA, YOGA-UPANISHADEN
16. Durch die [[Erkenntnis]] als [[Auge]]
16. Durch die Erkenntnis als Auge
:Sehn Brahmanen von Brahman an
Sehn Brahmanen von Brahman an
:Bis in die Pflanzenwelt abwärts
Bis in die Pflanzenwelt abwärts
:Sich hindurchziehn den Einen nur.
Sich hindurchziehn den Einen nur.
 
17. Dem eingewoben dies Weltall',
17. Dem eingewoben dies Weltall<ref>Brih.3,6.</ref>,
Was sich bewegt und nicht bewegt,
:Was sich bewegt und nicht bewegt,
In Brahman auch vergeht alles
:In Brahman auch vergeht alles
Wie Schaumblasen im Ozean.
:Wie Schaumblasen im Ozean.
18. In ihm, in dem die Weltwesen
 
Einmündend, werden unsichtbar,
18. In ihm, in dem die Weltwesen
Vergehn sie und erstehn wieder
:Einmündend, werden unsichtbar,
Gleich Schaumblasen zur Sichtbarkeit.
:Vergehn sie und erstehn wieder
19. Daß er als Seele im Leib weilt,
:Gleich Schaumblasen zur Sichtbarkeit.
Zeigt ans Gründen der Weise auf,
 
Und daß als Gott er stets wieder
19. Daß er als [[Seele]] im [[Körper|Leib]] weilt,
Die Wohnung wechselt tausendfach.
:Zeigt ans Gründen der Weise auf,
20. Wer satzungstreu als Brahmane
:Und daß als Gott er stets wieder
Dies bei dem Totenmahle lehrt (Kâth. 3,17),
:Die Wohnung wechselt tausendfach.
Erlangt für sich und die Väter
 
Speis' und Trank, unvergängliche.
20. Wer satzungstreu als Brahmane
21. Doch wer Brahman und sein Gesetz,
:Dies bei dem Totenmahle lehrt (Kath. 3,17),
Sei er Brahmane oder nicht,
:Erlangt für sich und die Väter
Erkennt, der schwindet, einmündend
:Speis' und Trank, unvergängliche.
Zu dem in Brahman Ruhenden,
 
— zu dem in Brahman Ruhenden.2
21. Doch wer Brahman und sein [[Gesetz]],
1 Brih.3,6.
:Sei er Brahmane oder nicht,
2 Wörtlich: »sie gehen auf in Brahman (tatraiva), indem [wie bei den Flüssen Chând. 6,10. Mund. 3,2,8] ihre Mündungen hinschwinden (lînâsyâh) zur Vereinigung mit dem [bereits] im Brahman-Ozean Be-findlichen (brahmasâyine, Dativ des Zweckes)«.
:Erkennt, der schwindet, einmündend
:Zu dem in Brahman Ruhenden,
:— zu dem in Brahman Ruhenden.<ref>Wörtlich: "sie gehen auf in Brahman (Tatraiva), indem [wie bei den [[Fluss|Flüssen]] Chand. 6,10. Mund. 3,2,8] ihre Mündungen hinschwinden (Linasyah) zur Vereinigung mit dem [bereits] im Brahman-Ozean Befindlichen (Brahmasayine, Dativ des Zweckes)".</ref>
 
{{#ev:youtube|Jee_MzfyEto}}
 
===Fußnoten===
<references/>
 
==Siehe auch==
*[[Yoga Upanishaden]]
*[[Upanishad]]
*[[Veden]]
*[[Mahavakya]]
*[[Hinduismus]]
*[[Jnana Yoga]]
*[[Vedanta]]
*[[Vedanta Schulen]]
*[[Indische Philosophiesysteme]]
*[[Erkenntnis]]
*[[Meditation]]
 
==Literatur==
*[https://www.yoga-vidya.de/yoga-buch/krishnananda/upanishaden/ Kostenloses Online-Buch Upanishaden von Swami Krishananda]
*[https://www.yoga-vidya.de/yoga-buch/andere-autoren/upanishaden/ Klassische Upanishaden - Die Weisheit des Yoga von Paul Deussen, 1980]
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p597_Das-Kronjuwel-der-Unterscheidung-von-Shri-Shankaracharya/ Das Kronjuwel der Unterscheidung von Shri Shankaracharya, Kommentar von Emanuel Meyer, 2002 ]
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p484_Vedanta-----Der-Ozean-der-Weisheit/&XTCsid=a793ba3e94d6e68c68e3244b0615a13f Swami Vivekananda, Vedanta - Der Ozean der Weisheit]
*Wilfried Huchzermeyer: ''Die heiligen Schriften Indiens - Geschichte der Sanskrit-Literatur.'' (edition-sawitri.de)  ISBN 3-931172-22-8
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p927_Vedanta-fuer-Anfaenger/ Vedanta für Anfänger von Swami Sivananda]
*Heinrich Zimmer: Philosophie und Religion Indiens, Suhrkamp, 2001
 
==Weblinks==
*[http://www.yoga-vidya.de/Yoga--Artikel/art_veden.html Veden aus „Göttliche Erkenntnis“  von Swami Sivananda]
*[http://www.yoga-vidya.de/Yoga--Artikel/Art-Artikel/art_upanishaden.html Upanishaden, Artikel aus "Göttliche Erkenntnis" von Swami Sivananda]
*[http://www.yoga-vidya.de/Bilder/Galerien/Sankara.html Shankara]
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p38_Klassische-Upanishaden/ Buch: Klassische Upanishaden - die 11 wichtigsten Upanishaden in der Übersetzung von Paul Deussen]
 
==Seminare==
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Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 16:41 Uhr

Culika Upanishad (Sanskrit) ist ein Teil der indischen Heiligen Schriften, die Veda genannt werden. Sie gehört zum Atharvaveda und wird außerdem den Yoga Upanishaden zugeordnet. Culika bedeutet Gipfel. Entsprechend deutet Deussen die kurze Culika Upanishad als Spitze der Samkhya-Philosophie.

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Culika Upanishad mit Erläuterungen nach Paul Deussen

Artikel aus „Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 771 - 776.

Einleitung

Culika (von Cula, Cuda "die Spitze", in mannigfachem Sinn) ist nach dem Eingangsvers des Kommentars "der spitzige Aufsatz auf einer Säule". - Die Säule (so dürfen wir dies vielleicht deuten) wäre etwa die Samkhya-Philosophie, und ihre Spitze der Theismus des Yoga, in welchen unser Autor dieselbe auslaufen läßt. Zunächst steht er auf dem Boden der Samkhyalehre, doch nicht sowohl derjenigen, die wir aus der Karika und den Sutras kennen; sondern einer älteren Form, wie sie z. B. Maitr. 5 (vgl. unsere Einleitung dort, oben S. 328) erscheint, die noch nicht den Purusha der Prakriti schroff gegenüberstellt, sondern denselben aus dem Sattvam sich entwickeln läßt. Ähnlich erklärt unser Autor den Purusha als "im Sattvam weilend" (v. 2) und schildert ihn (wenn man unserer Auffassung von v. 3-4 beistimmt) als denjenigen, welcher mit der Prakriti die Welt zeugt, dann aber als Knäblein an ihrer Brust trinkt und nur in diesem Zustand beobachtet werden kann (Asakyah So Nyatha Drashtum). Unter den zahllosen Seelen-Knäblein, welche so die Sinnendinge trinken, ist eine Seele, welche sie als Gott (der Isvara des theistischen Yogasystems) frei genießt, welcher als die süße Beere essend von den Snatakas und ihren Adhvaryus beim Opfer angeschaut wird (nach Rigv. 1,164,20. 22), in Wahrheit aber völlig tatenlos, Udasina ist (v. 8). Ihm gelten, außer dem Opfer der Adhvaryus, auch alle Sastras der Bahvricas und alle sieben Stomas der Chandogas (v. 9), besonders aber feiert ihn Samhita und Brahmanam des Atharvaveda als Brahman in den Geheimlehren der Mantras "unter einer Reihe von Bezeichnungen" (Pada Krama Samanvitam, v. 10). Diese Reihe wird dann v. 11-13 vorgeführt; das Brahman erscheint als:

Brahmacarin Atharvav. 11,5 (Gesch. d. Phil. I, 277-282); Cratya, umherschwärmender Asket, Atharvav. 15; Skambha, Stütze, Atharvav. 10,7. 8 (Gesch. d. Phil. I, 310-324); Palita, der "altersgraue", Atharvav. 9,9.10 (Rigv. 1,164; Gesch. d. Phil. I, 105-119); Anadvan, Ochse, Atharvav. 4,11 (Gesch. d. Phil. I, 231-233); Rohita, der rote, aufgestiegene (Sonnengott), Atharvav. 13,1. 2. 3 (Gesch. d. Phil. I, 212-230); Ucchishta, der Rest, Atharvav. 11,7 (Gesch. d. Phil. I, 305-310); Kala, die Zeit, Atharvav. 19,53. 54 (Gesch. d. Phil. I, 210-212); Prana, der Lebenshauch, Atharvav. 11,4 (Gesch. d. Phil. I, 301-305); Bhagavan Atma, der hehre Atman, Atharvav. 10,8,44 (Gesch. d. Phil. I, 324); Purusha Atharvav. 19,6 (Rigv. 10,90; Gesch. d. Phil. I, 150-158); Sarva, Bhava, Rudra Atharvav. 11,2; Isvara und zugleich Purusha Atharvav. 19,6,4; Prajapati Atharvav. 4,2 und öfter (vgl. jedoch Gesch. d. Phil. I, 189-190); Viraj Atharvav. 8,9. 10; Prisni (so statt Parshni zu lesen) Atharvav. 2,1 (Gesch. d. Phil. I, 253); Salilam, Urwasser, Atharvav. 8,9,1.

Ihn wissen die Atharvans als das Haupt (vielleicht mit Beziehung auf Atharvav. 10,2,26-27. 10,8,9), während manche ihn als sechsundzwanzigsten (den Isvara des Yoga neben den 25 Prinzipien des Samkhyam) oder siebenundzwanzigsten (wohl mit Unterscheidung des Cittam von Buddhi, Ahamkara, Manas, wie oben S. 623, Anm.) oder als den verehren, welcher die 24 im Avyaktam verborgenen Prinzipien zum Vyaktam macht (v. 14-15). Aber er ist auch einer, zwei, drei, fünf usw., wie v. 15 (mit deutlichem Hinweis auf Chand. 7,26,2) versichert, er ist Ursprung und Untergang der Wesen (v. 16-19). Wer ihn (exoterisch) als Lebensprinzip verkündet, erlangt unerschöpfliche Nahrung für sich und die Väter, wer ihn (esoterisch) erkennt, sei er Brahmane oder nicht, der geht in ihm zur ewigen Ruhe ein (v. 20-21).

Die Culika Upanishad[1] dürfte ihre Stelle haben in der Zeit, wo aus der noch nicht systematisch abgeschlossenen Samkhyalehre der theistische Yoga sich herausbildete, und würde, wenn diese Auffassung sich bewährt, als Zeugnis jenes Übergangs von besonderm Werte sein.

Die Culika Upanishad

In ihm, in dem die Weltwesen einmündend, werden unsichtbar, vergehn sie und erstehn wieder gleich Schaumblasen zur Sichtbarkeit. Zitat: Cul. Up.

1. Der Vogel, strahlend, achtfüßig[2],

Dreisträhnig[3], ewiger Juwel,
Glutflammend, wandernd zwiefältig[4],
Jeder sieht ihn und sieht ihn nicht,[5]

2. Wenn zur Zeit der Wesenblendung

Zerreißt um Gott die Finsternis,
Dann sieht in Guna-Höhle man,
Im Sattvam, ihn, der gunalos.

3. Denn nicht anders zu schaun ist er,

Als wenn er als ein Knäblein saugt[6]
An der Werdemutter Maya,
Der ew'gen, festen, achtfachen.[7]

4. Er saugt an ihrer Brust liegend[8];

Und wieder wird, erregt, sie breit
Und gebiert für den Purusha,
Von dem vorher sie ward belegt.

5. Mit des Rindes Stimme brüllt[9] die

Wesenbildende Zeugerin,
Die schwarze, weiße und rote[10],
Allwunschmelkend nur für den Herrn.

6. Die Knäblein freilich sind zahllos,

Die da trinken die Sinnenwelt,
Doch einer nur als Gott trinkt sie,
Dem eigenen Willen folgend frei.

7. Er durch sein Denken und Wirken

Genießt zuerst, der heil'ge Gott,
Die allen spendende Milchkuh,
Die verehrt von den Opfrern wird.

8. In ihr das große Selbst schauen

Als Vogel, der die Frucht genießt[11],
Obwohl es ewig sitzt müßig,
Opfernd Hausherr und Priesterschaft

9. Ihm, dem sagenden, nachsagen

Rig-Sänger, sagenskundige,
Ihm in Rathantaram, Brihat,
In allen sieben[12] gilt das Lied.

10. Als Brahman in Geheimlehren

Der Mantras, in der Worte Reih'
Verkünden ihn die Atharvans,
Der Bhrigu-Söhne oberste,

11. Als Brahmanschüler[13], als Schwärmer[14],

Als Stützer[15] und als altersgrau[16],
Als Ochsen[17], Rest[18] und Rohita[19]
Verkündet ihn das Bhriguwerk.

12. Als Zeit[20], als Prana[21], als Atman[22],

Der erhabne, als Purusha[23],
Als Sarva, Bhava und Rudra[24],
Als Gott und Purusha[25] zugleich,

13. Als Prisni[26] und als Urwasser[27],

Als Viraj[28] und Prajapati[29]
in spruchverknüpften Vorschriften[30]
Atharvans wird gelobt der Herr.

14. Als sechsundzwanzigsten manche[31],

Auch als siebenundzwanzigsten,
Die Atharvans als Haupt wissen
Der Samkhyas gunalosen Geist,

15. Der das Avyaktam als Vyaktam

Vierundzwanzigfach sichtbar macht,
Als zweiheitlos und zweiheitlich,
Als dreifach, fünffach kennt man ihn.[32]

16. Durch die Erkenntnis als Auge

Sehn Brahmanen von Brahman an
Bis in die Pflanzenwelt abwärts
Sich hindurchziehn den Einen nur.

17. Dem eingewoben dies Weltall[33],

Was sich bewegt und nicht bewegt,
In Brahman auch vergeht alles
Wie Schaumblasen im Ozean.

18. In ihm, in dem die Weltwesen

Einmündend, werden unsichtbar,
Vergehn sie und erstehn wieder
Gleich Schaumblasen zur Sichtbarkeit.

19. Daß er als Seele im Leib weilt,

Zeigt ans Gründen der Weise auf,
Und daß als Gott er stets wieder
Die Wohnung wechselt tausendfach.

20. Wer satzungstreu als Brahmane

Dies bei dem Totenmahle lehrt (Kath. 3,17),
Erlangt für sich und die Väter
Speis' und Trank, unvergängliche.

21. Doch wer Brahman und sein Gesetz,

Sei er Brahmane oder nicht,
Erkennt, der schwindet, einmündend
Zu dem in Brahman Ruhenden,
— zu dem in Brahman Ruhenden.[34]

Fußnoten

  1. In der Sammlung der 108 Upanishaden als Mantrika Up. (32) vorliegend.
  2. Die acht Himmelsgegenden bestrahlend.
  3. Trisutram, vielleicht weil durch die drei Gunas gefesselt.
  4. Jeder sieht ihn als Sonnenvogel, und sieht ihn nicht, sofern er der Atman ist.
  5. Jeder sieht ihn als Sonnenvogel, und sieht ihn nicht, sofern er der Atman ist.
  6. Lies Dhayamanah.
  7. Achtfach ist die Maya (Prakriti) vielleicht im Sinne der acht Formen des Siva, die in der Nandi des Sakuntalam vorkommen.
  8. Wörtlich: "sie (die Prakriti) wird, von ihm besetzt, gesogen" (lies Dhiyate).
  9. Vgl. Rigv. 1,164,28 (Atharvav. 9,10,6).
  10. Nach Svet. 4,5; gemeint sind die drei Gunas.
  11. Rigv. 1,164,20 (Gesch. d. Phil. I, 113).
  12. Die sieben Stoma-Formen mögen gemeint sein; Rathantaram und Brihat sind freilich Samans. (Die Namen der sieben Stomas s. Ind. Stud. IX, 276.)
  13. Brahmacarin, Atharvav. 17,5.
  14. Vratya Atharvav. 15.
  15. Skambha 10,7.8.
  16. Palita to 9,9. 10.
  17. Anadvan 4,11.
  18. Ucchishta 11,7.
  19. Rohita 13,1.2.3.
  20. Kala 19,53.54.
  21. Prana 11,4.
  22. 10,8,44; Bhagavan faßt die dort stehenden Epitheta zusammen.
  23. Purusha 19,6.
  24. Sarva (so zu lesen), Bhava, Rudra 11,2.
  25. Isvara und zugleich Purusha 19,6,4; die Punaer Ausgabe liest Syavasvah (Atharvav. 11,2,18) Sa-asuras Tatha; das zweimalige Purusha ist allerdings auffallend.
  26. Prisni 2,1; Parshni ist sinnlos, da wir dem Autor doch nicht wohl zumuten dürfen, daß er etwa an Kena Parshni etc. 10,2,1 gedacht habe.
  27. Salilam 8,9,1
  28. Viraj 8,9 und 10.
  29. Prajapati 2,1 und oft, meist um ihn umzudeuten.
  30. Bezieht sich vielleicht auf Brahmanas (Vidhi) des Atharvaveda.
  31. Vgl. Gaudapada, Mandukya Karika 2,26 (oben, S. 586).
  32. Beziehung auf Chand. 7,26,2.
  33. Brih.3,6.
  34. Wörtlich: "sie gehen auf in Brahman (Tatraiva), indem [wie bei den Flüssen Chand. 6,10. Mund. 3,2,8] ihre Mündungen hinschwinden (Linasyah) zur Vereinigung mit dem [bereits] im Brahman-Ozean Befindlichen (Brahmasayine, Dativ des Zweckes)".

Siehe auch

Literatur

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