Vach
1. Vach (Sanskrit: वाच् vāc f., Nom. Sg. वाक् vāk) Sprache, Stimme, Laut, Ton; Rede, Wort, Ausspruch, Behauptung. In dem Rigveda erscheint Vach als die Verkörperung der Rede. Über die Vach wurde dem Menschen das Wissen mitgeteilt. So soll sie in "die Rishis eingegangen" sein, um diejenigen, die sie liebt, schrecklich und intelligent, zu einem Priester und Rishi zu machen. Sie war von den Göttern erschaffen worden und heißt "die göttliche Vach ", "die Königin der Götter".
2. Vach (Sanskrit: वच् vac) ist eine Sanskrit Verbalwurzel (Dhatu) und bedeutet sagen, sprechen, aussprechen, hersagen, ansagen, beschreiben, in Worte fassen, verkünden, lehren, angeben. Das PPP dieser Wurzel lautet Ukta.
Über Vach
Die Vach wird als "die melodische Kuh beschrieben, die weiterhin Unterhalt und Milch liefert", "wer liefert uns Nahrung und Unterhalt". Die Brahmanas ordnen sie Prajapatis Schöpfungsarbeit zu. In der Taittiriya Brahmana wird sie "die Mutter der Veden" genannt und "die Frau des Indra, die in allen Welten wohnt". In der Shatapatha Brahmana heißt es, dass Vach in einer sexueller Verbindung zu Prajapati steht. So habe sie "das Verlangen, zu schöpfen und verbinde sich mit verschiedenen Ehegatten". In der Kathaka Upanishad ist diese Idee deutlicher formuliert: "Prajapati war dieses Universum. Vach war ihm untergeordnet. Er verband sich mit ihr auf der sexuellen Ebene und sie wurde schwanger. Sie trennte sich von ihm, sie erschuf ihre Kinder und verband sich wieder mit Prajapati."
Das Aitareya Brahmana und das Shatapatha Brahmana enthalten eine Geschichte über den Diebstahl des Soma-Saftes, auch "König Soma" genannt, durch die Gandharvas. Da die Gandharvas von Frauen gegründet wurden, wurde Vach auf ihren eigenen Vorschalg hin durch die Götter und die Rishis "in eine weibliche Form umgewandelt" und ging wieder von ihnen. In dem Atharvaveda wird sie mit Viraj identifiziert und ist die Tochter von Kama (Verlangen).
Das Mahabharata nennt sie auch "die Mutter der Veden" und sagt: "eine Stimme, ausgesendet von Brahma, eingegeben in die Ohren aller, so wurde die himmlische Saraswati aus dem Himmel geschaffen. Hier und "in der späteren Mythologie wurde Saraswati mit Vach assoziiert und wurde unter verschiedenen Namen die Angetraute von Brahma und die Göttin der Weisheit und Beredsamkeit, und wird als Muse angerufen". In der Regel wird die Göttin unter dem Namen Saraswati, aber manchmal auch als Vach angerufen.
Das Bhagavata Purana erkennt sie als "die schlanke und bezaubernde Tochter" von Brahma, für die er eine Leidenschaft hegte und von der die Menschheit geschaffen wurde. Saraswati, die Gemahlin von Brahma und Göttin der Weisheit, stellt wahrscheinich die Vereinigung von Kraft und Intelligenz dar, welche während der Schöpfungsarbeit enhalten sein sollten. Laut dem Padmapurana war Vach die Tochter des Daksha, Ehefrau von Kashyapa und Mutter der Gandharvas und Apsaras.
Stufen der Vach
Im Shivaismus unterscheidet man vier Stufen der Manifestation des Wortes (vāc):
- 1. Para, die transzendente Ebene der Sprache
- 2. Pashyanti, die Ebene der reinen Intuition, vor jeder Formulierung
- 3. Madhyama, die gedankliche Ebene, die dem Aussprechen vorausgeht
- 4. Vaikhari, die Ebene des ausgesprochenen Wortes
Sukadev über Vach
Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Vach
Vach gilt auch als eines der fünf Karma Indriyas. "Karma" heißt Handlung, "Indriya" ist Organ, Sinnesorgan. Im Yoga, im Vedanta und im Sankhya unterscheidet man zwischen Jnana Indriyas, den so genannten "Jnanendriyas", das sind die Wahrnehmungsorgane: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten, und den Karma Indriyas, auch Karmendriyas genannt, sind die Sinne, mit denen man handelt. Und da gibt es eben Vach Indriya, die Indriya des Sprechens, also das Sprechorgan, den Mund. Dann gibt es die Hände als Handlungsorgane. Es gibt die Füße als Transportorgan, Bewegungsorgan. Und dann gibt es noch die Ausscheidungsorgane und Geschlechtsorgane - fünf Karma Indriyas, fünf Karmendriyas.
Und eines davon ist dann Vach Indriya. Und es ist wichtig, Vach Indriya gut zu nutzen, also die Sprache gut zu nutzen, also sattvig zu sprechen, was heißen kann, freundlich zu sprechen, mitfühlend zu sprechen, höflich zu sprechen, Mantras zu singen, darauf zu achten, was sagst du mit deinen Worten. Und manchmal ist es auch gut, zu schweigen. Manchmal muss man auch mal Klartext reden, manchmal muss man auch mal klar etwas sagen. Aber es gibt so diese berühmte Aussage, die man sowohl im Talmud findet, als auch im Koran oder Koran-Kommentar, als auch in der Manu Smriti, das ist also eine kulturübergreifende Aussage:
"Bevor du etwas mit deinem Vach Indriya sagst, überlege erstmal, ist es wahr? Wenn es nicht wahr ist, dann sage es nicht. Zweitens, ist es nutzbringend? Wenn es nutzbringend ist, dann sage es, wenn es nicht nutzbringend ist, dann sage es nicht. Als drittes, ist es nötig? Vielleicht ist es nötig, dann sage es, wenn es nicht nötig ist, dann sage es nicht. Und sage das, was wahr ist, nutzbringend und nötig ist." Wenn diese drei Dinge zusammen sind, dann kannst du dein Vach Indriya nutzen. Bevor du jetzt aber ganz ins Schweigen verfällst, kann man eben auch sagen, manchmal ist es auch nötig, etwas zu sagen, einfach um mit einem Menschen eine Verbindung aufzunehmen.
Kommunikation ist wichtig, und deshalb kann man manchmal auch über scheinbare Belanglosigkeiten sprechen, solange es wahr ist. Und es kann auch deshalb hilfreich sein, um eine Beziehung mit einem anderen Menschen aufrecht zu erhalten. Vach ist in vielerlei Hinsicht wichtig. Es gibt auch die Sprache der Götter, es gibt die Sprache der Menschen, die Sprache der Tiere usw. Und manchmal sprechen Menschen auch unterschiedliche Sprachen, das kann auch helfen. Selbst wenn Menschen alle deutsch sprechen, der eine verwendet die Sprache so und ein anderer verwendet sie so. In Handwerkerkreisen ist eine andere Sprache üblich als in anderen, intellektuellen Kreisen.
Und im Yoga haben wir auch unsere eigene Fachsprache. Wenn man Yogis untereinander sprechen hört, versteht ein normaler Mensch vieles nicht. Und so ist es auch hilfreich, zu erkennen, unterschiedliche Menschen haben eine unterschiedliche Vak, eine unterschiedliche Sprache. Und man muss manchmal Übersetzungsarbeit leisten, selbst wenn man auf Deutsch spricht. Das ist nicht nur der Dialekt, sondern auch eine unterschiedliche Weise, Worte zu nutzen. So ist Vach ein Hilfsmittel zur Kommunikation. Vach hat aber auch verschiedenste Möglichkeiten, sich zu täuschen. So achte auf dein Vak, auf deine Sprache. Sprich Wahres, sprich Hilfreiches und das, was notwendig ist.
Siehe auch
- Vacha
- Vachas
- Vachaka
- Vachana
- Vachya
- Vakya
- Vaktavya
- Vaka
- Vaktra
- Vaktri
- Ukta
- Ukti
- Shabda
- Viraj
- Infinitiv
- Sanskrit Verb
- Sanskrit Kurs Lektion 21
- Sanskrit Verbalwurzeln Liste aller Dhatus mit deutscher Übersetzung
Literatur
- Dowson, John: A Classical Dictionary of Hindu Mythology and Religion – Geography, History and Religion; D.K.Printworld Ltd., New Delhi, India, 2005
Seminare
Indische Schriften
Der RSS-Feed von https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/indische-schriften/?type=2365 konnte nicht geladen werden: Fehler beim Parsen von XML für RSS
Indische Meister
Der RSS-Feed von https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/meditation/?type=2365 konnte nicht geladen werden: Fehler beim Parsen von XML für RSS