Gaia

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Gaia, Mutter Erde – Terra Mater - Pachamama, wird in der Verbindung von Spiritualität und Ökologie, im Prozess des derzeitigen Bewusstseinswandels und einer Erneuerung der Beziehung des Menschen zu seiner Quelle, der Natur, der Erdenmutter, von vielen Menschen als diese erkannt. Gaia ist das lebendige Wesen Erde. Der Name Gaia entspringt der altgriechischen Mythologie. Dort personifizierte die Göttin Gäa bzw. Gaia die Erde. Auch in der hinduistischen Schrift Atharva Veda findet sich eine Hymne an die Göttin Erde. James Lovelock stellte in den 60er Jahren die Gaia-Hypothese auf, die die Wissenschaft in hohem Maße beeinflusste.

Gaea - Gemälde von Anselm Feuerbach (1875)

Gaia in der Mythologie

Hemera, die Göttin des Tages - Gemälde von William-Adolphe Bouguereau (1881)

In der griechischen Mythologie gibt es die Göttin Gäa, auch Gaea, Ge bzw. Gaia. Sie ist die Ehefrau des Himmelsgottes Uranos (Latein: Uranus). Gaia gilt als Personifikation der Erde, symbolisiert aber auch eine der ersten Gottheiten, ein ursprünglichstes Element des Universums am Beginn der Schöpfung - neben der Luft, dem Meer und dem Himmel.

Neben der Mythologie, dass Gaia am Beginn der Schöpfung aus dem Chaos entstanden ist, gibt Hyginus, ein Mythograph der griechischen Mythologie, Aither und Hemera als Eltern von Gaia an. Aither, auch Aether, personifiziert dabei den oberen Himmel, den Sitz des Lichtes und der Götter. Er durchdringt die Welt, ist Element allen Lebens. Im griechischen mythologischen Glauben herrschte die Vorstellung, dass beim Tod eines Menschen die Seele zum Aither hinaufsteige, der Körper aber in Gaia hinuntersinke.

Gaia ist die Große Mutter aller Wesen. Die himmlischen Götter entwickelten sich aus ihrer Verbindung mit dem Himmel, Uranos, die Meeresgötter aus der Verbindung mit Pontos, dem Meer, die Giganten aus ihrer Verbindung mit Tartaros und die sterblichen Geschöpfe entwickelten sich direkt aus Gaia. Aus der Verbindung zwischen Gaia und Uranos entstanden beispielsweise die Wesen Koios, Hyperion, Iapetos, Theia und Phoibe (Titanen) sowie Arges, Brontes und Steropes (Zyklopen). Aus der Verbindung zwischen Gaia und Pontos entstanden etwa Nereus, Phorkys, Eurybia und Thaumas.

Gaia wurde als dralle, Gesetztheit und Würde ausstrahlende Frau dargestellt, die sich zur Hälfte aus der Erde erhoben hatte – untrennbar mit ihrem ursprünglichen Element, ihrer Essenz, verbunden. Gaia wurde in ganz Griechenland verehrt und zu ihrer Ehre wurden Tempel und Altäre in Athen, Sparta, Delphi, Olympia, Tegea, Bura und an anderen Orten errichtet. Sie wurde als Naturgottheit verehrt, als segenspendende Muttergöttin, als Ernährerin der Kinder, der vor allem Getreide und Früchte dargebracht wurden. Neben dieser primären Bedeutung von Gaia als Muttergöttin, die alles Leben gebiert und nährt, galt Gaia auch als eine Todesgottheit, die die Menschen nach ihrem Tod wieder in ihren mütterlichen Schoß aufnimmt. Des Weiteren taucht Gaia in der griechischen Mythologie als rächende sowie als wahrsagende Göttin auf.

Der Name "Gaia" entstammt dem indogermanischen Sprachraum und bedeutet vermutlich "die Gebärerin". In der römischen Mythologie wurde Gaia "Tellus", "Tellus Mater" bzw. "Terra Mater" genannt.

Gaia - Hypothese

Gaia (rechts) schenkt Athena ihren Sohn Erichthonios (5. Jhd. v. Chr.)

Die Gaia Hypothese, benannt nach der griechischen Göttin Gaia, wurde in den 70er Jahren von James Lovelock und Lynn Margulis entwickelt. Die Gaia Hypothese versteht die Erde als ein lebendiges, sich selbst regulierendes System. Ein entscheidendes Merkmal dieses Organismus ist die Fähigkeit zur Selbstorganisation. Lovelock vermutet, dass es bei der Entstehung der Erde einen kurzen Zeitraum gab, in dem für die Entstehung des Lebens günstige Bedingungen herrschten. Das Leben entwickelte sich nun weiter und nahm Einfluss auf die Entwicklung seiner Umgebung. Durch Feedback in den Beziehungen von Lebewesen und Erdoberfläche bzw. äußerem Erdkörper konnte sich die Biosphäre über Jahrmilliarden in einem konstanten Milieu halten. Nach der Gaia Hypothese bilden die Organismen und Mikroorganismen der Erde somit in einer Art Symbiose einen größeren Organismus. Die zahlreichen Beziehungen innerhalb des Organismus "Gaia" spiegeln die Wirklichkeit als "vernetztes System".

"Als wir die Gaia Hypothese in den 70er Jahren vorstellten, gingen wir davon aus, dass sich die Atmosphäre, die Meere, das Klima und die Erdkruste auf Grund der Verhaltensweise von lebenden Organismen so regulieren, dass Leben möglich ist. Genauer ausgedrückt besagt die Gaia Hypothese, dass die Temperatur, der Oxidationszustand, der Säuregehalt und bestimmte Aspekte von Gesteinen und Gewässern zu jeder Zeit konstant bleiben und dass sich diese Homöostase durch massive Rückkopplungsprozesse erhält. Diese Prozesse werden von der Lebenswelt unwillkürlich und unbewusst in Gang gesetzt. Für die geeigneten Lebensbedingungen sorgt die Sonnenenergie. Die Bedingungen bleiben allerdings nur kurzzeitig konstant. Sie entwickeln sich entsprechend den wechselnden Erfordernissen in einer Welt von Lebewesen, die sich ebenfalls entwickeln. Leben und seine Umgebung sind so eng miteinander verflochten, dass die Evolution immer Gaia betrifft und nicht die Organismen oder deren Umgebung für sich genommen." (Lovelock (1991), S. 43)

Homöostase bedeutet zwar Gleichgewicht, meint aber nicht, "dass alles konstant bleibt, im Gegenteil: Die ständige Evolution der Lebewesen und der ganzen Biosphäre sind Teil dieser Homöostase. Die lebenden Bestandteile der Biosphäre ändern sich im Laufe der Erdgeschichte, dabei tragen sie aber ständig dazu bei, dass insgesamt für das Leben günstige Bedingungen aufrechterhalten werden. Auch plötzlich durch Katastrophen - z. B. einem Meteoriteneinschlag - bedingte drastische Veränderungen können allmählich wieder ausgeglichen werden."

Lovelock arbeitete seit den 60er Jahren in der Weltraumforschung. Er wollte herausfinden, wie man mittels Analyse der Oberfläche und Atmosphäre eines Planeten feststellen könne, ob es auf diesem Planeten Leben gibt. Lovelock verglich die unterschiedliche Zusammensetzung der Atmosphäre der Erde mit den Atmosphären von Venus und Mars und stellte fest, dass - gegenüber Planeten ohne Lebensformen - sich die Atmosphäre der Erde und die Erdkruste nicht in einem toten Gleichgewichtszustand befinden, sondern in einem lebendigen Fließgleichgewicht. "Das betrifft Größen wie Temperatur, Zusammensetzung der Atmosphäre, Salz- und Säuregehalt der Meere, Bodenzusammensetzung, ja sogar Aspekte der Überformung der Erdkruste. Der Fließgleichgewichtszustand ist ein Resultat des vergangenen Lebens auf der Erde und ermöglicht die Existenz und Weiterentwicklung des Lebens in seiner heutigen Form. Über Jahrmillionen entstanden, ist das Fließgleichgewicht stabil, aber nicht statisch, sondern in langsamer Veränderung begriffen. Seine Stabilität ist auf das immerwährende gerichtete Fließen von Energie und Materie zurückzuführen und auf das Wirken komplexer stabilisierender Regulationsmechanismen, sogenannter negativer Feedback-Schleifen. Aktiv, aber unbewusst, sind die Lebewesen der Erde – so wie die Zellen und Organe eines Organismus – an der Regulation ihrer Umwelt beteiligt."

Gaia und Tiefenökologie

Gaia - Mutter Erde beschützen

Der norwegische Philosoph Arne Naess prägte Anfang der 70er Jahre den Begriff "Tiefenökologie" ("Deep Ecology"). Aus Sicht der Tiefenökologie ist der Mensch nur ein Teil des gesamten Systems "Erde". Das Wohlbefinden nichtmenschlichen Lebens auf der Erde besitzt einen intrinsischen Wert, d.h. sein Wert ist unabhängig von seiner Nützlichkeit für den Menschen. Die Tiefenökologie umfasst dabei zwei wichtige Grundideen: die Systemtheorie und die Gaia Hypothese. Stephan Harding, Tiefenökologe am Schumacher College in England (siehe Satish Kumar), erklärt im Folgenden die Gaia Hypothese. James Lovelocks Gaia Hypothese besage, dass die Erde ein ganzheitliches System sei. Alles sei miteinander verbunden. Wenn einem Teil dieses Systems etwas passiere, dann würde sich dies durch das gesamte System "verzweigen" und das System ändere sich möglicherweise in neue Zustände. Lovelock zeige, dass die Lebewesen der Erde, wie Pflanzen, Pilze, Bakterien usw., das Wasser, die Atmosphäre sowie das Gestein des Planeten beeinflussten. Die Atmosphäre wiederum gäbe ein Feedback und bestimme, welche Lebensformen existieren können. Damit sei das gesamte System der Erde fähig, seine Oberflächenbedingungen zu regulieren – im Rahmen enger Grenzen, die das Leben tolerieren kann. In der Wissenschaft spräche man eher von "Erdsystemwissenschaften" als von Gaia, da der Name Gaia der griechischen Göttin bei manchen Wissenschaftlern unangebracht erscheine.

Gaia - Kunst und Musik

"Sadness of Gaia" – Kunst von Josephine Wall (Quelle: www.josephinewall.co.uk)

Gaiatrees

Die Gaiatrees gibt es seit 2012. Sie möchten durch ihre Musik die Möglichkeit bieten, dass, genauso "tief wie sich die Wurzeln des Weltenbaums (Gaiatree) mit Mutter Erde verbinden und seine Äste dem Licht entgegen streben", wir uns "mit unserem Selbst und der Stille in uns vereinen" und wir "zugleich in beschwingte Höhen aufsteigen". Das Debut-Album der Gaiatrees ist gerade in Arbeit.

Gaia - Sende Liebe zu Mutter Erde (Musik: "The Orbiting Suns" von Jens Gad)

"Setz' Dich entspannt hin. Es ist wichtig entspannt zu sein, damit die Energie besser fließen kann. Schließe deine Augen. Damit du nicht von anderen Dingen abgelenkt wirst. Entspanne jeden Bereich deines Körpers. Fang mit dem Gesicht an. Entspanne die Stirn. Entspanne die Wangen. Und beiß nicht die Zähne zusammen. Entspanne deinen Nacken... deine Arme... deine Finger. Mach keine Faust. Fühle die Leichtigkeit in deinen Beinen und Füßen. Mach nun drei tiefe Atemzüge, und jedes Mal wenn du einatmest, ziehst du die kosmische Lichtenergie die überall ist, in deinen Körper hinein. Beim Ausatmen stellst du dir vor, wie die Energie deinen Körper von allen schlechten Energien bereinigt, die du nicht brauchst. (...) Jedes Mal wenn du das tust, wirst du heller und heller. Merk dir... Gedanken sind Energie, sie starten auf der Ätherischen Ebene, und haben einen Effekt auf deinen physischen Körper. Jedes Mal wenn du also Ein- und Ausatmest, wirst du heller und heller. Du füllst Deinen Körper mit puren, weißem, liebevollem Licht. Es ist das brillante Licht der Quelle. Das Bewusstsein der Existenz."

"(...) Fühle den Frieden, die Weisheit und die Liebe der Existenz. Erlaube diesem Licht dich zu harmonisieren und zu heilen, wo auch immer es nötig ist. Siehe wie alle Deine Chakra-Energiepunkte, aktiviert und harmonisiert werden. (...) Fühle wie dein Herz warm und Kraftvoll wird. Sage dir innerlich: "Ich bin bereit für Weisheit. Ich bin bereit für Liebe." (...) "Ich gebe und empfange Liebe. Ich lebe ein Leben der Liebe." Siehe nun, wie der Lichtball, der du bist, riesengroß wird und die ganze Erde umhüllt. Die Liebesfrequenz reinigt die Erde von allen negativen Energien. (...)"

Gaia's Prayer (Musik: "Gaia's Lament" von Isabella Rajotte)

"Weil wir nicht an die zukünftigen Generationen denken, werden sie uns nie vergessen." (Henrik Tikkanen)

"Weißt Du, wer ich bin? Ich bin Dein Planet. Ich bin Deine Mutter. Ich bin diejenige, die täglich mit Dir lebt. Ich bin diejenige, die Dich dennoch bedingungslos liebt. Ich gebe Dir, was Du zum Leben brauchst. Weil Du ohne mich nicht leben kannst. Doch zu meiner Bestürzung kümmerst Du Dich nicht um mich, wie ich mich um Dich kümmere. Ich habe Dir alles geschenkt, was ich hatte: meinen Segen als Blumen, meine Liebe als ihren Duft. Ich gab Dir das Salz der Meere. Ich gab Dir die Süße meiner Flüsse. Ich gab Dir die Reinheit meiner Tränen. Ich gab Dir meinen Lebensatem. Doch, geliebtes Kind, sieh‘, wie Du meine Geschenke ehrst. Mein Kind, ich verstehe es einfach nicht. (…)"

Siehe auch

Literatur

  • Günter Bartsch, Weisheit, die die Erde heilt. Eine ökosophische Zeit bricht an (1990)
  • Dolores LaChapelle, Weisheit der Erde: Von der Erde lernen heißt leben lernen (2013)
  • Manfred Ehmer, Gaia: Portrait einer Göttin (2014)
  • Manfred Ehmer, Hymnus an die Mutter Erde. Aus dem altindischen Atharva Veda (E-Book 2013)
  • Tatjana Goritschewa, Heilige Mutter Erde (1993)
  • Franz-Theo Gottwald und Andrea Klepsch, Tiefenökologie: Wie wir in Zukunft leben wollen (1995)
  • Stephan Harding, Lebendige Erde: Gaia - Vom respektvollen Umgang mit der Natur (2008)
  • Sepp Holzer, Wüste oder Paradies: Holzer'sche Permakultur jetzt! Von der Renaturierung bedrohter Landschaften über Aqua-Kultur und Biotop-Aufbau bis zum Urban Gardening (2013)
  • Joseph Jenkins, The Humanure Handbook: A Guide to Composting Human Manure (2006)
  • Jochen Kirchhoff, Was die Erde will. Mensch, Kosmos, Tiefenökologie (1998)
  • Satish Kumar, You are Therefore I am: A Declaration of Dependence (2002)
  • James Lovelock, Gaias Rache: Warum die Erde sich wehrt (2008)
  • James Lovelock, Gaia, Die Erde ist ein Lebewesen (1996)
  • James Lovelock, Das Gaia-Prinzip. Die Biografie unseres Planeten (1991)
  • Jim E. Lovelock, Unsere Erde wird überleben: Gaia, eine optimistische Ökologie (1982)
  • Geseko von Lüpke, Politik des Herzens: Nachhaltige Konzepte für das 21. Jahrhundert. Gespräche mit den Weisen unserer Zeit (2011)
  • Joanna Macy, Fünf Geschichten, die die Welt verändern: Einladung zu einer neuen Sicht der Welt (2013)
  • Joanna Macy, Geliebte Erde, gereiftes Selbst: Ermutigung zum sozialen Wandel und für eine ökologische Erneuerung (2009)
  • Joanna Macy, Die Wiederentdeckung der sinnlichen Erde. Wege zum Ökologischen Selbst (1999)
  • David K. Miller, Gaia-Verbundenheit: Wie wir mit unseren Gefühlen und Gedanken die Erde und uns selbst heilen können (2013)
  • Marco Pogacnik, Gaiakultur: Der Weg zu einer Zivilisation der erwachten Herzen (2014)
  • Theodore Roszak, Ökopsychologie. Der entwurzelte Mensch und der Ruf der Erde (1994)
  • Peter Russell, Die erwachende Erde. Unser nächster Evolutionssprung (1982)
  • Susanne G. Seiler (Hrsg.), Gaia. Das Erwachen der Göttin. Die Verwandlung unserer Beziehung zur Erde (1997)

Weblinks

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