Sanskrit Kurs Lektion 43: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 14. März 2016, 12:09 Uhr
Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.
Der Infinitiv (2)
In Lektion 42 haben wir die Verwendung des Infinitivs betrachtet. Der folgende Beispielvers enthält eine von einem Kausativstamm abgeleitete Form des Infinitivs.
Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika
Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß (Chhandas) der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein Vers aus dem dritten Kapitel (Upadesha) der Hatha Yoga Pradipika, das der Praxis der Mudras und Bandhas gewidmet ist. Der 5. Vers weist auf die Bedeutung der Mudra-Praxis zur Erweckung der Kundalini hin.
- तस्मात्सर्वप्रयत्नेन प्रबोधयितुमीश्वरीम् |
- ब्रह्मद्वारमुखे सुप्तां मुद्राभ्यासं समाचरेत् || ३.५ ||
- wissenschaftliche Transliteration:
- tasmāt sarvaprayatnena prabodhayitum īśvarīm |
- brahmadvāramukhe suptāṃ mudrābhyāsaṃ samācaret || 3.5 ||
- vereinfachte Transkription:
- tasmat sarvaprayatnena prabodhayitum ishvarim |
- brahmadvaramukhe suptam mudrabhyasam samacharet || 3.5 ||
- Wort-für-Wort-Übersetzung:
- tasmāt : daher, deshalb (Tasmat, Abl. Sg. n., Adverb)
- sarva-prayatnena : mit aller (Sarva) Anstrengung, Bemühung (Prayatna, Instr. Sg. m.)
- prabodhayitum : um zu erwecken (pra + budh, Infinitiv)
- īśvarīm : die Göttin, Herrin, Gebieterin (Ishvari, Akk. Sg. f.)
- brahma-dvāra-mukhe : am Eingang ("Mund", Mukha, Lok. Sg. n.) der Tür (Dvara, n.) zum Brahman (n.)
- suptām : die schläft (Supta, Akk. Sg. f.)
- mudrābhyāsam : die Praxis, Übung (Abhyasa, Akk. Sg. m.) der Siegel (Mudra, f.)
- samācaret : man soll ausführen (sam + ā + car, Verb)
- Übersetzung:
- Deshalb soll man mit aller Anstrengung die Praxis der Mudras ausführen, um die am Eingang der Tür zum Brahman schlafende Göttin (Kundalini) zu erwecken.
Erläuterungen
- Das Adverb tasmāt "daher, deshalb" ist der Ablativ Singular Neutrum des Demonstrativpronomens Tad "das". Es bezieht sich auf die Aussagen in den Versen 2 und 3 dieses Kapitels, die die Wirkungen der erwachten Kundalini beschreiben.
- Das Kompositum (Samasa) sarva-prayatnena steht im Instrumental (Tritiya). Es wird hier adverbiell verwendet und dient als Umstandsbestimmung der Art und Weise als eine nähere Bestimmung des Verbs samācaret.
- Der Infinitiv prabodhayitum "um zu erwecken" bezieht sich syntaktisch auf īśvarīm ... suptām, die "schlafende Göttin" Kundalini. Das Infinitiv-Suffix -tum tritt hier an den Kausativstamm pra-bodhay(a)- "erwecken", der von der um das Verbalpräfix (Upasarga) pra erweiterten Verbalwurzel budh "erwachen" abgeleitet ist.
- Der Akkusativ (Dvitiya) īśvarīm ist das logische Objekt (Karman) des Infinitivs prabodhayitum.
- Das Adjektiv suptām ist eine nähere Bestimmung (Visheshana) zu īśvarīm und steht daher auch im Akkusativ Singular Femininum. Das Partizip Präteritum Passiv supta ist von der Wurzel svap "schlafen" abgeleitet.
- Das Kompositum (Samasa) brahma-dvāra-mukhe steht im Lokativ (Saptami) und bezeichnet den Ort (Adhikarana) der Handlung näher. Es gehört zum Typ Tatpurusha und setzt sich aus Brahma-Dvara und Mukha zusammen.
- Der Akkusativ mudrābhyāsam ist das logische Objekt der Verbalhandlung samācaret. Er ist ein Kompositum vom Typ Tatpurusha.
- Die Verbform samācaret ("man soll ausführen") ist die 3. Person Singular Optativ der Gegenwart der Verbalwurzel (Dhatu) car, die in Verbindung mit den Verbalpräfixen (Upasarga) sam und ā "ausführen, praktizieren" bedeutet.
- Sandhi: Gleichartige Vokale (Svara) verschmelzen in Komposita zu einem Langvokal: ā + a wird zu ā in mudrābhyāsam (mudrā + abhyāsam). Die Endung m von mudrābhyāsam geht vor folgendem Konsonanten (Vyanjana) in Anusvara (ṃ) über.
Metrische Analyse des 3. und 4. Pada
Betrachten wir das dritte (Tritiya) und vierte (Chaturtha) Versviertel (Pada) dieses Shloka noch einmal hinsichtlich der Längen (Dirgha) und Kürzen (Hrasva) der einzelnen Silben (Akshara). Lange Silben enden auf langen Vokal (auf den noch ein Konsonant folgen kann), oder auf einen kurzen Vokal (Svara), der von zwei Konsonanten (Vyanjana) gefolgt wird (inklusive Anusvara und Visarga). Dies nennt man Positionslänge*. Kurze Silben enden auf kurzen Vokal:
Silbe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |
Devanagari | ब्र | ह्म | द्वा | र | मु | खे | सु | प्तां | मु | द्रा | भ्या | सं | स | मा | च | रेत् |
Transliteration | bra | hma | dvā | ra | mu | khe | su | ptāṃ | mu | drā | bhyā | saṃ | sa | mā | ca | ret |
Silbenlänge | lang* | lang* | lang | kurz | kurz | lang | lang* | lang | lang* | lang | lang | lang* | kurz | lang | kurz | lang |
Symbol | – | – | – | υ | υ | – | – | – | – | – | – | – | υ | – | υ | – |
Hinweise zur Aussprache: Alle acht Silben jedes Pada werden in einem Zuge, also ohne Pause, ausgesprochen. Zwischen den Versvierteln wird eine kurze Pause (Yati) eingehalten. Die Positionslänge der 1., 2. und 7. Silbe (Pada 3) bzw. der 1. und 4. Silbe (Pada 4) ergibt sich durch die Aufteilung in brah-mad-vā und sup-tāṃ bzw. mud-rā und saṃ sa.
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Siehe auch
- Sanskrit Kurs Lektion 1
- Sanskrit Kurs Lektion 2
- Sanskrit Kurs Lektion 3
- Sanskrit Kurs Lektion 4
- Sanskrit Kurs Lektion 5
- Sanskrit Kurs Lektion 6
- Sanskrit Kurs Lektion 7
- Sanskrit Kurs Lektion 8
- Sanskrit Kurs Lektion 9
- Sanskrit Kurs Lektion 10
- Sanskrit Kurs Lektion 11
- Sanskrit Kurs Lektion 12
- Sanskrit Kurs Lektion 13
- Sanskrit Kurs Lektion 14
- Sanskrit Kurs Lektion 15
- Sanskrit Kurs Lektion 16
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