Mudras und Raja Yoga

Aus Yogawiki

Mudras und Raja Yoga hängen laut Hatha Yoga Pradipika eng miteinander zusammen: Durch Mudras werden die Energien erweckt, das Prana unter Kontrolle gebracht, die Kundalini erweckt. So kann tiefe Meditation entstehen, Samadhi erreicht werden, das Ziel des Raja Yoga.

Mudras und Raja Yoga

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

Kommentar zur Hatha Yoga Pradipika, 3. Kapitel, Verse 126-130

Ohne Raja Yoga wirken die Mudras nicht

Vers 126:

Svatmarama sagt: „Ohne Raja Yoga gibt es keine Erde, ohne Raja Yoga keine Nacht und ohne Raja Yoga scheinen sogar die vielfältigen Mudras nicht.“

Hier bezieht er sich so ein bisschen auf einen Upanishaden Vers, wo er auch sagt: „Ohne Brahman strahlen nicht der Mond, nicht die Sonne, nicht die Sterne und auch das Agni und so weiter nicht. Sondern letztlich hat alles sein Licht von Brahman.“. Hier sagt er auch: „Alle Praktiken, die wir im Hatha Yoga üben ohne dabei auch Raja Yoga - Kontrolle des Geistes - zu üben, wirkt nichts.“.

„Keine Erde“: Mit „Erde“ kann man sagen, ist eine gewisse Festigkeit und letztlich auch Verbindung mit allem auf dieser Erde gemeint. „Ohne Raja Yoga keine Nacht“, Nacht heißt Ruhe des Geistes, Samadhi. Ohne dass du bewusst Raja Yoga übst, kommst du auch nicht in Samadhi hinein. Und ohne Raja Yoga wirken die Mudras nicht. Es ist also wichtig, dass du bei allen Hatha Yoga Techniken konzentriert bist.

Vers 127:

„Alle Verfahren, die den Atem und das Prana betreffen, sollen mit einem auf das Subjekt konzentriertem Geist ausgeführt werden. Der Weise sollte seinen Geist nicht erlauben, während der spirituelles Praxis zu wandern.“

Hier sagt er: „Wann immer du Hatha Yoga übst, sei konzentriert.“. Ich kann mich erinnern, ich habe öfters Swami Vishnu-devananda technische Sachen gefragt. Ich wollte wissen, wie setzt man die Zunge hin, wie geht Vajroli Mudra, wie geht Shakti Chalini, wie macht man Nauli genau und vieles andere. Manchmal sagte er es mir. Wenn ich aber zu viel zu technisch war, hat er immer gesagt: „Don’t worry about details. Concentration is more important.“. Mache dir nicht so viele Gedanken über die Details. Es ist die Konzentration, die besonders wichtig ist.

Also, konzentrieren soll man sich. Wann immer du Pranayama, Asanas, Mudras übst, versuche es so konzentriert wie möglich zu machen. Patanjali sagt ja auch: „Konzentriere dich so, wie es dir liegt.“. Wir haben bei Yoga Vidya ja auch viele Techniken, wie man sich konzentrieren kann:

Letztlich sind die Beschreibungen, die Svatmarama für die Wirkungen der Stellungen gibt, auch Konzentrationstechniken. Wenn er sagt, da ist die schlafende Witwe unten im Muladhara Chakra oder über dem Kanda Punkt, dann kannst du dir auch eine Knolle vorstellen. Da kannst du dir Flüsse oder eine Yogini, die dort meditiert vorstellen. Oder wenn er von der aufgerollten Schlange spricht, kannst du sie dir auch vorstellen. Oder arbeite einfach mit Mantra, Lichtvisualisierung, Yantra und so weiter, aber sei konzentriert.

Vers 128:

„So wurden die zehn Mudras von Adinath (Shiva) beschrieben. Jemand, der Selbstzucht besitzt, kann durch irgendeines von ihnen große Vollkommenheit erreichen.“

Zehn Mudras wurden beschreiben. Im nächsten Kapitel wird insbesondere noch Shambhavi Mudra beschrieben. Aber zehn Mudras beschrieben. Diese zehn Mudras verleihen Siddhi - Vollkommenheit, außergewöhnliche Kräfte und Fähigkeiten. Diese wurden von Adinatha - Shiva - weitergegeben. Und damit auch von śambhunā, also von Shambhu. Wobei Shambhu auch Wohlwollen heißt. Das ganz ist Wohlwollen. So sollten wir diese mit Ehrerbietung behandeln. Wann immer wir Yoga praktizieren. Letztlich heißt es, sie sind uns von Gott offenbart worden. Das soll heißen, wir wollen mit Demut und Ehrerbietung praktizieren. Wir sollten Respekt vor diesen Praktiken haben. Diese Techniken sollten wir mit Selbstzucht praktizieren. Wir sollten selbst daran arbeiten, dass wir unseren Geist beherrschen, tugendhaft sind, unsere Ernährung beherrschen und so weiter.

Vers 129:

„Derjenige, welcher das Geheimnis, wie sie von Guru (Lehrer) zu Guru weitergegeben wurde, lehrt, ist der wahre Guru. Er kann Ishvara in menschlicher Gestalt genannt werden.“

Wenn du fortgeschrittene Hatha Yoga Techniken lernst, ist zunächst einmal wichtig, dass du prüfst. Derjenige, der sie dir lehrt, hat er eine gute Anweisung bekommen? Von wem hat er sie gelernt? Jemand, der sich selbst beibringt, ist schwierig. Du kannst zwar mit unseren, ich habe ja einen 10-wöchigen Pranayama Kurs ins Internet gestellt, damit kannst du Einiges üben. Aber es reicht nicht aus, um es weiterzugeben. Für dich selbst kannst du üben. Aber, um es weiterzugeben musst du dafür autorisiert sein. Du brauchst dafür eine spirituelle Kraft, um es weiterzugeben. Das Geheimnis der Mudras ist nicht nur Technik, sondern da fließt auch spirituelle Kraft mit. Wenn du praktizierst, dann öffne dich auch für die spirituelle Kraft, die in dich hineinfließt. Wenn du einen Lehrer hast, der dich das gut lehrt, selbst praktiziert, es selbst gelernt hat, dann habe Respekt für ihn. So kann die Energie zu dir weitergehen.

Vers 130:

„Derjenige, der sorgfältig den Worten des Gurus folgt und die Mudras aufmerksam übt, erlangt Siddhi (die Vollkommenheit), verschiedene außergewöhnliche Fähigkeiten und auch die Kunst über die Zeit hinaus zu wachsen.“

Erst hat er den Guru gelobt, aber hier lobt er den Schüler. Der Guru ist Gott selbst, aber wer intensiv praktiziert wird auch die Vollkommenheit erlangen. So schließt das dritte Kapitel der Hatha Yoga Pradipika zum Thema Mudras.

Video - Mudras und Raja Yoga

Literatur

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