Kalagnirudra Upanishad

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Die Kalagnirudra Upanishad (Sanskrit: f.) ist ein Teil der indischen Heiligen Schriften, die Veda genannt werden. Die Kalagnirudra Upanishad gehört zum Atharvaveda und wird außerdem den Shiva Upanishaden zugeordnet. Der Weise Kalagnirudra erläutert hierin Regeln und Bedeutung des Tripundram (dreistrichigen Sektenzeichens), welches von vielen Hindus zumeist auf der Stirn getragen wird.

"Lehre mir, o Erhabener, die Wahrheit in betreff der Vorschrift des Tripundram, und welches Material, welcher Ort, wieviel, von welchem Umfang und welche Striche, welche Gottheit, welche Sprüche, welche Kräfte und welcher Lohn dabei sind." Zitat: Kalagnirudra Up.; Darstellung: Shiva mit Tripundra auf der Stirn

Kalagnirudra Upanishad mit Erläuterungen nach Paul Deussen

Artikel aus "Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 883 - 885.

Einleitung

Jedem, der nach Indien kommt, wird es auffallen, daß die Eingeborenen vielfach auf der Stirn ein mit roter oder anderer Farbe aufgetragenes Abzeichen tragen, bestehend in einem kleinen runden Fleck oder auch in mehreren vertikal oder horizontal gezogenen Strichen, welche oft die ganze Stirn überdecken und für unser Gefühl nicht gerade zur Erhöhung der Schönheit beitragen. Diese, Tilaka oder Pundra genannten Zeichen sind (abgesehen von ihrer Verwendung als Schmuck der Frauen) Sektenzeichen, welche allmorgendlich nach dem Bad unter gewissen Zeremonien neu aufgetragen werden; durch sie legt der Inder offen vor aller Welt gleichsam ein schweigendes Bekenntnis seiner Religion ab, während in anderen Ländern oft selbst die Geistlichen gern verbergen, was an ihren Stand erinnern könnte. - Ein solches Zeichen einer sivaitischen Sekte ist auch das unsere Upanishad beschäftigende Tripundram, nach der Beschreibung aus drei horizontalen Strichen bestehend, welche mit Asche an Stirn, Schädel, Schultern und Brust, im ganzen also fünfmal, unter Anwendung gewisser Sprüche, aufgetragen werden, und es ist ein Beweis für die große Akkomodationsfähigkeit der Vedantalehre, wenn sie auch dieser Äußerlichkeit einen allegorischen Sinn unterzulegen weiß, indem sie in den drei Strichen die drei Opferfeuer, drei Laute der Silbe Om, drei Gunas, drei Welträume, drei Atmans, drei Kräfte, drei Veden, drei Kelterungen und drei Formen des Gottes Siva versinnbildlicht sieht und dem Träger des Tripundram, sofern er solches weiß, mancherlei religiöse Verdienste zuerkennt. - So wird hier bei einem gedankenlos geübten Brauch dem Gemüt eine Richtung auf das Höhere, Geistige und damit eine Anregung zur weiteren Beschäftigung mit demselben gegeben.

Die Kalagnirudra Upanishad

1.

Es begab sich, daß Sanatkumara den erhabenen Kalagnirudra befragte: "Lehre mir, o Erhabener, die Wahrheit in betreff der Vorschrift des Tripundram (dreistrichigen Sektenzeichens), und welches Material, welcher Ort, wieviel, von welchem Umfang und welche Striche, welche Gottheit, welche Sprüche, welche Kräfte und welcher Lohn dabei sind."

Zu ihm sprach der Erhabene: "Das Material sei die Asche des Feuers. Diese soll man mit den fünf Brahmansprüchen Sadyojatam usw. (Taitt. Ar. 10,43-47) anfassen, mit dem Spruche Agnir Iti Bhasma usw. (Atharvasiras 5) besprechen, mit dem Spruch Ma Nas Toke (Rigv. 1,114,8) herausnehmen und, [nach Weihung] mit dem Spruch Tryambakam Yajamahe (Rigv. 7,59,12), an Haupt, Stirn, Brust und Schultern unter drei Tryayusha-Sprüchen, Tryambaka-Sprüchen und Trisakti-Sprüchen als drei Linien querüber auftragen.

Dieses ist das Sambhu-Gelübde, welches in allen Veden von den Vedalehrern gelehrt wird. Darum soll es einhalten, wer nach Erlösung begehrt, damit er nicht wieder geboren werde. Und dieses, o Sanatkumara, ist sein [des Zeichens] Umfang: es erstreckt sich dreifach von der Stirn bis herab zu den Augen und geht von einer Augenbrauenmitte [zur anderen].

2. Seine erste Linie ist, das Garhapatyafeuer, der A-Laut, das Rajas, die Erdenwelt, der [äußere] Atman, die wirkende Kraft, der Rigveda, die Morgenkelterung, und Mahesvara ist ihre Gottheit.

Seine zweite Linie ist das Daksinafeuer, der U-Laut, das Sattvam, der Luftraum, der innere Atman, die wünschende Kraft, der Yajurveda, die Mittagskelterung, und Sadasiva ist ihre Gottheit.

Seine dritte Linie ist das Ahavaniyafeuer, der M-Laut, das Tamas, der Himmel, der höchste Atman, die erkennende Kraft, der Samaveda, die Abendkelterung, und Siva ist ihre Gottheit.

Also macht er aus Asche das Tripundram.

Wer dieses weiß, sei es ein Brahmanschüler, Hausvater, Waldeinsiedler oder ein Asket, der wird dadurch von sämtlichen großen Sünden und Nebensünden gereinigt. Von ihm sind dadurch alle Götter meditiert worden, er ist ein von allen Göttern erkannter, ein an allen heiligen Badeplätzen gebadet habender, ein allezeit das Rudragebet gemurmelt habender, und nachdem er alle Freuden genossen, geht er, den Leib verlassend, zur Gemeinschaft mit Siva ein und kehrt nicht wieder zurück, - und kehrt nicht wieder zurück."

Also sprach der erhabene Kalagnirudra.

Wer aber dieses hier liest, mit dem steht es ebenso. Om, Satyam!

So lautet die Upanishad.

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