Arten von Mantras: Unterschied zwischen den Versionen

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==== Shiva Mantras können sein: ====
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: Shiva Moksha Mantra: oṃ namaḥ śivāya
: Shiva Moksha Mantra: [[Om Namah Shivaya|oṃ namaḥ śivāya]]
: Shiva Gāyatrī: om, tat-puruṣāya vidmahe, mahādevāya dhīmahi, tan no rudraḥ pracodayāt
: Shiva Gāyatrī: om, tat-puruṣāya vidmahe, mahādevāya dhīmahi, tan no rudraḥ pracodayāt
: Shiva Vedānta Mantra: śivo’ham („Ich bin Shiva, reines Bewusstsein“)
: Shiva Vedānta Mantra: [[Shivoham|śivo’ham]] („Ich bin Shiva, reines Bewusstsein“)
: Shiva Bīja Mantra: hrīṃ
: Shiva Bīja Mantra: [[Hrim|hrīṃ]]
: Shiva Kirtans mit verschiedenen Namen für Shiva: zum Beispiel śiva śiva mahādeva.. und andere
: Shiva Kirtans mit verschiedenen Namen für Shiva: zum Beispiel śiva śiva mahādeva.. und andere
: 108 Namen von Shiva
: [[108 Namen Shivas|108 Namen von Shiva]]
: und vieles mehr
: und vieles mehr


==== Vishnu Mantras können sein: ====
==== Vishnu Mantras können sein: ====


: Vishnu Moksha Mantra: oṃ namo nārāyaṇāya
: Vishnu Moksha Mantra: [[Om Namo Narayanaya|oṃ namo nārāyaṇāya]]
: Vishnu Gāyatrī: oṃ nārāyaṇāya vidmahe, vāsudevāya dhīmahi, tan no viṣṇuḥ pracodayāt
: Vishnu Gāyatrī: oṃ nārāyaṇāya vidmahe, vāsudevāya dhīmahi, tan no viṣṇuḥ pracodayāt
: Vishnu Mantra zur Rezitation: oṃ namo nārāyaṇāya dāso 'haṃ tava keśava
: Vishnu Mantra zur Rezitation: oṃ namo nārāyaṇāya dāso 'haṃ tava keśava
: Nārāyaṇa Sūkta
: [[Narayana Sukta|Nārāyaṇa Sūkta]]
: Vishnu Sahasranāma: 1000 beziehungsweise 1008 Namen von Vishnu
: Vishnu Sahasranāma: 1000 beziehungsweise 1008 Namen von Vishnu
: und vieles mehr
: und vieles mehr
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'''Beispiel:'''
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Angenommen, du hast den Shiva Mantra oder den Sarasvatī Mantra für die Meditation und das ist der [[göttliche]] Aspekt, zu dem du dich besonders hingezogen fühlst. Gleichzeitig spricht dich der [[Gayatri Mantra|Gāyatrī Mantra]] sehr an und du singst ihn gern. Oder du magst das Gaṇeśa śaraṇam-Kirtan ganz besonders. Dann ist das dein Ishta Mantra, den du auch zwischendurch wiederholen oder singen kannst.
Angenommen, du hast den Shiva Mantra oder den Sarasvatī Mantra für die Meditation und das ist der [[göttliche]] Aspekt, zu dem du dich besonders hingezogen fühlst. Gleichzeitig spricht dich der [[Gayatri Mantra|Gāyatrī Mantra]] sehr an und du singst ihn gern. Oder du magst das [[Ganesha Sharanam|Gaṇeśa śaraṇam]]-Kirtan ganz besonders. Dann ist das dein Ishta Mantra, den du auch zwischendurch wiederholen oder singen kannst.


=== Saguna Mantra - mit Attribut, konkret ===
=== Saguna Mantra - mit Attribut, konkret ===
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: oṃ namaḥ śivāya  
: oṃ namaḥ śivāya  
: oṃ namo nārāyaṇāya  
: oṃ namo nārāyaṇāya  
: hare rāma hare kṛṣṇa-Mahāmantra
: [[Maha Mantra|hare rāma hare kṛṣṇa-Mahāmantra]]
: oṃ śrī-rāmāya namaḥ
: [[Om Shri Ramaya Namah|oṃ śrī-rāmāya namaḥ]]
: oṃ namo bhagavate vāsudevāya
: [[Om Namo Bhagavate Vasudevaya|oṃ namo bhagavate vāsudevāya]]
: oṃ śrī-hanumate namaḥ
: [[Om Shri Hanumate Namah|oṃ śrī-hanumate namaḥ]]
: Oṃ gaṃ gaṇapataye namaḥ
: [[Om Gam Ganapataye Namah|Oṃ gaṃ gaṇapataye namaḥ]]
: oṃ śaravaṇabhavāya namaḥ
: [[Om Sharanavabhaya Namah|oṃ śaravaṇabhavāya namaḥ]]
: oṃ namo bhagavate śivānandāya
: [[Om Namo Bhagavate Sivanandaya|oṃ namo bhagavate śivānandāya]]
: oṃ śrī-durgāyai namaḥ
: [[Om Shri Durgayai namah|oṃ śrī-durgāyai namaḥ]]
: oṃ śrī-mahā-lakṣmyai namaḥ
: [[Om Shri Mahalakshmyai Namaha|oṃ śrī-mahā-lakṣmyai namaḥ]]
: om aiṃ sarasvatyai namaḥ
: [[Om Aim Saraswatyai Namaha|om aiṃ sarasvatyai namaḥ]]
: oṃ śrī-mahā-kālikāyai namaḥ
: [[Om Shri Mahakalikayai Namaha|oṃ śrī-mahā-kālikāyai namaḥ]]


Wenn man diese Mantras wiederholt, wird man sich zum einen mit dieser Kraft, Energieschwingung und mit den Qualitäten dieses Aspekts Gottes verbinden können und man wird schließlich über Saguna hinaus zu Nirguna geführt.
Wenn man diese Mantras wiederholt, wird man sich zum einen mit dieser Kraft, Energieschwingung und mit den Qualitäten dieses Aspekts Gottes verbinden können und man wird schließlich über Saguna hinaus zu [[Nirguna]] geführt.


Wiederum gilt: Nicht jeder Saguna Mantra ist gleichzeitig ein Moksha Mantra. Saguna Mantras können ebenfalls einfach Mantras zur Rezitation, zum Singen als Kirtan, als Anrufung usw. sein.  
Wiederum gilt: Nicht jeder Saguna Mantra ist gleichzeitig ein Moksha Mantra. Saguna Mantras können ebenfalls einfach Mantras zur Rezitation, zum [[Singen]] als Kirtan, als Anrufung und so weiter sein.  


=== Nirguna Mantras - ohne Attribut, abstrakt ===
=== Nirguna Mantras - ohne Attribut, abstrakt ===


Nirguna Mantras richten sich nicht an einen konkreten Aspekt des Göttlichen, sondern an das Göttliche an sich, an das, was jenseits dessen ist, was man sich vorstellen kann. Nirguna ist das Gegenstück zu Saguna, nämlich „ohne Eigenschaft“, „ohne Attribut“, also abstrakt. Moksha Mantras können Saguna- oder Nirguna Mantras sein.
Nirguna Mantras richten sich nicht an einen konkreten Aspekt des Göttlichen, sondern an das Göttliche an sich, an das, was jenseits dessen ist, was man sich vorstellen kann. Nirguna ist das Gegenstück zu Saguna, nämlich „ohne Eigenschaft“, „ohne Attribut“, also abstrakt. Moksha Mantras können Saguna- oder [[Nirguna Mantra|Nirguna Mantras]] sein.


'''Nirguna Moksha Mantras sind:'''  
'''Nirguna Moksha Mantras sind:'''  


: oṃ
: [[Om|oṃ]]
: so‘ham
: [[Soham|so‘ham]]
: Gāyatrī Mantra  
: [[Gayatri Mantra|Gāyatrī Mantra]]
: Mahamrityunjaya Mantra
: [[Mahamrityunjaya Mantra]]
: Navarna Shakti Mantra.  
: [[Navarna Shakti Mantra]].  


=== Abstrakte Mantras zur Vicāra Meditation ===
=== Abstrakte Mantras zur Vicāra Meditation ===


Das sind Mantras im Vedānta, der Philosophie der Einheit. Sie stammen meist aus den Upanishaden, dem metaphysisch-philosophischen Teil der Veden. Man kann sie als Grundlage für eine Vicāra Meditation nutzen, also einer Meditation des Nachdenkens, Hinterfragens und der Untersuchung, die dann schließlich über alles Nachdenken hinausführt zu einer Erfahrung des Göttlichen.  
Das sind Mantras im [[Vedanta|Vedānta]], der Philosophie der [[Einheit]]. Sie stammen meist aus den [[Upanishaden]], dem metaphysisch-philosophischen Teil der [[Veden]]. Man kann sie als Grundlage für eine [[Vichara|Vicāra]] Meditation nutzen, also einer Meditation des [[Nachdenken]]s, Hinterfragens und der Untersuchung, die dann schließlich über alles Nachdenken hinausführt zu einer [[Erfahrung]] des Göttlichen.  


Die bekanntesten sind:
Die bekanntesten sind:


* saccidānanda svarūpo’ham – „Meine wahre Natur ist Sein, Wissen/Bewusstein und Glückseligkeit“ (setzt sich grammatikalisch zusammen aus sat = Sein, Wahrheit; chit = Bewusstsein, Bewusstheit; ānanda = Wonne; sva = eigen, rūpa = Form, Gestalt, aham = ich)
* saccidānanda svarūpo’ham – „Meine wahre Natur ist Sein, Wissen/Bewusstein und Glückseligkeit“ (setzt sich grammatikalisch zusammen aus sat = Sein, Wahrheit; chit = [[Bewusstsein]], [[Bewusstheit]]; ānanda = Wonne; sva = eigen, rūpa = Form, Gestalt, aham = ich)
* und die vier Mahavakyas, die „großen Aussagen/Formeln“:
* und die vier [[Mahavakyas]], die „großen Aussagen/Formeln“:
** tat tvam asi – „Du bist DAS“
** [[Tat Tvam Asi|tat tvam asi]] – „Du bist DAS“
** aham brahmāsmi – „Ich bin Brahman“"
** [[Aham Brahmasmi|aham brahmāsmi]] – „Ich bin Brahman“"
** ayam ātmā brahma – „Dieses Selbst ist Brahman“
** [[Ayam Atma Brahman|ayam ātmā brahma]] – „Dieses Selbst ist Brahman“
** prajñānaṃ brahma – „Bewusstsein ist Brahman“.
** [[Prajnanam Brahman|prajñānaṃ brahma]] – „Bewusstsein ist Brahman“.


Diese sind zwar Dhyāna Mantras, weil man mit ihnen meditieren kann, aber es sind insofern keine Moksha Mantras, als es nicht ausreicht, sie einfach zu rezitieren. Sie führen nicht über die Kraft des Klanges zum Überbewusstsein, sondern man muss darüber nachdenken und über sie meditieren.
Diese sind zwar Dhyāna Mantras, weil man mit ihnen [[meditieren]] kann, aber es sind insofern keine Moksha Mantras, als es nicht ausreicht, sie einfach zu rezitieren. Sie führen nicht über die Kraft des Klanges zum [[Überbewusstsein]], sondern man muss darüber nachdenken und über sie meditieren.


=== Gāyatrī Mantra ===
=== Gāyatrī Mantra ===


Gāyatrī Mantras sind Mantras in einem vedischen Versmaß mit drei mal acht Silben.  
Gāyatrī Mantras sind Mantras in einem vedischen Versmaß mit drei mal acht Silben.  
Im engeren Sinne gibt es nur einen Moksha Gāyatrī Mantra, eben die „Ur-Gāyatrī“, der auch Sāvitrī Gāyatrī Mantra genannt wird, aus dem Rigveda:  
Im engeren Sinne gibt es nur einen Moksha Gāyatrī Mantra, eben die „Ur-Gāyatrī“, der auch [[Savitri Gayatri Mantra|Sāvitrī Gāyatrī Mantra]] genannt wird, aus dem [[Rigveda]]:  


: oṃ bhūr bhuvaḥ svaḥ
: oṃ bhūr bhuvaḥ svaḥ
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: dhiyo yo naḥ pracodayāt
: dhiyo yo naḥ pracodayāt


Diese Ur-Gāyatrī hat keinen bestimmten göttlichen Aspekt, sondern Gott wird allgemein als Licht angerufen. Es gibt zwei Versionen davon. Die Kurzversion als Sāvitrī Gāyatrī Mantra umfasst die letzten drei Zeilen und darauf bezieht sich das Versmaß. Die Langversion, die uns als der Gayatri Mantra vertraut ist, ist mit vier Zeilen.  
Diese Ur-Gāyatrī hat keinen bestimmten göttlichen Aspekt, sondern [[Gott]] wird allgemein als [[Licht]] angerufen. Es gibt zwei Versionen davon. Die Kurzversion als Sāvitrī Gāyatrī Mantra umfasst die letzten drei Zeilen und darauf bezieht sich das Versmaß. Die Langversion, die uns als der Gayatri Mantra vertraut ist, ist mit vier Zeilen.  


Es gibt weitere Mantras im Gāyatrī-Versmaß , die sich jeweils an einen bestimmten Aspekt des Göttlichen richten, zum Beispiel:  
Es gibt weitere Mantras im Gāyatrī-Versmaß , die sich jeweils an einen bestimmten Aspekt des Göttlichen richten, zum Beispiel:  
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=== Siddhi Mantra ===
=== Siddhi Mantra ===


Siddhi Mantras sind Mantras, die besondere Kräfte erzeugen. Wenn du also einen Mantra wiederholst, um besondere Kräfte, besondere Fähigkeiten, zu bekommen, dann nutzt du den Mantra als Siddhi Mantra. Mehr dazu siehe unten.
[[Siddhi Mantras]] sind Mantras, die besondere [[Kräfte]] erzeugen. Wenn du also einen Mantra wiederholst, um besondere Kräfte, besondere Fähigkeiten, zu bekommen, dann nutzt du den Mantra als Siddhi Mantra.


=== Bīja Mantra ===
=== Bīja Mantra ===


Bīja Mantras sind Klangsilben, die keine übersetzbare Bedeutung haben, aber die Essenz eines Aspekts in sich enthalten und dadurch sehr intensiv wirken. Mehr dazu siehe unten.
Bīja Mantras sind Klangsilben, die keine übersetzbare Bedeutung haben, aber die [[Essenz]] eines Aspekts in sich enthalten und dadurch sehr [[intensiv]] wirken.


==Siehe auch==
==Siehe auch==

Version vom 5. Februar 2022, 13:56 Uhr

Om - Der Urklang - Mantra mit tiefer Wirkung

Welche Arten von Mantras gibt es? Was ist überhaupt ein Mantra? Wie verwendet man ein Mantra? Was ist der Nutzen von Mantras? Darum soll es in diesem Artikel gehen.

Was ist ein Mantra?

Ein Mantra ist eine mystische Klangenergie. Durch die Wiederholung eines Mantras erweckt man die eigene Energie (Shakti), verbindet sich mit der Kraft der großen Meister (Rishi) und erfährt eine göttliche Gegenwart.

Welche Arten von Mantras gibt es?

Man kann verschiedene Arten von Mantras unterscheiden:

Mantras für Japa und Meditation

Japa Mantras sind kurze Mantras, die man entweder in der Meditation geistig wiederholt oder immer wieder laut oder flüsternd rezitiert.

Mantras zur Rezitation und zum Singen

Grundsätzlich können auch die Japa Mantras gesungen werden. Es gibt aber noch weitere Mantras:

  • Veda Mantras sind Mantras aus den Veden
  • Manche Veda Mantras werden auch als Suktas, als Hymnen, bezeichnet
  • Kirtan ist ein Mantra oder auch ein spirituelles Lied, das im Wechselgesang gesungen wird
  • Ein Bhajan ist ein Lied, das man gemeinsam singt, oder das von einem geübten Sänger vorgesungen wird
  • Puja Mantras sind Mantras, die man in einer Puja rezitiert
  • Ein Shloka ist ein Vers aus einer Schrift
  • Eine Zusammenstellung von Shlokas wird Stotra genannt

Arten von Mantras

Auswahl von Dhyana Moksha Mantras

- Auszug aus dem Buch "Mantra Meditation" von Sukadev Bretz -

Moksha Mantra

Gemäß der Definition „mananāt trāyate iti mantraḥ“ – „Mantra ist das, was einem durch Daran-Denken zur Befreiung hilft“ - ist der ursprüngliche Mantra ein Moksha Mantra, also ein Mantra, der geeignet ist, einen durch beständige Wiederholung zur Befreiung, zur Erleuchtung zu führen. Diese Mantras sind für die Meditation am wichtigsten und wurden daher in diesem Buch hauptsächlich behandelt. Charakteristisch für einen Moksha Mantra ist, dass er allein durch die Kraft der Rezitation, durch die Kraft des Klanges zur Befreiung führt.

Dhyāna Mantra

Da Moksha Mantras für die Meditation, Dhyāna, verwendet werden können, sind sie gleichzeitig auch Dhyāna Mantras. Ein Dhyāna Mantra ist ein Mantra, der sich für die Mediation eignet. Alle Moksha Mantras sind gleichzeitig Dhyāna Mantras und werden daher auch Dhyāna Moksha Mantras genannt.

Es gibt weitere Dhyāna Mantras für abstrakte Meditationstechniken, die nicht zu den Moksha Mantras gehören und die du verwenden kannst, um nachzudenken und über die Überlegung dann in die reine Meditation zu kommen. Diese findest du unter dem Stichwort Nirguna Mantras

Es gibt auch andere Mantras, die man rezitiert, während eines Rituals einsetzt oder als Kirtan singt und die nicht gleichzeitig Dhyāna- und Moksha Mantras sind. Zum Beispiel werde ich manchmal gefragt, ob man auch „gaṇeśa śaraṇam“ als Meditationsmantra verwenden kann. - Klassischerweise nicht, denn „gaṇeśa śaraṇam“ ist ein Kirtan, aber kein Dhyāna Mantra für die Meditation.

Dhyāna Moksha Mantra

Ein Dhyāna Moksha Mantra ist ein Mantra, der durch die Kraft des Klanges allein zur Befreiung führt, also auch ohne dass man die Bedeutung kennt. Er hat immer einen Rishi, einen Meister, der das Mantra weitergegeben hat. Somit ist er verbunden mit der Kraft der Meister, die seit grauer Vorzeit den Mantra immer wieder wiederholt haben und damit die Gottverwirklichung erreicht haben. Mātrā, der Klang eines solchen Mantras ist so machtvoll, dass allein die Wiederholung den Geist zur Ruhe bringt oder in einen höheren Bewusstseinszustand hebt.

Moksha Mantras kannst du laut rezitieren, du kannst sie singen, du kannst aus ihnen auch ein Kirtan machen, du kannst mit den Moksha Mantras auch Japa im Alltag machen, aber insbesondere kannst du die Moksha Mantras zur Meditation verwenden. Ein Moksha Mantra, mit dem man meditiert, ist gleichzeitig ein Dhyāna Moksha Mantra.

Dīkshā Mantra

Ein Dīkshā Mantra ist ein Mantra, in das du eine Einweihung bekommen hast. Da bei einer Dīkshā, einer Einweihung, die Energie eines Meisters dabei ist, ist der Mantra dann auch dein Guru Mantra.

Typischerweise wird die Einweihung in ein Dhyāna Moksha Mantra gegeben, sodass ein Dīkshā Mantra in der Regel auch ein Moksha Mantra und ein Dhyāna Mantra der jeweiligen Tradition ist.

Aber es gibt auch Traditionen, die die Schüler zu bestimmten Lebensphasen in unterschiedliche Mantras einweihen, wo also ein Dīkshā Mantra für eine gewisse Zeitspanne gilt und nicht wie ein Moksha Mantra bis zur vollständigen Befreiung wiederholt wird.

Guru Mantra

Wenn du deinen Mantra von deinem persönlichen Guru, Lehrer/Lehrerin, Meister/Meisterin, bekommen hast, ist er dein Guru Mantra.

In der Regel hast du auch eine Einweihung von deinem Guru in dieses Mantra bekommen. Dann ist er gleichzeitig dein Dīkshā- und dein Guru Mantra.

Man kann aber auch von jemandem in ein Mantra eingeweiht werden, der dazu autorisiert ist, auch wenn der Einweihende nicht dein persönlicher Guru ist beziehungsweise kein Sadguru, also kein Selbstverwirklichter Meister. Dann bezieht sich die Bezeichnung Guru Mantra auf den Sadguru, der hinter der Tradition steht. In der Yoga Vidya Tradition ist Swami Sivananda der Sadguru.

Ishta-devatā Mantra = Gottheiten-Mantra

Ein Ishta-devatā Mantra ist ein Mantra, der mit einer bestimmten Ishta-devatā in Verbindung steht. Devatā heißt „Gottheit“ und meint auch ein Lichtwesen, eine Manifestation des Lichts, abgeleitet von deva = „himmlisch“, „göttlich“, „strahlend“. Ishta heißt unter anderem „geliebt“, „verehrt“, „akzeptiert/angenommen“. Ishta-devatā ist der Aspekt Gottes, den du verehrst, zu dem du eine besondere Liebe hast, den du als deinen „lieben Gott“ angenommen hast. Der Ishta-devatā Mantra ist der Mantra, der zu diesem Aspekt in Beziehung steht.

Ishta-devatā Mantras sind Saguna Mantras, also Mantras mit einem konkreten Gottesbezug. Viele Moksha Mantras sind zwar Ishta-devatā Mantras, aber nicht jeder Ishta-devatā Mantra zählt zu den Moksha Mantras. Sie können zum Beispiel Siddhi Mantras sein oder auch Kirtans, Sūktas, Shlokas und Stotras. Zu jedem göttlichen Aspekt findet man in der Regel viele Mantras in unterschiedlichen Kontexten.

Hier zwei Beispiele:

Shiva Mantras können sein:

Shiva Moksha Mantra: oṃ namaḥ śivāya
Shiva Gāyatrī: om, tat-puruṣāya vidmahe, mahādevāya dhīmahi, tan no rudraḥ pracodayāt
Shiva Vedānta Mantra: śivo’ham („Ich bin Shiva, reines Bewusstsein“)
Shiva Bīja Mantra: hrīṃ
Shiva Kirtans mit verschiedenen Namen für Shiva: zum Beispiel śiva śiva mahādeva.. und andere
108 Namen von Shiva
und vieles mehr

Vishnu Mantras können sein:

Vishnu Moksha Mantra: oṃ namo nārāyaṇāya
Vishnu Gāyatrī: oṃ nārāyaṇāya vidmahe, vāsudevāya dhīmahi, tan no viṣṇuḥ pracodayāt
Vishnu Mantra zur Rezitation: oṃ namo nārāyaṇāya dāso 'haṃ tava keśava
Nārāyaṇa Sūkta
Vishnu Sahasranāma: 1000 beziehungsweise 1008 Namen von Vishnu
und vieles mehr

Ishta Mantra - Lieblingsmantra

Ishta Mantra heißt „geliebter Mantra“, „Lieblingsmantra“ - ein Mantra, den du besonders gerne oder am liebsten wiederholst. Sei es in der Meditation, im Kirtan oder zwischendurch am Tag. Er kann identisch sein mit deinem Ishta-devatā- und deinem Dhyāna Moksha Mantra, muss aber nicht. Häufig, insbesondere in Indien, wird der Begriff Ishta Mantra zwar einfach als Abkürzung für Ishta-devatā Mantra verwendet, das muss aber nicht immer zutreffen. Es könnte auch ein beliebiger Mantra sein, den du besonders gern singst oder der dir wie ein Ohrwurm nicht aus dem Sinn geht, während du gleichzeitig einen anderen Hauptmantra für die Meditation hast.

Beispiel:

Angenommen, du hast den Shiva Mantra oder den Sarasvatī Mantra für die Meditation und das ist der göttliche Aspekt, zu dem du dich besonders hingezogen fühlst. Gleichzeitig spricht dich der Gāyatrī Mantra sehr an und du singst ihn gern. Oder du magst das Gaṇeśa śaraṇam-Kirtan ganz besonders. Dann ist das dein Ishta Mantra, den du auch zwischendurch wiederholen oder singen kannst.

Saguna Mantra - mit Attribut, konkret

Saguna Mantras sind zunächst die Moksha Mantras mit den verschiedenen Aspekten des Göttlichen. Sie richten sich an Aspekte von Īshvara, von Gott, von Shakti, der göttlichen Mutter, der allumfassenden kosmischen Energie. Saguna heißt wörtlich „mit Eigenschaft“, „mit Attribut“, also konkret. Guna bedeutet so viel wie Qualität, Eigenschaft, Essenz und sa = mit.

Saguna Moksha Mantras sind:

oṃ namaḥ śivāya
oṃ namo nārāyaṇāya
hare rāma hare kṛṣṇa-Mahāmantra
oṃ śrī-rāmāya namaḥ
oṃ namo bhagavate vāsudevāya
oṃ śrī-hanumate namaḥ
Oṃ gaṃ gaṇapataye namaḥ
oṃ śaravaṇabhavāya namaḥ
oṃ namo bhagavate śivānandāya
oṃ śrī-durgāyai namaḥ
oṃ śrī-mahā-lakṣmyai namaḥ
om aiṃ sarasvatyai namaḥ
oṃ śrī-mahā-kālikāyai namaḥ

Wenn man diese Mantras wiederholt, wird man sich zum einen mit dieser Kraft, Energieschwingung und mit den Qualitäten dieses Aspekts Gottes verbinden können und man wird schließlich über Saguna hinaus zu Nirguna geführt.

Wiederum gilt: Nicht jeder Saguna Mantra ist gleichzeitig ein Moksha Mantra. Saguna Mantras können ebenfalls einfach Mantras zur Rezitation, zum Singen als Kirtan, als Anrufung und so weiter sein.

Nirguna Mantras - ohne Attribut, abstrakt

Nirguna Mantras richten sich nicht an einen konkreten Aspekt des Göttlichen, sondern an das Göttliche an sich, an das, was jenseits dessen ist, was man sich vorstellen kann. Nirguna ist das Gegenstück zu Saguna, nämlich „ohne Eigenschaft“, „ohne Attribut“, also abstrakt. Moksha Mantras können Saguna- oder Nirguna Mantras sein.

Nirguna Moksha Mantras sind:

oṃ
so‘ham
Gāyatrī Mantra
Mahamrityunjaya Mantra
Navarna Shakti Mantra.

Abstrakte Mantras zur Vicāra Meditation

Das sind Mantras im Vedānta, der Philosophie der Einheit. Sie stammen meist aus den Upanishaden, dem metaphysisch-philosophischen Teil der Veden. Man kann sie als Grundlage für eine Vicāra Meditation nutzen, also einer Meditation des Nachdenkens, Hinterfragens und der Untersuchung, die dann schließlich über alles Nachdenken hinausführt zu einer Erfahrung des Göttlichen.

Die bekanntesten sind:

  • saccidānanda svarūpo’ham – „Meine wahre Natur ist Sein, Wissen/Bewusstein und Glückseligkeit“ (setzt sich grammatikalisch zusammen aus sat = Sein, Wahrheit; chit = Bewusstsein, Bewusstheit; ānanda = Wonne; sva = eigen, rūpa = Form, Gestalt, aham = ich)
  • und die vier Mahavakyas, die „großen Aussagen/Formeln“:

Diese sind zwar Dhyāna Mantras, weil man mit ihnen meditieren kann, aber es sind insofern keine Moksha Mantras, als es nicht ausreicht, sie einfach zu rezitieren. Sie führen nicht über die Kraft des Klanges zum Überbewusstsein, sondern man muss darüber nachdenken und über sie meditieren.

Gāyatrī Mantra

Gāyatrī Mantras sind Mantras in einem vedischen Versmaß mit drei mal acht Silben. Im engeren Sinne gibt es nur einen Moksha Gāyatrī Mantra, eben die „Ur-Gāyatrī“, der auch Sāvitrī Gāyatrī Mantra genannt wird, aus dem Rigveda:

oṃ bhūr bhuvaḥ svaḥ
tat savitur vareṇyam
bhargo devasya dhīmahi
dhiyo yo naḥ pracodayāt

Diese Ur-Gāyatrī hat keinen bestimmten göttlichen Aspekt, sondern Gott wird allgemein als Licht angerufen. Es gibt zwei Versionen davon. Die Kurzversion als Sāvitrī Gāyatrī Mantra umfasst die letzten drei Zeilen und darauf bezieht sich das Versmaß. Die Langversion, die uns als der Gayatri Mantra vertraut ist, ist mit vier Zeilen.

Es gibt weitere Mantras im Gāyatrī-Versmaß , die sich jeweils an einen bestimmten Aspekt des Göttlichen richten, zum Beispiel:

Shiva Gāyatrī

Oṃ
tat-puruṣāya vidmahe
mahādevāya dhīmahi
tan no rudraḥ pracodayāt

Vishnu Gāyatrī

Oṃ
nārāyaṇāya vidmahe
vāsudevāya dhīmahi
tan no viṣṇuḥ pracodayāt

Lakshmi Gāyatrī

Oṃ
mahādevyai ca vidmahe
viṣṇu-patnyai ca dhīmahi
tan no Lakshmiḥ pracodayāt

Krishna Gāyatrī

Oṃ
devakī-nandanāya vidmahe
vāsudevāya dhīmahi
tan naḥ kṛṣṇa pracodayāt

So gibt es auch Gāyatrīs für Ganesha, Rāma, Hanumān und so weiter. Es ist immer ein ähnlicher Aufbau: dreizeilige Mantras, die man auch in vier Zeilen darstellen kann und die immer enden mit „pracodayāt“, „möge es mich erleuchten“, „möge es mich antreiben“, „möge es mich zur Erleuchtung führen“. Sie sind eine Anrufung des Göttlichen, wobei immer auch die Lichtenergie des betreffenden Aspektes gemeint ist.

Siddhi Mantra

Siddhi Mantras sind Mantras, die besondere Kräfte erzeugen. Wenn du also einen Mantra wiederholst, um besondere Kräfte, besondere Fähigkeiten, zu bekommen, dann nutzt du den Mantra als Siddhi Mantra.

Bīja Mantra

Bīja Mantras sind Klangsilben, die keine übersetzbare Bedeutung haben, aber die Essenz eines Aspekts in sich enthalten und dadurch sehr intensiv wirken.

Siehe auch

Literatur

Seminare

Yogalehrer Ausbildung

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