Utpatti Prakarana

Aus Yogawiki

Utpatti Prakarana


Swami Sivananda über die Schöpfung

Vashishta sagte zu Rama: „Brahman bleibt für immer rein, nondual, alles durchdringend, alles erfüllend, transzendent, unbefleckt, unbeschreibbar, ewig und absolut. Die sichtbare, sich ändernde Welt entstammt aus dem unsichtbaren, unveränderlichen Brahman. Es ist nichts anderes als eine Spielart der Maya oder Brahmas Macht des Scheins. Satchidananda Brahman manifestiert sich in diesem Universum. Diese Welt zeigt sich nur durch den Geist. Sie scheint nur durch den Geist wirklich zu sein. Diese Welt ist wie ein langer Traum. Der Geist dehnt sich durch Sankalpas und Vikalpas aus. Der Geist mit seiner Vorstellungsgabe dehnt diese Welt aus, was ebenso falsch ist wie Gandharvanagar (die Stadt in den Wolken).

Jiva oder die individuelle Seele spürt in sich selbst den Sinn des Bewusstseins und indem sie denkt: „Was bin ich?“ wird sie sich ihres Egoismus bewusst. Ahamkara entsteht durch das Sankalpa des Geistes. Reibt man zwei Holzstücke aneinander, wird ein kleines Feuer entfacht. Dieses kleine Feuer vergrößert sich rasch in ein großes. Genauso dehnt sich der Egoismus Jivas durch die Auswahl an Erfahrungen über verschiedene Gegenstände. Das kleine „Ich“ wird immer stärker. Die Vorstellung der Ichbezogenheit wird tiefverwurzelt.

Wenn das Wissen über den in der dunklen Nacht am Straßenrand liegenden Holzblock fehlt, neigt man dazu, einen Dieb zu vermuten. Genauso entsteht, wenn das Wissen, dass alles Brahman oder das Selbst ist, fehlt, die Vorstellung über die Wirklichkeit des Universums. Grundsätzlich besteht kein Unterschied zwischen Jiva und Brahman. Sobald Upadhi des Avidyas entfernt ist, wird Jiva mit Brahman identisch, genauso wie der Dampf in einem Topf sich im Universum verflüchtigt, wenn der Topf (in diesem Fall Upadhi) bricht. Ähnlich verhält es sich zwischen dem Geist und dem Universum.

Die Geschichte von Karkati

"Oh Rama! Ich werde dir jetzt eine sehr interessante Geschichte über eine mächtige Rakshasi (Dämonin) erzählen, die viele intelligente Fragen zur Beantwortung stellte. Dies wird dich von all deinen Zweifeln befreien."

An den Nordhängen des Himalaya lebte eine Rakshasi namens Karkati (ein verwachsener Krebs). Sie war schwarz wie Tinte und hart wie Stein, ihre Glieder so stark, dass sie die robuste Salweide spalten konnten. Sie besaß einen großen Mund und halbmondförmige Zähne. Ihre Augäpfel sprühten wie Feuer. Ihre beiden Schenkel waren wie große Dattelbäume. Ihr lautes Lachen klang wie Donner. Ihre scharfen, gebogenen Nägel waren wie Dolche.

Nichts konnte den unstillbaren Hunger dieses dickbäuchigen Monsters stillen. Auch wenn alle Lebewesen von Jambudwipa ihr zur Beute fielen, würde sie dies nur ein karges Mahl nennen. Sie ging zum Himalaya und führte dort konsequent Tapas durch. Sie nahm ein Bad, stand auf einem Bein am Boden und richtete ihre Augen auf die Sonne. Sie unterzog sich tausend Jahre lang derartiger Tapas. Sie setzte ihren massigen Körper den Anstrengungen von Hitze und Kälte aus.

Nachdem die tausend Jahre vorüber waren, erschien ihr Brahma. Sie kniete geistig vor ihm nieder. Innerlich dachte sie sich: „Wenn ich ein eisenharter Jiva Suchika werde (eine lebende Nadel), kann ich in die Körper aller Lebewesen auf der Welt eindringen und so viel Nahrung wie ich benötige vertilgen. Ich werde nach Herzenslust das Blut aller Lebewesen aussaugen und mein ständig wachsendes Hungergefühl befriedigen.“

Als ihr diese Gedanken durch den Kopf gingen, sagte Brahma: „Oh Karkati, deine Verehrung erfreut mich. Ich werde dir die gewünschte Gnade erteilen. Auch böse Menschen können alles von mir haben, wenn sie konsequent Tapas ausüben.“ Karkati sagte: „Lass mich ein Jiva Suchika werden – eine lebende Nadel.“ Brahma antwortete: „So sei es. Du sollst eine Suchika werden und die Vorsilbe „Vi“ vor deinen Namen erhalten. Von nun an heißt du "Visuchika". Du sollst jene heimsuchen, die ungesund essen, die unmäßig und böse sind und die an ungesunden Orten verweilen. Du erscheinst in der Gestalt des Windes in den Gedärmen und verursachst Galle, Blähungen, Darmkoliken, Vergrößerung der Milz und Cholera (Visuchika).“

Mit diesen Worten verschwand Brahma. Karkati nahm die Form eines Jiva Suchika an und begann, in die Körper aller Lebewesen einzudringen und sich von deren Blut zu ernähren. Sie war sehr zufrieden. Ihr Hunger war gestillt. Dann dachte sie nach: „Ich habe viele Menschen umsonst heimgesucht. Ich besitze ein sehr grausames Herz. Ich möchte nicht länger ein solches Leben führen. Ich werde wieder Tapas ausführen und Wissen erlangen.“

Wieder unterzog sie sich für weitere tausend Jahre am Himalaya den Tapas. Sie wurde von der Bürde ihrer Sünden befreit. Sie wurde von Liebe und Hass befreit. Jnana dämmerte in ihr. Sie erwarb das Licht des Wissens. Sie erfuhr das wirklich Wissenswerte. Sie fühlte wahre Wonne in ihrer Seele.

Nun kam Brahma freiwillig zu ihr und sagte: „Oh Karkati! Nun hast du die Erleuchtung erlangt. Du bist ein Jivanmukta geworden. Von nun an bleibst du in deiner alten Gestalt einer Rakshasi. Hafte dich an die Körper jener, die ohne Atma Jnana und ebenso grausam und böse sind. Geh zu den Unwissenden und erleuchte sie mit dem von dir erlangtem Wissen. Denn es gehört zur Natur der Guten und Großen, dass sie die Unwissenden von ihren Fehlern befreien. Verwende denjenigen, der dieses Wissen nicht annimmt, wenn es ihm durch dich angetragen wird, als passende Nahrung für dich.“ Mit diesen Worten verschwand Brahma.

„Karkati meditierte tief über den nondualen Brahman und verblieb lange Zeit in Nirvikalpa Samadhi. Als sie wieder in ihren Normalzustand zurückkehrte, überfielen sie Hungerattacken. Solange der Körper im gleichen Zustand verweilt, gibt er nie sein Dharma oder seinen Appetit auf. Sie erachtete das Töten von Tieren als Nahrungsquelle für sündhaft. Sie ging zu den Abhängen des Himalayas und erreichte das Land der Jäger. Sie hatte vor, die Körper der Unwissenden in Übereinstimmung mit den Anweisungen Brahmas zu verzehren. In der finsteren Nacht sah sie einen König und seinen Minister durch den Wald wandern. Des Königs Name war Vikrama. Karkati dachte erfreut, sie hätte schließlich eine richtige Mahlzeit gefunden. Sie wollte sie prüfen, ob sie Jnanais wären oder nicht. Sie gröhlte: „Wer seid ihr? Seid ihr Weise oder Unwissende? Ihr seid eine leichte Beute für mich geworden und euer Schicksal liegt bald in meinen Händen.“

Der König erwiderte: “Oh du Dämon! Gib nicht zu sehr an. Zeig uns deine Macht sofort. Was willst du wirklich? Nur Unwissende sehnen sich nach den Früchten ihrer Taten. Weise Menschen führen tugendhafte Handlungen immer ohne Früchte zu erwarten aus. Böse Menschen wie dich können wir wie Moskitos wegblasen. Wir sind sogar im Traum imstande, jeglichen Gegenstand jeglicher Person zu geben. Der Weise führt seine Taten mit ruhigem Geist, der von Vernunft und praktischem Wissen unterstützt wird, aus.“

Karkati begann zu vermuten, dass es sich um Weise handelte. So dachte sie nach: „Dies sind keine einfachen Menschen. Ein reiner, weiser Mensch kann durch seine Sprache, sein Gesicht und seine Augen beurteilt werden. Seine Seele drückt sich äußerlich durch die Mimik seines Gesichtes, seiner Augen und dem Klang und Ton seiner Sprache aus. Die Wörter, das Gesicht und die Augen spiegeln die inneren Gedanken eines Weisen wider. Dies gehört zusammen wie Salz und Wasser im Meer.

Literatur

Weblinks

Seminare

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