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:Die HATHA YOGA PRADIPIKA ist wohl der bekannteste und beliebteste Text zur Praxis und Philosophie des Hatha Yoga. In vier Kapiteln … | |||
:Dr phil Oliver Hahn | |||
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Aktuelle Version vom 31. August 2024, 13:14 Uhr
1. Kanda (Sanskrit: कन्द kanda m. u. n.) Wurzelknolle, im Hatha Yoga und Kundalini Yoga ein Energiefeld zwischen Beckenboden und Mitte des Bauches; Kanda kann des weiteren bedeuten: Zwiebel (Palandu); Knoblauch (Lashuna); die Knolle der Elefantenkartoffel (Shurana); Knoten, Knolle; Anschwellungen der Gebärmutter und der Vagina (Yoni); ein bestimmtes Metrum; ein bestimmter Takt; die Stelle im Körper, an der die meisten Nadis (Energiekanäle) zusammenlaufen, ungefähr am Perineum zwischen Geschlechtsorganen und Anus, nach anderen Angaben 12 Finger (Vitasti) oberhalb (des Muladhara Chakra (Hatha Yoga Pradipika 3.113-114). Der Kanda spielt im Hatha Yoga und im Kundalini Yoga eine wichtige Rolle.
2. Kanda (Sanskrit: कन्द kanda und कंद kaṃda m.) wörtl.: "Wasser-Spender" (Ka-Da); Wolke.
3. Kanda (Sanskrit: काण्ड kāṇḍa m. u. n.) Abschnitt, Stück; Halm, Stengel, Gerte; Pfeil; Rohr eines Knochens; Saccharum spontaneum (Kasha); Kapitel, Buch (das Epos Ramayana besteht aus sieben Kandas).
Bilder zu Kanda (Elefantenkartoffel)
Kanda कंस kanda Aussprache
Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Kanda, कंस, kanda ausgesprochen wird:
Sukadev über Kanda (Bedeutung 1 oben)
Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Kanda, Wurzelknolle
Kanda (mir kurzem a) heißt Knolle, Kanda heißt Wurzel, Kanda heißt auch Wurzelknolle. Kanda ist zum einen ein botanischer Begriff, man könnte ihn auch nehmen z.B. für die Zwiebel, aber eben insbesondere für Wurzelknolle oder auch jede Wurzel, da jede Wurzel eine Art Kanda ist. Im engeren Sinne, Kanda – die Wurzelknolle.
Kanda ist aber auch der Name für ein Chakra, man könnte auch sagen, eine Stelle, wo die ganzen Nadis beginnen oder die meisten der Nadis. Das ist im Bereich unterhalb des Muladhara Chakras, zwischen Steißbein und Geschlechtsorganen, dieser Bereich wird als Kanda bezeichnet. Kanda wird auch beschrieben als eine Art Ei, das am Beckenboden beginnt und dann nach oben bis zum Bereich oberhalb des Nabels geht, also eiförmig ist. Es gilt als bis zu fünfundzwanzig Zentimeter groß, manche Schriften sagen sogar, noch länger, zwölf Finger breit. Das hängt jetzt davon ab, wie breit ein Finger ist, manchmal wird auch gesagt, zwölfmal die Länge eines Fingerglieds. Also etwa fünfundzwanzig bis dreißig Zentimeter ragt es nach oben. Das ist Kanda, die Wurzelknolle. Der unterste Teil des Kandas ist direkt vor oder unterhalb des Muladhara Chakras und das Ziel ist z.B. mit Mula Bandha die Energie von Kanda in das Muladhara Chakra hineinzubringen und so auch Ida und Pingala, die beiden wichtigen Nadis links und rechts der Wirbelsäule, in der Sushumna im Muladhara Chakra zu vereinigen.
Kanda hat auch viele energetische Bedeutungen. Z.B. wirst du mit Mula Bandha Kanda aktivieren. In Siddhasana wird Kanda auch aktiviert. Die eine Ferse drückt von unterhalb des Kandas und die andere Ferse drückt vorne gegen die Schambeingegend, was auch hilft, dass durch den Druck auf diesen Bereich eine Auswirkung auf Kanda erzielt wird.
Auch was die Japaner als Hara bezeichnen, gehört zum Kanda, das ist so die Mitte des Kandas, denn der Hara ist ja unterhalb des Nabels, etwa in der Mitte des Bauches, das gehört auch zum Kanda. Also, Kanda – die Wurzelknolle. Kanda – die Wurzelknolle, an der die meisten der 72.000 Nadis beginnen. Kanda – eine wichtige Energieregion des Körpers auf die gerade die verschiedenen Hatha Yoga Techniken, Asanas, Pranayama, Mudras, Bandhas, wirken. Kanda – Knolle, Knoten, Wurzel, Wurzel-Energieregion.
Sukadev über Kanda (Bedeutung 2 oben)
Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Kanda, Abschnitt, Kapitel
Kanda (mit langem a, nicht zu verwechseln mit Kanda mit kurzem a) heißt Teil, Abschnitt, Kapitel. Kanda (mit kurzem a) heißt ja Wurzel, Knolle, Knoten. Kanda (mit langem a) heißt Teil, Abschnitt oder Kapitel. In manchen der großen indischen Schriften spricht man von Kanda. Z.B. im Mahabharata spricht man von Kandas. Und auch in anderen Schriften spricht man von Kanda.
In den Veden sagt man, es gibt zwei Kandas: Es gibt Jnana Kanda und es gibt Karma Kanda. Karma Kanda, da geht es um Karmas, hier verstanden als Rituale, aber auch um Handlungen. Und die Upanishaden, der letzte Teil der Veden, gilt dann als Jnana Kanda, der Teil, bei dem es um das Wissen geht. Also, Kanda – Teil, Abschnitt. In mancher der indischen Schriften ist Kanda die Bezeichnung für ein Kapitel. Und in den Veden gibt es eben zwei Hauptabschnitte, da ist Kanda nicht Kapitel, sondern Abschnitt. Es gibt den größeren Teil, den Karma Kanda, wo es um das Karma geht, um Rituale, Handlungen und wie man Verdienste erwirbt und welche Wirkung welche Handlung hat, also wie Handlungen wirken, wie das Gesetz des Karmas ist usw. Und der zweite Teil, der Hauptteil, der letzte Teil, ist dann Jnana Kanda, die Upanishaden, wo es darum geht, höchste Erkenntnis zu erlangen. Kanda – Teil, Abschnitt, Kapitel.
Kanda in der Hatha Yoga Pradipika
- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -
Kommentar zur Hatha Yoga Pradipika von Svatmarama 3. Kapitel, Vers 113
Hier beschreibt Svatmarama, Kanda. Kanda wird auch als Wurzelknolle bezeichnet. Sie erstreckt sich bis eine Spanne oberhalb des Muladhara Chakras und ist vier Finger breit. Kanda wird beschrieben als zart, weiß und wie in Baumwolle gehüllt. Aus Kanda entspringen die 72.000 Nadis.
Verschiedene Beschreibungen zu Kanda und seine Lokalisation
Zu Kanda gibt es verschiedene Aussagen. Manche meinen, dass Kanda sich nur oberhalb des Nabels, manche sagen, es befindet sich hinter dem Nabel. Es heißt auch, dass aus Kanda alle 72.000 Nadis entspringen. Kanda ist die Wurzelknolle und wenn man letztlich alle verschiedenen Schriften zusammen bringt, dann kommt man dazu, dass Kanda so etwas ist wie ein Ei. Der untere Teil dieses Eis ist zwischen Geschlechtsorganen und Anus. Also im hinteren Teil der Scheide.
Svatmarama nennt das an mehreren Stellen Kanda Yonih. Ich nenne es gerne Kanda Punkt. Also der untere Punkt , wo sich auch die Ferse befindet wenn man in Siddhasana sitzt. Oder auch den Punkt, den man aktiviert eben durch Shakti Chalini Mudra.
Kanda, als Ei, reicht dann nach oben, in den Bauchraum hinein. Svatmarama sagt hier, dass es zwölf Finger weit nach oben geht, das sind 31 Zentimeter, reicht also bis in den Bauchraum hinein. Manche sagen, dass es nur bis hinter den Nabel geht, das sind nicht ganz 31 Zentimeter, vielleicht höchstens 25 Zentimeter. Andere sagen, dass Kanda den ganzen Bereich umfasst, in dem sich die unteren drei Chakras befinden. Und so ist das diese Zentrale.
Kanda im Vergleich mit anderen Traditionen
In Japan gibt es den sogenannten Hara. Dieser befindet sich etwas unter dem Nabel, Hara spielt in verschiedenen fernöstlichen Kampfsportarten eine gewisse Rolle. Dabei ist Hara eine Stelle im Bauch, auf die man sich zentrieren soll. Dieser Punkt, spielt in der traditionellen chinesischen Medizin, in Japan und in vielen Kampfsportarten eine wichtige Rolle als zentraler Energiepunkt. Er ist quasi in der Mitte von diesem Kanda.
Sushumna Nadi und Saraswati Nadi
Kanda verbindet letztlich die Energie der unteren drei Chakras. Es gibt in diesem Bereich drei Nadis. Zum einen die Sushumna Nadi, die mehr hinten in der Wirbelsäule verläuft. Weiter vorne gibt es Nadi und das wird in manchen Büchern als Saraswati Nadi bezeichnet. Die also die vorderen Bereiche der Chakras miteinander verbindet. Und Kanda ist letztlich dazwischen als eine Wurzelknolle, wie ein Ei.
Kanda stellt man sich vor als zarter und weißer Punkt, der in wie in einen Baumwollstoff gewickelt erscheint. Und hier sind die verschiedenen Nadis zu finden.
Video - Kanda in der Hatha Yoga Pradipika
Kanda als Energiefeld, Energieknolle, Basis der verschiedenen Nadis, spielt in der Hatha Yoga Pradipika von Svatmarama eine wichtige Rolle.
Hier ein Vortrag zum Thema Kanda laut Hatha Pradipika Kapitel 3, Vers 113 von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga.
Kanda, der Ursprung aller Nadis
- Abschnitt aus "Die Kundalini Energie erwecken" von Sukadev Bretz -
In modernen Yoga-Büchern liest man viel von Nadis und Chakras. Wenig hingegen liest man in der heute populären Yoga-Literatur über den Kanda, der doch in den Hatha-Yoga-Schriften (beispielsweise in der Hatha-Yoga-Pradipika) immer wieder erwähnt wird. In den alten Hatha-Yoga-Schriften nehmen Sonne, Mond und Kanda einen sehr viel größeren Raum ein als die heute so häufig erläuterten sieben Chakras. Ich meine, es ist an der Zeit, dass Yoga-Praktizierende sich dieses machtvollen Energiebereichs bewusster werden.
Kanda, Energiezentrum im Beckenbereich
Kanda heißt „Knolle“, „Wurzelknolle“. Der Kanda ist ein eiförmiges Energiezentrum im Beckenbereich. Im Inneren ist er golden, außen von einer weißen Membran bedeckt. Sein unteres Ende ist beim Mann im Perineum zwischen Hodensack und Anus, bei der Frau im hinteren unteren Bereich der Scheide. Das untere Ende wird auch als „Kanda-Punkt“ bezeichnet. Es gibt zahlreiche Hatha-Yoga-Übungen, um diesen Kanda-Punkt zu stimulieren beziehungsweise zu aktivieren. Der eiförmige Kanda geht durch die Prostata beziehungsweise die Gebärmutter nach oben bis zum Punkt zwischen Nabel und Wirbelsäule. Er ragt damit in den Bereich der Sonnenenergie hinein.
Darum werden das japanische Energiezentrum Hara und der chinesische Tan Tien manchmal mit der Ha-Energie (Sonnenenergie) und manchmal mit dem Kanda in Beziehung gebracht.
Kanda gilt als der Ursprung der 72 000 Nadis, oder doch der meisten dieser Nadis. Im Kanda beginnen Ida, Pingala und Sushumna. Im Kanda entspringt das Muladhara-Chakra, welches der Sitz der Kundalini-Energie ist. Kanda als „Wurzelknolle“ ist ein von Erdenergie geprägtes Chakra. Es ist wichtig, den Kanda zu spüren, zu entspannen, zu aktivieren und sich im Kanda zu zentrieren, bevor man mit fortgeschrittenen Energiepraktiken beginnt. So bekommt man die notwendige Erdung, die notwendige Festigkeit.
Genauso ist es notwendig, sich nach einer intensiven Energiearbeit zu erden. Ein Schritt dafür ist es, sein Bewusstsein in den Kanda zu bringen. Damit kann das erweckte Prana auch aus den höheren Energiezentren in die verschiedenen Nadis fließen und sich somit im normalen Alltag manifestieren.
Erdende Übung
Die im Kapitel „Apana Vayu“ beschriebenen Übungen Mula Bandha und Ashwini Mudra stimulieren auch den Kanda und helfen bei der Erdung. Hier eine weitere einfache erdende Übung:
Setze dich ruhig und gerade hin. Wenn du kannst, setze dich in Siddhasana (mit der Ferse unter dem Kanda-Punkt). Wenn du dich auf ein Kissen setzt, dann so, dass eine Kante des Kissens unter dem Kanda-Punkt spürbar ist. Wenn du dich auf einen Stuhl setzt, dann so, dass eine Kante des Stuhles unter dem Kanda-Punkt ist. Atme ein paar Mal normal ein und aus. Stelle dir den Kanda wie ein goldenes Ei zwischen Beckenboden und der Höhe des Nabels in der Bauchmitte vor. Bringe dein Bewusstsein ganz in dieses goldene Ei. Wenn du Mula-Bandha oder Ashwini-Mudra beherrschst, übe diese ein paar Mal, um den Kanda besser zu spüren.
Stelle dir vor, der Kanda strahlt ein goldenes Licht aus. Werde dir bewusst, dass du über den Kanda mit Mutter Erde verbunden bist. Ruhe in dieser Festigkeit. Nach ein paar Atemzügen stelle dir vor, dass von dem goldenen Ei Lichtlinien in den ganzen Körper gehen, in die Beine bis zu den Füßen, in den Rumpf bis zum Kopf, in die Arme bis in die Finger. Spüre, dass dein ganzes Energiesystem golden leuchtet. Wisse, dass du inmitten all dieser kreisenden Energien stets in diesem Kanda ruhen kannst.
Weitere Videos zum Thema Kanda
Shakti Chalani Mudra und Kanda - HYP III Vers 114
Die Kundalini schläft oberhalb des Kanda - HYP III 107
Siehe auch
- Kandaka
- Kandagranthin
- Kandatikta
- Kandatiktaka
- Kandapunkha
- Kandamula
- Kandamulaka
- Kandekshu
- Kandamrita
- Kandalata
- Kandaruha
- Kandavalli
- Kandarha
- Kandavardhana
- Kandashurana
- Kandota
- Kandottha
- Anandakanda
- Ikshukanda
- Ugrakanda
- Katukanda
- Karmakanda
- Chandalakanda
- Jnanakanda
- Gundakanda
- Manakanda
- Tikshnakanda
- Tivrakanda
- Trikanda
- Tailakanda
- Devikanda
- Dirghakanda
- Krishnakanda
- Kshirakanda
- Dridhakanda
- Payahkanda
- Pindakanda
- Malakanda
- Mahakanda
- Mahishakanda
- Mahishikanda
- Romakanda
- Lalakanda
- Varahakanda
- Vishnukanda
- Shabarakanda
- Shurakanda
- Shrikanda
- Shringakanda
- Shyamakanda
- Shvetakanda
- Shvetavidarikanda
- Sahasrakanda
- Sukanda
- Sukarakanda
- Sukandaka
- Sukandin
- Ruchyakanda
- Karabhakandika
- Dirghakandika
- Asava
- Bisa
- Khanda
- Goraksha Paddhati Vers 1.24
- Goraksha Shataka Version 1 Vers 16
- Yogachudamani Upanishad Vers 14-15
- Hatha Yoga Pradipika 3.113-114
Weblinks
Literatur
- Swatmarama: Hatha Yoga Pradipika
- Sukadev Bretz: Die Kundalini Energie erwecken auch als eBook
- Swami Sivananda: Die Wissenschaft des Pranayama
- Swami Vishnudevananda:Das große illustrierte Yoga Buch
- Sukadev Bretz: Das Yoga Vidya Asana-Buch
- Yoga Vidya: Das große Yoga Vidya Hatha Yoga Buch
- Martin Mittwede, Spirituelles Wörterbuch Sanskrit-Deutsch
- Wilfried Huchzermeyer, Das Yoga-Lexikon
Seminare
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- Dr phil Oliver Hahn
Jahresgruppe Sanskrit - Lektüre Hatha Yoga Pradipika (Teil 2)
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- Dr phil Oliver Hahn