Shakti Chalini Mudra
Shakti Chalini Mudra - Wenn möglich, in den Lotus (Padmasana) setzen. 8-12 Mal Bhastrika Atem. Dann 5-8 Mal Agni Sara oder Nauli. Tief einatmen, Luft anhalten. Alle drei Bandhas setzen. Hände oder Fäuste auf den Boden geben. Backen heben und fallen lassen, solange, wie du die Luft anhalten kannst. Dann ausatmen, 5-8- Mal Agni Sara oder Nauli. Mache 2-5 Runden.
Shakti Chalini Mudra in der Hatha Yoga Pradipika
- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -
Kommentar zu den Versen 104 bis 112 des 3. Kapitels der Hatha Yoga Pradipika
104. Vers:
- atha śakti-cālanam-kuṭilāṅgī kuṇḍalinī bhujaṅgī śaktir īśvarī |
- kuṇḍaly arundhatī caite śabdāḥ paryāya-vācakāḥ ||104||
„Jetzt wird Shaktichalani erklärt: Die mit gekrümmten Gliedern (Kutilangi), die aufgerollte Schlange (Kundalini), die Schlange (Bhujangi), Energie (Shakti), Göttin (Ishvari), die Aufgerollte (Kundali) und der Morgenstern (Arundhati) – diese Wörter sind Synonyme.“
Damit gibt uns Svatmarama einen gewissen Schlüssel für verschiedene Mythen. Wir finden in manchen Mythen einen Bezug auf die Morgenröte (Arundhati). Dann wird irgendetwas von einer Energie (der Shakti) gesprochen, die Göttin (Ishvari) wird angesprochen und wir finden Schlagen (Bhujangi). Er sagt, das sind alles Bezeichnungen für die Kundalini.
Kundalini öffnet das Tor zur Befreiung
105. Vers:
„So wie man eine Tür vermöge eines Schlüssels aufschließt, genau so öffnet der Yogi das Tor zur Befreiung mit Hilfe der Kundalini durch (die Praxis von) Hatha-Yoga.“
Wir brauchen einen Schlüssel, um ein Tor aufzumachen. Wir öffnen das Tor zur Befreiung durch die Erweckung der Kundalini. Das können wir durch Hatha Yoga erreichen. So hat Hatha Yoga eben einen Sinn, die Kundalini zu erwecken.
106. Vers:
„Die schlafende Göttin blockiert mit ihrem Mund diesen Weg bedeckend durch den der Ort Brahmans, der frei ist von Krankheit, erreicht wird.“
Also die Kundalini ist im Muladhara Chakra, unterstes Chakra. Dabei ist ihr Mund nach unten am Eingang der Sushumna und so wird der Weg blockiert. Der Ort von Brahman ist Sahasrara Chakra. Die Sushumna ist der Weg. Wenn Brahman erreicht ist, sind wir frei von allen Krankheiten, von allen Problemen des Lebens. So gilt es die schlafende Göttin zu erwecken.
107. Vers:
„Oberhalb des Kanda schläft die Kundalini (Kundalinishakti), die zur Befreiung des Yogi, und zur Fessel für den Verwirrten wird. Wer diese kennt, ist ein Kenner des Yoga (Yogavit).“
Der Kanda ist eigentlich ein ganzes Energieei, das vom Beckenboden ausgeht und bis in der Nabelgegend ist. Aber er spricht hier vom Kandapunkt, die untere Wurzelknolle. Das ist beim Mann zwischen Hodensack und Anus und bei der Frau der ganze Bereich von Scheide bis zum Damm. Von der geht der Kanda bis in die Nabelgegend und sieht eben wie ein Ei oder eine Knolle aus. Die Kundalini schläft oberhalb des Kanda, eben da, wo das Muladhara Chakra ist. Wenn die Kundalini erwacht, führt es zur Befreiung. Ist die Kundalini am schlafen, ist der Verwirrte gefesselt.
Wer Kundalini aktiviert kommt zur Befreiung
108. Vers:
„Die Kundalini, sagt man, ist von gewundener Gestalt wie eine Schlage. Wer diese Kraft (Shakti) schüttelt, ist befreit. Darüber besteht kein Zweifel.“
Die Kundalini sollte man schütteln. Schütteln soll heißen: Intensiv aktivieren. Wie macht man das? Darüber wird er nachher sprechen. Die gewundene Schlange soll auch heißen, in Indien gibt es Schlangen, die erstmal friedlich aussehen und aufgerollt sind, wenn man sie reizt gehen sie plötzlich nach oben und das kann auch bedrohlich sein.
Kundalini soll durch Sushumna aufsteigen
109. Vers:
„In der Mitte zwischen dem Ganga- und Yamuna-Fluss soll die junge Asketen-Witwe mit Gewalt gefangen werden. Dieses ist der beste Fußabdruck von Vishnu.“
Das bezieht sich auf einen Mythos. Dort gibt es die junge Asketenwitwe, die in dem Mythos dadurch Befreiung bringt, dass man mit ihr ringt. Sie könnte auch durch einen freundlichen Fuß von Vishnu zum Höchsten kommen. Oder wenn man einen Fußabdruck von Vishnu findet, wird man auch zum höchsten Ort kommen. Man kann auch sagen, dass „viṣṇoḥ paramaṁ padam“ auch der Ort ist. Man kann statt „Fußabdruck von Vishnu“ auch sagen: „Es führt zum höchsten Ort von Vishnu.“.
Die Kundalini ist zwischen Ganga und Yamuna. Ganga und Yamuna symbolisieren Ida und Pingala. Dann gibt es noch den Saraswati Fluss. Der symbolisiert die Sushumna. Der gilt als subtiler Fluss. Die Ganga und Yamuna treffen sich. Es heißt, dass dort drei Flüsse zusammenkommen. Deshalb heißt es „Triveni“. Der dritte Fluss ist Sarasvati, der subtil ist. So gibt es Ida und Pingala, die Mond- und Sonnenenergien transportieren. Dort in der Mitte ist die Asketenwitwe Kundalini. Diese soll man aktivieren. Dann fließt sie durch die Sushumna nach oben und man kommt zum höchsten Ort von Vishnu.
110. Vers:
„Der Ida-Energiekanal (Nadi) ist der heilige Ganga-Fluss. Der Pingala-Energiekanal (Nadi) ist der Yamuna-Fluss. Und in der Mitte zwischen Ida und Pingala ist die Kundalini, die junge Witwe.“
Witwe, eigentlich kann man Strohwitwe sagen. Warum Witwe? Sie ist nicht mit Shiva vereinigt. Letztlich will Kundalini als Shakti eins mit Shiva werden. Solange die Kundalini von Shiva getrennt ist, ist sie eine Witwe. Letztlich eine Strohwitwe. Jetzt geht es darum, wie wir die Kundalini erwecken:
Wie wird die Kundalini erweckt
111. Vers:
„Fasse die schlafende Schlange (Bhujanga) an ihrem Schwanz und wecke diese auf. Den Schlaf zurücklassend geht diese Shakti durch die Kraft nach oben.“
„Pucche“ (Am Schwanz, am hinteren Ende) soll man sie „pragṛhya“ (ergreifen, besteht aus „pra“ und „grah“). So soll man sie erwecken. Es wird nicht genau gesagt, wie man die Schlange dort ergreift. Letztlich wird gesagt, dass Shakti Chalini bedeutet, dass du dich in den Lotussitz setzt, erst Bhastrika übst, so das Prana in Bewegung bringst. Dann atmest du ein, gibst die Hände auf den Boden und hebst und senkst das Becken wieder und wieder. Dabei wird der Kanda immer wieder auf den Boden kommen. Du hältst aber auch Mula Bandha. Das aktiviert die Kundalini. Du kannst auch sagen, das ist „pra grah“, das Aktivieren von „Bhujangi supta“ (die schlafende Schlange). So wird sie aus ihrem Schlaf erweckt und die Shakti (Energie) geht nach oben. Das soll man mit Macht machen. Hier steht ja auch mit „haṭhāt“. Haṭhāt heißt mit Macht, Kraft und zwangsläufig, unbeirrt. Man kann auch sagen, dass man das mit Hatha Yoga macht. Also aktivieren wir die Energie mit Shakti Chalini Mudra und bringen die Energie so nach oben.
Praxis von Shakti Chalini Mudra
112. Vers:
„Und bewege so immer diese ruhende huttragende Schlange am Morgen und am Abend für eineinhalb Stunden. Atme ein durch das rechte Nasenloch (Surya) und fasse mit der Paridhana Technik.“
Da gibt es verschiedene Interpretationen von. Zunächst sagt er: Du übst Shakti Chalini zweimal am Tag, morgens und abends für eineinhalb Stunden. Er gibt im 2. Und 3. Kapitel der Hatha Yoga Pradipika verschiedene intensive Praktiken. Er sagt an einer Stelle: Achtmal am Tag sollte man die drei Mudras üben. Dann sagt er, man soll zweimal oder immer wieder am Tag Uddiyana Bandha üben. Hier sagt er, dass man morgens und abends eineinhalb Stunden lang Shakti Chalini übt. Dabei atmet man immer durch das rechte Nasenloch ein, hält die Luft an und atmet anschließend links aus. Die Paridhana Technik wird manchmal Nauli genannt.
Paridhana heißt „die Methode des Umlegens“. Das heißt, dass man im Sitzen nach dem Ausatmen Nauli übt. Dann atmet man rechts ein, hält die Luft an und hebt und senkt das Becken wieder und wieder. So kann man die Kundalini erwecken. Auf gewisse Weise ist das Teil der Bhastrika Mudra Reihe wie wir sie bei Yoga Vidya lehren. Wir machen es aber nicht eineinhalb Stunden, sondern vielmehr drei bis fünf Runden.
Du atmest so fest wie möglich ein und aus - Bhastrika. Dann atmest du aus, hältst die Lungen leer. Wenn es geht, machst du Nauli ansonsten Agni Sara. Dann atmest du rechts ein. Halte die Luft an. Gib die Hände auf den Boden. Machen Mulabandha und hebe und senke das Becken wieder und wieder. Danach atme durch das linke Nasenloch wieder aus. Das ist Shakti Chalini. Wenn dein System gereinigt ist, du Hingabe hast, vom Karma und Samskaras her bereit bist, kannst du damit die Kundalini erwecken. Aber keine Angst, allein durch physisches Ausführen von Mudras wirst du die Kundalini nicht erwecken. Du brauchst Reinigung und du brauchst Gnade.
Video - Shakti Chalini Mudra in der Hatha Yoga Pradipika
Siehe auch
Literatur
- Asana Pranayama Mudra Bandha von Swami Satyananda Saraswati
- Sukadev Bretz: Die Kundalini Energie erwecken
- Swami Sivananda: Die Wissenschaft des Pranayama
- Swatmarama: Hatha Yoga Pradipika
- Swami Vishnudevananda:Das große illustrierte Yoga Buch
Seminare
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