Yoga als Ressource für ein ge-glück-tes Leben: Unterschied zwischen den Versionen

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Im Westen gibt es Hatha Yoga seit den 1930er Jahren, wobei er erst seit den 1960er Jahren richtig populär wurde, unterstützt durch einige bekannte Anhänger wie beispielsweise dem Schweizer Psychoanalytiker [[Carl Gustav Jung]] oder dem Dirigent und Violinenvirtuose [[Yehudi Menuhin]]. Bis heute wird Yoga im Westen oft aus der körperorientierter Perspektive gesehen und geübt, wobei die spirituelle [[Entwicklung]] dabei meist gänzlich in den Hintergrund rückt. Aspekte der [[Selbstverwirklichung]] und der Spiritualität setzen sich jedoch seit den späten 1990er Jahren wieder stärker durch. Es gibt mittlerweile neben den klassischen vier Yogawegen unzählige Unterformen, die hauptsächlich dem Hatha Yoga zuzuordnen sind ((Vgl.) Trökes, 2000, S.18-20).
Im Westen gibt es Hatha Yoga seit den 1930er Jahren, wobei er erst seit den 1960er Jahren richtig populär wurde, unterstützt durch einige bekannte Anhänger wie beispielsweise dem Schweizer Psychoanalytiker [[Carl Gustav Jung]] oder dem Dirigent und Violinenvirtuose [[Yehudi Menuhin]]. Bis heute wird Yoga im Westen oft aus der körperorientierter Perspektive gesehen und geübt, wobei die spirituelle [[Entwicklung]] dabei meist gänzlich in den Hintergrund rückt. Aspekte der [[Selbstverwirklichung]] und der Spiritualität setzen sich jedoch seit den späten 1990er Jahren wieder stärker durch. Es gibt mittlerweile neben den klassischen vier Yogawegen unzählige Unterformen, die hauptsächlich dem Hatha Yoga zuzuordnen sind ((Vgl.) Trökes, 2000, S.18-20).
=====Die vier traditionellen Yogawege auf einen Blick=====
(Vgl.) Bretz, 2003 und Feuerstein, 2008.
======Karma Yoga=======
[[Karma Yoga]] wird als Yoga der Tat bezeichnet und sieht den [[Sinn]] des Lebens im selbstlosen Dienen. Indem man seine Lebensumstände annimmt und sein Schicksal als Chance begreift, handelt man im Sinne des Karma Yoga. Die wichtigste Schrift des Karma Yoga ist die [[Bhagavad Gita]], die Hinweise zum richtigen Handeln und Entscheiden im täglichen Leben gibt und dabei hilfreich ist, spirituelle Werte im [[Alltag]] zu integrieren und zu leben.
Übersetzt bedeutet das Wort “[[Karma]]” Handlung, Produkt, Arbeit oder Wirkung. Im Karma Yoga geht es darum, Freiheit im Handeln zu erlangen und alle egoistischen Motivationen aufzulösen. Ideal ist es, wenn das Handeln nicht mehr durch das [[Ego]] getrieben wird und das selbstlos getan wird, was getan werden muss. Wir opfern durch dieses egofreie Handeln unser Ich. Grundannahme des Karma Yoga ist, dass man nicht Nicht-Handeln kann, aber genau deshalb handelt man auch, indem man nicht handelt. Einer der bekanntesten Karma Yogis war der gewaltfreie Widerstandskämpfer [[Mahatma Gandhi]]. Er übernahm [[Verantwortung]] für sich und ein ganzes [[Volk]] und diente selbstlos und ohne Groll, um seine [[Pflicht]] zu erfüllen.
======Bhakti Yoga======
[[Bhakti Yoga]] ist der Yoga der [[Liebe]] und [[Hingabe]] (zum Göttlichen). Durch verschiedene Praktiken wie [[Gebet]]e, [[Mantra]] Singen, Rituale und das Erzählen von Mythen und Heiligengeschichten soll das [[Herz]] geöffnet werden, damit der Übende in Kontakt mit dem Göttlichen gelangen kann. “[[Bhakti]]” bedeutet “in Gott sein” und ist höchste selbstlose Liebe zu [[Gott]].
======Jnana Yoga======
[[Jnana Yoga]] wird als philosophischer Teil des Yogas oder Yoga des [[Wissen]]s betrachtet. Genau wie die Philosophie stellt er Fragen wie: [[Wer bin ich]]? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist der [[Sinn]] des [[Leben]]s? Was ist wirklich? Was ist [[Glück]]?
Jnana Yoga gliedert sich als Weg der Erkenntnis in vier Stufen:
*Die erste Stufe umfasst das Hören bzw. Lesen von Weisheit;
*die zweite Stufe das Nachdenken darüber (und eventuell diskutieren);
*der dritte Schritt beinhaltet das [[Meditation|Meditieren]], um über das intellektuell Erfassbare hinauszugehen und es intuitiv begreifen zu können. Der vierte und letzte Schritt besteht darin, die Wahrheit vollständig zu erkennen und sie zu verwirklichen. Die meisten Schriften im Jnana Yoga sind in Dialogform, Gespräche zwischen [[Meister]] und [[Schüler]], verfasst. Es geht darum, zwischen Realem und Nicht-Realem unterscheiden zu lernen, um so zur Erfahrung des höheren [[Selbst]] zu gelangen. Mit Hilfe der nondualistischen (ein nondualistisches Weltbild unterscheidet nicht in Gott und Individuum, d.h. die beiden Dualitäten sind aufgehoben) [[Vedanta]] Philosophie lernt der praktizierende Jnana Yogi, dass [[Brahman]] (das Göttliche) die unendliche, ewige und somit höchste Wirklichkeit ist und jedes Individuum eins mit ihm ist. Die Welt ist nichts als trügerischer Schein und nur Brahman ist die Quelle von Weisheit und [[Glückseligkeit]].
Raja Yoga :
Dieser Yogaweg ist der jüngste unter den vier traditionellen Yogawegen und wird seit dem 16. Jahrhundert vermehrt praktiziert. Der Raja Yoga wird auch Königsyoga genannt und befasst sich
vor allem mit der Schulung und Konzentration des Geistes und mit dem Ziel der meditativen Selbst- erforschung. Dazu gehören Techniken des mentalen Trainings und der Meditation.Übungstechniken des Raja Yoga umfassen Affirmationen (z.B. “Ich bin geduldig.”), Visualisierungen (Techniken zur geistigen Vorstellung von gewünschten Zuständen) , Achtsamkeit, Selbstbeobachtung und verschie- dene Meditationstechniken. Der Raja Yoga stützt sich auf die Yoga Sutras des Patanjali, der in ei- nem acht- gliedrigen Pfad (ashtanga marga) die Funktionsweise des Geistes beschreibt, die Ursachen von Leid erklärt und wie man künftiges Leid vermeiden kann. Es ist deshalb so wichtig
zu wissen, wie der Geist beschaffen ist, da das gesamte menschliche Handeln durch den Zustand des Geistes bestimmt wird. Nur ein klarer Geist lässt ein erfolgreiches und konzentriertes Handeln zu. Im Alltag beschäftigt sich der Geist jedoch oft mit bereits Vergangenem oder Zukünftigen und ist mit seiner Aufmerksamkeit nicht in der Gegenwart, sondern zerstreut und abgelenkt. Ein weiterer wichtiger Punkt den Patanjali anspricht, sind die Hindernisse für mehr Klarheit und Ruhe, die sogenannten kleshas. Dazu gehört die falsche Einschätzung der eigenen Person; das Verlangen, etwas haben zu wollen; Abneigung oder Abwehr (etwas vermeiden wollen); Ängste und falsches Wissen. Die menschliche Wahrnehmung ist nie objektiv, sondern immer von Wünschen, Projektionen, Ängsten etc. geprägt.
Jede der acht Stufen des Yogaweges baut auf der anderen auf. Die ersten beiden Stufen beinhalten Verhaltensregeln, die das tägliches Leben erleichtern sollen. Sie geben Richtlinien, wie man sich anderen gegenüber verhalten soll und welche Werte für jeden Einzelnen gelten sollten. Es muss also mit der ersten Stufe (yama) begonnen werden, die Vorschläge für das Handeln in der Welt und den Umgang mit anderen Menschen enthält. Man soll gewaltfrei, liebevoll, offen und wahrhaftig gegen- über seinen Mitmenschen sein. Die zweite Stufe (niyama) beinhaltet Ratschläge, die man selbst um- setzen muss: dazu gehören Qualitäten wie Zufriedenheit, Selbstreflexion, körperliche und geistige
25 Ein nondualistisches Weltbild unterscheidet nicht in Gott und Individuum, d.h. die beiden Dualitäten sind aufgehoben.
Reinheit, Vertrauen und stetiges Bemühen. Die dritte und vierte Stufe sind äußerliche Körper- übungen, die Körperstellungen (asanas) und Atemkontrolle (pranayama). Die asanas helfen den Menschen sich zu sammeln und zu zentrieren. Patanjali beschreibt auch genau welche Qualität eine asana haben soll: sie soll stabil und gleichzeitig leicht (Anm.: unverkrampft) sein. Die Regulierung des Atems hilft, Zugang zu den eigenen Gefühlen zu bekommen und den Geist zu klären bzw. zu beruhigen. Diese ersten vier Stufen sind für die meisten Menschen gut zugänglich und zudem gut geeignet, um die eigenen Ressourcen zu aktivieren und diese nutzen zu können. Der Beitrag von asanas und pranayama liegt hierbei deutlich auf der Hand, denn sie verhelfen direkt zu mehr Klar- heit und innerer Zentrierung. (Mehr dazu in den folgenden Kapiteln.)
Die nächsten vier Stufen sind anspruchsvollere geistige Übungen, die damit beginnen die Sinne die innere Mitte des Menschen zurückzuziehen (5.Stufe: pratayahara), langsam die Konzentration stei- gern (6.Stufe: dharana) bis man völlig selbstvergessen und mühelos in der Meditation (7.Stufe: dhyana) sitzen kann. Die letzte Stufe des achtgliedrigen Pfades ist samadhi und beschreibt den Zustand der vollständigen inneren Freiheit. In samadhi verschmilzt das, was man tut und empfindet und man fühlt die Einheit zwischen sich und der Welt. Dieser letzte Zustand wird auch Befreiung oder Erleuchtung genannt und nur von sehr wenigen Menschen erreicht. Auch wenn man demnach auf dem Yogapfad kaum Aussicht auf diese vollkommene Erlösung hat, lohnt es sich die innere Sammlung der Stufen 5 bis 7 zur Schulung des Geistes zu üben, um dem Glück ein Stück näher zu kommen. Die mentalen Prozesse im Yoga und deren Auswirkungen auf die Lebensqualität erkläre ich ausführlich im dritten Kapitel.
Hatha Yoga:
Hatha Yoga entwickelte sich im Mittelalter und ist der wohl im Westen bekannteste Yoga, wobei er häufig auf seine körperliche Komponente reduziert wird. Es gibt zwar viele praktische und körper- liche Übungen im Hatha Yoga wie Yogastellungen (asanas), Atemübungen (pranayama), Tiefen- entspannungstechniken, Ratschläge für eine gesunde Lebensführung und Ernährung, die jedoch alle einem höheren, spirituellen Ziel dienen: das Transzendieren des Ich, des Selbst und die Verwirk- lichung des Göttlichen. Hatha Yoga ist eine Unterform des Raja Yoga und soll den Menschen zum Raja Yoga befähigen und vorbereiten. “Hatha” bedeutet übersetzt soviel wie Anstrengung. Die Sil- be “Ha” bedeutet Sonne (wärmende, aktivierende Energie), “Tha” bedeutet Mond (kühlende, auf- bauende Energie), was im übertragenen Sinn so gedeutet werden kann, dass Hatha Yoga die Verei- nigung und Harmonisierung der beiden Energien darstellt. Der Yogi sorgt für sich und seine Ge- sundheit verantwortungsvoll. Der Körper ist der Tempel der Seele und wird dementsprechend ge- pflegt. Der Mensch wird jedoch nicht nur auf den physischen Körper reduziert, sondern als Ganzes
betrachtet: als Einheit von Geist, Körper und Seele. Neben den körperorientierten Übungen werden auch positives Denken und intensive Meditation geübt.
Kundalini Yoga:
Kundalini Yoga ist auch eine Unterform von Raja Yoga und dient der Energieerweckung. Kunda- lini Yoga ist ein Teil des Tantra und wird deshalb auch oft weißer Tantra genannt. Zum weißen Tantra gehören Praktiken zur Reinigung des Astralkörpers und zur Erweckung der Schlangen- energie (Kundalini). Es gibt fünf Zweige des Kundalini Yoga:
Mantra Yoga: Durch Klangenergien in Worten oder Buchstaben werden Energiekanäle (Nadis) und
Energiezentren (Chakras) angesprochen.
Nada Yoga: Klangenergien in Form von Noten und Musikinstrumenten wirken auf den Menschen. Yantra Yoga: Mit Hilfe von Konzentration auf geometrische Formen und Figuren, Farben und Symbole werden Energien geweckt.
Laya Yoga: Im Yoga der Auflösung werden grobstoffliche Energien durch Meditation transfor- miert und als göttliche Energie wahrgenommen.
Hatha Yoga : Praktiken, die den Körper vorbereiten. (siehe Hatha Yoga)


==Siehe auch==
==Siehe auch==

Version vom 7. Februar 2014, 19:01 Uhr

Shakti-Ebene offen.jpg

Bei der nachfolgenden Arbeit des Bereichs "Allgemeine Pädagogik" handelt es sich um die Diplomarbeit von Helena Feldmeier-Vogel, vorgelegt im WS 2009/2010 an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg; betreuende Dozenten: Prof. Dr. Wolfgang Knörzer und Dr. Helmut Wehr.

Yoga als Ressource für ein ge-glück-tes Leben - Körpererfahrung und mentales Training zur ganzheitlichen Persönlichkeitsförderung und zum individuellen Wohlbefinden

“Lokah Samastah, Sukhino Bhavanthu”
(Indisches Friedensmantra aus den Veden zur Rezitation. Es wird drei Mal wiederholt. Übersetzung: Mögen alle Wesen Glück und Harmonie erreichen / erfahren.)

Vorwort

Die Idee zu dieser Arbeit reifte gemeinsam mit Prof. Dr. Wolfgang Knörzer, der sich selbst seit vielen Jahren mit dem Thema Körpererfahrung und Selbstmanagement beschäftigt. An dieser Stelle möchte ich den beiden betreuenden Dozenten, Wolfgang Knörzer und Helmut Wehr, danken, dass sie mich vor allem bei der bürokratischen Durchsetzung des Themas und der Frage der Betreuungszuständigkeit unterstützt haben. Die Diplomarbeit wäre sonst in dieser Form nicht möglich gewesen.

Die vorliegende Arbeit profitiert von meiner eigenen Yogapraxis und meiner Erfahrung als Yogalehrerin. Alle beschriebenen Phänomene und Methoden im Zusammenhang mit Yoga habe ich selbst erlebt und bereits an viele Schüler weitergeben können. Aufgrund meiner Wahrnehmungen und Beobachtungen bin ich nach wie vor überwältigt vom Potential des Yoga in Bezug auf Wohlbefinden, psychische und physische Gesundheit, Glück, Freude, Fähigkeiten zur Selbstregulation, Harmonie- und Balancefähigkeit. Yoga bietet auch für Menschen in der heutigen Gesellschaft alles, was sie brauchten, um sich körperlich und geistig wohl zu fühlen und das Leben selbstbestimmt genießen zu können.

So ganzheitlich wie ich selbst Yoga erlebe und lehre, soll auch diese Arbeit sein. Yoga ist für mich nicht auf Stressmanagement, Fitnessaspekte oder Bewusstseinsschulung zu reduzieren. Körpererfahrungen in Form von Yoga-Asanas und Atemübungen (Pranayama), sowie auch mentales Training durch Meditation, positives Denken und Affirmationen können den Menschen ganzheitlich ansprechen und dazu beitragen, seine Grundbedürfnisse(die psychischen Grundbedürfnisse nach Klaus Grawe sind: Selbstwerterhöhung, Kontrolle, Bindung und Lustgewinn bzw. Unlustvermeidung (siehe Kapitel 1.II.)) zu befriedigen. Der Körper und die mentale Achtsamkeit sind Ressourcen (Kraftquellen, Potentiale), die jedem Menschen zugängig sind und die die Lebensqualität und Lebensfreude erheblich steigern können.

Einleitung

Körpererfahrung und mentales Training für ein ge-glück-tes Leben!

Problemstellung

Die Annahme, dass der Mensch einen Verstand hat, der ihn wie ein Autopilot steuert und der sein Wesen grundlegend definiert, ist mittlerweile überholt. Die Vorstellung von einer tiefen und un trennbar verwobenen Einheit von Körper, Geist und Seele ist jedoch keineswegs eine Erfindung unserer Zeit, denn es gab sie bereits vor Jahrtausenden in den Anfängen und Wurzeln des Yoga und in vielen anderen östlichen Lehren und Traditionen (z.B.: im Buddhismus und im Daoismus). Das Zusammenspiel und die Wechselwirkung der Einheit von Körper und Geist hat einen großen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen. Selbst an vermeintlich rein kognitiven Prozessen, wie Entscheidungsfindung, ist der Körper beteiligt (siehe somatische Marker (1.V) und Motto-Ziele (2.V.)) Trotzdem wurde in der Wissenschaft bisher meist der Intellekt und der Geist, also kognitive Prozesse, berücksichtigt und der Körper wurde oft vernachlässigt oder manchmal sogar als unsittlich abgewertet (Vgl. Storch, Hüther, Tschacher, 2006, S.7ff). Dabei haben bewusste, achtsame Körpererfahrungen großen Einfluss auf unsere geistige und körperliche Gesundheit und unser Wohlbefinden. Sie vermitteln uns unter anderem eine gesteigerte Sensibilität der eigenen Befindlichkeit bzw. Bedürfnisse bis hin zu einem allgemein gesünderen Lebensstil. Wer sich in Einheit mit sich und seiner Umwelt fühlt, ist nicht nur gesünder, sondern auch glücklicher. Glück hat also durchaus körperliche Aspekte: wir können es als Körpergefühl spüren und unser Körper kann uns Glücksmomente bescheren.

Die Forschungsergebnisse der Embodiment-Theorie (Embodiment = Verkörperung. These: Der Geist steht immer in Bezug zum ganzen Körper; Körper und Geist stehen in Bezug zur Umwelt. Vgl. Storch, Hüther, Tschacher, 2006, S.15.), der Yoga Tradition und der Neurobiologie definieren Körper und Geist als eine unzertrennliche Einheit, die so miteinander verwoben sind, dass jeder Prozess im Menschen von beiden Teilen beeinflusst wird. Der Mensch ist also weder nur sein Körper, noch reiner Geist. Forschungen und Studien der Neurowissenschaften belegen diese These: das Denken, der Verstand alleine, ist kein geeignetes Instrument, um sich damit in der Welt zurecht zu finden, denn er versagt oft, wenn es darum geht, komplexe Zusammenhänge zu erkennen oder sinnvolle Entscheidungen zu treffen, die das alltägliche (Über-)Leben ermöglichen. Im alltäglichen Sprachgebrauch nennt man diese Intuition auch Bauchgefühl. Empfindungen und körperliche Erfahrungen sind sogar unbedingt notwendig, damit der Mensch nicht (psychisch) krank wird und ein zufriedenes, glückliches Leben führen kann ((Vgl.) Storch, Hüther, Tschacher, 2006, S.77).

Es gibt bereits viele verschiedene Studien ((Vgl.) Ch. Fuchs, Yoga im Spiegel der Wissenschaft), die nachweisen, inwiefern Yoga die Heilung oder Besserung gesundheitlicher Beschwerden im physischen und psychischen Bereich unterstützt. Yoga wirkt aber auch präventiv - unabhängig davon, ob es sich um Korrekturen von Fehlstellungen des menschlichen Körpers, die Verbesserung der emotionalen Grundverfassung oder um Stressbewältigung handelt. Nicht nur in Bezug auf die genannten Wirkungen kann Yoga unsere Lebensqualität entscheidend verbessern. Yoga kann uns dazu veranlassen, unsere Lebensgewohnheiten grundlegend zu verändern: aufgrund einer verbesserten (Selbst-)Wahrnehmung durch die bewussten Körperübungen (Asanas), die Atemübungen (Pranayama) und die Bewusstseinsschulung in der Meditation kann man besser spüren und erkennen: "Was tut mir gut oder was schadet mir?!" Jede Form der Befindlichkeitsstörung frühzeitig wahrzunehmen und mit einer entsprechenden Veränderung der Lebensweise entgegen zusteuern ist zudem ein entscheidendes Kriterium nachhaltiger Gesundheitsbildung und -förderung ((Vgl.) Knörzer, 1994, S.14)! In der sensibilisierten (Selbst-)Wahrnehmung gründen auch Harmonie- und Balancefähigkeit, eine grundlegend positivere Einstellung zu sich selbst und das Vermögen, selbst sein eigener Lehrer sein zu können. Das alles sind weitere wichtige Faktoren, die zu einem ge-glück-ten Leben beitragen.

Zielsetzung

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Beitrag zur ganzheitlichen (Der Mensch muss ganzheitlich mit allen (alterspezifischen) Bedürfnissen wahrgenommen und gefördert werden, denn zur gesunden Identitätsbildung eines Menschen müssen Körper und Geist gleichermaßen angesprochen werden - Poppe, 1982) Persönlichkeitsförderung und -entfaltung zu leisten und den möglichen Einfluß von Yoga zu beschreiben, zu begründen und mit Hilfe von Fragebögen zu dokumentieren. Dafür werde ich Methoden auf körperlicher und geistiger Ebene aus dem Yoga und anderen Übungskonzepten vorstellen, die Menschen dazu befähigen, ihr Wohlbefinden (unser Wohlbefinden unterliegt unserer subjektiven Bewertung und umfasst mehr als Gesundheit, siehe 2.I.-2.III.) positiv zu beeinflussen bzw. herzustellen und ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten.

Gesundheit, Erfüllung und Lebensfreude können durch achtsame Körperarbeit und mentales Training aktiv mitgestaltet und beeinflusst werden. Yoga vereint Körpererfahrung und mentales Training in Form von Meditation, wodurch man nicht nur den Alltag besser und gelassener bewältigen, sondern sich selbst auch besser kennen und lieben lernen kann. Das hat auch positive Folgen für die (Selbst-)Wahrnehmung, die Lebensgewohnheiten und den Umgang mit den Mitmenschen. Yoga hilft, mit den eigenen Emotionen und denen anderer umzugehen.Yoga kann außerdem an sich eine sehr freudvolle, erfüllende Erfahrung im Sinne des "Flow"-Erlebens darstellen.

Ein gewisses Hintergrundwissen in Bezug auf Körpererfahrung und -wahrnehmung (siehe 2.III), die Einheit von Körper und Geist (siehe 1.V.) und mentalem Training (siehe 3.) ist notwendig, um zu verstehen, warum gerade Yoga ein besonders geeigneter Übungsweg zu einem physisch und psychisch gesunden, zufriedenen und ausgeglichenen Leben ist, das viele unserer psychischen Grundbedürfnisse (siehe 1.III) befriedigt.

Ich möchte darlegen, inwiefern Yoga durch Körpererfahrung (dazu gehören Körperübungen, die sogenannten Asanas und Atemübungen, das Pranayama) und Meditation einen Beitrag dazu leisten kann, die Lebensqualität und Lebensfreude zu steigern. Der Fokus liegt dabei auf der Verbesserung bzw. Herstellung der nachfolgenden Kriterien, die jeweils in den entsprechenden Kapiteln der Arbeit noch genauer definiert werden.

  • Sensibilisierung/Achtsamkeit: die Körperwahrnehmung, und gesteigertes Körperbewusstsein (siehe 2.III.)
  • Harmonie- und Balancefähigkeit (d.h. dauerhaft im Bereich der positiven Oszillation bleiben), (siehe 2.III)
  • das Selbstkonzept (siehe 1.III.: Das Selbstwertgefühl und das Schulfach Glück)
  • veränderte Lebensgewohnheiten/ ein positiverer Lebensstil (siehe 2.III)
  • freudvolle Erfahrungen (Flow-Erlebnisse) beim Yoga (siehe 2.IV.)

Mit Hilfe anthropologischer (siehe 1.V.), psychologischer (siehe 1.II.-1.III.) und therapeutischer bzw. praktischer (siehe 2.IV.- V. und 3.III.- IV.) Modelle versuche ich darüber hinaus diese bekannten Vorzüge von Yoga wissenschaftlich zu untermauern.

Aufbau der Arbeit

Zunächst möchte ich an dieser Stelle einen groben Überblick über die einzelnen Kapitel und deren Inhalte geben.

Im ersten Kapitel möchte ich die Grundlagen dieser Arbeit mit Hilfe theoretischer Modelle darlegen. Dazu gehören neben der Yoga Tradition und den anthropologischen Grundlagen (die ganz- heitliche Weltsicht und das Zusammenspiel von Körper und Geist) philosophische und psycholo- gische (die psychischen Grundbedürfnisse des Menschen und der Ressourcenbegriff) Erkenntnisse und Modelle, die ebenso den Begriff Glück genauer beleuchten.

Das zweite Kapitel stellt nicht nur den Bezug zwischen Körpererfahrung und Glück her, sondern vermittelt zudem wichtige Grundannahmen, in Bezug auf einen ganzheitlichen Gesundheitsbegriff und den Zusammenhang zwischen Gesundheit bzw. Wohlbefinden und Glück. Darüber hinaus möchte ich die psychologischen Aspekte von Körpererfahrung und die Rolle des Körpers in selbstregulativen Prozessen (denn unser Körper ist auch maßgeblich daran beteiligt, Ziele zu verwirklichen und "richtige" Entscheidungen zu treffen; siehe 2.VI.: Selbstmanagement über Körperarbeit)in Beziehung zu einem glücklichen und zufriedenen Leben setzen.

Im dritten Kapitel geht es um die Glücksmöglichkeiten, die mentales Training bzw. Meditation bie ten. Desweiteren stelle ich ein aktuelles Praxismodell zur Steuerung mentaler Prozesse vor und verdeutliche anschließend dessen Parallelen zum Yoga. Abgerundet wird das Kapitel durch die aktuellsten Erkenntnisse zum mentalen Selbstmanagement aus der Psychologie.

Das vierte Kapitel beinhaltet eine kleine Studie in Form einer Befragung 39 Yogis (ein Yogi ist eine Person, die Yogaübungen praktiziert) zur Verfizierung der Wirksamkeit des Yoga in Bezug auf ein glückliches, zufriedenes und selbstbestimmtes Leben. Die Hypothesen und der verwendete Fragebogen sind dazu in drei Sinnabschnitte (Gesundheit/ Wohlbefinden, Glück und Selbstmanagement) gegliedert und laufen in der Frage nach der generellen Verbesserung der Lebensqualität durch Yoga zusammen. Das Fazit der Studienergebnisse wird durch eine kritische Perspektive ergänzt und mit einem Ausblick abgeschlossen.

Grundlagen

Die Yoga Tradition

Definition

Yoga ist ein uraltes, ganzheitliches Übungssystem aus Indien, das sich über die Jahrtausende immer weiter entwickelt hat und sich den Bedürfnissen der Menschen angepasst hat. Yoga ist in seiner reinen und klassischen Form nicht religiös, sondern beschäftigt sich mit universaler Spiritualität. Man könnte es genauso wie die Psychologie als neutrale Wissenschaft zur Ergründung des Geistes und der Psyche verstehen. Ursprünglich war Yoga ein rein spiritueller Weg, der durch Meditation die Erleuchtung und Befreiung versprach. Die körperliche Seite des Yoga, die in der westlichen Welt besonders betont wird, entwickelte sich jedoch erst später mit der Entstehung des Hatha Yoga. In den ältesten yogischen Schriften, den Veden, wird Yoga als Praxis disziplinierter Innenschau oder meditativer Konzentration, die mit Opferritualen verbunden waren, dargestellt. Heute umfasst Yoga eine Reihe geistiger (Meditation und Konzentrationstechniken, Verhaltensregeln) und körperlicher Übungen (Körperübungen: Asanas, Atemübungen: Pranayama), die Körper, Geist und Seele harmonisieren.

Yoga lässt sich jedoch nicht als homogenes System darstellen, denn es gibt eine Vielzahl yogischer Pfade und Orientierungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und theoretischen Bezugsrahmen. Alle Richtungen haben jedoch eines gemeinsam: sie beschäftigen sich mit einem Seins- bzw. Bewusstseinszustand jenseits des alltäglichen Zustandes und verstehen sich als Weg zur Transzendenz oder Transformation des Ich. Es geht darum, eine innere Freiheit zu erlangen und unabhängig von äußeren Einflüssen zu werden ((Vgl.)Feuerstein, 2008, S.77ff). Anna Trökes formuliert es in ihrem Standardwerk zum Yoga besonders treffend: „Yoga will die Menschen in einen Zustand führen, der sie unabhängig, handlungsfähig und so frei wie möglich macht. Ein Anliegen, das nie an Aktualität eingebüßt hat.“(Trökes, 2000, S.10).

Im engeren Sinn steht der Begriff Yoga für das System des klassischen Yoga nach Patanjali, der Theorien und Praktiken in seinen Yoga Sutras (Sutra bedeutet wörtlich Schnur; in diesem Fall kann Sutra als Aphorismus oder Leitfaden übersetzt werden) beschreibt, welches heute noch als essentielles Grundlagenwerk praktizierender Yogis gilt. Auch Patanjali definiert in einigen Sutren den Begriff Yoga:

“yogas chitta vritti nirodha. Thada dratsu swarupe vastham.” (Yoga Sutras 1.2. und 1.3.) Übersetzt bedeutet dies: “Yoga ist das zur Ruhe bringen der Bewegungen des Geistes. Dann ruht der Wahrnehmende in seiner wahren Natur.”

Der Begriff Yoga kommt von der Wortwurzel yuja im Sinne von Konzentration ((Vgl.) Feuerstein, 2008, S.44). Die indogermanische Wortwurzel yuj bedeutet “anschirren, zusammenführen oder vereinigen von Pferden vor einem Wagen”. Im Yoga werden die Sinne wie wilde Pferde gezügelt und vor einen Wagen gespannt, der als Sinnbild für den menschlichen Körper dient. Der Wagenlenker ist unser Geist, der bestimmt, wohin Körper und Seele fahren. Moderne Indologen verwenden deshalb gerne die Übersetzung „Gespann“ für den Begriff Yoga ((Vgl.) Trökes, 2000, S.14ff).

Geschichte

Zu den wichtigsten Schriften des Yoga gehören die Veden, deren ältester Teil der Rig Veda ist; sie sind etwa im 3. Jahrtausend v. Chr. entstanden. Einige Teile wurden vermutlich schon im 4. und 5. Jahrtausend v. Chr. verfasst. Zu dieser Zeit siedelten entlang der Flüsse Sarasvati und Indus Sanskrit sprechende Arier (im 19. Jahrhundert bezeichnete die Wissenschaft das Nomadenvolk der Indo-Iraner als Arier. Sie galten als Urvolk der indoeuropäischen Sprachgruppe. Ihre Existenz wird u.a. in den Veden belegt; Vgl. Wikipedia: www.wikipedia.de), die später weiter nach Osten Richtung Ganges zogen. Hingegen vieler früherer Ver- mutungen wurde der Yoga also nicht von fremden Invasoren in die Region des heutigen Indiens ge- bracht ((Vgl.) Feuerstein, 2008, S.130f.).

Die früheren Praktiken des Yoga, so weiß man es aus den Veden, beinhalteten viele aufwendige Rituale und Opferhandlungen, die später durch symbolische Opfer ersetzt wurden. Brachte man früher Tiere, Reis oder Blumen dar, geht es heute eher um Verzicht oder um Stille im Geist. Unterstützt wird diese These durch Reflexionen in den Upanishaden (altindische, philosophische und religiöse Texte, etwa 800 v. Chr. verfasst), die in Gesprächen zwischen Meister und Schüler über existentielle Fragen der Menschheit nachdenken. Die Weisheiten des Yoga wurden früher mündlich von Lehrer zu Schüler weitergegeben. Nach den Upanishaden sind Gott und die Schöpfung identisch, wodurch Opfer und Rituale überflüssig werden, denn Alles ist Eins! Der Fokus liegt mehr darauf, Selbsterkenntnis zu erlangen, indem man das unsterbliche Selbst (Atman) in sich entdeckt. Eine Besonderheit des Yoga war damals die freie Zugänglichkeit für jeden. Jeder der Yoga praktizieren wollte, konnte dies ohne fremde Hilfe selbstständig tun, denn die Menschen waren für ihre Yogapraxis nicht mehr auf Priester angewiesen, die ihnen religiöses Wissen vermittelten oder Rituale zugänglich machten. Das Weltbild des Yoga unterstützt ebenfalls die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung des Einzelnen: Jeder kann Gott in seinem Inneren finden und somit sein Leben selbst in die Hand nehmen.

In der vorklassischen Periode (1000 -100 v. Chr.) entstand das philosophische Heldenepos „Mahabharata“, das in einem Teil das früheste komplette Werk über den Yoga enthält. In einem Dialog zwischen Gott Krishna (Meister) und Krieger Arjuna (Schüler) werden drei Yogawege erklärt, die den Menschen mit ihren individuellen Charakteren in ihren unterschiedlichen Lebenssituationen helfen, ihren Umständen gerecht zu werden und das Beste aus ihrem Leben zu machen. Dabei geht es darum, seine Lebenssituation anzunehmen und bestmöglich zu handeln, was auch als „Geschicklichkeit im Handeln“ bezeichnet wird. Die drei Yogawege gliedern sich in einen Weg des aktiven Handelns (Karma Yoga), in einen Weg der Erkenntnis über den Intellekt (Jnana Yoga) und in die Hingabe und Liebe (Bhakti Yoga) ((Vgl.) Trökes, 2000, S.15ff.).

Der nachfolgenden Zeit, der Klassischen Periode (100 v. Chr. -500 n. Chr.), entstammt eines der bedeutendsten Werke des Yoga: die Yoga Sutras des Patanjali. Mit diesem Werk begründet der Weise Patanjali, über dessen Existenz es keine gesicherten Nachweise gibt, systematisch die Wissenschaft des Yoga, welche bis heute gültig ist. Patanjali beschreibt einen achtgliedrigen Pfad, der nach wie vor die Basis des Raja Yoga (Königsyoga) bildet.

Unter dem Einfluss der Tantriker ab 500 n. Chr., die alles als Ausdruck des Göttlichen sahen, änderte sich die Wertschätzung des menschlichen Körpers entscheidend. Der Körper, der früher als hinderlich und zu bezwingendes Übel betrachtet wurde und der Kommandozentrale Geist unterstand bekam plötzlich eine neue Bedeutung. Im 8. Jahrhundert n. Chr. entwickelte sich dann auf der Grundlage des Tantrismus der körperorientierte Hatha Yoga ((Vgl.) Feuerstein, 2008, S.586ff und Trökes, 2000, S.18).

Ab dem 15. Jahrhundert n. Chr. verliert der Yoga immer mehr an Bedeutung, bis er im 20. Jahrhundert eine ungeahnte Wiederbelebung erfährt: Die kolonialisierten Inder besinnen sich zurück auf ihre eigenen kulturellen Wurzeln und mit Hilfe einiger Indologen und Religionswissenschaftler werden wichtige Grundlagenwerke des Yoga an die Öffentlichkeit gebracht.

Im Westen gibt es Hatha Yoga seit den 1930er Jahren, wobei er erst seit den 1960er Jahren richtig populär wurde, unterstützt durch einige bekannte Anhänger wie beispielsweise dem Schweizer Psychoanalytiker Carl Gustav Jung oder dem Dirigent und Violinenvirtuose Yehudi Menuhin. Bis heute wird Yoga im Westen oft aus der körperorientierter Perspektive gesehen und geübt, wobei die spirituelle Entwicklung dabei meist gänzlich in den Hintergrund rückt. Aspekte der Selbstverwirklichung und der Spiritualität setzen sich jedoch seit den späten 1990er Jahren wieder stärker durch. Es gibt mittlerweile neben den klassischen vier Yogawegen unzählige Unterformen, die hauptsächlich dem Hatha Yoga zuzuordnen sind ((Vgl.) Trökes, 2000, S.18-20).

Die vier traditionellen Yogawege auf einen Blick

(Vgl.) Bretz, 2003 und Feuerstein, 2008.

Karma Yoga=

Karma Yoga wird als Yoga der Tat bezeichnet und sieht den Sinn des Lebens im selbstlosen Dienen. Indem man seine Lebensumstände annimmt und sein Schicksal als Chance begreift, handelt man im Sinne des Karma Yoga. Die wichtigste Schrift des Karma Yoga ist die Bhagavad Gita, die Hinweise zum richtigen Handeln und Entscheiden im täglichen Leben gibt und dabei hilfreich ist, spirituelle Werte im Alltag zu integrieren und zu leben.

Übersetzt bedeutet das Wort “Karma” Handlung, Produkt, Arbeit oder Wirkung. Im Karma Yoga geht es darum, Freiheit im Handeln zu erlangen und alle egoistischen Motivationen aufzulösen. Ideal ist es, wenn das Handeln nicht mehr durch das Ego getrieben wird und das selbstlos getan wird, was getan werden muss. Wir opfern durch dieses egofreie Handeln unser Ich. Grundannahme des Karma Yoga ist, dass man nicht Nicht-Handeln kann, aber genau deshalb handelt man auch, indem man nicht handelt. Einer der bekanntesten Karma Yogis war der gewaltfreie Widerstandskämpfer Mahatma Gandhi. Er übernahm Verantwortung für sich und ein ganzes Volk und diente selbstlos und ohne Groll, um seine Pflicht zu erfüllen.

Bhakti Yoga

Bhakti Yoga ist der Yoga der Liebe und Hingabe (zum Göttlichen). Durch verschiedene Praktiken wie Gebete, Mantra Singen, Rituale und das Erzählen von Mythen und Heiligengeschichten soll das Herz geöffnet werden, damit der Übende in Kontakt mit dem Göttlichen gelangen kann. “Bhakti” bedeutet “in Gott sein” und ist höchste selbstlose Liebe zu Gott.


Jnana Yoga

Jnana Yoga wird als philosophischer Teil des Yogas oder Yoga des Wissens betrachtet. Genau wie die Philosophie stellt er Fragen wie: Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist der Sinn des Lebens? Was ist wirklich? Was ist Glück?

Jnana Yoga gliedert sich als Weg der Erkenntnis in vier Stufen:

  • Die erste Stufe umfasst das Hören bzw. Lesen von Weisheit;
  • die zweite Stufe das Nachdenken darüber (und eventuell diskutieren);
  • der dritte Schritt beinhaltet das Meditieren, um über das intellektuell Erfassbare hinauszugehen und es intuitiv begreifen zu können. Der vierte und letzte Schritt besteht darin, die Wahrheit vollständig zu erkennen und sie zu verwirklichen. Die meisten Schriften im Jnana Yoga sind in Dialogform, Gespräche zwischen Meister und Schüler, verfasst. Es geht darum, zwischen Realem und Nicht-Realem unterscheiden zu lernen, um so zur Erfahrung des höheren Selbst zu gelangen. Mit Hilfe der nondualistischen (ein nondualistisches Weltbild unterscheidet nicht in Gott und Individuum, d.h. die beiden Dualitäten sind aufgehoben) Vedanta Philosophie lernt der praktizierende Jnana Yogi, dass Brahman (das Göttliche) die unendliche, ewige und somit höchste Wirklichkeit ist und jedes Individuum eins mit ihm ist. Die Welt ist nichts als trügerischer Schein und nur Brahman ist die Quelle von Weisheit und Glückseligkeit.


Raja Yoga :

Dieser Yogaweg ist der jüngste unter den vier traditionellen Yogawegen und wird seit dem 16. Jahrhundert vermehrt praktiziert. Der Raja Yoga wird auch Königsyoga genannt und befasst sich vor allem mit der Schulung und Konzentration des Geistes und mit dem Ziel der meditativen Selbst- erforschung. Dazu gehören Techniken des mentalen Trainings und der Meditation.Übungstechniken des Raja Yoga umfassen Affirmationen (z.B. “Ich bin geduldig.”), Visualisierungen (Techniken zur geistigen Vorstellung von gewünschten Zuständen) , Achtsamkeit, Selbstbeobachtung und verschie- dene Meditationstechniken. Der Raja Yoga stützt sich auf die Yoga Sutras des Patanjali, der in ei- nem acht- gliedrigen Pfad (ashtanga marga) die Funktionsweise des Geistes beschreibt, die Ursachen von Leid erklärt und wie man künftiges Leid vermeiden kann. Es ist deshalb so wichtig zu wissen, wie der Geist beschaffen ist, da das gesamte menschliche Handeln durch den Zustand des Geistes bestimmt wird. Nur ein klarer Geist lässt ein erfolgreiches und konzentriertes Handeln zu. Im Alltag beschäftigt sich der Geist jedoch oft mit bereits Vergangenem oder Zukünftigen und ist mit seiner Aufmerksamkeit nicht in der Gegenwart, sondern zerstreut und abgelenkt. Ein weiterer wichtiger Punkt den Patanjali anspricht, sind die Hindernisse für mehr Klarheit und Ruhe, die sogenannten kleshas. Dazu gehört die falsche Einschätzung der eigenen Person; das Verlangen, etwas haben zu wollen; Abneigung oder Abwehr (etwas vermeiden wollen); Ängste und falsches Wissen. Die menschliche Wahrnehmung ist nie objektiv, sondern immer von Wünschen, Projektionen, Ängsten etc. geprägt. Jede der acht Stufen des Yogaweges baut auf der anderen auf. Die ersten beiden Stufen beinhalten Verhaltensregeln, die das tägliches Leben erleichtern sollen. Sie geben Richtlinien, wie man sich anderen gegenüber verhalten soll und welche Werte für jeden Einzelnen gelten sollten. Es muss also mit der ersten Stufe (yama) begonnen werden, die Vorschläge für das Handeln in der Welt und den Umgang mit anderen Menschen enthält. Man soll gewaltfrei, liebevoll, offen und wahrhaftig gegen- über seinen Mitmenschen sein. Die zweite Stufe (niyama) beinhaltet Ratschläge, die man selbst um- setzen muss: dazu gehören Qualitäten wie Zufriedenheit, Selbstreflexion, körperliche und geistige


25 Ein nondualistisches Weltbild unterscheidet nicht in Gott und Individuum, d.h. die beiden Dualitäten sind aufgehoben.

Reinheit, Vertrauen und stetiges Bemühen. Die dritte und vierte Stufe sind äußerliche Körper- übungen, die Körperstellungen (asanas) und Atemkontrolle (pranayama). Die asanas helfen den Menschen sich zu sammeln und zu zentrieren. Patanjali beschreibt auch genau welche Qualität eine asana haben soll: sie soll stabil und gleichzeitig leicht (Anm.: unverkrampft) sein. Die Regulierung des Atems hilft, Zugang zu den eigenen Gefühlen zu bekommen und den Geist zu klären bzw. zu beruhigen. Diese ersten vier Stufen sind für die meisten Menschen gut zugänglich und zudem gut geeignet, um die eigenen Ressourcen zu aktivieren und diese nutzen zu können. Der Beitrag von asanas und pranayama liegt hierbei deutlich auf der Hand, denn sie verhelfen direkt zu mehr Klar- heit und innerer Zentrierung. (Mehr dazu in den folgenden Kapiteln.) Die nächsten vier Stufen sind anspruchsvollere geistige Übungen, die damit beginnen die Sinne die innere Mitte des Menschen zurückzuziehen (5.Stufe: pratayahara), langsam die Konzentration stei- gern (6.Stufe: dharana) bis man völlig selbstvergessen und mühelos in der Meditation (7.Stufe: dhyana) sitzen kann. Die letzte Stufe des achtgliedrigen Pfades ist samadhi und beschreibt den Zustand der vollständigen inneren Freiheit. In samadhi verschmilzt das, was man tut und empfindet und man fühlt die Einheit zwischen sich und der Welt. Dieser letzte Zustand wird auch Befreiung oder Erleuchtung genannt und nur von sehr wenigen Menschen erreicht. Auch wenn man demnach auf dem Yogapfad kaum Aussicht auf diese vollkommene Erlösung hat, lohnt es sich die innere Sammlung der Stufen 5 bis 7 zur Schulung des Geistes zu üben, um dem Glück ein Stück näher zu kommen. Die mentalen Prozesse im Yoga und deren Auswirkungen auf die Lebensqualität erkläre ich ausführlich im dritten Kapitel.


Hatha Yoga:

Hatha Yoga entwickelte sich im Mittelalter und ist der wohl im Westen bekannteste Yoga, wobei er häufig auf seine körperliche Komponente reduziert wird. Es gibt zwar viele praktische und körper- liche Übungen im Hatha Yoga wie Yogastellungen (asanas), Atemübungen (pranayama), Tiefen- entspannungstechniken, Ratschläge für eine gesunde Lebensführung und Ernährung, die jedoch alle einem höheren, spirituellen Ziel dienen: das Transzendieren des Ich, des Selbst und die Verwirk- lichung des Göttlichen. Hatha Yoga ist eine Unterform des Raja Yoga und soll den Menschen zum Raja Yoga befähigen und vorbereiten. “Hatha” bedeutet übersetzt soviel wie Anstrengung. Die Sil- be “Ha” bedeutet Sonne (wärmende, aktivierende Energie), “Tha” bedeutet Mond (kühlende, auf- bauende Energie), was im übertragenen Sinn so gedeutet werden kann, dass Hatha Yoga die Verei- nigung und Harmonisierung der beiden Energien darstellt. Der Yogi sorgt für sich und seine Ge- sundheit verantwortungsvoll. Der Körper ist der Tempel der Seele und wird dementsprechend ge- pflegt. Der Mensch wird jedoch nicht nur auf den physischen Körper reduziert, sondern als Ganzes

betrachtet: als Einheit von Geist, Körper und Seele. Neben den körperorientierten Übungen werden auch positives Denken und intensive Meditation geübt.


Kundalini Yoga:

Kundalini Yoga ist auch eine Unterform von Raja Yoga und dient der Energieerweckung. Kunda- lini Yoga ist ein Teil des Tantra und wird deshalb auch oft weißer Tantra genannt. Zum weißen Tantra gehören Praktiken zur Reinigung des Astralkörpers und zur Erweckung der Schlangen- energie (Kundalini). Es gibt fünf Zweige des Kundalini Yoga: Mantra Yoga: Durch Klangenergien in Worten oder Buchstaben werden Energiekanäle (Nadis) und

Energiezentren (Chakras) angesprochen.

Nada Yoga: Klangenergien in Form von Noten und Musikinstrumenten wirken auf den Menschen. Yantra Yoga: Mit Hilfe von Konzentration auf geometrische Formen und Figuren, Farben und Symbole werden Energien geweckt. Laya Yoga: Im Yoga der Auflösung werden grobstoffliche Energien durch Meditation transfor- miert und als göttliche Energie wahrgenommen. Hatha Yoga : Praktiken, die den Körper vorbereiten. (siehe Hatha Yoga)





Siehe auch

Weblinks

Wissenschaftliche Studien zur Wirkung von Yoga:

Seminare

Yogalehrer Ausbildung

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Yogalehrer Weiterbildung: Yoga für Menschen mit besonderen Beschwerden=

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Yoga für den Rücken

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Yogatherapie

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