Frage: Unterschied zwischen den Versionen

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==Das Fragen — kein Denkvorgang==
==Das Fragen — kein Denkvorgang==
ein Dialog zwischen einem Schüler und seinem [[Meister]] [[Ramana Maharshi]] aus einer Nacherzählung von [[Heinrich Zimmer]] aus seinem Buch "Der Weg zum Selbst" 1944 erschienen im Rascher Verlag Zürich
Dialog zwischen einem Schüler und seinem [[Meister]] [[Ramana Maharshi]] aus einer Nacherzählung von [[Heinrich Zimmer]] aus seinem Buch "Der Weg zum Selbst" 1944 erschienen im Rascher Verlag Zürich


:Der Schüler: Wenn ich ohne Unterlaß Regungen des Denkens verwerfe, — kann das unterscheidendes Fragen (Vichâra) heißen?
:Der Schüler: Wenn ich ohne Unterlaß Regungen des Denkens verwerfe, — kann das unterscheidendes Fragen (Vichâra) heißen?

Version vom 15. Oktober 2013, 14:04 Uhr

Eine Frage ist eine Bitte um Rat oder Auskunft oder um die Äußerung der Ansicht oder Meinung eines anderen. Der Fragende erhält im Allgemeinen eine Antwort. Eine Frage kann auch eine höflich formulierte Aufforderung sein.

Swami Sivananda antwortete auf zahlreiche Fragen seiner Schüler. Hier einige Antworten, die der Meister zu den Fragen seiner Schüler hatte:

Swami Venkatesananda und Swami Sivananda

Frage und Antwort über die Meditation

Frage: Soll ich vor der Meditation ein Bad nehmen? Antwort: Bist du stark, kräftig und unternehmend genug, erlauben es Jahreszeit und Wetter, bist du von jugendlicher Frische, dann nimm ein Bad in kaltem, lauem oder heißem Wasser, je nach Belieben. Im anderen Fall wasche deine Hände, Füße und Gesicht mit kaltem Wasser. Schlucke in kleinen Zügen (Achamaniya) Wasser, während du das Mantram wiederholst: »Achyutaya namaha OM, anantaya namaha OM, govindaya namaha OM!«

Frage: Wie kann man sich bei der Meditation auf den einen Punkt (Ekagrata) konzentrieren? Antwort: Konzentriere dich zuerst ein Jahr lang auf das Bild des Gottes Hari mit seinen vier Händen. Wende dich dann der abstrakten Meditation über eine Idee zu. Du kannst beispielsweise über den einen unteilbaren Atman meditieren, der in allen Geschöpfen wirkt und in das tiefste Bewusstsein eindringt, wie der Äther (Am, Ekam, Akhanda, Chidakasha, Sarvabhuta, Antaratma).

Frage: Meine größte Schwierigkeit besteht im Konzentrieren der Gedanken. Immer wieder entweichen sie. Was kann man dagegen tun? Antwort: Verstärke deine Entsagung (Vairagya) und deinen Eifer (Abhyasa). Unaufhörlich, immer von neuem, musst du dich bemühen, deine Gedanken auf den erwählten Gegenstand hinzulenken (Lakshya). Kannst du das Abwandern der Gedanken von fünfundfünfzig auf fünfzig Mal verringern, ist dies schon ein großer Erfolg. Absichtliches Schweigen (Mauna) kann dir von großer Hilfe sein. Im Winter mußt du dich am Morgen, Nachmittag, abends und nachts zur Meditation hinsetzen.

Frage: Was kann ich außer Pranayama machen, um die Gedanken, die sich während der Meditation verdunkeln, zu erheben? Soll ich Autosuggestion üben? Antwort: Ermüdet dein Bewusstsein, dann wiederhole: "Ich bin Atman, ich bin voller Erkenntnis. Ich bin Jnana Svarupa, das Wesen der Erkenntnis selbst. Ich bin allwissend. Om. Om. Om.« Deine Gedanken werden sich auf diese Weise erheben und in der Meditation festigen.

Frage: Ein Yogi erzählte mir, dass ich während der Meditation über Gott den Klang von Krishnas Flöte und seiner Muschelschale (Shankha Nada) vernehmen könnte. Ist das wahr? Und wie kann ich es erreichen? Antwort: Was dir gesagt wurde, ist wahr. Konzentriere dich auf Krishnas Bild und du wirst diese beiden Töne vernehmen. Schließe die Ohren mit beiden Daumen, mit gelbem Bienenwachs oder Watte und konzentriere dich fest auf die Töne, die du im rechten Ohr vernehmen wirst. Übe dies nachts.

Frage: Warum sollen wir Zeit auf die Meditation verschwenden? Gott verlangt nicht nach unseren Gebeten. Antwort: Ziel des Lebens ist es, göttliche Erkenntnis und Selbstverwirklichung zu erreichen. Nur dies vermag unser Elend, unsere Wiedergeburten, unser Altern und Sterben zu beenden. Diese Erkenntnis können wir durch Meditation über Gott erlangen. Andere Möglichkeiten gibt es nicht. Gott führt uns zu Gebet, Japam usw., weil Er unsere Gedanken inspiriert (Preraka).

Frage: Hilft mir Gott während der Meditation? Antwort: Ja. Seine innere Gegenwart, die unser Herz erleuchtet, wartet mit geöffneten Armen, um den wahrhaft Anbetenden aufzunehmen.

Frage: Ist es ratsam, abends nach dem Essen zu meditieren? Ein Hausvater ist abends so oft gestört, dass er schwerlich die Zeit zur Meditation finden kann. Antwort: Eine zweite Meditationssitzung am Abend ist unbedingt notwendig. Auch wenn die Zeit knapp ist, kann man immer noch vor dem Schlafengehen etwa zehn bis fünfzehn Minuten für die Meditation erübrigen und auf diese Weise die geistigen Eindrücke (Samskaras), unschätzbare Werte für dich, verstärken. So wirst du auch keine schlechten Träume haben. Die göttlichen Gedanken werden während deines Schlafes weiter wirksam sein, und die guten Eindrücke werden gegenwärtig bleiben.

Frage: Welcher Unterschied besteht zwischen Japam und Meditation? Antwort: Japam ist das schweigende Wiederholen des Namens Gottes. Meditation ist der ununterbrochene Gedankenfluß zu Gott hin. Wenn du wiederholst: "0m namo narayana" ist dies das Japam des Mantram Vishnus. Wenn du an die Muschelschale, an Diskus, Zepter und die Lotusblume in den Händen Vishnus, an seine Ohrgehänge, seine Krone, an sein Kleid aus gelber Seide (Pitambara) denkst, ist dies Meditation.

Frage: Gib mir praktische Unterweisungen zur Meditation. Antwort: Setze dich in der Lotusstellung (Padmasana) oder im »Vollkommenen Sitz« (Siddhasana) in ein einsames Zimmer, Kopf, Hals und Rumpf in einer geraden Linie. Schließe die Augen und stelle dir vor, dass eine strahlende Sonne dein Herz erleuchtet. Stelle das Bild des Gottes Vishnu in die Mitte einer Lotusblume, später in die Mitte der strahlenden Sonne und sage in Gedanken sein Mantram "OM namo narayana" auf. Betrachte in Gedanken sein Bild von Kopf zu Fuß, mit den Waffen in seiner Hand und vertreibe alle weltlichen Gedanken.

Frage: Beim Meditieren wird mir der Kopf schwer. Wie kann ich das vermeiden? Antwort: Reibe den Kopf mit Myrobolam-Öl (Amalaka) ein und nimm ein kaltes Bad. Schütte kaltes Wasser über deinen Kopf, ehe du dich zur Meditation hinsetzt. So wirst du dich wohl fühlen. Aber kämpfe nicht gegen deine Gedanken.

Frage: Ist Einsamkeit notwendig? Antwort: Sie ist unbedingt notwendig und unvermeidbar.

Frage: Wie lange soll man in Abgeschiedenheit leben? Antwort: Bestimmt drei Jahre lang.

Frage: Wie soll ich mich für ein kontemplatives Leben vorbereiten? Antwort: Verteile deinen Besitz unter deine Söhne und mache wohltätige Stiftungen. Behalte nur genug für das tägliche Leben zurück. Schreib deinen Söhnen nicht und kümmere dich nicht um ihre Pläne. Wenn du nun die Meditation beginnst, werden deine Gedanken Frieden finden. Entschließe dich ohne Verzug, denn du hast keine Zeit zu verlieren.

Frage: Als ich in Uttarakashi lebte, empfand ich vollkommene Hingabe (Nishtha), Antrieb zum Erhabenen (Vrittis) und gute Konzentration (Dharana). Dies alles verschwand, als ich wieder in die Ebene zurückkehrte, trotz meiner geistigen Disziplin (Sadhana). Wie kommt das, und wie kann ich die frühere Haltung zurück gewinnen?

Antwort: Der plötzliche Kontakt mit weltlich gesinnten Menschen beeinflußt das Bewusstsein und zerstreut die Gedanken (Vikshepa). Sie passen sich der Umwelt an und entwickeln schlechte Gewohnheiten. Umgebung und unerfreuliche Beziehungen spielen eine wesentliche Rolle und üben einen schlechten Einfluß auf die Gedanken des Schülers (Sadhak) aus. Alte, unbewußte Eindrücke werden neu belebt. Ich möchte dir raten, sofort nach Uttarakashi zurückzukehren, ohne eine Minute zu verlieren. Das Bewusstsein, aus der subtilen Materie der Nahrung gebildet, die es empfängt, bewahrt den Eindruck dessen, der die Nahrung spendet. Deshalb soll man sich keinem verpflichten und ein unabhängiges Leben führen, im Vertrauen auf sein Selbst.

Copyright Divine Life Society

Das Fragen — kein Denkvorgang

Dialog zwischen einem Schüler und seinem Meister Ramana Maharshi aus einer Nacherzählung von Heinrich Zimmer aus seinem Buch "Der Weg zum Selbst" 1944 erschienen im Rascher Verlag Zürich

Der Schüler: Wenn ich ohne Unterlaß Regungen des Denkens verwerfe, — kann das unterscheidendes Fragen (Vichâra) heißen?
Der Meister: Es mag ein Schritt dazu sein, Aber das wirk-liche Fragen hebt an, wenn du dich an dein Selbst heftest, und ist schon jenseits der Denkbewegungen, jenseits der Wellen des Denkens.
Der Schüler: Dieses Fragen ist also kein Denkvorgang?
Der Meister: Nein, es ist ein inneres Sondern, ein inneres Suchen.
Der Schüler: Es ist also eine Art innere Schau (Dhyâna)?
Der Meister: Es ist ein Festhalten an einem Stande, der unberegt von Denkvorgängen ist, ein gesammeltes Bemühen (Abhyâsa) oder Bestreben (Sâdhanâ): du bist wachsam, Aber dieser Zustand wird immer mächtiger und tiefer, wenn alle Anstrengung und alles bewußte Bestreben dich verlassen, — das ist der Stand erreichter Vollendung (Arûdha Siddhi).

Siehe auch

Literatur

  • Der Weg Zum Selbst von Heinrich Zimmer, Rascher Verlag Zürich, 1944, 1. Auflage